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Murdered Soul Suspekt (Umsetzung eines Videospiels in Buchform)


 
 
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Valachord
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
V

Alter: 45
Beiträge: 37



V
Beitrag21.06.2014 20:57
Murdered Soul Suspekt (Umsetzung eines Videospiels in Buchform)
von Valachord
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Murdered Soul Suspect ist ein Videospiel, von Airtight Games entwickelt. Alle Rechte liegen beim Entwickler. Bei diesem Spiel hat mich die Story samt Hauptcharakter derart begeistert, das ich mich mal daran versuche das Spiel in Buchform umzusetzen. Was ich hier onlinestelle, sind  ungefähr die ersten 15 min des Spiels. Ich versuche zudem nicht alles (zB. Dialoge)zu kopieren sondern auch eigene Sachen mit einzubinden. Wenn ich ehrlich bin ist das sogar mein letzter Versuch mit der Schreiberei.

 ….Und nun weitere Meldungen mit Samantha Matter.“
„Danke Jeffrey. Die Ermittlungen im Fall des sogenannten Glockenmörders sind weiterhin fest gefahren. Laut offiziellen Polizeiangaben gibt es nach wie vor keine verwertbaren Hinweise oder Spuren. Auch die Bedeutung des Glockensymbols, das  an allen Tatorten neben der Leiche gefunden wurde, gibt den Ermittlern weiterhin Rätsel auf. Zwischen den Opfern bestand kein Zusammenhang, der Täter wählt anscheinend fällig wahllos aus. Die Bevölkerung daher wird gebeten, wachsam zu sein, die Augen aufzuhalten und jede noch so kleine Beobachtung zu melden. Jeder Hinweis kann entscheidend sein
…“

                                                                             Act 1
„Warte gefälligst auf Verstärkung!“

Aus seinem Versteck heraus beobachtete Detektiv Ronan O‘Connor, wie die  dunkle Gestalt das Haus betrat und die Tür hinter sich schloss. Er nahm einen tiefen Zug an seiner Zigarette und traf eine Entscheidung.

„Keine Zeit, er ist schon drin!“

Ronan steckte sein Handy weg. Er wollte keine Zeit verlieren, denn sein Gefühl sagte ihm, dass mit der Gestalt, die er seit einigen Minuten verfolgte, etwas nicht stimmte. Der Anrufer, der in der Zentrale anrief, hatte besorgt von einer verdächtigen Person gesprochen, die durch die Straßen schlich. Zwar waren alle zurzeit ein wenig paranoid, aber bei dem hier war sich Ronan sicher, das etwas faul war. Es war eine sternenklare Nacht und noch immer lagen die Temperaturen bei fast 20 Grad. Es gab also keinen Grund, mit geschlossenem Lederparka und über gezogener Kapuze durch die Straßen zu laufen.
Mit gezogener Waffe  verließ Ronan die kleine Seitengasse und  lief geduckt bis zur Haustür. Er wartete ein paar Sekunden und lauschte. Nichts. Vorsichtig öffnete er die Tür einen Spalt und schob sich in den dunklen Hausflur. Niemand zu sehen. Ronan kaute angespannt auf seiner Zigarette. Vorsichtig folgte er dem Flurverlauf nach rechts, an einigen Wohnungen vorbei. Aus einer drang eine gedämpfte Unterhaltung, aus einer anderen leise Musik. Ronan schlich weiter bis zur Treppe. Gerade als er seinen Fuß auf die erste Stufe setzte, hörte er von oben ein lautes Krachen, als hätte jemand eine Tür eingetreten.

„Verdammt!“  

Fluchend  spurtete Ronan so schnell er konnte die Treppe hinauf. Der erste und zweite Stock waren sauber, doch im dritten stand eine Tür sperrangelweit offen. Ronan presste sich an die Wand und näherte sich mit der Waffe im Anschlag der Wohnung. Vorsichtig wagte er einen Blick hinein. Der Mann mit dem Lederparka stand in der Mitte des Raumes und blickte sich um. Niemand sonst war zu sehen, was Ronan ein wenig beruhigte. Das Überraschungsmoment war also auf seiner Seite. Noch einmal atmete er tief ein und trat ein.

„Hände hoch! Langsam umdrehen, sie sind verhaftet!“ Kaum hatte Ronan die Worte ausgesprochen, wusste er dass etwas gewaltig  schief lief. Der  Eindringling drehte sich zwar um, doch hob er nicht die Hände, sondern stürmte direkt auf ihn zu.
Ronan wurde die Waffe aus der Hand geschlagen und er segelte im hohen Bogen durch das Zimmer, bis eine Wand den Flug abrupt stoppte. Der Aufprall raubte  ihm fast den Atem. Instinktiv griff Ronan nach seiner Ersatzwaffe, einer kleinen Clock, die er immer für den Notfall dabei hatte. Doch der Angreifer gönnte ihm keine Erholungspause und packte ihn erneut. Doch dieses Mal stoppte keine Wand seinen Flug. Dieses Mal krachte er rückwärts durch das Fenster.

Für einen Moment schien die Zeit stillzustehen und noch während das Glas um ihn herum zersplitterte, versuchte Ronan seine Waffe auf den Vermummten zu richten. Wenigstens einen Schuss wollte er abgeben. Doch als er seinen Angreifer fast im Visier hatte, war der Moment vorbei. Ronan fiel in die Tiefe und schlug einige Sekunden später auf dem Asphalt auf.
Erstaunlicherweise waren der Aufprall und der Schmerz nicht so heftig wie Ronan es erwartet hatte. Schmerzen spürte er keine und so setzte er sich einen Moment später erstaunt wieder auf.
„Wow was für ein Flug!“ Sein Blick richtete sich nach oben. „Wie zur Hölle hab ich das Überlebt?“  Ungläubig schüttelte Ronan den Kopf. Seine Zigarette, die neben ihm lag, brannte noch. Er klemmte sie sich zwischen die Lippen und blickte noch einmal hinauf.
Dort wo eben noch ein Fenster war, stand nun sein Angreifer in der Glasleeren Fensteröffnung und beobachtete ihn. Ronan packte die Wut  und richtete sich knurrend auf.

„Ok, Du Wichser mach Dich auf was gefasst, jetzt kommt Runde 2!“

Langsam schwankte er auf die Eingangstür zu, als diese plötzlich von innen aufgerissen wurde. Ronan stolperte vor Schreck ein wenig zur Seite. Eine ziemlich mürrisch wirkende, ältere Frau, nur mit Nachthemd bekleidet, stand im Türrahmen und sah an ihm vorbei auf die Straße.

„Was soll dieser Lärm…?“

Ronan, der noch mit seinem Gleichgewicht rang, wollte gerade zu einer Antwort ansetzten, als sich der Gesichtsausdruck der alten Frau veränderte. Ihre Augen weiteten sich und ihr Gesicht wurde aschfahl. Sich hastig bekreuzigend, murmelte sie ein Gebet und schlug Ronan die Tür vor der Nase zu.

Dieser fuhr herum. Die alte Frau hatte es mit der Angst zu tun bekommen und nach dem was ihm gerade widerfahren war, wollte Ronan kein Risiko eingehen. Doch was er erblickte, ließ Ronan an seinem Verstand zweifeln. Kein Wunder, dass die Frau so ängstlich reagierte. Dort auf der Straße lag
ein lebloser Körper. Und dieser kam Ronan verdammt bekannt vor.

„Das kann nicht sein, das ist unmöglich…“

Tatsächlich, der Mann, der da auf dem Asphalt lag, war er selbst. Völlig perplex kniete sich Ronan neben seinen Körper. Mit Zitternden Fingern versuchte er das Gesicht zu berühren, doch seine Hand fuhr einfach hindurch. Ein unangenehmes Kribbeln war alles, was Ronan spürte. Zaghaft versuchte er es noch einmal, jedoch mit demselben Ergebnis.    
 Nervös blickte er sich um, doch die Straße war leer. Niemand  war zu sehen. Verzweifelt sprang er auf die Beine und begann zu schreien.

 „Hallo? Kann jemand helfen?“ Nichts rührte sich.

 „Kommt schon! Irgendwer muss den Krach doch gehört haben!“

Die Haustür klappte  und Ronan schöpfte Hoffnung. Doch war es keiner der Anwohner, die  nach dem rechten sehen wollten, in der Tür stand ER. Durch das Licht der Straßenlaterne konnte Ronan einen Teil des Gesichtes  unter der Kapuze ausmachen. Der Mann hatte sich etwas vor Mund und Nase gebunden, nur seine Augen waren zu sehen. Und diese blickten kalt auf Ronans Körper. Dann setzte sich der Vermummte in Bewegung.
Zuerst sah es so aus, als würde er einfach davongehen, doch er blieb nach einigen Metern  stehen, bückte sich und hob etwas von der Straße auf. Dann ging er ,zu Ronans Entsetzen, auf den leblosen  Körper zu. In der Hand hielt er die kleine Clock. Eine dunkle Vorahnung beschlich Ronan.
Wütend stellte er sich dem Killer in den Weg, schlug so hart er konnte zu, doch der Vermummte lief einfach durch ihn hindurch. Hilflos musste Ronan mitansehen wie der Mann zielte und abdrückte. Der Schuss hallte durch die leere Straße. Dann feuerte der Killer noch 6-mal.



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Klemens_Fitte
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Alter: 41
Beiträge: 2940
Wohnort: zuckerstudio waldbrunn


Beitrag28.06.2014 19:24

von Klemens_Fitte
Antworten mit Zitat

Moin Valachord,

es ist ja derzeit sehr ruhig hier in der Werkstatt, und obwohl ich persönlich jetzt nicht so viel mit diesem Krimi(?)-Setting am Hut habe und auch die Vorlage nicht kenne, wollte ich deinen Beitrag mal nach oben holen; vielleicht findet sich ja jemand, der da eine kompetentere Meinung abgeben kann als ich.

Ich finde eigentlich, dass du den Ton deines Einstiegs ganz gut getroffen hast. Das liest sich angenehm flüssig und hat genügend Flow, um mich ohne große Stolperer durch den Text zu ziehen; sprachlich klar und ohne störende Elemente, die den Lesefluss bremsen könnten.
Zumindest ist es das, was ich nach diesem kurzen Ausschnitt dazu sagen kann. Inhaltlich, denke ich, bist du ja auf einen gewissen Rahmen festgelegt, oder?

Ein paar kleine Sachen, die mir aufgefallen sind:
Zitat:
Der Anrufer, der in der Zentrale anrief, hatte besorgt von einer verdächtigen Person gesprochen, die durch die Straßen schlich.

Der anrufende Anrufer ist mir etwas zu redundant. Und das Schleichen finde ich etwas zu nebulös bzw. zu wenig prägnant; vielleicht könntest du da noch ein griffigeres Bild für verdächtiges Verhalten finden.
Zitat:
Mit gezogener Waffe  verließ Ronan die kleine Seitengasse und  lief geduckt bis zur Haustür.

Ein Haus oder ein Zimmer kann man verlassen, aber eine Seitengasse? Vielleicht: Trat aus der Gasse heraus?
Zitat:
Ronan kaute angespannt auf seiner Zigarette.

Rauchst du? Also, wenn ich auf einer Zigarette kaue, dann habe ich nach etwa zwei Sekunden - ein matschiges Nichts, das mir aus dem Mund fällt.
Zitat:
Vorsichtig folgte er dem Flurverlauf nach rechts

Ich würde hier einfach "Flur" statt "Flurverlauf" schreiben, das liest sich angenehmer.
Zitat:
„Verdammt!“  

Fluchend  spurtete Ronan so schnell er konnte die Treppe hinauf.

Dass er flucht, wird ja schon durch seinen Ausruf klar. Ich würde das "fluchend" rausnehmen, weil es (a) überflüssig ist und (b) diesen erklärenden Ton hat; da habe ich gleich noch ein, zwei Beispiele.
Zitat:
Niemand sonst war zu sehen, was Ronan ein wenig beruhigte. Das Überraschungsmoment war also auf seiner Seite. Noch einmal atmete er tief ein und trat ein.

Hier zum Beispiel. Natürlich ist es beruhigend, wenn er das Überraschungsmoment hat. Also könntest du dir den ersten Nebensatz sparen, der nimmt nur Tempo und Spannung raus. Übrigens: Wenn du statt "atmete ein" - "atmete durch" nimmst, dann hast du nicht zweimal kurz hintereinander "ein" da stehen.
Zitat:
Kaum hatte Ronan die Worte ausgesprochen, wusste er dass etwas gewaltig  schief lief.

Oder hier. Was genau schief läuft, sehen wir ja gleich. Vielleicht meintest du etwas in der Richtung: "wusste er, dass mit dem Kerl etwas nicht stimmte", oder so?
Zitat:
Clock

Ich bin beileibe kein Schusswaffenexperte, aber meinst du evtl. eine Glock?
Zitat:
Dort wo eben noch ein Fenster war, stand nun sein Angreifer in der Glasleeren Fensteröffnung und beobachtete ihn.

Naja, das Fenster ist ja immer noch da. Nur die Glasscheibe fehlt. Und die "glasleere Fensteröffnung" finde ich irgendwie umständlich ausgedrückt.
Zitat:
Völlig perplex kniete sich Ronan neben seinen Körper.

Das ist mir auch wieder zu "behauptend". Dass man in dieser Situation perplex ist - ja klar. Aber wenn du das einfach so hinschreibst, "völlig perplex", dann ist mir als Leser das irgendwie zu dünn.
Zitat:
Die Haustür klappte

Das verstehe ich nicht.

So, das war jetzt doch irgendwie mehr, als ich eigentlich "ankreiden" wollte. Aber ich denke, dass etwas Feinschliff dem Einstieg nicht schaden würde. Nimm dir einfach von meinen Anmerkungen, was du brauchen kannst.
Außerdem solltest du bei deiner Überarbeitung nochmal auf Rechtschreibfehler achten, besonders was die Groß- und Kleinschreibung angeht; das habe ich jetzt mal nicht markiert.

Zitat:
Wenn ich ehrlich bin ist das sogar mein letzter Versuch mit der Schreiberei.


Das fände ich aber schade. Wieso denn? Wenn ich mich recht erinnere, war dein Projekt "Loser" doch ganz gut hier im Forum angekommen - was ist denn daraus geworden?

Kopf hoch und weitermachen,
Klemens


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Rodion
Wortedrechsler

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Beitrag29.06.2014 13:28

von Rodion
Antworten mit Zitat

Hallo Valachord

nun, ich kenne das Spiel auch nicht. Aber vielleicht ist das auch besser so, denn dann kann man deinen Text beurteilen, ohne die vorgegebenen Bilder im Kopf zu haben. Allein dadurch, dass ich weiß, es handelt sich um ein Spiel - zumindest als Vorlage - habe ich automatisch diese typische düstere Straßenszene ohne Passanten, nachts und mit reichlich Mauern im Kopf. Das ist vielleicht nicht gut.
Die Art, wie du das Geschehen beschreibst, gefällt mir sehr gut. Es ist alles plausibel, temporeich und spannend. Der Moment, als er festställt, dass er selbst dort liegt, kam überraschend, auch wenn der Titel des Spiels bereits davon spricht.
Aber ein bißchen zu fern ist mir dein Protagonist doch. Er lebt mir zu sehr von seiner Handlung und zuwenig von seinen Gedanken oder Gefühlen.
Ich weiß nicht, wer die Zielgruppe für das Buch sein soll- Leute, die das Spiel kennen oder solche, die es nicht kennen? Naja, die die es kennen, wissen ja vielleicht eh schon zu viel, oder?
Warum soll das dein letzter Text sein? Die Geschichte hat ja noch nicht einmal richtig begonnen. Und es sieht für mich auch nicht danach aus, als hättest du das alles ganz ohne Freude geschrieben.
Naja, auch wenn mein Kommentar noch viel "inkompetenter" als der von Klemens ist, hoffe ich, du hast einigen Nutzen davon.
Und vielleicht erfahren wir ja auch, wie Ronan mit seinem Tod so umgeht, jetzt, wo er ja nichts mehr anfassen kann und so...

LG, Rodion
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Valachord
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
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Alter: 45
Beiträge: 37



V
Beitrag29.06.2014 14:47

von Valachord
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo bin nochmal drüber gegangen und einige kleinere Fehlerchen ausgebessert! Danke an alle die es bisher gelesen haben Smile

….Und nun weitere Meldungen mit Samantha Matter.“

„Danke Jeffrey. Die Ermittlungen im Fall des sogenannten Glockenmörders sind weiterhin fest gefahren. Laut offiziellen Polizeiangaben gibt es nach wie vor keine verwertbaren Hinweise oder Spuren. Auch die Bedeutung des Glockensymbols, welches  an allen Tatorten neben den Leichen gefunden wurde, gibt den Ermittlern weiterhin Rätsel auf. Zwischen den Opfern besteht kein Zusammenhang, der Täter wählt anscheinend föllig wahllos aus. Die Bevölkerung wird daher gebeten, wachsam zu sein, die Augen aufzuhalten und jede noch so kleine Beobachtung zu melden. Jeder Hinweis kann entscheidend sein…“

                                                          Act 1

„Warte gefälligst auf Verstärkung!“

Aus seinem Versteck heraus beobachtete Detektiv Ronan O‘Connor, wie die  dunkle Gestalt das Wohnhaus betrat und die Tür hinter sich schloss. Er nahm einen tiefen Zug an seiner Zigarette und traf eine Entscheidung.

„Keine Zeit, er ist schon drin!“

Ronan steckte sein Handy weg. Er wollte keine Zeit verlieren, denn sein Gefühl sagte ihm, dass mit der Gestalt, die er seit einigen Minuten verfolgte, etwas nicht stimmte. Der Anrufer, der in der Zentrale anrief, hatte besorgt von einer verdächtigen Person gesprochen, die durch die Straßen lief. Zwar waren alle zurzeit ein wenig paranoid, aber bei dem hier war sich Ronan sicher, dass etwas faul war. Es war eine sternenklare Nacht und noch immer lagen die Temperaturen bei fast 20 Grad. Es gab also keinen Grund, mit geschlossenem Lederparka und über gezogener Kapuze durch die Straßen zu laufen.

Mit gezogener Waffe  trat  Ronan aus der kleine Seitengasse und  lief geduckt bis zur Haustür. Er wartete ein paar Sekunden und lauschte. Nichts. Vorsichtig öffnete er die Tür einen Spalt und schob sich in den dunklen Hausflur. Niemand zu sehen. Ronan zog angespannt auf seiner Zigarette. Vorsichtig folgte er dem Flurverlauf nach rechts, an einigen Wohnungen vorbei. Aus einer drang eine gedämpfte Unterhaltung, aus einer anderen leise Musik. Ronan schlich weiter bis zur Treppe. Gerade als er seinen Fuß auf die erste Stufe setzte, hörte er von oben ein lautes Krachen, als hätte jemand eine Tür eingetreten.

„Verdammt!“
  
Fluchend  spurtete Ronan so schnell er konnte die Treppe hinauf. Der erste und zweite Stock waren sauber, doch im dritten hing eine Tür zerborsten in ihren Angeln. Ronan presste sich an die Wand und näherte sich mit der Waffe im Anschlag der Wohnung. Vorsichtig wagte er einen Blick hinein.  
 Der Mann mit dem Lederparka stand in der Mitte des Raumes und blickte sich um. Niemand sonst war zu sehen, was Ronan ein wenig beruhigte. Das Überraschungsmoment war also auf seiner Seite. Noch einmal atmete er tief durch und trat ein.

„Hände hoch! Langsam umdrehen, sie sind verhaftet!“ Kaum hatte Ronan die Worte ausgesprochen, wusste er, dass etwas gewaltig  schief lief. Der  Eindringling drehte sich zwar um, hob jedoch nicht die Hände, sondern stürmte direkt auf ihn zu.

Bevor Ronan reagieren konnte, wurde ihm die Waffe aus der Hand geschlagen und er segelte im hohen Bogen durch das Zimmer, bis eine Wand den Flug abrupt stoppte. Der Aufprall raubte  ihm fast den Atem. Instinktiv griff Ronan nach seiner Ersatzwaffe, einer kleinen Glock, die er immer für den Notfall dabei hatte. Doch der Angreifer gönnte ihm keine Erholungspause und packte ihn erneut. Doch dieses Mal stoppte keine Wand seinen Flug. Dieses Mal krachte er rückwärts durch ein Fenster.

Für einen Moment schien die Zeit still zu stehen und noch während das Glas um ihn herum zersplitterte, versuchte Ronan seine Waffe auf den Mann zu richten. Wenigstens einen Schuss wollte er abgeben. Doch als er ihn endlich im Visier hatte, war der richtige Moment schon wieder vorbei. Ronan fiel in die Tiefe und schlug einen Moment später auf dem Asphalt auf.
Nur ein kurzes Aufblitzen von Funken, gefolgt von einer rasch abklingenden Schwärze-mehr gab es nicht. Ronan war erstaunt, dass er keine Schmerzen spürte und nichts gebrochen schien. Er rappelte sich auf und blickte nach oben.

 „Wow was für ein Flug!“ Ungläubig schüttelte Ronan den Kopf. „Wie zur Hölle hab ich das Überlebt?“ Seine Zigarette, die neben ihm lag, brannte noch. Er klemmte sie sich zwischen die Lippen und blickte noch einmal hinauf.
Dort wo eben noch ein Fenster war, stand nun sein Angreifer in der Glasleeren Fensteröffnung und beobachtete ihn. Ronan packte die Wut  und richtete sich knurrend auf.

„Mach Dich auf was gefasst du Wichser, jetz kommt Runde Zwei!“

Langsam schwankte er auf die Eingangstür zu, als diese plötzlich von innen aufgerissen wurde. Ronan stolperte vor Schreck ein wenig zur Seite. Eine ziemlich mürrisch wirkende, alte Frau, nur mit Nachthemd bekleidet, stand im Türrahmen und sah an ihm vorbei auf die Straße.

„Was soll dieser Lärm…?“

Ronan, der noch mit seinem Gleichgewicht rang, wollte gerade zu einer Antwort ansetzten, als sich der Gesichtsausdruck der alten Frau veränderte. Ihre Augen weiteten sich und ihr Gesicht wurde aschfahl. Sich hastig bekreuzigend, murmelte sie ein Gebet und schlug Ronan die Tür vor der Nase zu.

Dieser fuhr herum. Die alte Frau hatte es mit der Angst zu tun bekommen und nach dem, was ihm gerade widerfahren war, wollte Ronan kein Risiko eingehen. Doch was er erblickte, ließ Ronan an seinem Verstand zweifeln. Kein Wunder, dass die Frau so ängstlich reagierte. Dort auf der Straße lag ein lebloser Körper. Und dieser kam Ronan verdammt bekannt vor.

„Das kann nicht sein, das ist unmöglich…“

Der Mann, der da auf dem Asphalt lag, war er selbst. Völlig perplex kniete sich Ronan neben seinen Körper. Mit Zitternden Fingern versuchte er das Gesicht zu berühren, doch seine Hand fuhr einfach hindurch. Ein unangenehmes Kribbeln war alles, was Ronan spürte. Zaghaft versuchte er es noch einmal, jedoch mit demselben Ergebnis.
    
Nervös und hilfe suchend, blickte er sich um, doch die Straße war leer. Niemand  war zu sehen. Verzweifelt sprang er auf die Beine und begann zu schreien.

 „Hallo? Kann jemand helfen?“ Niemand rührte sich.

„Kommt schon! Irgendwer muss den Krach doch gehört haben!“
Die Haustür wurde zugeschlagen  und Ronan schöpfte Hoffnung. Doch war es keiner der Anwohner, die  nach dem Rechten sehen wollten, sondern in der Tür stand ER! Durch das Licht der Straßenlaterne konnte Ronan einen Teil des Gesichtes  unter der Kapuze ausmachen. Der Mann hatte sich etwas vor Mund und Nase gebunden. Nur seine Augen waren zu sehen. Und diese blickten kalt auf Ronans Körper. Dann setzte er sich in Bewegung.

Zuerst sah es so aus, als würde er einfach davongehen, doch er blieb nach einigen Metern  stehen, bückte sich, und hob etwas von der Straße auf. Dann ging er ,zu Ronans Entsetzen, auf den leblosen  Körper zu. In der Hand hielt er die kleine Glock. Eine dunkle Vorahnung beschlich Ronan.
Wütend stellte er sich dem Mann in den Weg, versuchte ihn aufzuhalten, doch seine Schläge gingen einfach durch dessen Körper hindurch. Hilflos musste Ronan mitansehen, wie der Mann zielte und abdrückte. Der Schuss hallte durch die leere Straße. Dann feuerte der Killer noch sechs Mal.


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