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Rennschnitzel
Festmahl
 Alter: 32 Beiträge: 1171 Wohnort: Württemberg

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 05.05.2012 01:36 Arbeitstitel: Mann mit Wombat von Rennschnitzel
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Diese Geschichte ist eine erweiterte Neuauflage einer alten Kurzgeschichte (diese). Die damaligen Kritiken haben mich auf die Idee gebracht, aus dem Gedankenspiel etwas längeres zu machen - und nach nur knapp 3 Jahren Bedenkzeit hab ich mich dafür entschieden. Angepeilt sind 200 Buchseiten bis zum hochdramatischen Finale. Aber erstmal intererssiert mich eure Meinung zum überarbeiteten Anfang:
Gerd saß in einem unterdurchschnittlichen Café in der Stuttgarter Fußgängerzone. Der Kaffee schmeckte wie mit gewaltsam abgekniffener Hundepisse aufgebrüht, das war schlecht. Aber die Kellnerin präsentierte mit einem gewagten Ausschnitt regelrechte Euter. Das war gut.
Gerd hatte sich direkt vor der Glasfront positioniert, durch die das schummrige Licht eines wolkenverhangenen Novembertages sich mit der warmen, freundlichen Beleuchtung des Cafés mischte.
Durch diese Glasfront pflegte er, vorbeilaufende Passanten zu beobachten und sich auszumalen, wie ihnen schreckliche Dinge zustießen. Ein zugegeben merkwürdiges Hobby, aber Gerd war niemandem Rechenschaft schuldig.
Er hob die Hand und die Kellnerin schenkte nach. Sie trug kein Namensschild, also hatte Gerd sie nach dem Berg in Österreich „Großglockner“ genannt. Das war gleich doppelt passend, denn der hatte schließlich auch einen Doppelgipfel.
Gerd gackerte leise und nippte am Kaffee.
Ein Anzugträger schritt herrisch am Café vorbei. Dem Ego nach vermutlich Bankier, dachte Gerd. Er malte sich aus, wie dessen Arzt ihm nach einer schweren Hodentorsion eröffnete, man müsse amputieren.
Doch da fiel ihm etwas auf. An der Glasfront formte sich ein verschwommener Fleck, der nicht in der Fußgängerzone sein konnte. Gerd blickte hinter sich, auch dort war nichts. Da wurde die Kontur immer klarer – und Gerd stockte der Atem.
Vor ihm schwebte ein Wombat.
„Hallo Gerd.“ Er hatte eine angenommene Baritonstimme. Fassungslos nippte Gerd an seinem Kaffee.
Die Spiegelung eines australischen Beuteltiers hatte ihn gerade freundlich begrüßt.
Der Wombat gab ihm einen Augenblick. Dann sagte er: „Da, wo ich herkomme, erwidert man einen Gruß.“
Gerd schluckte ein „Woher zur Hölle kommst du denn?“ herunter und sah sich argwöhnisch im Café um. Großglockner unterhielt sich mit dem Kassierer, in der linken Ecke versuchte ein Liebespärchen, sich gegenseitig aufzufressen. Man würde also nicht sofort bemerken, wenn er sich mit einem Fenster unterhielt.
Er drehte sich wieder dem Wombat zu und wisperte ein kaum hörbares „Guten Tag.“
Der Wombat kratzte sich geschäftsmäßig mit der Vorderpfote am Mundwinkel.
„Willst du es auf die sanfte Tour oder voll in die Fresse?“, fragte er.
„Kommt drauf an.“, erwiderte Gerd und fragte sich, worauf.
„Worauf?“, fragte der Wombat.
Verdammt, dachte Gerd.
„Darauf, worum es geht.“, nuschelte er und starrte seinen Kaffee an.
„Es geht um dich.“, sagte der Wombat.
Weitere Werke von Rennschnitzel:
_________________ You can be watching TV and see Coca-Cola, and you know that the President drinks Coke, Liz Taylor drinks Coke, and just think, you can drink Coke, too. A Coke is a Coke and no amount of money can get you a better Coke than the one the bum on the corner is drinking. All the Cokes are the same and all the Cokes are good. Liz Taylor knows it, the President knows it, the bum knows it, and you know it. |
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Pütchen
Weltenbummler
 Moderatorin
Beiträge: 14533 NaNoWriMo: 40788 Wohnort: Bahamas
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 05.05.2012 02:44 Re: Arbeitstitel: Mann mit Wombat von Pütchen
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Ja, wen haben wir denn da?
Herrschaftszeiten, Schnitzele, da hast du mir ja ein fettes Grinsen ins Gesicht gezaubert!
Eigentlich wollte ich hier überhaupt nichts lesen und mich überhaupt nicht ablenken lassen, und dann kommst du mit hiermit
Also ich steh ja völlig auf sowas. Mich hat der Anfang nun auf jeden Fall neugierig gemacht. Leider geil!^^
Obwohl du gar nicht so viel erzählst, habe ich das Ganze Ambiente gut vor Augen (und dass nicht nur, weil es ja in Stuttgart spielt).
Ich mag deinen Gerd Ist der schon vergeben?
Hier mal ein paar konkrete Anmerkungen (Kritik muss sein, du weißt ... )
:
Zitat: | Gerd saß in einem unterdurchschnittlichen Café in der Stuttgarter Fußgängerzone. Der Kaffee schmeckte wie mit gewaltsam abgekniffener Hundepisse aufgebrüht, das war schlecht. Aber die Kellnerin präsentierte mit einem gewagten Ausschnitt regelrechte Euter. Das war gut. |
Der Einstieg gefällt mir. Dennoch frage ich mich unwillkürlich, ob gewaltsam abgekniffene Hundepisse anders schmeckt, als die, die frei und ungehemmt dahinfließen kann? Ich weiß, dass du verstärken willst, aber dieser Teil bringt mich aus dem Konzept irgendwie und lenkt mich ab.
Mit den Eutern ... *hust* - ach, was, scheiß drauf und lass es Passt ja zu Gerds Gedanken.^^
Zitat: | Gerd hatte sich direkt vor der Glasfront positioniert, durch die das schummrige Licht eines wolkenverhangenen Novembertages sich mit der warmen, freundlichen Beleuchtung des Cafés mischte. |
Hach, nochmal jemand, der auch das "sich" so hintenanstellt wie ich
Liegt das an unserer Herkunft?
Besser:
Gerd hatte sich direkt vor der Glasfront positioniert, durch die sich das schummrige Licht eines wolkenverhangenen Novembertages mit der warmen, freundlichen Beleuchtung des Cafés mischte.
Zitat: | Sie trug kein Namensschild, also hatte Gerd sie nach dem Berg in Österreich „Großglockner“ genannt. Das war gleich doppelt passend, denn der hatte schließlich auch einen Doppelgipfel. |
Zitat: | Ein Anzugträger schritt herrisch am Café vorbei. Dem Ego nach vermutlich Bankier, dachte Gerd. |
Sagen wir bei uns nicht: Banker - ohne i, englisch gesprochen?
Kann mir aber auch vorstellen, dass er es - schick und somit verächtlich - französisch aussprechen will, dann würde ich es kursiv setzen (subjektiv).
Zitat: | Er malte sich aus, wie dessen Arzt ihm nach einer schweren Hodentorsion eröffnete, man müsse amputieren. |
Gut, dass ich meinen Kaffee vorher runtergeschluckt habe, sonst hätte ich mein Laptop vollgeprustet
Zitat: | Vor ihm schwebte ein Wombat. |
Nein, wie geil ist das mit dem Wombat denn?
Zitat: |
Gerd schluckte ein „Woher zur Hölle kommst du denn? Komma“ herunter und sah sich argwöhnisch im Café um. |
Zitat: | „Kommt drauf an.“, erwiderte Gerd und fragte sich, worauf.
„Worauf?“, fragte der Wombat.
Verdammt, dachte Gerd.
„Darauf, worum es geht.“, nuschelte er und starrte seinen Kaffee an.
„Es geht um dich.“, sagte der Wombat. |
Die Punkte vor den Anführungszeichen raus.
Ich will mehr
Liebes Grüßle aus dem Wombat-Land, Pütchen
P.S. Ich hab von der anderen Geschichte nur den Anfang gelesen, weil ich mich hier überraschen lassen will - stilistisch finde ich diese Version aber deutlich ausgereifter - knapp und kurz auf den Punkt.
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BlueNote
Stimme der Vernunft

Beiträge: 7549 Wohnort: NBY

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 05.05.2012 06:29
von BlueNote
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Hi Rennschnitzel,
200 Buchseiten sollen das werden? Also, was mich angeht - ich bin da noch nicht richtig in deiner Geschichte angekommen: Die Sprache erscheint mir oft verdreht, die angestrebte Coolness des Erzähltons etwas zu aufgesetzt, der Charakter des Protagonisten zunächst nicht unbedingt nachvollziehbar. Offensichtlich ist das ein Mensch, der sehr negativ über andere Leute denkt (diese zumindest ziemlich verächtlich einschätzt), dabei selber aber auch recht überheblich ist (im Grunde seiner Seele vielleicht doch ein Spießer?). Willst du das wirklich 200 Seiten so durchhalten?
Nehmen wir mal den ersten Absatz:
Zitat: |
Gerd saß in einem unterdurchschnittlichen Café in der Stuttgarter Fußgängerzone. Der Kaffee schmeckte wie mit gewaltsam abgekniffener Hundepisse aufgebrüht, das war schlecht. Aber die Kellnerin präsentierte mit einem gewagten Ausschnitt regelrechte Euter. Das war gut.
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Dieser Absatz ist schon mal ziemlich typisch für deinen Stil (der mir nicht einheitlich, sondern eher ungeordnet vorkommt). Es mischen sich Sätze, die wegen ihrer Gewöhnlichkeit schon fast langweilig sind (Gerd saß in einem Café) mit Formulierungen, die wieder fürchterlich aufgedampft wirken (abgekniffener Hundpisse). Dann werden die "das war schlecht", "das war gut" einmal mit Komma, dann mit Punkt abgetrennt (Einheitlichkeit?). Brüste mit Euter zu vergleichen ... Na ja ... Dann frage ich mich, was ein "unterdurchschnittliches" Café sein soll. Das kann man von mir aus umgangssprachlich so sagen, aber in einem Buch ist das schlechter Stil.
Das mit der Hodentorsion war allerdings ganz lustig - auch die Idee, dass sich Gerd irgendwelche Schicksale für die vorbeikommenden Menschen ausdenkt.
Auf mich wirkt die ganze Sprache nicht authentisch, sondern an irgendwelche Vorlagen angelehnt. Vielleicht schlecht synchronisierte, amerikanische Filme oder schlecht übersetzte amerikanische Bücher?
Vielleicht gefällt das ja der Jugend ... mir ist das alles zu gewollt cool und dann letztendlich doch nicht gekonnt.
BN
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Nicki
Papiertiger
 Alter: 67 Beiträge: 4807 Wohnort: Mönchengladbach
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 05.05.2012 06:36
von Nicki
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Hallo,
das ist eine prima Geschichte, um mich noch vor dem Frühstückskaffee wach zu kriegen. Ich habe die alte Version nicht gelesen, lass mich gerne überraschen, was Gerd und Bombat noch erleben.
Zwei Kleinigkeiten möchte ich anmerken:
Zitat: | Fassungslos nippte Gerd an seinem Kaffee. |
Das passt nicht so richtig zusammen. Nippen und fassungslos sein. Ich könnte mir eher vorstellen, dass die Hand zittert, die die Tasse hält oder dass der Kaffee überschwappt. Nippen klingt nach Damenkaffeekränzchen. Und tat er ein paar Sätze zuvor auch schon.
Zitat: | Dem Ego nach vermutlich Bankier, dachte Gerd. |
Ein Bankier ist meiner Meinung nach ein Bankbesitzer, ein Banker jemand, der dort arbeitet.
Freu mich auf Fortsetzungen, gerne gelesen.
_________________ MfG
Nicki
"Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist." Henry Ford
"Fantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt." A.Einstein
*Sommerblues* September 2017 Eisermann Verlag
*Trommelfeuer* November 2017 Eisermann Verlag
*Silvesterliebe* 30. November 2018 Eisermann Verlag
*Gestohlene Jahre* Work in Progress |
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Gine
Reißwolf
 Alter: 42 Beiträge: 1043 Wohnort: Berlin
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 05.05.2012 15:13
von Gine
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Morgen!
Nu ich auch noch.
Ja, na das hat doch was.
Mir gefällt genau das, was BlueNote gerne rauskicken würde. Die einfachen Formulierungen, hübsch kontrakariert mit frechem Wortwitz. Unverkennbarer Stil. Nett!
Mich stört eigentlich nur das klischeehaft 'männliche' denken, das immer gerade dann über mich her fällt, wenn ich mich gerade mit der Situation angefreundet habe. Dabei missfällt mir nicht der Charakterzug an sich, sonder die Art und Weise, wie der Leser mit Anzüglichkeiten 'beworfen' wird. Da wünschte ich mir etwas mehr äh ... Seife (?) in den Formulierungen.
Wie ich mir das vorstelle? Ja, keine Ahnung! Gaub ja nicht, dass ich hier deine Arbeit machen werde.
Aus dem Tritt gerät der Charakter bisher aus meiner Sicht nur ein Mal. Nämlich, als er dem aufdringlichen Vieh tatsächlich wie befohlen einen 'Guten Morgen' wünscht.
Jedenfalls bin ich schwer neugierig, mit welcher Überraschung das Tierchen noch rausrückt.
Ich freue mich auf alle Fälle auf die Fortsetzung!
Liebe Grüße
die Gine
_________________ 'Manchmal zweifle ich daran, dass ich überhaupt existiere.'
'Aus gutem Grund.'
'Wie meinst du das?'
'Ich habe dich erfunden.'
'Glaub ich nicht.'
'Ich weiß.'
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Hoody
Exposéadler

Beiträge: 2596 Wohnort: Alpen
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 05.05.2012 16:45
von Hoody
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Bis jetzt gefällt mir der Schreibstil. Der Ausschnitt ist relativ kurz. Bisher ist die Handlung interessant. Der "gewollte" coole Schreibstil ist mir nicht aufgefallen. Nur an der Stelle hätte ich evtl., eine andere Formulierung benutzt:
Nur den Dialog würde ich noch einmal überarbeiten:
Zitat: | „Willst du es auf die sanfte Tour oder voll in die Fresse?“ |
Zitat: | „Kommt drauf an.“, erwiderte Gerd und fragte sich, worauf.
„Worauf?“, fragte der Wombat.
Verdammt, dachte Gerd.
„Darauf, worum es geht.“, nuschelte er und starrte seinen Kaffee an.
„Es geht um dich.“, sagte der Wombat.
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Die fett markierten Teile würde ich umschreiben oder streichen.
lg hubi
_________________ Nennt mich einfach Hubi oder J-da oder Huvi : D
Ich bin wie eine Runde Tetris. Nichts will passen.
"Ein schlechter Schriftsteller wird manchmal ein guter Kritiker, genauso wie man aus einem schlechten Wein einen guten Essig machen kann."
Henry de Montherlant
"Wenn die anderen glauben, man ist am Ende, so muss man erst richtig anfangen."
Konrad Adenauer |
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Rennschnitzel
Festmahl
 Alter: 32 Beiträge: 1171 Wohnort: Württemberg

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 05.05.2012 21:58
von Rennschnitzel
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Ich bin grade auf dem Sprung, aber jetzt schonmal danke für das Feedback! Ich gehe morgen drauf ein.
_________________ You can be watching TV and see Coca-Cola, and you know that the President drinks Coke, Liz Taylor drinks Coke, and just think, you can drink Coke, too. A Coke is a Coke and no amount of money can get you a better Coke than the one the bum on the corner is drinking. All the Cokes are the same and all the Cokes are good. Liz Taylor knows it, the President knows it, the bum knows it, and you know it. |
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Fao wie Vendetta
 Alter: 32 Beiträge: 2486
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 05.05.2012 22:54
von Fao
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Mir ging es wie Pütchen, ich wollte eigentlich gar nicht lesen - hab doch genug zu tun -, aber der Titel, der war zum anklicken.
Und dann wollte ich wissen, was es mit dem Wombat auf sich hat, und, verdammt! Ich will wissen wie es weitergeht. Eine Fortsetzung lässt bittebitte nicht allzu lange auf sich warten.
Erstmal nur dies kurze Feedback, da ich wieder auf dem Sprung bin,
und weil (leider) BN zum sprachlichen ungefähr das gesagt hat, was ich beim lesen dachte.
Der Stil sagt mir nicht zu, kommt mir fast zu dsfo-Schreiberlehrtechnisch vor, zu gezwungen teilweise, zu aufgedampft, wie BN sagte.
Die Idee ist aber klasse, herzlich erfrischend, ich bin gespannt, wie du das durchziehst, was als nächstes kommt, worauf das ganze hinausläuft.
Das mit dem Schicksalen ausdenken gefällt mir, das macht mein Protagonist übrigens auch
LG
Fao
_________________ Begrüßt gerechte Kritik. Ihr erkennt sie leicht. Sie bestätigt euch in einem Zweifel, der an euch nagt. Von Kritik, die euer Gewissen nicht anerkennt, lasst euch nicht rühren.
Auguste Rodin - Die Kunst. |
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Enfant Terrible
alte Motzbirne
 Alter: 29 Beiträge: 10245 Wohnort: München

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 06.05.2012 08:37
von Enfant Terrible
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Genau wie meine Vorposter habe ich trotz eines durchaus positiven Grundeindrucks einige Probleme, mit der Story warm zu werden. Einerseits ist dies Schnitzelstil, wie man ihn kennt: minimalistisch, zynisch, böse.
Aber gerade weil du dich für so einen ökonomischen Stil entschieden hast, musst du darauf achten, ihn nicht durch überflüssige Floskeln zu verwässern, denn diese fallen in der Askese umso mehr auf, ebenso wie einige schiefe Formulierungen.
Klischees sind an sich kein Weltuntergang, aber so, wie sie in deinem Text stehen, wirken sie halbgar, nicht bissig genug herausgearbeitet für den ironischen Ton, den du eigentlich anstrebst. Mehr im Detail - sorry, falls ich meine Vorposter nachbete, doppelt hält besser und so
Zitat: | Gerd saß in einem unterdurchschnittlichen Café in der Stuttgarter Fußgängerzone. Der Kaffee schmeckte wie mit gewaltsam abgekniffener Hundepisse aufgebrüht, das war schlecht. Aber die Kellnerin präsentierte mit einem gewagten Ausschnitt regelrechte Euter. Das war gut |
Der Vergleich von schlechten Getränken mit Urin ist nicht revolutioniär, dir gelingt es allerdings, ihn mit Frische aufzuladen. Was man von der Euter-Beschreibung leider nicht sagen kann, der Satz ist irgendwie... lasch, ich hätte mehr Dynamik erwartet. Immerhin geht es um Titten!
Zitat: | Durch diese Glasfront pflegte er, vorbeilaufende Passanten zu beobachten und sich auszumalen, wie ihnen schreckliche Dinge zustießen. Ein zugegeben merkwürdiges Hobby, aber Gerd war niemandem Rechenschaft schuldig | .
Solche Sätze wie den letzten empfinde ich persönlich als Ballast: erklärend, rechtfertigend, im Grunde nichtssagend. Ich finde, wenn du seine Macke einfach so in einem einzigen Satz im Raum stehen ließest, käme er viel böser, da würde man innehalten und sich fragen: "Wasn A***". Wobei, so ungewöhnlich und abgründig ist die Gewohnheit nun wieder nicht.
Zitat: | Er hob die Hand und die Kellnerin schenkte nach. Sie trug kein Namensschild, also hatte Gerd sie nach dem Berg in Österreich „Großglockner“ genannt. Das war gleich doppelt passend, denn der hatte schließlich auch einen Doppelgipfel.Gerd gackerte leise und nippte am Kaffee | .
Nein, sorry, der Großglockner-Witz ist selbst - oder gerade für - eine Persiflage zu flach, noch zusätzlich entkraftet durch den Offensichtliches zerkauenden Nachsatz.
Und wie kann man leise gackern?
Zitat: | Ein Anzugträger schritt herrisch am Café vorbei. Dem Ego nach vermutlich Bankier, dachte Gerd. Er malte sich aus, wie dessen Arzt ihm nach einer schweren Hodentorsion eröffnete, man müsse amputieren. |
Der letzte Satz ist herrlich böse!
Allerdings ist auch der Geschäftsmann, gerade durch deine Adjektivwahl, sehr klischeehaft skizziert. Show, don't tell, und so. Was macht ihn herrisch? Woran liest man sein Ego ab, außer am Anzug? Irgendeine selbsterklärende Geste - musst ja kein tiefgründiges Charakterprofil liefern - würde dem mehr Würze verleihen.
Insgesamt weiß ich nicht so recht, was die Geschichte soll, wohin sie mich führen will. Sie will, so scheint es mir, Skurrilität andeuten - aber bisher bleibt es nur eine Andeutung, alles ist insgesamt so blass wie der Novembertag hinter dem Fenster. Ob du den Leser mit einem Wombat am Fenster hinterm Ofen hervorlocken kannst? Hm.
Dennoch hat es mich gefreut, endlich mal wieder was von dir zu lesen!
_________________ "...und ich bringe dir das Feuer
um die Dunkelheit zu sehen"
ASP
Geschmacksverwirrte über meine Schreibe:
"Schreib nie mehr sowas. Ich bitte dich darum." © Eddie
"Deine Sprache ist so saftig, fast möchte man reinbeißen." © Hallogallo |
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gold
Show-don't-Tellefant
 Alter: 70 Beiträge: 6686 Wohnort: unter Wasser
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 06.05.2012 17:50
von gold
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Hallo(„Gerd“ wollte ich schon schreiben, nein „Wombat“, nein Rennschnitzel)
also jetzt mal manierlich:
hallo Rennschnitzel,
das mit dem ins Getränk Prusten wäre mir auch passiert, hätte ich mir eins beim Lesen deines Textes einverleibt, also danke für die Lacher, bei denen ich nicht umhin konnte, sie von mir zu geben!!!
Was mir aufgefallen ist, war:
„Gerd hatte sich direkt vor der Glasfront positioniert, durch die das schummrige Licht eines wolkenverhangenen Novembertages sich mit der warmen, freundlichen Beleuchtung des Cafés mischte.“
Diese Beschreibung gefällt mir- doch frage ich mich, ob es möglich ist, außer der Spiegelung des Innenlebens des Cafe´s im Fenster noch Passanten, etc. wahrzunehmen- einen Wombat gewiss, da er ja irreal ist, aber den Bankier?
Ich würde mal ne Vorortbegehung machen und gucken, ob nicht das Innenleben des Cafe´s alles überdeckt.
Was ist bitte eine „angenommene Baritonstimme“ ?
Hoffe, du lässt das nicht einfach auf dich wirken, sondern dass ich auch ne Antwort kriege…
Lg Gold
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Rennschnitzel
Festmahl
 Alter: 32 Beiträge: 1171 Wohnort: Württemberg

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 07.05.2012 11:47
von Rennschnitzel
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So, allerseits Entschuldigung für die Verspätung.
Erstmal find ich es nach wie vor hammer, wie schnell und intensiv hier Textarbeit betrieben wird. Wenn ich so schnell schreiben könnte, wie ihr rezensiert...
Frau Stonesfield:
Puetchen hat Folgendes geschrieben: | Ich mag deinen Gerd Ist der schon vergeben? |
Ab jetzt ja. Nein wirklich, wenn er sich nicht gerade Wiederholungen von Richterin Barbara Salesch reinzieht oder heulend in der Dusche kauert, wird er dir die Sterne vom Himmel holen.
Pütchen hat Folgendes geschrieben: | Hier mal ein paar konkrete Anmerkungen (Kritik muss sein, du weißt ... ) |
Dafür hab ichs veröffentlicht.
Puetchen hat Folgendes geschrieben: | Schnitzelator hat Folgendes geschrieben: | Gerd saß in einem unterdurchschnittlichen Café in der Stuttgarter Fußgängerzone. Der Kaffee schmeckte wie mit gewaltsam abgekniffener Hundepisse aufgebrüht, das war schlecht. Aber die Kellnerin präsentierte mit einem gewagten Ausschnitt regelrechte Euter. Das war gut. |
Der Einstieg gefällt mir. Dennoch frage ich mich unwillkürlich, ob gewaltsam abgekniffene Hundepisse anders schmeckt, als die, die frei und ungehemmt dahinfließen kann? Ich weiß, dass du verstärken willst, aber dieser Teil bringt mich aus dem Konzept irgendwie und lenkt mich ab. |
Das war nicht Sinn der Sache. Die Formulierung hab ich MoBo gestohlen, sie passt eigentlich nicht in meinen Schreibstil. Ich muss bloß jedes Mal gackern, wenn ich sie lese. Werde über Ersatz brüten.
Pütchen hat Folgendes geschrieben: | Schnitzel hat Folgendes geschrieben: | Gerd hatte sich direkt vor der Glasfront positioniert, durch die das schummrige Licht eines wolkenverhangenen Novembertages sich mit der warmen, freundlichen Beleuchtung des Cafés mischte. |
Hach, nochmal jemand, der auch das "sich" so hintenanstellt wie ich
Liegt das an unserer Herkunft?
Besser:
Gerd hatte sich direkt vor der Glasfront positioniert, durch die sich das schummrige Licht eines wolkenverhangenen Novembertages mit der warmen, freundlichen Beleuchtung des Cafés mischte. |
Volle Zustimmung. Der Schwabe in mir sitzt tiefer, als ich dachte. Wird korrigiert.
Puetchen hat Folgendes geschrieben: | Schnitzel hat Folgendes geschrieben: | Ein Anzugträger schritt herrisch am Café vorbei. Dem Ego nach vermutlich Bankier, dachte Gerd. |
Sagen wir bei uns nicht: Banker - ohne i, englisch gesprochen?
Kann mir aber auch vorstellen, dass er es - schick und somit verächtlich - französisch aussprechen will, dann würde ich es kursiv setzen (subjektiv). |
Er meint es verächtlich, die Kursivschrift finde ich gut, wenn ich einen Weg finde, sie auch in die weitere Geschichte einzubauen - vielleicht könnte das ein neues Charakterisierungs-Werkzeug werden.
Pütchen hat Folgendes geschrieben: | Schnitzel hat Folgendes geschrieben: | Gerd schluckte ein „Woher zur Hölle kommst du denn? Komma“ herunter und sah sich argwöhnisch im Café um. |
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Ich komm grad nicht mit, gehört das Komma vor das Anführungszeichen?
Puetchen hat Folgendes geschrieben: | Schnitzel hat Folgendes geschrieben: | „Kommt drauf an.“, erwiderte Gerd und fragte sich, worauf.
„Worauf?“, fragte der Wombat.
Verdammt, dachte Gerd.
„Darauf, worum es geht.“, nuschelte er und starrte seinen Kaffee an.
„Es geht um dich.“, sagte der Wombat. |
Die Punkte vor den Anführungszeichen raus. |
Alle? Ist das grammatikalisch falsch oder gefällt dir der Stil nicht?
Pütchen hat Folgendes geschrieben: | Ich will mehr  |
Sehr gern. Ich arbeite nur noch den vorhandenen um. Sind ja doch leider ein paar Schnitzer drin.
BlueNote:
BlueNote hat Folgendes geschrieben: | 200 Buchseiten sollen das werden? Also, was mich angeht - ich bin da noch nicht richtig in deiner Geschichte angekommen: Die Sprache erscheint mir oft verdreht, die angestrebte Coolness des Erzähltons etwas zu aufgesetzt, der Charakter des Protagonisten zunächst nicht unbedingt nachvollziehbar. Offensichtlich ist das ein Mensch, der sehr negativ über andere Leute denkt (diese zumindest ziemlich verächtlich einschätzt), dabei selber aber auch recht überheblich ist (im Grunde seiner Seele vielleicht doch ein Spießer?). Willst du das wirklich 200 Seiten so durchhalten? |
Du hast den Charakter von Gerd doch ganz gut nachvollzogen. Nein, natürlich will ich keine 200 Seiten über einen Misanthropen berichten, der nur in Kaffeehäusern sitzt und fremden Menschen Schreckliches an den Hals wünscht. Das Interessante wird die seine Entwicklung im Wechselspiel mit dem Wombat.
BlueNote hat Folgendes geschrieben: | Dieser Absatz ist schon mal ziemlich typisch für deinen Stil (der mir nicht einheitlich, sondern eher ungeordnet vorkommt). Es mischen sich Sätze, die wegen ihrer Gewöhnlichkeit schon fast langweilig sind (Gerd saß in einem Café) mit Formulierungen, die wieder fürchterlich aufgedampft wirken (abgekniffener Hundpisse). Dann werden die "das war schlecht", "das war gut" einmal mit Komma, dann mit Punkt abgetrennt (Einheitlichkeit?). Brüste mit Euter zu vergleichen ... Na ja ... Dann frage ich mich, was ein "unterdurchschnittliches" Café sein soll. Das kann man von mir aus umgangssprachlich so sagen, aber in einem Buch ist das schlechter Stil.
Das mit der Hodentorsion war allerdings ganz lustig - auch die Idee, dass sich Gerd irgendwelche Schicksale für die vorbeikommenden Menschen ausdenkt.
Auf mich wirkt die ganze Sprache nicht authentisch, sondern an irgendwelche Vorlagen angelehnt. Vielleicht schlecht synchronisierte, amerikanische Filme oder schlecht übersetzte amerikanische Bücher?
Vielleicht gefällt das ja der Jugend ... mir ist das alles zu gewollt cool und dann letztendlich doch nicht gekonnt.
BN |
Danke für deine ehrliche Meinung.
Nicki:
Nicki hat Folgendes geschrieben: | Zitat: | Fassungslos nippte Gerd an seinem Kaffee. |
Das passt nicht so richtig zusammen. Nippen und fassungslos sein. Ich könnte mir eher vorstellen, dass die Hand zittert, die die Tasse hält oder dass der Kaffee überschwappt. Nippen klingt nach Damenkaffeekränzchen. Und tat er ein paar Sätze zuvor auch schon. |
Eine gute Anregung. Danke.
Nicki hat Folgendes geschrieben: | Zitat: | Dem Ego nach vermutlich Bankier, dachte Gerd. |
Ein Bankier ist meiner Meinung nach ein Bankbesitzer, ein Banker jemand, der dort arbeitet. |
So kenn ich's auch.
Gine:
Gine hat Folgendes geschrieben: | Mir gefällt genau das, was BlueNote gerne rauskicken würde. Die einfachen Formulierungen, hübsch kontrakariert mit frechem Wortwitz. Unverkennbarer Stil. Nett!
Mich stört eigentlich nur das klischeehaft 'männliche' denken, das immer gerade dann über mich her fällt, wenn ich mich gerade mit der Situation angefreundet habe. Dabei missfällt mir nicht der Charakterzug an sich, sonder die Art und Weise, wie der Leser mit Anzüglichkeiten 'beworfen' wird. Da wünschte ich mir etwas mehr äh ... Seife (?) in den Formulierungen.
Wie ich mir das vorstelle? Ja, keine Ahnung! Gaub ja nicht, dass ich hier deine Arbeit machen werde. |
Wär ja auch zu schön.
An welcher Stelle fühlst du dich beworfen? Die Euter?
Hubi:
Hoody hat Folgendes geschrieben: | Die fett markierten Teile würde ich umschreiben oder streichen. |
Werde über den Dialog nochmal nachsinnen... Meine nächste Geschichte handelt von Taubstummen.
Fao:
Fao hat Folgendes geschrieben: | Erstmal nur dies kurze Feedback, da ich wieder auf dem Sprung bin,
und weil (leider) BN zum sprachlichen ungefähr das gesagt hat, was ich beim lesen dachte.
Der Stil sagt mir nicht zu, kommt mir fast zu dsfo-Schreiberlehrtechnisch vor, zu gezwungen teilweise, zu aufgedampft, wie BN sagte.
Die Idee ist aber klasse, herzlich erfrischend, ich bin gespannt, wie du das durchziehst, was als nächstes kommt, worauf das ganze hinausläuft. |
Auch an dich danke für deine Meinung.
Fao hat Folgendes geschrieben: | Das mit dem Schicksalen ausdenken gefällt mir, das macht mein Protagonist übrigens auch  |
Meiner war zuerst da!
Ich muss hier vorerst abbrechen, weil sich meine Mittagspause dem Ende zuneigt. Wird heut Abend fortgesetzt. Jetzt brauch ich ein Bull.
_________________ You can be watching TV and see Coca-Cola, and you know that the President drinks Coke, Liz Taylor drinks Coke, and just think, you can drink Coke, too. A Coke is a Coke and no amount of money can get you a better Coke than the one the bum on the corner is drinking. All the Cokes are the same and all the Cokes are good. Liz Taylor knows it, the President knows it, the bum knows it, and you know it. |
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Nach oben |
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Pütchen
Weltenbummler
 Moderatorin
Beiträge: 14533 NaNoWriMo: 40788 Wohnort: Bahamas
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 07.05.2012 12:24
von Pütchen
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Das kluge Schnitzele hat Folgendes geschrieben: |
Dumpfbacke hat Folgendes geschrieben: | Schnitzelator hat Folgendes geschrieben: | Gerd schluckte ein „Woher zur Hölle kommst du denn? Komma“ herunter und sah sich argwöhnisch im Café um. |
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Ich komm grad nicht mit, gehört das Komma vor das Anführungszeichen? |
Also echt, da war doch glatt der Wombat in meinem Post und hat da Unsinn reingeschrieben
Alles rückgängig, vergiss es
Wie bin ich denn darauf gekommen?
Zitat: | Puetchen hat Folgendes geschrieben: | Schnitzel hat Folgendes geschrieben: | „Kommt drauf an.“, erwiderte Gerd und fragte sich, worauf.
„Worauf?“, fragte der Wombat.
Verdammt, dachte Gerd.
„Darauf, worum es geht.“, nuschelte er und starrte seinen Kaffee an.
„Es geht um dich.“, sagte der Wombat. |
Die Punkte vor den Anführungszeichen raus. |
Alle? Ist das grammatikalisch falsch oder gefällt dir der Stil nicht? |
Dieses Mal stimmt es
Ja, ist tatsächlich falsch.
Richtig:
„Kommt drauf an“, erwiderte Gerd und fragte sich, worauf.
„Worauf?“, fragte der Wombat.
Verdammt, dachte Gerd.
„Darauf, worum es geht“, nuschelte er und starrte seinen Kaffee an.
„Es geht um dich“, sagte der Wombat
(das mit dem "worauf - worauf" würde ich persönlich übrigens lassen)
Und hier der Ansporn zum Weitermachen^^:
Liebes Grüßle vom Pütle aus Wombatshausen
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"Die Menschen bauen zu viele Mauern und zu wenig Brücken."
(Isaac Newton, 1642-1726)
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gold
Show-don't-Tellefant
 Alter: 70 Beiträge: 6686 Wohnort: unter Wasser
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 07.05.2012 13:42
von gold
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puh, mich haste wohl vergessen???
Schluchz! Gold
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kskreativ
Märchenerzähler
K Alter: 58 Beiträge: 3421 Wohnort: Ezy sur Eure, France
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K 07.05.2012 14:08
von kskreativ
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Bei dem Wombat musste ich gleich an den Wolpertinger denken. Die Erbsen haben die anderen schon gezählt, ansonsten: Mir gefällt dieser Gerd schon jetzt und bin gespannt auf mehr von ihm. Auch auf 200 Seiten.
LG, Karin
_________________ C'est la vie. oder: Du würdest dich wundern, was man so alles überleben kann. |
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Rennschnitzel
Festmahl
 Alter: 32 Beiträge: 1171 Wohnort: Württemberg

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 07.05.2012 15:39
von Rennschnitzel
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gold hat Folgendes geschrieben: | puh, mich haste wohl vergessen???
Schluchz! Gold |
Wie könnte ich Musste aber zwischendrin etwas arbeiten.
mon enfant:
Enfant Terrible hat Folgendes geschrieben: | Genau wie meine Vorposter habe ich trotz eines durchaus positiven Grundeindrucks einige Probleme, mit der Story warm zu werden. Einerseits ist dies Schnitzelstil, wie man ihn kennt: minimalistisch, zynisch, böse.
Aber gerade weil du dich für so einen ökonomischen Stil entschieden hast, musst du darauf achten, ihn nicht durch überflüssige Floskeln zu verwässern, denn diese fallen in der Askese umso mehr auf, ebenso wie einige schiefe Formulierungen.
Klischees sind an sich kein Weltuntergang, aber so, wie sie in deinem Text stehen, wirken sie halbgar, nicht bissig genug herausgearbeitet für den ironischen Ton, den du eigentlich anstrebst. Mehr im Detail - sorry, falls ich meine Vorposter nachbete, doppelt hält besser und so  |
Darüber werde ich hirnen. Wenn ich allerdings alles wegschneiden würde, was nicht unbedingt notwendig ist, wird mir der Text zu kompakt, fast schon wie eine Inhaltsangabe.
Enfant Terrible hat Folgendes geschrieben: | Nein, sorry, der Großglockner-Witz ist selbst - oder gerade für - eine Persiflage zu flach, noch zusätzlich entkraftet durch den Offensichtliches zerkauenden Nachsatz.
Und wie kann man leise gackern? |
Hier widerspreche ich dir aufs Vehementeste. Der Großglockner-Vergleich ist der Wahnsinn.
Leise gackern ist einfach. Hähä. Gnähähä.
Enfant Terrible hat Folgendes geschrieben: | Allerdings ist auch der Geschäftsmann, gerade durch deine Adjektivwahl, sehr klischeehaft skizziert. Show, don't tell, und so. Was macht ihn herrisch? Woran liest man sein Ego ab, außer am Anzug? Irgendeine selbsterklärende Geste - musst ja kein tiefgründiges Charakterprofil liefern - würde dem mehr Würze verleihen. |
Das stimmt. Werde ich umsetzen.
gold:
gold hat Folgendes geschrieben: | „Gerd hatte sich direkt vor der Glasfront positioniert, durch die das schummrige Licht eines wolkenverhangenen Novembertages sich mit der warmen, freundlichen Beleuchtung des Cafés mischte.“
Diese Beschreibung gefällt mir- doch frage ich mich, ob es möglich ist, außer der Spiegelung des Innenlebens des Cafe´s im Fenster noch Passanten, etc. wahrzunehmen- einen Wombat gewiss, da er ja irreal ist, aber den Bankier?
Ich würde mal ne Vorortbegehung machen und gucken, ob nicht das Innenleben des Cafe´s alles überdeckt. |
Kein schlechter Gedanke. Zum Glück herrscht bei diesem Szenario die genau richtige Ausleuchtung, die zum Einen das Ambiente im Kaffeehaus leicht reflektiert und zum Anderen die vorbeilaufenden Menschen gerade noch recht detailgenau durchlässt. Manchmal ist es toll, in seinen Geschichten Gott zu spielen.
Aber im Ernst, das geht.
gold hat Folgendes geschrieben: | Was ist bitte eine „angenommene Baritonstimme“ ? |
Schön, dass du fragst... Das hier ist eine meiner Lieblings-Baritonstimmen. Obwohl der hier auch nicht ohne ist.
Puetchen:
Puetchen hat Folgendes geschrieben: | Ja, ist tatsächlich falsch. |
Mein ganzes Leben ist eine Lüge.
Wird natürlich überarbeitet. Und da mecker ich immer über Rechtschreib- und Interpunktionsmuffel...
Das Wombatbild ist richtig geil. (Ohne leider)
kskreativ:
kskreativ hat Folgendes geschrieben: | Bei dem Wombat musste ich gleich an den Wolpertinger denken. Die Erbsen haben die anderen schon gezählt, ansonsten: Mir gefällt dieser Gerd schon jetzt und bin gespannt auf mehr von ihm. Auch auf 200 Seiten.
LG, Karin |
Auch an dich Danke für deine Meinung.
_________________ You can be watching TV and see Coca-Cola, and you know that the President drinks Coke, Liz Taylor drinks Coke, and just think, you can drink Coke, too. A Coke is a Coke and no amount of money can get you a better Coke than the one the bum on the corner is drinking. All the Cokes are the same and all the Cokes are good. Liz Taylor knows it, the President knows it, the bum knows it, and you know it. |
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MrPink
Lyromane
 Alter: 52 Beiträge: 2797 Wohnort: Oberbayern
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 07.05.2012 22:18
von MrPink
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Zitat: | gewaltsam abgekniffene Hundepisse |
Zitat: |
Die Formulierung hab ich MoBo gestohlen, sie passt eigentlich nicht in meinen Schreibstil. Ich muss bloß jedes Mal gackern, wenn ich sie lese. Werde über Ersatz brüten. |
Da liegt auch schon der Hase im Pfeffer: MoBo nimmt man ab, dass er weiß wie so was schmeckt. Das gute Herrchen.
Die Story hat mir ja vorgestern schon gefallen. Schön, dass da nun noch mehr draus werden soll. Die Großglockner-Geschichte kommt recht zotig daher. Ich frage mich nur ob man Gerd abnehmen kann, dass er weiß dass der Großglockner ein Berg in Österreich ist. Je nachdem wie misanthropisch der Charakter von Gerd angelegt werden soll, käme mir da noch eine sehr viel bösere Variante in den Sinn, soll ich?...ist wirklich böse und politisch wie menschlich total unkorrekt:
Edit: hab ich wieder gelöscht. Schick dir ne PN.
Jetzt halt ich lieber die Schnauze und warte gespannt auf die Fortsetzung..
schönen Abend noch
andi
_________________ „Das Schreiben wird nicht von Schmerzen besorgt, sondern von einem Autor.“
(Buk) |
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Gast
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08.05.2012 07:06
von Gast
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Guten Morgen,
sowohl mit gemeinen Hauptfiguren als auch Wombats kann man mir große Freude machen - ich harre der Fortsetzung.
Aber, jetzt Mecker:
Zeichensetzung wörtliche Rede (wird sicher schon jemand ordentlich angeführt haben, habe die Komms nur überhuschelt. Aber unbedingt fixen.)
Zur Sprache: eine absurde Situation mit bös-schräger Hauptfigur braucht keine Buhaha-Sprache. Das nimmt eher weg. Aber das mag meine Meinung sein, Überformulierungen können durchaus funktionieren, aber:
Zitat: | Der Kaffee schmeckte wie mit gewaltsam abgekniffener Hundepisse aufgebrüht, das war schlecht. |
Warum das 'aufgebrüht', warum nicht schlicht 'nach' - das verschwurmelt den Satz und du machst ja auch sonst nicht viele Worte. An sich böte der Grundtext ungenutzten Raum (z.B. ein paar Bösartigkeiten, was den Passanten so usw. um den Prota ein wenig Schmackes zu geben, muss nicht, ich sage nur - Obacht bei der Mischung von knapp und füllig.)
Kommentierungen wie: 'das war schlecht' würde ich def. weglassen. Darauf komme ich als Leser selbst, dass muss mir der Erzähler nicht erklären. Falls es Gerd-Denke ist, wäre es ein nicht gelungener Perspektiv-Bug.
Zitat: | Aber die Kellnerin präsentierte mit einem gewagten Ausschnitt regelrechte Euter. |
Womit auch sonst, als MIT einem Ausschnitt. IN wäre mir lieber, wenn es schon die Fülle braucht.
Zitat: | Durch diese Glasfront pflegte er, vorbeilaufende Passanten zu beobachten und sich auszumalen, wie ihnen schreckliche Dinge zustießen. Ein zugegeben merkwürdiges Hobby, aber Gerd war niemandem Rechenschaft schuldig. |
Wieder diese Nachbewertung. Wozu? Lass doch den starken Gedanken da stehen (Satz 1) und den Leser selber drauf rumkauen. Dieses Nachbewerten weicht auf, auch das Gerd niemanden Rechenschaft schuldig ist, brauche ich hier als Info gar nicht und wer 'sagt/denkt' das überhaupt? Entweder habe ich einen ständig alles bewerteten Erzähler (brrr) oder du hoppelst in Gerd hinein, was ich auch nicht gelungen finde.
Reicht.
Fortsetzung. Bitte
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MrPink
Lyromane
 Alter: 52 Beiträge: 2797 Wohnort: Oberbayern
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 08.05.2012 09:33
von MrPink
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Die das-war-gut-das-war-schlecht-Masche, sehe ich wie MoBo vor 3 Jahren: könnte in gewissen Abständen wiederholt einfließen und damit als Stilmittel mit Wiedererkennungswert funktionieren. Fragt sich nur, ob eine einheitliche Schreibe Sinn machen würde; entweder als eigenständiger Satz oder als Nebensatz. Und nu mach weiter
_________________ „Das Schreiben wird nicht von Schmerzen besorgt, sondern von einem Autor.“
(Buk) |
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Rennschnitzel
Festmahl
 Alter: 32 Beiträge: 1171 Wohnort: Württemberg

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 04.03.2013 15:26
von Rennschnitzel
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Der Mann mit Wombat lebt. Ich schreibe weiter. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Im stillen Kämmerlein. Danke an alle, die bis jetzt ihren Senf dazugegeben haben. Werde viele Vorschläge umsetzen.
_________________ You can be watching TV and see Coca-Cola, and you know that the President drinks Coke, Liz Taylor drinks Coke, and just think, you can drink Coke, too. A Coke is a Coke and no amount of money can get you a better Coke than the one the bum on the corner is drinking. All the Cokes are the same and all the Cokes are good. Liz Taylor knows it, the President knows it, the bum knows it, and you know it. |
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Pütchen
Weltenbummler
 Moderatorin
Beiträge: 14533 NaNoWriMo: 40788 Wohnort: Bahamas
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 05.03.2013 04:21
von Pütchen
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Ich hoffe, du lässt uns irgendwann wieder daran teilhaben
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"Die Menschen bauen zu viele Mauern und zu wenig Brücken."
(Isaac Newton, 1642-1726)
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medizynicus
Klammeraffe

Beiträge: 507 Wohnort: Bad Dingenskirchen
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 06.03.2013 17:20
von medizynicus
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Hey, der Text hat was. Kann man echt was draus machen. Ich habe Lust, weiter zu lesen... und das sage ich nicht jedem.
Natürlich hat der Text Längen - aber er hat Potenzial.
Also, ich nehme mir den Text mal zur Brust:
Der Kaffee schmeckte nach Hundepisse.
Das war schlecht.
Die Kellnerin trug einen gewagten Ausschnitt.
Das war gut.
Ansonsten war das Cafe in der Stuttgarter Fußgängerzone eher unterdurchschnittlich. Gerd hatte sich direkt vor der Glasfront positioniert.
Durch die Glasfront beobachtete er die vorbeilaufenden Passanten. Er malte sich aus, dass ihnen schreckliche Dinge zustießen.
Dieser Anzugträger: vermutlich Bankier, dachte Gerd. Er malte sich aus, wie sein Arzt ihm gerade eröffnete, man müsse ihm die Hoden amputieren [Das mit der Torsion hab ich wg. medizinischer Blödsinnigkeit mal rausgestrichen] .
Die Kellnerin, die hatte er in Gedanken Großglockner genannt: Doppelt passend, denn der hat auch einen Doppelgipfel.
Gerd gackerte leise und nippte am Kaffee.
An der Glasfront formte sich ein verschwommener Fleck.
Was war das?
Dieses Etwas war nicht in der Fußgängerzone. Und auch nicht hinter ihm. Die Kontur wurde immer klarer und Gerd stockte der Atem.
Vor ihm schwebte ein Wombat.
„Hallo Gerd!“ sagte es.
Es hatte eine angenommene Baritonstimme.
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