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Einstand SINNBILD Kapitel 1


 
 
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isegrim
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Alter: 42
Beiträge: 14
Wohnort: Lahnstein


I
Beitrag19.02.2014 12:36
Einstand SINNBILD Kapitel 1
von isegrim
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Neue Version »

Hallo,

vorgestellt habe ich mich (http://www.dsfo.de/fo/viewtopic.php?t=46779)
anbei meine Leseprobe.
Der komplette Roman beinhaltet 4 Protagonisten und wird aus der Ich-Perspektive geschrieben.
Das Vorwort und die Einleitung habe ich weg gelassen.
Michael leidet an einer Depression und wird im laufe des Buches immer mehr von ihr aufgezehrt, bis er alles verloren hat, auch seine geliebte Frau.

PS. Ich habe vorher Martin Bloch aka Boro um Erlaubnis gefragt. (wegen dem Inhalt) Er meinte das sei kein Problem.

Kapitel 1
Irgendwo in Deutschland, irgendwann im Herbst

Michael
Mein Mitfahrer hat einmal behauptet, ich würde einen Umweg zu meiner Arbeit nehmen, nur weil ich „nach Nutten schauen wollte“. Er machte darüber immer seine Späße, machte sich irgendwie lustig über mich. Ich sagte darauf nie irgendetwas. Ich machte die Späße mit. Ich ertrug sie mit meinem Schweigen ... denn er hatte Recht.

Mein angeblicher Umweg führte durch einen Wald, der in eine Lichtung überging. Eine typische Landstraße, auf der man 100 km/h fahren konnte. Der Übergang in den Wald wurde auf 70 km/h herunter gedrosselt warum das so war, kann ich nicht erklären. Wahrscheinlich wegen der Unfallgefahr durch einen Wildwechsel. Umweltschutzbestimmungen oder einfach nur um den Lärm, der durch die Autofahrer verursacht wurde, aus dem Wald zu halten. Die Straße erstreckte sich über zehn Kilometer und führte in einem großen Bogen um die Stadt. (Ich rechnete nach und stoppte die Zeit um die Wege später zu vergleichen.) Die Straße sollten den Durchgangsverkehr, aus der Stadt in in den Wald führen. Eine ganz normale und typische Umgehungsstraße. Die andere Strecke verlief gerade durch die Stadt, die aber durch fünf Ampelanlage unterbrochen wurde. Die Ampeln standen, gefühlsmäßig, immer auf Rot. Die Strecke durch die Stadt betrug nur sechs Kilometer, dauerte aber länger, da eine gleichmäßige Geschwindigkeit nicht eingehalten werden konnte. Für mich war es kein Umweg, sondern die logische Konsequenz, doch mein Mitfahrer beharrte darauf. Ich würde das wegen den Nutten machen. Daher brachte jede Diskussion mit meinem Mitfahrer nichts. Ingo war felsenfest davon überzeugt und stierte selbst und berichtete mir immer ausführlich, was er mit ihnen anstellen würde. Ingo wusste genau, was diese Art Frauen wollten und brauchten. Er nannte mir Preise und prahlte mit seinen früheren Besuchen. Er gestand sogar offen, wenn es „Seine Alte daheim nicht brachte“ oder keinen Bock auf ihn hatte, würde er solche Frauen bezahlen, natürlich nicht in diesem Wohnwagenpuff. Ingo bezahlte mehr und ging in einen seriösen Club. Ob ich nicht mal mit wollte? Ich verneinte und beteuerte immer wieder, ich sei glücklich verheiratet. Doch obwohl ich mir immer dieses Gerede anhörte, wuchs in mir ein Wunsch, ein Verlangen, das ich unterdrücken konnte. Bis zu dem verhängnisvollen Tag! Der Anfang, meiner Untreue und das Ende meiner Zuversicht, das alles könne mit Vertrauen und Ehrlichkeit aus der Welt geräumt werden. Ich zerstörte alles!

Ingo war damals auch überzeugt „Er hätte nur ein Bier getrunken!“, als er von der Polizei angehalten wurde. Das Alkoholmessgerät zeigte einen viel höheren Wert an, als er es sich vorstellen konnte. Trotz der Diskussion mit der Polizei und der Beteuerung „Es sei wirklich nur ein Bier gewesen“, ließen sich die Polizisten und später auch die „Flensburgerpunktejury“ nicht erweichen. Jeder Protest und selbst das Abstreiten der Tat, führte erbarmungslos in ein Fahrverbot von drei Monaten und einer dicken Geldprämie für den Staat. Ingo ärgerte sich immer noch über die „ungerechte“ Behandlung. Da er annahm, das die Polizisten und er „Berufskollegen“ seien, durch die Verbeamtung, „quasi Leidensgenossen." Ich nahm Ingo jeden Tag mit, er bedankte sich niemals und hielt es auch nicht für nötig sich an den Benzinkosten zu beteiligen. Er sparte das Geld für den Bus und wurde direkt zu unserer Dienststelle gebracht. Im Grunde war es mir egal, weil ich den Weg sowieso fahren musste, aber er hätte sich ja mal erkenntlich zeigen können. Den leichten Ärger darüber schluckte ich runter und verdrängte ihn. Stattdessen dankte er es mir mit seinen blöden Kommentaren. Obwohl er Recht hatte mit dem Nach-den-Nutten-schauen, ärgerte ich mich über das blöde Gerede. Ich fuhr stur jeden Tag meine Umgehungsstraße.

Auf dieser Umgehungsstraße kam, auf der Hälfte der zehn Kilometer, ein ausgeschilderter Parkplatz, ein wenig im Abseits, von der Straße aus schlecht einsehbar. Versteckt, und von den Blicken der vorbei fahrenden Autos geschützt. Eine schlecht gepflasterte Straße, die über 20 Meter auf einen großen, mit Kies ausgelegten, Platz führte. Darauf standen fünf Wohnwägen und es war reichlich Platz für die Autos der Kunden. Jeden Tag stand an dieser Einfahrt des Wohnwagencamp eine andere Dame, die Besucher, beziehungsweise Kunden locken sollten. Auf diesen Blickfang hatte ich es optisch abgesehen. Ich fuhr diese Strecke schon Monate und daher erkannte ich eine Regelmäßigkeit. Ich versuchte niemals zu starren oder zu gaffen. Ich ließ meinen Blick über die Frauen schweifen und versuchte ihren Blick zu erhaschen. Sie standen dort, mit tiefen Ausschnitten, kurzen Röcken und das trotz der anfänglichen Herbstkühle. Manche standen dort, präsentierten ihre Waren und rauchten dabei. Mir fiel mein Mitfahrer Ingo ein, der einmal sagte, „Frauen die rauchen, schlucken auch!“ Ich schaute sie mir nur für einen kurzen Moment an und versuchte mir, hinter dieser Fassade der gespielten Lust, ein "normales und bürgerliches Leben" vorzustellen. Es gelang mir niemals. Mich interessierte auch nicht ob sie alles schluckten! Für mich waren diese Frauen, die sich für Geld benutzen ließen. Menschliche Objekte. Menschen dritter Klasse, die nichts anderes im Sinn hatten, außer Geld mit nichts als ihren Körper „zu verdienen“. Ich verschwendete niemals einen Gedanken daran, ob die Frauen das machen mussten, aus einer Zwangslage heraus. Mussten sie für die eigene Familie anschaffen, damit Ihre Familie ein besseres Leben führen konnten? Wurden sie von Menschenhändlern verschleppt, die ein besseres Leben in Deutschland versprachen? Mich juckte es nicht, ob die Frauen sozialversicherungspflichtig arbeiteten, oder die Dienste einer Schlampe strafbar seien. Handelten sie aus einer Notlage heraus? Egal. Ich benutzte sie als Vorlagen für meine Fantasien. Die Frauen waren in eine Abhängigkeit geraten, von einem Stück Papier, das wir als Zahlungsmittel benutzen.

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KeTam
Geschlecht:weiblichUngeduld

Alter: 49
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Das goldene Gleis Ei 1
Ei 10 Ei 8
Pokapro und Lezepo 2014


Beitrag19.02.2014 14:13

von KeTam
Antworten mit Zitat

Hallo isegrim,

ich muss leider sagen, dass mich der Anfag gar nicht packt. Im Grunde ist es der innere Monolog eines Protagonistn, für den ich mich nicht intererssiere, weil ich ihn nicht kenne.
*puh* Es muss ja nicht gleich auf der ersten Seite was krasses passieren, aber du solltest deinen Lesern schon etwas liefern, was sie packt, neugierig macht. Nur hier höre ich den Gedanken eines Menschen zu und frage mich, was mich dazu veranlassen sollte da weiter zu lesen.

Zitat:
Mein angeblicher Umweg führte durch einen Wald, der in eine Lichtung überging. Eine typische Landstraße, auf der man 100 km/h fahren konnte. Hier z:B. Irgendein Wald, irgendeine Lichtung, irgendeine Straße ... Und nun? Da entseht kein Bild, da wird kein Interesse geweckt. Ganz flapsig gesagt: Warum sollte mich das interessieren? Der Übergang in den Wald wurde auf 70 km/h herunter gedrosselt warum das so war, kann ich nicht erklären. Wahrscheinlich wegen der Unfallgefahr durch einen Wildwechsel. Umweltschutzbestimmungen oder einfach nur um den Lärm, der durch die Autofahrer verursacht wurde, aus dem Wald zu halten. Bitte frag dich doch mal selber: Würdest du da weiter lesen? Die Straße erstreckte sich über zehn Kilometer und führte in einem großen Bogen um die Stadt. (Ich rechnete nach und stoppte die Zeit um die Wege später zu vergleichen.) Die Straße sollten den Durchgangsverkehr, aus der Stadt in in den Wald führen. Eine ganz normale und typische Umgehungsstraße. Verstehst du, was ich meine? Alles ganz typisch, ganz normal, ganz belanglos. Die andere Strecke verlief gerade durch die Stadt, die aber durch fünf Ampelanlage unterbrochen wurde. Die Ampeln standen, gefühlsmäßig, immer auf Rot. Die Strecke durch die Stadt betrug nur sechs Kilometer, dauerte aber länger, da eine gleichmäßige Geschwindigkeit nicht eingehalten werden konnte. Für mich war es kein Umweg, sondern die logische Konsequenz, doch mein Mitfahrer beharrte darauf.


Der ganze Absatz besteht aus Dingen, die mir nichts sagen, nichts verraten, nicht neugierig machen. Mr tuts leid, dass ich das so hart sagen muss, aber denk einfach mal drüber nach, was für Bücher du so liest!


Lg, KeTam.

edit: Trotzdem, herzlich Willkommen. Embarassed
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isegrim
Geschlecht:männlichSchneckenpost
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Alter: 42
Beiträge: 14
Wohnort: Lahnstein


I
Beitrag19.02.2014 14:29

von isegrim
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Hallo,
die Kritik ist schon angebracht, vielleicht sollte ich doch den Anfang (Vorwort u. Einleitung) mit einstellen?!

Die ersten Zeilen sollten alles belanglos und einfach erscheinen lassen, und der Leser mit "eigenen Bilder" füllen.

Hast du den bis zum Ende gelesen?! Sad
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isegrim
Geschlecht:männlichSchneckenpost
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Alter: 42
Beiträge: 14
Wohnort: Lahnstein


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Beitrag19.02.2014 14:32
Speziell für KeTam
von isegrim
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Der komplette Anfang:
„So ward ich schlafend und durch Bruderhand
Um Leben, Krone, Weib mit eins gebracht,
In meiner Sünden Blüte hingerafft,
Ohn Abendmahl, ohn Beicht, ohn letzte Ölung,
Die Rechnung nicht geschlossen, ins Gericht
Mit aller Schuld auf meinem Haupt gesandt.“

Geist des verstorbenen Königs

William Shakespeare
Hamlet
1.Akt, 5.Szene

TEIL I

Michael
&
Ophelia


Vorspiel
In naher Zukunft

„... Ich wollte nur das du den Namen kennst, der sie gevögelt
hat, und das Du nicht mehr auf sie wartest! Hast du noch fragen?“ Sachlich, kühl und distanziert. Ich verstand nicht alles. Die Worte hallten noch in meinem Kopf und suchten den richtigen Platz und die richtige Öffnung, zu meinem Verstand. Ich stand im Mittelpunkt! Die Welt um mich herum, fing an sich zu drehen. Sie stürzte und riss mich mit ins Verderben. Meinte der Arsch das Ernst?! Machte der ein Spielchen mit mir? Wie sollte ich seine Aussagen glauben schenken, ich brauchte einen Beweis!
 ...
„Ich will mit meiner Frau reden!“ Ein herzhaftes lachen aus voller Kehle, ein aus der tiefe Seele kommendes Lachen. Ein Knacken, ein Klicken. Das Gespräch wurde beendet. Ich spürte nichts mehr. Ich fiel in eine tiefe Finsternis. Schwärze umschloss mich.
 Ich vernahm einen dumpfen Aufschlag.
Irgendetwas traf meinen Kopf.


Ich heiße Michael und bin 39 Jahre alt, verheiratet und habe einen 12 jährigen Sohn. Eine gute Anstellung, in der ich genügend Geld verdiene. Ich konnte mit meinem Gehalt und dem Verdienst meiner Frau ein Haus kaufen. Unser gemeinsames Zuhause. Ich kann behaupten das wir in einem Wohlstand leben der keine Wünschen offen lässt. Trotzdem bin ich unglücklich. In mir nagt eine große Unzufriedenheit. Ich spüre eine tiefe, in mir ruhende, schwarze Leere. Nichts mag diese Leere zu füllen. Kein Licht dringt herein. Ich befriedige mich mit meinem Hobby. Ich lese Bücher von vielen, verschiedenen Autoren. Ich versuche dem Leben, in den letzten Monaten, einen Sinn, zu geben. Doch ich finde, in all diesen Dingen keine Vollendung. Es scheint als könnte kein Mensch mir helfen. Keine Bücher geben mir Lösungen, für meine innere Zerrissenheit. Nur neue Fragen entstehen. Die Bücher die meine Seele spiegeln, sind diese, die einem aus dem Gewissen schreiben, und das untermauern, was man schon immer wusste oder vermutete. Mein „Ich“ ist unglücklich. Ich bin ohne Gefühle. Gefühllos. Mich sucht eine innere Unruhe heim. Ich finde in nichts meine Befriedigung. Ich bin immer hungrig. Ich kaufe mir Dinge, um ein kurzes Hochgefühl zu bekommen. Glücksgefühle. Doch meine Leere füllt sich von neuem und ich werde wieder ausgehöhlt zurück gelassen. Ich schlafe mit meiner Frau, doch mehr als Selbstzweck. Ich spüre nichts, bin abwesend. Abwesenheit. Die kleinsten Dinge, die mir früher Spaß machten und die ich mit einer Regelmäßigkeit machte, erscheinen nicht erfüllend. Ich bin stumpf, empfinde keine Freude. Leer, hohl und immer hungrig. Apathie, Nachdenklichkeit. Ich esse und werde nicht satt. Mein Umwelt macht mich krank. Ich spüre wie mich die Flut der Umwelt überfordert. Mir ist alles zu viel. Ich möchte Ruhe, und bekomme sie nicht. Ich möchte einen Sinn erkennen, und sehe ihn nicht. Ich empfinde kein Hochgefühl. Brauche ich den tiefen Sturz um meine Gefühle zu ordnen? Ich bin gefühlskalt. Mein Gesicht zeigt Freude, und doch spüre ich sie nicht. Ich brauche ein Gewissen, es ist fort. Gewissenlos. Meine Monotonie des Alltags frisst mich auf. Meinem Wohlstand fehlt das Neue. Meinem Kämpfergeist fehlt die Herausforderung. Ich brauche den Abgrund um das Licht wieder zu sehen. Dunkelheit. Mir wird alles zu viel, all meine innere Unruhe führt zu einer Langeweile und Lustlosigkeit. Ich trinke Wein und beruhige meine Nerven. Wein ist gut! Rotwein! Man zeigt damit Stil, vermittelt seinen Mitmenschen einen kulturellen, intelligenten Menschen, ein zielbewusster Mann, mit Idealen. Ein Genießer. Doch innerlich krank, tot und Einsam.
Dies ist meine Geschichte.
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Amaryllis
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Alter: 38
Beiträge: 1380

Das goldene Stundenglas Das Silberne Pfand


Beitrag19.02.2014 14:39

von Amaryllis
Antworten mit Zitat

Beim Vorspiel sind leider noch relativ viele Fehler drinnen, hier ein kurzer Auszug:

Zitat:
„... Ich wollte nur das du den Namen kennst, der sie gevögelt
hat, und das Du nicht mehr auf sie wartest! Hast du noch fragen?“ Sachlich, kühl und distanziert. Ich verstand nicht alles. Die Worte hallten noch in meinem Kopf und suchten den richtigen Platz und die richtige Öffnung, zu meinem Verstand. Ich stand im Mittelpunkt! Die Welt um mich herum, fing an sich zu drehen. Sie stürzte und riss mich mit ins Verderben. Meinte der Arsch das Ernst?! Machte der ein Spielchen mit mir? Wie sollte ich seine Aussagen glauben schenken, ich brauchte einen Beweis!
...
„Ich will mit meiner Frau reden!“ Ein herzhaftes lachen aus voller Kehle, ein aus der tiefe Seele kommendes Lachen. Ein Knacken, ein Klicken. Das Gespräch wurde beendet. Ich spürte nichts mehr. Ich fiel in eine tiefe Finsternis. Schwärze umschloss mich.
Ich vernahm einen dumpfen Aufschlag.
Irgendetwas traf meinen Kopf.


Das sind jetzt nur die Rechtschreiber und Kommata. Stilistisch find ich es auch nicht wahnsinnig aufregend, teilweise sind es mir zu viele Vergleiche oder abgegriffene/schiefe Bilder. Das hab ich jetzt mal orange markiert. Also hier sind entweder zwei Sätze, die das gleiche Bild zeichnen, oder stilistisch für mich nicht so schöne Bilder.

Weiter bin ich dann auch nicht gekommen, auch mit dem Lesen nicht.

Magst du da vielleicht noch einmal drüber schauen?

LG, Ama


_________________
Mein Leben ist ein Scherbenhaufen...
Aber ich bin der Fakir.
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Klemens_Fitte
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Beitrag19.02.2014 14:50
Re: Einstand SINNBILD Kapitel 1
von Klemens_Fitte
Antworten mit Zitat

Hallo again,

im Grunde kann ich mich mit meinem ersten Leseeindruck KeTam anschließen, was eigentlich schade ist, denn ich mag Geschichten, die auf eine unkonventionelle Weise erzählt werden, die sich dem typischen Romanaufbau verweigern.

Nur fehlt mir im inneren Monolog deines Protagonisten die sprachliche Dichte, Eindringlichkeit oder wie immer man es nennen will. Belanglosigkeit ist eine Sache, aber auch belanglose Dinge lassen sich in einer Weise schildern (gerade in Form eines inneren Monologs), die mich in die Gedanken- und Gefühlswelt des Erzählenden zieht - dazu braucht es aber sprachliche Genauigkeit und Finesse.

Ein Beispiel:

isegrim hat Folgendes geschrieben:
Kapitel 1
Irgendwo in Deutschland, irgendwann im Herbst

Michael
Mein Mitfahrer hat einmal behauptet, ich würde einen Umweg zu meiner Arbeit nehmen, nur weil ich „nach Nutten schauen wollte“. Er machte darüber immer seine Späße, machte sich irgendwie lustig über mich. Ich sagte darauf nie irgendetwas. Ich machte die Späße mit. Ich ertrug sie mit meinem Schweigen ... denn er hatte Recht.


Natürlich kann ich erkennen, dass es sich bei diesen bewusst vagen Aussagen um ein Stilmittel handelt - aber m. E. verschließt du mir als Leser damit auch die Möglichkeit oder den Ansporn, mir überhaupt eigene Bilder schaffen zu wollen. Konkretisiere zwei oder drei von Ingos Späßen, gib sie in indirekter Rede wieder und lass sie in den inneren Monolog deines Protagonisten einfließen, dann habe ich als Leser etwas, das mich 'bei der Stange' (um im Thema zu bleiben) hält.

Das nur so als erste Anmerkung.

Gruß,
Klemens

Edit: Ich sehe gerade, dass du noch einen zweiten Teil eingestellt hast. Die Häufung der Kommafehler ist mir auch sofort aufgefallen. Später vielleicht mehr dazu.
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isegrim
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Beitrag19.02.2014 15:03

von isegrim
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mmmmmmh, so liest es sich auch besser ?!

„... Ich wollte nur, dass Du den Namen kennst, der sie gevögelt
hat. Du solltest auch nicht mehr auf sie warten. Hast Du noch Fragen?“ Sachlich, kühl und distanziert. Ich verstand nicht alles. Die Worte hallten noch in meinem Kopf und suchten die richtige Öffnung, für den Platz um von meinem Verstand akzeptiert zu werden. Ich stand im Mittelpunkt! Die Welt um mich herum, fing an sich zu drehen. Sie stürzte und riss mich mit ins Verderben. Meinte der Arsch das ernst?! Welches Spielt trieb er mit mir? Wie sollte ich seine Aussagen Glauben schenken, ich brauchte einen Beweis!
 ...
„Ich will mit meiner Frau reden!“ Ein herzhaftes Lachen, ein aus der tiefe Seele kommendes Lachen. Ein Knacken, ein Klicken. Das Gespräch wurde beendet. Ich vernahm nichts mehr und verspürte einen Schwindel, fiel in eine tiefe Finsternis und  vernahm einen dumpfen Aufschlag.
Irgendetwas traf meinen Kopf.
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henrycharles
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H

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Beiträge: 49



H
Beitrag19.02.2014 15:07

von henrycharles
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Hallo,
ich muss mich leider der negativen Kritik der Anderen anschließen. Du machst sehr viele Kommafehler und dein Text liest sich für mich eher wie ein sachlicher Bericht... Ich würde versuchen, unwichtiges außen vor zu lassen und den Text grundlegend zu überarbeiten.  Keinen interessiert im kleinsten Detail die Straße, auf der der Protagonist fährt. Du musst mehr in die Tiefe gehen.

Liebe Grüße

hc
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isegrim
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Beitrag19.02.2014 15:18

von isegrim
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Ok,
die Kommas verfolgen mich schon in meinen Träumen. Embarassed
Das ist wirklich ein Problem von mir.
Zur Strasse:
Ich habe den einleitenden Satz geschrieben "Nach den Nutten schauen/Umweg" und dann den Umweg beschrieben.
Danach kommt Ingo und dann den "Parkplatz der Sünde".
Ist doch aber in sich logisch aufgebaut ?!

mfg
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Klemens_Fitte
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Beitrag19.02.2014 15:25

von Klemens_Fitte
Antworten mit Zitat

isegrim hat Folgendes geschrieben:
Zur Strasse:
Ich habe den einleitenden Satz geschrieben "Nach den Nutten schauen/Umweg" und dann den Umweg beschrieben.
Danach kommt Ingo und dann den "Parkplatz der Sünde".
Ist doch aber in sich logisch aufgebaut ?!


Sachlogik ist nicht gleich Sprachlogik. Oder anders gesagt: Wollte ich die Handlung eines Textes in einem Bericht zusammenfassen, dann müsste ich mich wohl der von dir geschilderten Logik bedienen. Du schreibst aber ein Buch und keine Zusammenfassung, und selbst wenn das Ganze einen berichtenden Ton haben soll, muss der Text für den Leser eine Ebene hinter den Worten öffnen, denn sonst kann ich nur den Klappentext lesen und das Buch dann beiseite legen.

Ich hoffe, es ist halbwegs verständlich, worauf ich hinaus will.
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Murmel
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Beitrag19.02.2014 15:28

von Murmel
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Vorneweg solltest du sagen, dass das Nicht-Genre Literatur sein soll, d.h. keinen der üblichen Genrekonventionen folgen will. Das ist wichtig, da die meisten hier Genreliteratur lesen und schreiben. Mehr später.

_________________
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isegrim
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Alter: 42
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Beitrag19.02.2014 15:43

von isegrim
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@Klements
Ich versteh Dich schon. Ich wollte nur nicht "mit der Tür ins Haus fallen" und Michael sofort auf den Parkplatz werfen. Ich werde noch mal den Texte mit den einleitenden Worten neu einstellen. Vielleicht wird dann verständliche was Michael für ein Problem hat?!

@murmel
danke und ich freue mich schon auf weitere Kommentare,

mfg
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inmutanka
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Beitrag19.02.2014 16:09

von inmutanka
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Hallo Isegrim,

ich habe beides gelesen.

Zum ersten Teil:

reißt mich nicht vom Hocker und schon gar nicht mit. Der erste Absatz, den ich interessant finde ist der 3. Absatz. Aber damit hatte es sich schon.

Beim zweiten Teil hätte ich normalerweise schon nach dem 1. Satz aufgehört zu Lesen:

Zitat:
Ich wollte nur, dass Du den Namen kennst, der sie gevögelt hat.


Das liest sich, als ob ein Name sie gevögelt hat. Ich nehme an, dass es sich nicht nur um Buchstaben/einen Namen handelt sondern um einen Kerl.
Richtig müsste es dann heißen:

Ich wollte nur, dass du den Namen von demjenigen kennst, der sie gevögelt hat.

Abgesehen davon, hat mich auch dieser Teil nicht auf die (Lese-)Reise genommen.

Liebe Grüße
Inmutanka


_________________
Ich danke allen, die meine Träume belächelt haben; Sie haben meine Phantasie beflügelt. ... Vor allem aber danke ich all jenen, die mich lieben, so wie ich bin; Sie geben mir die Kraft zum Leben! Danke. (Paul Coelho)
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isegrim
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Alter: 42
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I
Beitrag19.02.2014 16:40

von isegrim
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@inmutanka
Danke für den Tipp.
Zitat:
Ich wollte nur, dass du den Namen von demjenigen kennst, der sie gevögelt hat.


Na wenn der dritte Absatz gut ist, bin ich ja schon zufrieden.

mfg
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Tom Erde
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T
Beitrag19.02.2014 17:35

von Tom Erde
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Hi isegrim,

herzlich willkommen.

Es ist ja schon eine Menge zu deinen beiden Texten geschrieben worden, mehr Schlechtes als Gutes. Also werde ich meinen Senf noch obendrauf schmieren. Ob das für Klarheit sorgt, sei dahingestellt.

Vielem, von dem, was bereits angemerkt wurde, muss ich zustimmen. Da fehlt der Haken, der mich von Beginn an packt. Obschon ich den zweiten Text in dieser Hinsicht etwas gelungener fand, die Fehler und die fragwürdigen Formulierungen mal beiseite gelassen. Zu Beginn des zweiten Textes, der ja den eigentlichen Anfang darstellt, sind einige Sätze vorhanden, die eine gute Dichte vorweisen, die zeigen, dass das Talent zum Schreiben vorhanden ist. Ein paar davon finden sich auch im ersten Text. Daran solltest du dich halten, den tieferen Blick ausarbeiten, das Spontane, das Überraschende einfügen, und die wundersamen Wechselwirkungen des menschlichen Miteinanders eingehender beleuchten.

Das darauf folgende, deine Auflistung der Dinge, die dein Protagonist macht, getan hat, besitzt, sucht, vermisst, was ihn beschäftigt, ängstigt usw. könnte auch in einer Handlung, in einer fest umrissenen Szene, die seinem Leben Kontur verleiht, abgehandelt werden. Das würde die Sache wesentlich interessanter gestalten. Doch das ist eine Frage von Übung, genauem Hinsehen und Inspiration. Ein Problem, dem du sicherlich beikommen wirst.

Die Zerrissenheit, die Ängste und Leidenschaften eines Menschen spannend zu beschreiben, ist eine sehr schwere Aufgabe. Insbesondere, wenn man noch auf der Suche ist, und die offenen Fragen zahlreich sind. Lass dir Zeit, lies, überdenke deine Geschichte immer wieder, und gib ihr Raum, damit sie in dir lebendig werden kann. Und schreibe, schreibe, schreibe! Der Rest kommt dann ganz von alleine.

Viele Grüße

Tom Erde


_________________
Mit deinem Kuss ging´s mir in die Hände,
zu sperren den Drachen hinter brennende Wände.
Nun binden ihn Ketten aus verzaubertem Feuer,
nun winselt und schnurrt es das Ungeheuer.
Tom Erde
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Murmel
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Beiträge: 6367
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Beitrag19.02.2014 18:00

von Murmel
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Nicht-Genre hat einen hohen Anspruch in Bezug auf Sprache, dem wirst du noch nicht gerecht, wie dir ja schon gesagt wurde.

Auch würde es mir sehr schwer fallen, einem Ich-Monolog folgen zu wollen.
Übrigens die Gefahr des Ich-Erzählers, dass er sich in Gedanken verliert, und irgendwann geht dem Leser das ewige Ich/Mich/Mein auf den Geist.

Bringe eine klarere Linie ein, setze Erzählung wenigstens teilweise in Aktion, zu der auch Dialog gehört, um. Du erzählst mir viele Dinge, ich sehe sie aber nicht. Lockere auf. Zeige die eine Fahrt mit Ingo, anstatt sie im Rückblick zu erwähnen. Und vor allem: Was soll mich an Michael so interessieren, dass ich mich auf ein Buch mit ihm einlasse? Depressionen? Das wäre mir zu schwarz, das musst du subtiler verpacken.

Tut mir leid, nichts Positiveres berichten zu können.

Murmel Rat Ende.


_________________
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KeTam
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Das goldene Gleis Ei 1
Ei 10 Ei 8
Pokapro und Lezepo 2014


Beitrag20.02.2014 10:04

von KeTam
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isegrim hat Folgendes geschrieben:


Die ersten Zeilen sollten alles belanglos und einfach erscheinen lassen, und der Leser mit "eigenen Bilder" füllen.

Hast du den bis zum Ende gelesen?! Sad


Ich bin immer mehr dazu übergegangen, den Text zu überfliegen. Wink

Du musst dem Leser schon Bilder mitgeben, damit er was vor sich sieht. Es muss ja nicht viel sein, ein paar Dinge, an denen die eigene Fantasie sich dann entlang hangeln kann, einen Auslöser. Du lässt die ersten Zeilen nicht belanglos erscheinen, sie sind belanglos. Aber natürlich kann man auch aus etwas scheinbar Belanglosem einen Text machen, der mitreißt.

Mal ganz einfache Tipps:

Was siehst du denn vor dir, wenn du das liest? Versuch mal, den Leser das auch sehen zu lassen!

Und ich würde deutlich straffen, auch bei dem Gefühlsmomolog in deinem zweiten Posting!

Viel Erfolg, LG, KeTam.
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isegrim
Geschlecht:männlichSchneckenpost
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Alter: 42
Beiträge: 14
Wohnort: Lahnstein


I
Beitrag20.02.2014 10:32

von isegrim
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Guten morgen.
Erstmal vielen Dank für die konstruktive Kritik von KeTam, Murmel, Tom Erde u. Klements.

Ich werde das erste Kapitel überarbeiten und mehr Bilder schaffen.
Dieser Teil des Buches ist vor einem Jahr entstanden. Im restlichen Buch werden viel mehr Bilder erzeugt.

Ich verstehe auch das der Anfang das wichtigste an einem Buch ist, da es  bei vielen Büchern, die mir empfohlen wurden, ebenso geht. (Anfang ist träge = keine Lust) Vielen Dank für den Hinweis, war mir wirklich nicht bewusst.

Das Thema Depression ist mir wichtig und darüber habe ich sehr viel gelesen und recherchiert. Das ist ein gewagtes und schwieriges Thema, aber ich bin mir darüber bewusst und wollte etwas "anderes" schreiben.

Depressiv ist wirklich düster und schwarz @murmel.

Ich kann leider keine Krimis und "Mörder" Bücher mehr lesen, weil das alles aufgewärmter Kram ist. Es gab in den letzten Jahren keine o.g. Bücher die mich vom Hocker gehauen haben oder die etwas neues u. überraschendes beinhalteten. (Meine Meinung).
Für Empfehlungen bin ich aber trotzdem dankbar.

Das soll jetzt auch keine Kritik sein, einfach nur meine Meinung, vielleicht fehlt mir auch die Fantasie gut konstruierte Krimis zu schreiben.

PS. Ich fühle mich hier wohl und bin dankbar, Hilfe zu bekommen.
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Klemens_Fitte
Geschlecht:männlichSpreu

Alter: 41
Beiträge: 2941
Wohnort: zuckerstudio waldbrunn


Beitrag20.02.2014 12:09

von Klemens_Fitte
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Ich hoffe, du hast jetzt nicht den Eindruck gewonnen, wir wollten dich zum Krimischreiben drängen - ich frage nur, weil ich diese Art der wiederkehrenden 'Sinnkrise' grade durchmache.

Ja, auch ein 'ordinärer' Krimi ist ein sorgfältig geplantes und komponiertes Stück Arbeit, ich freue mich aber dennoch über jeden gut geschriebenen Text, der es wagt, sich außerhalb der üblichen Genrekonventionen zu bewegen. Aber wie Murmel schon gesagt hat, die Ansprüche an den sprachlichen Ausdruck sind dann eben andere - gerade deshalb würde ich mir wünschen, dass du dranbleibst, denn diese Art zu schreiben lernt man nicht aus Lehrbüchern, sondern, indem man Umwege und Fehler in Kauf nimmt.

isegrim hat Folgendes geschrieben:
Das Thema Depression ist mir wichtig und darüber habe ich sehr viel gelesen und recherchiert. Das ist ein gewagtes und schwieriges Thema, aber ich bin mir darüber bewusst und wollte etwas "anderes" schreiben.


Ich halte das Thema auch für interessant, würde aber etwas einschränken: Ein gutes Buch sollte immer ein Element haben, das über sein Thema hinausweist, das es zu etwas Anderem als einem Sachbuch oder einem Erfahrungsbericht macht. Ich habe den Eindruck - grade durch den zweiten Teil, den du gepostet hattest - dass du dem Leser das Thema 'Depression' und die Probleme deines Protagonisten möglichst logisch verständlich machen willst; m. E. sollte dieses Verständnis aber eher ein Nebenprodukt sein, etwas, das sich 'hinter den Worten' offenbart, denn zunächst brauche ich als Leser einen Anreiz, mich mit dem Text zu befassen, der über ein bloßes Verstehenwollen hinausgeht.

Ich wünsche dir viel Spaß und Erfolg beim Überarbeiten und freue mich auf die Resultate.
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isegrim
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I
Beitrag20.02.2014 12:38

von isegrim
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Ich habe keinen falschen Eindruck bekommen wink Es ist bloss schwer einen anderen Weg zu gehen.
In der beschriebenen "Sinnkrise" spiegele ich wahrscheinlich auch ein Teil, meines Lebens. Ich denke das liegt am Alter?! Wenn du so etwas ähnliches durch machst.

Das Wort Depression habe ich ja "nur" in meinen einleitenden Worten geschrieben. Mit dem Vorwort von Michael beschreibe ich die Gefühlswelt  um die noch kommende Handlung zu erklären. Warum ist Michael unglücklich? Wie fühlt er sich? Warum ist er so?
Er kann es nicht erklären, denn anscheinend hat er alles, was ein gutes Leben aus macht. Ihm fehlt das Neue und ein Gefühl, warum er jeden Tag aufstehen soll und sich durch das Leben "quälen" muss. Er geht zu einer Prostituierten und betrügt seine Frau.
Warum?
Er findet gefallen an dem Verbotenem und bekommt dadurch ein neues Glücks- und Hochgefühl, das aber nur so lange anhält, bis er "fertig" ist.
Die moralischen Zweifel zwischen seinem fremd gehen und seiner Ehe verstärken sich nur durch seine Gewissensbisse.

Auszug:
Anmerkung: Er sitzt wieder in seinem Auto
Die Gedanken nach der Tat (Auszug Ende Kapitel 1):

Zitat:
Ich würgte und kotzte bis auf die Galle. Mir schoss der Schweiss auf die Stirn, mir wurde heiss und ein gleichzeitig, auftretender Schüttelfrost durchströmte meinen Körper. Ich kotzte mir die Seele aus dem Leib als könnte ich den ganzen Unrat aus meinem Körper schmeissen und meinen Dämon gleich mit. Mein Mageninhalt verteilte sich als stinkende, dickflüssige Lache auf dem Kies des Parkplatzes. Ich zog die Wagentür zu, lehnte mich auf den Fahrersitz zurück und schloss meine Augen. Mein Magen fühlte sich an, als wäre er nach links gedreht worden, mein Mund brannte nach bitterer Säure und ich spürte wie Restspeichel an meinem Mundwinkel klebte. Ich brauchte eine Taschentuch um diesen Unrat aus meinem Gesicht zu wischen und ein Kaugummi um diesen fahlen, abgestanden Geschmack zu vernichten. Ich fand beides in meinem Handschuhfach. Der süsse Geschmack des Kaugummis in meinem Mund, liess mich für Sekunden meine Untreue vergessen und ich freute mich, über die Erlösung, die mir durch dieses kleine Stück Glück zuteil wurde. Ich kaute darauf herum und versuchte mich dadurch zu beruhigen. Ich versprach mir, das niemals wieder an zu tun und wollte das Vergehen, tief in meinem Bewusstsein unterdrücken, wegschliessen und auf ewig verdrängen, niemals mehr daran zu denken und frei nach dem Motto: „Einmal, ist kein mal“ abzustempeln und für immer zu vergessen.


mfg
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isegrim
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Alter: 42
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I
Beitrag25.12.2014 19:44
Einstand SINNBILD Der zweite Versuch
von isegrim
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Ein Vorgeschmack und der überarbeitete Teil.

youTube:
https://www.youtube.com/watch?v=bfgExnPPzUg

Anfang Buch SINNBILD
---------------------------
An alle diejenigen, die das Leben nicht zu respektieren wissen,
an alle diejenigen, die ihre Gesundheit nicht schätzen
und
an alle diejenigen, die sich ihrer Liebe nicht bewusst machen

„So ward ich schlafend und durch Bruderhand
Um Leben, Krone, Weib mit eins gebracht,
In meiner Sünden Blüte hingerafft,
Ohn Abendmahl, ohn Beicht, ohn letzte Ölung,
Die Rechnung nicht geschlossen, ins Gericht
Mit aller Schuld auf meinem Haupt gesandt.“

Geist des verstorbenen Königs

William Shakespeare
Hamlet
1.Akt, 5.Szene

TEIL I

Michael
&
Ophelia

Vorspiel
In naher Zukunft

„... Ich wollte nur, dass du den Namen kennst, der sie gevögelt
hat. Du solltest auch nicht mehr auf sie warten. Hast du noch Fragen?“ Sachlich, kühl und distanziert. Ich verstand nicht alles. Die Worte hallten noch in meinem Kopf und suchten die richtige Öffnung, für den Platz, um von meinem Verstand akzeptiert zu werden. Ich stand im Mittelpunkt! Die Welt um mich herum fing an sich zu drehen. Sie stürzte und riss mich mit ins Verderben. Meinte der Arsch das ernst?! Welches Spielt trieb er mit mir? Wie sollte ich seinen Aussagen Glauben schenken? Ich brauchte einen Beweis!
 ...
„Ich will mit meiner Frau reden!“ Ein herzhaftes Lachen, ein aus der tiefen Seele kommendes Lachen. Ein Knacken, ein Klicken. Das Gespräch war beendet. Ich vernahm nichts mehr und verspürte einen Schwindel, fiel in eine tiefe Finsternis und
  vernahm einen dumpfen Aufschlag.
Irgendetwas traf meinen Kopf.

Irgendwo in Deutschland im Herbst
Heute

IHR

Kennt Ihr die Einsamkeit? Nicht das Alleinesein, nachdem der Partner, ein Familienmitglied oder ein Freund nach Hause gegangen ist und Ihr niemanden zur Unterhaltung habt. Stellt Euch vor, Ihr seid isoliert, alleine, kein Mensch zugegen. Keine Kommunikationsverbindung nach außen, kein Smartphone, das Euch mit Spielen ablenken kann. Kein Internet, das Euch mit Informationen versorgt. Keine Möglichkeiten, soziale Kontakte zu pflegen und sich untereinander auszutauschen. Reden, chatten, Whatsappen.
Stellt Euch vor, die Einsamkeit ist ein Ungeheuer, das in einem Sumpf angefüllt von dunklen, unheimlichen Gedanken und auf Euch lauert. Auf jemanden, den es verschlingen kann. Doch Ihr fragt Euch, was sind dunkle und unheimliche Gedanken? Die Angst um die Zukunft, weil Ihr Euch mit dem Vorhandenen nicht zufrieden gebt. Hass auf den Nebenmann, weil Ihr glaubt, er ist glücklicher und besser gestellt im Leben, als Ihr selbst. Wut auf die Welt, weil Ihr Euch nicht gleich behandelt fühlt. Ihr werdet introvertiert und blind für die alltäglichen Wunder und wollt nichts mehr mit anderen Menschen zu tun haben, weil Sie Euch nur daran erinnern, wie armselig Euer eigenes Leben ist. Jeden Tag wird Euch über Facebook mitgeteilt, was für ein tolles Leben die anderen Mitstreiter haben. Es existiert kein Leid, Sorge, Wut und Hass bei deinen Facebook Freunden, nur bei Dir. Und Ihr verliert Euch in dem Wunsch, ein aufregenderes Leben zu bekommen. Die unerwünschten Gedanken kommen hoch, das Ungeheuer nährt sich aus eurem Sumpf, aus Minderwertigkeitsgefühlen und Zweifel am eigenen Leben. Ihr habt verlernt die kleinen Dinge zu genießen, die jeden Tag auf Euch warten. Ihr habt verlernt Glück, zu empfinden. Ihr verliert Euch in eurem eigenen Unglück und verdrängt damit das sanfte, scheinende und die zarten Lichtstrahlen des einfachen Glücks das nichts gegen den grauen Schleier des Zweifels ausrichten kann, denn ihr nährt es mit Wut, Hass und Zweifel.

Ihr seid verloren in einem Wald. Gefangen. Umringt von dicht aneinander gedrängtem Baumwerk. Kein Weg führt nach draußen. Kein Weg führt hindurch. Eurer Zweifel manifestiert sich in einer Regenwolke. Und der Schauer ergießt sich über Euch. Der letzte Rest der Hoffnung erschien in einem Licht das von der Wolke verdeckt und der dichte Wald schluckte. Es erreichte Euch nicht und der letzte Rest entschwand und verlor sich im Wald. Das Sumpfmoor füllt sich mit Eurer Verzweiflung und steigt.
Ihr erkennt nichts. Alles verdichtet sich und verbirgt sich hinter einem finsteren, dunklen Schleier und egal in welche Richtung Ihr schaut: Nichts wird erkennbar. Ihr versucht einen anderen Weg ein zuschlagen und betretet einen neuen Pfad, doch alles rückt in die Ferne. Fort von Euch. Alles schwindet. Nicht greifbar. Ihr verlasst den vertrauten Weg und verliert Euch.
Der Sumpf wartet auf Euch, euer selbst gefüllter Morast.
Das Monster wartet, Euer selbst genährtes Scheusal.
Ihr tretet hinein und steckt fest.
Ihr ruft, keiner hört Euch.
Ihr betet, keiner erhört Euch.
Ihr fleht, keiner erlöst Euch.
Gefangen, isoliert, eingesperrt und das auf ewig.

Die Einsamkeit frisst Euch von innen auf, bis nur noch die Hoffnungslosigkeit im Herzen wohnt. Alles bekommt eine Sinnlosigkeit, die keine menschliche Seele ertragen kann. Der Wald wird dunkler. Die unbekannte Lichtquelle, der letzte verzweifelte Versuch der Hoffnung wird von dem letzten Atemzug des Zweifels erstickt. Die Wärme weicht und verliert sich in der Umgebung.
Ihr seid erschöpft und wünscht Euch ein Ende.
EINSAMKEIT.

Stellt Euch jetzt vor, Ihr seid immer noch unter Menschen. Euer Partner, ein Familienmitglied oder ein Freund bleibt anwesend. Ihr seid unter Menschen. Ihr besitzt ein Smartphone, Internet und damit die Möglichkeiten zu spielen, soziale Kontakte aufrecht zu erhalten und zu pflegen, Euch mit Informationen zu versorgen und untereinander zu kommunizieren; auszutauschen. Doch Ihr habt keine Kraft!

Der Wille fehlt, sich mit allem und jedem zu beschäftigen. Ihr seht keinen Sinn dahinter. Das Verlangen an Freude und die Befriedigung an der Gesellschaft anderer verschwinden.
Ihr seid unter Mitmenschen und fühlt Euch nicht verstanden. Die Wärme und das Mitgefühl fehlten.
Ihr seht das Lachen und empfindet nichts.
Ihr seid schlecht gelaunt und keiner versteht Euren Missmut. Er wird abgestempelt „als ein schlechter Tag“. Doch die Tage mit den schlechten Launen häufen sich. Jeder Tag beginnt mit der Angst aufzustehen. Ihr erkennt keinen Nutzen, um den Tag zu bewältigen. Ihr isoliert Euch von der Gesellschaft und glaubt Ruhe zu benötigen. Doch die Ruhe ergibt keine Erholung, denn sie mündet in Einsamkeit. Ihr seid unter Menschen und fühlt Euch allein. Ihr seid einsam und fühlt Euch verlassen.
Das Ungeheuer aus dem Morast hat gewonnen.
Versteht Ihr Einsamkeit?

Wollt Ihr Einsamkeit kennen lernen? Gemeinsam? Dann wechseln wir die Perspektive!
Ich nehme Euch mit und wir gemeinsam werden Personen kennenlernen. Ihr und ich verschmelzen zusammen: Wir. Die Personen haben alle ein Bedürfnis und hegen Wünsche. Bedürfnisse die befriedigt werden wollen und wünsche die sich jeder selbst auferlegte und sich erfüllen möchte. Die Erfüllung ihrer Bedürfnisse und die ersehnten Wünsche, werden ihr wichtigstes Anliegen. Werden diese Dinge für ein glückliches Leben benötigt? Benötigen wir immer ein großes Ziel um in die Zukunft zu schreiten? Haben wir Angst stehen zu bleiben? Bedeutetet stehen bleiben und das Vorhandensein von Glück, Zufriedenheit und Liebe das Ende? Doch was brauchen WIR zu unserem Glück? Müssen wir nicht erst die Schattenseite des Lebens erleben um ein tiefes Glück zu erfahren? Können wir Glück schätzen, wenn wir keine Trauer erlebten?
So führe ich Euch in eine traurige Einsamkeit, um die Gesellschaft und Eure Mitmenschen schätzen zu lernen.
Wollt Ihr Euch an dem Unglück anderer laben, um zu begreifen dass es Euch besser ergeht, als meinen armen Protagonisten? Wollt Ihr erkennen, dass das Leben schön ist? „Um Himmels willen, laßt uns niedersitzen zu Trauermären von der Kön'ge Tod:“1

Wie die entsetzt sind, die im Krieg erschlagen,
Die von entthronten Geistern heimgesucht,
Im Schlaf erwürgt, von ihren Frau'n vergiftet,
Ermordet alle; denn im hohlen Zirkel,
Der eines Königs sterblich Haupt umgibt,
Hält seinen Hof der Tod: da sitzt der Schalksnarr,
Höhnt seinen Staat und grinst zu seinem Pomp;
Läßt ihn ein Weilchen, einen kleinen Auftritt
Den Herrscher spielen, drohn, mit Blicken töten;
Flößt einen eitlen Selbstbetrug ihm ein,
Als wär' dies Fleisch, das unser Leben einschanzt,
Unüberwindlich Erz; und, so gelaunt,
Kommt er zuletzt und bohrt mit kleiner Nadel
Die Burgmau'r an, und – König, gute Nacht!

König Richard
William Shakespeare
Richard II
3.Akt, 2.Szene

WIR

Ein trüber Herbstmorgen. Eine Stadt, die einen Namen besitzt, doch für die folgende Geschichte uninteressant bleiben wird. Der kühle Herbstwind weht uns ins Gesicht.
Wir stehen auf dem Bürgersteig und begeben uns zu dem Anfang der Geschichte. Wir stehen an der Kreuzung und sehen die erste Ampelanlage, die den Verkehr sortiert, als wäre alles nur ein großer Spielautomat, der die Kugel mit dem Flipper in Bewegung hält. Ein Ortsschild mit einem Gruß: „Herzlich Willkommen“ und eine Straße, die über die Kreuzung in die Stadt hineinführt.
Wir bleiben stehen und schauen uns die Umgebung an. Rechts erstreckt sich das brache und abgeerntete Land. Vereinzelt zieren Bäume die Pfade, die die Äcker durchkreuzen. Auf den Feldern liegt ein Frühnebel und daher können unsere Augen nicht tiefer blicken. Frisch umgepflügte Erde, die am Vorabend von einer großen Maschine bearbeitet wurde. Es ist Zeit, die Felder für das Frühjahr und die neue Ernte zu düngen.
Die Nacht zuvor hat es geregnet und nachdem die Wolken sich entleert hatten, hätten wir eine kristallklare Nacht sehen können.
Doch wir schliefen.
Am Morgen vernehmen wir mit unseren Nasen die frisch verregnete Erde und können uns beim besten Willen nicht an den nächtlichen Schauer erinnern. Den Duft der feuchten Erde ziehen wir tief ein und empfinden eine innere Zufriedenheit. Wir lieben diese morgendliche Kühle, gepaart mit dieser Nuance von verregneter Natur, das Gefühl, nachts nicht nass geworden zu sein, denn wir lagen gemütlich in unserem Bett, wohl behütet in unserem wohligen und warmen Bett.
Ein sorgenloser Schlaf, uns geht es gut. Wir machen uns, genau in diesem Moment, als wir die Eingangstür unserer Wohnung öffnen und die verregnete Umgebung sehen, bewusst, dass wir zufrieden sind. Uns geht es gut.
Diesen Luxus der Wärme und der Trockenheit machen wir uns geistig  gegenwärtig, vereinigt mit einem gesunden, tiefen und erholsamen Schlaf.
Wir sind zufrieden, zufrieden doch müde.
Wir sind früh aufgestanden und daher ein wenig verschlafen. Wir versuchen die Müdigkeit aus unseren Knochen zu bekommen, denn wir möchten uns die Szene des heutigen Tages anschauen. Heute beginnt die Geschichte und dies soll der Anfang sein.
Der Beginn.
Wir wollen das nicht verpassen.

Links der Ampelanlage führt die Straße um die Stadt herum. Könnten wir  die Stadt von weiter oben beobachten, würden wir eine Straßenbeleuchtung erkennen. Die mit einer großen Hauptstraße, vom Süden über den Norden, durchzogen ist. Beflügelt durch unsere Fantasie, fliegen wir in die Höhe und können alles aus der Troposphäre als Karomuster mit verschiedenen Braun- und Grüntönen, erkennen. Die Stadt liegt ruhig unter uns. Langsam erwacht sie zum Leben. Wir sehen schöne Vorgärten, die für den Winter vorbereitet wurden. Die Jahreszeit tat ihr übriges. Die vertrockneten Blätter fielen. Vereinzelt stellten sich tapfere Pflanzen noch mit ihren Letzt gebliebenen Blüten gegen den kühlen Herbstwind. Die sommerlichen, bunten Farben der Blumen, wichen einem dunklen Braunton. Wolkenfetzen, die unsere Sicht versperren. Autos, die wie Ameisen durch die Pfade wandern. Lichtkegel aus den Augen der blechernen Ameisen, die durch die Straßen marschieren, drängen die Dunkelheit aus der Straße zurück und werfen für einen kurzen Moment Helligkeit in diesen tristen Morgen. Wir erkennen im Osten Äcker. Einen Wald, der vom Westen sich über den Norden erstreckt und die Stadt einschließt. Eine Straße, die diesen Wald durchkreuzt. Zwei gepflasterte Flecken in diesem Baumbewuchs. Von Menschen in dieses Stück Wald gesetzt. Bäume mussten herausgeschnitten werden um eine Fläche zu erschaffen. Eine kleine Abzweigung von der Straße wurde zu diesem Platz angelegt. Ein Parkplatz für die Autofahrer entstand, oder ein Spielplatz für vernachlässigte Ehemänner, denn Frauen mit ihren mobilen und möblierten Unterkünften, siedelten sich an, um ihre Dienste anzubieten. Ein Zufluchtsort für einsame Männer, ein Fleck der Schande für manch altmodische Frau, die fürchtet „Das ist nicht gut für die Moral.“ Doch Wir denken: „Die Frau hat nur Angst, dass Ihr Ehemann etwas bekommen könnte, was es zu Hause nicht gibt und das für einen erschwinglichen Preis“.
 
Alles erscheint uns in einem großen Gesamtbild. Unser Blick auf die einzelne Ameise wird begrenzt durch unseren Blick auf die Umgebung. Daher lassen wir unser Augenmerk von dem Parkplatz zurück schweifen, denn wir werden später dahin zurückkehren. Wir wollen im Moment nicht das Große und Ganze wahrnehmen. Wir schweben zurück auf die Erde und blicken auf eine blecherne Ameise, die an diesem Parkplatz vorbeifahren wird. Wir interessieren uns nur für den Insassen.
Für das Innere der Ameise.
Für den einzelnen Menschen.
Für einen einzelnen Mann.
Also bewegen wir uns wieder nach unten und lassen all unsere Fantasien dort oben im Himmel.

Die Ortschaft liegt östlich, dicht gedrängt an einen Wald. Ein schöner Stadtteil zum Leben. Familien, die dort wohnen, lieben den angrenzenden Wald. Andere fürchten die Gefahr von Wildtieren, die sich in den Garten verirren.
Rechts von der Stadt liegen die brachen Äcker, bei denen schon die Ernte eingeholt wurde. Erde, die auf neues Saatgut wartet, um mit neuem Leben befruchtet zu werden.

Am trüben Frühmorgen erwachen die Menschen und beginnen sich zu bewegen. Die Adern der Stadt mit Leben fluten. Die Straßen sich füllen. Erwachende die mit ihren Autos durch die Verzweigungen strömen. Ein Puls, der durch die Ampelanlagen gedrosselt wird.
Wir beobachten diesen Herzschlag und erkennen eine Arterie, die herum führt. Eine Umgehungsstraße für die Stadt.
Die sich verschlungen durch den Wald zieht. Vereinzelte Wagen fahren diesen Umweg, um sich aus dem hektischen Treiben der Stadt heraus zu halten.
Uns interessieren nicht die Menschen, die hierher kommen um zu leben, zu arbeiten und einzukaufen. Menschen die hier wohnen, sich jeden Tag abschuften, um ihr verdientes Geld wieder in den Konsum zu investieren. Ein einzelner, weißer Wagen bekommt unsere volle Aufmerksamkeit, denn dieses Automobil ist etwas Besonderes und benötigt unser ganzes Augenmerk. Wir fokussieren uns und blicken genauer hin. Wir schauen und beobachten. Wir folgen dem Auto, wie es vor der Stadt die Kreuzung nimmt und nach links abbiegt. Wir schauen hinein. Wir verschmelzen zu dieser Person und wechseln die Perspektive.
Ich!

Michael
Irgendwo in Deutschland, irgendwann im Herbst
Jetzt

Ich fiel in ein Loch, das ich mir selbst erschuf.
Wann das anfing kann ich nicht berichten, aber in einer Metapher gesprochen, ging ich einen Weg entlang und stolperte. Ich fiel und schlug auf einem harten und kalten Boden auf. Ich hatte keine Kraft aufzustehen. Ich blieb liegen. Meine Kraft floh, je länger ich lag und darüber nachdachte, warum ich stolperte und dort hilflos lag.
Die Zeit verstrich und ich verlor mich in einer Traurigkeit, weil ich nicht verstand, warum ich fiel. Es gab auf meinem Weg keine sichtbaren Hindernisse.
Ich bekam Angst aufzustehen, weiter zu laufen und wieder zu fallen. Mir fehlten der Mut und die Kraft, einen zweiten Sturz zu überstehen.
Mein Gesicht blickte auf dieses kalte und harte Erdreich, und daher vernahm ich nichts anderes, keine Lichtstrahlen erreichten mich, nur dieses dreckige, dunkle und farblose Lichtaufsaugende schwarze Loch.
Ich krallte mich an den vermeintlich sicheren Boden mit der Gewissheit: „Hier wird mir nichts passieren!“, und je länger ich lag, umso schwerer wurde mein Körper und das Aufstehen wurde zur Qual. Ein Martyrium.
Ich blieb liegen und wartete auf ein Signal, eine Eingebung und auf eine helfende Hand, doch alles erreichte mich nicht. Alles wurde von dem schwarzen Loch verschluckt, das sich unter mir auftat.
Ich kapselte mich von meiner Umwelt ab und scheute jeden menschlichen Kontakt, es wurde mir zuwider in meiner Umgebung Menschen zu ertragen. Ich suchte Ruhe und die Einsamkeit, obwohl ich beides nicht ertrug.
Der Untergrund wurde weicher und begann mich zu verschlucken. Die kurz aufkommende Euphorie, die ich empfand, als der Boden weicher wurde und meine Bauchlage sich dadurch verbesserte, schlug in eine noch größere Angst und Mutlosigkeit um, denn ich versank! Tag für Tag wurde das Loch größer, bis ich tief darin feststeckte. Jeder Versuch herauszuklettern, erweiterte den weichen, porösen Rand des Loches und ich hatte immer weniger Chancen herauszukommen. Helfende Hände, die mir von oben gereicht wurden, erkannte ich nicht oder schlug sie weg, wie ungebetene Fliegen, die einfach nur existierten, um einen den letzten Nerv zu rauben. Es schien, als könnte kein Mensch mir helfen.

„Michi?! Wo fährst du lang?“ In meine Gedankengänge mischte sich eine vertraute Stimme. Sie holte mich zurück in das Hier und Jetzt.
Ingo, das war mein 'geschätzter' und 'liebenswürdiger' Mitfahrer, den ich jeden Tag mit zum Dienst nahm. Natürlich kostenlos.
„Ich fahr wieder 'meinen' Umweg“, antwortete ich und verlor dabei mein Gedankenspiel. Mein roter Faden wurde zerrissen.
An was hatte ich gerade gedacht?
Ich fuhr auf die erwachende Stadt zu und bog an der Kreuzung nach links ab, durch den Wald und auf die Umgehungsstraße. Ein trüber Herbstmorgen an einem Montag. Nebelschwaden lagen auf den umliegenden Feldern und ich, mit meinem Mitfahrer, auf dem Weg zur Arbeit.

Ein schwarz gekleideter Mann stand an der Fußgängerampel der Kreuzung und wartete auf sein Signal zum Überqueren. Ich hätte ihn nicht bemerkt, doch in dem Scheinwerferlicht meines Wagens, das ihn kurz streifte, schien er mich direkt anzuschauen. Er schien mich zu erkennen und ein freundliches Lächeln umspielte seinen Mund.
Er hob die Hand zum Gruß. Grüßte er mich?
Ingo brabbelte irgendetwas, doch ich hörte nicht weiter zu. Ich verlor mich wieder in meinen Gedanken:

Ich fand keinen Grund für meine innere Zerrissenheit. Nur neue Fragen entstanden. Meine Seele wurde unglücklich. Ich war gefühllos. Mich suchte jeden Tag eine innere Unruhe heim. Ich fand in nichts meine Befriedigung. Ich kaufte mir materielle Dinge, um ein kurzes Glücksgefühl zu spüren.
Doch meine innere Leere füllte sich von neuem und ich wurde wieder ausgehöhlt zurückgelassen. Ich schlief mit meiner Frau, doch nur aus Selbstzweck. Ich spürte nichts, war abwesend.
Die kleinsten Dinge, die mir früher Spaß machten und die ich mit einer Regelmäßigkeit machte, erschienen nicht erfüllend. Ich wurde stumpf und empfand keine Freude.
Leer, hohl, immer hungrig, gepaart mit Apathie und einer tiefen Sorge um die Zukunft und mein weiteres Leben. Ich grübelte und wurde nachdenklich. Ich aß und wurde nicht satt. Meine Umwelt machte mich krank. Ich spürte, wie mich die Flut der Umwelt überforderte. Mir wurde alles zu viel. Ich wollte doch nur Ruhe, und bekam sie nicht. Ich wollte in allem einen Sinn erkennen, und erkannte ihn nicht. Mein Gesicht zeigte Freude, doch ich spürte sie nicht.  Meine Monotonie des Alltags fraß mich auf.
Ich fing an, bei jeder Gelegenheit, Wein zu trinken. Viel Wein, nur um damit meine Nerven zu beruhigen.
Wein ist gut!
Rotwein!
Man zeigt damit Stil, vermittelte seinen Mitmenschen einen kulturellen, intelligenten Menschen, ein zielbewusster Mann, mit Idealen.
Ein Geniesser.
Doch innerlich krank, tot und einsam.
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Mogmeier
Geschlecht:männlichGrobspalter

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Beitrag26.12.2014 03:27

von Mogmeier
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Hallo Isegrim,

deinen Thread ›Sinnbild, der zweite Versuch‹ habe ich mit dem hier zusammengeführt, da das Ganze inhaltlich zusammengehört.

Die besten Grüße,
Mog


_________________
»Nichtstun ist besser, als mit viel Mühe nichts schaffen.«
Laotse
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