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causa.sui Gänsefüßchen
Beiträge: 16
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15.11.2009 17:06 Freiheit von causa.sui
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Letzten Endes bin ich nun auch bei der Lyrik gelandet - nur hätte ich nicht gedacht, dass mein erster (und zugleich reichlich verspäteter) Beitrag hier ein Gedicht sei, da ich in diesem Feld nicht besonders bewandert bin...
Wie auch immer, ich habe es jedenfalls mal versucht und würde gerne einige Kommentare dazu hören:
Freiheit
Ich reichte deiner Hand die meine,
Doch, ohne dass du's ahnen konntest,
Als jener nahte sich denn deine,
Verlief der Griff in einem Wespennest.
Brutal entäußert' ich dir mich und
Entzog ersehnten Balsam deinem Busen.
Die Lieb' des Herzens – dein Gebrechen.
Du wandelst schneeblind durch's Gefühl –
Ein Makel, dessen Tilgung mein Verlangen,
Du nennst's plump: anämisch – ich: Kalkül.
Begehr doch nicht den frommen Gral, der
In bitt'rer Praxis Quell der Qual.
Du sollst schreien, stürzen, sterben –
Damit hyster'scher Trieb in deiner Brust
Entweichen kann den toten Hüllen
Und dich hingeben kannst einer neuen Lust –
Ich vermag nicht mehr dahinzuopfern dir, als
Diese eine Freiheit hier.
Grüße
causa.sui
Weitere Werke von causa.sui:
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Schmierfink Lyroholiker
Alter: 34 Beiträge: 1172
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16.11.2009 00:53
von Schmierfink
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Lieber causa,
du machst es mir wirklich schwer, ich weiß nicht ob ich das Gedicht loben oder eher kritisieren soll. Es gibt sehr schöne Stellen, aber auch Baustellen, aber wenn du an der richtigen Stelle anpackst wird das noch richtig gut.
Zitat: |
Als jener nahte sich denn deine,
Verlief der Griff in einem Wespennest.
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Wie soll man das verstehen, wer naht wem und wie hängt das mit dem Griff zusammen?
Zitat: |
Die Lieb' des Herzens – dein Gebrechen.
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Ganz nett hat so was von moderne Lyrik veräppelt Volksliedton.
Die nächste Strophe mag ich der Vergleich mit dem schneeblind ist in meinen Augen treffend.
Zitat: |
Ein Makel, dessen Tilgung mein Verlangen,
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Ist mir durch die Inversion etwas zu künstlich, trotzdem hat die Strophe inhaltlich was.
Der nächste Vers ist super, genial das mit dem anämisch.
Auch das mit dem Gral danach lies mich Schmunzeln der Teil gefällt mir sehr gut.
Die letzte Strophe hält dann dieses hohe Niveau, gerade am Anfang solltest du noch überarbeiten.
Für einen nicht lyriker ist das sehr gut, gerade auch vom Reimschema her, wirkt frisch und soweit ich es sehe stimmt das Metrum.
Bitte bleib der Lyrik erhalten, ich würde gerne mehr von dir lesen. Ich weiß das wiederspricht ein bischen dem Anfang meines kommentars.
lg
Schmierfink
_________________ "Ein Kluger bemerkt alles, ein Dummer macht über alles seine Bemerkungen."
Heinrich Heine
"Ich gebe Zeichen von mir, Signale . . . Ich schreie aus Angst, ich singe im Dschungel der Unsagbarkeiten"
Max Frisch
"Die Leute gehen ins Feuer, wenn's von einer brennenden Punschbowle kommt!"
Georg Büchner |
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causa.sui Gänsefüßchen
Beiträge: 16
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16.11.2009 14:02
von causa.sui
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Hallo Schmierfink,
erst einmal danke, dass du dir Zeit genommen hast
Der Anfang war es auch, der mir am meisten Kopfzerbrechen bereitet hat und mit dem ich auch noch keineswegs zufrieden bin.
Ursprünglich stand da:
Zitat: | Ich reichte deiner Hand die meine,
Doch, ohne dass du's ahnen konntest,
Als jener nahte sich denn deine,
Ward Asche, der glänz'nde [oder: still'nde] Amethyst.
Brutal entäußert' ich dir mich und
Entzog ersehnten Balsam deinem Busen. |
Aber ganz so toll fand ich das dann auch nicht (zumal die ganze Zeile nicht so stimmig scheint) - mal gucken, wenn ich Zeit habe, suche ich weiter und mache mich auch an die anderen 'Baustellen'.
Mit dem Metrum jedenfalls habe ich, glaube ich zumindest, auch an ein paar Stellen geschludert ... Asche auf mein Haupt
Grüße
causa.sui
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Angst Scheinheiliger
A Alter: 33 Beiträge: 1571
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A 16.11.2009 17:05
von Angst
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Tut mir leid, dein Gedicht ist auch mir zu sehr Baustelle. Alles wirkt noch unfertig, provisorisch und vor allem: chaotisch.
causa.sui hat Folgendes geschrieben: | Ich reichte deiner Hand die meine,
Doch, ohne dass du's ahnen konntest,
Als jener nahte sich denn deine,
Verlief der Griff in einem Wespennest. |
Der dritte Vers gibt mir Rätsel auf. Was meinst du damit? Nicht eher Als jene nahte sich der deinen? Der Griff ins Wespennest ist dann leider auch etwas zu … abgegriffen, haha. Darüber kann auch die verdrehte Wortwahl nicht hinweg täuschen.
Damit kommen wir auch zum Hauptproblem: Die Inversionen. Wenn man reimt, drängen sie sich natürlich auf, da sie vieles einfacher machen. (Ich bin auch schon der Versuchung erlegen.) Aber hier ist‘s zu viel. Die Sätze sind so verdreht, dass man einen Kompass braucht. Versteh mich nicht falsch, einige Bilder sind sehr schön, aber rübergebracht ist das alles extrem ungeschickt. Auch metrisch liegt hier einiges im Argen. Aber darauf will ich nicht näher eingehen.
Zum Inhalt. Geht‘s hier nun um sexuelle Freiheit, oder nicht? Ich frage, weil die Form des Gedichts so überhaupt nicht zu seiner Aussage passt. Es ist formal nämlich nicht frei, ganz im Gegenteil, es unterwirft sich den Reimen und zwängt sich in ein Korsett. So stelle ich mir Freiheit jedenfalls nicht vor. Sorry für die negative Kritik, aber ich will nur ehrlich sein.
Liebe Grüsse,
Scheinheilige
_________________ »Das Paradox ist die Leidenschaft des Gedankens.«
— Søren Kierkegaard, Philosophische Brosamen,
München: Deutscher Taschenbuch Verlag, S. 48. |
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causa.sui Gänsefüßchen
Beiträge: 16
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16.11.2009 18:03
von causa.sui
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Es wäre viel schlimmer, wärst du nicht ehrlich
Ja - die dritte Strophe ist das grausigste an allem, ich weiß. Ich glaube aber auch, ich kann das Gedicht nicht mehr gänzlich retten, sondern muss es beim nächsten Mal besser machen. Mal sehen.
Aber bzgl. der Freiheit: das lyrische Ich ist im Grunde nicht frei; es mag sie schenken, aber ihm selbst bleibt nicht die Freiheit der Entscheidung. Es nimmt seine Verpflichtung wahr, den anderen Menschen nicht in dieselben Ketten zu legen, in denen es selbst liegt. Alles geschieht gewissermaßen aus Zwang.
Grüße
causa.sui
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