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Das Kinderspiel


 
 
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Mic000
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Beiträge: 166



M
Beitrag23.10.2013 17:05
Das Kinderspiel
von Mic000
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Hallo liebe Forumsmitglieder!

Ich präsentiere hier eine meiner Kurzgeschichten. Ich wusste nicht genau, ob ich sie in die "Werkstatt" oder ins "Feedback" stecken sollte, denn ich bin sehr zufrieden mit dem Text.

Im Grunde genommen bin ich sowohl mit knappem Feedback, als auch mit detailreicher Kritik zufrieden. Gerne dürft ihr den Text auseinandernehmen und mich von meinem hohen Ross herunterschmeißen. Hauptsache ist knallharte Ehrlichkeit!

Da die Geschichte etwas länger ist, reicht auch ein Kommentar "Habe bis ... gelesen, da zu langweilig." Insbesondere würde mich also auch interessieren, bei welcher Stelle ihr den Text weglegen würdet.

Viel Spaß beim Lesen!


Das Kinderspiel
Hugo Kleinmann war bereits dreiundvierzig Jahre alt. Er hatte die Jugendsünde, das "R" zu rollen, schon längst aufgegeben, denn das tragische "Gebrochen", auf das er seinerzeit so stolz gewesen war und bei dem er den Kopf mit halbgeschlossenen Augen seitlich nach unten gewandt hatte, um in der vollkommenen Dramatik aufzugehen, schien ihm nun manieriert, obwohl er nie deswegen kritisiert worden war. Genauso ging es ihm mit dem Ausruf "Ach!", dessen einzelne, mickrige Silbe er mit einem geradezu ausufernden Atem in die Menge posaunt hatte, begleitet von einer pathetischen Armbewegung gen Himmel. Aber auch das war nie bemängelt worden; gleiches galt für seine langen Sprechpausen, mit denen er, zugegebenermaßen zwanghaft, versucht hatte, jeden Satz seiner Rollen zu einem Koloss zu formen. Vielleicht übertrieb er heute den Tadel, überlegte Kleinmann, doch seine Gedanken kamen ihm leer und verschwommen vor, ohne ihn zu einem Schluss kommen zu lassen.
Wie gewöhnlich griff er nach dem Praktischen, wenn ihm das Abstrakte keine Hilfe gewährte, und erinnerte sich der fünf schlechten Kritiken, die er in seinem Leben erhalten hatte; lediglich fünf, die er, nach Schärfe sortiert, in der obersten Schublade seines Schreibtischs aufbewahrte. Alle stammten sie vom selben Redakteur, der für den Kulturteil der städtischen Zeitung schrieb, und wahrlich nicht viel von Schauspielerei verstand, schon gar nicht von den großen Dramen. Übrigens wusste Kleinmann selbst nicht, warum er die Artikel dieses Stümpers stets griffbereit lagerte; nein, das ging doch ein wenig zu weit, ihn einen Stümper zu schimpfen, schließlich war sein Verstand auch nicht geringer als der von den meisten Zuschauern. Kleinmann las wohl von Zeit zu Zeit darin, um sich ins Gedächtnis zu rufen, dass der wahre Künstler nicht dem Wunsch der Masse entsprach. Danach wurde nicht verlangt. Das wunderte ihn umso mehr, da der gewöhnliche Mensch doch eine Nebenfigur war, den all jene kleinen Schwächen ausmachten, die nur durch die Literatur so wunderbar entschlüsselt werden konnten. Aber danach verlangte der Mensch nicht! Er wollte sich in dem Helden sehen, groß auftretend mit göttlicher Wut in der Stimme, oder niedergeschmettert mit edler Gesinnung. Diese Zerrissenheit war alles, was man in einer dramatischen Rolle sah.
Drei der fünf Kritiken bemängelten Kleinmanns zu hohe, krächzende Stimme, die nicht völlig zu den markanten Helden, wie etwa einem Karl Moor, passte. Die anderen beiden Missbilligungen entstammten der unmittelbaren Vergangenheit und waren von Kleinmann absichtlich herbeigeführt worden. In seiner letzten Darbietung hatte er versucht, eine möglichst steife Körperhaltung ohne Gestik, ja sogar ohne Mimik, als Gegenpol zum übertriebenen Pathos zu verwirklichen, und war natürlich für seine „ungewöhnliche Steifheit auf der Bühne“ gescholten worden, obgleich das Pathos als das konträre Pendant im selben Maße erschossen gehörte. Wenige Wochen zuvor hatte er vier Stunden in der Kälte der Nacht beim Lesen eines fürchterlichen Romans der Trivialliteratur verbracht, um in der Aufführung durch eine „noch krächzendere Rabenstimme“ zu bestechen.
Heute Abend sollte er den Faust spielen und die Ränge würden bei der Premiere mit den Herrschaften der neunzigtausend Einwohner Stadt fast vollständig ausgefüllt sein. Kleinmann befand sich alleine in der Toilette des Theaters und fühlte sich wie in dem hochgewölbten, engen gotischen Zimmer. Würde er die Zuschauer verblüffen? Nun ja, wenn er keinen Skandal hervorrufen würde, dann ständen sie am Ende alle da, aufgereiht wie kleine Sonntagspüppchen, die mechanisch zu seinen Verbeugungen in die Hände klatschten. Warum sie überhaupt erschienen, wurde Kleinmann immer undurchsichtiger. War es die gesellschaftliche Norm, der sie sich hinzugeben verpflichtet sahen oder war es die Fadheit ihres Lebens, dass sie sich von Worten, deren Sinn ihnen verschlossen blieb, berieseln lassen mussten? Letztendlich spielte er für sich selbst, zumal er sich von seinem Traum von einer wirklich großen Bühne, einem wirklich großen Intendanten und hervorragenden Mitschauspielern schon vor Jahren gelöst hatte. Dieses „Spielen, um des Spielens Willen“ verabscheute er aber auch zunehmend, insbesondere da es keinen Unterschied mehr machte, und er würde seine Jahre an diesem Theater weiterhin vergeuden, genau wie er es bisher getan hatte.
Kleinmann lachte spöttisch. Er wusste, was er in fünfundvierzig Minuten für ein Fest veranstalten würde, wenn er unruhig auf seinem Sessel am Pulte saß und verkündete, Philosophie und dergleichen studiert zu haben. Dabei würde er im Übrigen einen gelben Overall tragen, auf dessen Rückseite ein schwarzer Mittelfinger aufgedruckt war; eine Idee des brillanten Intendanten, der viel Wert auf eine moderne Interpretation legte und das Sozialkritische in Goethes Drama in den Mittelpunkt stellen wollte. Oh, wie wenig konnte Kleinmann ihn ausstehen! Seltsamerweise arbeitete er trotzdem schon seit vielen Jahren mit ihm und lächelte jedes Mal eifrig zurück, wenn der überforderte Dummkopf seine wirren Thesen zum Besten gab. Heute Nacht, dachte Kleinmann und lachte, heute Nacht also der Faust im Overall.
Er hatte sich erst kürzlich bei einer Lesung einen Spaß erlaubt, als er nach der klassischen Lektüre bei den Zuschauerfragen angelangt war und eine junge Frau ihn gefragt hatte, ob er neben dem Schauspielen auch Schriftsteller oder Dichter war. Diese Frage war ihm so lächerlich vorgekommen, dass er für eine Weile stumm geblieben war, sich dann langsam von seinem Stuhl erhob, den Blick fest auf die Dame gerichtet. Das ganze Publikum starrte zurück. Kleinmann wusste, dass er noch etwa zwanzig bis dreißig Sekunden schweigen konnte, bis die ersten Zuschauer den Drang verspüren würden, im Flüsterton ihre Unsicherheiten zu teilen. Also streckte er den rechten Arm poetisch nach vorne und blähte seine Brust auf, dass seine donnernde Stimme alles im Raum vibrieren ließ:
„Herz!
Schmerz!
Kerze!
Herze!
-
-
Mich!“
Obwohl das Gedicht eine spontane Erfindung war, und obendrein eine besonders schlechte, erschuf er durch seine bloße Präsenz eine Aura der Unfehlbarkeit, dass das Publikum, wie vorausgeahnt, applaudierte. Es war nicht einmal seine ergreifende Stimme, die Widerrede unmöglich machte, dachte Kleinmann, sondern das Fehlen von jeglichen Anzeichen von Selbstzweifeln stellte die großartigste Verteidigung dar; denn hätte er in nur einem kleinen Wörtchen erwähnt, dass dies nur einen Versuch darstellte, das ganze Gedicht wohl kaum mit den wahren Lyrikern vergleichbar wäre, ja hätte er einen verschüchterten Blick zum Boden gerichtet oder wäre er geschlagen zu seinem Stuhl zurückgewandert, dann hätte es den ein oder anderen ermunternden Lacher gegeben, der aber die Gedanken der Übrigen sofort dazu gepolt hätte, das Ganze als ambitionierte Amateurleistung abzutun. Schließlich war das das Urteil eines Experten. So aber jubelte man. Die Dame fragte, ob sie ihm ihre eigenen Gedichte zum Lesen mitgeben könnte, und sah, im ganzen Gesicht errötend, auf ihre Schuhe. Plötzlich sprang sie aber auf und drückte ihm ein paar Zettel in die Hand, die er übrigens später noch in diesem Raum ungelesen in den Papierkorb geworfen hatte. Unter freundlichen Blicken strauchelte sie zurück auf ihren Platz. Kleinmann war sich im Klaren, dass das Wegwerfen der Gedichte eine sogenannte böse Tat war, hingen doch so viele alberne Träumereien an den wenigen Zeilen grauenvoller Poesie. Im Grunde waren es dieselben bangen Wünsche, die ihn früher auf eine würdige Bühne gezaubert, ihn womöglich sogar für seine Profession gewonnen hatten.
„Das wird radikal!“, sagte der Intendant mit viel Selbstvertrauen und klopfte Kleinmann auf dessen Mittelfinger-Rücken, bereit ihn auf die Bühne zum großen Monolog zu schicken. Kleinmann sah ihm mit einem leichten, finsteren Lächeln und verengten Augen direkt ins Gesicht. Jetzt wäre sein Einsatz. Der Intendant verharrte immer noch in der motivierenden, sanft vorgebeugten Körperhaltung und blickte erwartungsfroh, in dem Versuch seine eigene Nervosität zu überspielen, ohne die Veränderung in Kleinmanns Gesicht wahrzunehmen. Als zwei Sekunden vergangen waren, erfolgte nur ein zustimmendes Kopfnicken des Intendanten und diesmal sogar der Hinweis mit der Hand, dass Kleinmann nun auf die Bühne zu gehen habe. Doch fünf weitere Sekunden verstrichen, in denen sich der Schauspieler nicht um einen Zentimeter bewegte, stattdessen aber zu einem breiteren Grinsen verfiel, das er eigentlich gar nicht beabsichtigt hatte.
Jetzt weiteten sich die Augen des Intendanten und Kleinmann wusste, was diese plötzliche Erleuchtung zu bedeuten hatte. Mit einem Mal wurde dem Tölpel klar, dass sein Faust ihn bitterlich hasste und über alle Maßen verachtete. Wie diese Erkenntnis langsam durch den ganzen Körper des Intendanten rann und ihn zu überreizten Zuckungen veranlagte, wurde von Kleinmann mit einem derartig genüsslichen Frohsinn aufgesogen, dass das langsame Rückwärtsschreiten auf die Bühne, während er weiter den Blickkontakt hielt, sich in den opulentesten Triumphzug verwandelte, den sich Kleinmann vorstellen konnte.
Am nächsten Tag erschien der von Kleinmann provozierte Skandal in der Zeitung unter der Feder des gewohnten Rezensenten. Die Kritik erhielt den Ehrenplatz in Kleinmüllers Schublade.
Gleich zu Beginn des ersten Monologs hatte Kleinmann die Worte wie Kanonen in die Menge geschmettert, das „Ach!“ bis zum Himmel gedehnt, war über die Bühne geturnt, hatte sich auf die Brust und auf die Stirn geschlagen, war in purer Verzweiflung auf die Knie gestürzt und hatte die Finger in seine Seele gekrallt, als wollte ihm das Herz verbrennen; wie eine wild gewordene Bestie hatte er die Fäuste geschwungen, denn Furcht vor Hölle und Teufel kannte er nicht! Das war kein Faust mehr, den er gegeben hatte, das war ein Götterfaust, der nur in den höchsten Höhen und den tiefsten Tiefen lebte!
O wär ich nie geboren! Kleinmann erinnerte sich genau: Als die Aufführung beendet war und er sich unter tosendem Beifall verbeugte, fing er an, wie ein Besessener zu lachen. Er lachte das Publikum aus, ohne dass dieses die leiseste Ahnung davon verspürte; nur von einigen seiner Kollegen empfing er verwunderte Seitenblicke. Der Intendant schien alles vergessen zu haben. Vermutlich hatten die Begeisterungsstürme wahre Wunder gewirkt und sein Kurzzeitgedächtnis ausgelöscht, seine zuvor als sicher geglaubten Befürchtungen zu Fantasien degradiert und so umarmte er Kleinmann warmherzig und zog dessen Hand siegestrunken in die Höhe. Die Aufführung war der gewöhnliche Erfolg, der nichts bedeutete.
Heute war eine weitere Aufführung angesetzt. Kleinmann würde sich seinem Schicksal ergeben und einfach spielen, um wenigstens die anderen Menschen in ihrer Illusion zu belassen. War er ihnen das schuldig oder hatte er Angst vor ihnen? Die Illusion war ohnehin so mächtig, dass sie nicht vernichtet werden konnte.
Schauspielerei ist eine Kunst wie das Schreiben, das Musizieren oder das Malen und genau wie bei diesen kann wahre Größe nur erfasst werden von solchen, die sich ihr eingehend widmen, bei denen nicht nur das Herz, sondern auch der Verstand von ihr einverleibt wird. Allen anderen, denen sie lediglich als Ausgleich, als Zeitvertreib oder oberflächlicher Spaß dient, ist es unmöglich zwischen dem Mittelmäßigen und dem Brillanten zu unterscheiden. Kleinmann dachte an die große Bühne, die von Schauspielern besetzt war, deren Überlegenheit er durchaus anerkennen musste. Doch neben einer großen Bühne gab es unzählige kleine Bühnen, für die er wiederum zu groß war. Wie konnte er je berühmt und geachtet sein, wenn er die Stimme seiner Kunst auf so wenige Wörter beschränken musste. Zu Kleinmanns Unbehagen konnte er den Traum vom großen künstlerischen Erfolg nicht vollständig verdammen und so sehr er es auch versuchte, zurück blieb immer ein spärlicher Funke, der doch genügte, um ihn kurz danach verzweifeln zu lassen.
Kleinmann war schon am Theater angekommen, natürlich sehr pünktlich. Seine Kollegen waren noch nicht da und er betrat den Saal von hinten, dass er die leeren Stuhlreihen bis hin zum Ort seiner – ja seiner, was? Seiner Bestimmung? Seiner Vernichtung? Seiner Gewöhnlichkeit? – besehen konnte. Er setzte sich in die hinterste Reihe und saß dort eine halbe Stunde lang, ohne sich zu rühren. Wenige Lampen brannten und tauchten den Saal in ein dumpfes Dämmerlicht, während ein leises Maschinensummen fortlaufend zu hören war. Ansonsten passierte nichts.
Aber dann waren da ein helles, wildes Lachen zu hören und ein Trampeln. Jemand gackerte wie ein Kind und rannte hinter der Bühne herum. Kleinmann blieb sitzen, lehnte sich aber aus Neugier nach vorne, freilich ohne mehr erkennen zu können.
Zwei Gestalten hopsten auf die Bühne und sausten und wirbelten unter lautem Gejohle von einem Ende zum anderen, hängten sich an den Vorhang und schaukelten in übermäßiger Freude. Es waren zwei Kinder, die miteinander spielten. Beide waren mit einem Degen aus der Requisite bewaffnet und jetzt stampfte der eine breitbeinig auf, schüttelte sich vor Lachen, dass er auf den Boden sank, sprang wieder auf und stampfte erneut. Der andere bejubelte den Breitbeinigen, hielt sich die Hand vor den Mund und umkreiste ihn mit schnellen Schritten in unglaublichem Frohsinn, damit er ihn von allen Seiten betrachten konnte. Der Breitbeinige verzog keine Miene und stand stolz da, den Degen, den die kleine Faust umschloss, wie eine Flagge in die Höhe gestreckt. Der andere stolperte und fiel lustig auf den Boden und jetzt erst merkte Kleinmann, dass der Junge Erwachsenenschuhe trug. Die schleuderte er nun von sich, fuhr mit der Hand durch die blonde Mähne und brüllte: „Nun soll es an ein Schädelspalten!“ Dabei fuchtelte er mit seinem Degen auf und ab tanzend durch die Luft; sein Kompagnon tat es ihm gleich und rief dabei: „Heraus mit eurem Flederwisch! Nur zugestoßen! Ich pariere.“ Aber die beiden Jungen schlugen nur auf Luft und trotz ihrer Versuche, die Degen zusammenzuhauen, blieb es bei Fehlstößen, bis sie sich schließlich darüber lachend auf den Boden warfen.
Der Blonde kletterte dem anderen auf den Rücken und gab einen kecken Siegesschrei von sich. Dieser bäumte sich jedoch derart blitzartig auf, dass er im nachfolgenden Ringen mühelos die Oberhand behielt und sich dann mit mehreren tänzelnden Schritten von seinem Widerpart entfernte. Mit einer schnellen Bewegung entnahm er irgendwoher rote Handschuhe, die er gleich anzog. Kleinmann starrte auf das satte Rubinrot an den Fingerchen, das er erst nicht als Kleidungsstück erkannt hatte.
„Pariere den!“, brüllte der Blonde und stürmte voll Zorn auf seinen Freund, der mit einem Satz zur Seite sprang und mit einem forschen „Warum denn nicht?“ antwortete.
„Auch den!“
„Gewiss!“
Die Degen krachten aufeinander. Dann schritt der Junge mit den Handschuhen langsam auf den anderen zu, die Arme herausfordernd zur Seite gestreckt, dass er seine Brust entblößte und einen weiteren Stoß nicht würde parieren können. Doch als der Blonde zum finalen Streich ausholte, um den Jungen vor ihm in eine andere Welt zu schicken, da stockte, ja gefror, ihm die Hand und der todbringende Degen fiel zu Boden. Mit einem Gesichtsausdruck, der das größte Entsetzen widerspiegelte, sank er auf die Knie, während der zweite Degen bereits langsam an seiner Wange entlangglitt.
„Ich glaub, der Teufel ficht!“, schnaubte der Blonde, „Was ist denn das? Schon wird die Hand mir lahm.“ Aber der Junge mit den rubinroten Handschuhen hatte kein Mitleid und seine Hand führte unbarmherzig die letzte Tat durch. Ein klägliches „Oh weh!“ brachte der Blonde noch hervor, ehe er tot zusammensackte.
Auf einmal wurde die gesamte Szene durch ein undeutliches Rufen unterbrochen, was die beiden Jungen aufhorchen und dann schließlich verschwinden ließ. Der Theatersaal war wieder still. Wie sich später herausstellte, handelte es sich bei den wilden Burschen um die Kinder der Schwester des Intendanten, die diesem mit ihrer Familie für einige Tage einen Besuch abstattete.
Ein paar Stunden später hatte Kleinmann die lieblose Aufführung hinter sich gebracht und er beschloss, in Zukunft nicht mehr so früh am Theater aufzutauchen.

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Mic000
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Beitrag28.10.2013 10:43

von Mic000
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Dieser Post ist wahrscheinlich ganz schlechte Etikette. Ich entschuldige mich schon mal dafür. Es ist jetzt fünf Tage her seit ich den Text hier eingestellt habe, aber leider habe ich noch keine Rückmeldung erhalten. Nun mag das an der Textmenge liegen, aber es ist, wie schon gesagt, jedem freigestellt, wie viel Text er vor seiner Rückmeldung lesen möchte und ob seine Rückmeldung detailreich oder knapp ausfällt. Den ganzen Text habe ich nur der Vollständigkeit halber für den einen oder anderen Interessierten reingestellt. Ich hoffe, auf diesem Weg zumindest einen Leser zu erreichen.
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Gast







Beitrag28.10.2013 12:00

von Gast
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Hallo Inko,

eine kurze Rückmeldung. Ich bin bei diesem Satz ausgestiegen:

Die anderen beiden Missbilligungen entstammten der unmittelbaren Vergangenheit und waren von Kleinmann absichtlich herbeigeführt worden.

"Der unmittelbaren Vergangenheit entstammende Missbilligungen" ... Das war dann doch so verschwurbelt, aufgeblasen und inhaltsarm, dass ich dem Gefühl von Blässe und Leere, das ich schon seit Beginn des Textes hatte, nachgegeben und das Lesen abgebrochen habe.

Gruß,

Soleatus
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Mic000
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M
Beitrag28.10.2013 17:34

von Mic000
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Hallo soleatus,

danke für die Rückmeldung! Ich sehe das "Aufgeblasene, Verschwurbelte" (noch) nicht. Das mag Autorenblindheit sein.

Vielen Dank, dass du dir die Mühe gemacht hast, es wenigstens mit dem Text zu versuchen! Ich bin gespannt, ob andere Leser (die sich hoffentlich noch finden werden) die gleiche Meinung haben.

LG
Inko
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Liv
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Beitrag28.10.2013 22:36

von Liv
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Hallo Inkognito,

ich habe die Geschichte ganz gelesen.
Ehrlich gesagt, gefällt sie mir nicht wirklich. Das ist aber glaube ich meinem persönlichen Geschmack geschuldet und nicht unbedingt der Qualität des Textes. Ich hatte beim Lesen nämlich durchaus das Gefühl, dass du dich auf das Schreiben verstehst. Du hast eine sehr gute Sprache und schreibst sehr... ja, ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll, vielleicht souverän?

Was mich allerdings gestört hat ist das viele Erzählen. Mir ist es nicht gelungen, mich in Kleinmann einzufühlen, denn ich weiß kaum mehr über ihn als seine Kritikensammlung und seine Abenigung gegenüber des Intendanten. Da sind immer wieder Passagen, in denen sehr ausführlich beschrieben wird (die Beschreibungen sind allerdings meiner Meinung nach an sich gut gelungen), was ich aber eher langweilig fand, v.a., da man eben keine wirkliche Beziehung zur Hauptperson aufbauen kann.

Auch der Anfang liest sich etwas zäh. Da fände ich es besser, du würdest mit dem zweiten Absatz beginnen, denn Kleinmanns seltsames Faible für das Sammeln von schlechten Kritiken weckt Interess und gibt einen viel tieferen Einblick in den Charakter als seine Artikulation.

Auch habe ich das Ende ehrlich gesagt nicht ganz verstanden. Ich habe das Gefühl, dass da irgendeine Aussage dahintersteckt (oder liege ich falsch), aber beim einmaligen Lesen bin ich nicht darauf gekommen.

So, das klang jetzt alles nicht so positv, aber wie schon gesagt, ich bin mir ziemlich sicher, dass es andere Leser gibt, die den Text ganz toll finden. Ist eben einfach nicht so mein Geschmack Wink

Liebe Grüße,
Liv
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Piratin
Geschlecht:weiblichExposéadler

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Beiträge: 2186
Wohnort: Mallorca
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Beitrag29.10.2013 12:41

von Piratin
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Hallo Inko,

erst dachte ich, da passiert noch was mit Kleinmann, z.B. keiner kommt ins Theater, er wird abserviert, das Publikum schmeisst mit Gegenständen. Aber nichts passierte, leider. Er lebt in seiner eigenen Welt der und das war es? Die Kritiker zerreissen ihn aber das Publikum ist begeistert? Auch die Szene der Kinder und die unnötige Erklärung, wessen Kinder das waren, bringt die Geschichte meines Erachtens nicht weiter. Ich kann weder die Figur des Kleinmann fassen, noch weiß ich, was die Geschichte erzählen will.
Sprachlich (mal von der Menge an Text für ein und diesselbe Sache abgesehen) routiniert, aber inhaltlich kam es bei mir leider nicht an - oder ich sehe es nicht.
Sorry,
Viele Grüße
Piratin
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Mic000
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M
Beitrag30.10.2013 10:51

von Mic000
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Hallo liebe Liv und Piratin,

vielen Dank, dass ihr euch die Mühe gemacht habt, sogar den ganzen Text durchzulesen. Das freut mich natürlich, zumal ihr mit der Geschichte nicht richtig warm werden konntet. Ein großes Dankeschön dafür!

Was ich schade finde, ist, dass die Psyche von Kleinmann nicht in dem Maße interessant vermittelt wird, wie ich es gerne wollte. Auch scheint es Verständnisprobleme zu geben (z.B. das Ende) und das ist natürlich unschön, denn das sollte nicht vorkommen.

Ich werde später mal einige Gedanken zur Geschichte formulieren und wäre gespannt, was ihr davon haltet (es wäre also toll, wenn ihr am Ball bleiben würdet). Damit werde ich aber noch etwas warten, denn am liebsten wären mir noch weitere Kommentare und die sollten ja möglichst unvoreingenommen sein.

LG
Inko
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Mic000
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Beiträge: 166



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Beitrag08.11.2013 18:57

von Mic000
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Hallo Liv und Piratin,

hier noch eine kurze Ergänzung zum Text, die euch vielleicht interessieren wird. Die Kurzgeschichte soll den Theaterschauspieler Kleinmann charakterisieren. Er ist ein überdurchschnittliche guter Schauspieler, der in einer kleinen Stadt mit 90.000 Einwohnern lebt. Außerdem ist er auch im fortgeschrittenen Alter und so erhält ein gewisser Realismus in seinen Vorstellungen und Träumen Einzug. Zu Beginn betrachtet er einige frühere Marotten seines Spiels, die er nun mit seiner Erfahrung anders beurteilen kann. Er sieht die Schwäche in der zu klischeehaften, übertriebenen Darstellung. Es macht ihn aber stutzig, dass die Presse damals nichts dergleichen bemängelte. Kleinmann sieht, dass die Masse der Zuschauer die Subtilitäten einer guten Darstellung nicht wahrnimmt und so auch nicht zu schätzen versteht, während sie sich in ihrer Abgestumpftheit vom übertriebenen Pathos gerne ablenken lassen. Die drei Kritiken, die ihn für seine Stimme kritisieren, bemängeln damit im Grunde genommen die Nichtkonformität seines Schauspiels mit einem stereotypen Rollenbild. Demnach suchen sie keine neuen Fassaden in der Darstellung, sondern bewerten sie anhand einer fest manifestierten Vorstellung.

Kleinmann ist in dem Sinne verzweifelt, dass er sieht, dass eine langweilige, aber stereotype Darstellung einer Person vom Publikum der eigentlich besseren vielschichtigen Darstellung vorgezogen wird. Er merkt, dass ein wahrhaftes Befassen mit der Kunst vonnöten ist, um ihre Entfaltungen würdigen zu können. Das Publikum sehnt sich aber mehr nach Zeitvertreib, ohne tiefer in die Materie eintauchen zu wollen. Kleinmann verfällt dem Zynismus und er spielt das andere Extrem neben dem übertriebenen Pathos: Für ihn ein gleichsam schlechtes Spiel, für das Publikum aber weitaus schlechter als das Pathos, weil dieses das Fehlen von Subtilitäten im pathetischen Spiel nicht erkennen kann. Dieser Zynismus droht sich in der Faust-Aufführung zu entladen, einer modernen Aufführung des Klassikers, die nach Aufregung giert, aber die eigentliche Intention von Goethe nicht fassen kann. Kleinmann überlegt einen Skandal hervorzurufen, sieht aber auch sie Sinnlosigkeit dieses Vorgehens, da er die falsche Illusion der Menschen nicht vernichten kann. Ebenfalls ist Kleinmann verbittert, da er nicht einmal mehr das "Spielen, um des Spielens Willen" genießen kann.

Was nun passiert, ist, dass Kleinmann die Aufführung so durchführt, dass sie genau die plumpe Begierde des Publikums bedient. Während Rezensionen und Presse begeistert sind, legt Kleinmann in seinem bitteren Sarkasmus die Kritik zu seinen schlechten Kritiken.

Bei der nächsten Aufführung erreicht Kleinmann das Theater sehr früh und wird Zeuge einer Szene. Zwei Kinder stellen einen kleinen Teil aus dem Faust dar. Natürlich verstehen sie von Schauspielerei nicht viel, aber in ihrer jugendlichen Begeisterung und Leidenschaft ist es ihnen egal und sie genießen das Werk des Genies in einer unvoreingenommenen Reinheit, ohne etwa an Kritiken oder Meinungen oder Stimmen zu denken. Sie brüllen, sie stampfen und springen und haben Spaß. Ein Junge wirft Erwachsenenschuhe weg; ein Symbol zur Freimachung von Verantwortungsgefühlen, um das Leben einfach zu leben. Kleinmann wird von der Leidenschaft beim Zusehen mitgerissen. Jedoch entscheidet er sich, nicht mehr so früh zum Theater zu kommen, weil er nicht mehr Zeuge einer solchen Szene sein möchte. Dies macht die unwiderrufliche Verbitterung Kleinmanns deutlich, der nicht mehr imstande ist, zu lernen oder an der Einfachheit Spaß zu haben. Der Grund, warum er letztes Endes, trotz seiner fachlichen und geistigen Überlegenheit den meisten anderen gegenüber, versagt, ist das Fehlen von Leidenschaft, das Fehlen des "Spielen, um des Spielens Willen". Sein Geist ist zu sehr von seiner eigentlichen Profession abgerückt und strandet zwischen Träumen, Erwartungen und Unmut. Die Kinder aber sind mit dem Intendanten verwandt und bezeugen dessen Lebenskraft. Obwohl dieser vom Theater nicht viel versteht, findet er im Gegensatz zu Kleinmann die Freude im Leben.

LG
Mic
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Christian Svensson
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Beitrag08.11.2013 19:50
Erster Absatz
von Christian Svensson
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Hallo Mic,

ich habe nach ca. der Hälfte nur noch mit Querlesen fortgesetzt. Ich finde Deinen Schreibstil dem Stoff angemessen. Du schreibst über einen Theaterschauspieler und dementsprechend empfinde ich auch Deinen Satzbau als -hm - dem Thema angemessen?

Aber Du hast den Text als Kurzgeschichte benannt. Es gibt Autoren, die sagen, der erste Satz muss zünden. Ich hätte normalerweise nach dem ersten Absatz aufgehört mit Lesen. Ich finde nichts, was mich motiviert, weiter zu lesen. Kein Konflikt, keine zu klärende Frage, nichts Motivierendes.
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mima
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Beitrag08.11.2013 20:43

von mima
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Hallo Mic,

ich habe den Text ganz durchgelesen. Mir fiel es auch gar nicht schwer. smile
Mir gefällt der Schreibstil sehr. Er erinnert mich an Thomas Mann und Fontane. Ich mag auch die Art wie du mit Adjektiven umgehst. Und auch die langen Sätze stören mich nicht.
Was den Inhalt angeht bin ich mir nicht sicher. Ich habe teilweise das Gefühl, dass du sinnlose Informationen gibst (die ich aber vielleicht auch einfach nicht zu deuten weiß) und dafür aber einige Erklärungen zu kurz fasst.
Was genau hat er denn nun als Skandal gebracht? Eine übertriebene Darstellung des Faust?
Ich bin mir auch nicht sicher, ob ich den Inhalt überhaupt verstanden habe. Verzeih, wenn meine Interpretation total daneben geht.
Für mich schien es so, dass Herr Kleinmann schlechte Kritiken sammelt um die eigenen Hybris im Gleichgewicht zu halten. Letztendlich auch, um sich vor enttäuschten Erwartungen zu schützen. Aber als er dann die Kinder betrachtet, die ihn trotz ihres ungeschulten Könnens beeindrucken und das obwohl sie niemanden beeindrucken wollen, sondern einfach nur Spaß an der Sache haben, schüchtert das Kleinmann ein. Er kommt nicht mehr zu früh ins Theater um sich der "wahren Kritik" nicht aussetzen zu müssen.
So habe ich das verstanden. Ich habe deine Ausführungen in den Kommentaren aber auch noch nicht durchgelesen. Das werde ich noch nachholen müssen. wink
So viel von mir, ich hoffe du kannst was damit anfangen.
mfg,
Mima
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Mic000
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Beitrag08.11.2013 21:19

von Mic000
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Hallo Christian,

vielen Dank für deine Zeit und Mühe. Eine kurze Erklärung zum gesamten Text habe ich im Kommentar über deinem abgegeben. Speziell im ersten Abschnitt soll das Interesse des Lesers durch die Einschübe "obwohl er nie deswegen kritisiert worden war", "Aber auch das war nie bemängelt worden", usw. gewonnen werden. Kleinmann verändert sein Spiel, obwohl er keinen äußere Anreiz dafür erhält. Es entsteht die Frage: Was also ist der Anreiz dafür? (Zumindest soll diese Motivation entstehen.)


Hallo mima,

auch dir vielen Dank für das Befassen mit dem Text.

Bei der Faust-Aufführung hat Kleinmann in der öffentlichen Auffassung keinen Skandal ausgelöst. Nach der Meinung der Presse und der Zuschauer war es eine gelungene Darstellung, weil diese nicht in der Lage sind, wahre Kunst zu erfassen, sondern nur nach Mustern streben, die ihrer Erwartung entsprechen, die stereotype Rollenbilder darstellen und zeitvertreibende Ablenkung bieten. Für Kleinmann aber ist seine Darstellung ein Skandal, da er ihre Schwäche kennt. Die gute Rezeption des Stücks ist für ihn ebenfalls ein Skandal. Er hat einen sehr zynischen Blick auf diese Sache.

Zur Gesamtinterpretation verweise ich dich jetzt auch einfach mal auf meinen Kommentar zwei über deinem, weil ich da schon viel zu erklären versucht habe. Wenn das nicht ausreicht, liefere ich gerne noch mehr.

LG
Mic
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Einar Inperson
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Beitrag08.11.2013 21:54
Re: Das Kinderspiel
von Einar Inperson
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Mic000 hat Folgendes geschrieben:
manieriert


Hallo,

klingt vielleicht albern, aber animiert zum Weiterlesen, hat die richtige Schreibweise von manieriert.

Und ich habe es, im Gegensatz zu anderen Kommentaren hier, nicht bereut. Ich empfand den Text atmospärisch dicht am Protagonisten.


Mic000 hat Folgendes geschrieben:
Am nächsten Tag erschien der von Kleinmann provozierte Skandal in der Zeitung unter der Feder des gewohnten Rezensenten. Die Kritik erhielt den Ehrenplatz in Kleinmüllers Schublade.


Hier doch eine Frage: Vielleicht habe ich etwas überlesen. Wer ist nun Kleinmüller?


_________________
Traurige Grüße und ein Schmunzeln im Knopfloch

Zitat: "Ich habe nichts zu sagen, deshalb schreibe ich, weil ich nicht malen kann"
Einar Inperson in Anlehnung an Aris Kalaizis

si tu n'es pas là, je ne suis plus le même

"Ehrfurcht vor dem Leben" Albert Schweitzer
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Mic000
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M
Beitrag08.11.2013 22:13

von Mic000
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Hallo Einar Inperson,

Einar Inperson hat Folgendes geschrieben:
Wer ist nun Kleinmüller?


Das ist ein Schreibfehler. Das soll natürlich Kleinmann heißen! Nachträglich kann ich es aber leider nicht mehr hier ändern, glaube ich.

Ich versuche übrigens darauf zu achten, dass die Rechtschreibung soweit wie möglich stimmt, da ich das auch von anderen erwarte. Dass dich das zum Weiterlesen gebracht hat, hat mich selbst zum Schmunzeln gebracht!

Vielen Dank, dass du den Text gelesen und deinen Eindruck hinterlassen hast!

LG
Mic
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Einar Inperson
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Beiträge: 1675
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Beitrag08.11.2013 22:33

von Einar Inperson
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Wo wir gerade bei Schreibfehlern waren. atmospärisch. Au wei. :lol:

In diesem Sinne wünsche ich Dir jegliches Fehlen von Selbstzweifeln und den Mut auf den Verzicht von vordergründiger Äkschn.


_________________
Traurige Grüße und ein Schmunzeln im Knopfloch

Zitat: "Ich habe nichts zu sagen, deshalb schreibe ich, weil ich nicht malen kann"
Einar Inperson in Anlehnung an Aris Kalaizis

si tu n'es pas là, je ne suis plus le même

"Ehrfurcht vor dem Leben" Albert Schweitzer
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Gast







Beitrag08.11.2013 23:15
Re: Das Kinderspiel
von Gast
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Hallo Mic000,

Nach nochmaliger, eingehender Lektüre, und dem Versuch, die einzelnen Teile dieser Geschichte einzuordnen, will ich etwas versuchen:
Mir klarer zu werden über die Zusammensetzung dieses Textes, der genaugenommen aus mehreren Geschichten besteht, die auseinander zu halten oder in den Kontext überhaupt einzuordnen, gar nicht so einfach ist ... auch, weil die chronologische Anordnung grafisch so gut wie gar nicht abgesetzt wurde.
Mic000 hat Folgendes geschrieben:
Hallo liebe Forumsmitglieder!

Ich präsentiere hier eine meiner Kurzgeschichten. Ich wusste nicht genau, ob ich sie in die "Werkstatt" oder ins "Feedback" stecken sollte, denn ich bin sehr zufrieden mit dem Text.

Im Grunde genommen bin ich sowohl mit knappem Feedback, als auch mit detailreicher Kritik zufrieden. Gerne dürft ihr den Text auseinandernehmen und mich von meinem hohen Ross herunterschmeißen. Hauptsache ist knallharte Ehrlichkeit!

Da die Geschichte etwas länger ist, reicht auch ein Kommentar "Habe bis ... gelesen, da zu langweilig." Insbesondere würde mich also auch interessieren, bei welcher Stelle ihr den Text weglegen würdet.

Viel Spaß beim Lesen!


Das Kinderspiel
Hugo Kleinmann war bereits dreiundvierzig Jahre alt. Er hatte die Jugendsünde, das "R" zu rollen, schon längst aufgegeben, denn das tragische "Gebrochen", auf das er seinerzeit so stolz gewesen war und bei dem er den Kopf mit halbgeschlossenen Augen seitlich nach unten gewandt hatte, um in der vollkommenen Dramatik aufzugehen, schien ihm nun manieriert, obwohl er nie deswegen kritisiert worden war. Genauso ging es ihm mit dem Ausruf "Ach!", dessen einzelne, mickrige Silbe er mit einem geradezu ausufernden Atem in die Menge posaunt hatte, begleitet von einer pathetischen Armbewegung gen Himmel. Aber auch das war nie bemängelt worden; gleiches galt für seine langen Sprechpausen, mit denen er, zugegebenermaßen zwanghaft, versucht hatte, jeden Satz seiner Rollen zu einem Koloss zu formen. Vielleicht übertrieb er heute den Tadel, überlegte Kleinmann, doch seine Gedanken kamen ihm leer und verschwommen vor, ohne ihn zu einem Schluss kommen zu lassen.
Wie gewöhnlich griff er nach dem Praktischen, wenn ihm das Abstrakte keine Hilfe gewährte, und erinnerte sich der fünf schlechten Kritiken, die er in seinem Leben erhalten hatte; lediglich fünf, die er, nach Schärfe sortiert, in der obersten Schublade seines Schreibtischs aufbewahrte. Alle stammten sie vom selben Redakteur, der für den Kulturteil der städtischen Zeitung schrieb, und wahrlich nicht viel von Schauspielerei verstand, schon gar nicht von den großen Dramen. Übrigens wusste Kleinmann selbst nicht, warum er die Artikel dieses Stümpers stets griffbereit lagerte; nein, das ging doch ein wenig zu weit, ihn einen Stümper zu schimpfen, schließlich war sein Verstand auch nicht geringer als der von den meisten Zuschauern. Kleinmann las wohl von Zeit zu Zeit darin, um sich ins Gedächtnis zu rufen, dass der wahre Künstler nicht dem Wunsch der Masse entsprach. Danach wurde nicht verlangt. Das wunderte ihn umso mehr, da der gewöhnliche Mensch doch eine Nebenfigur war, den all jene kleinen Schwächen ausmachten, die nur durch die Literatur so wunderbar entschlüsselt werden konnten. Aber danach verlangte der Mensch nicht! Er wollte sich in dem Helden sehen, groß auftretend mit göttlicher Wut in der Stimme, oder niedergeschmettert mit edler Gesinnung. Diese Zerrissenheit war alles, was man in einer dramatischen Rolle sah.
Drei der fünf Kritiken bemängelten Kleinmanns zu hohe, krächzende Stimme, die nicht völlig zu den markanten Helden, wie etwa einem Karl Moor, passte. Die anderen beiden Missbilligungen entstammten der unmittelbaren Vergangenheit und waren von Kleinmann absichtlich herbeigeführt worden. In seiner letzten Darbietung hatte er versucht, eine möglichst steife Körperhaltung ohne Gestik, ja sogar ohne Mimik, als Gegenpol zum übertriebenen Pathos zu verwirklichen, und war natürlich für seine „ungewöhnliche Steifheit auf der Bühne“ gescholten worden, obgleich das Pathos als das konträre Pendant im selben Maße erschossen gehörte. Wenige Wochen zuvor hatte er vier Stunden in der Kälte der Nacht beim Lesen eines fürchterlichen Romans der Trivialliteratur verbracht, um in der Aufführung durch eine „noch krächzendere Rabenstimme“ zu bestechen.

Ok, hier unterbreche ich, denn an dieser Stelle endet eine Art Prolog, die den Schauspieler einführt, die beiden orange markierten Stellen empfinde ich als ein Herausfallen aus der gewählten Perspektive, das nur nebenbei. Du wählst einen mehr als indirekten, sehr erklärenden Einstieg, beim nun folgenden Abschnitt hat man das Gefühl, aha, hier geht es los.

Aber Moment, "Heute Abend" hat noch nicht begonnen, es ist vor der Premiere, Kleinman befindet sich in der Toilette des Theaters, das erfahren wir aber mit einer geringen Verzögerung:



Heute Abend sollte er den Faust spielen und die Ränge würden bei der Premiere mit den Herrschaften der neunzigtausend Einwohner Stadt fast vollständig ausgefüllt sein. Kleinmann befand sich alleine in der Toilette des Theaters und fühlte sich wie in dem hochgewölbten, engen gotischen Zimmer. Würde er die Zuschauer verblüffen? Nun ja, wenn er keinen Skandal hervorrufen würde, dann ständen sie am Ende alle da, aufgereiht wie kleine Sonntagspüppchen, die mechanisch zu seinen Verbeugungen in die Hände klatschten. Warum sie überhaupt erschienen, wurde Kleinmann immer undurchsichtiger. War es die gesellschaftliche Norm, der sie sich hinzugeben verpflichtet sahen oder war es die Fadheit ihres Lebens, dass sie sich von Worten, deren Sinn ihnen verschlossen blieb, berieseln lassen mussten? Letztendlich spielte er für sich selbst, zumal er sich von seinem Traum von einer wirklich großen Bühne, einem wirklich großen Intendanten und hervorragenden Mitschauspielern schon vor Jahren gelöst hatte. Dieses „Spielen, um des Spielens Willen“ verabscheute er aber auch zunehmend, insbesondere da es keinen Unterschied mehr machte, und er würde seine Jahre an diesem Theater weiterhin vergeuden, genau wie er es bisher getan hatte.
Kleinmann lachte spöttisch.

Wie auch schon im "Prolog": Kleinmann überlegt vor sich hin, erinnert sich, projiziert, versucht ein Fazit (Letztendlich ...) zieht Bilanz bei gleichzeitigem Vorausblick auf zukünftig zu vergeundene Jahre. Lacht spöttisch (über wen eigentlich?)
Jetzt wird es konkreter, die Aufführung naht (immerhin eine Premiere, wie dem aufmerksamen Leser nicht entgangen sein wird):


 Er wusste, was er in fünfundvierzig Minuten für ein Fest veranstalten würde, wenn er unruhig auf seinem Sessel am Pulte saß und verkündete, Philosophie und dergleichen studiert zu haben. Dabei würde er im Übrigen einen gelben Overall tragen, auf dessen Rückseite ein schwarzer Mittelfinger aufgedruckt war; eine Idee des brillanten Intendanten, der viel Wert auf eine moderne Interpretation legte und das Sozialkritische in Goethes Drama in den Mittelpunkt stellen wollte. Oh, wie wenig konnte Kleinmann ihn ausstehen! Seltsamerweise arbeitete er trotzdem schon seit vielen Jahren mit ihm und lächelte jedes Mal eifrig zurück, wenn der überforderte Dummkopf seine wirren Thesen zum Besten gab. Heute Nacht, dachte Kleinmann und lachte, heute Nacht also der Faust im Overall.

Hier wieder ein deutlicher Einschnitt, es beginnt eine ... Rückblende. Klassisch im PQP beginnend, unauffällig ins Präteritum wechselnd. Was im Abschnitt davor passiert: Wir erfahren von Kleinmanns jahrelanger Scheinheiligkeit dem Intendanten gegenüber, interessanterweise denkt Kleinmann mit ironischer Verzerrung, ich meine, er ist mit sich allein, das "brilliant" als Attribut halte ich für überflüssig, aber auch das nur nebenbei. Wieder lacht er. Hier also eine Anekdote, an die er sich erinnert, es hat etwas Pathetisches, wie einer so dauernd über sich selbst reflektiert, ich glaube, das ist etwas, was den Text so "beschwert" ... es gibt faktisch keine Dialoge, alles Reflektieren ist innerer Monolog, nähert sich aber nie einem Gedankenstrom, der dem Ganzen vielleicht Echtheit oder Nähe verliehen hätte, mir jedenfalls bleibt Kleinmann fremd, vielleicht verstärkt sich das noch durch das, was jetzt kommt: Seine sehr offensichtliche Verachtung für ein Publikum, dem er sich intellektuell überlegen fühlt, den Grund dafür muss ich mir aber selbst basteln: er erschliesst sich mir nicht aus dem Text.
Er hatte sich erst kürzlich bei einer Lesung einen Spaß erlaubt, als er nach der klassischen Lektüre bei den Zuschauerfragen angelangt war und eine junge Frau ihn gefragt hatte, ob er neben dem Schauspielen auch Schriftsteller oder Dichter war. Diese Frage war ihm so lächerlich vorgekommen, dass er für eine Weile stumm geblieben war, sich dann langsam von seinem Stuhl erhob, den Blick fest auf die Dame gerichtet. Das ganze Publikum starrte zurück. Kleinmann wusste, dass er noch etwa zwanzig bis dreißig Sekunden schweigen konnte, bis die ersten Zuschauer den Drang verspüren würden, im Flüsterton ihre Unsicherheiten zu teilen. Also streckte er den rechten Arm poetisch nach vorne und blähte seine Brust auf, dass seine donnernde Stimme alles im Raum vibrieren ließ:
„Herz!
Schmerz!
Kerze!
Herze!
-
-
Mich!“
Obwohl das Gedicht eine spontane Erfindung war, und obendrein eine besonders schlechte, erschuf er durch seine bloße Präsenz eine Aura der Unfehlbarkeit, dass das Publikum, wie vorausgeahnt, applaudierte. Es war nicht einmal seine ergreifende Stimme, die Widerrede unmöglich machte, dachte Kleinmann, sondern das Fehlen von jeglichen Anzeichen von Selbstzweifeln stellte die großartigste Verteidigung dar; denn hätte er in nur einem kleinen Wörtchen erwähnt, dass dies nur einen Versuch darstellte, das ganze Gedicht wohl kaum mit den wahren Lyrikern vergleichbar wäre, ja hätte er einen verschüchterten Blick zum Boden gerichtet oder wäre er geschlagen zu seinem Stuhl zurückgewandert, dann hätte es den ein oder anderen ermunternden Lacher gegeben, der aber die Gedanken der Übrigen sofort dazu gepolt hätte, das Ganze als ambitionierte Amateurleistung abzutun. Schließlich war das das Urteil eines Experten. So aber jubelte man. Die Dame fragte, ob sie ihm ihre eigenen Gedichte zum Lesen mitgeben könnte, und sah, im ganzen Gesicht errötend, auf ihre Schuhe. Plötzlich sprang sie aber auf und drückte ihm ein paar Zettel in die Hand, die er übrigens später noch in diesem Raum ungelesen in den Papierkorb geworfen hatte. Unter freundlichen Blicken strauchelte sie zurück auf ihren Platz. Kleinmann war sich im Klaren, dass das Wegwerfen der Gedichte eine sogenannte böse Tat war, hingen doch so viele alberne Träumereien an den wenigen Zeilen grauenvoller Poesie. Im Grunde waren es dieselben bangen Wünsche, die ihn früher auf eine würdige Bühne gezaubert, ihn womöglich sogar für seine Profession gewonnen hatten.

Rückblende zu Ende, ich will jetzt nicht inhaltlich auf sie eingehen. Jetzt sind wir ... Moment, Leser muss sich zurechtfinden ... Nein, wir sind nicht mehr mit Kleinmann auf der Toilette, wir wurden unauffällig hinter die Bühne transportiert, es sind nur noch wenige Augenblicke bis zum Beginn der Premiere. Alles kein Problem, falls der Leser noch da ist, kann man ihm das schon zumuten, allerdings hast du auch hier absolut keinen Absatz, man kann nicht sagen, dass du dem Leser hier eine grosse Hilfe bist.

„Das wird radikal!“, sagte der Intendant mit viel Selbstvertrauen und klopfte Kleinmann auf dessen Mittelfinger-Rücken, bereit ihn auf die Bühne zum großen Monolog zu schicken. Kleinmann sah ihm mit einem leichten, finsteren Lächeln und verengten Augen direkt ins Gesicht. Jetzt wäre sein Einsatz. Der Intendant verharrte immer noch in der motivierenden, sanft vorgebeugten Körperhaltung und blickte erwartungsfroh, in dem Versuch seine eigene Nervosität zu überspielen, ohne die Veränderung in Kleinmanns Gesicht wahrzunehmen. Als zwei Sekunden vergangen waren, erfolgte nur ein zustimmendes Kopfnicken des Intendanten und diesmal sogar der Hinweis mit der Hand, dass Kleinmann nun auf die Bühne zu gehen habe. Doch fünf weitere Sekunden verstrichen, in denen sich der Schauspieler nicht um einen Zentimeter bewegte, stattdessen aber zu einem breiteren Grinsen verfiel, das er eigentlich gar nicht beabsichtigt hatte.
Jetzt weiteten sich die Augen des Intendanten und Kleinmann wusste, was diese plötzliche Erleuchtung zu bedeuten hatte. Mit einem Mal wurde dem Tölpel klar, dass sein Faust ihn bitterlich hasste und über alle Maßen verachtete. Wie diese Erkenntnis langsam durch den ganzen Körper des Intendanten rann und ihn zu überreizten Zuckungen veranlagte, wurde von Kleinmann mit einem derartig genüsslichen Frohsinn aufgesogen, dass das langsame Rückwärtsschreiten auf die Bühne, während er weiter den Blickkontakt hielt, sich in den opulentesten Triumphzug verwandelte, den sich Kleinmann vorstellen konnte.

Schnitt. Oder doch nicht. Das Ereignis wird jetzt zwar weitererzählt, aber wir befinden uns nun nicht mehr unmittelbar dazu, nein, Kleinmann hat schon eine Nacht darüber geschlafen. Wir erfahren, dass Kleinmann einen Skandal provoziert hat.

Am nächsten Tag erschien der von Kleinmann provozierte Skandal in der Zeitung unter der Feder des gewohnten Rezensenten. Die Kritik erhielt den Ehrenplatz in Kleinmüllers Schublade.
Gleich zu Beginn des ersten Monologs hatte Kleinmann die Worte wie Kanonen in die Menge geschmettert, das „Ach!“ bis zum Himmel gedehnt, war über die Bühne geturnt, hatte sich auf die Brust und auf die Stirn geschlagen, war in purer Verzweiflung auf die Knie gestürzt und hatte die Finger in seine Seele gekrallt, als wollte ihm das Herz verbrennen; wie eine wild gewordene Bestie hatte er die Fäuste geschwungen, denn Furcht vor Hölle und Teufel kannte er nicht! Das war kein Faust mehr, den er gegeben hatte, das war ein Götterfaust, der nur in den höchsten Höhen und den tiefsten Tiefen lebte!
O wär ich nie geboren! Kleinmann erinnerte sich genau: Als die Aufführung beendet war und er sich unter tosendem Beifall verbeugte, fing er an, wie ein Besessener zu lachen. Er lachte das Publikum aus, ohne dass dieses die leiseste Ahnung davon verspürte; nur von einigen seiner Kollegen empfing er verwunderte Seitenblicke. Der Intendant schien alles vergessen zu haben. Vermutlich hatten die Begeisterungsstürme wahre Wunder gewirkt und sein Kurzzeitgedächtnis ausgelöscht, seine zuvor als sicher geglaubten Befürchtungen zu Fantasien degradiert und so umarmte er Kleinmann warmherzig und zog dessen Hand siegestrunken in die Höhe. Die Aufführung war der gewöhnliche Erfolg, der nichts bedeutete.

In der Zeitung steht nichts von einem Skandal. Für Kleinmann jetzt ein "gewöhnlicher Erfolg" ... mir ist jetzt nicht klar, was du oder Kleinmann als Skandal bezeichnen, empfinden, mir entgeht das völlig.

Weiter. Wieder ein "Heute". Aber nicht dasselbe. Das erste Heute der Kurzgeschichte ist inzwischen das Gestern. Er wird sich "seinem Schicksal ergeben". Er opfert sich auf, damit die einfältigen Menschen im Zuschauerraum ihrer Illusionen nicht beraubt werden. Welche das seiner Meinung nach genau sind, wird nicht eindeutig klar, aber sie sind so mächtig, dass es eigentlich schon wieder egal ist, wie oder was er ihnen vorspielt: sie kann ja gar nicht "vernichtet" werden. Also, hier habe ich dann schon ein Problem, das ist ziemlich viel Luft, was da erzählt wird, aber gut.

Heute war eine weitere Aufführung angesetzt. Kleinmann würde sich seinem Schicksal ergeben und einfach spielen, um wenigstens die anderen Menschen in ihrer Illusion zu belassen. War er ihnen das schuldig oder hatte er Angst vor ihnen? Die Illusion war ohnehin so mächtig, dass sie nicht vernichtet werden konnte.

Moment: Jetzt kommt etwas, was völlig aus dem Text fällt: Ein Statement. Du brichst hier aus dem Präteritum aus und gehst unauffällig in die Allgemeingültigkeit, indem du das Präsens einsetzt:

Schauspielerei ist eine Kunst wie das Schreiben, das Musizieren oder das Malen und genau wie bei diesen kann wahre Größe nur erfasst werden von solchen, die sich ihr eingehend widmen, bei denen nicht nur das Herz, sondern auch der Verstand von ihr einverleibt wird. Allen anderen, denen sie lediglich als Ausgleich, als Zeitvertreib oder oberflächlicher Spaß dient, ist es unmöglich zwischen dem Mittelmäßigen und dem Brillanten zu unterscheiden.

Es kann hier objektiv nicht festgemacht werden, ob der Schauspieler aus der Geschichte weiterdenkt oder ob sich nicht der Autor einen kleinen Exkurs erlaubt ...
Weiter im Text.



 Kleinmann dachte an die große Bühne, die von Schauspielern besetzt war, deren Überlegenheit er durchaus anerkennen musste. Doch neben einer großen Bühne gab es unzählige kleine Bühnen, für die er wiederum zu groß war. Wie konnte er je berühmt und geachtet sein, wenn er die Stimme seiner Kunst auf so wenige Wörter beschränken musste. Zu Kleinmanns Unbehagen konnte er den Traum vom großen künstlerischen Erfolg nicht vollständig verdammen und so sehr er es auch versuchte, zurück blieb immer ein spärlicher Funke, der doch genügte, um ihn kurz danach verzweifeln zu lassen.

Absatz, weiter im Heute.

Kleinmann war schon am Theater angekommen, natürlich sehr pünktlich. Seine Kollegen waren noch nicht da und er betrat den Saal von hinten, dass er die leeren Stuhlreihen bis hin zum Ort seiner – ja seiner, was? Seiner Bestimmung? Seiner Vernichtung? Seiner Gewöhnlichkeit? – besehen konnte. Er setzte sich in die hinterste Reihe und saß dort eine halbe Stunde lang, ohne sich zu rühren. Wenige Lampen brannten und tauchten den Saal in ein dumpfes Dämmerlicht, während ein leises Maschinensummen fortlaufend zu hören war. Ansonsten passierte nichts.
Aber dann waren da ein helles, wildes Lachen zu hören und ein Trampeln. Jemand gackerte wie ein Kind und rannte hinter der Bühne herum. Kleinmann blieb sitzen, lehnte sich aber aus Neugier nach vorne, freilich ohne mehr erkennen zu können.
Zwei Gestalten hopsten auf die Bühne und sausten und wirbelten unter lautem Gejohle von einem Ende zum anderen, hängten sich an den Vorhang und schaukelten in übermäßiger Freude. Es waren zwei Kinder, die miteinander spielten. Beide waren mit einem Degen aus der Requisite bewaffnet und jetzt stampfte der eine breitbeinig auf, schüttelte sich vor Lachen, dass er auf den Boden sank, sprang wieder auf und stampfte erneut. Der andere bejubelte den Breitbeinigen, hielt sich die Hand vor den Mund und umkreiste ihn mit schnellen Schritten in unglaublichem Frohsinn, damit er ihn von allen Seiten betrachten konnte. Der Breitbeinige verzog keine Miene und stand stolz da, den Degen, den die kleine Faust umschloss, wie eine Flagge in die Höhe gestreckt. Der andere stolperte und fiel lustig auf den Boden und jetzt erst merkte Kleinmann, dass der Junge Erwachsenenschuhe trug. Die schleuderte er nun von sich, fuhr mit der Hand durch die blonde Mähne und brüllte: „Nun soll es an ein Schädelspalten!“ Dabei fuchtelte er mit seinem Degen auf und ab tanzend durch die Luft; sein Kompagnon tat es ihm gleich und rief dabei: „Heraus mit eurem Flederwisch! Nur zugestoßen! Ich pariere.“ Aber die beiden Jungen schlugen nur auf Luft und trotz ihrer Versuche, die Degen zusammenzuhauen, blieb es bei Fehlstößen, bis sie sich schließlich darüber lachend auf den Boden warfen.
Der Blonde kletterte dem anderen auf den Rücken und gab einen kecken Siegesschrei von sich. Dieser bäumte sich jedoch derart blitzartig auf, dass er im nachfolgenden Ringen mühelos die Oberhand behielt und sich dann mit mehreren tänzelnden Schritten von seinem Widerpart entfernte. Mit einer schnellen Bewegung entnahm er irgendwoher rote Handschuhe, die er gleich anzog. Kleinmann starrte auf das satte Rubinrot an den Fingerchen, das er erst nicht als Kleidungsstück erkannt hatte.
„Pariere den!“, brüllte der Blonde und stürmte voll Zorn auf seinen Freund, der mit einem Satz zur Seite sprang und mit einem forschen „Warum denn nicht?“ antwortete.
„Auch den!“
„Gewiss!“
Die Degen krachten aufeinander. Dann schritt der Junge mit den Handschuhen langsam auf den anderen zu, die Arme herausfordernd zur Seite gestreckt, dass er seine Brust entblößte und einen weiteren Stoß nicht würde parieren können. Doch als der Blonde zum finalen Streich ausholte, um den Jungen vor ihm in eine andere Welt zu schicken, da stockte, ja gefror, ihm die Hand und der todbringende Degen fiel zu Boden. Mit einem Gesichtsausdruck, der das größte Entsetzen widerspiegelte, sank er auf die Knie, während der zweite Degen bereits langsam an seiner Wange entlangglitt.
„Ich glaub, der Teufel ficht!“, schnaubte der Blonde, „Was ist denn das? Schon wird die Hand mir lahm.“ Aber der Junge mit den rubinroten Handschuhen hatte kein Mitleid und seine Hand führte unbarmherzig die letzte Tat durch. Ein klägliches „Oh weh!“ brachte der Blonde noch hervor, ehe er tot zusammensackte.
Auf einmal wurde die gesamte Szene durch ein undeutliches Rufen unterbrochen, was die beiden Jungen aufhorchen und dann schließlich verschwinden ließ. Der Theatersaal war wieder still. Wie sich später herausstellte, handelte es sich bei den wilden Burschen um die Kinder der Schwester des Intendanten, die diesem mit ihrer Familie für einige Tage einen Besuch abstattete.
Ein paar Stunden später hatte Kleinmann die lieblose Aufführung hinter sich gebracht und er beschloss, in Zukunft nicht mehr so früh am Theater aufzutauchen.



Mir ist es jetzt nicht möglich, noch auf Einzelheiten einzugehen, mein Versuch war, mir deutlich zu machen, warum ich immer wieder schauen musste, wo ich mich in der Geschichte eigentlich befinde. Ich weiss nicht ... könnte es nicht sinnvoll sein, sich über die Stellung der einzelnen Teile zueinander Gedanken zu machen? Ich glaube ja, dass das Ganze szs von hinten aufgezäumt ist. Den Teil der Geschichte, der mir am lebendigsten erschien, nämlich der mit den Kindern auf der Bühne, den habe ich ganz am Ende serviert bekommen, als mir Kleinmanns selbstgefällige Philosophiererei schon über war, und hier lässt du ihn abtreten, verschenkst die Erkenntnis, dass hier die Pointe liegt, an die Ermüdung des Lesers, so jedenfalls sieht mein persönliches Fazit aus.

Mit einem Gruss von
Lorraine


Edith steckt mir gerade zu, dass du meine Frage zum "Skandal" weiter oben beantwortest, ich glaube, ich habe ziemlich lange gebraucht hier Laughing
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Mic000
Leseratte
M


Beiträge: 166



M
Beitrag09.11.2013 18:33

von Mic000
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Hallo Lorraine,

ich sehe, du hast dir viele Gedanken gemacht! Danke, dass du dir so viel Zeit genommen hast, um mir zu helfen.

Ich gehe mal der Reihe nach deine Anmerkungen durch.

Du markierst das "Übrigens" als Herausfallen aus der Perspektive. Ich sehe das jetzt genauso, habe es aber bisher immer überlesen. Spontan würde ich es jetzt durch "Seltsamerweise" ersetzen. Mal sehen, ob mir noch was anderes einfällt.
Ich sehe auch, dass man das "Kleinmann las wohl" im selben Bezug kritisch beäugen kann, aber meines Erachtens passt das noch, weil das "wohl" eine ihm bekannte Unsicherheit beschreibt. Er weiß selbst nicht genau, warum er es tut.

Deine Gliederung des Textes stimmt auch meistens. Nur das
Zitat:
Kleinmann lachte spöttisch.

gehört eigentlich zum unteren Abschnitt. Es sollte sich also so lesen:
Zitat:
Kleinmann lachte spöttisch. Er wusste, was er in fünfundvierzig Minuten für ein Fest veranstalten würde, wenn er unruhig auf seinem Sessel am Pulte saß und verkündete, Philosophie und dergleichen studiert zu haben.


Er lacht also in Gedanken an das, was er in wenigen Minuten vorhat. Das soll Spannung erzeugen, da der Leser sich fragt, was Kleinmann denn so Furchtbares plant.

Zitat:
das "brillant" als Attribut halte ich für überflüssig


Ja, es ist nicht zwingend notwendig, unterstreicht aber Kleinmanns zynischen Blick auf den Intendanten und die Aufführung. Es ist klar, wie er die moderne Interpretation bewertet. Ich würde es darum lieber drinlassen. Vielleicht sehe ich das später aber auch anders.

Zitat:
Hier also eine Anekdote, an die er sich erinnert, es hat etwas Pathetisches, wie einer so dauernd über sich selbst reflektiert, ich glaube, das ist etwas, was den Text so "beschwert" ... es gibt faktisch keine Dialoge, alles Reflektieren ist innerer Monolog, nähert sich aber nie einem Gedankenstrom, der dem Ganzen vielleicht Echtheit oder Nähe verliehen hätte, mir jedenfalls bleibt Kleinmann fremd, vielleicht verstärkt sich das noch durch das, was jetzt kommt: Seine sehr offensichtliche Verachtung für ein Publikum, dem er sich intellektuell überlegen fühlt, den Grund dafür muss ich mir aber selbst basteln: er erschliesst sich mir nicht aus dem Text.


Dass der Text "beschwert" wirkt, sehe ich jetzt nicht direkt als negatives Urteil. Wenn er aber dadurch langweilig oder mühselig zu lesen wird, ist das natürlich schlecht. Nichts ist schließlich schlimmer als ein langweiliger Text. Dass Kleinmann dir fremd bleibt, ist auch schlecht, wenn du es in dem Sinne meinst, dass du die Handlungen und Gedanken der Figur nicht als realistisch nachvollziehbar empfindest. Zu seinem Verhältnis zum Publikum folgendes:

Zitat:
Nun ja, wenn er keinen Skandal hervorrufen würde, dann ständen sie am Ende alle da, aufgereiht wie kleine Sonntagspüppchen, die mechanisch zu seinen Verbeugungen in die Hände klatschten. Warum sie überhaupt erschienen, wurde Kleinmann immer undurchsichtiger. War es die gesellschaftliche Norm, der sie sich hinzugeben verpflichtet sahen oder war es die Fadheit ihres Lebens, dass sie sich von Worten, deren Sinn ihnen verschlossen blieb, berieseln lassen mussten?


Da wird die Verachtung des Publikums deutlich. Er verachtet das Publikum, weil es nicht in der Lage ist, wahre Kunst zu erkennen, sondern sich nur zur Ablenkung vom Leben berieseln lassen will. Kleinmann sieht eine gewisse Macht seinerseits gegenüber den Zuschauern, weil er weiß, welche billigen Tricks er anwenden muss, um deren Wohlgefallen zu erreichen (daher auch der Vergleich mit den Puppen). Ich habe auch etwas weiter oben im Kommentar dazu was geschrieben.

In der Rückblende markierst du wieder ein "übrigens", das ich jetzt auch aus Perspektivgründen rausstreichen würde. Ich nehme an, die grünen Markierungen sind Formulierungen, die dir nicht gefallen. Ich kann da jetzt noch nichts Schlimmes daran entdecken, aber ich werde die Stellen im Auge behalten.


Zitat:
Er wird sich "seinem Schicksal ergeben". Er opfert sich auf, damit die einfältigen Menschen im Zuschauerraum ihrer Illusionen nicht beraubt werden. Welche das seiner Meinung nach genau sind, wird nicht eindeutig klar, aber sie sind so mächtig, dass es eigentlich schon wieder egal ist, wie oder was er ihnen vorspielt: sie kann ja gar nicht "vernichtet" werden. Also, hier habe ich dann schon ein Problem, das ist ziemlich viel Luft, was da erzählt wird, aber gut.


In der Tat hatte ich den Abschnitt mit der Illusion schon mal gelöscht, weil er mir erst auch nicht gefiel, ich habe ihn dann aber dennoch wieder reingeholt. Warum? Ich tat es, weil es dem Standpunkt Kleinmanns eine größere Ebene öffnet. Die Illusion der Zuschauer ist ihr Unverständnis von Kunst und was eine gute Darstellung ausmacht. Dabei empfindet Kleinmann die Zuschauer als mechanische Wesen, die genau nach einer bestimmten Erwartung handeln. Hier soll auch angedeutet werden, dass Kleinmann nicht nur das Kunstverständnis der Zuschauer kritisiert, sondern auch deren Einstellung zum Leben: Das Nichthinterfragen, das passive Berieselnlassen, usw., das in einer Sinnlosigkeit mündet.

Zitat:
Es kann hier objektiv nicht festgemacht werden, ob der Schauspieler aus der Geschichte weiterdenkt oder ob sich nicht der Autor einen kleinen Exkurs erlaubt ...


Das sollen schon die Gedanken des Schauspielers sein. Ich sehe aber das Problem mit diesem Abschnitt und mit dem mit der Illusion davor. Ein einfaches Streichen geht meines Erachtens nicht, weil es den Übergang zwischen den beiden Tagen zu plötzlich macht. Ich werde  mal darüber nachdenken, was ich da stattdessen einsetzen könnte.
Das kurz darunter grün markierte "Kleinmanns" könnte man mit "seinem" ersetzen.



Zu deinem Fazit:
Ich nehme jetzt mal allgemein mit, dass ich durch Absätze die Struktur des Textes deutlicher machen muss. Außerdem lese ich heraus, dass du den Text insgesamt zu ermüdend fandest, auch da er nicht durch Dialoge aufgelockert wird. Die Szene mit den Kindern auf der Bühne muss aber am Ende bleiben, weil sie ja die Pointe enthält. Aber ich werde nochmal nach Stellen Ausschau halten, die ich kürzen oder anders anordnen kann, damit es spannender zu lesen wird.

LG
Mic000
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