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Hass KGe

 
 
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Lore
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 90
Beiträge: 932
Wohnort: Düsseldorf


Code Philomele
Frauenschicksale in einer Großstadt
Beitrag19.09.2007 11:11
Hass KGe
von Lore
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Das Gefecht hatte sich im Verlauf der Nacht gesteigert, von den
Rheinhöhen gegenüber feuerte die zurückweichende deutsche Armee
pausenlos aus ihren schweren Geschützen in die kleine Stadt.
Sie war sinnlos, diese letzte verzweifelte Gegenwehr, und traf in ihrer
Brutalität nur noch die eigene Bevölkerung.

Sie saß zitternd vor Angst und kalt bis in die Knochen auf dem hölzernen
Deckel des Plumpsklos im Hinterhof.

Eine laute, streitsüchtige Stimme ertönte aus dem Kellerraum gegenüber,
dessen Fenster zu ebener Erde lagen.

Lisa hielt sich die Ohren zu, aber dieser entsetzlichen Stimme war nicht
zu entkommen.

"Wo ist das Luder?" schrie der Vater wütend, und die ängstliche
Stimme der Mutter antwortet etwas, das Lisa von ihrem unbequemen Platz aus nicht verstehen konnte.
Sie wußte, was nun kam und da waren sie auch schon, brutale, klatschende Geräusche.
Er schlug Mama wieder, und diesmal hörbar härter, wütender, und
unbarmherziger als je zuvor.
Und sie, Lisa, war schuld; mal wieder.

Entschlossen stand die Elfjährige auf, verließ ihren kalten Sitz und
rannte hinüber zum Haus.
Das mußte aufhören, sofort! Haß und Wut hatten ihre Vorsicht
beiseite gefegt, sie zitterte nicht mehr, dies war nicht die Zeit, Angst
zu haben.

Sie platzte wie ein kleiner Feuerball in ihrem roten Strickjanker in das
enge Kellergelaß, das von einigen im Luftzug flackernden Kerzen
notdürftig erhellt wurde.
Ihre langen, dünne Beine steckten in übergroßen kratzenden Strümpfen, die faltig über die knöchelhohen Schuhe fielen.
Die klaffenden Sohlen brachten sie auf dem glatten Betonboden fast zu
Fall.

Der muffige Raum, in die Reste der alten Stadtmauer eingelassen, war
feucht und kalt, es roch nach Mäusedreck und Schimmel.
Ein unwirtlicher, abstoßender Ort .
Aber die Mauern waren dick und boten mehr Schutz als normale
Kellerwände.

Ich bin hier," schrie Lisa, "hier bin ich und ich werde nicht dahin
gehen, ich gehe nicht, nicht, nicht!"

Ihre Stimme überschlug sich, sie war außer sich vor Wut, und der
drahtige Mann ließ überrascht von seiner verschüchterten
Frau ab, die er gegen die Wand geschleudert hatte.

Als er sich wütend dem Kind zuwandte, hatte Lisa sich zum Schutz vor
den erwarteten Schlägen schon hinter das Kopfende der kleinen Chaiselongue gedrückt, die hier für die kalten Bombennächte
aufgestellt worden war und fast den gesamten winzigen Raum einnahm.

"Du gehst, und zwar auf der Stelle," schrie er, "und wage es nicht, ohne
Tauschware wiederzukommen, oder ich werde euch allen zeigen,
was es bedeutet, mir zu widersprechen!"

Verzweiflung überfiel das Kind, wie eine schwarze, jeden Atem
erstickende Decke. Sie begann zu keuchen.
Nicht jetzt, auf keinen Fall durfte sie ausgerechnet jetzt einen
Asthmaanfall bekommen, oder sie war verloren.
Nicht zum erstenmal hatte ihr der Vater den Weg zu dem rettenden Inhalationsapparat versperrt, um ihren Willen zu brechen - bitte nicht heute!

Der Mann sah sie aus zusammengekniffenen Augen an: jetzt hatte er sie.
Es gelang Lisa mit fast übermenschlicher Anstrengung, den drohenden
Anfall aufzuhalten, sie ergab sich nicht, aber jetzt flüsterte sie nur
noch:
"Diese Männer dort, das sind alles Verbrecher, sie zwingen mich Schnaps
zu trinken, ehe sie mir die Ware geben wollen und sie fassen mir
zwischen die Beine", sie schluchzte wild auf "...und niemand kommt jetzt
bei dem Beschuß über die Rheinwiesen."

"Hab dich nicht so, Fräulein," sagte der Vater höhnisch, "noch hat dich
ja keiner vernascht, außerdem kann keiner rennen wie du. Wer der Polizei entkommt, wird doch wohl diese fetten alten Säcke austricksen, strenge dich an, oder gehe unter, die Welt ist nicht für Feiglinge gemacht..."

"Ist sie doch, ist sie doch..!" Lisa schrie es wieder, "Sonst wärst du
längst tot, tot, tot, tot..." ihre Stimme überschlug sich erneut, und
die Tränen rannen über das blasse Gesicht.

"Das hättest Du wohl gern," er sah sie bösartig an, und dann, fast
überredend, "sie schießen nicht auf Kinder."

Sie wußte, daß das nicht stimmte.
Immerhin hatte ihre Freundin Carola gestern noch gelebt, und heute war
dort, wo das Nachbarhaus gestanden hatte, nur noch Schutt und Asche.
Sie antwortete nicht, sondern preßte die Arme fest an den Körper, wie
um sich selbst den Schutz zu geben, den niemand sonst ihr zugestand.

Plötzlich warf sich der Vater nach vorn, ergriff einen ihrer dicken
blonden Zöpfe und zog sie daran erbarmungslos aus der schützenden Ecke.

Sie schrie vor Schmerz und trat wild um sich.

Im gleichen Moment zerbarst ihre Welt zu einem Chaos aus Staub, Steinen und krachend herabstürzenden Balken.
  

***

Es dauerte einige Zeit bis sich der Staub lichtete und ein verirrter
morgendlicher Sonnenstrahl durch eine Lücke in der eingestürzten Decke
zu Mutter und Tochter drang, die eng umschlungen und staubbedeckt unterm Türrahmen kauerten.

Etwas abseits lag der Mann, die Beine eingeklemmt unter einem schweren Deckenbalken.
Steinquader aus der alten Stadtmauer waren auf seine Brust gefallen.

"Helft mir," stöhnte er, und blutiger Schaum sickerte aus seinem
Mundwinkel.
"Hilfe, Hilfe..." Die Stimme wurde schwächer...

Doch die Frau schirmte die Tochter mit ihrem Körper ab.
Beide Hände auf den Ohren des Kindes, sperrte sie diese Stimme aus,
unerbittlich und haßerfüllt, bis sie gänzlich erlosch.

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MichaelaMaria
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 38
Beiträge: 113



Beitrag20.09.2007 23:33

von MichaelaMaria
Antworten mit Zitat

Hey smile

Wirklich sehr spannende Geschichte! Nach dem dritten Absatz konnte ich garnicht mehr aufhören zu lesen! Du schaffst es sofort Sympathie für das Mädchen und endlose Antiphatie für den Vater zu erzeugen!
Zitat:
Etwas abseits lag der Mann, die Beine eingeklemmt unter einem schweren Deckenbalken.
Steinquader aus der alten Stadtmauer waren auf seine Brust gefallen.

Da habe ich mich vorlauter Bosheit richtig gefreut ... *rot werd*  Embarassed

DAs ist mir unklar:
Zitat:
ließ überrascht von seiner verschüchterten
Frau ab, die er gegen die Wand geschleudert hatte

Dann hatte er sie also gegen die Wand gedrückt? *g* oder zuerst geschleudert und dann gedrückt?

Zitat:
kalt bis in die Knochen

ich weiß nicht warum, aber das hört sich für mich irgendwie eigenartig an ...

Zitat:
dessen Fenster zu ebener Erde lagen

Vielleicht ein bischen kompliziert ausgedrückt?
... drang aus den ebenerdigen Kellerfenstern gegenüber ...?

Ansonsten wie in der vorigen Geschichte - TOLL! - du hast einen wirklich tollen Schreibstil! Angenehm und flüssig zu lesen und du fesselst den Leser!

Daumen hoch smile

GlG smile


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Lore
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 90
Beiträge: 932
Wohnort: Düsseldorf


Code Philomele
Frauenschicksale in einer Großstadt
Beitrag20.09.2007 23:57

von Lore
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Halli-Hallo

Zitat:
DAs ist mir unklar:
Zitat:
ließ überrascht von seiner verschüchterten
Frau ab, die er gegen die Wand geschleudert hatte

Dann hatte er sie also gegen die Wand gedrückt? *g* oder zuerst geschleudert und dann gedrückt?


Das verstehe ich jetzt nicht, wo hat er die Frau denn zuerst gegen die Wand gedrückt?

Deine Schadenfreude sei Dir voll gegönnt, sie ist immerhin Ziel des Autors. Very Happy  Very Happy

Zitat:
Zitat:
kalt bis in die Knochen

ich weiß nicht warum, aber das hört sich für mich irgendwie eigenartig an ...


Das ist seltsam, der Spruch ist für mich völlig normal. sagt man doch, wenn die Kälte durch und durch dringt.


Zitat:
Vielleicht ein bischen kompliziert ausgedrückt?
... drang aus den ebenerdigen Kellerfenstern gegenüber ...?



Ja, das klingt gut.

Danke für  *Daumen hoch*

Lore
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Kino Vollbart
Eselsohr


Beiträge: 236



Beitrag24.09.2007 17:01

von Kino Vollbart
Antworten mit Zitat

Hi.

Etwas, das ich an all Deinen Texten bemängele, hier aber schwerer zu Tage tritt:
Zu oberflächlich.
Bei den anderen Texten macht das nicht so viel, sind halt Spaß-Texte.
Das hier soll keiner sein.

Die Darstellung der psychischen und physischen Grausamkeiten sind leider nur zum Teil gelungen. Zu stereotyp sind die Charaktere und die Situation. Schablonen, die in einer Schablone agieren. Erstaunlicherweise sind die Figuren trotzdem (oder gerade deswegen) nicht schlüssig oder glaubhaft.

Was den Schluss angeht: Du hast - ich glaube es war zu einem von Egopus' Texten - einmal geschrieben, ich zitiere sinngemäß:
Ein Traumschluss ist ein Trick des Autors, aber kein guter.

Auch Du wendest hier einen Trick an: Die Konfliktperson stirbt günstigerweise genau an dem Punkt, wo der Autor Schwierigkeiten mit dem Fortlauf der Szene bekäme. Dabei wäre gerade sie interessant.
Schade.

ru
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Ralphie
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Beitrag24.09.2007 17:05

von Ralphie
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Leider klingt das nach einer Autorin, die nie erlebt hat, was Krieg bedeutet.
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Mana
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Apollon
Beitrag24.09.2007 17:10

von Mana
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leider find ich doof ausgedrückt weil man sowas nie jemanden wünschen sollte aber recht haste

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Wissenschaft ist ein stahlharter Metalldildo zum umschnallen.- Vince Masuka

Mein Lieblingsepigramm:
"Ich selbst bin Ewigkeit, wenn ich die Zeit verlasse
Und mich in gott und gott in mich zusammenfasse." von Johannes Scheffler
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Lore
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Code Philomele
Frauenschicksale in einer Großstadt
Beitrag24.09.2007 17:12

von Lore
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Nein Ihr Hellseher, ich bin 73 und an der Szene ist rein alles ausnahmsweise authentisch.

Soviel zur Kritikfähigkeit.

Lore
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Kino Vollbart
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Beitrag24.09.2007 17:20

von Kino Vollbart
Antworten mit Zitat

Hi.

Warum liest es sich dann nicht so?

ru
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Mana
Mensch

Alter: 39
Beiträge: 2227
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Apollon
Beitrag24.09.2007 17:21

von Mana
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habs net bös gemeint, find den text doch gut nur fehlen mir viele details und gefühlsbeschreibungen, die einem solchen ernsten thema die nötige tiefe verleihen

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Kino Vollbart
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Beitrag24.09.2007 17:26

von Kino Vollbart
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Hi.

Nochwas:

Die Wirklichkeit ist auf der Projektionsfläche der Kunst nicht authentisch. Das kann sie nicht leisten. Sie ist nur subjektiv authentisch.

Es geht vielmehr darum, die Essenz der Wirklichkeit mit Hilfe der Kunst authentisch zu machen.
Denke ich.

ru
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Mana
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Apollon
Beitrag24.09.2007 17:31

von Mana
Antworten mit Zitat

ich finde den text ja gut, aber ich glaub man kann da noch ganz viel daraus machen

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Lore
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Code Philomele
Frauenschicksale in einer Großstadt
Beitrag24.09.2007 17:48

von Lore
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Na fein, dann macht mal was draus.  Very Happy

Ich habe geschrieben worum es *mir*  ging.

Wer den Text wie liest, kann ich nicht beeinflussen, was wohl logisch sein dürfte.

Ihn zu verändern kommt deshalb nicht in Frage, weil er dann nicht mehr wieder gibt, was wirklich geschah.

Ihn weiter zu schreiben und mehr Gefühl reinzubringen, kann sicher nur jemand machen, der nicht dabei war.

Ich nicht.

Lore
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Apollon
Beitrag24.09.2007 17:59

von Mana
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mhn wenn du wirklich der überzeugung bist das du nix verändern willst kannst du ihn so stehen lassen, er ist ja auch zweifelsohne gut.
aber ich als künstler bin nie zufrieden mit meinen werken, ich kanns dir am treffendsten mit dem zeichnen erklären. es gibt kein absolut fertiges kunstwerk, weil ich egal wielang ich daran arbeite immer wieder etwas entdecke das ich besser haben will. beim geschreibenen sehe ichs bei mir genauso. ich bin nie wirklich zufrieden.
die persönlichen gedanken und gefühle kommen ja super rüber.

Zitat:
Sie saß zitternd vor Angst und kalt bis in die Knochen auf dem hölzernen
Deckel des Plumpsklos im Hinterhof.

Eine laute, streitsüchtige Stimme ertönte aus dem Kellerraum gegenüber,
dessen Fenster zu ebener Erde lagen.

Lisa hielt sich die Ohren zu, aber dieser entsetzlichen Stimme war nicht
zu entkommen.


das find ich super genial und auch das was folgt

Zitat:
Das Gefecht hatte sich im Verlauf der Nacht gesteigert, von den
Rheinhöhen gegenüber feuerte die zurückweichende deutsche Armee
pausenlos aus ihren schweren Geschützen in die kleine Stadt.
Sie war sinnlos, diese letzte verzweifelte Gegenwehr, und traf in ihrer
Brutalität nur noch die eigene Bevölkerung.


aber das find ich irgendwie steril


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Beitrag24.09.2007 18:01

von Kino Vollbart
Antworten mit Zitat

Hi.

Warum so gereizt?

Das alte Argument vom "Ich schreibe so, wie es mir passt", mag richtig sein. Wenn man für's Tagebuch schreibt.

Wenn man hingegen etwas aussagen will, womit auch andere Leser was anfangen können, muss man notgedrungen von der Wirklichkeit zur Essenz. Und das schafft der Text halt nicht.

Ich will sagen: Dass Deine Erfahrungen tiefen Eindruck auf Dich machten/machen, ist ja klar. Aber wenn Du diesen Eindruck und nicht nur die Erfahrung vermitteln willst, reicht die blanke Erfahrung nicht aus.
Du musst zur Essenz vordringen (,wenn es kein Tagebucheintrag bleiben soll), sonst bleibt er (der Eindruck) dem Leser verborgen.

ps Es ist das Ziel der Literatur, zu beeinflussen, wie etwas gelesen werden soll. Wozu schreibt man sonst, wenn's ehe jeder verstehen könnte, wie er will.

ru
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Mana
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Apollon
Beitrag24.09.2007 18:04

von Mana
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die kunst ist ja dem leser das fühlen zu lassen was man selber fühlt.

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Beitrag24.09.2007 18:06

von Kino Vollbart
Antworten mit Zitat

Hi.

Genau!   Cool

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Lore
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Code Philomele
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Beitrag24.09.2007 18:22

von Lore
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Zitat:
ps Es ist das Ziel der Literatur, zu beeinflussen, wie etwas gelesen werden soll. Wozu schreibt man sonst, wenn's ehe jeder verstehen könnte, wie er will.


genau das habe ich mich schon oft gefragt, sehe aber fast überwiegend Texte, bei denen der Leser genau diese Frage an den Autor stellen muss.

Es scheint also jede Menge Literatur zu geben, die interpretiert werden muss. Vielleicht sogar soll.

Das muss diese Geschichte nicht, aber...sie kann nur wiedergeben, was das Kind von damals empfand, zu einer solchen Geschichte etwas dazu erfinden, verbietet sich für mich.

Anders ist das mit anderen Geschichten aus jener Zeit, da geht das ohne Probleme.

Um ein Beispiel zu geben, setze ich jetzt mal etwas anderes rein, das aus dem gleichen Zeitabschnitt stammt, da konnte/musste der persönliche Blickwinkel nicht unbedingt im Focus bleiben, die Sicht durfte sich auf andere Hauptfiguren verlagern.

@Manaking

Ich verstehe, dass Du Deine Werke immer wieder in Frage stellst, allerdings nur, wenn Du aus Erfahrung weisst, sie wurden dann nach Bearbeitung auch jedesmal besser.

Ist das nicht der Fall, was bedeuten könnte, es wurde eher verschlimmbessert, dann ist diese Vorgehensweise so empfehlenswert ja dann auch wieder nicht.
Aber über Kunst kann und will ich nicht diskutieren, ich bin eine Geschichtenerzählerin, nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Mit Kunst in dem von Dir erwähnten Sinne, hat das eher wenig zu tun, ich sehe das auf jeden Fall so.

Diese Story hier kann einfach nichts anderes wiedergeben, als die harte Realität.
Hättest Du zu jener Zeit gelebt, würdest Du wissen, dass man nur die Gefühle der Protags wiedergeben darf, ohne Rücksicht auf spätere Leser, denn sobald er *bearbeitet* wird, hört er für den Autor - in dem Fall mich - auf authentisch zu sein.

Das wäre so, als wollte ich den Lesern etwas *schmackhaft*  machen und obwohl ich das sonst durchaus tue, bei diesem Text nicht.

Lore
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Mana
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Apollon
Beitrag24.09.2007 18:28

von Mana
Antworten mit Zitat

manchma bedeutet verbesserung nicht einfach dazufügen oder umschreiben, manchmal kann auch einfach etwas gestrichen werden

wie wäre es wenn du die einleitung weglässt, das führt dazu das der leser wie auch das mädchen erst nicht weiss worum es geht

Zitat:
Das Gefecht hatte sich im Verlauf der Nacht gesteigert, von den
Rheinhöhen gegenüber feuerte die zurückweichende deutsche Armee
pausenlos aus ihren schweren Geschützen in die kleine Stadt.
Sie war sinnlos, diese letzte verzweifelte Gegenwehr, und traf in ihrer
Brutalität nur noch die eigene Bevölkerung.


oder stell die situation auch aus den augen des mädchens dar


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MichaelaMaria
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Alter: 38
Beiträge: 113



Beitrag24.09.2007 18:31

von MichaelaMaria
Antworten mit Zitat

Da sieht man wieder wie subjektiv alles eigentlich ist.

Ich habe sofort mitgelitten mit dem Mädchen und fand die Geschichte äußerst spannend und toll geschrieben!

Großes Kompliment smile
Wenn man dann auch noch erfährt, dass es wirklich passiert ist bekomme ich eine richtige Gänsehaut  Embarassed

Viele liebe Grüße smile


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Lore
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

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Code Philomele
Frauenschicksale in einer Großstadt
Beitrag24.09.2007 20:31

von Lore
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Zitat:
wie wäre es wenn du die einleitung weglässt, das führt dazu das der leser wie auch das mädchen erst nicht weiss worum es geht



Was?
Das Mädchen steckt doch mitten drin, wie soll die denn nicht wissen dürfen, um was es wirklich geht.

Also, der Vorschlag kann ja dann kaum ernst gemeint sein. Very Happy  Very Happy  Very Happy

Lore
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Lore
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Alter: 90
Beiträge: 932
Wohnort: Düsseldorf


Code Philomele
Frauenschicksale in einer Großstadt
Beitrag24.09.2007 20:32

von Lore
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hi MichaelaMaria

Sollen wir mal spekulieren?

Vielleicht ist es so, dass diese Geschichte etwas für die Weiblichkeit ist.
Dann wären wir alle aus dem Schneider..lach

Danke Dir

Lore
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Laetitia
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Alter: 34
Beiträge: 40
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Beitrag24.09.2007 20:36

von Laetitia
Antworten mit Zitat

mh... ich würde das argument sogar bekrätigen, in dem sinne, das mich die Geschichte auch sehr angespprochen und berührt hat smile
Ich finde sie stellt gut diese kalte welt damals dar.
Und was das authentiosche betrifft: Auf mich wirkt sie authentisch, aber ich könnte meine Oma ja zur bestätigung auch mal lesen lassen.^^


_________________
Mit freundlichen Grüßen, Laetitia Branchi
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