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MrT Klammeraffe
Beiträge: 725
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02.02.2016 21:53 Gibt es eigentlich ... ? von MrT
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Hallo,
ich frage mich gerade, ob es in jedem Krimi unbedingt eine (oder mehrere) Leiche(n) geben muss, oder ob es auch noch "andersartige" Fälle gibt.
Egal ob Film oder Buch - immer gibt es Tode.
Oder habt ihr Beispiele, wo es anders ist bzw. wo es auch ohne Morde geht?
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Nordlicht Waldschrätin
Beiträge: 3755
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02.02.2016 22:36
von Nordlicht
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Im Krimi geht es um die Auflösung eines bereits geschehenen Verbrechens. Ein Mord muss es nicht immer sein. Ich habe mal einen Krimi von Minette Walters angefangen, in dem es darum, was mit zwei verschwundenen Jugendlichen passiert war. Die Auflösung war, dass sie von jemandem mit psychischen Problemen entführt worden waren.
Du könntest auch ein Wirtschaftsverbrechen o.ä. nehmen. Leichen brauchst du nicht, auch wenn sie sehr beliebt sind.
_________________ If I waited for perfection, I would never write a word - Margaret Atwood |
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Carizard Eselsohr
Alter: 32 Beiträge: 449 Wohnort: Überall und Nirgendwo
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02.02.2016 23:04
von Carizard
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Genau, im Krimi geht es einfach um "kriminelle" Taten, die bereits verübt wurden und aufgedeckt werden müssen. Das kann von Mord über Entführung bis zu Vergewaltigung alles sein. Dabei können Einzelschicksale im Vordergrund stehen, aber auch Verbrechen im großen Stil, die eine ganze Stadt, ein ganzes Land oder sogar die ganze Welt betreffen. Du bist da völlig frei. Denk dir was aus!
_________________ Leben heißt, mehr Träume in seiner Seele zu haben als die Realität zerstören kann.
Phantasie ist viel wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt.
Du kannst dem Leben nicht mehr Tage geben, aber jedem Tag mehr Leben. |
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Nayeli Irkalla Reißwolf
Alter: 41 Beiträge: 1083 Wohnort: Ruhrgebiet
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02.02.2016 23:55
von Nayeli Irkalla
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Genau, als Autor hat man immer erst mal alle Freiheiten. Vor allem, wenn man nur als Hobby schreibt.
Es gibt hier in meinen Augen ein sowohl als auch: Einerseits gibt es die Genrekonventionen, die nicht ohne Grund existieren und sich entwickelt haben und die, gerade bei einem Neuling ohne viele Tausend Buchverkäufe, aus Verlagssicht eine große Rolle spielen. Andererseits gibt es die Originalität, die letztlich auch eine Rolle spielt. Mir hat man mal gesagt, bei einem Psychothriller müsse ich immer einen Serienmörder schreiben, was mich abschreckte, weil ich Serienmörder nicht lesen mag. Mich interessieren mehr die psychischen Abgründe im "Normalen". Und was passiert? Girl on the Train stürmt die Charts und erlaubt uns eine ganz neue Art von Thrill, mit weiblich-starker Heldin und dem Fokus auf der Psychologie. War wohl doch richtig, hier mehr auf den Bauch als auf die Konventionen zu vertrauen. Hätte aber auch schiefgehen können.
Bis zu einem gewissen Punkt ist eine kreative Neubewertung des Stoffs durchaus spannend. Zu viel Genremix und Genrebruch kann jedoch zu Ablehnung sowohl durch Lektoren wie durch Leser führen. Und auf keinen Fall sollte man als strickter Genreleser den Fehler machen, einen Roman zu schreiben, der zeigt, wie dumm diese Genrekonventionen sind, in der Realität sei ja alles ganz anders ... das weiß nämlich eh jeder Mensch und auch jeder Leser. Wer strikte Genreerwartungen hat, will diese auch erfüllt haben und keine Bücher lesen, die damit brechen. Davon gibt es nämlich schon mehr als genug.
_________________ Lange, bevor die Menschen Spiegel erfanden, erzählten sie sich Geschichten und träumten. |
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MrT Klammeraffe
Beiträge: 725
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03.02.2016 00:23
von MrT
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Krimi = Aufklärung eines Verbrechens. Soweit klar.
An so etwas wie Wirtschaftsverbrechen habe ich bei meiner Frage nicht gedacht. Stimmt aber, auch wenn ich mich nicht daran erinnere, wann ich in letzter Zeit einen derartigen Krimi gesehen oder gelesen habe.
Mir war nur aufgefallen, als ich in den letzten Tagen mal wieder alte 110-Polizeiruf-Folgen gesehen habe, wie spannend es auch ohne Leichen sein kann. Während die Tatort-Filme mich nur noch selten vom Hocker reißen (eher im Gegenteil).
Gerade bei den heutigen Krimis sehe ich oft eine Vermischung verschiedener Genre - insbesondere in Verbindung mit Thriller -, was von der klassischen Form immer mehr abzuweichen scheint. Aber vielleicht empfinde auch ich es nur so.
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Jack Burns Reißwolf
Alter: 54 Beiträge: 1443
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03.02.2016 01:55
von Jack Burns
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Hallo MrT,
ganz klassisch: Bei Sherlock Holmes wird, nach meiner Erinnerung, ziemlich selten gestorben.
Beim Krimi steht ja das Rätsel und die schrittweise Aufklärung im Zentrum. Interessante Figuren und die Atmosphäre machen den eigentlichen Lesespaß aus. Das Delikt ist eher nebensächlich.
Anders, wenn Du auf den CSI - Thriller Main-Train aufspringen willst. Da muss es mindestens ein, in Einzelteile zerfetztes Opfer geben.
Gruß
Jack
Polizeiruf - spannend? Na ja ... Der glänzt ja eher durch unfreiwillige Komik und Schleichwerbung für die Partei.
_________________ Monster.
How should I feel?
Creatures lie here, looking through the windows. |
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Magpie Reißwolf
Alter: 48 Beiträge: 1250 Wohnort: NRW
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03.02.2016 09:25
von Magpie
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Zu Wirtschaftskrimi würde mir "Argentinisches Roulette" von Georg Schattney einfallen.
Ich kann mich ehrlich gesagt nicht mehr erinnern, ob der Roman unter Krimi eingestuft worden ist, aber ich habe es als einen im Hinterkopf behalten.
Er war durchaus spannend und außergewöhnlich.
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Fuchsia Klammeraffe
F Alter: 47 Beiträge: 777
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F 03.02.2016 12:06
von Fuchsia
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Krimis handeln von der Aufklärung eines Verbrechens, das bereits geschehen ist und der Überführung des Täters.
Thriller handeln von der Verhinderung eines Verbrechens, das erst noch geschehen muss und dem Stoppen des Täters. Es kann Mischformen geben, bei der ein Mord am Anfang weitere nach sich zieht. Deshalb gehört der Serienmörder zum klassischen Thriller: der Täter muss gestoppt werden, bevor er weitere Opfer tötet.
Im Krimi muss die Tat nicht unbedingt ein Mord sein, im klassischen Krimi gibt es alle möglichen Arten von Verbrechen: (Bank-)Raub,(Juwelen-) Diebstahl, (Kunst-)Fälschungen, (Drogen-)Schmuggel, Hehlerei, (Versicherungs-)Betrug, Heiratsschwindler, Erbschleicher, Brandstifter, Falschspieler, Identitätenklau, Unterschlagung, Erpressung, Entführung ...
Welche Art von Verbrechen der Autor wählt, unterliegt durchaus einer Mode. So ist Mord, möglichst blutig, immer beliebt (vor allem in Deutschland). Wähle ein Verbrechen, das den Nerv der Zeit trifft: kein braver Leser hat mehr Angst vor Juwelendieben im eigenen Heim, da Otto Normalo nicht mehr Omas Familienschmuck in einem Safe im Wohnzimmer aufbewahrt. Heutzutage hat der Leser eher Angst vor Cyberkriminalität oder Wirtschaftsverbrechen oder Kreditbetrug...
Nayeli Irkalla hat Folgendes geschrieben: | Mir hat man mal gesagt, bei einem Psychothriller müsse ich immer einen Serienmörder schreiben, was mich abschreckte, weil ich Serienmörder nicht lesen mag. |
Wer auch immer das zu dir gesagt hat, er lag falsch: Serienmörder sind ein Sujet des klassischen Thrillers. In einem Psychothriller dagegen ist nicht das Leben der Hauptfigur bedroht, sondern ihre geistige Gesundheit steht auf dem Spiel, d.h. der Täter versucht die Hauptfigur nicht mit körperlicher, sondern psychischer Gewalt fertig zu machen (z.B. indem er ihr einredet, sie sei jemand anderes.)
Ein Beispiel für Psychothriller wären "Die Hand an der Wiege" oder "Lauf, Jane lauf!" oder eben "Girl on a train": Die Hauptfigur leidet unter Gedächtnisverlust und versucht herauszufinden, was (mit ihr) passiert ist. Aber wenn sie sich erinnert, stellt sie eine Bedrohung für den Täter da, weswegen sie von allen Seiten belogen wird - und nicht mehr weiß, was sie glauben soll. Gedächtnisverlust ist ein klassisches Element von Psychothrillern. "Girl on a train" hat nichts neues erfunden oder dem Genre hinzugefügt (ist aber einfach gut geschrieben.)
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Murmel Schlichter und Stänker
Alter: 68 Beiträge: 6367 Wohnort: USA
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03.02.2016 12:50
von Murmel
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Ich sehe Girl on the train eher als Psychokrimi an, weniger als Thriller, denn es bedroht sie niemand, außer ihr Alkoholismus. Es geht um die Aufklärung eines Verbrechens, nicht um die Verhinderung eines zukünftigen. Aber in Deutschland schreibt man gerne Thriller auf alles drauf, was nicht cozy ist.
Wobei es beim Thriller eben auch um die Zerstörung der Psyche gehen kann, es muss kein Mord sein.
_________________
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Fuchsia Klammeraffe
F Alter: 47 Beiträge: 777
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F 03.02.2016 13:02
von Fuchsia
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Sehe ich anders: *SPOILER* Eine Frau ist verschwunden und solange man nicht weiß, was mit ihr passiert ist, will die Hauptfigur sich zurückerinnern, um der Verschwundenen möglicherweise das Leben zu retten und um zu verhindern, dass dies noch einmal geschieht. Sie will außerdem herausfinden, ob sie selbst möglicherweise einen Mord begangen hat. Im Showdown wird sie körperlich bedroht und beinahe getötet - alles Thriller-Elemente.
Aber es stimmt: In Deutschland schreibt man auf alles "Thriller" was nicht cozy ist - und das führt dann oft zu verärgerten Lesern, die unter "Thriller" Blut und Serienmörder erwarten. Sehr ärgerlich.
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MrT Klammeraffe
Beiträge: 725
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03.02.2016 14:41
von MrT
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Jack Burns hat Folgendes geschrieben: | ganz klassisch: Bei Sherlock Holmes wird, nach meiner Erinnerung, ziemlich selten gestorben. |
Stimmt, die Klassiker sind m. M. nur schwer zu übertreffen. Leider habe ich etwas derartiges (neues und erfrischendes) schon lange nicht mehr in den Buchläden gesehen. Vielleicht suche ich auch nur in der falschen Abteilung. Wer weiß. Auf jeden Fall werde ich mir den einen oder anderen Tipp mal genauer ansehen, wenn ich ihn finden sollte.
Jack Burns hat Folgendes geschrieben: | Polizeiruf - spannend? Na ja ... Der glänzt ja eher durch unfreiwillige Komik und Schleichwerbung für die Partei. |
Alles eine Frage des Geschmacks. Wobei erwähnt sei, dass die 110-Vorläufer sich auch sehen lassen können (und da war die Partei-Schleichwerbung bzw. Weltanschauungsgedöns noch viel schlimmer - und um Längen dilettantischer).
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Michel Bücherwurm
Alter: 52 Beiträge: 3374 Wohnort: bei Freiburg
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03.02.2016 14:55
von Michel
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Mir ist Carofiglios "Reise in die Nacht" lange im Gedächtnis geblieben. Nach dem hier Geschriebenen ist das aber eher ein Thriller - oder nicht? Man begleitet den Ich-Erzähler auf seinem Weg ins Betrüger-Milieu. Soweit ich mich erinnern kann, kein einziger Toter. Aber irre packend.
Allgemein geht's mir ähnlich wie Dir: Zu viele Tote lassen mich paradoxerweise eher gähnen.
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