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auch kreisbahnen sind flüchtig


 
 
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Perry
Geschlecht:männlichExposéadler
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Alter: 71
Beiträge: 2509



P
Beitrag22.06.2018 09:49
auch kreisbahnen sind flüchtig
von Perry
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

auch kreisbahnen sind flüchtig

wir näherten uns immer mehr an zuerst
folgte noch ein lachen dem anderen bis
schließlich schweigen zur epidemie wurde

das zarte zueinander ziehen wandelte sich
in ein driften zu entfernten fluchtpunkten
lipgloss wurde zum glatteis im spätsommer

die gier nach nackter berührung hüllte sich
in festliche abendkleidung und wir tanzten
statt tangonah weiter ein zwei drei kreise

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Heidi
Geschlecht:weiblichReißwolf


Beiträge: 1425
Wohnort: Hamburg
Der goldene Durchblick


Beitrag23.06.2018 23:02
Re: auch kreisbahnen sind flüchtig
von Heidi
Antworten mit Zitat

Perry hat Folgendes geschrieben:
auch kreisbahnen sind flüchtig

wir näherten uns immer mehr an zuerst
folgte noch ein lachen dem anderen bis
schließlich schweigen zur epidemie wurde

das zarte zueinander ziehen wandelte sich
in ein driften zu entfernten fluchtpunkten
lipgloss wurde zum glatteis im spätsommer

die gier nach nackter berührung hüllte sich
in festliche abendkleidung und wir tanzten
statt tangonah weiter ein zwei drei kreise


Hallo Perry,

den Einstieg finde ich gut, er zieht mich rein in den Text, dann aber, ab lipgloss kommt ein Bruch, liegt zum einen an fett Markiertem, der Text wirkt hier meinem Empfinden nach erzählerisch, auch unkonkret und das Lipgloss-Bild will in meinem Lesen nicht zu dem Vorherigen passen.

Ich lese von einer Begegnung, oder eigentlich von der Biografie eines Paares. Erst die Annäherung, die relativ schnell von einem Zueinanderfinden (schon im ersten Vers) in ein unangenehm empfundenes Schweigen gleitet (Epidemie). Dieses Bild gefällt mir sehr. Überhaupt der erste Teil. Obwohl der Text auch hier ohne wurde "schöner" wäre, so mein Empfinden.
Dann folgt im nächsten Abschnitt wieder ein Blick in die Vergangenheit, das Schweigen wird erklärt, die Verwandlung einer Beziehung in zwei Gegenteilige Strömungen (in ein driften zu entfernten fluchtpunkten). Das Lipgloss-Bild finde ich für sich spannend, es fällt mir aber schwer, es mit dem Vorherigen in Verbindung zu bringen, da ich von einer Entzweiung lese und im Lipgloss, doch körperliche Nähe als Bild zu erkennen glaube. Möglicherweise wolltest du damit ausdrücken, dass noch Küsse ect. stattfinden, die sich aber für LI glibschig-unangenehm anfühlen und kühl (Glatteis), also nicht richtig. Ach, der Spätsommer - die Entwicklung der Beziehung - das könnte ich auch so lesen. Eine reife Beziehung, in der sich zwei Menschen zwar auch körperlich begegnen, und diese Begegnung fühlt sich für LI unangenehm an.

Dann im letzten Teil ist von Gier die Rede. Eigentlich wollen sich LI und du (auch körperlich berühren), sie sind sogar gierig, zumindest das LI, und aus seiner Perspektive auch das Du (das leider nie als Du ausgesprochen wird, finde ich schade, dass immer von wir die Rede ist, obwohl es überhaupt kein Wir gibt). Aber die Abendkleidung steht im Weg. Ich sehe seltsamerweise ein mit Pailetten besetztes grünes, langes, tailliertes Abendkleid und einen schwarzen Anzug, Weste, weißes Hemd darunter, Fliege um den Kragen. Fühlt sich alles sehr eng an in meinem Lesen. Und dann tanzen LI und Du nicht mehr nah sondern entfernen sich im Tanz wieder, später sogar noch in einen dritten Kreis. Ich sehe sie als Bild immer größer werden, diese Kreise. Warum drei? Dreiecksbeziehung? Weiß nicht, passt für mich doch nicht zum Rest-Text.

Irgendwie hab ich dunkel in Erinnerung, dass vorher statt ein zwei drei kreise von einem Walzer die Rede war. Hast du das editiert? Oder macht meine Fantasie Faxen? Walzer würde mir gefallen, weil in meinem Lesen doch sehr krampfig so ein Walzer-Bild, entgegen dem Tango.

Ach ja, der Titel. Das Auseinander-Tanzen ist flüchtig - so lese ich ihn. Aber der letzte Abschnitt liest sich doch sehr eindeutig, weniger flüchtig. Muss ich noch mal drüber nachdenken.

Viele Grüße
Heidi
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Perry
Geschlecht:männlichExposéadler
P

Alter: 71
Beiträge: 2509



P
Beitrag23.06.2018 23:33
Hallo Heidi,
von Perry
pdf-Datei Antworten mit Zitat

danke für dein intensives Auseinandersetzen mit den Bildern.
Vielleicht sollte ich, bevor ich näher darauf eingehe, etwas Grundsätzliches zu meinem Lyrikverständnis vorausschicken.
Ich versuche bei der Auswahl der Textbilder und deren Aufeinanderfolge zwar eine bestimmte Geschichte zu erzählen, lege aber auch Wert darauf, dass die Aussage möglichst offen, bzw. mehrdeutig bleibt.
Mein Schreibstil ist von der Grundform her prosaisch, soll aber durch Verknappung und Einflechten von lyrischen Stilelementen zu Poesie werden.

Dass die Zeile mit dem Lipgloss einen bildlichen Break darstellt ist gewollt, denn es zoomt vom allgemeinen Entfernen in die spezielle Situation von sogenannten kühlen Küssen.

Das LI fühlt sich nachwievor vom LD sexuell stark angezogen, fügt sich aber in die zunehmend oberflächliche Art der Beziehung. Das Schlussbild mit dem Wechsel vom "tangonah" zum "eins zwei drei"(Walzer)Schritt soll dies verdeutlichen.
Der Text ist aus der Sicht des LI geschrieben, weshalb das LD nur in der Wir-Form erscheint.

Ich poste übrigens meine Texte hauptsächlich, um an ihnen zu arbeiten, weshalb sie -solange sie unkommentiert sind- schon mal Änderungen erfahren können.

Ich hoffe, damit einige deiner Anmerkung beantwortet zu haben.

LG
Perry
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