18 Jahre Schriftstellerforum!
 
Suchen
Suchabfrage:
erweiterte Suche

Login

Jetzt erhältlich! Eine Anthologie von und mit unseren Usern. Jetzt bestellen! Die erste, offizielle DSFo-Anthologie! Lyrikwerkstatt Das DSFo.de DSFopedia


Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Prosa -> Einstand
Reset


 
 
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
 Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  « | »  
Autor Nachricht
03mtep13
Geschlecht:männlichWortedrechsler

Alter: 35
Beiträge: 64
Wohnort: Linz


Beitrag30.09.2014 16:36
Reset
von 03mtep13
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo,

dies ist ein Text, den ich einmal für einen Wettbewerb geschrieben habe. Er ist nicht leicht verständlich, finde ich zumindest.
Mich würde sehr euer Feedback dazu interessieren. Ist es verständlich, was der Text sagen soll, ist es verwirrend, ist der Stil lesbar? Solche Dinge eben.

------------------------------------------------------

Reset

Ich starre auf den Bildschirm. Schwarz mit weißer Schrift. Unendliche, verwirrende Zeichenfolgen. Kryptisch würden viele sagen, aber nicht ich. Hier fühle ich mich wohl. Die Welt der Bits und Bytes, der Nullen und Einsen, ja oder nein. Klar definiert, kein unverbindliches vielleicht, kein möglicherweise, keine Hinterlist, keine versteckten Klauseln im Vertrag. Nur ein Ja oder ein Nein. Elektrische Spannung oder eben nicht. Yes oder No. Y oder N.
Mein Blick fokussiert sich wieder auf den blinkenden Cursor und die Worte davor.
Total Reset ….... Init complete. Execute?
Es könnte alles so einfach sein. Einen Buchstaben wählen, Y oder N, bestätigen. Ich habe es in der Hand. Kein Vielleicht, keine Rücktrittsklausel. Aber ist es so einfach? Sollte ich diese Entscheidung tatsächlich übernehmen? Die Entscheidung, wie es weitergehen soll mit unser Gesellschaft, mit der Menschheit, der Welt.
Meine Hand schwebt über den Tasten, verharrt. Sekunden verstreichen, dehnen sich zu Minuten, während meine Gedanken abschweifen und mein Blick ins Leere geht.
Wie lange ist es nun her, da ich den Entschluss gefasst habe? Viel zu lange. Zu viele Jahre habe ich damit verbracht, an der Rettung der Menschheit zu arbeiten.
Aber ist es überhaupt eine Rettung? Oder nur ein weiter Weg, die Degeneration, den Niedergang der menschlichen Gesellschaft zu beschleunigen. Vielleicht bewirkt es etwas, doch, es wird ganz sicher etwas bewirken. Aber wird es positiv sein, ein guter Neustart, ein gelungener Reset? Oder wird es möglicherweise den kompletten Untergang einläuten?
Fragen über Fragen. Ich bin es überdrüssig. Die Stunden, Tage, Jahre des dahinvegetierens, Pizza und Energydrinks neben der Tastatur, während die Zeichenfolgen auf dem Bildschirm immer länger und komplexer werden. Ich wünschte, ich könnte sagen, es hat sich gelohnt, aber es fühlt sich nicht so an. Eher wie eine Last, die immer schwerer auf meine Schultern drückt.
Dabei war das Ziel so klar gewesen, hatte so edel erschienen. Rette die Menschheit. Doch wovor? Wovor muss sich ein Mensch heute noch fürchten? Wilde Tiere, Krankheit, vor einem Unfall? Wohl eher nicht. Nicht im Anbetracht der größten Bedrohung, nämlich sich selbst. Schon lange ist der Punkt überschritten, da nicht Krankheit und widrige Lebensumstände die Menschen hinwegrafften, sondern die Menschen diesen Teil übernahmen, wie alles andere auch. Kriege überziehen den Planeten, die Wahrzeichen der sogenannten Zivilisation vergiften ihn selbst. Die Ausbreitung des Geschwürs, das sich Gesellschaftssystem nennt, frisst den Nährboden auf, entzieht sich selbst die Lebensgrundlage.Krebszellen sind entartete Körperzellen, Teile des Organismus, die sich verselbstständigt haben, unkontrolliert wuchern und nun die Gesundheit bedrohen.
Es wird ohnehin passieren, sage ich mir selbst. Die Menschen werden sich selbst in den Abgrund stürzen, früher oder später. Biologische, chemische, atomare Waffen lagern zuhauf und warten auf ihren Einsatz. Synthetische Stoffe vergiften die Natur und schlussendlich den Menschen selbst.
Wieso es nicht vorweg nehmen? Noch gibt es gesundes Gewebe im Organismus, das die Möglichkeit hat, zu überleben. Wenn das Krebsgeschwür einmal alles infiltriert hat, ist es zu spät. Besser ein amputiertes Bein als ein vergifteter Körper, der dem Tode geweiht ist. Man müsste einfach alles entfernen, das schadhaft ist, auch wenn ein Teil des gesunden Gewebes darunter leidet. So hat der Patient wenigstens noch eine Überlebenschance. Wenn man das Geschwür weiterwuchern lässt, ist der gesamte Körper dem Tode geweiht.
Meine Hand schwebt immer noch an gleicher Stelle, den Finger genau zwischen den Buchstaben Y und N. Ich weiß genau, was passiert, wenn ich einen der beiden Tasten drücke. Die Konsequenz von Y wäre eine Kettenreaktion. Ein verheerendes Signal würde seinen Weg um die vernetzte Welt nehmen. Von Chip zu Chip würde es wandern, von Server zu Server, würde Codesequenzen aktivieren, die teils seit Jahren auf den dortigen Speichermedien lagern.
Man hatte es mir leicht gemacht. Standardsoftware, Teile des unüberschaubaren Codesammelsuriums, die in jeder Maschine existieren. Ein Kinderspiel, dort etwas zu verstecken. Schon lange hinterfragte niemand mehr, was sich alles in den automatischen Updates befand, die das Smartphone selbsttätig von irgendeinem Server lud. Kein Mensch durchschaute ein Programm mehr komplett. Nicht einmal ein Programmierer, der eine Codesequenz übernimmt. Hauptsache, es funktioniert. Wie, ist nebensächlich. Man hätte ohnehin keine Zeit, sich damit zu beschäftigen. Viele Dinge sind wichtiger.
Arbeit zum Beispiel. Ohne Arbeit kein Geld. Ohne Geld bist du ein Mensch zweiter Klasse. Egal, was du kannst, was du bist, ohne Geld bist du nichts. Aber Arbeit gibt es immer weniger. Wird zumindest behauptet. Und die freie Marktwirtschaft regelt den Rest. Angebot und Nachfrage. Immer mehr Arbeit wird für immer weniger Geld geleistet. Was früher zehn Menschen leisteten, erledigen jetzt drei Menschen, oder auch nur eine Maschine. Nicht, dass sich die Menschen zurücklehnen könnten, weil alles so einfach und komfortabel funktioniert und niemand mehr arbeiten muss. Wie viele Waren produziert werden, ist kein Kriterium, sondern nur Profit, Geld. Und Geld gibt es eben nur für Arbeit.
Ich nehme einen tiefen Atemzug, ziehe die stickige Luft in meine Lungen und lasse sie langsam wieder entweichen. Vielleicht wäre das der richtige Ansatz gewesen. Das Geld zu eliminieren. Das ist es doch, was diesen Irrsinn vorantreibt. Die Jagd nach Reichtum, nach Ressourcen. Diejenigen, die wissen, wie das System funktioniert, die Gewinner der Globalisierung, der exponenziell wuchernden Finanzwirtschaft, sie benutzen die Dollars dieser Welt, um diesen Wahnsinn voranzutreiben. Sie benutzen diese komplexen, unüberschaubaren Systeme, um sich Menschen, Politiker, ja ganze Völker zu unterjochen. Ganze Nationen lassen sich über Geldflüsse steuern, die Welt lässt sich mithilfe von Hilfskrediten und Bankgarantien regieren.
Doch wäre das eine Lösung? Das Geld zu eliminieren. Machbar wäre es. Es wäre sogar leichter gewesen als die Aufgabe, die ich jetzt gelöst habe. Geld ist doch inzwischen auch nichts anderes mehr als ein paar Bits auf Bankservern. Es ist nicht mehr greifbar, kein physisches Medium mehr. Also wäre es auch einfach, es zu eliminieren. Doch es würde nichts ändern. Man würde rasch Alternativen finden. Der Mensch ist sehr einfallsreich, wenn er es sein muss.Um ihre Macht zu erhalten, würde die Finanzwirtschaft sehr kreativ werden. Und die Politik, die unter ihrem Einfluss steht, ebenso.
Nein, wenn man schon eine Lösung in dieser Größenordnung anstrebt, muss man es vollständig machen. Ein Arzt entfernt auch nicht nur einen Teil des Krebsgeschwürs, er versucht, ihm seine Lebensenergie zu nehmen, das wuchernde Gewebe nachhaltig zu vernichten.
Doch was ist die Lebensenergie der Zivilisation? Was ist das wichtigste Gut unserer Gesellschaft? Nahrung? Wasser? Kleidung? Nein, im wahrsten Sinn des Wortes Energie, elektrischer Strom. Was würde noch funktionieren ohne Strom? Kein Computersystem, keine Geldtransaktion, kein Auto, kein Panzer, keine Drohne und sogar viele Waffensysteme wären unbenutzbar..
Aber Pflanzen würden immer noch wachsen, Wasser immer noch fließen. Die Sonne kann immer noch Licht und Wärme spenden. Die Menschheit könnte überleben. Das Geschwür nicht.
Mein Finger bewegt sich in Richtung der Y-Taste. Nur zwei kleine Bewegungen. Auf der ganzen Welt würden Mikrochips überhitzen, schmelzen, Computerbildschirme schwarz werden, Lichter verlöschen.
Es ist eine furchtbare Entscheidung, die ich mir aufgehalst habe. Ein Chaos würde ausbrechen, Menschen würden sterben. Autounfälle aufgrund ausfallender Ampeln wären nur der Anfang. Mit Nahrungsmittelknappheit würde es weitergehen. Schlussendlich würden Kernkraftwerke aufgrund fehlender Kühlung überhitzen und ihren tödlichen Inhalt freisetzen. In wenigen Wochen wäre das gesamte Geschwür am Ende. Der Organismus würde sich selbst reinigen, einen Neubeginn starten. Der totale Reset. So würde es sein. Oder vielleicht doch nicht?
Nur wenige Millimeter trennen die Fingerspitze von der Kunststoffoberfläche. Mein Körper erstarrt. Was ist die andere Option? N. Abbrechen. Zur Tagesordnung übergehen und genau so weitermachen wie bisher. Wäre das eine Lösung? Das ist das Problem mit ja und nein. Man muss sich entscheiden. Es gibt kein vielleicht. Und wenn man eine Entscheidung getroffen hat, gibt es kein zurück mehr.
Muss es soweit kommen? Könnte es nicht noch eine andere Möglichkeit geben? Eine mögliche Zukunft ohne Kapitalismus, ohne Ausbeutung und rücksichtslose Bereicherung einer kleinen Gruppe, die sich auf Kosten anderer vergnügt. Eine Zukunft, in der die Natur und der Mensch selbst nicht nur eine Ressource sind, mit der gehandelt wird. In der die Menschheit versucht, ihren Horizont zu erweitern, anstatt sich engstirnig nur um sich selbst zu kümmern.
Möglichkeiten, pah. Wieder keine Entscheidung. Kein ja und kein nein. Es wird nicht so kommen. Keine Prognose, kein Szenario sagt eine solche Entwicklung voraus. Jegliche Zukunftsprognosen zeigen zerstörte Landschaften und unzählige Menschen auf engstem Raum. Und die Entwicklungen der letzten Jahre, Jahrzehnte, untermauern diese Prognosen.
Doch wäre die kleinste Hoffnung, der winzigste Strahl am fernen Horizont, es nicht wert, auf ihn zu warten? Könnte ich mit der Entscheidung leben, diese Hoffnung aufgegeben zu haben? Unschlüssig  bewegt sich mein Kopf hin und her. Meine brennenden Augen schließen sich für einen Moment. Jahrelang habe ich auf diesen Moment gewartet. Meinen ganzen Lebensinhalt habe ich dieser Mission gewidmet. Zu jedem Zeitpunkt war es sonnenklar, was zu tun sei. Dass es so nicht weitergehen kann. Dass nur ein vollkommender Reset alles wieder ins Lot bringen kann. Wieso fällt mir die Entscheidung jetzt so schwer? Wieso verrenne ich mich in Möglichkeiten und Hoffnungen, wo es doch für mich immer nur ja oder nein gegeben hat. Immer nur null oder eins. Ist es die Menschheit vielleicht doch wert, sich an diesen Strohhalm zu klammern. An diese hypothetische Hoffnung, dass unsere Zivilisation eines Tages so weit sein wird, aus ihrem beengten Käfig der sogenannten Gesellschaftssysteme auszubrechen?. Die Menschen haben es in der Hand, sie müssen es nur wollen.
Aber sie werden es nicht, sie werden nicht aufstehen und etwas ändern. Vielleicht ein paar Wenige. Aber bei weitem nicht genug. Denn wenn sie etwas verändern wollen, dann müssen sie es zusammen tun. Nicht gegeneinander, nicht jeder für sich. Vielleicht kann es funktionieren, vielleicht aber auch nicht.
Mit einem Ruck richte ich mich in meinem Stuhl auf. Mein Blick fokussiert wieder den blinkenden Cursor.
Execute? Y oder N.
Meine Entscheidung ist jetzt klar.
Ja oder nein.
Ich wähle einen Buchstaben.
Und bestätige.

Weitere Werke von 03mtep13:


_________________
Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.

Albert Einstein
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
tronde
Klammeraffe
T


Beiträge: 522

Das goldene Aufbruchstück Das silberne Niemandsland


T
Beitrag01.10.2014 23:18

von tronde
Antworten mit Zitat

Hallo!
Für mich ist der Text verständlich. Ehrlich gesagt fast schon zu plakativ in der konsum-/kapitalismus-/gesellschaftskritischen Aussage. Andererseits auch verständlich, dass dem Protagonisten diese Gedanken durch den Kopf gehen; die Ausführlichkeit der Gedanken stelle ich mir in der konkreten Situation als zu lang vor, da gehe ich aber von mir aus.

Der Stil ist für mich gut lesbar, auch wenn (siehe oben).

Kleinigkeiten:
des dahinvegetierens => des Dahinvegetierens

wenn er es sein muss.[Leerzeichen]Um ihre Macht zu erhal

Gesellschaftssysteme auszubrechen?[Punkt weg] Die Menschen
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
rieka
Geschlecht:weiblichSucher und Seiteneinsteiger


Beiträge: 816



Beitrag02.10.2014 13:30

von rieka
Antworten mit Zitat

Interessantes Thema.
Egal, was auf der Welt so verbrochen wird, man möchte manchmal reinschlagen. Immer wieder sucht auch jemand nach DER Lösung, nach DEM einfachen REZEPT. Wenn man es zu Ende denkt, wird klar, dass dann alles nur wieder von vorne anfängt. So wie jeder einzelne Mensch von vorne anfängt. Das ist das Stück Abhängigkeit- ja, wovon - das wir nicht auflösen können.

Jetzt aber zum Text.
Ich konnte deiner Schreibe gut folgen und mich in den Prota einfühlen.
 
Einige Fehler sind mir neben denen, die Tronde aufgezählt hat noch aufgefallen. Zwischen Satzende mit dem Punkt und dem Neuanfang fehlt einige Male das Leerzeichen.
Dann noch:

Zitat:
Entscheidung, wie es weitergehen soll mit unserer Gesellschaft, mit der Menschheit


Zitat:
Und wenn man eine Entscheidung getroffen hat, gibt es kein Zurück mehr.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
03mtep13
Geschlecht:männlichWortedrechsler

Alter: 35
Beiträge: 64
Wohnort: Linz


Beitrag02.10.2014 16:48

von 03mtep13
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Danke für eur Rückmeldungen!

Zitat:
Ehrlich gesagt fast schon zu plakativ in der konsum-/kapitalismus-/gesellschaftskritischen Aussage.


Ja, ich wusste nicht, wie konkret ich es fassen sollte. Es ist halt ein etwas polarisierendes Thema mit (in diesem Fall) extremen Maßnahmen. Da habe ich mich mit der Balance zwischen Andeutungen und plakativen Aussagen etwas schwer getan.

Aber wichtiger ist für mich dennoch, dass der Text, der Sinn dahinter verständlich ist, dass man sich eben darüber Gedanken machen kann.

Zitat:
Egal, was auf der Welt so verbrochen wird, man möchte manchmal reinschlagen. Immer wieder sucht auch jemand nach DER Lösung, nach DEM einfachen REZEPT. Wenn man es zu Ende denkt, wird klar, dass dann alles nur wieder von vorne anfängt. So wie jeder einzelne Mensch von vorne anfängt. Das ist das Stück Abhängigkeit- ja, wovon - das wir nicht auflösen können.


Ja. Geschichte wiederholt sich. Wir Menschen sind einfach eine zerstörerische Spezies.
Der Vergleich der Menschheit mit einem Virus oder einem Krebsgeschwür fasziniert mich und ich fand ihn derart zutreffend, dass es praktisch das Kernthema dieses Textes wurde.

Schade, dass man als einzelne Krebszelle kaum etwas ausrichten kann, um diese Ausartung zu stoppen.
Aber vielleicht bin ich einfach nur ein Pessimist...


_________________
Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.

Albert Einstein
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Zeitenträumer
Geschlecht:männlichLeseratte
Z

Alter: 44
Beiträge: 123



Z
Beitrag03.10.2014 15:02

von Zeitenträumer
Antworten mit Zitat

Hallo mtep,
Mit Kapitalismuskritik stößt du bei mir immer auf offene Ohren, vielleicht teile ich auch deshalb trondes Meinung - es ist völlig klar, was du sagen willst, und ich finde, es ist eher zu viel und zu eindeutig und könnte an einigen Stellen gestrafft werden. Dazu unten.
Insgesamt macht der Text aber an vielen Stellen neugierig.

Einige Details:

Zitat:
Die Welt der Bits und Bytes, der Nullen und Einsen, ja oder nein.

Bits und Bytes klingt irgendwie "branchenfremd", aber der Prota ist ja offensichtlich ein Nerd. Daher würde ich das weglassen: Die Welt der Nullen und Einsen, ja oder nein.

Zitat:
Elektrische Spannung oder eben nicht. Yes oder No. Y oder N.

Ebenfalls. Yes oder No kann weg, hat mich zudem gestört weil ich "Yes or No" erwarten würde.

Zitat:
Wie lange ist es nun her, dass ich den Entschluss gefasst habe?


Zitat:
Oder nur ein weiter Weg, die Degeneration, den Niedergang der menschlichen Gesellschaft zu beschleunigen.

Diesen Satz musste ich mehrfach lesen, bis ich kapiert habe was du meinst. Verständlicher wäre z.B.: Oder nur ein besonders weiter und umständlicher Weg, die Degeneration, den Niedergang der menschlichen Gesellschaft zu beschleunigen.
Außerdem muss m.E. ein Fragezeichen ans Ende.

Zitat:
Dabei war das Ziel so klar gewesen, hatte so edel erschienen.

...war erschienen.

Zitat:
Schon lange ist der Punkt überschritten, da nicht Krankheit und widrige Lebensumstände die Menschen hinwegrafften, sondern die Menschen diesen Teil übernahmen, wie alles andere auch.

Das ist so ein Satz, den ich streichen würde: Nicht im Anbetracht der größten Bedrohung, nämlich sich selbst. Kriege überziehen den Planeten, die Wahrzeichen der sogenannten Zivilisation vergiften ihn selbst. (selbst streichen, braucht man nicht und Wortwiederholung).

Zitat:
Arbeit zum Beispiel. Ohne Arbeit kein Geld. Ohne Geld bist du ein Mensch zweiter Klasse. Egal, was du kannst, was du bist, ohne Geld bist du nichts. Aber Arbeit gibt es immer weniger. Wird zumindest behauptet. Und die freie Marktwirtschaft regelt den Rest. Angebot und Nachfrage. Immer mehr Arbeit wird für immer weniger Geld geleistet. Was früher zehn Menschen leisteten, erledigen jetzt drei Menschen, oder auch nur eine Maschine. Nicht, dass sich die Menschen zurücklehnen könnten, weil alles so einfach und komfortabel funktioniert und niemand mehr arbeiten muss. Wie viele Waren produziert werden, ist kein Kriterium, sondern nur Profit, Geld. Und Geld gibt es eben nur für Arbeit.

Das ist in sich unlogisch. Ich weiß, was du meinst, aber
Zitat:
Immer mehr Arbeit wird für immer weniger Geld geleistet.
und
Zitat:
Und Geld gibt es eben nur für Arbeit.
widersprechen sich...
Jedenfalls, wenn man sich stur stellt. Twisted Evil  Klar, was du sagen willst, aber das würde ich noch mal neu formulieren.

Zitat:
Es wäre sogar leichter gewesen als die Aufgabe, die ich jetzt gelöst habe.

Ein wenig hölzern in meinen Ohren. Es wäre sogar leichter gewesen als die mühsame Arbeit, die ich geleistet habe.

Zitat:
Kein Computersystem, keine Geldtransaktion, kein Auto, kein Panzer, keine Drohne und sogar viele Waffensysteme wären unbenutzbar..

Zitat:
Auf der ganzen Welt würden Mikrochips überhitzen, schmelzen, Computerbildschirme schwarz werden, Lichter verlöschen.

Zitat:
Ein Chaos würde ausbrechen, Menschen würden sterben. Autounfälle aufgrund ausfallender Ampeln wären nur der Anfang. Mit Nahrungsmittelknappheit würde es weitergehen. Schlussendlich würden Kernkraftwerke aufgrund fehlender Kühlung überhitzen und ihren tödlichen Inhalt freisetzen.

Diese drei Abschnitte sagen alle mehr oder weniger das Gleiche.

Ansonsten finde ich gerade den zweiten Teil sehr gelungen, ich konnte gut mit dem Prota mitfühlen, diese beinahe-Sicherheit vor der Entscheidung und die Angst, doch alles falsch zu machen oder eine Chance zu vergeben, die nicht wiederkommt...

Lass uns bald wissen ob es Y oder N geworden ist... (ich tippe auf Y).

Beste Grüße,
David
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
03mtep13
Geschlecht:männlichWortedrechsler

Alter: 35
Beiträge: 64
Wohnort: Linz


Beitrag04.10.2014 23:36

von 03mtep13
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Zeitenträumer,

dass viele Dinge so detailliert gehalten wurden, hat auch den Grund, dass Leute, die sich nicht so sehr mit diesem Thema beschäftigen, auch mitkommen sollen. Aber ein wenig Straffung ist sicherlich möglich und auch sinnvoll.
Danke für deine detaillierte Analyse. Bei selbstkritische Betrachtung muss ich dir in den meisten Fällen Recht geben.
Nur bei der Beziehung zwischen Arbeit und Geld muss ich widersprechen. Es ist zwar nicht perfekt definiert, Arbeit und Geld sind allgemein etwas schwammige Begriffe, aber unser System funktioniert so, und so wie es funktioniert ist es unlogisch und genau deswegen haben wir auch große Probleme. Ein solches, in sich nicht schlüssiges System der Wert(um)verteilung kann auf Dauer nicht gut gehen. Ich bin der Meinung, dass früher oder später irgend etwas passieren wird. Je länger es dauert und je ungerechter es zugehen wird auf dieser Welt, umso schlimmer wird dieses Ereignis werden.

Zitat:
Lass uns bald wissen ob es Y oder N geworden ist... (ich tippe auf Y).


Diese Entscheidung fälle nicht ich. Ich habe lange überlegt, was ich machen würde. Ich kann es nicht. Ich könnte an dieser Stelle keine Entscheidung treffen. Genau dazu ist dieses offene Ende da.
Der ganze Text soll dazu anregen, sich mit diesem Thema zu beschäftigen und sich dann diese Frage zu stellen. Ist die Menschheit es wert? Ja oder nein. Diese Antwort sollte sich jeder nur für sich selbst überlegen.
Auch wenn ich sehr gespannt wäre, zu welcher Antwort die Leser dieses Textes tendieren...

Danke nochmals und einen schönen Abend

mfg
03mtep13


_________________
Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.

Albert Einstein
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Zeitenträumer
Geschlecht:männlichLeseratte
Z

Alter: 44
Beiträge: 123



Z
Beitrag05.10.2014 13:05

von Zeitenträumer
Antworten mit Zitat

Zitat:
Ein solches, in sich nicht schlüssiges System der Wert(um)verteilung kann auf Dauer nicht gut gehen.

Hoffen wir, dass du Recht hast.

Mir fiel beim Sinnieren grade noch ein, dass du evtl. im Text darauf eingehen könntest wie genau denn die positive Veränderung, der Neustart, funktionieren könnte. Denn wie du sehr richtig schreibst:

Zitat:
Doch wäre das eine Lösung? Das Geld zu eliminieren. Machbar wäre es. Es wäre sogar leichter gewesen als die Aufgabe, die ich jetzt gelöst habe. Geld ist doch inzwischen auch nichts anderes mehr als ein paar Bits auf Bankservern. Es ist nicht mehr greifbar, kein physisches Medium mehr. Also wäre es auch einfach, es zu eliminieren. Doch es würde nichts ändern. Man würde rasch Alternativen finden. Der Mensch ist sehr einfallsreich, wenn er es sein muss.Um ihre Macht zu erhalten, würde die Finanzwirtschaft sehr kreativ werden. Und die Politik, die unter ihrem Einfluss steht, ebenso.

Das heißt also: Eine wirkliche, nachhaltige Veränderung müsste in den Köpfen der Menschen stattfinden. Da hilft auch kein 'Ereignis' welcher Art auch immer - hinterher geht das Streben nach Macht und Geld von vorn los, wenn nicht ein großer Teil der Menschheit umdenkt.
Das würde ich in dem Text noch herausarbeiten.

Grüße!
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
03mtep13
Geschlecht:männlichWortedrechsler

Alter: 35
Beiträge: 64
Wohnort: Linz


Beitrag06.10.2014 15:42

von 03mtep13
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Zitat:
Zitat:
Zitat:
Ein solches, in sich nicht schlüssiges System der Wert(um)verteilung kann auf Dauer nicht gut gehen.


Hoffen wir, dass du Recht hast.


Ich hoffe, dass ich mich irre. Denn ein solches Ereignis wird sehr, sehr unangenehm werden. Für die meisten von uns.

Die schönere Alternative ist eben die, dass sich in den Köpfen der Menschen etwas tut, und ein Prozess in Gang gesetzt wird, dieses System kontrolliert abzubauen. Aber ich mache mir keine Illusionen diesbezüglich...

Du hast übrigens die grundlegende Problematik erkannt. Wink
Geschichte wiederholt sich, es wird immer wieder von vorne los gehen.

So, jetzt ist aber Schluss mit dem pessimistischen Herumgemurre.

Vielleicht kann ich mich dazu aufraffen, den Text nochmals zu überarbeiten. Er war, wie gesagt, eine Einreichung für einen Wettbewerb (Den ich übrigens nicht gewonnen habe Sad ).
Aber die erhaltenen Anregungen haben mir dennoch geholfen, vielleicht zukünftige Fehler zu vermeiden. Danke.

mfg
03mtep13


_________________
Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.

Albert Einstein
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
Seite 1 von 1

Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Prosa -> Einstand
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht teilnehmen.
In diesem Forum darfst Du keine Ereignisse posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht herunterladen
 Foren-Übersicht Gehe zu:  


Ähnliche Beiträge
Thema Autor Forum Antworten Verfasst am
Keine neuen Beiträge Einstand
Einstandstext: Reset
von Haro
Haro Einstand 23 29.06.2023 22:26 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Werkstatt
Reset
von Tom123
Tom123 Werkstatt 9 07.05.2011 13:55 Letzten Beitrag anzeigen

BuchEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungBuch

von Schreibmaschine

von Jarda

von Ralphie

von JGuy

von Jocelyn

von madrilena

von Enfant Terrible

von RememberDecember59

von BerndHH

von Fistandantilus

Impressum Datenschutz Marketing AGBs Links
Du hast noch keinen Account? Klicke hier um Dich jetzt kostenlos zu registrieren!