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Ein Auszug aus meinem Roman "Freunde für einen Sommer". Bin gespannt auf eure Meinung!


 
 
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ThomasH
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
T

Alter: 55
Beiträge: 19



T
Beitrag20.08.2013 15:15
Ein Auszug aus meinem Roman "Freunde für einen Sommer". Bin gespannt auf eure Meinung!
von ThomasH
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

1. Kapitel
Januar 2010



Ich weiß nicht wie und wo ich meine Geschichte beginnen soll, also erzähl ich Ihnen zuerst einmal wer ich bin. Mein Name ist David Burton, ich bin fünfundsechzig Jahre alt und wohne in Richmond Virginia. Aufgewachsen bin ich in Madly Valley, einer Kleinstadt nicht weit von Richmond entfernt. Sowie ich damals alt genug war und genügend Geld verdiente, zog ich von zu Hause fort. Ich hatte genug von dem staubigen kleinen Ort in dem ich geboren wurde und in dem ich so oft einsam war. So suchte ich mir eine Wohnung in der Großstadt. Ich brauche das Leben um mich und den Trubel. Einsam war ich lange genug!
Bevor ich in meine wohlverdiente Rentenzeit eintrat hatte ich einen gutbezahlten Job und konnte mir davon ein schönes Haus leisten. Ich denke jeder andere wäre wohl mehr als zufrieden mit diesem Leben. Nicht aber ich!
Immer wieder holt mich die Vergangenheit ein und ich muss oft an damals denken. Mein ganzes Denken wird dann von einem einzigen Gedanken beherrscht! Hätten wir es verhindern können, wenn wir uns anders verhalten hätten?
Sofort hämmert dann die nächste Frage durch meinen Kopf. Wie viel Schuld haben wir als Kinder auf uns geladen?
Es kann mir aber keiner eine Antwort auf meine Fragen geben, denn ich stelle sie niemanden. Nur mir! Ich habe auch seit damals mit keinem mehr darüber gesprochen, obwohl mich das alles wirklich sehr belastet und schwer auf meiner Seele liegt.
Ich habe inzwischen eine gescheiterte Ehe hinter mir und bin nun im zweiten Anlauf seit achtzehn Jahren verheiratet.
Kinder habe ich keine. Meine erste Ehe war ein einziges Chaos und so stellte sich die Frage nach Kindern erst gar nicht. Meine zweite Ehe blieb ebenfalls Kinderlos. Zum einen fühlte ich mich zu alt dafür und zum anderen kann meine Frau leider keine bekommen. Dies steht unserem Glück aber nicht im Geringsten im Wege. Dafür liebe ich sie zu sehr. Ich kann, glaub ich mit ziemlicher Sicherheit behaupten, dass ich glücklich verheiratet bin. Ich habe eine sehr liebe Frau, die alles für mich tut und mich bei allem was ich tue unterstützt und hinter mir steht.
Trotzdem muss ich immer wieder an Jenny denken! Immer dann wenn ich mir die Wahrheit eingestehe, weiß ich das ich mich falsch verhalten habe. Ich kann mir heute nicht mehr erklären warum ich mich so verhielt wie ich es tat. War es meine Angst die mich zu all dem zwang? Die Angst, die damals so oft mein ständiger Begleiter war? Ich kann es nicht sagen, ich weiß nur dass es falsch war. Nur leider kann ich nichts von all dem rückgängig machen. Ich würde so gern die Zeit einfach zurück drehen und es besser machen, viel besser! Ich kann mich noch nicht einmal bei Jenny für alles entschuldigen und ihr erklären warum ich mich so verhalten habe. Das ist leider nicht mehr möglich!
Bisher habe ich nicht den Mut gefunden mit Nancy, das ist meine Frau, über damals zu sprechen. Sie würde mich bestimmt verstehen, glaube ich. Doch könnte ich nicht darauf schwören und so schweige ich. Sie müssen wissen dass meine Frau mich für einen guten Menschen hält und mir das auch oft sagt. Sie ist auch der Meinung, ihr hätte nichts Besseres passieren können als mich kennen zu lernen. Ihrer Meinung nach könnte ich nicht einmal einer Fliege etwas zu leide tun. Ich habe große Angst dass ich diesen Status bei ihr verliere, erfährt sie die ganze Wahrheit über mich. Ich wäre nie mehr der Mann für sie, den sie bis jetzt in mir sah. Sie würde mich bestimmt mit ganz anderen Augen sehen und das könnte ich nicht ertragen!
Ich habe Nancy gegenüber ein sehr schlechtes Gewissen deswegen, immerhin habe ich ein Geheimnis vor ihr. Ich bringe es aber nicht fertig, ihr alles zu gestehen. Zu groß ist meine Angst davor sie deshalb zu verlieren.
Wer weiß ob es überhaupt jemanden gibt der das was ich zu erzählen habe versteht? Vielleicht ist ja genau dies die Frage, die wie so viele andere unbeantwortet bleibt, der Grund dafür warum ich mich niemanden anvertraue. Vielleicht ist aber auch der Schwur, den ich vor vielen Jahren geleistet habe, der Grund dafür warum ich nicht darüber spreche.
Jetzt könnten böse Stimmen natürlich behaupten das ich doch ein erwachsener Mann sei und einfach nur zu feige bin, um meinen Mund aufzumachen. Genau genommen lägen sie damit ja noch nicht einmal so falsch. Ich weiß selbst dass mir der Mut zur Wahrheit und Aufrichtigkeit bei dieser Sache fehlt. Sonst bin ich ein Mensch, der genau auf diese Tugenden sehr großen Wert legt und sich selbst daran hält. Nur in diesem einen Punkt ist es mir einfach nicht möglich.
Oft kann ich die damaligen Ereignisse für einen langen Zeitraum verdrängen. Dafür schiebe ich den Gedanken an jene Tage für gewöhnlich in ein Fach, das ganz hinten im Regal meiner Erinnerung liegt. Dies gelingt mir manchmal für Wochen oder Monate. Doch immer wieder, völlig unerwartet, kommen sie wieder hervor, die Erinnerungen an einst! Dann kommt auch Jenny wieder in meine Gedanken zurück. Ich glaube ich werde sie niemals vergessen und das macht mein schlechtes Gewissen Nancy gegenüber umso größer.
Doch genauso werde ich ihn nicht vergessen! Jenen Mann, der vor allem Jenny, jedoch in gewissen Sinn auch mir und den anderen so viel Leid zufügte. Könnte er noch am Leben sein? Hätte ich seinen Tod verhindern müssen? Wobei ich tief in mir drin immer noch davon überzeugt bin, das er genau das bekam was er verdiente. Mir ist durchaus bewusst, dass es mir nicht zusteht so ein Urteil zu fällen. Doch ich kann nicht anders, er hat den Tod verdient. So wie er ihn jedoch ereilte, kam es aber nicht einer Strafe gleich, sondern eher einem Mord und somit sind wir nicht besser als er selbst.
Unsere Tat stellt uns auf eine Stufe mit ihm und genau das ist es, was es so schlimm macht. Doch wir waren doch noch Kinder! Was hätten wir denn tun sollen? Sollten wir zulassen dass er unser aller Zukunft zerstört? Mir ist klar wie sich das jetzt für Sie anhören muss, doch soll das keine Entschuldigung für unser Handeln sein. Ich bin mir nicht sicher ob es dafür überhaupt eine Entschuldigung gibt. Das einzige was ich uns zugutehalten kann, ist das wir zu jung und naiv waren. Aus heutiger Sicht weiß ich, dass uns nichts hätte passieren können, wären wir einfach nur bei der Wahrheit geblieben. Doch als Kind sieht man vieles anders!
Außerdem lastet eine weiter Schuld auf unseren Schultern. Eine Unschuldige kam für unser vergehen ins Gefängnis! Doch auch sie hatte, für mein empfinden, eine Strafe verdient. Nur nicht eben dafür.
So viele Fragen mit denen ich mir mein Hirn zermarterter und so viel Schuld mit der ich fertig werden muss. In den letzten Jahren fällt mir dies zunehmend schwerer und ich habe viele schlaflose Nächte deswegen. Nancy weiß davon zum Glück nichts. Sicher sie bekommt mit das ich oft wach liege und nicht einschlafen kann, aber sie weiß nicht warum.
Nun steht mein Entschluss fest. Ich werde Ihnen alles erzählen. Meist ist es umso vieles einfacher sich einem Fremden zu offenbaren, als einem nahestehenden Menschen. Natürlich ist mir bewusst dass auch Nancy dies früher oder später lesen wird. Ich kann nur hoffen dass sie mich versteht, mir verzeiht und weiterhin zu mir hält. Meine größte Angst ist, dass sie genau dies nicht kann!
Selbstverständlich hoffe ich auch auf Ihr Verständnis, liebe Leser, und darauf dass Sie nicht zu hart mit mir ins Gericht gehen. Auf jeden Fall wird es mein Gewissen erleichtern und ich denke dass ich in Zukunft besser damit fertig werde. Normalerweise ist es doch so. Hat man sich erst mal alles von der Seele geredet, geht es einem doch gleich viel besser. Ich nehme an, nein ich hoffe, das trifft auch auf mich zu.
Ich will Sie nun nicht länger mit meinen Problemen, Ängsten und Hoffnungen langweilen. Ich glaube es ist an der Zeit die Karten auf den Tisch zu legen und Sie in alles einzuweihen. Nur wie schon zu Anfangs erwähnt, wo soll ich beginnen? Soll ich zuerst von Snake erzählen? Wie ich ihn kennen gelernt habe und was für ein Glück es für mich war ihn kennen lernen zu dürfen oder soll ich doch lieber mit Jenny beginnen? Nein ich weiß schon wie ich es mache.
Am besten ich fange ganz von vorn an!


2. Kapitel
Gary und Ich



Meine Geschichte beginnt im April 1959! Ich war vierzehn Jahre alt und meiner Ansicht nach ein ganz normaler durch-schnittlicher Junge. In meiner Klasse war ich nicht gerade das was man beliebt nennt, was wohl daran lag das ich ein sehr schüchterner und ängstlicher Junge war. Ich fand mich nicht hässlich, zumindest nicht mehr als andere auch, und ich war nicht dumm. Ich trieb so sang und klanglos im Mit-telfeld der Klasse, was meine Noten anbelangte. Demnach konnte es daran nicht liegen. Es ging schon morgens im Schulbus los. In Madly Valley, das liegt in Virginia, wurde ich geboren. Den Namen hat unser Ort wohl von der Zeit als es hier noch drunter und drüber ging. Damals war hier für fast jeden Arbeit im alten Steinbruch zu finden, der ungefähr eine halbe Stunde westlich liegt. Erst seit er stillgelegt wurde, wurde es auch in Madly Valley still. Viele verließen unsere Stadt, soweit man sie als solche bezeichnen konnte, und suchten wo anders ihr Glück. Madly Valley ist nicht besonders groß, nur ein paar kleinere Straßen und zwei Hauptstraßen bildeten das was wir gerne Stadt nannten. Jeder kannte hier jeden und wenn du heute hinfielst und die gerade gekauften Eier unter dir begrubst, dann wusste dies morgen der ganze Ort. Wir hatten keine eigene Schule und so mussten wir Kinder mit dem Bus in den Nachbarort fahren. Unsere kleine Stadt war die letzte die der Schulbus auf seiner Route anfuhr und so war er meist, genau genommen eigentlich immer, ziemlich voll. Sitzplätze waren aber für jeden von uns vorhanden. Trotzdem musste ich fast immer stehen, weil einige Jungs aus meiner Klasse es eben so wollten. Sie meinten ich könne ebenso gut stehen und müsse den Sitz nicht unnötig verschmutzen. Ich war aber keineswegs unsauber!
Der einzige Trost an der Sache war, das ich nicht der einzige war dem es so erging. Gary McNeil, er war ein Jahr jünger als ich und ging in die Klasse neben meiner, trug dasselbe Schicksal. Auch er wurde nicht gemocht und gehänselt wo es nur ging. Wie bei mir, war mir auch bei ihm das Warum nicht wirklich klar. Auf jeden Fall musste es bei ihm einen anderen Grund für die Ablehnung geben, als es bei mir der Fall war. Im Gegenteil zu mir war Gary nämlich alles andere als schüchtern oder feige. Er hatte auch schon so manches Mal prügel von den anderen Jungs einstecken müssen, nur weil er seine ziemlich freche und vorlaute Klappe nicht halten konnte.
Gary und ich mieden uns gegenseitig und sprachen kaum miteinander. Normalerweise sollte man annehmen dass uns gerade das gemeinsame Schicksal vereinen hätte sollen, das genaue Gegenteil war jedoch der Fall. Es war nicht so dass wir uns überhaupt nicht gemocht hätten, aber die Angst war zu groß das wir dann noch mehr zur Zielscheibe der anderen wurden. In einem Punkt waren wir uns nämlich einig ohne darüber gesprochen zu haben. Sollten sich zwei Verlierer wie wir es sind, zusammen tun, dann würden sie bestimmt noch mehr in den Mittelpunkt rücken. Zumal man immer noch die Hoffnung hatte das man selbst für einen Tag in Ruhe gelassen wurde und der andere dafür leiden musste. Sicher war dieses denken nicht richtig und egoistisch zugleich, aber so war es nun einmal und oft genug lief es genauso ab. Dieser Vorteil wäre verloren gegangen, hätten wir uns zusammengetan. Auch wenn wir oft Mitleid mit dem anderen hatten, wir halfen uns nicht gegenseitig. Wir vermieden jeden Kontakt zueinander.
Am sichersten fühlte ich mich sobald der Unterricht begann, dann hatte ich nämlich meine Ruhe. Gary erging es ebenso. Schlimm waren die Pausen! Manchmal kam es vor das ich mich heimlich in die Toiletten schlich und mich die ganze halbe Stunde über einschloss, solang dauerte nämlich die Pause. Das einem das Pausenbrot abgenommen wurde war beispielsweise das kleinste Übel, das einem passieren konnte. So zog ich es, wie gesagt, oftmals vor mich auf dem Klo zu verstecken.
Gary hingegen kassierte lieber die eine oder andere Ohrfeige oder ertrug den Spott, bevor er sich verkroch. Obgleich es ihm nicht besser erging als mir, beneidete ich ihn ab und an. Nicht um sein Leben, das meinem doch sehr ähnelte, sondern um seinen Mut.
Das Unterrichtsende war wiederum der reinste Spießrutenlauf für uns. Erst wenn wir im Bus waren, wurde es erträglich. Selbstverständlich mussten wir auch auf dem Nachhauseweg stehen, aber das waren wir ja bereits gewohnt. Nachdem wir in Madly Valley den Bus verließen, beachteten wir uns trotzdem nicht. Wir stiegen aus und gingen unseres Weges. Natürlich hätten es unsere Klassenkameraden, soweit man sie als solche überhaupt bezeichnen konnte, nicht mitbekommen, aber es war wohl die Gewohnheit. Die Jungs in unserem Ort mieden uns ebenfalls, es war als ob es eine Geheime Absprache gegen uns gegeben hätte. Sie ließen uns zwar überwiegend in Ruhe und begnügten sich damit uns irgendwelche Schimpfwörter hin-terher zu rufen, aber zwischendurch kam es vor das wir auch von ihnen drangsaliert wurden.
Zu Hause war es auch nicht so wie man es sich als Kind vielleicht wünschte. Mein Vater, Charles Burton, von allen nur Charly genannt, war ein Alkoholiker und meine Mutter Kathleen eine frustrierte Hausfrau. Dad begann mit dem trinken als er seinen Job im Steinbruch verlor. Er war lange ohne Arbeit und uns ging es sehr schlecht. Nach über einem Jahr fand er im Nachbarort, in einer Sägerei, wieder eine Anstellung und verdient genug damit es uns an nichts mangelt. Naja wie auch immer man das auslegen mochte. Es reichte zum Leben und für den Alkohol den er täglich trank. Da er leider nicht so viel wie früher verdiente, hatte er aus Frust das trinken beibehalten. Er hat weder Mom noch mich jemals geschlagen, wenn er betrunken war. Ich musste mich aber meist von ihm fern halten und leise sein, damit sich seine Laune nicht noch mehr verschlechterte. Oft ging er auch in Rustys Kneipe und kam erst wieder nach Hause wenn er restlos betrunken war. Ich glaube meine Eltern waren damals sowieso nur noch aus Gewohnheit zusammen, denn sie redeten nicht sehr viel miteinander.
Taschengeld bekam ich keins. Dad meinte das nicht genügend dafür übrig sei und wir das Geld das er nach Hause brachte für andere Dinge benötigten. So ging ich dreimal die Woche zu Mister Jenkins, der den einzigen Gemischtwarenladen im Ort besaß. Dort half ich aus und verdiente mir mein Taschengeld selber. Ich fegte den Laden und stapelte die leeren Getränkekisten im Hinterhof. Auch alle anfallenden Botengänge erledigte ich für Mister Jenkins.
Hin und wieder begegnete ich dabei auch Gary. Einer von uns wechselte dann stets die Straßenseite und wir vermieden jeglichen Blickkontakt zueinander. Die Devise lautete – Nur nicht Auffallen!
Am heutigen Tag war ich besonders froh als die Schule zu Ende war und ich in Madly Valley aus dem Bus stieg. Es läutete zur Pause und gerade als ich mich in die Toilette schleichen wollte, erwischten sie mich! Zwei Jungs aus meiner Klasse, Burt und Eddie, dazu kam Tim aus der Nachbarklasse. Burt meinte, nachdem ich mich ja scheinbar so gern auf dem Klo aufhielt, sollte man mir vielleicht die Haare in der Kloschüssel waschen. Darauf wandte Eddie ein dass dies keine so gute Idee wäre, denn das würde sicherlich Ärger mit unserem Lehrer nach sich ziehen. Da hatte Tim offensichtlich eine Idee. Burt hielt mich fest, er war um einiges stärker als ich und einen Klopf größer. Doch auch wenn ich der stärkere gewesen wäre hätte ich nichts unternommen. Immerhin waren sie zu dritt. Tim flüsterte Eddie etwas ins Ohr und der gab es an Burt weiter. Alle drei lachten laut auf und zerrten mich gemeinsam in den Pausenhof. Nachdem sie ein paarmal lauthals Achtung gerufen hatten, versammelten sich alle Schüler um uns vier. Tim rannte auf einmal weg, ich konnte aber nicht sehen was er tat. Ich wurde von Burt und Eddie hin und her geschubst und alle um uns herum lachten.
Plötzlich stand Tim wieder neben uns und grinste hinterhältig. Zwischen seinem Daumen und Zeigefinger kringelte sich ein langer dicker Regenwurm! Burt war der stärkste und gemeinste von den dreien. Er zeigte mit dem Finger auf den Wurm und sagte dann mit einem fiesen Ausdruck im Gesicht: „Den wirst du jetzt essen!“
Entsetzt starrte ich auf Tims Finger, zwischen denen sich nach wie vor der Wurm kringelte. Ich sagte nichts, sondern schüttelte nur den Kopf. Sofort bekam ich von Burt eine Ohrfeige. Ich konnte in den Gesichtern der anderen Schüler erkennen das nicht alle toll fanden was sich vor ihnen ab-spielte. Andere wiederum lachten und feuerten Burt an. Ganz hinten sah ich Gary, der zu mir her sah. Als er merkte dass ich ihn ansah, senkte er seinen Blick betreten zu Boden und ging schnell weiter.
„Du wirst ihn essen!“, erklang erneut Burts Stimme.
„Ja genau oder möchtest du das wir dir vor all den Mädchen hier die Hose herunter ziehen und alle über deinen kleinen Pimmel lachen?“, stimmte nun Eddie mit ein.
Das war natürlich das letzte was ich wollte. Genauso wenig wollte ich aber diesen Regenwurm essen. Burt packte mich von hinten und legte mir seinen Arm um meinen Hals. Brutal zwang er mich in die Knie! Jetzt hielt Eddie mich an den Händen fest und Burt zog meinen Kopf an den Haaren zurück.
„Wirst du nun diesen verdammten Wurm essen oder nicht?“, zischte er.
„Lasst ihn doch los, das ist gemein!“, rief eine Stimme aus dem Ring von Schülern um uns.
„Halts Maul oder willst du mit ihm tauschen“, bellte Burt. Nun mischte sich keiner mehr ein.
„Also los, dann ziehen wir ihm die Hose aus!“, rief Eddie.
„Nein! Er isst den Regenwurm“, sagte Burt.
„Das mit der Hose wäre aber doch viel lustiger“, mischte sich Tim ein.
Burt beachtete die beiden nicht weiter, sondern kam zu mir. Erneut gab er mir eine Ohrfeige, griff nach meinem Handgelenk und verdrehte es. Es tat höllisch weh und ich musste mit mir kämpfen um nicht zu weinen.
„Los Tim, gib ihm den Wurm!“
„Okay Burt! Soll ich ihn ihm in den Mund stecken?“
„Nein, er soll ihn selber nehmen und rein stecken.“
Tim kam auf mich zu und hielt mir den Wurm hin. Als ich nicht reagierte, drehte Burt mir mein Handgelenk noch weiter um. Obwohl ich es nicht gewollt hatte, entfuhr mir ein Schmerzensschrei. Ich streckte meine andere Hand aus und Tim legte mir den Regenwurm hinein. Burt ließ mich los und beobachtet mich interessiert. Ich wusste mir blieb keine andere Wahl. Ansonsten hätte ich riskiert noch mehr prügel zu bekommen oder mit herunter gelassenen Hosen vor all den Mädchen da zustehen. Ich wollte weder das eine noch das andere, daher sah ich mir den Wurm in meiner Hand genau an. Er kringelte und wandt sich und wollte davon kriechen. Er war ekelig, fand ich.
Was würde Gary jetzt wohl tun, überlegte ich in diesem Mo-ment. Wahrscheinlich hätte er den Wurm Burt mitten ins Ge-sicht geschmissen und versucht davon zulaufen. Im schlimmsten Fall hätte er von Burt, Eddie und Tim Prügel bezogen, aber er hätte auf keinen Fall diesen Wurm gegessen. Da war ich mir sicher.
So mutig war ich aber nicht. Ich hatte Angst davor geschlagen zu werden, also überwand ich mich und steckte den Regenwurm in den Mund. Manche lachten und grölten, andere wandten sich angewidert ab und die meisten Mädchen riefen iih. Es fühlte sich eklig an, als sich der Wurm auf meiner Zunge bewegte. Mir wurde Übel und es würgte mich.
„Schön kauen“, sagte Burt und grinste dabei so fies wie nur er es konnte.
Diesen Gefallen tat ich ihm aber nicht! Ich schluckte den Wurm mit viel Überwindung einfach runter. Der Gedanke daran wie er sich nun in meinem Magen kringelte und versuchte die Speiseröhre wieder hinauf zu klettern, rief eine solch starke Übelkeit in mir hervor, das ich mich beinahe Übergeben hätte. Ich konnte mich gerade noch beherrschen, sank aber auf die Knie.
„Seht mal ich glaube der kotzt gleich!“, rief Tim. „Bin gespannt ob der Wurm noch lebt, wenn er gleich wieder raus kommt!“
Diese Vorstellung machte es mir nicht gerade leichter meinen Mageninhalt bei mir zu behalten, doch ich schaffte es. Da schlug mir Burt gegen den Hinterkopf.
„Ich hab doch gesagt du sollst kauen!“
„Nun lass gut sein Burt. Er hat ihn doch gegessen“, sagte Eddie zu meiner Verwunderung.
„Ja kommt schon, die Pause ist eh gleich vorbei“, meinte Tim.
Bevor sie gingen beugte sich Burt zu mir herunter und flüsterte mir ins Ohr. „Ein Wort zu Mister Farnsworth“, das war unser Lehrer, „und ich versprech dir du erkennst dein Spiegelbild nicht wieder. Ist das klar?“
Ich erwiderte nichts darauf, sondern nickte lediglich. So gingen die drei lachend davon, als ob nichts geschehen wäre. Ich wäre nie im Leben auf die Idee gekommen Mister Farnsworth etwas davon zu sagen und auch sonst niemanden. Mir war sehr wohl bewusst, dass dies eine anständige Tracht Prügel nach sich gezogen hätte. Ich kämpfte immer noch kniend gegen die Übelkeit, während sich der Ring aus Schülern um mich herum auflöste. Manche hörte ich darüber sprechen wie eklig das eben war und das sie das niemals getan hätten. Andere diskutierten darüber was für ein Versager ich doch sei, aber das wusste ich auch so schon. Ziemlich abseits, erkannte ich Gary. Mitleidig sah er zu mir herüber, aber ich machte ihm keinen Vorwurf. Als er vor drei Tagen aus der Toilette hätte trinken sollen, doch anstatt dessen Burt in den Magen geschlagen hatte und dafür ordentlich verprügelt worden war, war ich ihm auch nicht zu Hilfe gekommen. So war das eben. Sich bloß aus allem heraus halten und froh sein das der andere dran war und nicht man selbst.
Verständlicher Weise war dies einer der Tage, an denen ich besonders froh war nach Hause zu kommen. Im Schulbus wurde noch so mancher hämischer Witz über meine leckere Brotzeit gerissen. Doch so wie Madly Valley am Morgen die letzte Station war, so war sie am Nachmittag die erste. So musste ich den Spott nicht allzu lange ertragen, obwohl mir durchaus bewusst war das dieser am nächsten Tag mit Sicherheit weiter ging. Doch zumindest für heute hatte ich es geschafft.
Als der Bus anhielt und die Tür sich öffnete, sprang ich hinaus und rannte schnurstracks nach Hause.
Dad kam erst viel später von der Arbeit, nur Mom war erwartungsgemäß hier. Solange ich mit ihr allein war, war sie in Ordnung und ich wusste dass sie mich liebte. Nur sobald Dad zu Hause war, veränderte sie sich. Sie war nur noch darauf bedacht alles von ihm fern zu halten. Nur damit seine Laune nicht noch schlechter wurde als sie es ohnehin schon war. Dabei war sie dann auch zu mir meist sehr ruppig und meinte es wäre besser ich würde raus gehen und erst abends wieder kommen. Folglich verbrachte ich meine Zeit bei Mister Jenkins oder spielte irgendwo allein. Meist stellte ich mir vor ein tapferer Hauptmann zu sein, der seine Soldaten in den Kampf gegen die Indianer führte. Manchmal ging ich zum Bach der leise plätschernd durch den Wald floss. Ich bastelte mir dann aus einem Stück Rinde, einem Stock und einem Stück Papier ein Segelboot und ließ es schwimmen. Dabei stellte ich mir dann immer vor wie es wohl wäre als Matrose zur See zu fahren und fremde Länder kennen zu lernen. Weg von hier! Weg von dem ganzen Spott und den Gemeinheiten und weg von meinen schlecht gelaunten Eltern. Weg aus dieser kleinen miefigen Stadt. Einfach alles hinter mir lassen.
Als ich an jenem Tag wieder unterwegs zum Bach war und nach einem geeigneten Stück Rinde suchte, stand plötzlich Gary vor mir. Zuerst wollten wir einfach stillschweigend aneinander vorbei gehen, was mir dann aber doch ziemlich blöd vorkam. Wir waren hier mitten im Wald, wer also sollte es schon mitbekommen wenn wir miteinander sprachen? Ich faste mir ein Herz, blieb stehen und sagte: „Hi!“
„Sprich mich nicht an, du Penner“, entgegnete Gary mürrisch.
„Nun stell dich nicht so an. Kriegt doch keiner mit.“
„Glaubst du ich habe Lust das ich morgen wieder dran bin?“
„Es sieht uns hier doch keiner. Wir sitzen doch im selben Boot. Warum sollten wir uns dann gegenseitig das Leben noch zusätzlich schwer machen?“
Gary überlegte was er tun sollte und ich sah ihm an das er im Grunde genommen froh war das ich ihn angesprochen hatte.
„Bist du öfters hier?“, fragte ich ihn.
„Naja, manchmal komm ich hier raus um allein zu sein. Dahinten ist eine Lichtung, dort leg ich mich hin und seh den Wolken zu. Ich stell mir dann immer vor wie es wohl wäre mit ihnen von hier weg zu fliegen.“
Ich erzählte ihm von meinen  Ausflügen zum Bach und das es mir dann ähnlich erging wie ihm. Das Eis war geschmolzen und wir erzählten uns gegenseitig wohin wir gern wollten. Er begleitet mich zum Bach und wir ließen jeder unser eigens Schiffchen mit unseren Träumen und Wünschen schwimmen.
„Weißt du David, ich hatte noch nie einen Freund. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie mögen mich die anderen einfach nicht.“
„Ich weiß was du meinst. Mir geht es genauso. Hättest du gern einen?“
„Hätte ich was gern? Was meinst du?“
„Na einen Freund!“
„Zeig mir mal jemanden der das nicht gern hätte.“
„Burt!“
„Der hat doch jede Menge Freunde.“
„Nein hat er nicht, die haben doch bloß alle Angst vor ihm. Das ist doch keine Freundschaft.“
„Stimmt! Eigentlich ist er auch nicht viel besser dran als wir“, meinte Gary.
„Genau! Das arme Würstchen“, sagte ich und wir mussten beide Lachen. Für einen Moment waren wir still und sahen unseren Schiffchen nach, die inzwischen schon ein ganzes Stück weit weg waren.
„Wir könnten doch Freunde sein!“, rief ich euphorisch.
„Sag mal spinnst du David! Die machen uns doch fertig, wenn sie sehen das wir befreundet sind.“
„Es muss doch keiner wissen! Wir können uns doch hier treffen und ansonsten tun wir so als ob wir uns nicht mögen.“
Wieder kam Gary ins überlegen. Scheinbar hatte mein Vor-schlag doch einen gewissen Reiz.
„Also gut“, erwiderte er nach einiger Zeit. „Erwarte aber nicht dass ich dir helfe, wenn sie dich mal wieder in die Mangel nehmen. Klar?“
„He, klar wie Kloßbrühe. Glaubst du vielleicht dass ich dir helfe? Ich bin froh wenn ich meine Ruhe hab.“
Wieder fingen wir beide lauthals zu lachen an. Es war ein so schöner Nachmittag wie ich ihn lange nicht mehr gehabt hatte. Wir beschlossen Freunde zu sein, aber nur wenn wir allein waren. Nach außen taten wir nach wie vor als ob wir nichts füreinander übrig hätten. Von da an trafen wir uns fast jeden Nachmittag am Bach. Manchmal gingen wir auch zu der Lichtung von der Gary mir erzählt hatte und beobachteten die Wolken. Nach einer Weile schlossen wir dann die Augen und stellten uns vor wir flögen mit ihnen davon. Sich das  vorzustellen war nicht besonders schwierig und wir berichteten uns dann gegenseitig wo wir gerade waren und was wir sahen.
In der Schule wurden wir weiterhin Opfer von Hänseleien, Schlägen und anderen Gemeinheiten ohne uns einander zu helfen. So war es aber abgemacht und wir hielten uns daran. Nur das wir jetzt nicht mehr froh darüber waren, wenn der andere dran war statt einem selbst. Oft war es sehr schwer zu zusehen und nicht einzugreifen.
Zum Glück war es nicht mehr lange bis zu den Sommerferien! Wie jedes Jahr freute ich mich auf diese ganz besonders. Ich musste dann die Idioten wie Burt und seine Kumpanen für lange Zeit nicht sehen. Sie wohnten nämlich alle in den Nachbarorten. Dieses Jahr aber konnte ich es kaum mehr erwarten, es war anders als die Jahre davor. Schuld daran war nicht das es schlimmer war als sonst, sondern die Tatsache das ich endlich einen Freund hatte. In den Sommerferien konnte wir viel mehr Zeit miteinander verbringen und viel mehr unternehmen. Wir hatten sogar schon überlegt ob wir nicht zumindest in Madly Valley zusammen hielten, verwarfen diesen Gedanken aber rasch wieder. Uns leuchtet nämlich schnell ein dass dies auch Burt erfahren würde. Wir nahmen an das dann seine Gemeinheiten nur noch schlimmer und öfter geworden wären. Also beließen wir es so wie gehabt.
Es war ja immerhin schon ein tolles Gefühl wenigstens nach der Schule nicht mehr allein sein zu müssen.
Wir stellten fest dass wir beide riesige Baseballfans waren und total auf Marilyn Monroe standen. Auch bekämpften sich die Indianer zu zweit viel besser als allein und meine Truppe hatte nicht mehr so hohe Verluste seit Sergeant McNeil unsere Truppe verstärkte. So verging ein Tag nach dem anderen und es hätte sich wahrscheinlich auch nichts geändert. Wäre da nicht jener Tag im Mai gewesen!


3. Kapitel
Erwischt



Gary kam aus einer guten Familie. Sein Vater hatte schon seit vielen Jahren einen gut bezahlten Job und seine Mutter war zu Hause. Sie war eine ausgezeichnete Köchin und auch ihr Kuchen war ein Gedicht. Bedingt durch seine Arbeit war Garys Dad viel unterwegs und kam manchmal mehrere Tage nicht nach Hause. Er war aber stets ein Treusorgender Ehemann und Vater.
Seit fast einem Jahr war es aber in Madly Valley ein offenes Geheimnis das Mrs. McNeil ein Verhältnis hatte. Sie traf sich regelmäßig mit Carl Curwen. Er besaß das einzige Waffengeschäft in der näheren Umgebung. Während Garys Mom Mitte dreißig war, hatte Mr. Curwen die fünfzig bereits überschritten. Es war mir ein Rätsel, das Mr. McNeil nichts davon wusste. Vielleicht wollte er es auch nicht wissen. Ob Gary etwas davon wusste war ich mir nicht sicher, obwohl ich es mir nicht vorstellen konnte.
Als wir am Bach ankamen, setzten wir uns auf zwei Steine und unterhielten uns. Gary meinte er hätte heute keine Lust ein Traumschiff, so nannten wir sie mittlerer weile, auf die Reise zu schicken. Auch wollte er nicht wieder den Wolken hinterher träumen.
„Was willst du dann machen?“, fragte ich ihn.
Er meinte er wolle zum alten Steinbruch. „Vielleicht finden wir noch etwas, das die letzten Arbeiter damals zurück gelassen haben.“
Das klang für  mich nach einem Aufregenden Abenteuer. An-fängliche Bedenken dagegen warf ich schnell über Bord. Es dauerte nicht lange und wir waren unterwegs.
Die Frage nach Garys Mutter und ob er etwas von deren Ver-hältnis mit Mr. Curwen wusste, brannte mir auf den Lippen. Sollte er aber nichts darüber wissen, so wollte ich auch nicht derjenige sein der es ihm verriet. Zumal ich Angst hatte unsere Freundschaft dadurch zu zerstören. Während wir schweigend nebeneinander herliefen überlegte ich krampfhaft wie ich es am besten anstellen sollte ihn danach zu fragen. Da hatte ich eine Idee.
„Sag mal Gary was arbeitet dein Vater eigentlich?“
„Ach er ist Vertreter für Elektrogeräte. Er ist viel Unterwegs und oft mehrere Tage nicht zu Hause.“
„Was macht deine Mutter dann eigentlich den ganzen Tag, wenn sie so viel allein ist?“ Als ich seinen Blick auf diese Frage sah, verfluchte ich mich selbst. Warum hatte ich auch nicht einfach meinen Mund gehalten.
„Was willst du damit andeuten?“, fragte er lauernd und blieb stehen.
„Nichts warum? Ich dachte ja nur das es mir ganz schön langweilig wäre, wenn ich so oft allein zu Hause sein müsste.“
„Aha, du dachtest also! Ich glaube nicht das dich das etwas angeht!“, sagte er wütend.
Ich schloss daraus dass er es wusste oder zumindest etwas ahnte. Sollte es so sein, konnte ich gut verstehen dass er so reagierte. Vielleicht hatte er ja auch das eine oder andere Mal etwas mitbekommen, als man sich in Madly Valley über seinen Dad lustig gemacht hatte. Der arme Kerl der Arbeiten ging um seiner Familie ein bequemes Leben zu ermöglichen und dem dafür zum Dank so offensichtlich Hörner aufgesetzt wurden.
„He, ist ja schon gut! Vergiss die Frage einfach. Ich konnte ja nicht wissen das du darauf so empfindlich reagierst.“
Scheinbar war meine Verwunderung über seine Reaktion so glaubhaft, dass es ihm schon wieder leid tat. Zumindest sah er jetzt etwas betreten aus der Wäsche.
„Tut mir leid! Weiß auch nicht warum ich mich so über deine Frage aufgeregt hab.“
„Ist schon in Ordnung. Kein Problem, wir sind doch Freunde.“
„Ich weiß nicht was sie den ganzen Tag macht. Ich denke mal Wäsche waschen, kochen, aufräumen, den üblichen Hausfrauenkram eben.“
„Ja, da hast du sicher recht.“
Wir liefen daraufhin noch eine ganze Weile schweigend neben einander, bis wir den Steinbruch erreichten. Ich wusste ja dass er groß war, aber so groß hätte ich nicht gedacht. Eine riesige Grube lag vor uns in die, von der uns gegenüberliegenden Seite, ein breiter festgefahrener Weg nach unten führte. Ich vermutete dass dort die Lkw´s und Bagger rauf und runter gefahren sind, als hier noch gearbeitet wurde. Rechts von uns grenzte ein großer See an den Steinbruch, der bis auf die eine Seite auf die wir sahen, vom Wald umgeben war. Wir standen eine Weile da und staunten nur über die Größe des stillgelegten Steinbruchs. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern wie lange wir so standen, aber Gary beendete das Schweigen.
„Sieh mal da!“, rief er und deutet mit seinem Zeigefinger schräg nach unten. Ein schmaler Pfad zweigte von dem Weg der nach unten führte ab. An dessen Ende stand auf einem großen Vorsprung eine Holzhütte. Vermutlich diente sie einmal den Arbeitern als Aufenthaltsraum um Brotzeit zu machen oder ähnliches.
„Komm Dave die schauen wir uns mal aus der Nähe an!“ Seine Stimme klang dabei ganz aufgeregt.
Er hatte mich Dave genannt, das hatte vor ihm noch keiner getan. Alle riefen mich immer David, auch meine Eltern. Es gefiel mir aber. Irgendwie klang Dave erwachsener als David, zumindest bildete ich mir das ein.
Wir rannten um den Steinbruch herum und waren völlig außer Puste als wir endlich vor der Hütte standen. An der Tür befand sich ein Riegel in dem ein offenes Vorhängeschloss hing, in dem sogar noch der Schlüssel steckte.
„Meinst du da ist jemand drin?“, fragte ich.
Gary klatschte mir mit der flachen Hand gegen die Stirn. „Wer soll denn da schon drin sein. Der Steinbruch ist doch schon eine halbe Ewigkeit stillgelegt.“
„Ich dachte ja nur.“
Ohne ein weiteres Wort stieß Gary die Tür auf. Die Hütte hatte ein einziges Fenster, von dem man direkt in den Steinbruch sehen konnte. Natürlich war es sehr verschmutzt, so dass nicht das allermeiste Licht dadurch herein fiel. Ich wunderte mich aber drüber dass es noch ganz war. Eigentlich hatte ich erwartet dass es eingeworfen worden war. In einer Ecke stand ein Tisch mit sechs Stühlen und an der anderen Seite stand ein kleiner Schrank. Er ging mir bis zur Hüfte und hatte drei Türen und vier Schubladen. In der Mitte des Raumes stand ein dicker Pfahl, der vom Boden bis zum Dach reichte. Ich war so gebannt von diesen Eindrücken, das ich überhaupt nicht bemerkte dass Gary sich schon überall umsah.
„Sieh mal was ich gefunden habe!“, rief er aufgeregt.
Ich drehte mich zu ihm um und sah wie er eine Spitzhacke über seinem Kopf schwang.
„Cool oder? Da steht auch noch eine Schaufel! Sieh doch mal in dem Schrank nach, ob da auch noch was drin ist.“, sagte er zu mir.
Ich öffnete eine Tür nach der anderen, aber sie waren alle leer. Auch die Schubladen waren alle leer, bis auf die letzte. Hier fand ich Besteck, Messer, Gabeln und Löffel. Sofort zeigte ich Gary meinen Fund, der in einer Ecke eine alte Petroleumlampe samt Petroleumkanister gefunden hatte.
„Mann das ist so cool hier oder Dave?“, schwärmte Gary.
„Ja und ob!“
„Was meinst du, wir machen hier unseren Treffpunkt! Wir machen es zu unserem Clubhaus.“
„Clubhaus? Wir sind doch gar kein Club.“
„Mann Dave! Wir nennen es eben einfach so. Wir machen das Fenster sauber, räumen hier auf und schaffen uns ein paar Vorräte hier raus!“
„He das klingt super! Ich kann bestimmt bei Mister Jenkins das eine oder andere organisieren.“
„Hör mal, es wird aber nichts geklaut. Klar?“
„So hab ich das ja auch nicht gemeint. Ich helfe bei Mister Jenkins dreimal die Woche aus und verdien mir so mein Taschengeld. Ich glaub er ist einer der wenigen Leute die mich mögen.“
„Ach so! Ja dann ist das ja klasse!“ Garys Augen blitzten und ein glücklicher Ausdruck lag in ihnen. „Das wird ver-dammt toll hier Dave! Wir machen es uns hier so richtig gemütlich. Okay?“
„Ja logisch!“
„Wir dürfen aber niemanden etwas davon erzählen, verstehst du?“
„Ja sicher! Keine Menschenseele erfährt irgendetwas von mir. Ist doch Ehrensache!“
Bevor wir gingen schlossen wir die Tür und verriegelten sie mit dem Vorhängeschloss.
„Was machen wir mit dem Schlüssel? Nimmst du ihn oder soll ich ihn mitnehmen?“, fragte ich.
Gary dachte kurz nach. „Nein weder noch. Das ist unsere gemeinsame Hütte und keiner soll den Schlüssel für sich allein haben. Wir verstecken ihn hier, so dass jeder von uns jederzeit hierher kann.“
Die Idee gefiel mir. „Okay, aber wo willst du ihn verste-cken?“
„Drüben am Waldrand hinter dem See. Wir kommen eh aus dieser Richtung. In der Nähe der Hütte würde doch jeder danach suchen, sollte doch einmal jemand anderes außer uns hierher kommen.“
„Ja stimmt! An was du alles denkst.“
So suchten wir uns zuerst einen flachen Stein und dann noch einen größeren. Damit machten wir uns auf den Weg zum See. Schnell hatten wir ihn umrundet und erreichten den Waldrand. Binnen kurzem hatten wir das richtige Versteck gefunden. Eine Gruppe von Büschen, nicht weit vom See, hatte unsere Zustimmung gefunden. Wir nahmen den größten der Büsche und drückten den flachen Stein unter ihm in die Erde. Nun legten wir den Schlüssel auf ihn und deckten ihn mit dem großen Stein zu. Zufrieden sahen wir uns unser Werk an.
Überglücklich machten wir uns auf den Rückweg. Wir planten genau wie wir uns unser Clubhaus vorstellten. Auf jeden Fall musste meiner Meinung nach eine Tischdecke her. Gary meinte zwar erst das sei etwas für Mädchen, aber nach genauerem überlegen stimmte er mir zu. Außerdem brauchten wir unbedingt Streichhölzer, damit wir die Petroleumlampe anzünden konnten. Wir wollten Chips und etwas zu Trinken in der Hütte vorrätig haben und noch so vieles mehr. Es war so aufregend so zu planen und über unsere eigene Hütte zu sprechen. Ständig hatte einer von uns eine neue Idee was wir unbedingt brauchten. So merkten wir nicht wie plötzlich ein Schatten hinter einem der Bäume hervor trat!
„Na wen haben wir denn da?“
Wie vom Blitz getroffen blieben wir stehen. Diese Stimme erkannten wir beide sofort, ohne zu sehen wer da hinter uns stand.
Burt!
Was zum Teufel machte er hier? Er wohnte doch noch viel weiter von hier weg als wir beide. Langsam drehten wir uns zu ihm um, da stand er schon genau vor uns. Er gab mir einen Schubs, der so heftig war das ich auf meinem Hosenboden landete. Er lachte laut auf als er mich so sitzen und verängstigt drein blicken sah.
„Seit wann versteht ihr euch denn so gut?“
Ich dachte es wäre besser lieber nichts zu sagen, aber da hatte ich die Rechnung ohne Gary gemacht.
„Ich glaube nicht dass dich das etwas angeht!“, sagte Gray grimmig.
Am liebsten hätte ich ihm den Mund zu gehalten, aber in dem Moment bekam er schon eine Ohrfeige von Burt. „Du lernst es wohl nie, McNeil! An deiner Stelle würde ich lieber meine vorlaute Klappe halten.“
„Warum lässt du uns nicht einfach in Ruhe?“, fragte ich ihn, nachdem ich meinen ganzen Mut zusammengenommen hatte.
„Hört, hört! Hat da gerade eine Maus gepiepst oder warst du das Burton?“
„Wir haben dir doch nichts getan, bitte lass uns.“
Außer das er sich über mein Gebettel lustig machte erreichte ich nichts. Im Gegenteil! Er kam auf mich zu und packte mich am Arm und wollte mich hoch ziehen. Wahrscheinlich um mir eine zu verpassen, dachte ich. Da aber geschah etwas das ich nicht für möglich gehalten hätte und noch nie erlebt hatte. Gary setzte sich für mich ein! Er wusste dass ich viel zu feige war um mich zu wehren und lieber alles ertragen hätte was diesem Fiesling in den Sinn kam. Er verpasste Burt einen Stoß, das dieser mehrere Schritte rückwärst taumelte.
„Hau ab und lass uns in Ruhe!“, schrie ihn Gary an.
Ohne zu zögern kam Burt auf ihn zu und schlug ihn mit der Faust ins Gesicht. Garys Lippe platzte auf und begann zu bluten.
„Was glaubst du wer du bist, hä?“, fauchte Burt ihn an. „Fühlst dich wohl besonders stark mit deinem neuen Freund. Der ist aber viel zu feige um dir zu helfen!“
Das traf mich hart, gerade jetzt wo sich zum ersten Mal jemand für mich eingesetzt hatte, aber ich wusste Burt hatte recht. Ich hatte viel zu viel Angst um das zu tun was Gary für mich getan hatte.
„Wenn ich mir euch zwei so anschau und mir das genau überlege, wird mir so einiges klar! Ihr seid Schwul. Ja genau das ist es!“, sagte er und lachte lauthals auf. „Schwul!“, schrie er. „Schwul seid ihr!“
„Halt deine Klappe!“, sagte Gary mit so zorniger Stimme, das sogar Burt für einen Augenblick verunsichert wirkte und verstummte. Er fasste sich aber schnell wieder.
„Hast du mich gemeint? Du Sohn einer Schlampe!“
Das hatte gesessen und ich wusste sofort auf was Burt an-spielte. Nur fragte ich mich woher er das wissen konnte. Es war doch eigentlich unmöglich dass sich die Sache mit Garys Mutter und Mister Curwen bis in den nächsten Ort herum gesprochen hatte. Oder doch?
Gary wurde Kreideweiß im Gesicht, auch er wusste auf was Burt anspielte. Da war ich mir absolut sicher. Er stand wie angewurzelt da und starrte Burt an.
„Was schaust du jetzt so blöd? Weiß doch jeder dass deine Mutter sich von dem alten Sack dem das Waffengeschäft gehört vögeln lässt. Dein Vater braucht doch nur zur Tür raus sein und schon macht deine Mom für den alten Carl die Beine breit!“
Gary sagte immer noch nichts, aber ich sah dass sich seine Fäuste ballten.
„Ach beim Thema Vater. Bist du dir überhaupt sicher wer dein Vater ist? Wer weiß mit wem es deine Mutter noch so alles treibt.“
Gary stand kurz davor zu explodieren und ich weiß nicht was ihn zurück gehalten hatte. Angst konnte es nicht gewesen sein, denn er hatte sich schon wegen weitaus unwesentlicheren Dingen mit Burt angelegt. Völlig unerwartet kam Gary auf mich zu! Kurz vor mir blieb er stehen. Da erkannte ich dass er weinte. Es war das erste Mal das ich Gary weinen sah. Er weinte nie, auch wenn sie noch so gemein zu ihm gewesen waren. Auch dann nicht wenn sie ihn verprügelten. Er biss immer die Zähne zusammen und zeigte keine Schwäche, bis auf jetzt in diesem Moment! In seinem Blick lag so viel Enttäuschung und Traurigkeit, dass ich am liebsten mit geweint hätte. Das Blut seiner Lippe hatte sich mit seinen Tränen vermischt und tropfte an seinem Kinn herunter. Ich hatte überhaupt nicht damit gerechnet, aber plötzlich gab er mir eine Ohrfeige! „Das warst du! Du hast ihm das gesagt und diese Lügen über meine Mom verbreitet und sowas wollte mein Freund sein!“, sagte er mit Tränenerstickter Stimme. Er drehte sich um und rannte davon.
„Ja lauf nur davon! Pass aber auf das du deine Mutter nicht mit ihrem Liebhaber überrascht.“
Jetzt standen auch mir die Tränen in den Augen. Ich ging auf Burt zu und blieb einen Schritt vor ihm stehen.
„Halt dein dummes Maul! Halt es nur einmal“, sagte ich leise zu ihm. Darauf drehte ich mich um und ging davon. Ich wundere mich heute noch darüber, dass Burt mir nicht gefolgt war und mich verprügelte. Wahrscheinlich war er genauso darüber überrascht wie ich, dass ich mich zum aller ersten Mal gegen ihn gestellt hatte. Er rief mir nur hinter her das ich schnell meinem Schwulen Freund hinterherlaufen solle.
Ich weiß nicht wie Gary darauf kam das Burt die Sache mit seiner Mutter ausgerechnet von mir haben sollte. Wahrscheinlich weil ich ihn heute bereits nach seiner Mutter gefragt hatte und er es als Anspielung, die es ja auch war, aufgefasst hatte. Nun zählte er seiner Meinung nach eins und eins zusammen! Wie sollte ich ihm nur klar machen dass er damit völlig falsch lag? Würde er überhaupt noch mit mir reden? Auf jeden Fall musste ich es versuchen.
Sobald man den Wald verlassen hatte, fand man sich auf einer großen Wiese wieder hinter der Madly Valley lag. Ich trat aus dem Wald und sah Gary wie er gerade dabei war die Wiese zu überqueren. Laut rief ich seinen Namen, aber er reagierte nicht. Doch ich war mir sicher dass er mich gehört hatte. Ich begann zu rennen und holte ihn schließlich ein. Ich griff nach seiner Schulter und zog ihn zu mir herum. „Du glaubst doch nicht wirklich…“ Ich kam nicht dazu meinen Satz zu beenden, denn Gary schlug mir seine Faust ins Gesicht. Er drehte sich um und wollte weitergehen, doch ich hielt ihn erneut auf.
„Ich hab nichts gesagt! Ehrlich nicht.“
„Ich glaub dir kein Wort!“, sagte er zornig und wollte abermals nach mir schlagen. Diesmal wich ich jedoch aus und der Schlag ging ins Leere.
„Ich wusste doch gar nichts davon!“, log ich.
Doch Gary wollte nichts davon hören und ging auf mich los.
„Du bist noch viel gemeiner als Burt! Du würdest anscheinend wirklich alles tun um deinen feigen Arsch zu retten!“, schrie er mich an und schlug mit seinen Fäusten nach mir. Wir wälzten uns am Boden. Ich wehrte mich so gut ich konnte! Es war das erste Mal das ich mich prügelte. Es war das erste Mal das ich zurück schlug und das ausgerechnet bei jemand, den ich eigentlich zum Freund haben wollte. Als wir endlich voneinander abließen, rannte Gary davon.
Ich blieb sitzen und fing zu weinen an. Nicht die Schmerzen der Prügelei brachten mich dazu, sondern weil ich Gary verloren hatte. Erst vor kurzem gewann ich ihn zum Freund und nun verlor ich ihn schon wieder. Das schlimmste war, das ich nichts dafür konnte. Er verdächtigte mich zu Unrecht. So wie es aussah war wohl nichts mehr daran zu retten.
Regelmäßig ging ich zu unserem Clubhaus und hoffte Gary dort anzutreffen, aber vergeblich. Egal wann ich kam oder ging, ich traf Gary kein einziges Mal. Auch in der Hütte fand ich keine Hinweise dass er da gewesen wäre. Er kam nicht mehr hierher, das wurde mir nun klar. Wahrscheinlich hätte sich daran auch nichts mehr geändert, wäre da nicht Rob gewesen!


4. Kapitel
Ein neues Gesicht



Seit dem Streit mit Gary war alles noch viel schlimmer als vorher. Ein paar Mal versuchte ich noch mit ihm zu reden, aber er beschimpfte mich nur und hörte nicht im Geringsten zu was ich zu sagen hatte. Irgendwann gab ich es auf!
Ich vermisste es sehr mich mit ihm zu treffen. Unsere Pläne mit unserem Clubhaus waren alle dahin. Ich ging nicht mehr zum Steinbruch und auch nicht mehr zum Bach. Auch kämpfte ich nicht mehr gegen die Indianer. Ich fühlte mich einfach nur noch einsam und traurig.
Die Hänseleien waren auch schlimmer geworden, denn jetzt waren wir die beiden Schwulen, die Warmen Brüder. Wir wurden noch mehr gemieden und auch die Gemeinheiten nahmen zu. Doch das schlimmste an allem war, das auch Gary und ich nun gemein zueinander waren. Wir ließen keine Gelegenheit aus den anderen dumm da stehen zu lassen. Gary war dabei noch viel einfallsreicher als ich. Wurde ich jetzt gequält oder geschlagen, sah Gary nicht mehr wie früher weg. Er beobachtet es genau und es war dabei keine Regung in seinem Gesicht zu erkennen. Andersherum sah ich auch zu, wenn er dran war. Eigentlich wollte ich es nicht und mir tat er immer furchtbar leid. Warum ich mich trotzdem so verhielt wie ich es tat? Ich weiß es nicht.
Begegneten wir uns zufällig so wie früher auf der Straße in Madly Valley, so spuckte Gary vor mir aus bevor er die Straßenseite wechselte. Seine Verachtung mir gegenüber hätte er nicht deutlicher machen können. Ich litt sehr unter dieser Situation, doch konnte ich nichts daran ändern.
In unserer Straße, drei Häuser weiter, fuhr ein Umzugs-Lkw vor. Vor acht Monaten war die Familie die dort gewohnt hatte, die Dearings, ausgezogen und seit dem stand das Haus leer. Mister Dearing war Arbeitslos geworden und hatte in Lynchburg eine neue Stelle gefunden. So hatten sie sich von allen verabschiedet und waren weg gezogen, wie schon so viele vor ihnen. Nun schien aber wieder jemand in das Dearing-Haus, wie es von jedem genannt wurde, zu ziehen.
Ich war auf meinem Zimmer und beobachtete alles neugierig von meinem Fenster aus. Es wurden viele Kartons ins Haus getragen und eine Menge Möbel.
Was mich aber viel mehr interessierte, war der Junge der half die Kartons hineinzutragen. Er musste ungefähr in meinem Alter sein und war ein Stück größer als ich. Er wirkte sehr sympathisch und lachte viel. Mit Sicherheit würde er nichts mit mir zu tun haben wollen, dachte ich, aber was hatte ich schon zu verlieren? Ich ging nach unten, schnappte mir mein Fahrrad und fuhr zum Dearing-Haus. Natürlich hätte ich auch laufen können, aber ich dachte so wäre es unverfänglicher. Außerdem konnte ich so, im Falle dass er nicht mit mir reden wollte, schneller wieder weg kommen.
Ich war Aufgeregt! Ich war fast da, als er in meine Richtung sah. Er lächelte sofort, aber ich war mir nicht sicher ob es wirklich mir galt. Ich bremste und blieb stehen. Was machte ich hier eigentlich? Was wollte ich denn überhaupt zu ihm sagen? Hallo ich bin David, willst du mein Freund sein? Plötzlich kam ich mir verdammt blöd und lächerlich vor. Zum eine würde er sowieso nichts mit mir zu tun haben wollen, so wie alle anderen auch. Zum anderen würde er in der Schule, und es war ja klar dass er dorthin gehen würde, sehr schnell mitbekommen was für ein Verlierer ich war. Wozu also mich erst mit ihm anfreunden? Wortlos drehte ich um und fuhr nach Hause.
Wie ich später erfuhr hieß er Robert Collins und war drei Monate älter als ich. Seine Eltern übernahmen das örtliche Restaurant. Mister Hammersmith, er und seine Frau hatten es bis vor einem Monat geführt, war völlig unerwartet an einem Herzinfarkt verstorben. Seiner Frau war die Arbeit alleine zu viel und so gab sie es auf. Der Name Mel´s Diner der sich von Melvin ableitete, das war Mister Hammersmith Vorname gewesen, blieb aber. Mister Collins meinte dass dieser schon eingebürgert wäre und es erschien ihm unklug den Namen zu ändern.
Am nächsten Tag sah ich ihn, wie erwartet, in der Schule wieder. Er kam in dieselbe Klasse wie Gary. Als er mich sah, hob er die Hand und winkte mir zu. Verlegen wegen meinem Auftritt Tags zuvor, blickte ich schnell zu Boden und verschwand in meinem Klassenzimmer. Der Neue, so nannte ich ihn, war so groß wie Burt und mindestens genauso kräftig. Er war schnell bei allen beliebt und er war kein Außenseiter wie Gary oder ich. Eigenartig fand ich nur dass er Burt nicht mochte. Sicherlich gab es fiele die ihn nicht mochten und nur aus Angst davor sie könnten so enden wie Gary oder ich, sich manches von ihm gefallen ließen und nett zu ihm waren. Keiner zeigte ihm aber seine Ablehnung so offen wie der Neue. Er unterhielt sich kaum mit ihm und auch Burt konnte ihn nicht sonderlich leiden. Wahrscheinlich sah er eine Konkurrenz in dem Neuen. Burt wagte es aber nicht ihm etwas zu tun oder etwa gemein zu ihm zu sein. Immerhin hatte er in dem Neuen einen ebenbürtigen Gegner und der machte nicht den Anschein als ob er im Ernstfall kneifen würde.
So vergingen einige Tage und die Sommerferien rückten näher. Der folgende Tag brachte eine Menge Veränderungen für mich und ich hätte nie geglaubt dass dies Möglich sei. Wieder einmal hatten mich Burt und Eddie in der Mangel. Sie hatten mir mein Pausenbrot weggenommen. Beide hatten mehrmals darauf gespuckt und nun wollten sie mich zwingen es zu essen. Es hatte sich der übliche Ring von Schüler um uns gebildet wie sie es immer taten, wenn sich Burt einen von uns geschnappt hatte. Nachdem ich mich mehrmals geweigert hatte das Brot zu essen und einige Ohrfeigen kassiert hatte, war ich schlussendlich wieder einmal bereit zu tun was Burt und Eddie verlangten. Gerade als ich abbeißen wollte, zwängte sich der Neue durch den Ring aus Schülern und trat vor mich.
„Tu das nicht! Du willst das doch nicht wirklich essen, oder?“
Natürlich wollte ich das nicht, aber was blieb mir denn schon anderes übrig? Trotzdem schüttelte ich den Kopf.
„Halt dich da raus Robert!“, schnauzte ihn Burt an.
So erfuhr ich seinen Namen. Robert nahm mir das Brot aus der Hand und ging damit entschlossen auf Burt zu. „Willst du es vielleicht selber essen?“
Burt wirkte sichtlich verunsichert. Noch nie hatte ihn je-mand so öffentlich vor allen anderen heraus gefordert.
„Was soll das? Warum mischt du dich da ein?“, fragte er Robert.
„Ich finde es nicht richtig was ihr beiden da tut. Last David doch einfach nur in Ruhe, wenn ihr ihn schon nicht leiden könnt.“
Er kannte sogar meinen Namen und er setzte sich für mich ein. Ich muss so verdattert und froh in seine Richtung gesehen haben, dass es Burt aufgefallen war.
„Weißt du denn gar nicht dass er schwul ist? Ich hab ihn mit Gary ihm Wald erwischt und sieh nur wie er dich jetzt ansieht. Bestimmt hat er sich gerade in dich verliebt. Pass lieber auf deinen Hintern auf“, giftete Burt und lachte.
Alle lachten mit, nur Robert nicht. Er sah mich an und lä-chelte, aber er lachte nicht über mich. Er drehte sich wieder zu Burt, griff nach dessen Hand und drückte ihm mein beschmutztes Brot hinein. „Ich glaube du solltest das in den Mülleimer werfen!“
Burt wollte etwas dagegen sagen, Robert schnitt ihm aber sofort das Wort ab. „Außerdem werdet ihr in Zukunft David und Gary in Ruhe lassen“, sagte er mit ganz ruhiger Stimme.
„Aber…“, erneut versuchte Burt zu widersprechen, doch Robert ging noch näher an ihn heran so dass sich ihre Nasen fast berührten. „Wolltest du noch was sagen?“
Burt schüttelte den Kopf. „Komm schon Eddie, lassen wir die Schwuchteln lieber unter sich. Nicht das das noch ansteckend ist“, sagte er abfällig und vermied so sein Gesicht vollends zu verlieren.
Von da an ließen sie uns tatsächlich in Ruhe, aber auch Robert wurde nun gemieden. Auch wenn er ganz offen bewiesen hatte dass er keine Angst vor Burt hatte, so hatten doch die Anderen Angst in Burts Visier zu geraten, sollten sie sich mit Robert abgeben.
Als die Pause vorbei war, war Robert so schnell verschwunden das ich mich noch nicht einmal bei ihm bedanken konnte. Natürlich hatte das alles auch Gary mitbekommen.
Als wir an diesem Tag mit dem Schulbus nach Hause fuhren, saßen wir nach sehr langer Zeit wieder auf einem der Sitz-plätze. Ich saß allein. Niemand hatte sich neben mich ge-setzt, auch nicht Gary oder Robert.
In Madly Valley angekommen steigen wir aus. Gary machte sich schnell davon und Robert ging ein Stück vor mir. Ich beschleunigte meinen Schritt und schloss zu ihm auf. „Ich hab mich noch gar nicht bei dir bedankt“, sagte ich.
„He, das ist kein Problem. Ich mag es nicht wenn man sich an schwächeren vergreift. Außerdem glaub ich dass du ein ganz netter Kerl bist. Warum bist du gestern nicht zu mir gekommen, anstatt mit deinem Rad davon zu fahren?“
„Äh…, ich…, äh“, stotterte ich herum.
„Hast dich nicht getraut, was?“
Ich antwortete nicht, sondern sah nur wie ein erwischter Dieb zu Boden.
„Macht doch nichts. Ist doch keine Schande wenn man mal Angst hat.“
Ich sah ihn an und lächelte. Als er es erwiderte, wusste ich dass ich einen Freund gefunden hatte.
Am Tag darauf trafen wir uns nach der Schule und ich erzählte ihm alles was mit Gary vorgefallen war. „Mein Gott! Wie blöd seid ihr beiden eigentlich? Ihr solltet zusammen halten“, sagte er vorwurfsvoll. „Los wir gehen jetzt zu Gary und bringen das in Ordnung.“
„Äh…, ich weiß nicht. Ich glaub nicht das das so eine gute Idee ist.“
„Warum denn nicht? Diese Missverständnis muss sich doch aus der Welt schaffen lassen.“
„Meinst du?“
„Na willst du deinen Freund zurück oder nicht?“
„Klar!“
„Na dann lass uns gehen.“
Als wir bei Gary ankamen, hatte er uns schon von weitem kommen sehen. Er trat uns entgegen und sah mich verbittert an. „Na konntest du dein Schandmaul nicht halten? Hast du ihm auch deine Lügenmärchen über meine Mutter erzählt?“
„Red doch nicht so einen Mist! Du weißt doch genau das ich das nicht getan habe und auch niemals tun würde.“
„Pah, gar nichts weiß ich! Woher sollte Burt denn dann auf so eine Idee kommen. Noch dazu hast du mich doch kurz davor selbst auf meine Mom angesprochen. Ein komischer Zufall! Findest du nicht?“
Jetzt mischte sich Robert ein. „Ich glaube David. Ich wohne erst kurz hier und habe noch nichts über die Geschichte mit deiner Mutter gehört. So was spricht sich aber schnell herum, egal ob es stimmt oder nicht. Burt hat sicherlich auch davon gehört und es prompt gegen dich verwendet.“
„Glaubst du wirklich ich würde ausgerechnet mit diesem Fiesling über dich sprechen?“
„Wenn´s darum geht deinen Arsch zu retten? Ja!“
„Jetzt hört doch auf, wegen so einem Blödsinn miteinander zu streiten. Burt ist ein Idiot und hat genau das erreicht was er wollte. Denkt doch mal darüber nach“, gab Robert zu bedenken.
Ich ging auf Gary zu und streckte ihm meine Hand entgegen. „Ich hab wirklich nichts gesagt. Ganz ehrlich, ich ver-sprech‘s. Freunde?“
Ganz langsam stahl sich ein Lächeln auf Garys Lippen und dann ergriff er meine Hand! „Freunde!“
„Für immer?“, fragte ich.
„Klar! Was denkst du denn?“, antwortete er und wir waren beide mehr als froh darüber.
„He, wenn ihr beiden da fertig seid, würde ich gern mal euer Clubhaus sehen.“
Gary sah mich an und fragte: „Du hast ihm davon erzählt?“
„Ja! Nur ihm, sonst niemanden. Ist doch okay, oder?“
„Logo!“, meinte Gary.
Ich war erleichtert, denn für einen Moment dachte ich Gary wäre jetzt wieder sauer auf mich. Doch ich musste doch mit irgendjemanden darüber sprechen. Wir machten uns auf dem Weg zum Steinbruch um Robert unsere Hütte zu zeigen. Zuerst zeigten wir ihm wo wir den Schlüssel versteckt hatten und dann führten wir ihn den Pfad entlang. Er war genauso begeister wie wir es beim ersten Mal gewesen waren. So wurde die Hütte zu unser aller dreien Clubhaus! Diesmal würden wir uns das von Niemand mehr kaputt machen lassen, soviel stand fest. Von diesem Tag an waren wir drei, Gary, Robert und ich unzertrennlich. Wir waren richtige Freunde und standen jederzeit für einander ein. Kein verstecken mehr und kein heimlich tun mehr. Wir waren Freunde in der Schule, wir waren Freunde in unserer Freizeit und jeder wusste das! Niemand nannte uns mehr Schwul und niemand zwang uns mehr eklige Sachen zu essen, was Gary ohnehin nie getan hatte. Niemand verprügelt uns mehr, nur weil er es gerade lustig fand und wir durften im Bus sitzen.  
Zwischen Burt und Robert war eine Feindschaft entstanden die für jeden fühlbar war, auch wenn sie nicht offen gegeneinander vorgingen. Burt konnte nicht vergessen wie er von Rob, wie wir in inzwischen nannten, vor versammelter Mannschaft bloß gestellt worden war.
Als ich einmal aus lauter Unachtsamkeit im Pausenhof mit Burt zusammenstieß, packte er mich sofort am Kragen meines Hemdes. Ich war wie gelähmt vor Angst und das alte Gefühl der Hilflosigkeit kroch mir mit kalten Fingern den Rücken hinauf. Burt sah mich so grimmig an, dass ich mir beinahe in die Hosen gepinkelt hätte. Da war er wieder der Angsthase der es nicht wagte sich zu wehren. Ich hing einfach nur so in Burts Griff und erwartete die Schläge die er mir sicher gleich verpassen würde. In seinen Augen war die Freude darüber mich endlich wieder in seinen Fingern zu haben, deutlich zu erkennen. Er holte aus um mir seine Faust ins Gesicht zu schlagen, doch plötzlich wurde sein Arm von hinten festgehalten. Rob hatte alles beobachtet und stand nun hinter Burt, seine Hand fest um dessen Handgelenk geschlossen. Burt fuhr herum, wandt noch in der Drehung seinen Arm aus Robs Griff und zischte: „Du schon wieder!“
Es war ihm deutlich anzusehen dass er nicht gewillt war diese neuerliche Demütigung hinzunehmen. Noch bevor Rob sich versah, hatte ihm Burt eine schallende Ohrfeige verpasst. In Windseile hatten sich alle Schüler um die beiden versammelt. Gary stand neben mir und sah genauso geschockt drein wie ich. Was würde Rob jetzt tun? Ich hoffte inständig dass er es sich nicht gefallen ließ und das tat er auch nicht! Er machte einen schnellen Schritt auf Burt zu und verpasste ihn mit seinen Fäusten zwei schnell aufeinander folgende Schläge. Einer traf Burt auf seine rechte Wange und der andere traf seine Nase. Blut schoss aus Burts Nase und er stürzte sich auf Rob wie ein wildgewordener Stier. Sie fielen zu Boden und wälzten sich hin und her. Ich sah nicht woher er kam, aber plötzlich stand Mister Farnsworth über den beiden Streithähnen. Er zog sie auseinander und hielt sie beide am Kragen gepackt. Wütend fuhr er sie an, ob sie denn noch zu retten waren und ob sie nun ganz verrückt geworden seien. Burt sah echt schlimm aus. Seine rechte Wange war rot und geschwollen und das ganze Gesicht war Blutverschmiert, das immer noch aus seiner Nase lief. Auch auf seinem T-Shirt war Blut. Bei Rob sah man fast gar nichts. Seine Wange, auf die Burt ihm die Ohrfeige verpasst hatte, war leicht gerötet. Das war aber auch schon alles.
Mister Farnsworth führte die beiden aus dem Pausenhof, di-rekt zu Mister Myers, dem Rektor der Schule. Da man bei Rob so gut wie keine Kampfspuren sah und Burt richtig mitgenommen wirkte, nahm Mister Myers an, dass Rob der Übeltäter gewesen sei der den ganzen Ärger begonnen hatte. Burt tat das übrige dazu, indem er Rob beschuldigte völlig grundlos auf ihn losgegangen zu sein. So kam es das unser Freund die nächsten drei Tage jeweils zwei Stunden Nachsitzen musste. Obwohl Robert aus einem guten Elternhaus kam, brachte ihm das mächtig Ärger mit seinem Vater ein. Der verpasste ihm zusätzlich zur Strafe die ihm der Rektor aufgebrummt hatte, eine Woche Hausarrest.
Ich fand das alles sehr ungerecht und am meisten störte mich das Burt einfach so davon kam. Aus diesem Grund ging ich am nächsten Tag zu Mister Myers ins Büro und erzählte ihm was sich wirklich zugetragen hatte. Er wollte aber nichts davon hören, da die Sache aus seiner Sicht ja wohl eindeutig sei. Er unterstellte mir sogar dass ich für meinen Freund log. Er rief daraufhin meinen Dad an, was mir eine tüchtige Tracht Prügel einbrachte. Für Rob änderte sich nichts. Es war eine lange Woche ohne ihn, aber sie verging auch.
Wir diskutierten lange darüber wie gekonnt Rob seine Fäuste in Burts Gesicht platziert hatte, fast wie ein richtiger Boxer. Gary spielte die Szene oft mit einem Unsichtbaren Gegner nach und wir mussten dann immer lauthals lachen. Unsere Begeisterung für die Sportart des Boxens war geboren und so erwarteten wir Sehnsüchtig den Tag an dem der Kampf um die Weltmeisterschaft im Schwergewicht ausgetragen werden sollte. Allerdings mussten wir uns da noch etwas gedulden.
Der Rest des Schuljahres verging, ohne dass sich Burt und Rob noch einmal in die Haare kriegten. So gut es unter den gegebenen Umständen Möglich war, gingen sich die beiden aus dem Weg.
Die restlichen Wochen kamen uns unendlich vor. Doch dann war es soweit. Der fieberhaft herbeigesehnte Termin stand vor der Tür. Die Sommerferien!



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Beitrag20.08.2013 16:07

von anuphti
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okay.

Hallo Thomas,

nachdem Du die Regeln gelesen hast und selbst die Stelle mit der Wörterbegrenzung zitiert hast, bin ich etwas befremdet, dass Du gleich vier Kapitel einstellst?

Trotzdem habe ich mich an Deinen Text gewagt und habe bis zu der Stelle mit dem Regenwurm gelesen. Dann habe ich abgebrochen.
Wenn ich das Buch in einer Buchhandlung zwischen die Finger bekommen hätte, hätte ich im ersten Kapitel schon aufgegeben.

Im Endeffekt erzählst Du schon im ersten Kapitel, was im Buch passiert. Und damit ist die Spannung draußen.

Ein Loser tut sich zusammen mit einem anderen Loser, ein Mann drangsaliert einen Sommer lang diverse Kider, darunter ein Mädchen und wird zum Schluss umgebracht.

Na ja. Und der Prota hat immer noch Gewissensbisse.

Generell würde ich so eine Geschichte nicht in der Ich-Form erzählen und den Leser nicht direkt ansprechen.

LG
Nuff

Und wenn Du mehr Kommentare haben willst, stell kürzere Teile ein.
Siehe Regeln smile

edit:

Ich sehe gerade, dass Du die Geschichte schon bei neobooks veröffentlicht hast, willst Du dann überhaupt noch konstruktive Kritik, oder nur Leser finden?


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Beitrag20.08.2013 16:18

von ThomasH
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Sorry! Hab in meinem Eifer hier etwas einzustellen am Ende tatsächlich die Wörterbegrenzung vergessen.
Allerdings passiert noch wesentlich mehr in dieser Geschichte als das was du zusammengefasst hast. Natürlich ist die deine Zusammenfassung auch ein wesentlicher Bestandteil.


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Beitrag22.08.2013 10:41

von Dorka
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Hallo Thomas,

ich habe Kapitel 1 überflogen, Kapitel 2 etwas genauer gelesen, den Rest nicht.

Ich muss Dir leider sagen, Dein Text ist etwas zäh zu lesen.

An deiner Stelle würde ich das 1. Kapitel ersatzlos streichen. Es ist überflüssig. Denn alles das wird ja in den Folgekapitel wiederholt. Da auch der eigentliche Plot bereits enthüllt wird, dient es nicht einmal dem Spannungsaufbau.

Bitte lösche alle Ausrufezeichen, bzw. ersetze sie durch ".". Und schau Dir Kommaregeln an und Regeln, wann man "dass" mit zwei "s" benutzt.

Das zweite Kapitel würde ich direkt mit der Rangelei beginnen. Keine langen Beschreibungen, wie das Schülerleben so ist. Und kürze Deine Szenen auf das Wesentliche. Die Rangelei ist viel zu lang.

Wie die Mutter sich verhält in Gegenwart des und ohne den Vater - musst Du in lebendigen Szenen zeigen, nicht beschreiben.

Ich fürchte, Dir steht eine tiefgreifende und langwierige Überarbeitung bevor.

Gruß
Dorka
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Beitrag22.08.2013 11:33

von ThomasH
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@ anuphti
Natürlich möchte ich Kritik und eure Meinung wissen. Egal ob gut oder schlecht. Es tut doch dabei nichts zur Sache wo ich meine Geschichte online stelle. Kritik kann man nie genug bekommen denke ich.
Es ist ja schon interessant zu lesen wie die Meinungen bei neobooks und hier über meine Geschichte auseinander gehen.


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Beitrag22.08.2013 12:03

von Amaryllis
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Lieber Thomas,

was Nuff meint, ist - so schätze ich-, ob du nur eine Meinung haben möchtest, oder ob du später noch an dem Text weiterarbeiten möchtest. Denn je nachdem macht man sich, wenn man kommentiert, mehr oder weniger Arbeit. Vielleicht kannst du uns da ja noch auf die Sprünge helfen?

Ich hab jetzt nur kurz reingelesen und mir sind zwei Dinge aufgefallen:

.) Ich mag keine persönliche Ansprache des Lesers. Das funktioniert in den wenigsten Fällen.

.) Mir fehlen Beistriche en masse.

Liebe Grüße,
Ama


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Beitrag22.08.2013 13:54

von ThomasH
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Auf jeden Fall möchte ich konstruktive Kritik und ich habe auch vor den Text zu überarbeiten.

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ThomasH
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Akiragirl
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Beitrag22.08.2013 14:10

von Akiragirl
Antworten mit Zitat

Hallo Thomas,

ich habe deinen Text auch nur bis zum Ende des 1. Kapitels gelesen, danach brach ich ab; dein Text konnte mich leider nicht packen.
Für mich ist schon die Herangehensweise problematisch, dass die Hauptfigur diese Geschehnisse dem Leser in so einer Art "Plauderton" mitteilt (so empfand ich das). Das fördert nicht unbedingt die Spannung. Das Hauptproblem an dieser Tonlage sind in meinen Augen die extrem vielen Redundanzen, d.h. deine Figur erzählt mir etwas und dann wiederholt sie es nochmal mit anderen Worten und nochmal und nochmal ... Ich sitze dann immer da und denke "Ja, ich habs jetzt verstanden, könnte es bitte weitergehen?"

z.B. Hier:
Zitat:
Sie müssen wissen dass meine Frau mich für einen guten Menschen hält und mir das auch oft sagt. Sie ist auch der Meinung, ihr hätte nichts Besseres passieren können als mich kennen zu lernen. Ihrer Meinung nach könnte ich nicht einmal einer Fliege etwas zu leide tun. Ich habe große Angst dass ich diesen Status bei ihr verliere, erfährt sie die ganze Wahrheit über mich. Ich wäre nie mehr der Mann für sie, den sie bis jetzt in mir sah. Sie würde mich bestimmt mit ganz anderen Augen sehen und das könnte ich nicht ertragen!
Ich habe Nancy gegenüber ein sehr schlechtes Gewissen deswegen, immerhin habe ich ein Geheimnis vor ihr. Ich bringe es aber nicht fertig, ihr alles zu gestehen. Zu groß ist meine Angst davor sie deshalb zu verlieren.

Du erzählst mir hier Sätze lang eigentlich immer wieder dasselbe. Speziell der zweite Absatz hat keinen Mehrwert an Information gegenüber dem ersten. Und das ist jetzt nur ein Beispiel; das zieht sich durch den ganzen Text und dadurch wird er zäh, langatmig.

Hoffe, du konntest mit dem Feedback etwas anfangen.
LG
Anne


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