Meine Tochter

[jyqq]

Er hat sie vor der Schule abgepasst. Er kannte ihren Namen, wusste wo sie wohnt, strich ihr übers Haar und schenkte ihr einen Teddy. Wie groß sie schon sei für eine Zehnjährige ... und wie hübsch! Sie wurde rot, lachte und stieg zu ihm ins Auto.

Jetzt sitzen sie hier auf dem Sofa und sehen sich an. Er streichelt ihre Hand. Sie lachen. Scherzen. Ich lache nicht ... kann die Anwesenheit dieses Mannes kaum ertragen.

Ich führe ihn in die Küche, sage ihm, mir geht das zu schnell und er soll ihr ja nicht das Herz brechen. Denn das tun sie immer.
Er sagt, nein, er liebt sie.

Ich glaube ihm nicht. Aber was soll ich machen? Er ist ihr Vater.

[Gast]

Hmm - bevor ich mich jetzt verrenne... Sollte das hier auch wieder so einen abschließenden Knallefekt haben wie "Der Schrank"? Denn vom Aufbau sind die beiden Texte ja nicht unähnlich... Hat dieser Text für mich übrigens nicht, aber vielleicht war das ja auch gar nicht deine Intention?

[jyqq]

Doch, genau das war meine Intention.
Obwohl, was heißt 'Knaller' ... hm, na ja zumindest ein überraschendes Ende hätte es werden sollen.

Ist aber anscheinend nicht geglückt.

Aber ich denke es war zumindest eine Schreibübung. Eine kurze Geschichte mit einfachen Worten und einfachen Sätzen.

Danke fürs Lesen.

[Alogius]

Moin,

den "Knalleffekt" im erwähnten anderen Text habe ich gelesen (verkneife mir aber eine Rezension, da wurde alles gesagt) - im Vergleich schneidet dieser schlechter ab, sollte es auf den Effekt auch hier angekommen sein. Dann wirkt es nämlich wie der Versuch, eine Kopie zu machen. Die wäre dann eher nicht gelungen.
Zumindest war ich nicht überrascht - bereits im zweiten Abschnitt ist klar, dass es sich nicht um eine bedrohliche Situation handelt.

Unabhängig davon:

In wenigen Zeilen wird eine Situation umrissen, die vermutlich in zahlloser Häufigkeit so oder ähnlich passiert. Das ist bitter, geht aber nicht tiefer.
Warum?
Weil es eine Momentaufnahme ist, die in ihrer Eindringlichkeit durch die Worte nicht erfasst wird. Es könnte der Ausschnitt aus einer Erzählung sein, aber für sich stehend, obwohl in gewisser Weise exemplarisch, sagt es nicht mehr aus, als man liest.
Es steht isoliert da. Kaum ist die "Pointe" geschehen, vergisst man den Text. Er ist zu kurz und unwesentlich.
Auch Kurz- und Kürzestprosa benötigt einen Anker zum Leser. Die Botschaft muss nicht nur sitzen, sondern sich auch halten können.
Ist hier nicht gegeben.

Sorry

Danke
Gruß
Tom