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Lieber Freund,


 
 
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Erman
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 486
Wohnort: Erde


Beitrag31.03.2012 09:53
Lieber Freund,
von Erman
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Lieber Freund,

Ich weiß nicht warum, aber ich will dir den wesentlichen Grund meiner Niederlage, von der ich
mich nie wieder erholen werde, erklären.Vor allem musst du wissen, dass mein Unglück nicht
das reine Liebesleid ist, oder besser gesagt, er ist es wenn diese
meine Liebe, als Eros in spinozistischem Sinn zu verstehen wäre.
Diese Frau war nicht nur meine Geliebte.Sie war das erste Grundbedürfnis meiner Seele.
Sie war auch mein Seelenschild und Deckung.Sie war meine Schutzhülle gegen die metaphysische Kälte.
Ohne Sie bin ich der Sinnlosigkeit des Kosmos und der Nacht ausgeliefert.Meine Einsamkeit ist jetzt absolut.
Für mich existiert das Feld der Geltung und des Gesangs nicht mehr.
Jetzt verlangen meine Lieder mein Haupt, es gibt niemanden mehr der mich mit ihnen versöhnen kann.
Das konnte nur Sie, ohne sich aber dessen bewusst zu sein.
Neben ihr haben sich die grausamsten Gedanken in wunderbaren Metaphoriken verwandelt,
jetzt sind sie aber verwildert und bedrohen mich unermüdlich. Könnte ich nur von dem wegrennen was ich gesagt habe!
Ich lebe in grausamsten Albträumen und Ängsten.Ich habe Angst zu sprechen,
jedes Wort könnte mich töten und ich kann nicht mehr Schreiben.
Ich habe den größten Teil meiner Lieder, bevor ich Sie kennengelernt habe geschrieben, doch erst
mit ihr bin ich ein Dichter geworden, das heißt der, der von dem gesungenen nicht gefährdet ist,
der eine privilegiertere Stellung in Verhältnis auf das hingewiesene hat.
Jetzt verliert meine Poesie jeden wert und verwandelt sich in meinem schlimmsten Feind.
Vielleicht hätte aus mir ein wahrer Poet werden können, wäre Sie bei mir geblieben.
Und so bin ich der, der mit dem Feuer gespielt und sich dabei verbrannt hat, geworden.
Niederlage kann kein Sieg sein, egal wie groß sie ist.
Sie verlierend habe ich meine Kraft und das Geschenk verloren.
Geblieben ist nur das Unglück, aus dem nur ein anderes Unglück hervorkommt.
Erinnerst du dich, mein Freund, als ich das Gedicht ''Ein unglücklicher, kann kein Poet sein''
geschrieben habe?.erst jetzt sehe ich, wie recht ich hatte.Ich werde versuchen weiter zu leben,
obwohl ich mehr tot als lebendig bin.Dieser Pein ist das Letzte, was in mir als menschlich geblieben ist.
Wenn ich Sie überlebe, erwarte von mir nichts Gutes, doch ich glaube nicht, dass ich
Sie überleben werde.

Alles Gute wünscht dir dein Freund.


PS:
Falls du mir schreiben willst, Schreibe etwas über Sie, egal was.Nicht in Bezug auf mich.
Schreib, was sie isst, wie Sie schläft, ob Sie sich erkältet hat und der gleichen; du kannst das alles wissen.
Jede Kleinigkeit von ihrem Leben ist für mich von Unschätzbarem wärt.Wenn ich aufhöre,
über sie zu denken, dann denke ich an den Tod.

Es ist bald Nacht, alles Gute.






LG Erman

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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7304
Wohnort: NBY



Beitrag31.03.2012 10:19

von BlueNote
Antworten mit Zitat

Gibt es etwas Schlimmeres als einen Dichter, der sich selbst beweint? Ob dieser Freund so viel "eigene Nabelschau" und triefendes Selbstmitleid überhaupt erträgt, frage ich mich? Dann noch diese Todesgedanken am Schluss. Es wäre ja schön, wenn der Freund diesem "Dichter" helfen könnte, aber nach diesem fürchterlichen (ich-bezogenen) Brief?

BN
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Erman
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 486
Wohnort: Erde


Beitrag31.03.2012 10:36

von Erman
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo BlueNote,

Zunächst, danke fürs Lesen und Kommentar.
Ich denke nicht, dass sich diese Zeilen als Selbstmitleid anhören.
Es kommt auch auf den Betrachtungwinkel an.

Trotz der Sachlichkeit wird das Leid sichtbar und das Sachliche vertreibt den Kitsch, der sich gerne in dieses Thema einnistet, von mir aber gut vermieden! Denke ich..


Lieben Gruß
Erman
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*Gast*
Klammeraffe
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Beiträge: 504
Wohnort: Rheinland-Pfalz


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Beitrag31.03.2012 11:18

von *Gast*
Antworten mit Zitat

Zitat:
Trotz der Sachlichkeit wird das Leid sichtbar und das Sachliche vertreibt den Kitsch, der sich gerne in dieses Thema einnistet, von mir aber gut vermieden! Denke ich..


Hallo Erman,

leider kann ich mich Deiner Einschätzung nicht anschließen. Abgesehen davon, dass der Text viele Fehler enthält, die bewirken, dass der Effekt, der durch die gewählte, altmodische Sprache entstehen sollte, völlig verloren geht, hinterlässt der Brief auch bei mir den Eindruck eines im Selbstmitleid versunkenen Protagonisten. Die Klage bleibt an der Oberfläche, da fehlt das Individuelle, das Unterscheidbare. Du versuchst Emotionen wiederzugeben und überschreitest dabei sprachlich die Grenze zur Schwülstigkeit.  

Reif für eine Verlagsveröffentlichung ist der Brief nicht. Wenn Du daran arbeiten möchtest, kannst Du ihn in die Werkstatt verschieben lassen.

LG
Sabine

edit: Ich habe mir die Freiheit genommen, die Formatierung, Zeichensetzung, Groß-und Kleinschreibung sowie ein paar falsche Endungen grob zu überarbeiten. Damit wird der Text zumindest für mich schon besser lesbar. Wenn es Dich stört, lasse ich es von der Moderation löschen. Die Absätze sind ohnehin nur Vorschläge, bzw. entspringen meiner Lesart. Und vielleicht willst Du ja auch z. B. die Großschreibung von sie unbedingt beibehalten. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

Zitat:
Lieber Freund,

ich weiß nicht warum, aber ich will dir den wesentlichen Grund meiner Niederlage, von der ich mich nie wieder erholen werde, erklären. Vor allem musst du wissen, dass mein Unglück nicht das reine Liebesleid ist, oder besser gesagt, es wäre es, wenn diese meine Liebe, als Eros in spinozistischem Sinn zu verstehen wäre.

Diese Frau war nicht nur meine Geliebte. Sie war das erste Grundbedürfnis meiner Seele. Sie war auch mein Seelenschild und meine Deckung. Sie war meine Schutzhülle gegen die metaphysische Kälte. Ohne sie bin ich der Sinnlosigkeit des Kosmos und der Nacht ausgeliefert. Meine Einsamkeit ist jetzt absolut. Für mich existiert das Feld der Geltung und des Gesangs nicht mehr. Jetzt verlangen meine Lieder mein Haupt. Es gibt niemanden mehr, der mich mit ihnen versöhnen kann. Das konnte nur sie, ohne sich aber dessen bewusst zu sein. Neben ihr haben sich die grausamsten Gedanken in wunderbare Metaphoriken verwandelt; jetzt sind sie aber verwildert und bedrohen mich unermüdlich. Könnte ich nur vor dem wegrennen, was ich gesagt habe! Ich lebe in grausamsten Albträumen und Ängsten. Ich habe Angst zu sprechen, jedes Wort könnte mich töten und ich kann nicht mehr schreiben.

Ich habe den größten Teil meiner Lieder, bevor ich Sie kennengelernt habe, geschrieben, doch erst mit ihr bin ich ein Dichter geworden; das heißt der, der von dem Gesungenen nicht gefährdet ist, der eine privilegiertere Stellung im Verhältnis auf das Hingewiesene hat. Jetzt verliert meine Poesie jeden Wert und verwandelt sich in meinem schlimmsten Feind. Vielleicht hätte aus mir ein wahrer Poet werden können, wäre sie bei mir geblieben. Und so bin ich der, der mit dem Feuer gespielt und sich dabei verbrannt hat, geworden. Niederlage kann kein Sieg sein, egal wie groß sie ist. Sie verlierend habe ich meine Kraft und das Geschenk verloren. Geblieben ist nur das Unglück, aus dem nur ein anderes Unglück hervorkommt.

Erinnerst du dich, mein Freund, als ich das Gedicht ''Ein Unglücklicher kann kein Poet sein'' geschrieben habe? Erst jetzt sehe ich, wie recht ich hatte. Ich werde versuchen weiter zu leben, obwohl ich mehr tot als lebendig bin. Diese Pein ist das Letzte, was in mir als menschlich geblieben ist. Wenn ich sie überlebe, erwarte von mir nichts Gutes; doch ich glaube nicht, dass ich sie überleben werde.

Alles Gute wünscht dir dein Freund.


Zeilenumbrüche solltest Du in der Prosa nur verwenden, wenn Du einen Sinnabsatz beabsichtigst, sonst zerfleddern Deine Texte. "Sie" durchgehend groß zu schreiben ist denkbar ungeeignet, um eine Betonung herzustellen, da Sie eine direkte Anrede darstellt. Hervorheben könntest Du "sie" vielleicht mit Kursivschrift, wenn es denn überhaupt nötig ist. Hinter ein Satzzeichen wie Punkt, Komma, Fragezeichen, Semikolon gehört ein Leerzeichen.
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Erman
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 486
Wohnort: Erde


Beitrag31.03.2012 12:52

von Erman
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Hallo SabineK63,

Vielen dank fürs Lesen und die Resonanzen.
Ja, ich bin leider der deutschen Sprache etwas entwöhnt, ich spreche seit 11 Jahren kein Deutsch.Daher rühren meine RS und Grammatik Fehler. Ich bin noch am Üben...

''Reif für eine Verlagsveröffentlichung ist der Brief nicht.''
Ehrlich gesagt, daran hatte ich nicht gedacht, als ich es schrieb.
Doch Du meinst es ehrlich, das sehe kann ich aus deinen Zeilen sehen.

Deshalb sehe ich mich veranlasst, Dir das zu zeigen, was ich mir bei diesem Brief dachte:

Das LI ist Mitte 40, säuft, rasiert sich nicht mehr, sieht keinen Sinn mehr im Leben, zu bürgerlich selbstgefällig für körperliche Arbeit. In Selbsthass versunkener, Zynischer, restlos desillusionierter, kapitalistisch ausgeschlachteter Misanthrop, der sich nach einem Streit von seiner Freundin getrennt hat.Er wendet sich an seinem Freund, der die Freundin auch kennt.

Es ist nur ein Gefühl, den ich beschriebe, nämlich das ganz einfache "Ohne Sie kann ich nicht leben"-Gefühl, das wohl JEDER hat, wenn er einen wichtigen Menschen verliert. Und da nicht jedes Lied/Gedicht/Brief gleich sein kann, habe ich es halt mit verschiedenen Metaphern umschrieben.

Es ist kein Selbstmitleid, eines Menschen, der klagt, weil er aus Gründen mangelnden Selbstwertgefühls keinen Ausweg aus seiner Situation sieht.
Man könnte meinen der Protagonist ist wohl schon so weit gekommen, dass er alles tun würde, nur um Sie wieder bei sich zu haben.
Er ist sich dessen sehr wohl sicher, dass der Freund die Freundin von dem Brief in Kenntnis setzen wird...

Wie gesagt ich übe mich noch im Schreiben.

Nochmals vielen dank für das Kommentar.
Lieben Gruß
Erman
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Erman
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Beiträge: 486
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Beitrag31.03.2012 12:58

von Erman
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Wenn es Dich stört, lasse ich es von der Moderation löschen.

Oh! Nein, meine Antwort hat sich mit deinem Zusatzschreiben (edit) überschnitten.

Wunderbar deine Korrektur, Sabine.

Jetzt nach deiner Korrektur, Lese ich sogar den Brief mit noch größerer Freude, obwohl ich der erst Verfasser bin....

Ich bin für jede Art richtige Korrektur dankbar, Sabine, vielen dank dafür.

LG
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Beitrag31.03.2012 16:09

von *Gast*
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Hallo Erman,

aus Deiner Antwort schließe ich, dass Du daran interessiert bist Deinen Text zu verbessern. Dann wäre es sinnvoller, ihn in die Werkstatt verschieben zu lassen. Hier in der Prosa geht man automatisch davon aus, dass die Arbeit am Text abgeschlossen ist. Entsprechend fallen auch die Kritiken aus.

Einige Formulierungen in Deinem Brief sind missverständlich oder zumindest nicht eindeutig. Auch kommt der Misantroph, der seinen Bart nicht mehr rasiert, nicht wirklich deutlich zum Vorschein. Ein Blick in den Spiegel zwischendrin könnte dem zum Beispiel abhelfen. Überhaupt wären Eindrücke des Schreibenden hilfreich, auch als Kontrast zu der inneren Welt. Dass seine eigenen Worte ihn bedrohen, kann ich mir beim Lesen nicht vorstellen, das bleibt zu abstrakt. Vielleicht sind es ja bestimmte Sätze, die sich nicht aus seinen Gedanken vertreiben lassen oder Gedrucktes, was er nicht zurück nehmen kann. Du schreibst von Liedern. Meinst Du wirklich Lieder oder eher Gedichte? Wären es tatsächlich Lieder, könnte er sie von der Straße hereinschallen hören.

LG
Sabine
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Erman
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 486
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Beitrag31.03.2012 17:52

von Erman
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Obsolet, da Doppelgepostet.
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Erman
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Beiträge: 486
Wohnort: Erde


Beitrag31.03.2012 17:56

von Erman
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ErmanHallo Sabine,

Vielen dank für dieine Zeilen.

''aus Deiner Antwort schließe ich, dass Du daran interessiert bist Deinen Text zu verbessern.''
Nein, wäre ich mit deiner Korrektur nicht zufrieden, hätte ich es auch gesagt.
Mit ''Ich bin für jede Art richtige Korrektur dankbar'' meinte ich, dass ich nichts dagegen habe, wenn man meinen Text korrigiert..Ich bin mit dem Text so wie er jetzt ist zufrieden.

''Einige Formulierungen in Deinem Brief sind missverständlich oder zumindest nicht eindeutig.''
Diese Zeilen sind wie ein Biss eines Reptils, (Bitte nicht als Beleidigung aufaßen!) es schmerzt mich sehr, wenn meine Zeilen leer verhallen, nichts Schlimmeres könnte mich am Schreiben aufhalten. Sad
Welche sind nun diese Formulierungen?

''Auch kommt der Misantroph, der seinen Bart nicht mehr rasiert, nicht wirklich deutlich zum Vorschein.''
Der ganze Brief ist eine Erscheinung des Misanthropen, seiner inneren Welt. (Oder, es kann sein, dass ich dich nicht richtig verstanden habe?)

''Überhaupt wären Eindrücke des Schreibenden hilfreich, auch als Kontrast zu der inneren Welt''
welche Eindrücke z.b. und warum als Kontrast? Bitte gib mir ein Beispiel.

''Dass seine eigenen Worte ihn bedrohen, kann ich mir beim Lesen nicht vorstellen, das bleibt zu abstrakt''
Worte können töten, zu Tode hetzen. Emotionen auslösen, zu Handlungen motivieren, die wir gar nicht wirklich wünschen, auch wenn sie aus dem eigenen Mund kommen sollten.  
Stichpunkt: Suizidopfer ...(ich gebe zu, vielleicht ist der Satz im Brief, weit hergeholt)


''Du schreibst von Liedern. Meinst Du wirklich Lieder oder eher Gedichte? ''
Es sind Lieder, manchmal geschieht es, dass Lieder manchen Geschehnissen vorangehen, in manchen alten Liedern erkennen wir neue Vorgänge, Geschehnisse.
Man kann sich selbst in Liedern erkennen unabhängig des Datum der Lieder.

Der Brief ist ein Liebesbrief, der aber nicht an eine Frau adressiert wurde.


Ich danke Dir für deine Interesse mir behilflich zu sein, aus der Korrektur konnte ich manches Lernen. Smile

Lieben Gruß
Erman
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Beitrag31.03.2012 18:20

von *Gast*
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Hallo Ehrman,

ich wollte Dich nicht verletzen, es ist nur so, dass Dein Text für mich trotz der vorhandenen Poesie zum Teil zu abstrakt bleibt. Ich nehme einen Satz, dessen Sinn mir verborgen bleibt, als Beispiel:

Zitat:
das heißt der, der von dem Gesungenen nicht gefährdet ist, der eine privilegiertere Stellung im Verhältnis auf das Hingewiesene hat.
Wen oder was meinst du mit "das Hingewiesene"? Das ergibt keinen Sinn im Deutschen.

Oder hier:
Zitat:
Sie war das erste Grundbedürfnis meiner Seele. Sie war auch mein Seelenschild und meine Deckung. Sie war meine Schutzhülle gegen die metaphysische Kälte. Ohne sie bin ich der Sinnlosigkeit des Kosmos und der Nacht ausgeliefert. Meine Einsamkeit ist jetzt absolut. Für mich existiert das Feld der Geltung und des Gesangs nicht mehr.
Das klingt sehr poetisch, enthält aber Redundanzen - Schild, Deckung, Schutz - eine Bedeutung. Auch die Sinnlosigkeit des Kosmos erschließt sich mir nicht, ist wohl die subjektive Überzeugung des Protagonisten. Nur, so steht sie als Behauptung da, ohne dass ich sie selbst erkennen könnte. "Das erste Grundbedürfnis" ist wahrscheinlich einer anderen Sprache entlehnt. Im Deutschen wird "erstes" vorrangig zur Aufzählung verwendet, sodass ich beim Lesen kurz hängen bleibe und überlege, ob sie denn die erste Begegnung des Protagonisten in seinem Leben war.

Was ich mit dem Kontrast zur Innenwelt meine? Zum Beispiel könnte er seine Muse, denn das scheint sie zu sein, bildlich beschreiben oder ihren Geruch, etwas, das geblieben ist, sie aber nicht ersetzen kann.

"Während ich diese Zeilen schreibe, weht ein zarter Lavendelduft von draußen herein. Sie hat jeden Sommer auf die Blüten gewartet. Mir wird übel von dem Geruch." oder, um den Misantrophen ins Bild zu bekommen: "Mein Freund, Du würdest mich nicht erkennen, wenn wir uns auf der Straße begegneten. Dem langhaarigen Bruder mit dem grauen Bart würdest Du voller Mitleid eine Börse zuwerfen. Solange die Lieder mich verfolgen ist meine Hand zu unruhig um ein Messer zu führen."

Oder auch das Bedrohliche in den Liedern mehr heraussstellen. Das würde meines Erachtens am besten funktionieren, wenn Du ein Lied auswähltest und dieses zitiertest. Was sind das für Worte, die ihn beinahe in den Tod treiben?

Ich hoffe, meine Anmerkungen sind Dir damit etwas klarer geworden.

LG
Sabine

edit: eine Stelle, die wahrscheinlich etwas anderes ausdrückt als Du sagen willst, ist auch diese hier:

Zitat:
Wenn ich sie überlebe, erwarte von mir nichts Gutes
Der Leser muss davon ausgehen, dass der Briefschreiber dem Empfänger der Nachricht etwas Böses antun will, sollte er überleben. Was Du wahrscheinlich sagen wolltest, ist: "..., erwarte keine guten Nachrichten von mir." oder so: "..., erwarte nicht, etwas Gutes von mir zu hören." oder: "..., erwarte nicht, dass es mir gut geht."
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Erman
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Beiträge: 486
Wohnort: Erde


Beitrag31.03.2012 18:57

von Erman
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Hallo Sabine,

Du hast mich nicht verletzt. Der ''Smilie'' am ende meines Satzes ist etwas übertrieben.


''Ich habe den größten Teil meiner Lieder, bevor ich Sie kennengelernt habe, geschrieben, doch erst mit ihr bin ich ein Dichter geworden; das heißt der, der von dem Gesungenen nicht gefährdet ist, der eine privilegiertere Stellung im Verhältnis auf das Hingewiesene hat. ''

Der Misanthrop hat Lieder geschrieben und erst mit der Muse endlich Gedichte. Er ist durch die Muse ein Dichter geworden und dadurch der, der sich von seinen früheren Liedern distanziert hat.

Die Lieder die er vor seiner Muse schrieb handelten auch von der Einsamkeit, da er mit der Muse nicht mehr einsam ist, verweist/beschreibt er auf seine seelische Situation, die jetzt besser ist/Privilegierter, als er früher darauf in seinen Liedern hingewiesen hat. (Die Situation in der er seelisch gefährdet war.)

Ich hoffe, dass es jetzt verständlicher ist.

''ob sie denn die erste Begegnung des Protagonisten in seinem Leben war.'' Die Erste als ''Wahr'' ohne Kompromisse empfundene Liebe...die Letzte Begegnung....Leider...


"Während ich diese Zeilen schreibe, weht ein zarter Lavendelduft von draußen herein. Sie hat jeden Sommer auf die Blüten gewartet. Mir wird übel von dem Geruch." oder, um den Misantrophen ins Bild zu bekommen: "Mein Freund, Du würdest mich nicht erkennen, wenn wir uns auf der Straße begegneten. Dem langhaarigen Bruder mit dem grauen Bart würdest Du voller Mitleid eine Börse zuwerfen. Solange die Lieder mich verfolgen ist meine Hand zu unruhig um ein Messer zu führen."

Passt sehr poetisch zu diesem Brief ... Danke!.Smile


Ja, da hast Du recht: ''erwarte nicht, etwas Gutes von mir zu hören." ist Korrekter... auch Danke!

Vielen dank Sabine, das war mir eine große Hilfe, ich werde diese Sätze in meinem Brief einbauen.


Lieben Gruß
Erman
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Max Sin
Geschlecht:männlichLeseratte


Beiträge: 169



Beitrag31.03.2012 19:17
Die große Offensive
von Max Sin
Antworten mit Zitat

Lieber Erman,

bei mir ist auch nicht angekommen wie du dir den Autoren des Briefes vorstellst. Ich dachte beim lesen eher an einen aufgeblasenen, dekadenten Adligen aus dem 19ten Jahrhundert, der auf seiner Chaiselongue liegt und sich selbst bemitleidet. Aber ich finde die Art wie du schreibst durchaus sehr beeindrucken, rein sprachlich. Aber emotional kommt bei mir auch nicht soviel an. Sorry.

Max


_________________
„Ich wollte ja nichts als das zu leben versuchen, was von selber aus mir heraus wollte. Warum war das so sehr schwer?“
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Erman
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 486
Wohnort: Erde


Beitrag31.03.2012 19:33

von Erman
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Lieber Max,

Vielen dank fürs Lesen und Kommentieren.

Es ging mir nicht in erster Linie bemitleidenswerte Emotionen Hochkommen zu lassen, ich wollte eher in einem Schnappschuss den Seelischen Zustand des Helden, in der er sich befand, als er den Brief an den Freund schrieb Einfangen. Ich versuchte es Knapp darzustellen, während ich den Kitsch und schablonenhafte ausdrücke vermeiden wollte. Der Schuss war wohl daneben.

Es kommt noch dazu, dass ich der deutschen Sprache etwas, zu meinem Leidwesen, entwöhnt bin.
Doch wie ich schon oben bemerkt habe ich muss noch viel üben....

Lieben Gruß
Erman
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