Tiefes Wasser

[Sidgrani]

Zur Mitte des Flusses, es ist dunkle Nacht,
gleich wird sie das Mondlicht erhellen,
begibt sich ein Mädchen, das lang nicht gelacht,
vom Leben zum Tod in den Wellen.

Sein Schutzengel kämpfte, doch ist es zu spät,
es rinnen die letzten Minuten,
zu spät auch der Junge, er ruft und er fleht,
Entsetzen hallt über die Fluten.

Als hätt es tief drinnen noch Hoffnung gehegt,
verharrt die Verzagte und lächelt,
die Flut will sie haben, am Grunde bewegt
sich lüstern das Scheusal und hechelt.

Die Menschen dort oben, die sind ihm verhasst,
drum lässt es auch nicht mit sich handeln;
und ist so ein Wesen erst einmal gefasst,
dann soll es im Fluss mit ihm wandeln.

Ein Wink an die Häscher, sie eilen herbei
und zerren an Beinen und Armen.
Der Mond kann nicht helfen, ein gurgelnder Schrei,
das Wasser hat niemals Erbarmen.

Dem Mädchen wird leichter, nun ist es egal.
„Du Schöne, gleich geht es dir besser.
Willkommen, ergib dich jetzt deinem Gemahl“
und über ihm schließt das Gewässer.

[BlueNote]

Hi!

Ein Mädchen ertränkt sich - doch was soll man als Leser mit dieser Geschichte anfangen? Es wird lediglich der Vorgang geschildert, keinerlei Hintergründe. Mir kommt die Art der Schilderung auch etwas sensationslüstern vor - und die Ausdrucksweise ist manchmal unfreiwillig komisch.

Recht ordentlich gedichtet ist es ja, aber der Text erinnert mich unangenehm an ein altes Schutzengelbild, das bei meiner Uroma über dem Sofa hing.

BN

[Gast]

Hallo Sidgrani,

schön, dass sich mal jemand in Richtung "Ballade" traut - das geschieht ja heute nicht mehr allzu oft.

Leider fehlt es deinem Text in meinen Augen etwas an "Wirklichkeit"?! Alles bleibt seltsam verschwommen - Junge, Mädchen, Scheusal (Was habe ich mir denn darunter vorzustellen?), Häscher (dito) ...

So gesehen leidet auch die erste Strophe an diesen Schwierigkeiten, weil sie den Leser gar nicht richtig einführt; nur sagt, was gleich geschehen wird. Hm.

Ich weiß nicht, ich glaube, da ließe sich mehr rausholen.

Gruß,

Soleatus

[Rufina]

Hallo,

mir gefällt es durch und durch. Es erinnert mich ein wenig an den Erlkönig. Auch dort weiß man nicht sicher, was oder wer es ist, das/der das Kind letztlich tötet.
Einziger Kritikpunkt ist ebenfalls der Schutzengel. Das liegt aber an mir persönlich, denn sobald ich das Wort "Schutzengel" nur höre, muss ich an die andauernde Schutzengel-Esoterikwelle denken.

Viele Grüße
Rufina

[Sidgrani]

Hallo,

muss man denn in einem Gedicht alles erklären?
Warum nicht dem Leser überlassen, was passiert ist und weshalb das Mädchen ins Wasser geht?

Dass ich mich mit dieser Ballade an den „alten Meistern“ orientiert habe, ist offensichtlich. Zu ihrer Zeit gab es die Uroma und ihr Sofa noch lange nicht.

Der Schutzengel passt meiner Meinung nach gut in die alte Erzählweise, auch wenn solche Begriffe heute als altmodisch und ausgelaugt gelten.

Ich danke euch für euer Statement und die kleinen Zückerchen, die ihr trotz Kritik verteilt habt.

Es freut mich Rufina, dass dir die Ballade gefällt.

Liebe Grüße
Sidgrani

[SamMancer]

Ich bin zwar neu und dies ist mein erster Post

Wie war das? Beim Feedback fängt man mit was positivem an:

Schönes Gedicht, ein angenehmes Lesen bzw. schöner "Flow"  

und macht dann mit etwas weiter was der andere besser machen könnte:

Ich finde das Thema falsch gewählt, da grade DIESES Thema gerade von Bands (z.B Mittelalterbands) und jüngeren "Lyrik - interessierten" geradezu ausgelutscht wird

und die letzte Regel heisst:

KEIN FEEDBACK auf FEEDBACK

lg
Sam