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Subtilität in der Lyrik - wer braucht sie noch?

 
 
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Abari
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Beitrag02.02.2023 11:33

von Abari
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Hey,

spät, aber doch. Sorry.

dürüm hat Folgendes geschrieben:
Was mich gleich gestört hat, abgesehen von der Beschränkung auf die "deutsche" Poesie, war dieses unsägliche "entweder-oder"-Denken.

Was ist mit lyrischer Prosa?  Was ist mit einem Epos? Wie kann ich die Odyssee und ein Haiku in die gleiche Schublade stecken und jeglichen Prosatext in eine andere.


Es gibt immer Überschneidungen. Das finde ich völlig legitim und kein bisschen ehrenrührig. Das Dram bedient sich ja auch des Blankverses, bei Shakespeare bspw. tritt das Sonett hinzu. Aber darum sollte es mir gar nicht gehen. Wenn es Dir gelegener ist, können wir die Lyrik als Gattung streichen und über Subtilität in Texten diskutieren, aber dann wäre dieser Faden in der Selbsthilfe besser aufgehoben.

dürüm hat Folgendes geschrieben:
Sind es nicht einfach zwei entgegengesetzte Enden auf einem Kontinuum? Und wer bin ich, der sagt hier genau ist die Grenze zwischen Prosa und Lyrik.

Warum kann ein Prosa Text einen Leser nicht in den Himmel heben? Ich verstehe auch nicht, warum Lyrik immer als schwach und verletzlich dargestellt wird ...


In ihrer Reinstform ja, wenn wir die Dramatik ausblenden, was textmechanisch, um bei Grillparzer zu bleiben, als gegeben betrachtet wurde.

Vielleicht meinte er mit der "Bodenständigkeit" der Prosa und der "Himmelsstürmerei" der Lyrik auch, dass beide sich verschiedener Mittel bedienen. Wir dürfen nicht vergessen, wann Grillparzer gelebt hat und dass es damals eine "moderne Literaturrezeption" noch gar nicht gab. Er beobachtete aus der Perspektive der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts und für die damalige Zeit ist seine Analyse gar nicht so abwegig. Zumal man damals erst begann, aus dem Schubladendenken des 18. Jhdts. auszubrechen und zu "connecten".

Nochmal zu den Mitteln: Lyrik braucht mE das ungesagte Wort, den Subtext, um zu wirken. Wenn ich mir moderne Gedichte - auch hier im Forum - anschaue, so wird ja regelmäßig die "große Story dahinter" gelobt, die in wenig[st]en Worten eingefangen wurde, währenddessen sich die Prosa befleißigt, alles zu erzählen und alles Textrelevante mitzuteilen, was sich die Leserschaft in der Lyrik denkt, denken muss. Daher rührt vielleicht auch das Bild schon von früheren Zeiten her. Vielleicht, weil Lyrik oft mit wenigen, zerbrechlichen Worten das aussagt, was die Prosa kernig entfaltet und die beiden eben dann doch unterscheidet. Sonst dürfte es ja eins sein.


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LG
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Abari
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Beitrag02.02.2023 11:33

von Abari
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Hey schwarzer lavendel,

auch Dir ein Danke für das Gedulden.

schwarzer lavendel hat Folgendes geschrieben:
das war natürlich (nicht besonders subtil) ironisch. ich kenne den vorwurf und finde ihn schwierig. das ist, als würdest du einer malerin vorwerfen, dass die welt gar nicht so aussieht, wie sie sie malt.


Vorwurf sollte es eigentlich keiner sein. Eher eine Frage, die ich diskutierenswert fand.

schwarzer lavendel hat Folgendes geschrieben:
und brauchen - nun ja: der mensch lebt nicht von brot allein. ich halte mich oft an gedichten fest. prosa ist auch okay.


Ich bin mir gerade unschlüssig, was Du meinst. Es ging ja nicht darum, zu eruieren, ob es Lyrik de facto braucht - hey, ich bin auch Lyriker und atme in Gedichten - sondern die Subtilität steht zur Debatte.


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anuphti
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Beitrag02.02.2023 14:07

von anuphti
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Zitat:
Vielleicht, weil Lyrik oft mit wenigen, zerbrechlichen Worten das aussagt, was die Prosa kernig entfaltet und die beiden eben dann doch unterscheidet. Sonst dürfte es ja eins sein.


Hallo Abari,

Ich finde es süß, dass Du die wenigen Worte in der Lyrik als "zerbrechlich" bezeichnest. Empfinde ich es doch oft genau umgekehrt.

In der Prosa sind Worte alleine schwach und stützen sich gegenseitig, während in der Lyrik Worte wahre Einzelkämpfer sind.
Hier stehe ich und kann nicht anders.
Trutzig, stur, der Sonne entgegen. Ohne Rücksicht auf Verluste.

lol

Aber ich versuche herauszufinden, was Du mit Subtilität meinst, und komme da auch zu den verschiedenen Möglichkeiten, in der Lyrik unterschiedliche Deutungsebenen zuzulassen.
Und ja, die sind bitter notwendig. Ohne diese subtile Eröffnung wäre es Mathematik. Oder halt Prosa.

Dinge wegzulassen, damit der Leser sie hinzufügen kann, das ist Lyrik.

Danke für diesen Thread!!
Liebe Grüße
Nuff


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Abari
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Beitrag02.02.2023 15:02

von Abari
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Hey anuphti,

anuphti hat Folgendes geschrieben:
Ich finde es süß, dass Du die wenigen Worte in der Lyrik als "zerbrechlich" bezeichnest. Empfinde ich es doch oft genau umgekehrt.

In der Prosa sind Worte alleine schwach und stützen sich gegenseitig, während in der Lyrik Worte wahre Einzelkämpfer sind.
Hier stehe ich und kann nicht anders.
Trutzig, stur, der Sonne entgegen. Ohne Rücksicht auf Verluste.

lol

Aber ich versuche herauszufinden, was Du mit Subtilität meinst, und komme da auch zu den verschiedenen Möglichkeiten, in der Lyrik unterschiedliche Deutungsebenen zuzulassen.
Und ja, die sind bitter notwendig. Ohne diese subtile Eröffnung wäre es Mathematik. Oder halt Prosa.

Dinge wegzulassen, damit der Leser sie hinzufügen kann, das ist Lyrik.


Schwach und zerbrechlich sind zweierlei Dinge für mich: Glas ist zB zerbrechlich, dennoch äußerst widerstandsfähig und langlebig.
Natürlich gibt es weniger resistente Dinge auf der Welt. Aber in der Prosa - eine These - wäre es die Erzählstimme, die die Leserschaft durch die Geschichte geleitet und begleitet, während die Lyrik diesen Prozess mehr oder minder "lediglich" anstößt und die Leserschaft dann ihren Gedanken nachhängen lässt. Nichtsdestotrotz kann ein gutes Gedicht mindestens so gehaltvoll wie eine Kurzgeschichte sein. Aber ich verstehe, was Du meinst. Umso gewogener wird jedes Wort sein, weil sich sonst epische Breite platziert, die der Lyrik in den meisten Fällen eher abträglich ist. Großformen wie die Ballade sind bspw. episch ausgebreitet und funktionieren dennoch nach den Gesetzen der Lyrik.

Interessant, dass Du mit Luther kommst, oder dem, was ihm in den Mund gelegt wurde. lol2 Hat doch gerade er es auf eigentümliche Art verstanden, Lyrik, Prosa und Theologie zu verbinden und in Frieden zu bringen.

Weiß nicht recht, was Prosa diesbezüglich leisten kann. Aber um bei der Subtilität zu bleiben: Ich meine damit, ob es dieser als Subtext bedarf oder ob es inzwischen obsolet ist. Ich meine keine Moral. Wenn ich mir zB. DDR-Kabarrett ansehe, kann ich den Subtext nicht mehr wirklich lesen und bedürfte einer Erklärung, die aber zu liefern den Witz dekonstruierte. Denn dort wurde aus Notwendigkeit mit Subtilitäten hantiert, die mit dem Untergang der DDR verschwand. Ich möchte lediglich untermalen, worum es mir geht: Echte Subtexte, die vielleicht mit gesellschaftlichen Umbrüchen nicht mehr notwendig erscheinen. Selbst das politische Gedicht darf in Deutschland alles und das ist auch gut so. Aber muss es denn immer gleich ein Böhmermann oder Schmidt sein?
Die Kabarettisten sind in den letzten Jahrzehnten immer mutiger und offener geworden. Das freut mich. Aber braucht dann denn die Lyrik noch Subtexte oder ist die Leserschaft bereits zu "abges[t]umpft", um es provokant auszudrücken? Braucht es "Tiefsinn", um zu wirken? Und wenn ja, wie könnte das geschehen? Wenn nein, was spricht dagegen?


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Soleatus
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Beitrag03.02.2023 13:38

von Soleatus
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Hallo Abari!

Vielleicht lohnt sich auch, zusätzlich zu "Wer braucht sie noch?" zu fragen "Wieviel ist noch möglich in einer Zeit, in der die Vorstellungswelten sich immer weiter vereinzeln und die geistigen Gemeinsamkeiten, auf die man bei der Gestaltung zugreifen kann, immer weniger werden?"

Gruß,

Soleatus
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Abari
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Beitrag03.02.2023 13:41

von Abari
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Hey,

Soleatus hat Folgendes geschrieben:
Vielleicht lohnt sich auch, zusätzlich zu "Wer braucht sie noch?" zu fragen "Wieviel ist noch möglich in einer Zeit, in der die Vorstellungswelten sich immer weiter vereinzeln und die geistigen Gemeinsamkeiten, auf die man bei der Gestaltung zugreifen kann, immer weniger werden?"

Eine ganz hervorragende Idee. Magst Du einige Ansätze offerieren?


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LG
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Skarabäus
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Beitrag03.02.2023 17:09

von Skarabäus
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[quote="anuphti"]
Zitat:

Dinge wegzulassen, damit der Leser sie hinzufügen kann, das ist Lyrik.


Unterschreibe ich sofort und hervorragend auf den Punkt gebracht. Aber ist allein das Weglassen von Dingen subtil? Natürlich ist es eine Möglichkeit, ein Mittel. Eine andere wäre beispielsweise die Verwendung von Chiffren.

Wer braucht Subtilität noch?

Nun, eine Antwort von mir ist der/die AutorIn aus Gründen des Selbstschutzes. Gedichte entstehen oft "ganz tief in uns". Man öffnet sich den Rezipienten auf eine Weise, wie man es möglicherweise einem Gesprächspartner gegenüber nicht könnte oder tun würde. Ein gewisses Maß an Subtilität streut die Intensität des Scheinwerferstrahls und verschleiert das beleuchtete Objekt, so dass ein Interpretationsspielraum und somit ein Stück Privatsphäre bleibt.
Ich erinnere mich daran Gedichte gelesen zu haben, wo ich hinterher dachte "So genau wollte ich das jetzt nicht wissen."
Das geht in die Richtung der von Abari genannten Hau-drauf-Kabarettisten.

Ein anderes Argument wurde bereits genannt und steckt auch in dem Zitat von Anuphti. Das Subtile möchte enträtselt werden. Es möchte, dass ich mich intensiver mit dem Gedicht beschäftige und hält als Belohnung ein beglückendes Aha-Erlebnis bereit. Genau hier liegt die Schwierigkeit und große Kunst, wie ebenfalls mehrfach anklang: Wie schwer macht man es den Rezipienten an den köstlichen Kern zu kommen, damit sie nicht am Ende frustriert aufgeben, weil sie die Chiffre nicht knacken können. An diesem Punkt kommt die Anmerkung von Soleatus ins Spiel: Werden die Gemeinsamkeiten, die man beim Gegenüber voraussetzen kann immer weniger, bedingt durch unsere moderne Medienkultur? Das finde ich ebenfalls eine sehr spannende Frage.

Viele Grüße
Skarabäus
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Soleatus
Reißwolf


Beiträge: 1002



Beitrag04.02.2023 23:43

von Soleatus
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Hallo!

Abari, ich bekomme von der Gegenwartslyrik nicht besonders viel mit; aber ich meine doch, der "Verlust an Gemeinsamkeit" ist da und wirksam. Was man da tun kann, wer weiß. Mir ist ein wenig so, als würde es teils angenommen und dann dadurch aufgefangen, dass eben auch für kleinere Kreise geschrieben wird, mit denen man sich in ungefährer Übereinstimmung weiß.

Anuphti, du schreibst: "Dinge wegzulassen, damit der Leser sie hinzufügen kann, das ist Lyrik." Hm. Da wendete ich ein, dass das immer noch den Verfasser als Bestimmer wertet und den Text ein wenig in Richtung "Rätsel mit Auflösung" schiebt. Wahrscheinlich meinen wir ziemlich dasselbe, aber ich sagte lieber "Raum für den Leserhörer lassen".

Skarabäus, das mit dem "Selbstschutz" hält die Verbindung zwischen Text und Verfasser eng – der Text in Abhängigkeit von und als Ausdruck eines ihn verantwortenden Menschen. So was gibt es immer, gerade in Foren; aber das sind die Texte, die jedenfalls mich am wenigsten kümmern. Meint, das Absehen vom Verfasser, das (siehe oben) Raumlassen ist eigentlich schon im Gedicht selbst angelegt, in dessen Selbstständigkeit und seiner Hinwendung zum anderen Menschen, und muss nicht erst durch "Subtilität" erkauft werden?!

Allgemein – Gedichte leben davon, scheitern zu dürfen. Auch nur so ein Eindruck, aber: Die Bereitschaft, ein Gedicht gelten zu lassen, obwohl es für diesen besonderen Leserhörer gescheitert ist, hat in den letzten zehn Jahren jedenfalls im Forenbetrieb nicht unbedingt zugenommen, scheint mir. Was der Bereitschaft, als Verfasser auf "Subtilität" zu setzen, womöglich nicht unbedingt nützt?

Vielleicht führen ja auch die Mechanismen einer Social-Media-Welt zu solchen Erscheinungen? Wenn erwartet wird, sich zu einem Inhalt unmittelbar bejahend oder verneinend, jedenfalls in Form einer die eigene Person erkennbar werden lassenden Rückmeldung verhalten zu können, ist "Subtilität" womöglich nicht der passende Weg dazu.

Gruß,

Soleatus
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anuphti
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Beitrag05.02.2023 11:16

von anuphti
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Liebe Alle,

nachdem ich das Gefühl habe, nach den vielen wertvollen Beiträgen, die ich mit großem Interesse gelesen habe, dass jeder von uns unter "Subtilität" etwas anderes versteht, würde mich tatsächlich interessieren, wie jeder einzelne von Euch "Subtilität" definiert. Vor allem natürlich im Zusammenhang mit Lyrik.

Zum Teil habe ich es so verstanden, dass es um "zensurvermeidende" Formulierungen geht (z.B. DDR), aber das kann es ja alleine nicht sein, oder?

Oder um sexuelle Untertöne, die eine gewisse Zweideutigkeit bewirken, aber immer vor historischem oder gesellschaftlichem Wissen, wie diese Zweideutigkeiten zu interpretieren sind.

Ich habe unter Subtilität etwas viel Unspezifischeres verstanden. Also eigentlich weniger, dass die Gesellschaft etwas "identisch" interpretieren muss (vor dem Hintergrund eines gemeinsamen Wissens, z.B. in repressiven Regimes (NS Zeit oder DDR), sondern, dass es bei Subtilität um etwas geht, was auf den ersten Blick verborgen ist. Bei dem der Leser/Hörer aktiv "arbeiten/sich bemühen" muss, um die verschiedenen Ebenen zu erfassen.

So ähnlich wie bei diesen "3-D-Bildern", wo man die Augen ins Unendliche fokussieren muss, damit das Bild erscheint.
Und nicht nur das Vordergründige sieht.

Oder liege ich mit meiner Interpretation völlig daneben?

Mir ist Lyrik mit mehreren Ebenen lieber als "Brachial-Lyrik". Die gibt es natürlich auch, ist aber nicht meins. Aber darum geht es hier in diesem Faden ja auch nicht.

Also würde ich mich freuen, wenn Ihr mir erklärt, was genau Ihr unter Subtilität in der Lyrik versteht. (Gerne mit Beispiel smile extra )

Vielen lieben Dank und liebe Grüße
Nuff


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PaulaSam
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Beiträge: 561
Wohnort: Regensburg


Beitrag06.02.2023 14:18

von PaulaSam
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Ja, ich glaube auch, das ist der Kern, der die Gemüter spaltet.
Für mich ist Subtilität in der Literatur, wenn etwas mit "unverfänglichen", "vieldeutigen" oder "bildreichen" Worten verdichtet und/oder verschleiert erzählt wird, um eine Botschaft, Ungeheuerlichkeit oder etwas sehr intimes "handlich" verpackt wird, das mehr erzählt, als allein in den Worten zu lesen ist.

Hört sich jetzt auch wieder viel- und nichtssagend an, oder? Und genau das ist Subtilität - viel und nichtssagend, je nach Interpretation, die natürlich von der Fantasie, den Erfahrungen und dem Willen zur Interpretation des Lesers abhängt.

Ein Beispiel aus einem meiner Gedichte (urheberrechtlich geschützt) in dem es um Zwillingsschwestern geht, die ihrem brutalen Elternhaus zwar entkommen aber den selischen Spuren, die dieses Elteernhaus in ihnen hinterlassen hat, nicht entfliehen können.

2. Strophe
Sie keimen auf kargem Boden,
gefangen in Dornen, verfroren.
Einander sie Wärme spenden,
beharrlich dem Leben zuwenden.

7. Strophe
Ihre Blüten endlich knospen,
sauer, salzig, süß sie kosten,
sich zur Sonne strecken,
mit warmem Licht bedecken.

8. Strophe
Die Sommer das Feld versengen.
Schauer den Staub ertränken.
Die Winter lautlos darüberschneien.
Im Eis die Spuren leise weinen.

Wenn man diese Strophen interpretieren will, kommen sicher viele Varianten heraus. Doch ich denke, sie werden sich stark ähneln, da die Worte ähnliche Assoziationen hervorrufen. Für den Beweis käme es auf einen Versuch an, für den sich dieser Faden jedoch nicht eignet.

LG Sam
PS: Wer Interesse hat, das Buch mit dem vollständigen Gedicht  findet ihr hier:
https://www.amazon.de/Unverg%C3%A4ngliche-Momente-Starke-Geschichten-Leben/dp/B0B9QMHF78/ref=sr_1_1?__mk_de_DE=%C3%85M%C3%85%C5%BD%C3%95%C3%91&crid=1OJPO5K5BIY33&keywords=unverg%C3%A4ngliche+Momente&qid=1675685685&sprefix=unverg%C3%A4ngliche+momente%2Caps%2C96&sr=8-1
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Soleatus
Reißwolf


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Beitrag09.02.2023 12:32

von Soleatus
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Hallo!

Anuphti, ein etwas schrägerer Blick auf die "Subtilität" ist vielleicht der aus dem Blickwinkel der Beglaubigung; des Zeugnisgebens. Das muss, denke ich, ein Gedicht für sich selbst leisten – der Verfasser beglaubigt den Text nicht, und schon gar nicht der Text den Verfasser; stattdessen muss der Verfasser den Text in die Lage versetzen, sich selbst zu beglaubigen in der vom Verfasser unabhängigen Begegnung mit einem Leser. Und das gelingt am besten, wenn auch die Beglaubigung beglaubigt wird und die Beglaubigung der Beglaubigung und immer so weiter ....

Wenn ich also die Zusammenstellung zweier einander völlig fremder Begriffe durch den Reim beglaubige, sollte ich diesen Reim beglaubigen durch einen anderen Reim, der vorausgeht (Wiederholung beglaubigt immer), und diesen ersten Reim durch ein Versmaß, das einen (End-)Reim notwendig fordert, und dieses Versmaß durch einen Satzbau, der das Versmaß natürlich wirken lässt, und diesen Satzbau ...

Das bricht natürlich irgendwann ab, und der Leser nimmt viel davon gar nicht bewusst wahr, höchstwahrscheinlich; aber spürbar ist diese "Gestaltungstiefe" doch, denke ich, und wirksam auf eine, nun ja, subtile Art. Es gibt da ein Distichon von Friedrich Hebbel, dessen Pentameter mir da immer in den Sinn kommt:


Grundbedingung des Schönen

Nur vom Überfluss lebt das Schöne, dies merke dir, Dichter,
Hast du nicht etwas zu viel, hast du mitnichten genug.



Aber wie oben gesagt: Das ist ein Nebenpfad – "Subtilität" denkt man sich eher als mögliches Kennzeichen der inhaltlichen Gestaltung, glaube ich.

Gruß,

Soleatus
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Abari
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Beitrag09.02.2023 13:49

von Abari
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Hey ihr Lieben,

es ist interessant zu sehen, wie stark die Meinungen über Subtilität differieren und das macht mich froh, denn auch ein Dissens kann bereichernd wirken; zeigt er doch sehr eindrücklich, dass es "die Subtilität" offensichtlich gar nicht gibt. Es zeigt sich, dass es durchaus verschiedene Wahrnehmungs- und Schreibhintergedanken gibt, die je nach Kodierungssgrad wieder entschlüsselt werden können oder eben nicht. Je klarer an der Textoberfläche verhandelt wird, desto schlusssicherer das Ergebnis und desto - mit fetten Anführungsstrichen versehen - "langweiligerer" der Text. Erwarten oder wünschen wir also im Gedicht einen Code, den es zu entschlüsseln gilt? Wohl wissend, dass es die Lösung gar nicht gibt?

Ich möchte an dieser Stelle noch einmal das Goethesche "Heidenröslein" aufgreifen. Sicher kann man es als Vergewaltigung dekodieren, aber der Text an sich hat mindestens nicht den Mut, das an der Textoberfläche zu offerieren. Da ist literarhistorisch vieles verknüpft worden und dem Autor ein Ansinnen impliziert, das zumindest den Dekodierungsschlüssel verengt. Denn einmal aus dem Blickwinkel der Vergewaltigungsszene betrachtet, bleibt diese haften - und die sexuelle Aufladung des Textes bestehen, obwohl der Text selber bestenfalls implizit Anhaltspunkte dafür liefert. Genauso denkbar wäre ein Persiflage auf die Naturlyrik jener Zeit, die aber einfach so gut gemacht ist, dass wir allein durch den Namen des Autors eine solche Kodierung [iSv "Vergewaltigung"] für möglich halten. Ob sie stimmt, könnte nur Goethe himself beantworten; mindestens glaube ich, dass er sie aufs Schärfste zurückweisen würde, eingedenk seines sozialen Standes. Dennoch: So interessant diese Interpretation erscheint, so sehr lenkt sie von dem ab, was im Text wirklich geschieht. Als Rezipient komme ich nicht mehr um die einst gehörte Folie herum und kann sie nicht mehr vergessen. Sie wird mir immer wieder durchschlagen.

Ich glaube nunmehr, je höher der Grad der Kodierung ist, desto leichter können solche Interpretationen Raum greifen. Handwerkliche Solidität und eine tolle Idee tun das Ihrige. Nicht umsonst singt man es heute noch und es gehört zum Stammrepertoire vieler Volkssinggruppen.

Ich bin manchmal bas erstaunt - wohl den Vergleich zu Goethe scheuend und nicht einnehmend -, was Menschen aus meinen Texten so herauslesen und freue mich dann, dass ich ihnen in ihrer Lebenswelt begegnen konnte, obwohl diese Interpretation von mir weder intendiert noch bedacht war. Hier im Forum habe ich da schon manches Aha-Erlebnis gehabt, einfach, weil jemandem ein Text in einer Lebenswirklichkeit begegnet ist, die ich mir bestenfalls hätte ausmalen können. Dabei, und da bin ich beim Eingangsabsatz von @Soleatus, muss ich nichts beglaubigen. Ich kann ein Gedicht über einen Fisch im Victoriasee schreiben, ohne jemals dort gewesen zu sein; mir dabei nichts weiter denken und global gesehen dennoch Menschen finden, die daraus eine Parabel für und die ökologische Katastrophe des Viktoriasees ziehen. Weiter fabuliert: Generell eine Missstandsklage über die Verhältnisse in Afrika und unsere Vorgehensweise als ehemalige Kolonialherren ...
Freilich wird gern im LI der Autor gesehen, aber ich für meinen Teil halte es so, dass das LI lediglich eine Marionette ist, die weder Rückschlüsse auf meine Seelenwelt noch meine Intention zulässt. Manchmal bürde ich ihm eigene Erlebnisse auf, ja, aber bin dann selber gespannt, was es daraus macht. Insofern kann es mich nicht beglaubigen, genausowenig der Text, der mit mir aufgrund dieser Vorgehensweise ["Kunst ist Verwandlung"] relativ wenig zu tun hat. Natürlich kann ich nicht leugnen, das bestimmte Griffe für mich typisch sind und Menschen bemerken, dass es sich um einen echten "Abari" handelt. Aber das ist doch - so erfreulich ich das finde - keine Beglaubigung? Ich verifiziere den Text, indem ich ihn schreibe; er bekommt meinen Stempel aufgedrückt. Aber der Text ist doch meine Schöpfung, die nur sehr mittelbar für mich als den Schöpfer spricht. Der Text kann wohl für meine handwerklichen [Un]Zulänglichkeiten sprechen, aber für mich spricht er nicht, noch weniger beglaubigt er mich.


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anuphti
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Beitrag09.02.2023 14:23

von anuphti
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Hallo Soleatus,

ich glaube zu verstehen, was Du mit dem "Beglaubigen" in der Lyrik meinst. Dass die Form den Inhalt beglaubigt. Und nicht der Autor?

Damit würde ich es anders verstehen als Abari.

Allerdings verstehe ich noch nicht ganz, was Du in Bezug auf Subtilität damit meinst?

Meinst Du, dass die "Beglaubigung" notwendig ist für eine bestimmte Lesart des Gedichtes, dass quasi der Autor durch die Form (für die Beglaubigung) den Grad der Subtilität vorgibt?

Ich bin da tendenziell eng bei Abari, dass ich die unterschwelligen Ebenen eines Gedichtes, man könnte auch Trigger sagen, nach dem Veröffentlichen nicht mehr kontrollieren kann (weiß aber auch nicht, ob es das ist, was Du ausdrücken wolltest!)

Zu dem Distichon von Hebbel

Zitat:
Grundbedingung des Schönen

Nur vom Überfluss lebt das Schöne, dies merke dir, Dichter,
Hast du nicht etwas zu viel, hast du mitnichten genug.


Das sehe ich anders. Wahrscheinlich sogar diametral entgegengesetzt.
Sehe ich doch eher "Seltenheit" und nicht Überfluss als einen bedeutenden Teil von Schönheit. Und dann natürlich noch andere Aspekte.

Auf der anderen Seite frage ich mich was der Begriff "Schönheit" in der Diskussion um Subtilität bedeutet?
Also nennest Du es in dem Zusammenhang, oder war das ein anderer Gedankengang, oder ging es Dir um "Subtilität" in dem Distichon?
Wenn ja (das Letztere), dann sehe ich in dem Satz für mich eher keine Subtilität, sondern eher einen Holzhammer (dies merke dir, Dichter), und das diktatorische "Nur" vom Überfluss lebt das Schöne ...
Da spreizt sich alles in mir und ich werde kratzbürstig. (klassischer Trigger? lol )

Wenn ich einen verwilderten Garten habe und es blüht genau eine Blüte des Klatschmohn, ist dann die Wildnis schön, oder der Klatschmohn.
Muss ich ein ewig langes Epos schreiben, damit es schön wird? Oder, wenn wir schon gerade die Haiku wieder in der Lyrikecke auffinden, reichen drei Zeilen für Schönheit?

Aber nochmals, was genau hat Schönheit mit Subtilität zu tun? (was meintest Du genau, Soleatus? war mir Dein Beitrag zu subtil, als dass ich erkannte, was Du meinst ...)

Liebe Grüße
Nuff


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Beitrag09.02.2023 14:33

von Abari
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anuphti hat Folgendes geschrieben:
Und nicht der Autor?

Damit würde ich es anders verstehen als Abari.

Nee, wir sind überein, denke ich. Und nach mehrmaligem Lesen seines Posts sehe ich meinen als Bestätigung dessen, was Soleatus schrieb. Es geht nur in den vielen Beglaubigungen und Nichtbeglaubigungen unter, das ist alles.

Letztlich hat er recht. Der Reim vermag zwei Worte zu verbinden, die semantisch und sinnlich nichts miteinander zu tun haben [brauchen]. Das ist ja auch der Grund, warum sich der Abstand zum Reim seit den 1920er Jahren immer mehr vergrößerte, zumindest in der Lyrik außerhalb des Liedes.


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Soleatus
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Beitrag10.02.2023 00:31

von Soleatus
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Hallo!

Abari, zu deiner Frage: "Erwarten oder wünschen wir also im Gedicht einen Code, den es zu entschlüsseln gilt?" – Ich nicht. Und Gedichte, bei denen ich ein vom Verfasser aus bewusst erfolgtes "Verschlüsseln" wahrnehme, verbunden mit einer "Entschlüsslungserwartung" an mich, lege ich meist gleich wieder weg.

Nun gibt es viele Sorten Gedichte, aber die wirklich interessanten sind für mich die, mit deren Hilfe ich weiter hinausreichen kann, als ich es nur für mich könnte; die die Grenze des wörtlich "Erreichbaren" weiter hinaus schieben. Welche das sind, weiß man vorher nie, glaube ich ... Aber ich weiß, dass das manchmal eine ziemlich anstrengende und zeitaufwändige Sache ist, die häufiger scheitert als gelingt. Und damit ich mich darauf einlassen will, damit ich mich einem Gedicht anvertraue, muss es sich "beglaubigen"; die "Subtilität" ist dann nur noch ein etwas schräger Gedanke von mir in Bezug auf das Geschilderte "Beglaubigen des Beglaubigens", also einem immer feineren Muster, das irgendwann nicht mehr bewusst wahrnehmbar ist, aber trotzdem wirksam meiner Erfahrung nach.

Ach, nehmt das mal nicht so ernst. Manchmal "käst mir das Hirn", wie es bei Donald Duck / Erika Fuchs so schön heißt!

Anuphti, das ganze Distichon einzustellen, war doof; ich schrieb ja, das es mir nur auf den Pentameter ankommt, auf das "Hast du nicht etwas zu viel, hast du mitnichten genug". Die "Schönheit" war da gar nicht so im Blick. Die in Zusammenhang mit der "Subtilität" zu bringen, wäre doch mal eine Aufgabe, aber das versuchen wir hier besser nicht ... (Ich mag das Distichon aber trotzdem auch als ganzes. Hebbel hat da einiges geschrieben, was beim Kreisen um die Fragen der Dichtung helfen kann, glaube ich.)

Gruß,

Soleatus
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Abari
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Beitrag10.02.2023 05:25

von Abari
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Soleatus hat Folgendes geschrieben:
Und Gedichte, bei denen ich ein vom Verfasser aus bewusst erfolgtes "Verschlüsseln" wahrnehme, verbunden mit einer "Entschlüsslungserwartung" an mich, lege ich meist gleich wieder weg.

Das kann ich gut verstehen, weil dann der Code der kleine Bruder der Moral wäre, die ich immer ablehne, weil ich keine solche brauche. Ich will die moralische Haltung eines Dichters einfach nicht wissen. Nur zu oft ist das verhohnekaspert worden, zu Recht. Wenn er dann mir dieselbe nur kodiert präsentierte, wäre das keinen Deut besser und ich zu einem Rätsler degradiert, der lediglich die richtige Lösung zu finden habe. Das wäre weder sonderlich subtil noch schön, sofern es das überhaupt gibt. Lyrik soll meine Gedanken erheben und mich beflügeln, nicht beugen und entmündigen. Und als letzteres empfände ich den einen vorgegebenen Lösungsweg schon, egal wie schön er kodiert wäre.

Aber so habe ich das gar nicht gemeint. Ich meinte mit "Codierung" zB den Gemütszustand einer Autorin, eines Autors, der zB als vertrockneter Brunnen seinen Widerhall findet und aufgrund eines äußeren Ereignisses zu sprudeln beginnt.
Hier bieten sich für mich aus der Lameng drei "Dekodierungen" an: Erstens ein enthemmter Schreibfluss, zweitens eine neue Liebe nach langer Einsamkeit oder drittens ein plötzlicher Geldsegen, der eine große Durststrecke beendet. Diese Art Kodierung stand mir im Sinn; sie wäre angetan, vielen Menschen zu begegnen und sie zu bewegen und ihre Phantasie zu beflügeln. Wenn jemand mir einen Trampelpfad vorgibt, den ich nur abzuschreiten hätte, erginge es mir wie Dir. Wenn der Text mir ein Tor zu einem Garten öffnet, wäre ich sofort dabei. Dabei gibt es für mich verbrauchtere und unverbrauchtere Codes, die zT über Jahrhunderte hinweg tradiert wurden ("Ich stehe hier, ich kann nicht anders", angeblich Luther), die immer wieder neu kontextualisiert wurden oder fix sind ("Der Tod ist ein Meister aus Deutschland", Celan). Je länger ich darüber nachdenke, desto klarer wird mir [mal wieder] die Notwendigkeit solcher Codes. Wie haben automatisch welche: Wenn ich zu Dir "Distichon" sage, wüsstest Du genau, was gemeint ist und eine Welt erblüht Dir; mein Bester würde mich angucken und "Hä?" sagen. Dafür habe ich mit ihm andere, die Du nicht verstehen würdest. Einen Code zu finden, der aber bei möglichst vielen Menschen etwas auslöst, empfinde ich als meine Aufgabe als Lyriker; nicht, um zu beschränken, sondern um zu offerieren und bewusst zu machen, was sprachlich möglich ist.

Codes wurden ja immer wieder neu eingeführt und tradiert ("Die blaue Blume"), aber manche verblassten auch nach ihrer Zeit wieder. Ich muss gestehen, solche Codes finde ich untauglich, weil sie bei anderen Menschen immer einer Erklärung bedürfen. Wenn der Text nicht selbst offenbart, wie er sich meinen könnte, dann ist er mE untauglich. Er mag sicher für einen eingeschworenen Kreis von Liebhaber:innen funktionieren, aber letztlich bleibt er verschlossen. Und das finde ich schade, weil Lyrik, die sich dem Zugang vieler versperrt, zwar etwas Exklusives, Zirkelhaftes in sich trägt, aber letztlich kaum jemanden interessiert. Es ist und bleibt eine große Schwierigkeit am Code haften, nämlich, dass sich für eine eingeschworene Gemeinde leicht schreiben lässt, aber dann eine größere Wirkung ausbleibt.


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Abari
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Soleatus
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Beitrag11.02.2023 21:30

von Soleatus
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Hallo!

Abari, ich glaube, unsere Vorstellung von "Code" ist zu verschieden, als dass ich gerade etwas anderes als verwirrt sein könnte; ich bemühe mich aber, da einen weiteren Begriff zu erarbeiten.

In der Zwischenzeit: Wie groß ist deiner Meinung nach die Schnittmenge zwischen "subtil" und "feinsinnig"? (Ich fühle mich mit diesen "fremden Wörtern" immer so unwohl und nehme dann Reißaus, Richtung vertrautere Gefilde).

Gruß,

Soleatus
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Abari
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Beitrag11.02.2023 23:04

von Abari
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Soleatus hat Folgendes geschrieben:
Abari, ich glaube, unsere Vorstellung von "Code" ist zu verschieden, als dass ich gerade etwas anderes als verwirrt sein könnte; ich bemühe mich aber, da einen weiteren Begriff zu erarbeiten.

In der Zwischenzeit: Wie groß ist deiner Meinung nach die Schnittmenge zwischen "subtil" und "feinsinnig"? (Ich fühle mich mit diesen "fremden Wörtern" immer so unwohl und nehme dann Reißaus, Richtung vertrautere Gefilde).


Hey, mein Guter,

ich freue mich, dass wir über so verschiedene Dinge ins Gespräch kommen. Ich zumindest empfinde das als Bereicherung.

Tja, vielleicht soviel noch zum "Code": Er subsumiert in meiner Empfindung unter sich alle sprachlichen Bilder und Mittel, die man anwenden kann, um beispielsweise eine Gefühlsregung zu vermitteln. Die meisten - wenn nicht gar alle - Metaphern fallen darunter. Aber es gibt ja auch Metaphern, wie der Flussarm zB. die semantisch so aufgeladen sind, dass wir sie nicht einmal mehr erkennen. Das wäre dann keine Kodierung mehr. Aber ich sehe, ich habe mehr Verwirrung gestiftet als Entknotigung, das tut mir leid. Denn wenn ich damit an meine Grenzen stoße, finde ich das bedauerlich für Dich, der vielleicht hinterher genauso klug ist wie vorher, nur dass die Zeit in anderen Dingen besser investiert gewesen wäre und ärgerlich für mich, weil ich dann weder mir selbst darüber im Klaren zu sein scheine noch das zu vermitteln vermochte, was ich eigentlich zu sagen hätte.

Um dem zu entgehen, sei mir ein kleiner Ausschwiff zu subtil und feinsinnig gewährt. Schon die sprachliche Gleichsetzung [subtil: vielleicht am ehesten unterschwellig vs. feinsinnig: sensibel] verdeutlicht mir, dass es allem Ansehen nach sich um zwei eigene Begriffe handelt, deren eheste Schnittmenge das Gefühl ist. Ich lade kein Wort mit irgendetwas auf, versuche es zumindest nicht, weil meine Sprache nur mühselig auszudrücken vermag, was mich im Innersten bewegt und mir jedes Mittel, es doch zu versuchen, recht und billig erscheint. -

Unterschwellige Sachen können durchaus feinsinnig geschildert werden; mE bedarf es der Sensibilität, um solche "Schwingungen" einzufangen, sie zu verwandeln und wieder auszusenden. Der Rezipient empfängt und versteht im besten Falle, was entsandt worden ist und kann zB einen Witz, der sich nicht nur der üblichen Methoden des Humors bedient, aufnehmen und darüber schmunzeln. Ich denke, dass jeder Mensch, der sich irgendwie mit Kunst - hier Lyrik - auseinandersetzt, grundsätzlich dieser Sensibilität bedarf und im Prozess der Auseinandersetzung diese weiter schult und verfeinert, weswegen es - so hoffe ich zumindest - nie eine KI schaffen wird, Lyrik "abzusondern" um mit Tucholsky zu sprechen.

Subtil ist, zB - um beim Humor zu bleiben - die Kunst der Fortlassung. Wie vieles wurde in der DDR klar, weil es nicht erwähnt wurde. Das Subtilste ist Schweigen. Weil das gleich alles fortlässt und sowohl den Sender als auch den Empfänger mit sich allein lässt. Allerdings glauben sich die "Maulaufreißer" dann oft im Recht. Weil wir nun aber nicht schweigen können, verpacken wir unseren Humor in Texte über Mäntel [Otto Reutter], wachsenden Spargel [Comedian Harmonists] oder Forellen [Wilhelm Müller], nur um nicht zu sagen was wir meinen. In beiden Fällen wird also tatsächlich ein Gefühl transportiert: Im ersteren ist es mit relativ großer Sicherheit dasselbe ["Ich steh an deiner Krippen hier" Verbindung barocker Theologie mit Weihnachtsfreude], in letzterem ist es an Sender und Empfänger, ob sie die gleiche Herzenssprache sprechen. Denn ob ein Subtext gleich gelesen wird, liegt oft an beiden.

Nun sind wir aber bei der Lyrik: Ein gewisser Feinsinn kann es erleichtern, einen relativ universellen Subtext zu finden, der zwar nicht gleich rezipiert werden muss, wohl aber zu einer bestimmten, [intendierten] Stimmung führt. Intendiert deswegen in Klammern, weil eine bestimmte Intention schon wieder verengend wirkt, was ich strikt ablehne. Aber ohne Subtext kommt eben mE ein Text nicht aus, wenn er eine gewisse Qualität haben soll. Die Meister des symbolistischen Gedichtes haben es gezeigt: Man kann ein Ding soweit aufladen, bis es als Symbol dient. Das geht nur über den Subtext. Denn ein Brunnen ist nichts weiter als ein Brunnen: Nervig laut plätschernd und im Sommer erfrischend. Aber bei C. F. Meyer ist er weit mehr, ein Springquell der Interpretation.

Ich weiß nicht, ob Dich diese Antwort befriedigt. Ich habe herauszuschälen versucht, was ich meine, auch für mich. Ich hoffe, Dich nicht völlig ratlos zurückzulassen. Aber ich habe ein wenig aus der Lameng argumentiert und danke Dir für die interessante Frage.


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anuphti
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Beitrag11.02.2023 23:13

von anuphti
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Soleatus hat Folgendes geschrieben:
Anuphti, das ganze Distichon einzustellen, war doof; ich schrieb ja, das es mir nur auf den Pentameter ankommt, auf das "Hast du nicht etwas zu viel, hast du mitnichten genug". Die "Schönheit" war da gar nicht so im Blick. Die in Zusammenhang mit der "Subtilität" zu bringen, wäre doch mal eine Aufgabe, aber das versuchen wir hier besser nicht ... (Ich mag das Distichon aber trotzdem auch als ganzes. Hebbel hat da einiges geschrieben, was beim Kreisen um die Fragen der Dichtung helfen kann, glaube ich.)


Hallo Soleatus,

mit dem Pentameter komme ich insofern klar, als dass man als Dichter natürlich irgendwas in sich haben muss, was "zuviel" ist und deshalb "raus" muss. Sonst würden wir nicht schreiben, oder?
Allerdings hat das für mich immer noch nur indirekt mit Subtilität zu tun.
In meiner Hilflosigkeit habe ich jetzt den Duden befragt.
Dort steht, der Begriff "subtil" geht zurück auf das Lateinische "subtilis" zurück und bedeutet ursprünglich "fein gewebt".
Und das ist aus irgendeinem Grund ein Bild, mit dem ich sofort warm werde. Und je feiner gewebt, desto dünner die Fäden, desto mehr Ebenen, desto mehr Farben und Bedeutungen auf einem Fleck.
Und damit erkenne ich, dass ich mir in der Lyrik Subtilität auf jeden Fall als Gegenteil zum "Holzhammer" vorstelle. Feinsinnig ist der Begriff nach dem Du fragst. Ja eine gewisse feine Zartheit (womit wir wieder bei dem Gegensatz von der "derben Prosa zur feinen Lyrik" wären, die ich eigentlich gar nicht so sehe. sad

Soweit erst mal mein müdes Hirn. Bis bald!

Liebe Grüße
Nuff


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realo
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Beitrag12.02.2023 15:21

von realo
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Hallo,
habe den Bereich Lyrik überflogen, sehr interessant und vielsagend.
Ich habe in meinem Leben viele Gedichte geschrieben, und zwar immer dann, wenn ich emotional in eine Sackgasse kam, also einen hohen Leidensdruck hatte. Dann war der lyrische Ausdruck in Versen das beste Heilmittel, um aus der Sackgasse herauszukommen. Diese Ausdrucksform der Gefühle über eine Verdichtung ist Balsam für die Seele und löst den inneren Konflikt. Ich vermute jeder Dichter dieser Erde, kennt diesen Zustand der Gefühle, wenn sie in Bedrängnis geraten, sowohl im Positiven als auch im Negativen. Das Verdichten von Sätzen und Wörtern bringt das Gefühl auf den Punkt. Ein eventueller Reim oder rhythmischer Klang ermöglicht eine Harmonisierung auch beim schlimmsten Konflikt und kann das Kaputte mit Silben heilen. So konnte ich viele hoffnungslos erscheinende zwischenmenschliche Situationen mit einem Gedicht neu beleben und das Leben ging mit Erwartung weiter.
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Soleatus
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Beitrag14.02.2023 00:09

von Soleatus
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Hallo!

Abari, "Code" hat für mich ganz viel mit willentlicher Informationsvermittlung zu tun – "Mittel, die man anwenden kann, um beispielsweise eine Gefühlsregung zu vermitteln", schreibst du, vermutlich in eine ähnliche Richtung. Und ich glaube einfach nicht, dass das im Gedicht ein entscheidender Punkt ist (obwohl es sicher eine Rolle spielt).

Dieses "Willentliche", das "Bewusste" wäre auch eine der Bruchlinien zwischen "feinsinnig" und "subtil", die ich entlangwanderte; mal sehen, was da an Beispielen bemerkbar wird die nächste Zeit. (Sich mit Wörtern und Begriffen vertraut zu machen, dauert bei mir immer, unter anderem, weil es eben nur über die Menge der Beispiele geht.)

"Subtext", ja, da ist das dann auch nicht anders: "Texthintergrund" (passiv, dem Leser zur Verfügung stehend, aber nicht notwendig einwirkend) oder "verborgene Botschaft" (nötig zum Verständnis, Informationsabsicht)?

Anuphti, das "Zuviel" im Sinne eines Überflusses, eines "Überströmens der Dichterseele", das kann man sicher auch annehmen; aber ich glaube, Hebbel geht es da um eine Gestaltung, die mehr aufruft und bereitstellt, als zur eigentlichen Vermittlung eines Inhalts auf einer bewussten und rationalen Ebene nötig wäre, und das durchaus auch über die bewusste Gestaltungsmacht des Dichters hinaus. Also ein Mehr an Gestaltung, eine tiefere Verbindungsstruktur der Bestandteile jenseits der bewussten Wahrnehmung und "Ver- / Entschlüsselung". Das ist dann ja gar nicht so weit entfernt von deinem "fein gewebt" und dem "desto mehr Ebenen"; und auch nicht von meinem Gedanken der "Beglaubigung"; und wohl auch, denke ich, anwendbar auf die "Schönheit".

In die Richtung ginge dann auch der "Feinsinn" bei mir; nicht in Richtung der "Zartheit", die, wenn überhaupt, ja mehr der Lyrik als der Dichtung im allgemeinen zugewiesen werden müsste. (Habe neulich erst wieder eine Ballade gelesen, in der zwei Söhne eines Königs weit entfernt von der Heimatinsel vom Tod ihres Vaters erfahren und die Nachfolge durch ein Wettrudern "nach Hause" klären; wer zuerst den Strand berührt, wird König. Kurz vor dem Ufer merkt der eine, dass er knapp verliert, schlägt sich mit dem Schwert die eine Hand ab und wirft sie auf den Strand, den er also zuerst berührt und damit neuer König ist. Mal von den physikalisch-medizinischen Problemen, die mir da enthalten zu sein scheinen, abgesehen, und den philosophischen ohnehin: Die Geisteshaltung dahinter ist auch nicht die zarteste. "Bruder, was hast du getan?", klagt der eine; "Was ich tun musste; und darum bin ich nun Herr und du bist Knecht". Manchmal fällt mir nicht mehr viel ein zu den Dingen ...)

Gruß,

Soleatus
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anuphti
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Beitrag25.03.2023 17:59
Ist die subjektive Interpretation von Lyrik eine Bereicherung?
von anuphti
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Mercedes de Bonaventura hat Folgendes geschrieben:
Pencake hat Folgendes geschrieben:
anuphti hat Folgendes geschrieben:
„Für mich liegt das Schönste an der Lyrik darin, dass Du als Leser interpretieren darfst und kannst."

… besser lässt sich diese von mir sehr geschätzte Haltung, an Lyrik ranzugehen, nicht erklären.

Und obwohl diese Herangehensweise ganz offensichtlich subjektiv ist, auf Mutmaßung und Annahme beruht, sich eine Interpretation nur unzureichend durch konkrete Textstellen belegen lässt und möglicherweise bloß starker Einbildungskraft entspringt, wird darin etwas Wertvolles, eine Bereicherung gesehen?


Liebe Alle,

in dem Faden "Altbekannte Kapelle" von Pencake (Lyrik Feedback) hat sich eine interessante Diskussion entwickelt, die zuletzt in der obigen Frage von Mercedes gipfelte.

Nachdem hier zu allen möglichen Lyrik Themen diskutiert wird, wollte ich diese Frage gerne in einen größeren Rahmen stellen.

Als Leserin würde ich immer sagen, dass jede Interpretation von Lyrik subjektiv gefärbt sein muss, also, dass es keine "objektive" Interpretationen gibt. Und als Lyriker begeistern mich oft viele verschiedene, oft höchst subjektive Interpretationen meiner eigenen Gedichte.

Solange mir ein Leser sagt, warum und wie er auf seine Interpretation kommt, bin ich mit jeder Interpretation einverstanden, selbst, wenn sie meiner Intention überhaupt nicht entspricht, weil sie mir Dimensionen eröffnet in die Denk- und Vorstellungswelt von Lesern.

Wenn jemand natürlich willkürlich einfach sagt, das erinnert mich jetzt an "Mickey Mouse/Vietnamkrieg/Rosamunde Pilcher" ohne zu sagen warum, dann empfinde ich es als unbefriedigend, weil ich nicht festmachen kann, an was der Leser seine Assoziation festmacht.

Eine reine sprachwissenschaftliche Analyse eines Gedichtes , bei der alle Leser nach festgelegten Regeln zu demselben Schluss kommen, würde m.M.n. dem Medium Lyrik nicht gerecht.

Vielleicht funktioniert das mit Kochrezepten oder Gebrauchsanweisungen oder Quellcodes.

Was meint ihr dazu?

Neugierige Grüße
Nuff


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