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Horst Schmitzke spricht sich frei von den Vorwürfen!


 
 
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Herr Gorke
Geschlecht:männlichGänsefüßchen


Beiträge: 27
Wohnort: Köln


Beitrag16.04.2010 11:25
Horst Schmitzke spricht sich frei von den Vorwürfen!
von Herr Gorke
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ich persönlich habe gar nichts gegen Homosexuelle. Das weiß hier im Verein jeder, dass ich da sehr tolerant bin, denn auf die Leistung kommt es mir an, einzig und alleine auf die sportliche Leistung. Dafür stand ich und somit der ganze Verein immer ein. Nur die Leistung zählt bei uns, nicht wo einer herkommt, was einer macht oder welches Geschlecht einer bevorzugt. Das hat uns nie interessiert, danach würde ich ja nicht einmal fragen, wenn es in diesem speziellen Fall nicht so offensichtlich gewesen wäre. Ich musste ja nachfragen, der Offensichtlichkeit wegen. Und natürlich der verunsicherten Mitspieler zuliebe, denn ich als Trainer dieser starken Mannschaft muss mich um den Zusammenhalt der Jungens kümmern, um jeden einzelnen. Das sind ja schließlich alles Individuen und zudem auch noch in der Blüte ihrer Jugend.

Kurz nach meinem Gespräch mit Michael machte er es dann ja auch vor der gesamten Mannschaft publik. Er hatte sein so genanntes Outing gehabt, wie das bei jungen Männern wohl heißt, die allen erzählen, dass sie sich eben nicht, wie im Normalfall, zu Frauen hingezogen fühlen, sondern das gleiche Geschlecht vorziehen. In diesem Fall also das Geschlecht der kompletten Mannschaft. Doch das hat nichts, wie vielerorten behauptet wird, mit seinem Ausschluss aus unserem Verein zu tun. Aber es ist wie so oft. Wenn das Selbstvertrauen eines geltungsbedürftigen jungen Mannes gekränkt wird, in diesem Fall aufgrund seines mangelnden fußballerischen Talentes, dann sucht er sich einen anderen Weg, um ins Gespräch zu kommen, um die für ihn so nötige Aufmerksamkeit zu erlangen. Das kommt ja auch nicht von ungefähr.

Das am nächsten Tag direkt der Vater bei mir vorsprach, war absehbar. Doch blieb mir auch hier nichts anderes übrig, als ihn davon zu überzeugen, dass sein Sohn leider nicht der von ihm so erhoffte Fußballstar werden wird, im Gegenteil, er solle sich lieber einen anderen Sport suchen, einen der besser zu ihm passt, vielleicht Leichtathletik. Mir war klar, dass er sofort mit dem Argument kommen würde, dass sein angeblich so guter Sohn in der laufenden Spielperiode einige Tore geschossen habe und man in diesem Fall ja wohl ganz und gar nicht von untalentiert sprechen könne. Er ließ es sich auch nicht nehmen, mich mehrfach darauf hinzuweisen, dass sein Sohn stets im Sinne der Mannschaft spiele und sich für keinen Ball, wie man sagt, zu schade sei. Aber es ist natürlich immer das gleiche. Eltern setzen diese großen Hoffnungen in ihre Sprösslinge, sehen ein vielleicht ansatzweise vorhandenes Talent durch das Vergrößerungsglas ihrer Sehnsucht, die Kinder würden einmal ein besseres Leben führen können als sie selbst. Und es gehört leider auch zu meinen traurigen Pflichten, die Heerscharen von Eltern eins ums andere mal enttäuschen zu müssen. So wie ich auch Michaels Vater davon überzeugen musste, dass sein Sohn zwar ein paar Tore geschossen, und ja, zweifelsohne einen großen Beitrag zum Aufstieg beigetragen hat, und ja, dass er in entscheidenden Momenten Verantwortung übernommen und auch einen der wichtigsten Elfmeter dieser Saison getreten, bzw. verwandelt hat.

Doch gehört eben noch viel mehr zum Fußball, als nur dies. Ein Mannschaftsmensch muss man sein, ein Teamplayer, einer auf den man sich verlassen können muss, in jeder Situation. Und es war und ist nun mal mein Eindruck, dafür bin ich ja der Trainer, dass Michael eben dies nicht ist. Für seinen Vater war aber dennoch klar, dass wir uns nur aufgrund der andersartigen Sexualität seines Sprösslings von ihm getrennt haben. Ein Vorwurf, den ich aufs entschiedenste zurückweise, und welcher sicherlich nur aus der Tatsache herrührt, dass sein Vater seiner eigenen Enttäuschung über die mangelnde Leistung seines Sohnes nicht anders Herr wurde. Ich sage, gerade weil ich wusste, dass Michael ein Homosexueller ist, haben wir uns nach Erkennen seiner äußerst mangelhaften Teameinstellung von ihm getrennt. Denn es ist doch klar, dass ich mir ansonsten von den anderen, ich muss es leider so sagen, besorgten Eltern den Vorwurf machen lassen müsste, dass ich den Michael nur deshalb in der Mannschaft lasse, um mir nicht vorwerfen zu lassen, ich schmeiße ihn nur aufgrund seiner Andersartigkeit heraus. Ich habe die unbedingte Pflicht, jeden nach denselben Maßstäben zu beurteilen, egal ob Homosexuell oder nicht.

Zuerst habe ich mir ja auch gar nichts dabei gedacht, als der Michael immer so gerne und lange duschen ging, nach den Spielen. Ich hielt ihn einfach für gründlich. Angestarrt habe er einige meiner Schützlinge und wenn er rannte, hatte er seine Arme immer so komisch bewegt. Das sagten zumindest einige meiner Schützlinge, denn ich war ja meistens nur am Anfang im Duschraum zugegen, um die Disziplin zu überprüfen, denn auch das gehört zu meinen Pflichten als Trainer. Zu überwachen, das die Jungens sich ordentlich verhalten und keinen Unsinn treiben. Sobald aber alle unter der Dusche standen, habe ich mich entfernt und bin die Spielnotizen durchgegangen um mich auf die Nachbesprechung vorzubereiten. Das war also schon immer etwas eigenartig und gestern kam ja auch heraus, dass der Michael gerne in Unterwäsche sein Bett neu bezieht oder so Sachen macht, in seinem Zimmer. Schon oft wurde er dabei beobachtet, von Kindern, wie er in Unterwäsche sein Bett neu bezog oder irgendwelche Kleidungsstücke zusammenlegte. Dabei hätte ihm doch bewusst sein müssen, dass sein Zimmer im ersten Stock von der Straße gut einsehbar ist. Und das die Kaiserstraße sich in unmittelbarer Nähe der Käthe-Kollwitz-Grundschule befindet, sich also tagtäglich Kinder durch diese hindurchbewegen, an seinem Fenster vorbei, hinter dem er scheinbar immer zu Schulanfang oder Ende irgendwelche Dinge in Unterwäsche verrichtete. Das ist doch komisch, ein solches Verhalten.

Und als einmal Werners Sohn nach unserem alljährlichen Feuerwehrfest auf dem Weg nach Hause vom Fahrrad stürzte und sich die Knie blutig schlug, da war zufällig dieser Michael vor Ort und hat ihm geholfen. In den Arm genommen hat er ihn und etwas Süßes geschenkt, ihm danach zugezwinkert und über den Kopf gestreichelt, wie eine Mutter. Das hat Werners Sohn zu Hause berichtet, eigentlich glücklich über den Kaubonbon vom Michael und dankbar für die Hilfe, doch dem Werner kam das gleich komisch vor, dieses Umarmen und über den Kopf streicheln. Ein einfaches Hinstellen seines Sohnes und ein aufmunternder Klaps auf die Schultern hätten seiner Ansicht nach ja auch gereicht. Aber dann auch noch das Bonbon! Und dafür hatte Werners Sohn dann auch noch Ärger bekommen, da er doch nichts Süßes von Fremden Männern nehmen sollte, wobei dieser trotzig entgegnete, dass der Michael doch kein Fremder sei, wonach sein Vater nur laut raunte, von der Schwuchtel solle er schon gar nichts nehmen. Nach diesen aufregenden Ereignissen lag Werners Sohn wahrscheinlich abends im Bett und fragte sich, was eine Schwuchtel ist. Ha!

Sehen Sie, so möchte ich ja gar nicht reden. Wir haben hier überhaupt nichts gegen diese Homosexuellen. Die meisten sind ja ganz normal und tun einem ja nichts. Das sind ja oft sehr saubere Männer, die auf ihr Äußeres achten. Dinge, für die ich bei meinem Job, oder auch der Werner, bei der Feuerwehr, oder die meisten anderen Männer hier im Ort, bei ihren harten, körperlichen Arbeiten, gar keine Zeit haben. Homosexuelle gehen halt öfter zum Friseur und laufen anders, als, ich sag mal, Werner oder ich. Daher erkennt man sie ja meistens auch ganz gut, an ihrer Art zu gehen oder wie sie ihre Hände halten beim Reden. Beziehungsweise am Reden selbst, diese besondere Art, die Worte lang zu ziehen mit nasaler Stimme. Nicht alle sind so, aber doch die meisten, denke ich. Michael hat sich wahrscheinlich sehr verstellen müssen, um hier im Verein nicht aufzufallen, doch jetzt im Nachhinein gesehen, fallen sie mir immer mehr auf, die Hinweise. Die angewinkelten Handgelenke in der Teambesprechung, das stets überkorrekte Erscheinungsbild, die sich stets auf dem neusten Stand befindende Frisur, wobei, dass muss man sagen, da stehen ja jetzt alle diese jungen Männer drauf, diese neuen Frisuren mit gefärbten Haaren und diese Ohrstecker. Das gab es bei uns ja nicht und von daher ist es beim Michael ja auch erst gar nicht aufgefallen. Die Art zu rennen, ein bisschen wie der Miroslav Klose, wobei der ganz bestimmt kein Homosexueller ist! Außerdem war er in den Zweikämpfen der mit Abstand unaggressivste Mitspieler. Natürlich ein weiterer Grund für seinen Ausschluss, denn ich benötige nur Spieler, die sich im Ernstfall durchsetzen können. So einer war Michael nie.

Ich leugne auch gar nicht, dass es mir ganz recht ist, dass Michael den Verein verlassen hat, denn aufgrund dieser Homogeschichte hätte er doch einige Probleme in den Verein geschleppt. Wer hätte mit dem noch duschen wollen, wenn doch klar ist, dass es ihn sexuell erregt? Dass man das eventuell widerlich finden kann, muss man doch verstehen. Wer hätte ihn nach einem Torjubel umarmen wollen, ohne Gefahr zu laufen, mit anderen als rein sportlichen Gedanken am Hintern berührt zu werden? Schon jetzt, kurz nach seinem Ausschluss, sind die Jungens beruhigter und spielen konzentrierter, sich darüber gewiss, keinen scharfen Bruder, wie sie es nennen, unter sich zu haben. Ich gebe es zu, der Ausschluss Michaels ist mehr als gut für uns und wird in jedem Fall aufrechterhalten. Aber ich bleibe dabei, dass sowohl der gestrige gewalttätige Übergriff auf Michael als auch der Ausschluss aus unserem Verein nichts mit seiner Sexualität zu tun haben!

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Maria
Geschlecht:weiblichEvolutionsbremse

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Beiträge: 5998

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Beitrag16.04.2010 11:50

von Maria
Antworten mit Zitat

Herr Gorke, guten Tag,

mittendrin - muss ich gestehen - dachte ich mir, nun komm halt mal zur Sache. Da könntest Du wohl ein kleines bisschen straffen.
Und, aber da bin ich jetzt auf andere Meinungen gespannt, vielleicht auch bissl WENIGER relativieren.
Denke immer, jetzt kommt sicherlich bald ein kleiner Hinweis, ein Ausrutscher, ein Versprecher. Der kam recht harmlos, wenn man genau schaute, aber sofort wurde er relativiert.

Da steckt eine Menge Zündstoff drin und denke, da könntest du noch eine Schippe drauf legen. Nicht viel. denn: was ich ja eigentlich besonders gelungen fand, ist die durchaus zurückgenommene, niveauvolle und überlegte Sprache die der Trainer da führt. Nicht das übliche Prollverhalten, dass viele früher oder später zeigen.
Aber vielleicht zu vorsichtig (oder zu wenig hinterlistig/zynisch), dazu einige Länge... mh mh.

Trotzdem (oder auch darum) sehr gerne gelesen, gutes Thema und ich finde die Taktik, die schneeweiße Weste hier erzählen zu lassen auch gelungen. Bin neugierig, was andere sagen.

edit: vergessen: das Ende passt hervorragend! Super. Es relativierte mich, denn ich war während des Lesens noch kritischer, wegen des Trainers braver zu relativierender Sicht *g

LG
Maria


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Give me sweet lies, and keep your bitter truths.
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Angst
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Alter: 33
Beiträge: 1571



A
Beitrag16.04.2010 12:14

von Angst
Antworten mit Zitat

Huhu,

Na, wenn das nicht der Stromberg der Fussballtrainer ist! ;) Maria hat schon recht: Herr Schmitzkes Zurückhaltung raubt dem Text doch ein wenig die Kraft, vielleicht auch den Witz, aber dadurch wird‘s auch glaubwürdiger. Das ist sicher ein zweischneidiges Schwert. Der Unterhaltung Willen könnte man tatsächlich noch eine Schippe drauflegen. Nur ist dann die Schwierigkeit, nicht zu bissig zu werden. Mir hat's auch so gefallen. Die Stellen hier finde ich super:

Herr Gorke hat Folgendes geschrieben:
In diesem Fall also das Geschlecht der kompletten Mannschaft.

Herr Gorke hat Folgendes geschrieben:
Angestarrt habe er einige meiner Schützlinge und wenn er rannte, hatte er seine Arme immer so komisch bewegt.

Herr Gorke hat Folgendes geschrieben:
Wer hätte ihn nach einem Torjubel umarmen wollen, ohne Gefahr zu laufen, mit anderen als rein sportlichen Gedanken am Hintern berührt zu werden?

Kleinigkeiten:

Herr Gorke hat Folgendes geschrieben:
[…] wobei, dass (das) muss man sagen, da stehen ja jetzt alle diese jungen Männer drauf, diese neuen Frisuren mit gefärbten Haaren und diese Ohrstecker.

Herr Gorke hat Folgendes geschrieben:
Aber es ist natürlich immer das gleiche. Eltern setzen diese großen Hoffnungen in ihre Sprösslinge, […]

Zwischen diesen beiden Sätzen würde sich ein Doppelpunkt nicht schlecht machen, oder?

Liebe Grüsse,
Scheinheilige


_________________
»Das Paradox ist die Leidenschaft des Gedankens.«
— Søren Kierkegaard, Philosophische Brosamen,
München: Deutscher Taschenbuch Verlag, S. 48.
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Tamar
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Beiträge: 123



Beitrag16.04.2010 13:47

von Tamar
Antworten mit Zitat

Hallo Herr Gorke,
ich finde den Text, grade wegen seiner Zurückhaltung, sehr gut. Aber ich schließen mich meinen Vorrednern an: wenn der Text kürzer wäre, würde er noch stärker wirken. So wird er irgendwann langatmig. Ich würde sogar so weit gehen, zu sagen: kürz ihn um die Hälfte, und er wird doppelt so gut.

Meine Lieblingsstellen:
Zitat:
So wie ich auch Michaels Vater davon überzeugen musste, dass sein Sohn zwar ein paar Tore geschossen, und ja, zweifelsohne einen großen Beitrag zum Aufstieg beigetragen hat, und ja, dass er in entscheidenden Momenten Verantwortung übernommen und auch einen der wichtigsten Elfmeter dieser Saison getreten, bzw. verwandelt hat.

Doch gehört eben noch viel mehr zum Fußball, als nur dies. Ein Mannschaftsmensch muss man sein, ein Teamplayer, einer auf den man sich verlassen können muss, in jeder Situation.


Diese wundervolle Doppelmoral!


Zitat:
Und als einmal Werners Sohn nach unserem alljährlichen Feuerwehrfest auf dem Weg nach Hause vom Fahrrad stürzte und sich die Knie blutig schlug, da war zufällig dieser Michael vor Ort und hat ihm geholfen. In den Arm genommen hat er ihn und etwas Süßes geschenkt, ihm danach zugezwinkert und über den Kopf gestreichelt, wie eine Mutter.


Hammer, er begeht eine gute Tat, und ihm wird das als pervers ausgelegt! Ganz stark dargestellt!
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Ilona
Klammeraffe
I


Beiträge: 558
Wohnort: irgendwo in Hessen


I
Beitrag16.04.2010 15:01

von Ilona
Antworten mit Zitat

Hallo Herr Gorke

ein schöner Text aber: welcher Fussballtrainer würde denn so reden?

Zitat:
das stets überkorrekte Erscheinungsbild, die sich stets auf dem neusten Stand befindende Frisur


Zitat:
sich darüber gewiss, keinen scharfen Bruder, wie sie es nennen, unter sich zu haben


Klingt mir nicht nach Beckenbauer und Sportschau

Grüße

Ilona
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Pedro
Geschlecht:männlichEselsohr
P


Beiträge: 241
Wohnort: Freiburg


P
Beitrag16.04.2010 15:17
Re: Horst Schmitzke spricht sich frei von den Vorwürfen!
von Pedro
Antworten mit Zitat

Hallo Herr Gorke,

ich finde gut, dass du sofort ohne Einleitung zur Sache kommst.
Die Sprache passt zum Text.

Du lässt einen Trainer reden, der scheinbar tolerant ist, nichts gegen Homosexuelle hat.
Wenn man genau hinhört, merkt man, dass dem nicht so ist:

Zitat:
Das hat uns nie interessiert, danach würde ich ja nicht einmal fragen, wenn es in diesem speziellen Fall nicht so offensichtlich gewesen wäre.

- Wenn er betont, dass er nichts gegen Homosexuelle hat, warum stört ihn dann die "Offensichtlichkeit"?

Zitat:
Und natürlich der verunsicherten Mitspieler zuliebe, denn ich als Trainer dieser starken Mannschaft muss mich um den Zusammenhalt der Jungens kümmern, um jeden einzelnen.

- Jetzt behauptet er, die Mitspieler seien verunsichert, versucht seine Entscheidung auf ihr Verhalten abzuschieben und behauptet auch noch, dass er sich um jeden "einzelnen" Jugendlichern kümmern müsse.

Zitat:
Kurz nach meinem Gespräch mit Michael machte er es dann ja auch vor der gesamten Mannschaft publik.

- Das sieht er als negativ an?

Zitat:
Wenn das Selbstvertrauen eines geltungsbedürftigen jungen Mannes gekränkt wird, in diesem Fall aufgrund seines mangelnden fußballerischen Talentes, dann sucht er sich einen anderen Weg, um ins Gespräch zu kommen, um die für ihn so nötige Aufmerksamkeit zu erlangen. Das kommt ja auch nicht von ungefähr.

- Das geht in die gleiche Richtung!

Zitat:
So wie ich auch Michaels Vater davon überzeugen musste, dass sein Sohn zwar ein paar Tore geschossen, und ja, zweifelsohne einen großen Beitrag zum Aufstieg beigetragen hat, und ja, dass er in entscheidenden Momenten Verantwortung übernommen und auch einen der wichtigsten Elfmeter dieser Saison getreten, bzw. verwandelt hat.

- Der Trainer kann die Leistung des Spielers nicht bestreiten, führt dann, ohne belegen zu können, magelnden Teamgeist an!

Zitat:
Aber ich bleibe dabei, dass sowohl der gestrige gewalttätige Übergriff auf Michael als auch der Ausschluss aus unserem Verein nichts mit seiner Sexualität zu tun haben!

- Hier von einem gewalttätigen Übergriff zu reden, ist der Gipfel der Voreingenommenheit und Dummheit.

An manchen Stellen könnte man den Text vielleicht ein wenig kürzen, wie andere schon bemerkt haben.
Wenn du den Text noch einmal durchliest, wirst du wahrscheinlich ein paar Fehler in der Zeichensetzung und R-Schreibung finden.

Ein wichtiges Thema hast du aufgegriffen.

Ich habe deine Geschichte gerne gelesen, fand sie nicht zu langatmig.

Gruß

Pedro
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Ilona
Klammeraffe
I


Beiträge: 558
Wohnort: irgendwo in Hessen


I
Beitrag16.04.2010 16:16

von Ilona
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Das sehe ich nicht so. In meinen Ohren klingt das viel zu 'gebüldet' für einen Trainer. Wer kommt denn im DFB ohne Unfall aus einem Satz heraus? Und dann gar noch auf dem Land/im Stadtteil, wo das Feuerwehrfest eine Rolle spielt?
 
Ich kenne zwar keine Fußballer, aber Mitglieder anderer Veriene, auf eine Bezeichnung wie 'scharfer Bruder' käme keiner.

Ein Wort wie zweifelsohne würde ich nie und nimmer im Profisport verorten.

Die Richtung des Textes gefällt mir gut, aber die Sprache ist meines Erachtens zu abgehoben. Und wenn schon Herr Schmitzke in Person zu Wort kommt, gehört der Sprachstil auch dazu.

Grüße

Ilona
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Gabi
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Beitrag16.04.2010 22:51

von Gabi
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Ich denke, der Verein spielt wohl nicht in der Bundesliga. Ich tippe eher  Verbandsliga, wenn überhaupt. Ein Kaff irgendwo in Deutschland, wo niemand mehr an den Aufstieg geglaubt hat.
Ich hab nichts gegen die abgehobene Sprache einzuwenden. Ein Bankdirektor o.ä. mit  A-Schein? Möglich ist da alles.

Doch nun zum Text. Erst dachte ich, nicht Neues. Doch mein persönliches Interesse an dem Thema hat mich weiterlesen lassen. Und ja, Herr Gorke, Sie haben mich nicht enttäuscht. Dieser Gewissenskonflikt ist einfach toll dargestellt. Besonders wie weiter gesponnen wird. Schwule sind bestimmt auch pädophil, man muss nur genauer hinschauen.  Und überhaupt, die fassen jeden Mann an.

Der Vergleich mit Klose hat mir am Besten gefallen.

L.G.
Gabi

P.S.: Persönlich an Herrn Gorke aus Köln: Der FC ist so gut wie durch! Klassenerhalt! smile extra


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le bip
Gast






Beitrag17.04.2010 00:15

von le bip
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Hallo Herr Gorke,

viiiel besser. Diese nette Geschichte könnte für mich ruhig noch etwas länger sein. Idee, Erzählperspektive, Pointe, der Titel und diese doppeldeutigen Äußerungen – "Ich persönlich habe gar nichts gegen Homosexuelle" – halte ich für sehr gelungen. Für mich hat auch jeder der Absätze Sinn. Kürzen fände ich nicht ratsam.

Einige Ratschläge zur Verbesserung hätte ich jedoch:

Da du aus der Perspektive des Trainers erzählst, wäre es, wie Scheinheilige schon sagte, etwas mitreißender, wenn du mehr Pfiff in die Rede brächtest. Dadurch erschiene die Figur dem Leser glaubwürdiger. Das ginge auf verschiedene Weise: Du könntest bestimmte Redewendungen auf Teufel komm raus wiederholen, z.B.: "Wenn Sie verstehen, was ich meine" oder "Ich sage mal". – Du könntest auch einen Dialekt verwenden. Seichtheit von Figuren verlangt immer besonders liebevolle Ausstaffierung der Sprache. – Paradebeispiel für innere Redeformen: Schnitzlers "Leutnant Gustl". Kann man sich beim Feinschliff des Texts schonmal zu Gemüte führen. – – Abzuraten ist generell immer natürlich auf jeden Fall von Füllwörtern, da diese kaum charakterisieren und Platz fressen.

Dann fällt es schwer, diesem Trainer einen Konjunktiv durch indirekte Rede abzunehmen: "Mir war klar, dass er sofort mit dem Argument kommen würde, dass sein angeblich so guter Sohn in der laufenden Spielperiode einige Tore geschossen habe und man in diesem Fall ja wohl ganz und gar nicht von untalentiert sprechen könne." – Ruhig Mut zur Radikalität: "hat" und "kann".

Nach der Niederschrift einfach noch einmal den Sprachrhythmus durchgehen, noch einmal das obige Beispiel: "Mir war klar, dass er sofort mit dem Argument kommen würde, dass sein angeblich so guter Sohn in der laufenden Spielperiode einige Tore geschossen habe und man in diesem Fall ja wohl ganz und gar nicht von untalentiert sprechen könne." – Flüssiger wäre: "Mir war klar, dass er sofort einwenden (o.Ä.) würde, dass sein Sohn in der laufenden Spielperiode einige Tore geschossen hat und man daher wohl nicht von untalentiert sprechen kann." – Prinzipiell so irgendwie. (Ich meinte eher die Satzstruktur.) Damit du die gelegentlichen Stilbrüche rausbekommst.

Jedenfalls gefällt mir die Geschichte sehr.
In freudiger Erwartung weiterer Texte,
le bip
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Herr Gorke
Geschlecht:männlichGänsefüßchen


Beiträge: 27
Wohnort: Köln


Beitrag17.04.2010 10:30

von Herr Gorke
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo an alle,

vielen Dank für eure Kritiken. Dass die Geschichte weitestgehend gefallen hat, macht mich hierbei natürlich besonders glücklich!  Very Happy

Mit der Länge meiner Geschichte bin ich selbst sehr zufrieden, da ich finde, dass sie gerade durch die vermeintliche Länge zu wirken beginnt.

@Gabi:Trotz Wohnort bin ich kein Köln-Fan. Sogar im Gegenteil: Wenn ich von Fan sprechen will, dann bin ich für Borussia Mönchengladbach. Hört man hier gar nicht gern...

Und noch mal: Danke für die Kritiken!!!
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