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James Blond Eselsohr
Alter: 71 Beiträge: 448 Wohnort: HAMBURG
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07.07.2016 14:23 Die Pforte der Dämonen von James Blond
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Die Pforte der Dämonen
Kalis Lied
Anfang ruht im Blut der Erde,
dass in euch ein Leben werde
und erneut den Boden tränke,
aller Welt ein Ende schenke.
Just dort, wo ein kleiner Regenbach am Rande des Schulhofs den Eisengitterzaun passiert und etwas hell gespülten Sand hinterlassen hatte, befand sich eine leicht geöffnete Pforte, die, schon etwas versandet, in einen Nachbargarten führte. Für ein Kind war es keine große Mühe, dort hindurchzuschlüpfen.
Ein Geheimnis umgab diesen besonderen Ort, dessen magische Kräfte zwar deutlich zu spüren, aber an nichts Außergewöhnlichem festzumachen waren. Es schien von dem Garten vielmehr eine solche Verlassenheit und Stille auszugehen, als wäre er aus der Zeit gefallen und jeder, der ihn betrat, verlöre zugleich seine Erinnerungen an die gewohnte Welt.
Kinder verspüren zumeist die Wirkung solcher Orte deutlicher. Vielleicht, weil sie erst seit kurzem in dieser Welt wohnen, vielleicht auch, weil ihre Sinne noch nicht den Weisungen eines gereiften Verstandes folgen. So war dieser Zaubergarten für sie ein verlassenes Paradies voller Wunderblüten und zugleich eine Unterwelt lauernder Dämonen, deren Stunde gekommen schien, sobald es zu dämmern begann und sich die helle Sandspur des Regenbachs von der dunkleren Umgebung in fahlem Schein abhob.
Dann war es, als würde die Zeit ihren Atem anhalten, die Ruhe einer bedrückenden Stille weichen, die bevorstehendes Unheil erahnen lies. Jeder unbedeutende Laut, selbst das leiseste Rascheln wurde von überspannten Sinnen registriert; die Augen suchten im Dämmerlicht nach Hinweisen und da sie nichts zu fassen vermochten, steigerte sich die überforderte Vorstellungskraft zu beängstigenden Visionen. Die Welt löste sich auf in ein wirres Mosaik grauer Flächen, die, zu immer neuen Bildern zusammengesetzt, eine rasche Abfolge erschreckender Eindrücke ergaben. Kaum erfasst, mussten sie gleich wieder anderen, noch seltsameren, noch verstörenderen Illusionen weichen. Zweifellos war dies das Werk von Dämonen, die hier ihr Unwesen trieben.
Aber das Kind, obgleich vom erwarteten Schrecken gelähmt, erschien dieses Mal nicht unvorbereitet. Mit beiden Händen umklammerte es sein Holzschwert, fest entschlossen, der Gefahr entgegenzutreten und loszuschlagen, sobald sich das Böse auch nur andeutungsweise offenbaren sollte. Als es dann soweit war und von mehreren Seiten Augenpaare in der Dämmerung aufleuchteten und boshafte Fratzen ihr herausforderndes Grinsen präsentierten, löste sich der kleine Körper aus seiner Erstarrung und begann, der bedrohlichen Hydra mit gezielten Hieben die Häupter abzuschlagen. Einmal in Bewegung, geriet sein Kampf gegen die ständig nachwachsenden Köpfe zu einem kunstvollen Tanz vollendeter Vernichtung, dem selbst Dämonen auf die Dauer nichts entgegenzusetzen vermochten. Irgendwann verließ der kleine Krieger völlig ermattet die Stätte seines Wirkens, nun ein dunkler Ort der Zerstörung und all seiner dämonischen Krafte beraubt.
Als am nächsten Morgen die Frau des Pastors ihren Garten erblickte, staunte sie nicht schlecht über das Werk der Verwüstung, das sich ihren Augen bot. Die meisten Blumen hatten ihre Blüten hergeben müssen und der Rasen war bedeckt von einer Schicht zerfetzter Pflanzenteile. "Dämonen haben in unserem Garten gewütet!" rief sie erschrocken. Der herbeigeeilte Gatte blickte ernst und sagte nur: "Ich werde mit dem Schuldirektor sprechen, dass die Pforte verschlossen wird."
Weitere Werke von James Blond:
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purpur Klammeraffe
Beiträge: 964
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07.07.2016 16:09
von purpur
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Lieber James Blond,
das Thema deines Textes "Die Pforte der Dämonen" macht neugierig auf
den Text, was es wohl hinter der Pforte zu entdecken gibt. Nun,
sogleich eine weitere Überschrift eines Gedichtes (4Z Paarreim aabb)
"Kalis Lied". Beide Themen, so in der Abfolge, steigern einander, auch
die Neugier.
Ich finde deine Gliederung und den Spannungsbogen fein gesetzt -Parabel- wie du
sowohl zu Beginn als auch zum Schluss den Ort, die Außenwelt umgreifend beschreibst.
Für den Mittelteil (Innenwelt) und den Kulminationspunkt aber "Mysterien" und Handlungsabläufe dominieren.
Gefallen hat mir auch, wie Du am Ende die Pointe "schmunzeln" und, zu guter Letzt,
den Direktor selbst die "Titel"
sagen läßt. Herrlich, gern gelesen
HerzlichePpGrüße
Pia
_________________ .fallen,aufstehen.
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Heidi Reißwolf
Beiträge: 1425 Wohnort: Hamburg
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07.07.2016 23:21
von Heidi
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Hallo James Blond,
spannende Sache. Bis die Hydra ins Spiel kam, wurde ich reingezogen in die Geschichte. Klare Bilder mit Fantasy-Atmosphäre. Nur die Erklärung mit den Kindern, die sensibler auf geheimnisvolle, mystische Orte reagieren, hat mich kurz rausgerissen. Die Erzählstimme bekommt hier eine andere Färbung.
Aber zurück zur Hydra: Der Kampf, vor allem aber das Auftauchen des Begriffes Hydra, kam so unvermittelt, dass ich dachte:“ Um Himmels Willen, kriegt er jetzt zum Schluss noch die Kurve? Wie soll die Geschichte enden? Köpfe ab und Schluss? Bitte, bitte nicht!“
Und dann kam der letzte Satz …
Der wiederum hat alles umgekehrt und wirft viele Fragen auf. Ich hab sie für mich vage beantwortet und sehe eine Anspielung auf das Schulsystem (das so manche Pforte schließt). Und dann ist da noch die Sache mit dem Pastor der plötzlich auftaucht – der Besitzer des verwüsteten Gartens. Da frage ich mich jetzt: Auf welcher Seite der Pforte befindet sich der Pastor? Es handelt sich ja offenbar um das Nachbargrundstück von der Schule, aber dort sind doch die Dämonen. Und wenn ich diesen Gedanken zu Ende gedacht habe, bringt mich die Geschichte zum Lachen, weil na ja, das irgendwie auch eine Anspielung ist auf die … ähm … dämonische Seite der Kirchenväter (vielleicht).
Kann natürlich sein, dass du was ganz anderes damit vorhattest, aber bei mir kam das heraus.
Schade, dass der Junge seine Kräfte verliert.
Liebe Grüße
Heidi
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James Blond Eselsohr
Alter: 71 Beiträge: 448 Wohnort: HAMBURG
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07.07.2016 23:29
von James Blond
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Heidi hat Folgendes geschrieben: | [...]
Der wiederum hat alles umgekehrt und wirft viele Fragen auf. Ich hab sie für mich vage beantwortet und sehe eine Anspielung auf das Schulsystem (das so manche Pforte schließt). Und dann ist da noch die Sache mit dem Pastor der plötzlich auftaucht – der Besitzer des verwüsteten Gartens. Da frage ich mich jetzt: Auf welcher Seite der Pforte befindet sich der Pastor? Es handelt sich ja offenbar um das Nachbargrundstück von der Schule, aber dort sind doch die Dämonen. Und wenn ich diesen Gedanken zu Ende gedacht habe, bringt mich die Geschichte zum Lachen, weil na ja, das irgendwie auch eine Anspielung ist auf die … ähm … dämonische Seite der Kirchenväter (vielleicht).
[...]
Liebe Grüße
Heidi |
Ausgezeichnet! Du hast dir die richtigen Fragen gestellt.
JB
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purpur Klammeraffe
Beiträge: 964
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08.07.2016 06:11
von purpur
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... nicht der Direktor, die Pastorin war's
_________________ .fallen,aufstehen.
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James Blond Eselsohr
Alter: 71 Beiträge: 448 Wohnort: HAMBURG
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08.07.2016 08:03
von James Blond
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purpur hat Folgendes geschrieben: | ... nicht der Direktor, die Pastorin war's |
Ja, genau. Der vermeintlich so verlassene Garten gehörte zum Pastorat und grenzte direkt an das Schulgrundstück.
Dankeschön für deinen freundlichen Kommentar!
JB
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Gamander Gänsefüßchen
G
Beiträge: 16
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G 08.07.2016 09:15
von Gamander
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Hallo, James Blond.
Der rasante, reich bebilderte Einstieg (1. Absatz) deiner kleinen Story/Reflexion gefällt mir ausnehmend gut.
Zitat: | der bedrohlichen Hydra mit gezielten Hieben die Häupter abzuschlagen. |
"dem Knaben gleich, der Disteln köpft" ... mein zwangsläufiger Gedankengang.
Grüße
Gamander
.
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James Blond Eselsohr
Alter: 71 Beiträge: 448 Wohnort: HAMBURG
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08.07.2016 13:11
von James Blond
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Gamander hat Folgendes geschrieben: | .
Hallo, James Blond.
Der rasante, reich bebilderte Einstieg (1. Absatz) deiner kleinen Story/Reflexion gefällt mir ausnehmend gut.
Zitat: | der bedrohlichen Hydra mit gezielten Hieben die Häupter abzuschlagen. |
"dem Knaben gleich, der Disteln köpft" ... mein zwangsläufiger Gedankengang.
Grüße
Gamander
. |
Jups, der isses, der Prometheus in uns allen!
Gruß und Dank für die Antwort
JB
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Kaja_Fantasy Leseratte
Alter: 23 Beiträge: 182 Wohnort: Mein literarisches Wohnflugzeug
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08.07.2016 17:16 Re: Die Pforte der Dämonen von Kaja_Fantasy
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Insgesamt wurde ich bei dem Absatz, wo wirklich von den Dämonen gesprochen wird, rausgehauen, weil da plötzlich aktiv erzählt wird und vorher ja nur Beschreibung war, dieses "dann" aber eine vorherige Handlung voraussetzt, außerdem hat mich das plötzliche Auftauchen des Kindes sehr verwirrt, da fände ich es hilfreich, wenn es nicht einfach so da ist, sondern erst kommt.
Dann wäre da noch ein Wort, was ich ändern würde:
James Blond hat Folgendes geschrieben: |
Kinder verspüren zumeist die Wirkung solcher Orte deutlicher. Vielleicht, weil sie erst seit kurzem in dieser Welt wohnen "weilen" fände ich besser, vielleicht auch, weil ihre Sinne noch nicht den Weisungen eines gereiften Verstandes folgen. |
Der Schreibstil hat mir aber sehr gut gefallen.
_________________ "Ist das eine Truhe mit Beinen???"
(Aus: "Rincewind der Zauberer", Sammelband, von: Terry Pratchett)
Arthur lolled.
(Aus: "The hitchhiker´s guide to the galaxy", von: Douglas Adams)
Plan E? Was zum Teufel war Plan E?
(Aus: "Lockwood & Co, Die seufzende Wendeltreppe") |
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purpur Klammeraffe
Beiträge: 964
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09.07.2016 14:18
von purpur
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Hallo lieber James Blond,
... noch immer befinde ich mich im Garten des Pastors, der sich
neben der Schule befindet... ha, ich suche die Kali Skulptur:-) Werden und Vergehen
da hab ich mich wohl in etwas hineingeträumt:-) ...dieses Gebiet bin ich gerade dabei zu erkunden:-)
Du siehst, ich habe mit deinem Text lang noch nicht abgeschlossen:-)
Ein schönes Wochenende!
Ppgrüßt dich
herzlich,Pia
_________________ .fallen,aufstehen.
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James Blond Eselsohr
Alter: 71 Beiträge: 448 Wohnort: HAMBURG
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11.07.2016 09:41
von James Blond
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Hi Pia,
die Hindugöttin Kali ist schon einige Erkundung wert.
Ich danke und wünsche dir einen guten Start in die Woche!
JB
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Spitfire Leseratte
Alter: 48 Beiträge: 118 Wohnort: Hamburg
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11.07.2016 10:36
von Spitfire
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Moin James Blond :>
Vorab: ich habe Deinen Text sehr gern gelesen. Du hast ihn in den Feedback-Bereich gestellt; daher hoffe ich, es ist okay, wenn ich trotzdem einzelne Sätze herausgreife.
,eine leicht geöffnete Pforte, die, schon etwas versandet,‘ <- hier bin ich mir nicht sicher, was ich mir unter einer ‚schon leicht versandeten Pforte‘ vorzustellen habe
Dann der ‚besondere Ort‘. Da ist von zu spürenden magischen Kräften die Rede, im Anschluss, und dann wird seine Verlassenheit und Stille angeführt – ist da ‚besonders‘ nicht evtl. redundant?
‚ Es schien von dem Garten vielmehr eine solche Verlassenheit und Stille auszugehen, als wäre er aus der Zeit gefallen und jeder, der ihn betrat, verlöre zugleich seine Erinnerungen an die gewohnte Welt.‘ <- Vielleicht umformulieren? […]und als verlöre jeder, der ihn betrat, zugleich seine Erinnerungen an die gewohnte Welt. – oder – und jeder, der ihn betrat, müsse zugleich seine Erinnerungen an die gewohnte Welt verlieren.
, steigerte sich die überforderte Vorstellungskraft zu beängstigenden Visionen.‘ <- evtl. ‚brachte die übersteigerte Vorstellungskraft beängstigende Visionen hervor‘ o.ä.? Denn für mich ist Vorstellungskraft ein Attribut, aber beängstigende Visionen sind etwas, das von außen auf einen eindringt und über das man keine Gewalt hat.
Was den Inhalt und/oder die Aussage des Textes anbetrifft, bin ich mir noch nicht ganz sicher, was ich dazu denken soll. Ich sehe den Garten aus der Sicht eines Kindes/von Kindern, mir wird suggeriert, dass dem Ort ein ‚bekannter‘ Schrecken anhaftet. Da würde ich erwarten, dass der Garten aus Sicht des Jungen als Schauplatz merkwürdiger Ereignisse ‚verortet‘ wird. ‚Erwarteter Schrecken‘ scheint für mich auch darauf hinzudeuten. Aber der Gebrauch von Begriffen wie ‚Illusionen‘ und ‚Visionen‘ bringt mich dann wieder ein bisschen raus.
Wenn ich meine Fantasie spielen lasse, sehe ich einen Garten, in dem Schlimmes passiert ist oder der zumindest zu einem Einzugsbereich gehört, in dem Schlimmes passiert ist, und die Blumen als bunte ‚Repräsentanten‘ einer verlogenen Sphäre, gegen die der Junge ficht.
Der letzte Absatz schiebt mich in Richtung eventueller Missbrauch -?
LG, Spitfire
_________________ Komm mir bloß nicht eines Abend tot nach Hause, sagte sie. Das mache ich nicht mit. - Dann lass ich es wohl besser. ('Kein Land für alte Männer', Cormac McCarthy) |
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purpur Klammeraffe
Beiträge: 964
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12.07.2016 03:33
von purpur
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Guten Morgen lieber James Blond,
hab vielen herzlichen Dank für deine Worte!
Noch immer bin ich in deinem Garten und werde
auch erst einmal dort bleiben - besonders "Kalis Lied"
bewirkt Wunderbares, so unglaublich es auch klingen mag,
Friede ist eingekehrt und tut so unsagbar wohl!
Ich genieße diesen Zustand momentan außerordentlich.
Offenbar wurde die Pforte leise geschlossen und Seltsames
ist seither geschehen, ich bin zur Ruhe gekommen.
... bitte keine falschen Rückschlüsse aus meiner Ausdrucksweise ziehen...
...ich bin nur ein eigenwillig verrätseltes Sensibelchen...
Herzliche PurpurGrüße,
mit guten Wünschen,
sendet dir Pia
_________________ .fallen,aufstehen.
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James Blond Eselsohr
Alter: 71 Beiträge: 448 Wohnort: HAMBURG
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12.07.2016 10:56
von James Blond
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Liebe Spitfire,
vielen Dank, dass du dich meines Textes so detailliert angenommen hast, ich werde versuchen, deine Fragen und Anmerkungen so weit wie möglich zu beantworten.
Unter einer 'etwas versandeten Pforte' stelle dir bitte eine leicht geöffnete Eisengitterpforte vor, deren unterer Teil mit dem Sand eines Regenbächleins zugespült wurde, so dass sie sich weder weiter öffnen noch schließen lässt.
--> Der besondere Ort:
'Besonders' ist in der Tat redundant, ich werde es entfernen.
--> 'Es schien von dem Garten ...'
Umformuliert:
Es schien von dem Garten vielmehr eine solche Verwunschenheit und Stille auszugehen, als wäre er aus der Zeit gefallen, als verlöre jeder, der ihn betrat, zugleich seine Erinnerungen an die gewohnte Welt.
--> 'steigerte sich die überforderte Vorstellungskraft zu beängstigenden Visionen ...'
Ich verstehe deinen Einwand so: Vorstellungskraft ist eine Fähigkeit, Visionen sind hingegen innere Bilder, demnach eine andere Qualität: Das eine kann nicht in das andere steigern, aber es kann sich im anderen steigern.
Geändert in :
... steigerte sich die überforderte Vorstellungskraft in immer beängstigenderen Visionen.
--> Zum Inhalt:
Der Garten ist für das Kind sowohl 'ein verlassenes Paradies voller Wunderblüten und zugleich eine Unterwelt lauernder Dämonen', ohne dass ein konkreter Grund dafür erkennbar ist. Die Verwandlung vollzieht sich in der Dämmerung, eine Erfahrung, die das Kind bereits gemacht hat und der es sich diesmal stellen will. Es geht demnach nicht um äußere Bedrohungen, sondern um den Umgang mit der eigenen Angst. Der verlassene Garten wird so zur Bühne einer Inzenierung innerer Ängste und Aggressionen. Wodurch er es wird, bleibt sein Geheimnis.
Ich bedanke mich für deine Anmerkungen!
JB
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James Blond Eselsohr
Alter: 71 Beiträge: 448 Wohnort: HAMBURG
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12.07.2016 11:32
von James Blond
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purpur hat Folgendes geschrieben: | Guten Morgen lieber James Blond,
hab vielen herzlichen Dank für deine Worte!
Noch immer bin ich in deinem Garten und werde
auch erst einmal dort bleiben - besonders "Kalis Lied"
bewirkt Wunderbares, so unglaublich es auch klingen mag,
Friede ist eingekehrt und tut so unsagbar wohl!
Ich genieße diesen Zustand momentan außerordentlich.
Offenbar wurde die Pforte leise geschlossen und Seltsames
ist seither geschehen, ich bin zur Ruhe gekommen.
... bitte keine falschen Rückschlüsse aus meiner Ausdrucksweise ziehen...
...ich bin nur ein eigenwillig verrätseltes Sensibelchen...
Herzliche PurpurGrüße,
mit guten Wünschen,
sendet dir Pia |
Meine liebe Pia,
ich habe schon bemerkt, dass ich es hier mit einem Sensibelchen zu tun habe. Umso mehr erstaunt mich dein Interesse an der schwarz-blauen Hindu-Göttin Kali, die zu den äußerst blutrünstigen Hindu-Gottheiten zählt, der man in früheren Zeiten sogar Menschenopfer darbrachte.
Ihren Hals ziert eine Kette aus abgeschlagenen Menschenköpfen und sie ist das Sinnbild der rauschhaften Zerstörung - und der Erneuerung, weshalb ich ihr in dieser Geschichte einen Ehrenplatz einräumte.
Die Beschäftigung mit dieser Figur ist lohnenswert, weil sie die destruktiven Kräfte mit den Ideen der Erneuerung und Befreiung verbindet.
Interessanterweise wird gerade diese Gottheit von dem nordindischen Stamm der Vagri verehrt, arme, landlose Jagdnomaden und Viehhändler, Urhindus, zu deren religiösen Pflichten die äußerst kostspielige Opferung eines Büffels gehört. In dem Opferritual wird gleichzeitig der Sieg Kalis über den Büffeldämonen gefeiert, wobei Kalis Kraft durch das Blut des Opfers auf den Opferspender übergeht.
Seltsamerweise hat es Kali im Zuge einer Völkerrwanderung aus Nordindien bis nach Westeuropa geschafft. Die Roma, deren Vorfahren vor langer Zeit aus Indien eingewandert sind, verehren sie vermutlich noch heute in der Gestalt der 'Schwarzen Sara' (auch Sara-la-Kâli genannt) in ihrem Wallfahrtsort Saintes-Maries-de-la-Mer, wo sie inzwischen zu einer katholischen Heiligenfigur mutiert ist.
JB
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James Blond Eselsohr
Alter: 71 Beiträge: 448 Wohnort: HAMBURG
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12.07.2016 11:48 Re: Die Pforte der Dämonen von James Blond
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Kaja_Fantasy hat Folgendes geschrieben: | Insgesamt wurde ich bei dem Absatz, wo wirklich von den Dämonen gesprochen wird, rausgehauen, weil da plötzlich aktiv erzählt wird und vorher ja nur Beschreibung war, dieses "dann" aber eine vorherige Handlung voraussetzt, außerdem hat mich das plötzliche Auftauchen des Kindes sehr verwirrt, da fände ich es hilfreich, wenn es nicht einfach so da ist, sondern erst kommt.
Dann wäre da noch ein Wort, was ich ändern würde:
James Blond hat Folgendes geschrieben: |
Kinder verspüren zumeist die Wirkung solcher Orte deutlicher. Vielleicht, weil sie erst seit kurzem in dieser Welt wohnen "weilen" fände ich besser, vielleicht auch, weil ihre Sinne noch nicht den Weisungen eines gereiften Verstandes folgen. |
Der Schreibstil hat mir aber sehr gut gefallen. |
Liebe Kaja_Fantasy,
dankeschön für deine Anmerkungen zum Text.
In der Tat setzt nach einer etwas längeren Beschreibung der Umgebung die Handlung unvermittelt ein. Das mag zunächst verwirren, denn hier "springt" die Erzählung ohne Umschweife zur Kurzgeschichte, die dadurch nicht in die Länge gezogen wird, was mir sehr wichtig erschien.
--> 'seit kurzem in dieser Welt wohnen' ist vermutlich etwas ungewohnt formuliert, allerdings wird 'weilen' zumeist in der Formulierung '(nicht mehr) unter uns weilen' verwendet. Vielleicht nehme ich hier die einfachste Möglichkeit:
'weil sie noch nicht so lange auf der Welt sind'
Danke dir
JB
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