Abschied

[Rennschnitzel]

und hier auch wieder mal ein experiment von mir. bittschön:

Abschied

Mark Lang saß auf seinem mit rotem Samt bezogenen Lehnstuhl inmitten seiner Wohnung. Oder was davon noch übrig war.
Der Plasmafernseher, das feine Silber, die Wanduhr. All sein zerstörter substanzieller Besitz bildete einen unwichtigen Ring in der Umlaufbahn seines Lehnstuhls.
Pillen oder etwas Dramatischeres? Marks rechte Hand zog sich konvulsivisch um eine kleine weiße Kapsel zusammen.
Er schnippte sie in das Chaos um seinen Stuhl. Diese Impression sollte sich seiner Frau für immer ins Gedächtnis brennen. Eine Pille zu schlucken würde nicht reichen.
Mit einer Geste, die vor zehn Jahren noch jeder Frau einen Schmachter entlockt hätte, schob Mark sich die schmutzig blonden Haare aus dem Gesicht. Es war schon verwunderlich, wie wenig ihn mehr kümmerte, ob er attraktiv war. Da wo er hingehen würde, war das nicht mehr wichtig.
Mühsam erhob er sich und schlenderte zu seinem herrlich gebeizten Kirschholzschrank. Den hatte Mark auch nicht zerstört. Nicht, dass er es nicht versucht hätte. Ein deformierter Aluminium-Baseballschläger lag neben der verdellten Antiquität. Dieser Schrank war verdammt stabil. Dann würde er eben stehenbleiben.
Mark öffnete die Schranktür und kramte zwischen seinen feinsäuberlich zusammengefalteten Hemden. Da… Er wusste doch, dass seine Frau dieses kleine Spielzeug nicht gefunden hatte.
Mark ging zurück zu seinem Lehnstuhl und drehte ihn zur Zimmertür, bevor er sich setzte.
Er ließ die Halbautomatik in seinen Händen umhergleiten und wartete.
Kaum zehn Minuten später hörte Mark die Tür gehen. Es war soweit.
Er richtete den Lauf gegen seine Schläfe.
Es dauerte nicht lange, da stand seine Angebetete in der Tür. In ihrem weißen Poloshirt stand sie einfach da, die stahlblauen Augen weit aufgerissen.
„Überraschung, Eva.“, sagte Mark vollkommen ruhig. Seine Lippen schienen auf diesen Text gewartet zu haben, jetzt überkam ihn tiefe Befriedigung. Er hatte diesen Satz sorgfältig ausgewählt.
Einen Moment genoss Mark, wie ihre Gesichtszüge explodierten. Evas langes, blondes Haar schlug perfekt gestylte Wellen, als ihr Kopf nach vorne ruckte und sie zu einem Schrei ansetzte.
Mark hielt die Waffe einige Zentimeter von seinem Kopf weg. Sie sollte alles genau beobachten. Eva schien wie gebannt. Sie wehrte sich dagegen, aber sie konnte sich nicht wegdrehen. Dann drückte er ab.
Ein dicker Wasserstrahl durchnässte Marks Haar. Mit einem Lächeln ließ er die Wasserpistole sinken. Ein schadenfrohes Grinsen überzog sein Gesicht.
„Verarscht, Schlampe.“, flüsterte er zärtlich.

[Gast]

  Solche Ideen sind immer klasse.
Magst du Metal? Dann hör/schau dir das mal an:

http://www.youtube.com/watch?v=33H0NGd3Ur0

Das Ende ist genauso genial!  

[Rennschnitzel]

danke. ja, ich mag metal. aber bfmv will mir nicht so recht schmecken. außerdem... mal realistisch betrachtet: meinst du, du riechst das nicht, wenn dich jemand anstatt mit benzin mit wasser überschüttet?

[Gast]

Komm mir nicht mit unrealistisch.  
Man könnte auch argumentieren, dass die eigentliche Wirkung des Schusses für den Arsch ist, weil halt kein Geräusch ertönt. Kein Knall, kein Schuss, nur Wasser.
Aber auf sowas sollten wir uns nicht einlassen.   Bin noch unschlüssig, ob ich den Text bewerten soll...

[Rennschnitzel]

ich hatte es eher so gedacht, dass dieser wasserschwall die spannung auflöst und ihr klarmacht, dass er sie verarscht hat... ein knalleffekt wäre an dieser stelle doch sowieso unangebracht, weil sie ja eh direkt auf ihn guckt.

[Gast]

Richtig, er löst die Spannung - aber kreischt sie alleine von der Vorstellung, dass er da auf dem Stuhl sitzt, mit der Pistole an der Schläfe?
Na klar, rhetorische Frage, aber das kommt vielleicht etwas mager rüber.

[Rennschnitzel]

ja. er sitzt auf dem lehnstuhl, um ihn rum ihr gemeinsames gut, zerstört, und hält sich eine realistisch aussehende knarre an den kopf. reicht das nicht? und du kannst ihn gerne bewerten oder es sein lassen. aber ich hatte für kurze zeit zugang zum forum der bewertungsjury, und dort haben sich egopus und mosesbob dafür ausgesprochen, jeden text zu bewerten. ich teile ihre meinung und würde das auch so umsetzen.

[Gast]

Ich meinte nicht, dass ich den Text vielleicht nicht bewerte, weil er extravagant, blöd oder sonstwas ist, sondern weil es Sonntag abends ist, ich noch nen leichten Kater habe und morgen wieder Schule ist...

[Cerberus]

N' Abend, Schnitzel!

[Rennschnitzel]

[Cerberus]

[Rennschnitzel]

ansonsten keine kritik? das ist schmeichelhaft. kann irgendwer diesen text bitte in den "richtigen" belletristik-bereich verschieben? oder soll ich ihn nochmal posten?

edit: hab ihn nochmal reingestellt. wem das nicht schmeckt, kann mich ja anschreiben.