Halberigiert ist nicht genug

[jyqq]

Zugegeben, ich bin Insasse einer Lehranstalt für schwer erziehbare Jugendliche. Hauffield mein Name. Olden Hauffield.
Warum? Nun, exzessivster Drogenkonsum, vernaschte Handarbeitslehrerinnen (doggystyle), verführte und in die Kunst des "blow job on the rocks" eingeführte Cousinen, geschändete Kirchen und der Lieblingshamster meiner kleinen Schwester in der Mikrowelle. Ich weiß, ziemlich abgelutscht, aber dennoch ein Klassiker. Olden hat Stil.

Ein schlimmer Junge, werden Sie jetzt sagen. Ein böser Junge. Schlecht und verdorben.
Ihr habt Recht.
Ich plane Unerhörtes ... will unsere Erzieherin Ilsebill schwängern. Die ist schrecklich hässlich und womöglich auch nicht mehr fruchtbar ... aber hey, ich bin seit frühester Jugend an Schnaps gewöhnt und einen Versuch ist es zumindest wert.
Aber warum denn das?, werden Sie jetzt fragen. Was hat der Junge davon? Er möge von diesem Vorhaben doch Abstand nehmen!
Ich will es Euch sagen, aber lasst mich vorher noch eine Line von der Klobrille ziehen.
Just for fun.
Ja, so ist er, der Olden, der Schöne, der Star dieser verschissenen Anstalt.

Aber seht selbst. Schauplatz: Der Hof der Lehranstalt "Hort Josef"
"Ey, Mann, Alder", rülpst ihm Pamela leicht mundgeruchig ins Ohr.
"Ey, Alde, was isn?", gibt sich Olden betont irgendwas.
"Der Mathe-Depp hat mich heute nach der Stunde mit einem Haselnussstecken gespankt."
Sie zieht an einem gefundenen und noch glosenden Zigaretten-Stummel. "Bin noch voll wund am Arsch."
"Ey voll krass!" Olden staunt. "Soll ich dich mit Babypuder einstuppen?"
"Boa, ey, das würdest echt machen?"
"Jou."
"Oki, komm mit."
Souveränes, dreckiges Grinsen seinerseits, unverhohlene Vorfreude ihrerseits.

Wie Sie sich überzeugen konnten ist Olden ein geübter Verführer, dem selbst Arztgattinnen, sogenannte Doktorinnen zweiter Ordnung, nur schwerlich widerstehen könnten.
Zugute kommt ihm dabei auch seine optische Wucht, ein ausgesprochen einnehmendes Äußeres. Selbst der eingeschlagene Schneidezahn vermag diese Wirkung auf das andere Geschlecht nicht zu schmälern. Ganz im Gegenteil, Olden versteht es auf das Vortrefflichste diesen Makel ... nein, nicht Makel, Zierde! ... für allerlei lustige und wohltönende Pfiffe zu nützen.
Ja, ich bin schon ein recht toller Hecht, keine Frage.
Apropos Arztgattinnen ... ach was, ich schweife ab.
Davon werde ich Euch später erzählen.

Pamelas wundgespankter Arsch wartet auf Babystuppe.

[Maria]

Hallo jygg,

der Titel ist ein kracher, darum hab ich geklickt.

Der Text ist dagegen nix.
Schon zu Beginn, das allererste Wort ist Quark. Zugegeben.  Erst recht wenn man den Text zuende liest (hab ich!) und man den Eindruck gewinnen soll, er Olden wäre ein cooler Hund. Und dann gibt er zu, dass er da einsitzt. Der wäre wohl eher stolz drauf, zumindest wäre es ihm scheißegal was andere denken.

Weiter gehts mit einem echten Ungetüm.
Superlativster Drogenkonsum. Da reichte das Adjektiv. Danach ein adjektiviertes Verb, danach ein Verb und wieder ein adjektiviertes, usw.
Das ist nicht nur inhaltlich ziemlich abgelutscht (war dir eh bewußt) sondern auch noch selten blöd zu lesen
Entschlacken und lass ihn doch wenigstens ein bisschen cool sein.

Dann sprichst Du den Leser auch noch direkt an. Ein schlimmer Junge, werden Sie jetzt sagen. Nein, ICH sage, er ist nicht ganz dicht. Sag DU mir außerdem nicht, was ich denken oder sagen soll, möcht ich dem Autoren zurück plärren.
Das wirkt (auf mich) immer sehr aufdringlich, passt an der Stelle auch nicht wirklich gut.

Die Auslassungspunkte wirken, als hättest Du grad in der Sekunde noch nach dem richtigen Wort gesucht. Im Smalltalk ist das ja okay, ich krieg das selbst nur schwer in den Griff, aber in einem Werk? Weg damit. Nach Unerhörtes folgt ein Doppelpunkt.

Zeig uns Ilsebill, hier bietet sich doch ein garstiger Vergleich an. Nicht nur beschreiben.
Warum ist es einen Versuch wert?

Der Wechsel vom Ich-Erzähler in den Off-Sprecher und wieder zurück zu Olden ist überflüssig. Entscheide Dich.
Der Dialog ist... hä? Wo kommt das denn her, wirkt wie: schau, sprechen können die auch.

usw. usw.

nene... das reicht nicht um Olden und seine Gang interessant zu machen, Olden bleibt dürr und gesichtslos, die Verschlagwortung Schänden, Line, Drogen, Arsch genügt nicht um einen Pausenhof mit pubertierenden Irren zu beschreiben. Etwas handfesteres muss her. Zeig die Szenerie, vielleicht eine Geste, mehr als das Hinwerfen von Slang.

Der schöne Titel, verflixt.
Nochmal ran und diesmal mit etwas mehr Mühe und Ruhe. Vielleicht.

Verzeihung

LG
Maria

[flying_bird24]

Heey Jygg!
Also so schlecht wie Maria fande ich das gar nicht!
Liegt wahrscheinlich auch daran, dass ich etwas jünger bin ;)
Der Stil ist klasse. Ziemlich viel Umgangssprache: Macht das ganze viel lockerer! Nur manchmal ist es etwas verwirrend...
Aber in einem Punkt hat Maria Recht: Entscheide dich: Ich-Erzähler oder Off-Sprecher! Ich bin für den Ich-Erzähler ;)
Also, das kannste noch besser, da bin ich sicher...
Viel Glück weiterhin :)
Liebe Grüße
Bird

[jyqq]

Danke ihr zwei.

Maria, ziemlich strenge Kriterien für den Trash-Bereich.

[Probber]

Warum?
Trash ist keine Ausrede für schlechte Texte. Gerade in diesem Bereich gibt es mit die besten Geschichten zu erzählen, weil der Leser hin und her geworfen wird zwischen Abscheu und Faszination.
Von daher kann man auch Ansprüche erheben.

[Maria]

Zu streng? Schmarri.

Aberaberaber... der Trash steht doch nicht für "postet was und wie ihr wollt". Ich weiß schon, dass einige den Trash-Bereich als Müllhalde betrachten (dabei möchte ich Deinen Text nicht als Müll titulieren, gelle), für mich steht der Trash aber eher für Kultiges, Experimentelles. Und das Experiment oben seh ich eben nicht als gelungen an.
Dass Du das könntest, weiß ich, eigentlich steht Dir die Art von rotziges Stückwerk ganz gut (siehe Sie hätten mich schänden dürfen)
Finde halt dass in allen Bereichen (Mein erstes Mal ausgenommen) auf entsprechende Qualität geachtet werden sollte.
Hätte auch drunter schreiben können: "fad". Dann weißte aber nicht warum.

Nicht bös sein.

[jyqq]

Ok, scheint als müsste ich mein Verständnis von Trash etwas aufpimpen.

[Sternensee]

Problem: Ich weiß nicht wirklich was ich davon halten soll.
Einerseits gefällt mir dieses hingerotzte "Guckt mal wie cool ich bin", andererseits hättest du da rein stilistisch noch eine ganze Menge mehr rausholen können.

Für mich persönlich kommt es zumindest so rüber als wäre dein Protagonist eben NICHT die coole Sau für die er sich hält (siehe Schneidezahn, diese wirklich zauberhafte Person Pam usw.).
Das hättest du aber noch weiter hervorheben können.
Zumindest wenn das tatsächlich deine Absicht war.
Kann natürlich auch sein, dass ich da etwas völlig falsches reininterpretiere:)

Sollte der Text wirklich so gemeint sein würde ich da auf jeden Fall nochmal etwas dran tun, da stimme ich meinen Vorpostern durchaus zu:)

Liebe Grüße
Sternensee