18 Jahre Schriftstellerforum!
 
Suchen
Suchabfrage:
erweiterte Suche

Login

Jetzt erhältlich! Eine Anthologie von und mit unseren Usern. Jetzt bestellen! Die erste, offizielle DSFo-Anthologie! Lyrikwerkstatt Das DSFo.de DSFopedia


Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Prosa -> Werkstatt
Drei Kontaktanzeigen


 
 
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
 Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  « | »  
Autor Nachricht
AngeloNero
Geschlecht:männlichErklärbär
A


Beiträge: 1
Wohnort: Bremen


A
Beitrag19.06.2010 18:31
Drei Kontaktanzeigen
von AngeloNero
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo,

vor kurzem habe ich in meinem wirren Gefühlszustand drei kurze Gesichten geschrieben, die ich auf einer Seite für Kontaktanzeigen veröffentlicht hatte. Sie dienten eigentlich dazu, mich zu erleichtern, aber auch, um Kontakte herzustellen.

Sie fanden großen Anklang bei den Lesern, aber vielleicht auch nur, weil es etwas Ungewöhnliches für die Standard Kontaktanzeigen war.

Wie auch immer, ich möchte alle drei Kurzgeschichten hier mal posten, um ordentlich Kritik abzukriegen.

Irgendwo in Bremen

 

Die Sonne scheint, die Luft ist warm, eigentlich ein perfekter Tag um etwas Tolles zu unternehmen. Der junge Mann allerdings, der aus dem Fenster seines tristen Wohnblocks schaut, blickt zurück auf die vielen „perfekten Tage“, an denen er was Tolles unternommen hatte. Ja, es waren viele solcher Tage. Und umso mehr sich diese Tage häuften, desto mehr hatten sie an Sinnlosigkeit gewonnen.
Nein, einen perfekten Tag wird dieser Typ nicht  heute haben, denn dazu fehlt ihm etwas Besonderes.

Diese Besonderheit, die ihm fehlt, hatte er nur all zu oft gehabt und verloren. Und desto mehr er dies verloren hat, umso größer wird seine Sehnsucht danach.

Sein Leben war wie die Fahrt auf einer Achterbahn…..oder besser gesagt, eine anstrengende Reise voller Abenteuer. Das Beispiel mit der Achterbahn ist ein wenig unpoetisch.
Sein Vater sagte: „Ein junge in deinem Alter sollte nicht soviel erleben, wie du es getan hast mein Sohn“.
Der junge Mann versteht nun, was sein Vater meinte. Denn der Preis der Männlichkeit und der Stärke, ist der Verlust des Glückes.
Und auf lange Sicht, führt der Verlust des Glückes auch zur Aufgabe seiner selbst.

Der junge Typ starrt immer noch aus seinem Fenster, schaut sich die Sonne an, wie sie scheinbar schadenfroh vor sich hin scheint.
Solche Tage nutzte er früher sonst immer, um sich mit angenehmen Dingen zu beschäftigen und die Fesseln des harten Lebens von sich zu legen. So sind ausschweifende Partys, Frauengeschichten, Verrückte Dinge nichts Fremdes für ihn.
Aber die Erfüllung war es nie. Schon in jungen Jahren keimte der Wunsch nach etwas größerem, besseren, stärkeren in ihm. Was zum Teufel war das nur für ein Wunsch? Er wusste es damals selbst nicht so richtig.

Erst nach einer seiner verlorenen Beziehungen, dämmerte diesem Sturkopf so langsam, dass er  nicht mehr allein sein wollte. Und als auch die nächste und übernächste Beziehung in die Brüche ging, wusste er letztendlich, was er wollte: eine Beziehung

Irgendwann erfüllte sich sein Traum erneut, doch wie auch vorher sollte es zum Albtraum werden. Eine erneute Kurve in der Achterbahnfahrt, eine weitere Talfahrt auf der Reise.
Am Ende seiner Kräfte, die dieser junge Mann für seine letzte Besonderheit aufgezehrt hat, begann sich die bisherige Welt aufzulösen, die er zu halten versuchte. Denn innerhalb kürzester Zeit, ging nicht nur seine Liebe verloren, sondern auch seine gesamten weiteren menschlichen Rücklagen die er hatte.

Nun war er an den Punkt angekommen, wo das verlorene Lebensglück zur Aufgabe seiner Selbst führen sollte, und das mit Ende 20. Aber dieser Typ, so unscheinbar und zart er auch scheint, hatte nicht umsonst das Herz eines Mannes entwickelt.
Er würde nie zusammenbrechen, nie aufgeben, nie an seinem Glück zweifeln. Und wenn er noch so viele Talfahrten überwinden muss.
Denn eins ist sicher: er ist damit nicht allein.


Irgendwo in Bremen 2

Heute scheint die Sonne nicht. Keine hinterhältigen Sonnenstrahlen, die krampfhaft versuchen, Wärme und Freude auf dieses kalte Nest namens Bremen zu werfen.
Dem Typen am Fenster kann es nur Recht sein.

Langsam und spielerisch lässt er den grauen Dunst der Zigarette aus seinem Mund entweichen, als wäre es die Traurigkeit, die seinen Körper verlässt. Doch diese Traurigkeit wird weiterhin in ihm bleiben, und an seiner Seele nagen.

Wenigstens seine schmerzende Muskulatur gibt ihm das Gefühl, noch im Leben zustehen. Sie schmerzt von den schlaflosen Nächten im unbequemen Bett, wo er sich die letzten Nächte rumgewälzt hat.

Ein letzter Zug an seiner Kippe, ein letzter Schluck seines kalt gewordenen Kaffees, und schon geht es ins Bad, um sich frisch zumachen. Dabei schießt ihm kurz die Frage in den Kopf: „Wofür soll ich mich heute frisch machen?“, doch sie wird sofort wieder verworfen.

Super, die Klobrille ist bereits hochgestellt und so kann sich der Typ ohne Umwege sofort erleichtern. Natürlich im Stehen. Als Single wie er hat man es mit solchen Details des Lebens einfacher.
Während der Typ vor der Toilette steht, belästigt ihn seine eigene Gegenwart in dem riesigen Spiegel vor ihm. Er wirft einen kurzen Blick in sein eigenes Antlitz, verharrt dann schließlich, erstarrt geradezu beim Anblick seines Selbstbildes.

Tausende Gedanken rasen dabei durch seinen Kopf. Nun kommt ihm das Mädel von gestern Abend in den Sinn, die ihm mitteilen musste, dass er nicht ihr Typ wäre.
Sicher, das war nichts Neues für ihn, das musste er schon einige Male hören oder feststellen.

Doch warum ließen sich einige Jahre zuvor so viele Mädels von ihm verführen, warum war er damals gefragter als heute? Was zum Teufel hat sich denn nur geändert?
Die Fragen und Antworten bilden einen ewigen Teufelskreis in ihm, denn die Antworten zu seinen Fragen kennt er bereits selbst.
Und so ist das einzige Leuchten im Spiegelbild seiner Augen, der Wunsch nach dem sagenumwobenen Gefühl, was man „Liebe“ nennt.

Und an diese immer wieder kehrende Erkenntnis, schließt sich das Wissen an, dass in den Köpfen anderer Menschen, die „wahre Liebe“ nur noch ein Märchen aus längst vergangenen Zeiten ist.

„Bleib wie du bist“, „es kommt nur auf die Inneren Werte an“, „Liebe ist alles was zählt“……diese Sprüche, so wahr sie auch sind, waren doch nur ein Trend, der vor einigen Zeiten wieder abflachte um den Wunsch nach Oberflächlichkeit, Schein und Verführung den Weg frei zumachen.
Der Typ an seiner Toilette war sich dessen stets bewusst, nicht umsonst haben Tiere die Fähigkeit, vom Leben zu lernen.
Und so weiß auch er, dass man im Leben nur weiter kommt, wenn man sich die primitiven Regeln des Lebens aneignet. Diese Erkenntnis musste ihn mehrmals im Leben wie ein Hammerschlag ins Gesicht treffen, um so seine Sehnsüchte unter einem Schutz von Kälte, Ignoranz und Selbstbezogenheit zu vergraben.

Er starrt noch immer in den Spiegel. Zustimmend gibt er seinem Gegenüber die freie Bahn, sich in die Reihe der oberflächlichen Menschheit einzufügen und seine wahren Gefühle in der Finsternis seines Herzens zu verschließen.
Bewusst, dass sein Schein wieder nur eine Maske seiner Selbst sein wird. Er selbst ist nicht da…………………….


Irgendwo in Bremen- das offene Ende

Leicht und unbeschwert gleiten sie durch die lau warme Luft, zu tausenden, keine von ihnen ist allein. Es sieht aus, als ob es schneit, nur fehlt die Besinnlichkeit des Winters.
Der Typ am Fenster beobachtet das Treiben dieses Pollenfluges, während er teilnahmslos die letzten Minuten kurz vor Unterrichtsschluss erträgt.

Es ist soweit, alle springen auf und verlassen den Raum, nur wenige lassen ein „Tschüss“ oder „Bis morgen“ von sich hören.
Erst Recht nicht die beiden Frauen, die der Typ vor einigen Wochen abblitzen ließ. Kurz schaut er einer der beiden Damen noch hinterher, lässt seinen Blick über ihren doch sehr attraktiven Körper wandern.
Schon merkwürdig. Da schreit sein Herz nach Zweisamkeit und Zuneigung, und doch lehnte er das Werben dieser Frauen um seine Gunst ab.
Doch genau das Interesse dieser beiden Damen an ihn, bestätigte ihn nur noch weiter in seinem Misstrauen. Denn ihre Absichten waren eigennützig, bei näherer Betrachtung schon fast grausam.
„Pfui Teufel“ denkt sich der Typ, da sollte er doch tatsächlich als Racheinstrument einer von ihrem Ehemann betrogenen Frau dienen.
Und während er seinen Blick wieder von ihr abwendet und weiter seine Unterlagen in seine Tasche packt, schiebt sich auch die nächste der beiden Damen in sein Blickfeld.
„Pfui Teufel“ schießt ihm wieder in den Kopf. Eine Frau, die ihre herrschaftlichen, unerfüllten mütterlichen Komplexe an ihm auszuleben versuchte.
„Pfui……aber Moment mal…..warum……warum denn eigentlich nicht?“ der Typ hatte seine Entscheidung schon fast vergessen, die er gestern traf, als er die leere Hülle seiner Seele im Spiegel betrachtete. „Warum eigentlich nicht?“

Riesige Blechschlangen reihen sich hintereinander ein, um aus ihren Bäuchen die grau bunten Massen an Menschen zu entlassen und Wartende wieder zu verschlucken. So steigt auch der Typ in die S-Bahn der Linie 2 und sucht sich ein kleines Plätzchen am Fenster.
Langsam schlängelt sich die Bahn in Richtung Innenstadt, spurtet von einer Haltestelle zur Nächsten. Immer mehr Menschen drängen sich ins Innere, bis die Sitzgelegenheiten schließlich knapp werden.
Nur der Platz neben dem Typ am Fenster  ist noch frei.

Menschen sind Herdentiere, manchmal erinnern sie an dumme Schafe, unfähig, aus der fehlgeleiteten Gruppe auszubrechen und auf eigene Faust den richtigen Weg zu gehen. Daran muss der Typ gerade denken, während er die Leute sieht, die sich in der überfüllten Mitte der S-Bahn in einander drängen und zusteigenden Fahrgästen kaum die Möglichkeit bieten, einzutreten. Dabei ist das komplette Ende des Fahrzeuges leer. Ein Aufrücken nach hinten oder das Zusteigen in das hintere Ende kommt dabei keinem in den Sinn.

Doch plötzlich erregt eine Gestalt inmitten des Menschengewühls die Aufmerksamkeit seines Blickes. Ein langer, glänzender Zopf blonder Haare sticht aus der Masse der Passagiere  heraus. Sie sind auffällig gepflegt und wirken fast wie Sonnenstrahlen, funkeln in einem satten gelb goldenen Schimmer, und sicher duften sie auch gut.
Und während er die Lieblichkeit dieses Anblickes auf sich wirken lässt, denkt er sich: „Schöne Haare, wenn sie schwarz wären“

Weiterhin beobachtet er die Junge Frau mit dem langen Zopf, die mit einer vollen Plastiktüte und einem schwer wirkenden Rucksack bepackt  hektisch ihre Blicke durch die Bahn wirft, um einen Sitzplatz ausfindig zu machen. Sie scheint aus der Herde der dümmlichen Schafe ausbrechen zu wollen. So scheint es zu mindest…..
Nun schließt der Typ am Fensterplatz eine kleine Wette mit sich selbst ab, denn er weiß jetzt schon ganz genau, was dieses Mädel gleich tun wird.
Sie wird den freien Platz neben ihn bereits gesehen haben, doch trotz ihrer schweren Taschen und dem Bedürfnis sich zu setzen, schaut sie weiter nach einem anderen freien Platz, wo sie ganz alleine sitzen kann.
Da sie keinen anderen Platz finden wird, begnügt sie sich nach langem zögern schließlich doch mit dem Platz neben dem Typen.
Wenige Sekunden später wird sie beginnen, nervös in ihren Taschen zu kramen um letztendlich ihr Handy zum Vorschein zu holen und sinnlos darauf rumzutippen. Sie wird wahrscheinlich noch so tun, als würde sie jemanden anrufen wollen, der natürlich nicht rangeht.

Und so kommt es auch. Weil es immer so kommt. Schade, scheinbar ist auch dieses Mädel nur ein Schäfchen. Und Schäfchen haben ständig die Angewohnheit, davon auszugehen, in Gefahr zu sein. Ihr Handy ist dabei wichtigstes Instrument, an dem sie sich festhalten, an dem sie ihre Nervosität ableiten können.
Wenn sie doch wüssten, dass sie gar nicht in Gefahr schweben und der Typ gar nicht die Absicht hat, zu jagen.

Langsam spürt der Typ die ermüdende Wirkung des langen Tages in seinen Augenlidern, ein kurzer Augenblick der Gedankenlosigkeit würde ihm gut tun, bevor er sich der Trostlosigkeit seiner eigenen vier Wände hingibt.
Spontan springt er auf, bittet das Schäfchen mit dem Handy freundlich, ihn durchzulassen.
Nun hat sie beide Plätze für sich allein, nun kann sie ihre Plastiktasche neben sich auf den Sitz ablegen und getrost ihr Handy wieder einstecken, was sie dann auch tut.

Endlich, frische Luft, Bewegungsfreiheit, der Typ atmet durch, klemmt seine Tasche unter seinem Arm und geht wieder zurück in die Richtung, aus der seine Bahn kam. Zu seiner rechten Seite ragen die beiden Türme des Doms hoch in die Luft und scheinen sich im übertriebenen Sinne in den Himmel zu bohren, mit ihren spitzen Dächern.
Der Dom, das wahrlich interessanteste Objekt, was dieses Kaff zu bieten hat, war es doch in längst vergangenen Zeiten erschaffen wurden. Der Typ konnte damals dieses Gebäude von verschiedenen einsamen Orten in der Ferne aus immer wieder sehen. Es faszinierte ihn irgendwo in der Natur knapp außerhalb Bremens zu hocken und dabei den Dom zu sehen.

Schlendernd bewegt sich der Typ an dem Gebäude vorbei und beginnt seine Reise durch die lange Innenstadt, in der das meiste Geschehen herrscht.

Ja, lange 10 Minuten hat es gedauert, bei langsamen und trägem Schritt, und schon ist die Innenstadt wieder vorbei.
„Welch Großstadt“, denkt sich der Typ, und fragt sich dabei, ob das Wort „Großstadt“ nicht ein wenig übertrieben ist.
Dabei schweifen seine Blicke nur noch sporadisch über die Bauten dieser Stadt, immer wieder sich selbst fragend, wie lange er diesen Anblick noch ertragen will. Fast 27 Jahre in dieser fast unveränderten Umgebung stacheln immer wieder seinen Wunsch an, auf ewig das Weite zu suchen. „Ja, dann hau doch ab!“ „Warum gehst du dann nicht?“, oft gestellte Fragen, die der Typ sich anhören durfte. Die Antwort drauf stets für sich behaltend.

Doch nun bewegt er sich zu einem Ort, den sein sensibles Gemüt relativ gut ertragen kann. Er mag Gewässer. Gewässer sind immer gut. Ob nun das weite Meer, das Sehnsucht erzeugt, ein See, welches Ruhe bewirkt, oder ein Fluss, was Energie bringt. Und auch die schmutzig braun grüne Weser erfüllt ihren Zweck. So bewegt der Typ seinen Hintern in Richtung Schlachte und rastet an einer Sitzbank, um wenigstens heute Abend ein wenig Entspannung zu erfahren.

Farblos, ohne einen Wimpernschlag, starrt er in Richtung des Weserstadions auf die Wasseroberfläche. Die andere Richtung mochte er nie, da sie irgendwo hin führt, wo er nie hin wollte. Stattdessen vermittelt die linke Seite ein Gefühl der Weite, als ob da irgendwo die Lösung und der Ausweg aus dem emotionalen Gefängnis warten. Die Freiheit eventuell.

Einige Passanten gehen an ihn vorbei, wie so oft wird geglotzt, als wäre er ein Sonderling. Vielleicht auch ein Marsmensch, auf jeden Fall ein merkwürdiger Typ, so normal er sich auch zu geben versucht.

Ein junges Pärchen passiert seinen Weg, eng umschlungen und sorglos scheinend. Zumindest das rothaarige Mädchen macht diesen Eindruck. Ihr Freund hingegen scheint ein wenig abwesend, verbirgt seine Augen hinter einer modischen Sonnenbrille und richtet sein Gesicht pausenlos auf die andere Seite der Weser.
Seine Freundin quasselt unentwegt, während sie langsam an den Typen auf der Sitzbank vorbei gehen. Ihr Freund scheint allerdings kein einziges Wort für sie übrig zuhaben, man merkt ihn deutlich an, wie sehr ihn das Gequassel seiner Partnerin zu nerven scheint.

Der Typ auf der Bank kennt das noch zu gut, von vielen seiner Ex Freundinnen, Frauenbekanntschaften und Kolleginnen. Oft empfand er es süß, wenn seine Exen freudestrahlend über ihre positiven Erlebnisse berichteten, auch schenkte er gerne ein offenes Ohr, wenn es um Probleme ging.
Doch mit der Zeit, merkte er, dass die Erzählungen nur mehr  Ich- bezogene Mitteilungsbedürfnisse waren und das endlose Gesabbel zu einem unangenehmen Rauschen in seinen Gehöhrgängen wurde.
Dabei waren sich die Damenschaften nicht mal dessen bewusst, welche Gegensätzlichkeiten sie in ihren eigenen Sätzen äußerten. Oft kamen dabei die ein oder anderen Lügen bei raus. Und sobald es um die Wahrheit ging, sind sie verstummt.

Der Typ schwelgt noch in diesen Gedanken, während das Pärchen längst vorbeigezogen ist.

Die leichten Kopfschmerzen die er hat, sind gerade dabei sich durch die frische Seeluft aufzulösen, als eine Horde seltsamer Wesen sich nähern und seine Ruhe stören. Man könnte meinen, es handle sich um kreischende Hühner mit Pferdehufen.
Tatsächlich sind es vier herausgeputzte, hübsch zurechtgemachte Damen, sichtlich gut gelaunt, und mehr als das, schon fast manisch und hyperaktiv.
In einem zerreißend spitzen Ton lachen sie über irgendein Gesprächsthema, völlig unbefangen.
Dabei hämmert das laute Aufstampfen ihrer hochhackigen Schuhe dem Typen auf der Sitzbank fast das Trommelfell aus den Ohrmuscheln.
Den Kopfschmerzen ist das alles auch nicht dienlich.

Der Typ kann es immer gut verstehen, wenn Menschen Spaß haben, wenn sie sich ihres Lebens freuen. Auch gegen aufreizende hochhackige Tussenschuhe hat er nichts einzuwenden. Doch angenehmer wäre es, diese Dinge mit dem Stil einer Lady zu verbinden.

Endlich ist die Meute von Dannen gezogen, links ist niemand mehr in Sicht, noch einen letzten Blick auf die vier Frauen kann lässt sich der Typ dennoch nicht entgehen.
Nun herrscht Ruhe.
Zeit zum abschalten, Zeit, um die Gedanken einfach mit dem Fluss in die Ferne wandern zu lassen.

Und dennoch, so sehr er sich bemüht, die Gedanken seinem Bewusstsein fernzuhalten, so treiben sie doch im Unterbewusstsein ihr Unwesen und schleichen sich hinterhältig in den Vordergrund.
Ein Hauch des Missens seiner Ex Freundin legt sich wie ein sanfter, erstickender Schleier über sein Gemüt.
Obwohl schon einige Zeit verstrichen ist, spukt sie hin und wieder in den Kerkern seines Geistes umher, in die er sie verbannt hat.

Doch kurz bevor sich diese erdrückende Gedankenreihe fortsetzt, streift erneut ein Passant mit seinem Begleiter an dem Typ vorbei.

Ein alter Mann, so einer, der im Volksmund als „rüstiger Rentner“ bezeichnet wird, führt einen prächtigen und doch auch in die Jahre gekommenen Hund an seiner ledernen Leine spazieren.
Ein wahrlich seltener Anblick dieser Hund, denn Vertreter dieser Rasse sind hier äußerst selten. Umso überraschter und faszinierter ist der Typ von diesem Tier.
Es ist ein japanischer Hund, er erkennt ihn sofort als Akita.
Fast majestätisch und diszipliniert läuft  das hoch gewachsene Tier stolz neben seinem Besitzer und weicht ihm nicht von der Seite.

Der Typ auf der Bank kann seinen Blick nicht von ihm lassen, die Ruhe die der Hund ausstrahlt, die Güte die er in sich trägt, die Eleganz, Erhabenheit und gleichzeitige Genügsamkeit, sind die Werte, die er bei seinen Mitmenschen auch nach Jahren des Zusammensein nie fand.
Bei einem einzigen Anblick dieses Tieres allerdings, spürt er diese Werte sofort.

Und umso länger er den Hund betrachtet, desto länger kann auch das Tier seinen Blick nicht von dem Typen abwenden. Und als sie auf einer Höhe sind, kommt die Eigensinnigkeit dieser typischen Hunde durch. Er bleibt stehen.
Auch das leichte Zucken an der Leine durch seinen Herren kann ihn nicht dazu bewegen, weiter zugehen.

Der Typ beginnt ein freundliches Gespräch mit dem alten Mann und sie unterhalten sich über das Tier. Ein so genannter oberflächlicher Small-Talk, und dennoch angenehm und freundlich.
Und so lässt er seinen schönen Begleiter zu den Typen auf der Bank, der ihm sanft die Hand reicht.
Eine wunderbare Kontaktaufnahme findet statt, in dem der Akita seine Hand abschleckt und sein Geruch aufnimmt. Nur ganz leicht streift der Typ über den Fang des wunderbaren Tieres.
Ein Streicheln ist nicht nötig, der Typ erweist dem Tier den gebührenden Respekt, in dem er sich mit einer freundschaftlichen Kontaktaufnahme begnügt.

Noch kurz verabschiedet sich der alte Mann und sein Begleiter von dem Typen auf der Bank und zieht davon.
Nicht ahnend, dass sie dem einsamen Typen mit dieser Begegnung das schönste Gefühl der letzten Tage beschert haben.

Und so richtet er seinen Blick wieder auf den Strom des Flusses, ein leichtes Lächeln im Gesicht, für kurze Zeit Gedankenlos.

„Wo war ich stehen geblieben? Ach ja……warum eigentlich nicht?“

Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
prophet
Klammeraffe


Beiträge: 515
Wohnort: überall


Beitrag19.06.2010 18:47

von prophet
Antworten mit Zitat

Hi,

Du Sonderling, hast Dich richtig vorgestellt Laughing

aber eins als Ratschlag, nicht zu viel auf einmal, das überfordert selbst den irren propheten. Aber das Potential in Deinen Texten sehe ich trotzdem. Bitte, ein Text und dann der nächste, sonst wird das Genießen schwierig.

lg p.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
Seite 1 von 1

Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Prosa -> Werkstatt
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht teilnehmen.
In diesem Forum darfst Du keine Ereignisse posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht herunterladen
 Foren-Übersicht Gehe zu:  


Ähnliche Beiträge
Thema Autor Forum Antworten Verfasst am
Keine neuen Beiträge Werkstatt
Das Märchen von den drei Königen
von HansGlogger
HansGlogger Werkstatt 2 26.07.2023 12:49 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Feedback
um drei
von Berni
Berni Feedback 0 18.05.2023 00:42 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Rechtschreibung, Grammatik & Co
Die berühmten drei Punkte oder ein G...
von Chrissy
Chrissy Rechtschreibung, Grammatik & Co 36 16.05.2023 16:52 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Songs/Songtexte
Drei Akkorde
von Günter Wendt
Günter Wendt Songs/Songtexte 5 25.04.2023 10:57 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Profession Schriftsteller (Leid und Lust)
Wenn ihr drei Wünsche hättet (Ausbl...
von stephenalexandar
stephenalexandar Profession Schriftsteller (Leid und Lust) 12 18.01.2023 00:44 Letzten Beitrag anzeigen

BuchBuchEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungBuch

von Jana2

von Nina C

von MoL

von Enfant Terrible

von Beka

von Lapidar

von halcyonzocalo

von Nordlicht

von Micki

von Selanna

Impressum Datenschutz Marketing AGBs Links
Du hast noch keinen Account? Klicke hier um Dich jetzt kostenlos zu registrieren!