Die Maus

[Taugenichts]

Die Maus



Gerade, als ich den Schlüssel
ins Schloss stecken will,
sehe ich sie.
Eine kleine, graue Maus,
direkt vor dem Eingang
des Pizzalieferanten.

Fast scheint sie
mich zu beobachten, zu lauern.
Ich schliesse auf,
öffne die Tür einen Spalt
und sie kommt einige Zentimeter näher,
doch als ich die Tür ganz aufziehe,
huscht sie verschreckt
über die kleinen Schneehügel
davon.

Und dieses Bild
trifft mich ins Herz,
tief in mich geht es
und hinterlässt Vorstellungen,
von ihren kleinen, nackten Füßen,
auf dem bitterkalten Schnee.
Visionen vom Erfrieren
und ich bin schuld daran.

Das will ich nicht,
denke ich,
ziehe die Tür ganz auf
und hocke mich davor,
auf den eiskalten, nassen Boden.
Ich mache eines meiner
mitgebrachten Biere auf
und warte. Und wenn es
bis morgen früh dauert.

Nach dem zweiten
ist sie plötzlich da,
zuckt mit den Tasthaaren
in die unter Null
abgekühlte Nachtluft hinein
und dann, schneller als ich schauen kann
huscht sie in den warmen Hausflur.

Nicht die Welt, nicht mich,
nicht meinen Nächsten,
aber dieses kleine Ding
konnte ich retten.

-

Die Maus huscht verschreckt
über die kleinen Schneehügel davon.
Und dieses Bild trifft mich,
tief in mir drin,
doch der gottverdammte Realismus sagt mir,
dass im Leben einer kleinen,
grauen Stadtmaus,
kein Platz für Romantik ist.
Und wenn ich die ganze Nacht
auf sie warten würde,
bei geöffneter Tür,
sie würde sich nicht
an mir vorbeitrauen.

Mit einem schweren Gefühl
irgendwo in der Magengegend,
unter dem Brustbein,
schleppe ich mich
nach oben.
Denke mir eine Geschichte aus,
in der ich sie rette.
Mache mir
ein Bier auf.

[Dolphilia]

gefällt mir...ein Werk mit zwei Endvarianten. ich jedenfalls bin der Meinung, auch wenn wir die Welt nicht retten können, wenigstens die der kleinen Maus wäre gerettet worden. Also ich bin sehr für die Variante Nr1.