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Autor |
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Alaways Wortedrechsler
Alter: 34 Beiträge: 96 Wohnort: Darmstadt
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18.10.2013 16:00 Notgewürz von Alaways
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Notgewürz
Fäule macht sich breit.
Auf von Schimmel besetzten Planken
liegen schlafend Kinderkörper.
Es weht Wind: durch die Zelte
schwirren Fliegen umher.
Schmatzend leckt der Keim
an aufgeschürften Wunden.
Wenn der Tag schon lange
sich als Kampf erweist,
die Haut von Knochen
dünngescheuert scheint.
Wenn die Zähne
faul und löchrig,
die Zehen wund &
krüpplig sind.
Wenn ein Kinderlachen
mit dem Wind
davongetragen wird &
dennoch die Augen
verschämt blicken -
zur Seite.
Mögen noch Wunder regnen?
Denn oft bleibt
- nicht mehr als -
eine Schale:
Reis.
.
Weitere Werke von Alaways:
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silentsilvy Leseratte
Beiträge: 112
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19.10.2013 18:15
von silentsilvy
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Hallo Alaways,
dein Gedicht ist schon ein harter Brocken. Das Engagement ehrt dich, viel zu wenige Gedichte hier, beschäftigen sich mit diesen Themen.
Trotzdem finde ich den Bezug zu einem sozialkritischen Feld etwas vage. Allein die Schale Reis genügt mir nicht als Hinweis. Mir kommt der Text wie von einem Foto inspiriert vor, auf dem etwas in der A'rt zu sehen ist, wie beschrieben.
Einige Zeilen sind bei näherer Betrachtung interessant, wie diese hier:
Alaways hat Folgendes geschrieben: | Es weht Wind: durch die Zelte
schwirren Fliegen umher. |
Ein Zusammenfügen des durchs Zelt wehenden Windes mit den darin umherschwirrenden Fliegen. Wobei zu fragen ist, wo da die Fliegen bleiben.
Ein trotzdem spannungsreicher Text.
lg sisi
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Aranka Bücherwurm
A
Beiträge: 3106 Wohnort: Umkreis Mönchengladbach
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A 19.10.2013 20:16
von Aranka
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Hallo Alaways,
als ich dein Gedicht gelesen habe, hatte ich eines dieser Plakate von den Hilfsaktionen vor Augen. Viele Zeilen sprechen mich stark visuell an und das gefällt mir.
Es gibt so einige Kleinigkeiten, die den Text für mich schwächen. Die beiden Eingangszeilen sind aus meiner Sicht vom Ausdruck her nicht gut bedacht:
Zitat: | Fäule macht sich breit. |
„macht sich breit“ ist eine platte“ Redewendung und bei „Fäule“ da wäre eher mein Geruchssinn, der da was wahrnehmen könnte und den der Text vielleicht aktivieren sollte.
Zitat: | Auf von Schimmel besetzten Planken |
„auf von“ das ist keine geniale Satzkonstruktion.
Zitat: | liegen schlafend Kinderkörper.
Es weht Wind: durch die Zelte
schwirren Fliegen umher. |
Hier tut das Wort „Kinderkörper“ bei mir seine Wirkung und das Bild in den nächsten zwei Zeilen greift auch. Ich würde den Doppelpunkt weglassen und das „umher“ weglassen.
Zitat: | Schmatzend leckt der Keim
an aufgeschürften Wunden.
Wenn der Tag schon lange
sich als Kampf erweist,
die Haut von Knochen
dünngescheuert scheint.
Wenn die Zähne
faul und löchrig,
die Zehen wund &
krüpplig sind.
Wenn ein Kinderlachen
mit dem Wind
davongetragen wird &
dennoch die Augen
verschämt blicken -
zur Seite. |
Die vielen „wenn-Konstruktionen“ bleiben etwas in der Luft hängen. Das „dann“ ist für mich nicht so ganz zu finden und müsste aus meiner sich nach den 3 „wenn“ eingelöst werden. Vielleicht siehst du es ja in der nun folgenden Frage eingelöst, aber mich überzeugt das nicht so ganz.
Mögen noch Wunder regnen?
„Wunder regnen immer wieder!“ Warum erinnert mich das an diesem Schlager? Ich weiß es nicht. Aber nach deinen Bildern denkt wohl keiner an Wunder und bestimmt nicht, dass sie regnen. Diese Zeile haut einfach rein.
Zitat: | Denn oft bleibt
- nicht mehr als -
eine Schale:
Reis. |
Das ist einfach ein bisschen wenig. Was ist nach all den „wenn-Sätzen“?
Worauf bezieht sich das „Denn“? Das könnte für mich ohne Schaden weg.
Der Text hat reizvolle Ansätze und gute einzelne Zeilen, aber ich stehe wie auch oft vor diesen Plakaten mit etwas leeren Händen da.
Auch der Titel greift nicht ganz. „NOT“ ja, die erkenne ich auch in den Bildern. Wo ist das „Gewürz“, worauf beziehst du das? . Vielleicht übersehe ich etwas.
Ich denke, man könnte da noch ein wenig dran feilen.
Gern gelesen. Liebe grüße Aranka
_________________ "Wie dahingelangen, Alltägliches zu schreiben, so unauffällig, dass es gereiht aussieht und doch als Ganzes leuchtet?" (Peter Handke)
„Erst als ihm die Welt geheimnisvoll wurde, öffnete sie sich und konnte zurückerobert werden.“ (Peter Handke) |
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Literättin Reißwolf
Alter: 58 Beiträge: 1836 Wohnort: im Diesseits
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20.10.2013 08:03
von Literättin
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Hallo Alaways,
ich versuche einmal, dir meinen Leseeindruck dazulassen.
Dein Gedicht - so engagiert es ist, was ich zu würdigen weiß - hat für mein Empfinden eine Schwäche: es trägt sprachlich und dramaturgisch zu dick auf.
Ich schätze mal du wählst so drastische Bilder, um die drastische Lage - hier vermutlich die in einem Flüchtlingscamp (der Zelte wegen) auch genauso drastisch rüberzubringen.
Für mich ergibt dies aber einen Bruch in der Stimmigkeit von Thema und gewähltem Ausdruck und Stimmigkeit ist wiederum für mich persönlich ein wichtiges Kriterium in einem Gedicht.
Kann natürlich sein, und das will ich dir als Autor gerne zugestehen, dass du bewusst mit drastischen Bildern und Widersprüchlichkeiten im Zusammenhang mit Thema-Inhalt und Form arbeiten möchtest.
Es sind Formulierungen, wie die folgenden, die mich als Leser irritieren:
Zitat: | Schmatzend leckt der Keim
an aufgeschürften Wunden. |
Diese Formulierung erinnert mich an Zombie-Filme aus den frühen Achtzigerjahren, wo gerne mit solchen Schmatzgeräuschen gearbeitet wurde um Grauen und Ekel zu erzeugen. Sicherlich hattest du das nicht im Sinn, kann halt aber in Leserhirnen so passieren, wenn man so "vollmundig" formuliert, wie es nicht eigentlich zu deinem Thema passt.
Oder:
Zitat: | Wenn die Zähne
faul und löchrig,
die Zehen wund &
krüpplig sind. |
In deinem Gedicht spielen allein Kinder (Kinderkörper, Kinderlachen) eine Rolle. Ich war zwar selbst in meinem Leben noch in keinem Flüchtlingslager und habe die Kinder dort gesehen, kenne aber natürlich Reportagen, Bilder und Nachrichten zuhauf und ein Autor muss in unseren Zeiten damit rechnen, dass dieser innere Abgleich automatisch geschieht, wenn die im Gedicht angebotenen Bilder nicht von selbst tragen, oder gar wie in meinem Fall inneren Widerspruch erzeugen.
Ich sehe keine faulen, löchrigen Zähne bei den Kindern dort und mir fallen auch keine Erwachsenenbilder dieser Art ein. Die habe ich eher (aus Reportagen) von urig alten, knorrigen, wettergegerbten Bewohnern abgelegener Bergvölker vor Augen. Für mich stimmt das Bild hier nicht. Es erscheint mir "erfunden".
Und ich kann völlig daneben liegen damit. Vielleicht hast du tatsächlich Erfahrungen und die aus eigenem Erleben - dann aber würde ich es begrüßen von diesen zu erfahren und nicht plakative Bilder gezeigt zu bekommen, die für mich in sich nicht stimmig erfahrbar sind.
Beim Lesen rufen solche Formulierungeneher eher den Eindruck hervor: der Autor selbst war nicht dabei und was eigentlich der vermutlich unerwünschtere Nebeneffekt ist: der Autor feiert sich selbst als Schreibender (und in Sicherheit an seinem Schreibtisch) in deftigen Worten, was ich dir hierbei wirklich nicht unterstelle, was aber ein unerwünschter Nebeneffekt solcher Formulierungen sein kann - bei Lesern wie mir und gerade bei einer solchen Thematik.
Deshalb mein Kommentar - allein, um dir solche ungewollten Nebeneffekte zu spiegeln und ich hoffe, es kommt rüber, dass ich dir nichts fieses unterstellen will, denn so ist es von meiner Seite her nicht gemeint.
Im Gegenteil: dich ehrt dein engagiertes Schreiben zu einer wichtigen Thematik. Es ist ein schwieriges Feld, das du beackerst. Ich falle auf genau diesem Feld selbst oft genug auf die Nase! Aber genau das macht ein weiter dran arbeiten lohnenswert!
LG, Literättin
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Alaways Wortedrechsler
Alter: 34 Beiträge: 96 Wohnort: Darmstadt
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23.10.2013 18:49
von Alaways
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hallo ihr lieben,
ich habe mir eure Verbesserungsvorschläge durchgelesen und bin zu dem Schluss gekommen, dass sie eine deutliche Aufwertung des Textes sind. In einer stillen Stunde werde ich mich der Puzzlearbeit freudig widmen, da ich es wirklich als starke Verbesserung empfinde. Leider fehlt mir zur Zeit (Examensstress) die nötige Motivation und Ruhe.
Lg Alaways
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