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Mardii
Stiefmütterle

Alter: 64
Beiträge: 1774



Beitrag01.10.2010 15:30
Gratwende
von Mardii
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Rückwärts zieht die Sekunde
zögernd vor dem ersten Takt
und nimmt ihren Lauf.

Noch einen Tag hier bleiben
wollen - war Gestern
aufgezehrte Geduld, ewiges Warten
entgegen Nichts
davon

hat mehr Bestand.
Zurück, zurück ins Gestern
der goldenen Tage und mystischen Nächte
der Jugend.

Endloses Kräftemessen
mit der Natur Eins sein können
mit Vater, Mutter, Schwester und Bruder
mit Dir.

In die Arme genommen werden
an den Anfang kommen und verweilen -

Wer strebt schon nach Vollendung?

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prophet
Klammeraffe


Beiträge: 515
Wohnort: überall


Beitrag28.10.2010 22:28

von prophet
Antworten mit Zitat

Hi Mardii,

Wer nach Vollendung strebt? Gute Frage! Berechtigte Frage! Zwingende Frage! Sage einfach mal "Ich". Doch zäumen wir das Pferd nicht von hinten auf, also zurück zum Anfang.
Das L. I. sinniert über das Verständnis von Zeit. Vergangenheit entsteht durch Sehnsucht nach der Zukunft und Festhalten am Gewesenen bzw. an der Gegenwart, Zukunft aus dem Klammern an der Gegenwart und Trauer nach Vergangenem und beide Spielarten bedingen sich gegenseitig, halten das Zeiten-Perpedes-Mobile in Gang.

Zitat:
Rückwärts zieht die Sekunde
zögernd vor dem ersten Takt
und nimmt ihren Lauf.

Noch einen Tag hier bleiben
wollen - war Gestern
aufgezehrte Geduld, ewiges Warten
entgegen Nichts
davon


Sehr schön dargestellt in "Rückwärts zieht die Sekunde zögernd vor dem ersten Takt". Das L.I. identifiziert sich für einen Moment mit der Zeit, als ob das Zögern etwas aufhalten könnte. Selbstredend nicht!

Am Tag festhalten schafft schon wieder Vergangenheit. Ewiges Warten auf das Nichts, die Leere, da wo dieses Konstrukt Zeit, dem menschlichen Verstand geschuldet, aufgehoben ist.. Ewigkeit! Nicht ein Moment, der ewig dauert, nein, ein zeitloser Augenblick, was ein Unterschied ist, will ich meinen.

Zitat:
Zurück, zurück ins Gestern
der goldenen Tage und mystischen Nächte
der Jugend.

Wehmut klingt an beim Erinnern dieses zeitlosen mystischen Augenblicks.

Zitat:
Endloses Kräftemessen
mit der Natur Eins sein können
mit Vater, Mutter, Schwester und Bruder
mit Dir.

In die Arme genommen werden
an den Anfang kommen und verweilen -

Wer strebt schon nach Vollendung?



Endloses Kräftemessen, wohl war. Alles ist Eins, Anfang und Ende, Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft, Ich, Du, Wir. Im Hier und Jetzt, ohne einen Blick nach hinten, auch nicht nach vorn, und  selbst die  Gegenwart aus dem Blick verlieren. Das ist der Anfang! Manch einer strebt nach Vollendung, glaube ich. Aber wer kann das schon? Diese Frage steht im Raum.
Schöne spirituelle, metaphysische Zeilen mit tiefgründigen Bildern.
Danke für dieses - mein - Verständnis.


LG p.


_________________
Ich habe es stets abgelehnt, verstanden zu werden. Verstanden werden heißt sich prostituieren. Fernando Pessoa

Sprüche klopfen ist leichter als Worte dichten. prophet

Ich fordere nichts von Dir außer Deinem Respekt. prophet

Der Vorteil der Klugheit besteht darin, dass man sich dumm stellen kann. Das Gegenteil ist schon schwieriger. Kurt Tucholsky
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Mardii
Stiefmütterle

Alter: 64
Beiträge: 1774



Beitrag30.10.2010 22:06

von Mardii
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hi Prophet,

danke Dir für Deine Rezension, vor allem interpretatorischer Art.

Habe lange über Deine Sichtweise nachgedacht. Vor allem erstaunte mich, welch breit gefächerte Bedeutung diese für mich auf einem schmalen Grat des Augenblicks balancierte Aussicht auf die Vergangenheit angenommen hat. Ich denke mal, dass das auch seinen Grund in der Bedeutungsschwere der angewendeten Vokabeln hat.

Zitat:
"Rückwärts zieht die Sekunde zögernd vor dem ersten Takt". Das L.I. identifiziert sich für einen Moment mit der Zeit, als ob das Zögern etwas aufhalten könnte.


Sehr gut ausgedrückt. Und die Zeit nimmt wieder ihren Lauf.

Zitat:
Am Tag festhalten schafft schon wieder Vergangenheit. Ewiges Warten auf das Nichts, die Leere, da wo dieses Konstrukt Zeit, dem menschlichen Verstand geschuldet, aufgehoben ist..


Im Warten auf Nichts besteht für das LI. der größte Teil seines Daseins. Dazu fällt mir noch ein, dass das Warten eine nur scheinbar dem Nichts gezollte Zeit ist. Vielleicht fällt einem das weniger auf, wenn man bestrebt ist, das Warten ständig zu verkürzen. Oder versucht es zu füllen.

Zitat:
Endloses Kräftemessen, wohl war. Alles ist Eins, Anfang und Ende, Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft, Ich, Du, Wir. Im Hier und Jetzt, ohne einen Blick nach hinten, auch nicht nach vorn, und selbst die Gegenwart aus dem Blick verlieren.


Die Sehnsucht nach dem Einssein mit der Vergangenheit spielt für mich eine zentrale Rolle bei der Bewältigung der Gegenwart. Ohne das kann man keine Perspektive auf die Zukunft werfen.

Zitat:
Das ist der Anfang!Manch einer strebt nach Vollendung, glaube ich. Aber wer kann das schon? Diese Frage steht im Raum.


Irgendwann, wenn die tatsächliche Vollendung, der Tod, vor der Tür steht, verlieren solch hehre Ziele wie Vollendung ihre Bedeutung.

Zitat:
Schöne spirituelle, metaphysische Zeilen mit tiefgründigen Bildern.


Danke.

Zitat:
Wer nach Vollendung strebt? Gute Frage! Berechtigte Frage! Zwingende Frage! Sage einfach mal "Ich".


Wünsche Dir Dein Ziel zu erreichen.

Gruß von Mardii


_________________
`bin ein herzen´s gutes stück blech was halt gerne ein edelmetall wäre´
Ridickully
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