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getrost


 
 
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Langer
Geschlecht:männlichSchneckenpost

Alter: 70
Beiträge: 8
Wohnort: Würzburg


Beitrag21.05.2013 10:23
getrost
von Langer
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Neue Version »

wenn mir dunkel wird
und nichts mehr zerbricht
und ich vor wassermangel
scherben schlürfe.
so bleibt doch
der trost der dunkelheit,
der trost von schmerz
der trost  aus durst.

wer wird denn weinen.
also schüttle ich
nickend meine tränen
in eine kaffeetasse und fege
unsere gebrochenen augen
in die alten murmelkuhlen
zum trost.
ja, dabei bleibe ich: zum trost.

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_________________
Bobby Langer
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Aranka
Geschlecht:weiblichBücherwurm
A


Beiträge: 3106
Wohnort: Umkreis Mönchengladbach
Lezepo 2017 Pokapro und Lezepo 2014



A
Beitrag21.05.2013 11:19

von Aranka
Antworten mit Zitat

Hallo Langer,

einfach nur ein Gefallen. Ein sehr großes Gefallen. Ein feiner glaubhafter Ton. Sehr schöne Bilder werden wach: eine sicher ganz besondere Kaffeetasse, die so jeder in seiner Vitrine" stehen hat, vielleicht die, mit dem kleinen Riss. Die Murmelkuhlen. Gut gewählte Dinge finden sich da ein.

Das Gedicht hat eine nachdenkliche Grundstimmung, es geht um Trost, nicht um mehr, aber auch nicht um weniger. Nie droht der Text abzustürzen ins Wehmütige. Eine gute Balance, eine gute Festigkeit. Es gibt ein entschlossenes "also", ein festes "dabei bleibe ich". Der Text hat etwas zu sagen und findet seinen Ton.

Sehr gerne gelesen. Gruß Aranka


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"Wie dahingelangen, Alltägliches zu schreiben, so unauffällig, dass es gereiht aussieht und doch als Ganzes leuchtet?" (Peter Handke)

„Erst als ihm die Welt geheimnisvoll wurde, öffnete sie sich und konnte zurückerobert werden.“ (Peter Handke)
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Eulenbaum
Klammeraffe
E


Beiträge: 867



E
Beitrag21.05.2013 12:15
Re: getrost
von Eulenbaum
Antworten mit Zitat

Langer hat Folgendes geschrieben:
wenn mir dunkel wird
und nichts mehr zerbricht


Hallo Langer,

der Anfang: Schön, sperrig ein bißchen.
Deswegen: gut.

Zitat:
und ich vor wassermangel
scherben schlürfe.
so bleibt doch
der trost der dunkelheit,
der trost von schmerz
der trost  aus durst.


Der Trost von Schmerz- an der Setlle Schmerz klingt dann banal.
Auch die Dunkelheit würde ich evtl. ersetzen.

Zitat:
wer wird denn weinen.
also schüttle ich
nickend meine tränen
in eine kaffeetasse und fege
unsere gebrochenen augen
in die alten murmelkuhlen
zum trost.
ja, dabei bleibe ich: zum trost.


Eventuell die letzte Zeile weglassen. Lapidarer Abgang. Oder das Motiv "Trost" ganz weglassen, und einen noch anderen Schluß finden.

Gruß,
Eulenbaum
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Stimmgabel
Geschlecht:männlichPapiertiger


Beiträge: 4370
Wohnort: vor allem da
Bronzener Sturmschaden Der goldene Spiegel - Lyrik (2)



Beitrag21.05.2013 14:31

von Stimmgabel
Antworten mit Zitat

-


Hallo Langer,

oh ja, Du kannst vers-libre schreiben Smile

(mit einem, mMn inhaltlich fatalen Knackpunkt – kommt dann noch ...)

Der hier gezeigte Grundtenor will straight ahead nach vorne gehen, stellt sich dem Troubleknoten, der nunmal jeden ereilen kann (egal mal, wie massiv, egal was konkret) – weinen ist allemal sinnig, wenn’s sinnig ist,

und sich nicht einzig auf Selbstbemitleidung bezieht, sich darin einmummeln zu wollen. Sich mit Trost einsudeln lassen von den sich selbst gebauten, oder den umgebenden Eidotterschmusern ...
Ist ja genau das, was mMn der Text, das LI nicht besagen will – eben doch, seinen Blick als (noch) aktives Wesen dagegen zu agieren
weiß doch dieses Li in seinem Inneren (spüre zumindest ich heraus).

Da ist dieser agile Titel: „getrost“

Und nun kommt der Knackpunkt, mMn – eben 5x Trost in den Text einzulullen – oh Grusel Wink, nun beginnt mMn der Text zu eiern und in die übliche Tränen/Schmuseküche zu plumpsen.

Damit wird aus dem kraftvollen  „getrost“, eben, etwas getrost trotz ... zu versuchen ... eine Farce, die doch der Text gar nicht will (... oder schätze ich ihn da so derart falsch ein ???)

... und der Trost in seiner immanenten Reinheit (zieliert-empathisch aktive Kraft zu initiieren), den gibt es nunmal real kaum noch – doch meist mehr nur das, den Trost Suchenden in seiner Schwäche weiterhin drinzubelassen ... (oder sich selbst wärmstens einzuplaudern)


Das Li ist doch sogar höchst selbstironisch zu sich - in dem gerade jetzt Gefühl (oder dem Gefühl, es zu kennen) nämlich,
in dem eigenen Festklemmen sich nun doch laut ironisch selbst zu reflektieren:

“ wer wird denn weinen. also schüttle ich ... “

Ebenso lässt mMn diese einfach mal so reingeschmissenen, banalen (Üblich)Tränen den Text sehr aufweichen – also weg damit Wink

Habe mal etwas mini-gekrittelt (klar, ist einzig meine Brille Wink )



getrost


wenn mir dunkel wird .............................. <-- gefällt mir
und nichts mehr zerbricht
und ich vor wassermangel
scherben schlürfe.

so bleibt doch wenigstens ..... <-- wieder ein Touch Selbstironie Wink
das echo
der dunkelheit,
des schmerzes
des durstes.

wer wird denn weinen.
also schüttle ich
nickend meinen tränenschweiß
in eine kaffeetasse und fege .................... <-- gefällt mir
unsere gebrochenen augen
in die alten murmelkuhlen

getrost.
ja, dabei bleibe ich: zum trost.

------------------------------------------------------------------------------
 
In diesem Tenor sehe ich nun dreierlei umgesetzt:

das LI weiß einer immer mal passierenden echten ICH-Haltlosigkeit,
das LI weiß, dass hiergegen einzig ein selbstagiles “getrost“ letztlich nur helfen kann,
das Li weiß dieser sinnigen ICH-Kaffeetasse, hier rein die Tränen (den Tränenschweiß / schöne Ironie ... mMn ...) einzufangen, und dann wegzukippen.

Ebenso würde ich die letzte Zeile wegfallen lassen – wofür, um doppelt zu moppeln Wink


Resümee (mMn): eine gute Schreibe, ein guter Text, - der sich aber selbst wieder komplett aufweicht, zu einer  dann doch irgendwie unglaubwürdigen Trost erstickenden Tränenschüssel. / Paar Mini-Änderungen, und schon erkennt man hier, mMn, ein Li, das empathisch aktiv ist, und nicht die stinkenden Trostsocken der umseienden Geister braucht, die ja gewiss um einen selbst immer gerne lauern ...


Langer, mal so meine Gedanken zu Deinem sehr interessanten Stück – wie Du siehst, habe hier gerne reingeschaut,

ein Tschüss Dir, Frank ...


Ach ja, habs ganz vergessen - aber Hallo, ein herzliches Willkomme Dir in diesem Wortezirkus der Ernsthaftigkeiten und Bocksprünge wink


-


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Gabel im Mund / nicht so hastig...
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Langer
Geschlecht:männlichSchneckenpost

Alter: 70
Beiträge: 8
Wohnort: Würzburg


Beitrag21.05.2013 21:27
Danke.
von Langer
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Na, das war doch mal hilfreich für weitere Besinnung. Denn etwas Tränenweiches sollte das gar nicht sein. Deshalb auch das trotzige "ja, dabei bleibe ich: zum trost", das mir klar machte: Und wenn ich's noch so beschwöre, da ist keiner. Jedenfalls keiner, dem Tränen weiter hülfen. Weshalb ich sie auch mit einer banalen Kaffeetasse entsorgen könnte und mich auch die gebrochenen Augen nicht mehr beeindrucken. Bestenfalls zum Murmelspielen.

_________________
Bobby Langer
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Langer
Geschlecht:männlichSchneckenpost

Alter: 70
Beiträge: 8
Wohnort: Würzburg


Beitrag21.05.2013 21:28
getrost
von Langer
pdf-Datei Antworten mit Zitat

wenn mir dunkel wird
und nichts mehr zerbricht
und ich vor wassermangel
scherben schlürfe.
so kehrt er ein, der trost
aus dunkelheit,
aus schmerz
aus durst.

wer wird denn weinen.
als ob es nicht genügt,
für etwas licht den schalter
anzuknipsen und die tränen aus.
und die gebrochenen augen,
deine und die meinen,
in murmelkuhlen einzufegen,
als wär'n sie spiel. und trost.


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Bobby Langer
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Kissa
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 630
Wohnort: Saxonia
Der silberne Spiegel - Lyrik Silberne Neonzeit


Beitrag26.06.2013 22:01

von Kissa
Antworten mit Zitat

Hallo Langer  (... welch ein Name!),

sehr berührend ist dieses Gedicht, auch nach der Bearbeitung.
Es bringt eine Saite in mir zum Klingen. Es ist nur einen Klang, der mir von endloser Liebe und dem Wunsch nach gemeinsamem Vergehen erzählt.
Freilich las ich die vorangehenden Kommentare nicht, weil ich meine eigene Interpretation finden möchte. Ich finde es immer toll, wenn ein Mann sich seiner oft schmerzlichen Liebe bewusst ist und von ihr erzählt.

Liebe Grüße
Kissa


_________________
"Jede Art zu schreiben ist erlaubt, nur nicht die langweilige."

Voltaire (1694 - 1778)
eigentlich François-Marie Arouet,
französischer Philosoph der Aufklärung, Historiker und Geschichts-Schriftsteller

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