Der letzte Falke

[Claudia]

Der letzte Falke

Schwingen deiner Leichtigkeit,
im Sonnenuntergang,
ziehend in Grenzenlosigkeit,
suchend nach dem Fang.
Siehst mich hier liegen,
im bunten Wiesengewand,
wähnend in warmen Wiegen,
aus das Erdens Hand.

Nur ein Hauch zum Kreisen,
hält dich über mir,
geh nicht auf Reisen,
sei noch ein Weilchen hier.
Als du mich gewahrtest,
in des Waldes Schoss,
wusste ich, du wartest,
auf das letzte Atemlos.

Von deinem Ruf geweckt,
flüstern Wipfel leis’ Gesang,
ein Blatt hat mich bedeckt,
bleibe Falke, mir ist bang,
vor einer langen Nacht,
Gedanken zweifeln nicht,
ich weiß, ich bin erwacht,
stehe auf für das Gericht.

Fänge ohne Gnade,
für des Hungernd letzten Sinn.
Schein, in dem ich bade,
treibt die Zeit dahin.
Mond kann sich nicht halten,
schreite ich erhaben,
zu den ruhenden Gestalten.
Höre, wie sie klagen!

Sieh mit deinem Jägerblick,
wie die Engel sich erheben,
fauchend Stürme im Genick.
Nichtig steht ihr Segen,
auf gestähltem Aschenboden.
Fallend welken Blätter,
zu tanzend freien Feuerwogen,
Teufel, sei mein Vetter.

Falke fliege fort,
denn Luft gefriert zu Eis,
ich verfluche diesen Ort,
mache jeden hier zum Greis,
weile nicht in meinem Lichte,
bald schon glimmt es fahl,
weil ich weinend richte,
zum allerletzten Mal.

Still seh ich dich ziehen,
in des brennend Schwertes Glanz.
Wie die Seelen fliehen,
in meinen Feuerkranz!
Du weißt, so muss es enden,
kein Macht bleibt ewig stumm,
zu lang trug ich auf Händen,
nun bin ich die Heimsuchung.