Asrael

[Mardii]

Hallo Postkarte,

hier muss ich raten. Jemand besteigt einen Kirchturm in suizidaler Absicht und begegnet oben dem Engel der Finsternis. Es findet eine Art Konversation statt, woraufhin der eine von beiden springt, der andere wegfliegt. Schwer zu erraten, welcher von beiden. Ob mit dem auffahrenden Licht eine Seele gemeint ist, bleibt dahingestellt.

lg Mardii

[Abari]

Diese Einwürfe irritieren mich, bremsen meinen Lesefluss.
Hier kann ich nicht mal schnell drüberfliegen. Und ich stolpere immer wieder herein und lese sie durch.
Deine Geschichte steckt voller Fragen, das gefällt mir. Ich habe gerade gelernt, wer/was Asrael war. Was macht der denn in einer Kirche?

[sleepless_lives]

1 Punkt für den Titel und den Versuch, sich mit ihm anzulegen. Es musste scheitern. Weiß, umgeben von flauschigen Federn, ein Licht, das einen christlichen Selbstmörder in den Himmel bringt. Sicher nicht Asrael.

[Amaryllis]

Liebe/r Inko,

dein Text hat es bei mir leider nicht in die Punkteränge geschafft. Es ist ja nicht der einzige Text, der mit mehreren Erzählebenen arbeitet, aber bei diesem Text hier ist mir alles zu konfus, zu viele Andeutungen, die dann nciht aufgeklärt werden.

Für mich ist auch die Umsetzung des Spiralthemas nicht so gut gelungen, für mich ist das nicht das zentrale Thema des Textes. Das wäre für mich Fall/Aufstieg des Engels, aber ohne eine Drehbewegung - wenn du weißt, was ich meine.

Es tut mir leid, dass ich kein besseres Feedback für dich habe, vielleicht kannst du ja trotzdem etwas damit anfangen.

Liebe Grüße,
Ama

[adelbo]

Thema ist vorhanden, die Geschichte ist gut geschrieben. Mir fehlt zu Beginn der Höhepunkt, wie vorgegeben.

[anderswolf]

Wie wichtig der Einstieg in eine Geschichte sein kann, zeigt "Asrael": äußerte der lebensmüde Mensch nicht seine amüsante Empörung über die trudelnden Federn, die Erzählung verlöre nicht nur einen Teil ihres Charmes, der Mensch bliebe komplett beliebig. Ja, er hat eine Geschichte, die ihn mit dem Turm verbindet, von dem er sich stürzen will, aber nein, sie ist nicht interessant oder bewegend. Im Gegenteil,  je mehr er spricht, desto oberflächlicher in seinem Kummer, in seiner Person wird er. Er spricht nicht wie jemand, der an einem Ende angekommen ist. Stünde ich auf dem Sims eines Turms, bereit mich hinabzustürzen, ich sagte nicht: "Später wurde alles so kompliziert. Dinge gingen schief, eins zog das Andre nach sich, bis gar nichts mehr gelang." So spricht der Autor, aber nicht der lebensmüde Mensch, der vielleicht eher seine nach dem frühen Tod der Tochter gescheiterte Ehe erwähnte, seine nach dem verschwinden seines Prokuristen bankrotte Firma, seine nach der Abkehr aller Freunde unerträgliche Einsamkeit. Der lebensmüde Mensch spricht hölzern, wenn er von Leichtigkeit, aber auch von Schmerz  spricht, als sei er kein Mensch, sondern jemand, der diese Sätze auswendig gelernt hat. Durch den humorigen Einstieg aber hat der lebensmüde, ja später so lebensleere Mensch von vorneherein eine Persönlichkeit, die sich zum Ende der Geschichte zwar aufgelöst, aber immerhin bis dahin gehalten hat.
Asraels Einschübe andererseits erzeugen eine Resonanz in eine mysteriöse Metaebene hinein, die dem Geschehen eine Tiefe gibt, die eine Überarbeitung der Geschichte sinnvoll erscheinen lässt. Oder anders gesagt: die Geschichte hat Potential. Das Potential, aus einem hölzernen Dialog zwischen Mensch und Engel eine stimmungsvolle und anrührende Geschichte zu machen, der vielleicht sogar etwas über die Beziehung von Gott zu seiner Schöpfung aussagen kann: Gott liebt alle seine Kinder, auch die, die angesichts aller Prüfungen dieser Erde nicht anders können als ihr Ende selbst zu wählen. Und gerade jenen, die am Ende so allein sind mit ihrer Hilflosigkeit, schickt er einen Engel, denn sie brauchen ihn am dringendsten. (Zum Beispiel. Natürlich kann das Motiv der Geschichte am Ende auch anders aussehen.)
So wie Asrael die Seele des Menschen vor der Zerstörung bewahrt, rettet er auch diesen Text vor der Punktlosigkeit. Schönes Bild am Ende.

Sieben Punkte.

[Ithanea]

Mann. So eine Geschichte, mit der man zuerst nicht viel anfangen kann und die dann immer besser wird, je enger es wird. Gibt's ja bei den Wettbewerben irgendwie immer wieder.
Ich mag deine Geschichte. Und wenn sie es nicht kurz vor knapp doch noch in die Punkte-Top-Ten schafft, tut es mir schonmal sehr Leid drum.

[seitenlinie]

Der Disput mit dem Todesengel ist reizvoll gedacht, ein elysisches Flair schwingt mit. Deshalb kommt es in die Wertung.
In der Umsetzung könnte es konsequenter sein. Da stören mich kleine Brüche in der Erzählsituation (... Federn? Sind Sie dafür
verantwortlich?“ / Die Gestalt stand dort umgeben von weißen Federflaum...), Fragmente einer antiquierten Sprache (Vom Himmel
hoch; gen Himmel), oder Asrael (islamisch) und Kirche (christlich).   

[Lapidar]

ich werde hier nicht auf die einzelnen Kommentare eingehen. Nicht aus Missachtung der Mühe, die ihr euch gemacht habt, sondern, weil nach dem Wettbewerb für mich ein Schlussstrich gezogen ist.
Der Text wurde unter gewissen Voraussetzungen geschrieben, es bringt mir nichts, wenn ich jetzt im Nachhinein versuche, mich zu "rechtfertigen".
Ich hoffe, es fühlt sich deshalb niemand in irgendeiner Form beleidigt.
 Ich bin immer wieder erstaunt, wie diametral unterschiedlich meine Texte in den Wettbewerben interpretiert/gemocht werden. Und es freut mich, denn wenn ein Text von mir immer nur Zustimmung finden würde oder immer nur Ablehnung, dann wäre irgendetwas falsch.
Irgendwann werden wohl die Kommentatoren bemerken: "Ah Interpunktionsfehler und Rechtschreibfehler und wieder mal m mit n verwechselt. Das kann nur Lapidar sein.  
Ich hab mich sehr über die Kommentare gefreut, sowohl über die, die den Text nicht verstanden oder abgelehnt haben. Und nein, ich bin kein Anhänger von Freitod. Sicherlich werde ich den Text noch überarbeiten. Denn in all euren Kommentaren konnte ich Anregungen finden. Vielen lieben Dank.

Übrigens: Azrael ist der Engel des Übergangs. Seine Wurzeln sind im hebräischen zu finden, nicht im moslemischen.
Lapidar