Verbotene Liebe

[Konwiramur]

Da ich in meinem Freundeskreis für meine Portraitmalerei bekannt bin, wunderte es mich nicht, als an einem Freitag im Juni das Telefon klingelte und ein älterer Mann mich bat, zu ihm zu kommen, da er einen Auftrag für mich hätte. Er wollte nicht am Telefon darüber sprechen, sondern bei einem Tässchen Tee. Am darauffolgenden Sonntag machte ich mich um 14 Uhr auf den Weg in Richtung A.
Mein Weg führte mich die Sommerhaldestraße hinauf und bald konnte ich über R. blicken und gelangte in die Gegend, in der sich die Villen zulächeln.
An einem stattlichen Tor klingelte ich, den Stacheten-Zaun während des Wartens ehrfürchtig betrachtend. Ein geteerter Weg schlängelte sich durch einen sehr gepflegten Park, in dem alte, kräftige Eichen wurzelten. Zu meiner Rechten befand sich ein riesiges Schwimmbecken und zu meiner Linken ein kleiner Pavillon.  

An der Haustür stand ein freundlich lächelnder alter Mann, der mich herzlich begrüßte. Er war sehr groß, hatte gut geschnittenes, schneeweißes Haar und strahlend blaue Augen, die mich lausbubenhaft anblitzten. Ich folgte ihm auf die Terrasse an den gedeckten Tisch und beäugte die Tortenstücke (Konditorei Finckh!), die auf einer Platte mit goldenem Rand thronten. Er fragte er mich auf eine sehr höfliche, direkte Art aus. Sein Interesse galt nicht nur meiner künstlerischen Arbeit, sondern auch meiner Familie.

Als es zu regnen begann, begaben wir uns in die Villa, die mit teuren Teppichen und alten Möbeln ausgestattet war.
Er führte mich in sein Arbeitzimmer, in dem zwei riesige Bücherregale standen und erklärte mir, dass er ein Liebhaber der deutschen Literatur sei.
Von den Wänden blickten mich posierende, blonde Models und Schauspielerinnen an, auf Leinwand gemalt.
Plötzlich wurde er ernst und fragte mich, ob ich sein „Schmuckstück“ sehen wolle. Neugierig wie ich bin, stimmte ich zu. Er schob das schwere lederne Sofa beiseite und holte einen kleinen Schlüssel aus der Tasche. Er öffnete ein Schloss in der Wand, hinter der sich eine Nische verbarg. Aus der zog er ein großes Bild hervor, auf dem Adolf Hitler in Uniform zu sehen war. In einer Mischung aus Stolz und Schüchternheit sah er mich an, um meine Reaktion festzustellen.
Er erklärte mir, dass er mit deutschen Produkten lebe wie andere mit Bioprodukten. Deutsche Frauen, deutsche Treue, deutscher Wein und deutscher Sang, all das gehöre zu seiner Lebensqualität.

Nach einiger Zeit erläuterte er mir meinen Auftrag: Er wünschte sich ein Bild von Adolf Hitler, mit deutscher Schokolade gemalt und bot mir dafür 2.000,- Mark. Ich rechnete schnell in Euro um und willigte ein.
Irgendwas schien ihn aber noch zu bedrücken.
Nach einigen stillen Minuten bat er mich, den Schokoladen-Adolf nach seiner Fertigstellung vor ihm abzulecken.
Ich erklärte meine Bedingungen: 15.000,- Euro, in den Kleidern meiner Wahl und eine selbstbestimmte Bildgröße. Freudig willigte er ein.

Eine Woche später trafen wir uns zu unserer privaten Aktion.

Erkenntnis: Einmal erhitzt gewesene Schokolade schmeckt wie Schokolade, die ihr Ablaufdatum überschritten hat .   

[Alogius]

Hi,

vorab eine Verständnisfrage:
Wieso verwendest Du Abkürzungen für die Orte?
Anschlussfrage:
Ist das tatsächlich SO passiert? o O

Ok, egal:

Sprachlich kann ich nichts aussetzen, weil der Text relativ flüssig zu lesen ist und wohl auch ebenso geschrieben wurde. Keine komplizierten Wendungen oder Schnörkeleien, was bei dem Text auch völlig unnötig wäre.

Dennoch lässt er nicht zu, klar zu entscheiden, ob er humorig gemeint ist (ich habe durchaus geschmunzelt), oder ob dahinter doch mehr steckt als der geschriebene Skandal, der nur teilweise einer ist.
Teilweise, weil die Aktion zwar einerseits in der Vorstellung allein schon grotesk ist, andererseits aber dann viel zu schnell verpufft und wie eine Abhandlung wirkt, die zum Ende kommen will.

Der folgende Abschnitt ist ein Beispiel dafür: