18 Jahre Schriftstellerforum!
 
Suchen
Suchabfrage:
erweiterte Suche

Login

Jetzt erhältlich! Eine Anthologie von und mit unseren Usern. Jetzt bestellen! Die erste, offizielle DSFo-Anthologie! Lyrikwerkstatt Das DSFo.de DSFopedia


Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Prosa -> Werkstatt
Habts Ankunft


 
 
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
 Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  « | »  
Autor Nachricht
kw
Geschlecht:männlichGänsefüßchen


Beiträge: 27



Beitrag22.07.2012 10:19
Habts Ankunft
von kw
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Der Stil ist zwar nicht in, hat aber Spaß gemacht zu schreiben.
----------------------
Habt. Ja Habt, so nannten ihn alle. Keiner wusste und weiß es heute noch nicht, wo der Name hergekommen war, er war plötzlich da. Genauso wie Habt plötzlich da war, aus dem Nichts. Vielleicht war er über Nacht auf einem Feld gewachsen, oder im nahen Wald. Wahrscheinlich hatte ihn aber der Wind her geweht. Der Wind, der nun ständig da war, genauso wie Habt. Kaum jemand erinnerte sich an die Zeiten, als der Wind noch ein sporadisches Lüftchen gewesen war, das verträumt die Bäume durchkämmt und die Mauern der Schleuse gestreichelt hatte, um dann noch einen kurzen Abstecher an die ersten Häuser im Ort zu machen, bevor es im Nirgendwo verschwunden war. Dieses Lüftchen war nun nicht mehr. War es erwachsen geworden oder vom inzwischen lästigen, stets und überall zerrenden Wind vertrieben?
Ja, der Wind war früher da als Habt. Ja, das war er. Da waren sich alle sicher. Und jeder im Dorf fragte sich, wie lange er noch bleiben werde. Er, der Wind. Und er, Habt.
Warum war es nicht wie früher. Musste dieser Wandel das Dorf heimsuchen? Mancher schob Habt schon die Schuld am Wind in die Schuhe, obwohl dies Unsinn war und jeder das wusste. Wie konnte jemand Schuld haben an der Existenz des Windes, welcher nachweislich und in allen Gedächtnissen verankert, schon vorher da gewesen war?
Als Habt ins Dorf kam, hatte er keinen Namen. Da waren sich alle einig. Wieso sollte eine einzelne Person, die keinen Ton von sich gab, einen Namen brauchen? Wozu? Habt hatte sicher nicht einmal einen Zettel in der Tasche, auf dem sein Name vermerkt war. Er brauchte keinen Zettel. Wozu auch? Mit Sicherheit wusste er seinen eigenen Namen. Da aber die Dorfbewohner nicht auf Dauer nur von 'ihm' sprechen konnten, gab ihm irgend jemand den Namen Habt. Keiner wusste und weiß mehr, wer den Namen als erster aussprach. Keiner wusste, was dieser Name bedeuten sollte, aber er machte ruck zuck die Runde und war, glaube ich, schon am nächsten Tag jedem so geläufig, als sei Habt schon immer im Dorf gewesen und habe schon immer so geheißen.
Die Menschen sind manchmal eigenartig. Sie schließen einen aus oder ins Herz ein, gerade wie es ihnen gefällt, und niemand weiß, was sie im jeweils aktuellen Fall tun werden. Jedes mal ist es eine Überraschung. Manchmal reagieren alle gleich, manchmal bilden sich Gruppen und oft hat jeder seine eigene Meinung.
Wie das nun bei Habt gewesen war, als er plötzlich auf der Bank unter der Dorflinde saß,  wusste keiner mehr. Alle Dorfbewohner hatten ihn scheinbar gleichzeitig gesehen, auch die, die draußen auf den Feldern waren, obwohl die ihn gar nicht zur selben Zeit wie die im Dorf Gewesenen gesehen haben konnten. Aber jeder wusste von Habts Anwesenheit im Dorf und jeder war sich sicher, dass er ihn als erster gesehen hatte. Niemand konnte sich erinnern, von Habts Anwesenheit von jemand anderem erfahren zu haben. Niemand sprach über diese Ungewöhnlichkeit, für alle war diese Tatsache der Gleichzeitigkeit das Selbstverständlichste auf der Welt.
Am Abendtisch wurde gerätselt, wo er her gekommen sei, was ihn hergeführt habe und wo er wohl über Nacht bleiben werde. Die meisten schienen sich auf den Wind geeinigt zu haben, denn das war das Wahrscheinlichste. Und was er im Dorf wolle, werde man schon noch erfahren. Über Habts Nachtlager machte sich keiner Gedanken. Irgendjemand werde ihn schon aufnehmen. Vielleicht werde er im Gasthaus übernachten. Dass der Wirt, der beklagenswerte Witwer, seiner Frau nach kurzer Zeit gefolgt und erst vor einer Woche beerdigt worden war, das bedachte niemand.
Niemand hatte Habt angesprochen als er ihn das erste mal sah, ebenso wenig hatte dieser jemanden angesprochen. Bis jetzt fand noch kein einziger Wortwechsel mit dem Neuankömmling statt. Das Leben ging seinen Gang, nur eben mit Habt. Was hätte man ihm sagen können? Im Dorf wusste jeder alles von jedem. Was sollte man noch darüber reden? Und was hätte man ihn fragen können? Woher er komme? Was er hier wolle? Er werde es schon mitteilen, wenn er die Zeit für gekommen hält. Davon waren alle überzeugt. Alles regelt sich mit der Zeit von selbst, das war immer so gewesen. Warum sollte es in diesem Fall anders sein?

So verging die erste Nacht. Am nächsten Morgen, als einer nach dem anderen sein Haus verließ, um beim Bäcker sein Frühstück zu holen, um aufs Feld zu gehen oder seine sonstigen täglichen Aufgaben zu erfüllen, saß Habt schon auf der Bank unter der Dorflinde. Manche dachten, er habe sich seit gestern nicht vom Fleck gerührt. Doch wer hätte ihm das Hörnchen gebracht, das er für alle sichtbar mit höchstem Genuss andächtig verzehrte. Jeder glaubte er sei der erste, der das Haus verlassen habe, und der Bäcker hatte sicher auch keine Zeit gehabt, ein einzelnes Hörnchen durchs halbe Dorf zu tragen, wo er doch aus Erfahrung wusste, dass alle jeden Tag nur darauf warteten, dass er aufmache. Mit der sichtlichen Verzückung, mit der Habt in das Hörnchen biss und mit kerzengeradem Oberkörper auf der Bank sitzend, auf der sonst jeder nur leger auf seinen Stock gestützt oder das Kinn haltend, die Ellenbogen auf den Knien ruhend, dasaß, konnte man meinen, Habt sei ein Aristokrat.
Aber was sollte ein Aristokrat hier in ihrem Dorf? Hierher verirrte sich schon lange keiner mehr, und mit keiner meine ich nicht nur Aristokraten. Das Dorf war abgelegen, wie auf einer Insel, umgeben von Klippen und tosender Gischt. Nur Lebensmüde hätten es gewagt für nichts und wieder nichts hierher zu gelangen. War Habt etwa einer von denen?
Das wäre endlich ein Thema für den abendlichen Besuch im Gasthaus. Bei diesem Gedanken erinnerte sich plötzlich wieder jeder, dass es ja gar keines mehr gab. Gegeben hatte es es schon, aber es war kein Wirt mehr da. Gar mancher grübelte den ganzen Tag während seiner Arbeit auf dem Feld, in der Küche oder in der Werkstatt, wo denn Habt nun geschlafen habe und werde. Am Abend werde man diese Ungewissheit aber definitiv klären. Die Allgemeinheit konnte nicht länger im Ungewissen gehalten werden. Und wenn eine Gemeindeversammlung einberufen werden müsse. Die Ordnung im Dorf war in Gefahr. Es konnte nicht angehen, dass etwas vorging, von dem nicht jeder alles wusste. Es bestand dringender Handlungsbedarf.
Ach, ich wollte noch erzählen, dass der Tag einer der herrlichsten war. Die Sonne schien von früh bis spät, nicht zu heiß, aber auch nicht zu kalt. Vereinzelte Lämmerwölkchen verzierten den Himmel, man sah sie bei genauem Hinsehen richtiggehend hüpfen. Der Dorfbrunnen plätscherte monoton.   Die einäugige Katze, die sich einmal mit dem hinkenden Hund angelegt hatte, überquerte den Dorfplatz, von der Kirche in Richtung Gasthaus. Nach kurzer Zeit nahm sie den gleichen Weg wieder zurück. Vielleicht war sie nicht unterrichtet worden, dass der Wirt nicht mehr lebte und somit der gewohnte Teller mit rohen Fleischresten und der zweite mit etwas Milch nie mehr zur Verfügung gestellt werden. Deutete dies nicht auf eine schleichende Revolution in der Dorfgemeinschaft oder doch wenigstens auf einen Schlendrian hin?
Auch dieses Problem musste auf der abendlichen Gemeindeversammlung aus der Welt geschafft werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass diese einberufen werde, wuchs immer mehr. Doch wer sollte sie einberufen? Der Wirt, schließlich war er der Dorfvorsteher, der dies immer getan hatte, war tot. Ein neuer war noch nicht auserkoren.  Die Räume konnten nicht genutzt werden, da niemand mehr da war, um sie auf zu schließen. Eine Bewirtung konnte auch nicht stattfinden, da der Wirt ja tot war und wie oben schon erwähnt, seine Frau auch.
Die Schlüssel wurden nach dem Tod dem Dorfältesten, von ihm ist später noch die Rede, übergeben, vorschriftsmäßig, wie es immer schon Sitte war. Dort blieben sie, bis die Eigentumsverhältnisse klar, das Testament, sofern vorhanden, erfüllt war und das ganze Dorf seinen Segen dazu gegeben hatte. Da die Wirtsleute ohne Nachkommen waren, hatte niemand Eile irgend etwas in der Sache voran zu treiben. Dies schien sich jetzt zu rächen.
Das Ganze begann aus dem Ruder zu laufen, und alles nur weil dieser Habt ins Dorf gekommen war, ohne dass man sich vorbereiten hätte können. Ohne Habt hätte es gar kein Problem gegeben, hätte in Ruhe geklärt werden können, wie in Zukunft Gemeindeversammlungen abgehalten werden. Nun aber wurde ihnen eine Eile aufgedrängt, mit der keiner umgehen konnte, und Hektik war etwas, was dem Dorf vollkommen fremd war. Auch zum Beschluss einer geänderten Lebensgeschwindigkeit hätte es einer Versammlung bedurft. Ein Strudel begann sich zu formen. Und das wussten alle, einen Strudel musste man beim Entstehen in den Griff bekommen, oder besser noch, beseitigen, denn hier lauerte Gefahr.
Die Blätter der Linde weigerten sich, auch nur einen Laut von sich zu geben, und allen fiel auf, dass der Wind heute wieder das Lüftchen von einst war. War das auf Habt zurück zu führen? War er deshalb gekommen?
Dieser Habt fing an, unangenehm zu werden. Ein Wirbel von diesem Ausmaß kam ja schon fast einem Tornado gleich, auch wenn niemand wusste, was ein Tornado ist, da noch nie einer in ihrer Gegend gewütet hatte. Aber dessen Ausmaß wurde angenommen.
Die inzwischen angehäufte Vielfalt der Tagungspunkte konnte gar nicht an einem Abend abgearbeitet werden, auch wenn der Wirt noch gelebt hätte.  Sollte man sich nicht lieber gleich dem Feind ergeben? Doch wer war der Feind? Habt? War er gekommen, um die Macht an sich zu reißen? Das hatte noch keiner gewagt, kein Fremder und keiner vom Dorf, zumindest konnte sich niemand daran erinnern. War das das Geheimnis seines einzigartigen Namens, den noch nie einer vorher gehört hatte? Hier möchte ich den Leser darauf hinweisen, dass der Name seinen Ursprung im Dorf hatte. Doch daran dachte in diesem Augenblick keiner von ihnen.
Alle waren zu sehr damit beschäftigt, über die Notwendigkeit einer Versammlung zu grübeln. Kein Dorfvorsteher war da, der dies regeln hätte können, kein Wirt, der die Räumlichkeiten zur Verfügung hätte stellen können. Von der Notwendigkeit der Bewirtung hätte man ja in diesem Einzelfall ausnahmsweise abweichen können, sozusagen um etwas Pepp ins Dorfleben zu bringen. Und ob Sie, mein geneigter Leser, es glauben oder nicht, mittags, Schlag 12 Uhr, die Turmuhr schlug es wirklich, also mit dem letzten Schlag hatten alle die gleiche Idee. Man könnte doch Habt zum neuen Dorfvorsteher machen. Der hatte scheinbar Zeit, sonst wäre er ja nicht gekommen. Außerdem müsste er dann Farbe bekennen, warum er wirklich gekommen war, und an diesem Wissen waren alle interessiert. Jeder hielt den Gedanken und seine spätere Ausführung für genial. Warum war nicht schon früher jemand anderer darauf gekommen? Die Leute hier im Dorf scheren sich nichts um das Gemeinwohl. So oder so ähnlich dachte wohl jeder, sozusagen als kleine Abschweifung.
Habt zum Dorfvorsteher zu machen, hatte nur einen kleinen Haken. Dies dämmerte so nach und nach allen. Wer sollte mit ihm als erster reden, denn irgendjemand musste ihm ja den Antrag machen. Sonst könnte er ihn auch nicht annehmen, oder was vielleicht noch schlimmer gewesen wäre, sogar ablehnen. Furcht stieg auf und jeder verfluchte den Gedanken, dass irgendeiner von ihnen einen solchen Gedanken jemals zu denken gewagt hatte. Wäre Habt nur nie ins Dorf gekommen. Das Leben wäre zwar langweilig gewesen, aber jeder hätte es im Griff gehabt. So aber?
Das Dorfleben steuerte auf ein Desaster zu, unabwendbar und alles vernichtend. Hätten sie vor einem Jahr nicht so großspurig getönt, der Bischof könne seinen neuen Geistlichen behalten, einen wie den alten gebe es sowieso nicht. Und da der Bischof  der Überzeugung war, er halte den längeren Hebel, das Dorf würde schon klein beigeben und ihm dankbar sein, wenn sein neuer Pfarrer sich hier niederließe, schickte er keinen Ersatz. Seine Rechnung schien nun auf zu gehen. Doch um genau das zu verhindern, wurde der angedachte Gedanke sofort wieder aus den Köpfen der Dorfbewohner verbannt. Sollte etwa Habt der neue sein und sie ausspionieren wollen. Da käme er gerade recht und zu den richtigen.
Jeder schwankte zwischen Abneigung, Neugierde und Hoffnung, diese verzwickte Sache möge sich schnell in Gottgefallen auflösen. Mancher überlegte schon, ob es richtig war, den Bischof so verärgert zu haben. Er hatte mit dem neuen Pfarrer doch sicher auch das Wohl des Dorfes im Sinn. Man hätte sich wahrscheinlich wieder mit der bei jeder Messe stattfindenden Kollekte abfinden können, auch wenn sie bei jedem ein Loch in den Säckel riss, nur um den Palast des Bischofs noch größer und prachtvoller zu gestalten.
Wenn ein Pfarrer auch nicht besonders produktiv zu sein schien, er hatte einen Vorteil. Er durfte das ihm Erzählte nicht weitertratschen. Die Gefahr eines Lecks in der Verschwiegenheit war im Gasthaus in geselliger Runde, oder auch bei Zwiegesprächen auf dem stillen Örtchen, nicht gegeben. Und obwohl jeder von jedem alles wusste, waren etliche der Meinung, das dem Pfarrer Anvertraute sei geheim und nur unter dem Siegel der Verschwiegenheit einem einzigen Menschen erzählt worden, besonders die Frauen waren der Meinung.
Nun sei 's drum. Das löste das aktuelle Problem auch nicht. Eine ultimative Lösung musste her. Das Chaos schien an Fahrt auf zu nehmen, schien keine Dämpfung mehr zu akzeptieren. Sollte man Habt aus dem Dorf jagen? Doch wie? Wer sollte den Anfang machen? Wenn Habt nur ein einfacher Wanderer war, den es von den Hauptwegen hierher ins Abseits verschlagen hatte, womöglich wollte er gar nicht hier her, hierher, wo es doch so schön war. Niemand wollte fort von hier, also musste der Ort doch auch seinen Reiz auf andere ausüben. Hatte man Habt Unrecht getan? Man sollte in der Versammlung lieber überlegen, wie man dieses Unrecht wieder gut machen könne. Vielleicht wenn jeder ihn für eine Nacht aufnehmen und ihn festlich bewirten würde? Das würde ihn sicher besänftigen. Und nebenbei könnte man ihn aushorchen, warum er hier sei. Diese Gedanken beschäftigten von nun an die Dorfbewohner. Die, die konnten, spähten, sich tief im Schatten der Gardinen haltend, hinaus zur Dorflinde, teilweise um sich zu vergewissern, dass Habt noch da saß, teils um nur nichts zu verpassen, wenn es los ginge.
Und was tat Habt? Der saß einfach nur da auf der Bank unter der Linde, im Schatten und schien das Leben zu genießen. Manchmal schweifte sein Blick über den Dorfplatz, um sich dann wieder im Nichts und Nirgendwo zu verlieren.
Ob er das Dorf und seine Menschen beobachtete, ob er auf einen einzelnen lauerte, um ihn zu vernichten oder zu herzen? Zum Glück waren dies nur Gedanken derer, die ihn sehen konnten, wie er so dasaß, als könne er kein Wässerchen trüben. Wären dies die Gedanken aller gewesen, wären sie sicher sofort zusammengekommen und hätten ihn - auch ohne Anführer und treibende Kraft - gelyncht. Er hätte den Abend mit Sicherheit nicht erlebt, was auch eine Lösung gewesen wäre. Doch glücklicherweise kamen eben nicht alle auf diese Gedanken. Die, die drauf gekommen waren, wunderten sich zwar, dass nichts geschah, da das Dorf doch sonst immer einer Meinung war. Vielleicht gehörte es zum Plan von Habt, das Dorf zu teilen, und das war ihm gelungen. Aus Furcht vor Schlimmen wagte es niemand, mit dem anderen darüber zu reden, nicht einmal mit dem direkten Nachbarn, der ja nun wirklich mehr über einen wusste als man selbst. Hoffentlich kommen die vom Feld bald wieder, dann könne man gemeinsam beratschlagen oder untergehen. Und gar mancher beneidete die draußen auf der Flur, dass sie nicht von solchen Ängsten heimgesucht würden und solche Qualen leiden müssten.
Ach ja, am Nachmittag, als die Sonne nicht mehr ganz so hoch stand, kreiste das Bussardpaar wie jeden Tag über den Feldern und spähte nach Kleintieren, die  von den dort arbeitenden Dorfbewohnern aufgescheucht worden  waren. Doch das war, wie gesagt, nichts besonderes. Das Beunruhigende war heute, dass sich die Bauern nicht sicher waren, ob es wirklich die Bussarde waren oder vielleicht Raben. Niemand war sich sicher, ob zwei Raben auch den Tod bedeuten. Angst zog ein und beunruhigt rechten die Leute das Heu schneller zusammen, als könne das etwas ändern. Waren die beiden Vögel etwa Verbündete Habts. Hielten sie ihn auf dem Laufenden, was im Dorf und herum geschah? Signalisierten sie es ihm mit ihren Flugbildern? Die Linde ließ es zu, dass man von dort aus diesen Flecken Himmel gut sehen konnte. Ein, durch einen im Frühjahr abgebrochenen Ast entstandenes Loch im Laubwerk gab den Blick frei. Sollte das etwa auch Teil von Habts Plan gewesen sein? Warum wollte er das Dorf vernichten?
Es begann in den Köpfen der auf dem Feld Arbeitenden zu brodeln. Hatte jemand im Dorf etwas angestellt, was niemand wusste? Sollten nun alle dafür zur Rechenschaft gezogen werden? Die vom Boden reflektierte Hitze, ja, jeder meinte dass es keine abgestrahlte, sondern eine direkte Reflektion der Sonnenstrahlen war, nur eben unsichtbar und nur als Hitze, schien direkt in die Köpfe zu dringen. Das Blut dort begann zu kochen. Wut über Habt, gepaart mit Angst, brachte die Köpfe fast zum Bersten. Hatten sie ein derartiges Leiden, und nun schon über den ganzen Tag, um gestern nicht zu vergessen, wirklich verdient? Und wenn ja, warum? Auf dem Feld gab es keinen, der nicht den Abend herbeisehnte. Dann würde alles ein Ende haben. Jeder spürte, dass der Abend eine Lösung bringen würde, egal wie sie aussehen werde. Es war nicht zum Aushalten. Wie schön hatten es die im Dorf, die ahnten nichts von der Gefahr, die über ihnen schwebte, im wahrsten Sinne des Wortes.
Eigentlich gab es im Dorf nur zwei Personen, die das Dilemma beseitigen hätten können. Der eine war der Älteste im Dorf. Er wohnte gleich neben der Schleuse, die er früher als Wärter bediente. Jetzt jedoch kamen keine Boote mehr. Der Kanal war überwuchert mit Bäumen und Sträuchern. Selbst kleine Ruderboote hatten ihre Mühe sich durch den Dschungel zu kämpfen. Es wurde auch seit langem von gar keinem mehr versucht. Ja, jetzt war der Wärter ein alter Mann, vielleicht genauso alt wie der Kanal. Beide lebten nur noch von und in ihren Erinnerungen, wobei der Wärter noch einen kleinen Garten für den Eigenbedarf hinter dem Haus unterhielt, oder besser gesagt mit seiner Frau, die genauso alt war wie die beiden. Sie waren die ältesten Personen im Dorf. Ob nun die Frau oder der Mann älter war, wusste niemand genau zu sagen. Dies spielte auch nicht die Rolle, weil der Mann das Oberhaupt in der Familie war, und daran wollte keiner rütteln, schon gar nicht, wenn es um eine Frau ging.
An den Alten heran zu kommen war unmöglich, denn wenn er schlief, verscheuchte seine Frau alle, die diese Ruhe hätten stören können, Mensch und Getier. Und der Alte ruhte ständig. Ja, seit mehreren Monaten hatte ihn schon keiner mehr gesprochen. Wenn er auf war, war er in seinem Garten. In den konnte niemand hineinsehen, da eine scheinbar bis zum Himmel reichende, dichte, keine Lücke freigebende Hecke den Garten von drei Seiten umschloss. Die Hecke war nicht immer so hoch. Es war nur so, dass die beiden Alten zu gebrechlich geworden waren, um auf die Leiter oder auch nur einen Schemel zu steigen. So schoss die Hecke eigenwillig, um sich vielleicht für die früheren Zuschnitte zu rächen, in die Höhe.
Die vierte Seite bildete das Haus, und durch dieses kam niemand, da die Frau dies verhinderte. Aus Furcht vor dem Gezänk der Alten wagte es auch niemand, durch die Hecke zu rufen und so mit dem Alten Kontakt aufzunehmen. Er hätte ja auch schlafen können, und dann wäre der Kontakt nur mit seiner  Frau zu Stande gekommen, und davor fürchtete sich jeder.
Übrigens ganz im Vertrauen, selbst wenn der Alte wirklich einmal nicht geruht haben sollte, kam keiner hinein, da die Frau keifte und unmissverständlich jedem, der Einlass begehrte, zu verstehen gab, dass sie gerade den Teppich gereinigt habe. Der Bittsteller möge doch wieder kommen, wenn der Teppich schon etwas angeschmutzt sei. Dies Wiederkommen war jedoch illusorisch, da der Teppich mindestens einmal am Tag gereinigt wurde und somit nie entsprechend schmutzig werden konnte, zudem waren draußen getragene Schuhe im Haus tabu. Und falls es wirklich einmal zusammentraf, dass ein Bittsteller kam, wenn der Teppich von ihr als schmutzig genug erachtet wurde, betreten werden zu können, dann, ja dann ruhte der Hausherr leider gerade.
Sie werden jetzt fragen, warum hier von Bittsteller die Rede ist. Sie betrachtete jeden als Bittsteller, auch wenn der Besucher wirklich nur zu Besuch kommen und nachsehen wollte, ob es den beiden gut gehe. Auch solche Personen wurden als Bittsteller eingestuft, weil sie ja um ihre Zeit baten, die die Alten scheinbar nicht mehr in ausreichendem Ausmaß hatten. Das Alter treibt seltsame Blüten.
Der zweite, der in Frage kam, sie erinnern sich, es waren zwei, die eventuell in der Lage gewesen wären, das Dilemma zu beseitigen, zumindest meinte dies das ganze Dorf, war der Eremit draußen hoch über der Klippe. Zu ihm wagte sich aber keiner, weil erstens der Weg dorthin nicht nur beschwerlich, sondern auch gefährlich war, zweitens keiner das Dorf in dieser brenzligen Lage allein lassen konnte, und drittens nicht sicher war, ab der Eremit überhaupt mit ihnen sprechen wollte. Wann die wenigen Minuten seiner stark eingeschränkten Zeit des Sprechens mit der Mitwelt waren, wusste niemand, da, bedingt durch die äußerst seltenen Besuche der Dorfbewohner dort draußen, keiner mehr wusste, wann er zu sprechen sei. Und seine Sprechzeiten hielt er unabänderlich ein. Vielleicht wegen eines Gelübdes, vielleicht aus Wut, weil ihn keiner besuchte, vielleicht aus Trotz. Man wusste es nicht. Vielleicht war er aber auch schon gestorben. Niemand wollte sich auf den äußerst gefährlichen Weg am Fuße der Klippe, bedroht von den heran tobenden Brechern der See, und den steilen Pfad hinauf, der beißenden Gischt ausgesetzt, zu seiner kleinen Hütte wagen, womöglich umsonst.
Damit war das Schicksal des Dorfes besiegelt. Eine Lösung war auch an diesem Abend nicht wahrscheinlich. Resignation machte sich breit.
Währenddessen saß Habt immer noch unter der Linde am Dorfplatz. Vielleicht ahnte er von all dem nichts, vielleicht wollte er auch nur nichts wissen.
Je mehr ich erzähle, um so mehr kommt mir eine Erklärung für den Namen Habt in den Sinn. Nicht beim Erzählen, nein, bei den kleinen Gedankenpausen, die ich mir gönne. Die Pausen, in denen der Leser einen Satz zum zweiten mal lesen muss, weil ihm der Sinn beim ersten Überfliegen nicht völlig klar geworden ist. Ich gebe zu, die Sätze sind teilweise sehr verschachtelt, aber das ist nun mal die klassische Erzählweise. So ist mir der Schnabel nun einmal gewachsen.
Vielleicht hat irgend jemand gefragt 'Habt ihr den schon gesehen?' und durch Hörfehler und Verballhornungen blieb letztendlich nur noch das Habt. Ja, so könnte es gewesen sein. So bleibt es, bis mir etwas Besseres einfällt. Bin gespannt ob am Ende nur noch das 'H' übrig bleiben wird, oder gar nur noch ein Hauch von einem Buchstaben, ein letztendlich nichts mehr zuordenbarer Laut.
Es geschah noch viel an diesem Tag, aber nichts was die Bedeutung dessen, was ich bis jetzt erzählt habe, übertreffen hätte können....



_________________
Altwerden schadet erst, wenn man es merkt.
Meine Rechtschreibung basiert auf der Gültigkeit nach der nächsten Reform.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Gast







Beitrag22.07.2012 10:43

von Gast
Antworten mit Zitat

Hallo KW,

das ist ein wenig lang für den Bildschirm, oder? Ich glaube, das Forum schlägt eine Länge von 500 - 2000 Worten vor ... Zu mehr eine Rückmeldung zu geben, kostete auch viel Arbeit, denke ich.

Jedenfalls: Den Spaß, den du beim Schreiben hattest, hatte ich beim Lesen des ersten Viertels nur beschränkt. Du bedienst dich eines sehr betulichen Tons, doch da deine Sätze als solche nicht so herausstechen, dass ich der Form wegen bei ihnen verweilen wollte, und auch inhaltlich nichts geschieht, was mich erst einmal hineinzöge in den Text, er blass und verschwommen bleibt: kann er mich nicht an sich binden. Es kommt doch schnell die Frage: "Warum weiterlesen?"

Manche Sätze sind dir gänzlich entgleist:

Mit der sichtlichen Verzückung, mit der Habt in das Hörnchen biss und mit kerzengeradem Oberkörper auf der Bank sitzend, auf der sonst jeder nur leger auf seinen Stock gestützt oder das Kinn haltend, die Ellenbogen auf den Knien ruhend, dasaß, konnte man meinen, Habt sei ein Aristokrat.

Hier übertreibst du es sehr; bis zur Unverständlichkeit.

Hm. Man hört schon, ich kann damit nicht wirklich etwas anfangen; aber andererseits bin ich auch nicht so der Prosa-Mensch. Mal hören, was die anderen sagen ...

Gruß,

Soleatus
Nach oben
gold
Geschlecht:weiblichPapiertiger


Beiträge: 4943
Wohnort: unter Wasser
DSFo-Sponsor


Beitrag22.07.2012 11:03

von gold
Antworten mit Zitat

hallo Kw,

da hast deinen Spaß gehabt- ich auch mit deiner Realsatire. lol

Naja, der Wind, der ist ein bisschen weit hergeholt, finde ich, den hätte es vielleicht nicht unbedingt gebraucht, aber sonst gefällt mir deine Geschichte und der Ton (sowas mag ich halt)

Die Personen, die nichts reden,herrlich (für mich einen Wunschvorstellung! Wink ) und der Teppich, der erst betreten werden darf, wenn er angeschmutzt ist, ziemlich real!!! Rolling Eyes

der Schluss mit dem Habt, was allmählich verschwindet, hat auch was gehabt...

Lg Gold

hoffe, dass du auch deinen Spaß an meinem Kommentar gehabt hast... Laughing


_________________
es sind die Krähen
die zetern
in wogenden Zedern

Make Tofu Not War (Goshka Macuga)

Es dauert lange, bis man jung wird. (Pablo Picasso)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
madrilena
Klammeraffe

Alter: 88
Beiträge: 647



Beitrag22.07.2012 11:11

von madrilena
Antworten mit Zitat

Hallo kw
es ergeht mir z. T. wie meinem Vorschreiber und dann auch wieder nicht. Ich hätte jedenfalls den Text geteilt, damit man leichter auf jeden Gedanken eingehen könnte. Er ist auch vielleicht ein wenig zu weitschweifig geschrieben, aber mir gefällt der Stil - es ist mal ein ganz anderer, als man heute gewohnt ist. Irgendwie drückt die ganze Geschichte das absolut Nichtssagende aus, was aber gleichzeitig die Macht hat, ein ganzes Dorf aufzuwühlen, in Panik zu versetzen: Ein Fremder kommt - und schon gerät alles Gewohnte, alles, was das bisherige Leben ausgemacht hat, außer Kontrolle. Und gleichzeitig spiegelt der Text die Gleichgültigkeit der Menschen wider. Das klingt jetzt wie ein Widerspruch - dennoch sind die Bewohner diesem Habt gegenüber gleichgültig - keiner bietet ihm Essen oder Schlafmöglichkeit an, man fragt sich nur, wo wird er schlafen. Neugier ja - wirkliches Interesse oder gar Hilfe nein!  Keiner spricht ihn an, die Neugier der Bewohner umkreist ihn wie ein Schwarm lästiger Fliegen, aber Habt lässt sich nicht stören.
Ich gehe jetzt nicht auf die wenigen Rechtschreibfehler ein, frage mich, ob es eine Fortsetzung gibt und ob die überhaupt nötig ist.
Gruß madrilena


_________________
Bücher im Alkyon Irmgard Keil Verlag/Marbach "Schatten umarmen" Kranichsteiner Literaturverlag.
1. "den Himmel mit Händen fassen" ISBN
10:3934136303
2. "Schatten umarmen ISBN 10:3929265133
3. "...und die Zeit stand still" ISBN 10: 3934136311
4."leben" ISBN 10:3934136656
Erhältlich bei Amazon über buchimport Peter Reimer + in Buchhandlungen
Schatten umarmen auch über Libri.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
KeTam
Geschlecht:weiblichUngeduld

Alter: 49
Beiträge: 4947

Das goldene Gleis Ei 1
Ei 10 Ei 8
Pokapro und Lezepo 2014


Beitrag22.07.2012 11:21

von KeTam
Antworten mit Zitat

Hallo kw,

mir gefällt der Tonfall deiner Geschichte, so langsam, betulich. Ich finde, sie spiegelt die Atmosphäre dieses seltsamen Dorfes, das du beschreibst.
Was dir, meiner Meinung nach, sehr gut gelungen ist, sind die Passagen, in denen du die Verschlafenheit dieses Dorfes zeigst.
Zum Beispiel, als die Katze über den Dorfplatz läuft. Das zeigt so schön, dass dort eben nichts passiert.
Allerdings war ich doch überrascht, als du schriebst, das Dorf läge am Meer und von Klippen schriebst. Das solltest du an den Anfang der Geschichte setzen.
Auch die Überlegungen der Dorfbewohner, mit dem toten Wirt, dem Bischof usw. finde ich etwas zu langatmig.
Ich denke, wenn du alles noch straffst, gewinnt deine Geschichte einiges.
Der tiefere Sinn dahinter wird wohl diese Sprachlosigkeit sein, oder?
Moment, einen Begriff fand ich unpassend, und zwar "Dschungel".
Er passt für mich nicht zur sonstigen Sprache, bei mir ist der Eindruck entstanden, dass diese Geschichte nicht in der heutigen Zeit angesiedelt ist und dieser Begriff erscheint mir zu "modern".

Lg,KeTam.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
kw
Geschlecht:männlichGänsefüßchen


Beiträge: 27



Beitrag22.07.2012 11:23

von kw
pdf-Datei Antworten mit Zitat

@gold
freut mich, dass es gefallen hat. Übrigens war der Wind vor Habt da, auch beim Schreiben. Habt stolperte sozusagen in die Schreibübung und war eigentlich als Versuch, ob ich so einen Stil hinbekomme, angelgt.
Er entstand nach dem Lesen von Kafkas Schloß.  Smile

@soleatus
Der Stil ist beabsichtigt 'übertrieben-anik' und auch so, dass man nicht nur drüberlesen kann. Es wäre schlimm, wenn es jedem gefallen würde. Trotzdem, danke fürs Lesen.

KW


_________________
Altwerden schadet erst, wenn man es merkt.
Meine Rechtschreibung basiert auf der Gültigkeit nach der nächsten Reform.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Seitenschneider
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 324



Beitrag22.07.2012 11:23

von Seitenschneider
Antworten mit Zitat

Als der Gedanke im Raum stand,ihn zum Dorfvorsteher zu machen, dachte ich kurz Du wolltest auf einen personifizierten frischen Wind hinaus,der den sehr nachdenklich, passiven,Ahnungslosen und Vorurteil behafteten Menschen in diesem Dorf sehr gut getan hätte.

Doch leider blieb es langatmig ohne weiteren Sinn.

Bei einem "richtigen" Ende hätte mir die Langatmigkeit und Metapher  Wind nichts ausgemacht,aber jetzt muß ich grübeln wozu das alles nötig war.

Schade eigentlich,denn ich dachte wirklich es kommt hier zu einem interessanten Ende mit einem tieferen Sinn.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen
kw
Geschlecht:männlichGänsefüßchen


Beiträge: 27



Beitrag22.07.2012 11:35

von kw
pdf-Datei Antworten mit Zitat

@madrilena
danke für das Gefallen. Eine Fortsetzung ist eigentlich nicht geplant, da nicht nötig. Aber das ganze nocheinmal in völlig anderem Stil aus der Sicht Habts habe ich mir durch den Kopf gehen lassen.

@KeTam
danke auch dir. Der Dschungel wurde eingeführt, da mir Gestrüpp nicht ganz passend erschien - zu harte Gehölze. Urwald ist aus heutiger Sicht nicht mehr für alle bildhaft genug, glaube ich.  Buch
Das Ganze ist zudem in keiner und jeder möglichen Epoche angelegt, weil ich glaube, dass sich die Gemeinschaft der Menschen nicht ändert, vielleicht manchmal pendelt, aber eben nicht ändert.

kw


_________________
Altwerden schadet erst, wenn man es merkt.
Meine Rechtschreibung basiert auf der Gültigkeit nach der nächsten Reform.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
kw
Geschlecht:männlichGänsefüßchen


Beiträge: 27



Beitrag22.07.2012 11:42

von kw
pdf-Datei Antworten mit Zitat

@seitenschneider
das mit dem frischen Wind hast du schon richtig erkannt, doch der kommt eben nicht, er bleibt - wie meist - eben ein Lüftchen.

Das Leben hat nicht immer einen Sinn (vielleicht?). Ein 'modernes' Ende hätte den ganzen Text zerstört. Diese Art Text suggeriert auch sicher keine Action.
Einen tieferen Sinn sehe ich in diesem Text schon, nur muss man sich darauf einlassen.

Trotzdem, danke für das Lesen und die Meinung. Diese sind frei, wie du dem Text entnehmen kannst.  Smile
kw


_________________
Altwerden schadet erst, wenn man es merkt.
Meine Rechtschreibung basiert auf der Gültigkeit nach der nächsten Reform.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
kw
Geschlecht:männlichGänsefüßchen


Beiträge: 27



Beitrag22.07.2012 11:56

von kw
pdf-Datei Antworten mit Zitat

übrigens hatte ich bei dem Dorf Bilder von Dörfern an der Küste Englands im Kopf. So eine Mischung aus Cornwall und Yorkshire. Dort gibt es (ist nun fast schon dreißig Jahre her.) Dörfer, die scheinen sich seit hundert und mehr Jahren nur durch den Teerbelag der Straße geändert zu haben.

_________________
Altwerden schadet erst, wenn man es merkt.
Meine Rechtschreibung basiert auf der Gültigkeit nach der nächsten Reform.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
gold
Geschlecht:weiblichPapiertiger


Beiträge: 4943
Wohnort: unter Wasser
DSFo-Sponsor


Beitrag22.07.2012 12:26

von gold
Antworten mit Zitat

klasse, dass du das Szenario mit Gischt und Klippe eingefügt hast.

Lg Gold


_________________
es sind die Krähen
die zetern
in wogenden Zedern

Make Tofu Not War (Goshka Macuga)

Es dauert lange, bis man jung wird. (Pablo Picasso)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
kw
Geschlecht:männlichGänsefüßchen


Beiträge: 27



Beitrag22.07.2012 12:37

von kw
pdf-Datei Antworten mit Zitat

nah und doch so weit weg vom Dorf - wie alles im Text.

_________________
Altwerden schadet erst, wenn man es merkt.
Meine Rechtschreibung basiert auf der Gültigkeit nach der nächsten Reform.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Seitenschneider
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 324



Beitrag22.07.2012 12:59

von Seitenschneider
Antworten mit Zitat

kw hat Folgendes geschrieben:
@seitenschneider
das mit dem frischen Wind hast du schon richtig erkannt, doch der kommt eben nicht, er bleibt - wie meist - eben ein Lüftchen.


Aber hätte es der Spannung nicht gut getan,dass dieses Lüftchen am Ende mehr Aufmerksamkeit bekommen hätte?

Willst du nicht wissen,warum niemand mit ihm sprach oder er mit den anderen?

Willst du nicht wissen,warum er völlig Tiefenentspannt auf der Bank saß.

Willst du nicht wissen,warum die Bewohner soviel Angst hatten,oder warum sie nichts getan haben um die Zustände in ihrem Dorf zu ändern?

Also mich hätte das schon interessiert,weil Du ja auch gewisse Zustände im Dorf immer wieder betont hattest.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen
kw
Geschlecht:männlichGänsefüßchen


Beiträge: 27



Beitrag22.07.2012 14:21

von kw
pdf-Datei Antworten mit Zitat

@Seitenschneider

es sollte eine Beschreibung/Szenenbild werden, keine Geschichte. Der Leser soll sich die Gedanken zur Situation machen. Ich liefere die Anstöße.

Zuviele 'Erklärungen' hätten einen anderen Schreibstil erfordert und das scheinbar Surreale aus dem Realen und umgekehrt genommen.
 
Ich bin generell kein Freund von 'dem Leser das Denken abnehmen'.

Habts Seite der Geschichte wäre ein zweiter Text (siehe weiter oben).

Bewegung im Bild sollte vermieden werden. Selbst die Vögel bewegen sich eigentlich nicht.

Ürigens, warum Habt so 'tiefenentspannt' auf der Bank saß, weiß ich selbst noch nicht. Sagt mir die eventuelle Gegenversion.
Die würde ich beim Druck auf rechten Seiten plazieren, während obige nur auf linken Seiten stünde. Oder so ähnlich.

kw


_________________
Altwerden schadet erst, wenn man es merkt.
Meine Rechtschreibung basiert auf der Gültigkeit nach der nächsten Reform.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Seitenschneider
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 324



Beitrag22.07.2012 15:26

von Seitenschneider
Antworten mit Zitat

kw hat Folgendes geschrieben:
@Seitenschneider

es sollte eine Beschreibung/Szenenbild werden, keine Geschichte. Der Leser soll sich die Gedanken zur Situation machen. Ich liefere die Anstöße.

Zuviele 'Erklärungen' hätten einen anderen Schreibstil erfordert und das scheinbar Surreale aus dem Realen und umgekehrt genommen.


Es gab aber schon sehr viele Erklärungen,findest du nicht?

Als wolltest du den Leser immer wieder und sehr detailiert an die Dorfsituation erinnern.

Erst der Wind und dann die Trägheit der Bewohner.

Das hat die Szene ja auch so Langatmig wirken lassen.

Ab der Hälfte ging mir dann die Puste aus,weil ich gerne eine Entwicklung aus der Situation heraus gesehen hätte.

Ich fand es dennoch gut erzählt,aber da es keine Steigung oder Abwechslung gab,wurde es schwierig zu lesen.

Zitat:

Ich bin generell kein Freund von 'dem Leser das Denken abnehmen'.


Es ist Dir gelungen,aber durch Deine immer wieder betonte Dorfsituation,fühlte ich mich irgendwann im Stich gelassen.

Dein Text war eigentlich ganz gut,aber zu lang ohne Spannungsbogen.

Ich hatte geduldig darauf gehofft ,dass etwas passiert.

Zum Beispiel,dass einer anfängt mit Habt zu reden ,oder umgekehrt.
Irgendeine aufklärende Situation,die das ganze mal voran treibt.


kw hat Folgendes geschrieben:

Das Leben hat nicht immer einen Sinn (vielleicht?). Ein 'modernes' Ende hätte den ganzen Text zerstört. Diese Art Text suggeriert auch sicher keine Action.
Einen tieferen Sinn sehe ich in diesem Text schon, nur muss man sich darauf einlassen.


Das Leben mag aus manchen Perspektiven keinen Sinn zu erkennen geben. Trotzdem passieren die Dinge aus einem bestimmten Grund.

Kausalität ist wertfrei und klar verständlich.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen
kw
Geschlecht:männlichGänsefüßchen


Beiträge: 27



Beitrag22.07.2012 15:56

von kw
pdf-Datei Antworten mit Zitat

ich gebe gerne zu, dass es auch aus meiner Sicht keine Endfassung ist, deshalb auch in der Werkstatt.
Ich bin mir auch nicht sicher, wie diese Veröffentlichungsfassung aussehen könnte und in welchem Zusammenhang sie stehen soll.
Ich wollte auch keine weiteren Erklärungen voranstellen, da das Ganze schon lang genug war (und dann auch schon bemängelt worden ist). Außerdem wollte ich wissen, wie der Inhalt interpretiert wird.
Spannung und Spannungsbogen hätte ich eher als ablenkend eingestuft.
Inhaltliches war beabsichtigt, aber für mich stand der Stil (in Kombination mit dem Inhalt) im Vordergrund.
Ich werde mir aber deine Meinung überlegen.

Gruß
kw


_________________
Altwerden schadet erst, wenn man es merkt.
Meine Rechtschreibung basiert auf der Gültigkeit nach der nächsten Reform.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
kw
Geschlecht:männlichGänsefüßchen


Beiträge: 27



Beitrag22.07.2012 15:59

von kw
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Zitat:
Trotzdem passieren die Dinge aus einem bestimmten Grund.


Ich würde es manchmal eher Anlass nennen.


_________________
Altwerden schadet erst, wenn man es merkt.
Meine Rechtschreibung basiert auf der Gültigkeit nach der nächsten Reform.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
Seite 1 von 1

Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Prosa -> Werkstatt
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht teilnehmen.
In diesem Forum darfst Du keine Ereignisse posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht herunterladen
 Foren-Übersicht Gehe zu:  


Ähnliche Beiträge
Thema Autor Forum Antworten Verfasst am
Keine neuen Beiträge Ideenfindung, Recherche
Ablauf Ankunft in der Stadt – Spät...
von Nina C
Nina C Ideenfindung, Recherche 15 19.02.2024 01:58 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Werkstatt
Gold und Asche: Ankunft bei den Rus
von Irschle
Irschle Werkstatt 4 27.01.2024 00:03 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Werkstatt
Ankunft am Heiligen Abend
von HansGlogger
HansGlogger Werkstatt 0 30.12.2023 13:43 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Feedback
Sternzeichen unserer Ankunft
von Tisssop
Tisssop Feedback 2 07.02.2023 20:55 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Werkstatt
Auszug Kapitel 1 - Ankunft
von Pollux
Pollux Werkstatt 4 21.05.2019 21:44 Letzten Beitrag anzeigen


Impressum Datenschutz Marketing AGBs Links
Du hast noch keinen Account? Klicke hier um Dich jetzt kostenlos zu registrieren!