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Nightflyer
Geschlecht:männlichLeseratte
N

Alter: 41
Beiträge: 128



N
Beitrag15.06.2012 15:07
Verschleppt
von Nightflyer
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Der Knall war ohrenbetäubend und die Druckwelle fegte Tony von seinem Bürostuhl auf den Boden. Die Glasfront des Gebäudes war komplett zersplittert. Glasscherben steckten in den gegenüberliegenden Wänden und den Möbeln. Tony versuchte sich wieder aufzurappeln und knickte gleich wieder ein. In seiner Rechten Seite steckte ein Glasspeer auf Bauchhöhe. Der Schmerz, gerade noch unbemerkt, wuchs auf das Unerträgliche an und trieb ihm die Tränen ins Gesicht.
Was war passiert? Auf der Strasse hörte er Schüsse, Schreie und Gebrüll, dicker schwarzer Rauch versperrte die Sicht. Vermutlich war eine Autobombe explodiert!

Tony wollte gerade zu einem lauten Fluchen ansetzen als er Steven, seinen Kollegen, am Boden liegen sah.  Dieser hatte die Augen weit aufgerissen und gleich daneben ragte ein grosser Glassplitter aus seinem Kopf. Steven war zweifellos tot.
Tony wurde übel und er erbrach sich. Nur mit sehr viel Mühe konnte er sich vorwärts bewegen. Er wollte weg von hier. Wohin wusste er nicht. Er hatte Panik und dass er erst ein paar Meter weit gekommen war hielt ihn nicht davon ab. Auch nicht die Glassplitter welche bereits seine Hände zerschnitten hatten. Er hustete. Blut spritzte auf den Boden. Tony wollte schreien – heraus kam nur ein ersticktes Röcheln.

Noch immer hörte er Schreie und lautes Gebrüll von draussen - und auch immer wieder vereinzelt Schüsse. Dann ein lautes Krachen. Schritte. Über Tony bauten sich zwei bärtige Männer auf. Sie sagten kein Wort, hielten ihm wortlos die Läufe zweier Gewehre ins Gesicht. Ein Dritter kam hinzu, schritt neben Tony vorbei und durchsuchte das Büro. Zumindest ahnte Ton das, denn sehen konnte er den Mann nicht mehr. Sein Gesicht lag platt am Boden, seine Hände hatte er etwas vom Körper weggestreckt, gerade soweit wie der Schmerz in seiner Lende es zuliess. Vermutlich vergingen nur Minuten, ihm kam es wie Stunden vor. Die Zeit verstreicht in qualvollen Momenten extra langsam, dachte er ironisch. Dann wurde ihm ein Sack über den Kopf gestülpt und zugebunden. Jute -  er erinnerte sich wieder an den Geruch.

Kräftige Hände zerrten ihn hoch. Der Scherz war höllisch. Er spürte seinen Puls in die Schläfe hämmern, zusätzliches Kopfweh verursachend. Er wurde nach draussen geschleift, roch verbrannten Kunststoff. Dann warfen sie ihn auf die Ladefläche eines Autos, welches nur Sekunden später los brauste. Tony war nicht gefesselt, trotzdem konnte er sich nicht mehr bewegen. Ihm fehlte die Kraft. Das Brummen des Motors war Monoton. Die Schläge welche er auf der holprigen Strasse erduldete waren Monoton. Der Schmerz war Monoton. Im Sack war es dunkel und die Dunkelheit umschlang langsam auch seinen Verstand. Der Schmerz verblasste und Tony verlor das Bewusstsein.

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Aranka
Geschlecht:weiblichBücherwurm
A


Beiträge: 3106
Wohnort: Umkreis Mönchengladbach
Lezepo 2017 Pokapro und Lezepo 2014



A
Beitrag15.06.2012 19:17

von Aranka
Antworten mit Zitat

Hallo Inko,
du stellst deinen Text in die Werkstatt und da gehe ich einmal davon aus, dass es dir recht ist, wenn daran gearbeitet wird.
Ich schaue einmal zuerst nach Rechtschreibung und so ein paar Kleinigkeiten. Zum Inhalt sage ich dann zum Schluss etwas.
Was mir gleich aufgefallen ist: du benutzt häufiger Adjektive oder Adverbien, die dem Leser keine wichtige neue Information liefern. Sie wirken dann eher schwächend auf das Nomen oder Verb. Trau deinen Worten doch zu, auch ohne so ein Beiwort zu wirken. Auch gibt es so Füllworte, die den Satz aufweichen. Da kommentiere ich nicht großartig. Ich setzte sie in runde Klammern und du entscheidest, ob sie dir wirklich so wichtig sind, oder ob du es siehst wie ich, dass sie überflüssig sind. Wenn ich etwas einfüge oder kommentiere, setze ich das in eckige Klammern.


Zitat:
Der Knall war ohrenbetäubend und die Druckwelle fegte Tony von seinem Bürostuhl auf den Boden. Die Glasfront des Gebäudes war (komplett) zersplittert. Glasscherben steckten in den gegenüberliegenden Wänden und (den) Möbeln. Tony versuchte sich (wieder) aufzurappeln und knickte gleich wieder ein. In seiner (R)rechten Seite steckte ein Glasspeer auf Bauchhöhe. Der Schmerz, gerade noch unbemerkt, wuchs auf das Unerträgliche an und trieb ihm die Tränen ins Gesicht.
Was war passiert? Auf der Stra(ss)ße hörte er Schüsse, Schreie und Gebrüll(,). (d)Dicker schwarzer Rauch versperrte die Sicht. Vermutlich war eine Autobombe explodiert!

Tony wollte gerade zu einem lauten Fluchen ansetzen [glaubst du, dass man in so einer Situation Flucht? Ist man nicht eher erstarrt vor Schreck und Schmerz?] als er Steven, seinen Kollegen, am Boden liegen sah. Dieser hatte die Augen weit aufgerissen und (gleich daneben ragte) ein grosser Glassplitter [ragte] aus seinem Kopf. Steven war (zweifellos) tot.
Tony (wurde übel und er) erbrach sich. Nur mit (sehr viel) Mühe[äußerster Anstrengung?] konnte er sich vorwärts bewegen. Er wollte weg von hier. Wohin wusste er nicht. Er hatte Panik und dass er erst ein paar Meter weit gekommen war[,] hielt ihn nicht davon ab. Auch nicht die Glassplitter[,] welche (bereits) seine Hände zerschnitten hatten. Er hustete. Blut spritzte auf den Boden. Tony wollte schreien – heraus kam (nur) ein ersticktes Röcheln. [Eine gut geschriebene Stelle. Klare Sätze. Der Leser hat ein Bild vor Augen.]

Noch immer hörte er Schreie und lautes Gebrüll von draussen - (und auch) immer wieder [fielen]vereinzelt Schüsse. Dann ein (lautes) Krachen.[Krachen ist selten leise] Schritte. Über Tony bauten sich zwei bärtige Männer auf.[seltene Vorstellung:aufbauen über/ beugten sich über oder aufbauen vor ] Sie sagten kein Wort, hielten ihm (wortlos / sagst du schon im Vorsatz)die Läufe zweier Gewehre ins Gesicht. Ein Dritter kam hinzu, schritt neben Tony vorbei und durchsuchte das Büro. (Zumindest) [du erzählst aus der Perspektive von Toni. Da passt zumindest nicht besonders. Er weiß was er ahnt, ich würde „vermuten“ als Verb nehmen, ahnen ist etwas anderes.] ahnte Ton das, denn sehen konnte er den Mann nicht mehr. Sein Gesicht lag platt am Boden, seine Hände hatte er (etwas) vom Körper weg//gestreckt, gerade soweit wie der Schmerz in seiner Lende es zuließ(ss). Vermutlich vergingen nur Minuten, ihm kam es wie Stunden vor. Die Zeit verstreicht in qualvollen Momenten (extra) langsam, dachte er ironisch[ich bezweifle, dass ihm ironisch zu Mute ist. Ich ließ den ganzen Satz weg, du sagst das gleich wie im Vorsatz.] Dann wurde ihm ein Sack über den Kopf gestülpt und zugebunden. Jute - er erinnerte sich wieder an den Geruch.

Kräftige Hände zerrten ihn hoch. Der Scherz (war) [war ist ein schwaches Verb. „brannte/riss“ vielleicht] höllisch. Er spürte seinen Puls in (die) den Schläfe(n). hämmern, zusätzliches Kopfweh verursachend. [Mir gefällt hier der fast hämmernde Stil, passend zum Inhalt. Ich würde den 3. Satz noch so zu Ende führen. Vorschlag: Er spürte seinen Puls, er hämmerte in den Schläfen, verstärkte seinen Kopfschmerz.], Er wurde nach draussen geschleift, roch verbrannten Kunststoff. Dann warfen sie ihn auf die Ladefläche eines Autos, welches nur Sekunden später los brauste. Tony war nicht gefesselt, trotzdem konnte er sich nicht (mehr) bewegen. Ihm fehlte die Kraft. Das Brummen des Motors war (M)monoton. Die Schläge(,) welche er auf der holprigen Strasse erduldete(,) waren (M)monoton. Der Schmerz war (M)monoton. Im Sack war es (dunkel) [stickig] und die Dunkelheit umschlang langsam (auch) seinen Verstand. Der Schmerz verblasste und Tony verlor das Bewusstsein.


[Du möchtest wahrscheinlich durch die Wortwiederholung „monoton“ einen gewissen Effekt erzielen. Aber ist es wirklich die Monotonie, die du hier hervorheben willst oder eher die Unerträglichkeit der Situation. Ich würde das etwas anders schreiben. Vorschlag: Die Straße war holprig und warf seinen Körper auf der Ladefläche hin und her. Das Brummen des Motors wurde ihm unerträglich, ebenso die Schmerzen.]

Mit so Füllsel wie : auch/nun/bereits/wieder... musst du vorsichtig umgehen, meistens weichen sie die Aussage nur auf. Du musst gut kontrollieren, welche Wirkung sie haben.

Zum Inhalt kann ich nur bedingt etwas sagen, da es ja erst eine kurze Sequenz aus einem Roman ist, wenn ich das richtig verstanden habe. Jedenfalls erzeugst du Spannung und machst mich als Leser neugierig, wie es weiter geht.
Du versuchst das Geschehen in Szenen zu zeigen, und gibst so dem Leser die Chance, die Geschehnisse mit zu erleben. Das finde ich gut. Am Schreibstil könnte man schon noch feilen. Ich könnte mir hier und da knackigere Verben vorstellen und auch einen gezielteren Wechsel von längeren und kürzeren Sätzen. Manchmal gelingt dir das gut. Immer dann, wenn du die „kurzatmigen“ Szenenteile schreibst, dann stimmt Inhalt und Stil gut überein.

Vielleicht kannst du mit meinen ersten groben Hinweisen schon etwas anfangen.

Gerne gelesen Gruß Aranka
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KeTam
Geschlecht:weiblichUngeduld

Alter: 49
Beiträge: 4947

Das goldene Gleis Ei 1
Ei 10 Ei 8
Pokapro und Lezepo 2014


Beitrag15.06.2012 19:57

von KeTam
Antworten mit Zitat

Hallo Inkognito,

ich hoffe, was ich anmerke, ist dir hilfreich.
Als Einstieg in den Plot finde ich die Szene an sich gut, macht schon neugierig, wie es deinem Prota weiter ergeht!


Die Glasfront des Gebäudes war komplett zersplittert. Glasscherben steckten in den gegenüberliegenden Wänden und den Möbeln.

(ich frage mich, ob du da nicht die Perspektive wechselst, in diesem Moment  kann dein Prota doch dies alles nicht realisieren.)

 Tony wollte gerade zu einem lauten Fluchen ansetzen als er Steven, seinen Kollegen, am Boden liegen sah.
(das passt nicht so ganz, rein vom Gefühl her. Dein Prota hat schreckliche Schmerzen, ich kann mir nicht vorstellen, dass  er da anfängt zu Fluchen.  Bin mir nicht sicher, kannst ja nochmal darüber nachdenken…)

 Er wollte weg von hier. Wohin wusste er nicht.

(ich denke, dass kann sich dein Leser schon denken, da erzählst du ihm was, worauf er selber kommt. Und  der Begriff „Panik“ sagt es.)


Noch immer hörte er Schreie und lautes Gebrüll von draußen - und auch immer wieder vereinzelt Schüsse. Dann ein lautes Krachen. Schritte. Über Tony bauten sich zwei bärtige Männer auf. Sie sagten kein Wort, hielten ihm wortlos die Läufe zweier Gewehre ins Gesicht. Ein Dritter kam hinzu, schritt neben Tony vorbei und durchsuchte das Büro. Zumindest ahnte Ton das, denn sehen konnte er den Mann nicht mehr.
(da würde jetzt sogar ich etwas mehr  von diesem „Show“ erwarten.   Verstehst du, er hat Schmerzen, Todesangst, dann kommen da noch Leute und bedrohen ihn mit einer Waffe!
Zeig seine Angst! Das ist sonst zu wenig.)

… Vermutlich vergingen nur Minuten, ihm kam es wie Stunden vor. Die Zeit verstreicht in qualvollen Momenten extra langsam,…
( hier schreibst du das selbe zwei Mal, nur umschreibst du es anders.
Mache ich auch gerne mal, ist aber nicht so gut…)

… dachte er ironisch.
( ganz ehrlich: dieser Begriff passt nicht zu der Situation, in der dein Prota sich befindet.
Vergiss nicht: es geht ihm dreckig, wahrscheinlich hat er auch schon eine ganze Menge Blut verloren..)

 Der Scherz war höllisch.
(das war jetzt nur ein kleiner, aber sehr amüsanter Rechtschreibfehler…)

 die Schläfe hämmern, zusätzliches Kopfweh verursachend.
( in DEN Schläfen  und das „Kopfweh verursachend“ hört sich ein bisschen umständlich an)

… holprigen Straße erduldete waren Monoton. Der Schmerz war Monoton.
(diesen Satz hingegen finde ich nicht schlecht, die Wiederholung des Begriffes „Monoton“ finde ich eigentlich gelungen..)

Lg,KeTam.
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Nightflyer
Geschlecht:männlichLeseratte
N

Alter: 41
Beiträge: 128



N
Beitrag15.06.2012 22:34

von Nightflyer
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Vielen Dank für die Rückmeldungen. Werde mich an einer Verbesserung zu Schaffen machen smile
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Nightflyer
Geschlecht:männlichLeseratte
N

Alter: 41
Beiträge: 128



N
Beitrag17.06.2012 10:41

von Nightflyer
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Der Knall war ohrenbetäubend und die Druckwelle fegte Tony von seinem Bürostuhl auf den Boden. Die Glasfront des Gebäudes war zersplittert und Scherben steckten in den gegenüberliegenden Wänden und Möbeln. Tony versuchte sich wieder aufzurappeln, knickte aber gleich wieder ein. In seiner Rechten steckte ein Glasspeer auf Bauchhöhe. Der Schmerz, gerade noch unbemerkt, wuchs auf das Unerträgliche an und trieb ihm die Tränen ins Gesicht.
Was war passiert? Auf der Strasse hörte er Schüsse, Schreie und Gebrüll. Dichter schwarzer Rauch versperrte die Sicht. Vermutlich war eine Autobombe explodiert!

Er sah Steven, seinen Kollegen, am Boden liegend. Dieser hatte die Augen weit aufgerissen. Ein grosser Glassplitter ragte aus seinem Kopf. Steven war tot. Tony erbrach sich. Nur mit äusserster Anstrengung konnte er sich vorwärts bewegen. Weg von hier. Wohin wusste er nicht und dass er erst ein paar Meter weit gekommen war hielt ihn nicht davon ab. Auch nicht die Splitter welche bereits seine Hände zerschnitten hatten. Tony hustete und Blut spritzte auf den Boden. Er wollte schreien – heraus kam ein ersticktes Röcheln.

Noch immer hörte er Schreie und lautes Gebrüll von draussen - immer wieder fielen vereinzelt Schüsse. Dann ein Krachen. Schritte. Über Tony bauten sich zwei bärtige Männer auf und hielten ihm wortlos die Läufe zweier Gewehre ins Gesicht. Ein Dritter kam hinzu, schritt neben Tony vorbei. Tony vermutete dass dieser das Büro durchsuchte. Sehen konnte er das allerdings nicht. Sein Gesicht lag platt am Boden, seine Hände hatte er vom Körper weg gestreckt, gerade soweit wie der Schmerz in seiner Lende es zuliess. Tony zitterte am ganzen Leib und war vor Angst gelähmt. Vermutlich vergingen nur Minuten, ihm kam es wie Stunden vor. Dann wurde ihm ein Sack über den Kopf gestülpt und zugebunden. Jute - er erinnerte sich wieder an den Geruch.

Kräftige Hände zerrten ihn hoch. Die Wunde brannte höllisch. Er spürte seinen Puls in die Schläfen hämmern. Jetzt noch ein Kopfweh hinzu, welches ihm endgültig die Fähigkeit zu Denken beraubte. Er wurde nach draussen geschleift, roch verbrannten Kunststoff. Dann warfen sie ihn auf die Ladefläche eines Autos, welches nur Sekunden später los brauste. Tony war nicht gefesselt, trotzdem konnte er sich nicht bewegen. Ihm fehlte die Kraft. Immer wieder holperte der Wagen dermassen dass Tony von einer Seite auf die andere geschleudert wurde. Jedes Mal fühlte es sich an als ob ihn jemand mit einem glühenden Eisenstab zu durchbohren versuchte.  Finsternis umschlang langsam seinen Verstand. Der Schmerz verblasste und Tony verlor das Bewusstsein.
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ConfusedSönke
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 43
Beiträge: 298
Wohnort: Ochtendung


Beitrag18.06.2012 08:47

von ConfusedSönke
Antworten mit Zitat

Wie bereits schon erwähnt wurde: Schöner Einstieg, der Lust auf mehr macht. Ich mag es, wenn von Anfang an die Post abgeht.
Sprachlich mangelt es meiner Meinung nach noch etwas an der Bildhaftigkeit, hier und da holpert's auch noch ein wenig.

Der Knall war ohrenbetäubend (=passiv. Direkt im ersten Satz würde ich was aktives bevorzugen. Der Knall raubte ihm auf der Stelle das Gehör. o.ä.)und die Druckwelle fegte Tony von seinem Bürostuhl auf den Boden. Die Glasfront des Gebäudes war zersplittert (wieder passiv) und Scherben steckten in den gegenüberliegenden (ergibt sich aus der Situtation, würde ich weg lassen) Wänden und Möbeln. Tony versuchte sich wieder aufzurappeln, knickte aber gleich wieder ein. In seiner Rechten steckte ein Glasspeer auf Bauchhöhe. Der Schmerz, gerade noch unbemerkt, wuchs auf das Unerträgliche an (weiß nicht. Wächst der Schmerz bei so einer Wunde? Ich würde vermuten, er explodiert mit einem Schlag, oder nicht?)und trieb ihm die Tränen ins Gesicht.
Was war passiert? Auf der Strasse hörte er Schüsse (da er sich nicht auf der Straße befindet, hört er sie eher von der Straße her), Schreie und Gebrüll. Dichter schwarzer Rauch versperrte die Sicht. Vermutlich war eine Autobombe explodiert! (Befindet Tony sich in einem Gebiet, wo das schon mal passiert? In der westlichen Welt würde man sowas eher mit "Terroranschlag" oder "Krieg" assoziieren, oder? Ich finde "Autobombe" für so eine Situation für unrealistisch spezifisch vermutet.)

Er sah Steven, seinen Kollegen, am Boden liegend. Dieser hatte die Augen weit aufgerissen. (passiv. Vl.: ..., die Augen weit aufgerissen.) Ein grosser Glassplitter ragte aus seinem Kopf. (Gruseliger wäre eine Spezifikation: Stirn, Schläfe o.ä.)Steven war tot. Tony erbrach sich. Nur mit äusserster Anstrengung konnte er sich vorwärts bewegen. (vorwärts bewegen ist zu allgemein. Kriechen, robben, schieben) Weg von hier. Wohin wusste er nicht und dass er erst ein paar Meter weit gekommen war hielt ihn nicht davon ab. (Der Satz ist unglücklich. Dass er erst ein paar Meter voran gekommen war, hielt ihn nicht wovon ab?)Auch nicht die Splitter welche (die) bereits seine Hände zerschnitten hatten. (passiv. "Bereits" = unnötiges Füllwort) Tony hustete und Blut spritzte auf den Boden. Er wollte schreien – heraus kam ein ersticktes Röcheln.

Noch immer hörte er Schreie und lautes Gebrüll von draussen - immer wieder fielen vereinzelt Schüsse. Dann ein Krachen. Schritte. Über Tony bauten sich zwei bärtige Männer auf und hielten ihm wortlos die Läufe zweier Gewehre ins Gesicht. Ein Dritter kam hinzu, schritt neben (an, nicht neben) Tony vorbei. Tony vermutete dass dieser das Büro durchsuchte. Sehen konnte er das allerdings nicht. Sein Gesicht lag platt am Boden, seine Hände hatte er vom Körper weg gestreckt, gerade soweit wie der Schmerz in seiner Lende es zuliess. Tony zitterte am ganzen Leib und war vor Angst gelähmt. Vermutlich vergingen nur Minuten, ihm kam es wie Stunden vor. Dann wurde ihm ein Sack über den Kopf gestülpt und zugebunden. Jute - er erinnerte sich wieder an den Geruch.

Kräftige Hände zerrten ihn hoch. Die Wunde brannte höllisch. Er spürte seinen Puls in die Schläfen hämmern. Jetzt noch ein Kopfweh hinzu, welches ihm endgültig die Fähigkeit zu Denken beraubte. (Wie o.a. hat er unerträgliche Schmerzen durch die Verletzung. Kopfweh wird er wohl kaum wahr nehmen, oder?) Er wurde nach draussen geschleift, roch verbrannten Kunststoff. Dann warfen sie ihn auf die Ladefläche eines Autos, welches nur Sekunden später los brauste. Tony war nicht gefesselt, trotzdem konnte er sich nicht bewegen. Ihm fehlte die Kraft. Immer wieder holperte der Wagen dermassen dass Tony von einer Seite auf die andere geschleudert wurde. Jedes Mal fühlte es sich an als ob ihn jemand mit einem glühenden Eisenstab zu durchbohren versuchte (laß das "versuchte" ruhig weg) Finsternis umschlang langsam (unnötiges Adjektiv) seinen Verstand. Der Schmerz verblasste und Tony verlor das Bewusstsein.


Was mir desweiteren auffällt, das sind viele Sätze mit "und". Gerade in Actionszenen bieten sich diese Sätze geradezu an, zwei kurze daraus zu machen, was Tempo und Spannung erhöhen könnte.


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Nightflyer
Geschlecht:männlichLeseratte
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Alter: 41
Beiträge: 128



N
Beitrag18.06.2012 09:01

von Nightflyer
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ConfusedSönke hat Folgendes geschrieben:
Wie bereits schon erwähnt wurde: Schöner Einstieg, der Lust auf mehr macht. Ich mag es, wenn von Anfang an die Post abgeht.

Ich auch, daher immer los mit Gebrüll smile

Zitat:

Sprachlich mangelt es meiner Meinung nach noch etwas an der Bildhaftigkeit, hier und da holpert's auch noch ein wenig.

Bin halt noch unerfahren :/

Zitat:

(Befindet Tony sich in einem Gebiet, wo das schon mal passiert? In der westlichen Welt würde man sowas eher mit "Terroranschlag" oder "Krieg" assoziieren, oder? Ich finde "Autobombe" für so eine Situation für unrealistisch spezifisch vermutet.)


Tony befindet sich tatsächlich in einem vom Krieg gebeutelten Gebiet

Zu den restlichen Bemerkungen: Nehme sie zur Kentniss und Korrigiere die Fehler. Danke für die Kritik smile


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