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Zerrisse


 
 
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Mad Bull
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Beitrag12.08.2010 21:35
Zerrisse
von Mad Bull
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo liebe Mitglieder des deutschen Schriftstellerforums,

ich verfasse zurzeit im Internet eine Aufklärungsschrift über die berüchtigten Ver- und Zerrisse. Für erfahrene Schreiber ist das vielleicht eine Selbstverständlichkeit, aber da, wo man vieles für selbstverständlich hält, gibt es oft Missverständnisse.
Ich versuche damit etwas mehr Klarheit in die Sache zu bringen.

Gruß Mad Bull Cool

----------------------------------------------------------------------------

"Ich werde dich hassen, wenn du es tust, doch ich werde alles in meiner Macht tun, dass du es kannst."
-Voltaire

Was bedeuten Zerrisse den überhaupt?
Was bringen sie uns Schreibern?
Vor allem eins: Ärger!
Und zwar Ärger der sich für jeden Schreiber lohnt, der sich weiterentwickeln möchte.
Sie kommen vor allem da zum Einsatz, wo ein Text eine Zumutung zum weiterlesen ist.
Natürlich kann alles mit einem kurzen und prägnanten Satz gesagt oder mit einem Fünfzeiler kommentiert werden. Das ist besonders bei Lesern beliebt, die wenig Zeit haben. Das sind allerdings keine Infos, womit ein Schreiber vernünftig arbeiten kann, um anspruchsvollen Lesern gerecht zu werden.

Die bessere Methode ist: Die auffälligen Zeilen des fehlerhaften Textes hervorzuheben, auf ausgebliebenen Satzzeichen hinweisen, Wörter markieren, die den Satzrhythmus stören, aber auch die brillianten Zeilen deuten, die unter dem Mülltext verborgen sind.

Aber was hat das mit aufkommenden Ärger zu tun?
Nun, wir Menschen haben ein tief verwurzeltes Bedürfnis nach Bewunderung und Anerkennung. Wir verlieben uns in unsere geschaffenen Werke.
Nicht nur bei einem Schreiber ist das so, auch ein Kritiker kann in regelrechte Euphorie verfallen und seine verfasste Kritik für eine neue Revolution in der Welt der Literatur halten. Es kommt mit dem Feedback alles anders und die Vision zerplatzt.
Der kurze Kommentar ist wie eine kurze Ernüchterung, dass etwas vergeigt wurde.
Der  Zerriss kann für einen unerfahrenen Schreiber bösartig erscheinen und ihm für längere Zeit den Spaß am Schreiben verderben. Er kann sich  bloßgestellt fühlen. Zuallerletzt soll er sich für die vielen ablehnenden Worte auch noch bedanken.
Da fragte ich mich früher: „Wie pervers ist das denn?“

Das möchte ich erklären:
Der Zerriss ist enorm arbeitsintensiv. Es hat sich jemand Gedanken über den Text gemacht. Und hat ihn gelesen, obwohl es ihm wahrscheinlich überhaupt keinen Spaß gemacht hat. Mit dem mitteilen von umbequemen Wahrheiten wurde  riskiert, sich bei anderen unbeliebt zu machen.
Da Ehrlichkeit in der Kritik das oberste Gebot ist, sollte nur Dankbarkeit geäußert werden, wenn diese auch als solche empfunden wird. Dafür kann ein Kritiker verlangen, dass dieser sich für seine Äußerungen nicht ständig rechtfertigen muss.
Damit sind beide quitt.

Zum Abschluss gibt’s ein chinesisches Sprichwort, dass gut zu Autor und Kritiker passt:
 „Erwarte niemals Dankbarkeit, dann spürst du den Tritt, den du bekommst, weniger.“

--------------------------------------------------------------------------------

Danke für eure Aufmerksamkeit

Weitere Werke von Mad Bull:
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Mad Bull
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
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Alter: 52
Beiträge: 20



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Beitrag21.08.2010 00:29
Zerrisse
von Mad Bull
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Machen wir uns nichts vor. Sobald der Schreiber das liest, kann es trotzdem zur Ohnmacht und Wut kommen, die von anderen geächteten  Gefühlen , wie die Scham und anschießendem Hass, abgelöst werden.
Und ehe man sich versieht, ist die emotionale Negativspirale heftig am rotieren;  wodurch der Tag für einen gelaufen ist.
Auch eine Kritik, die fair und sachlich vorgetragen wurde, kann einem die Luft rauslassen und derjenige will vom schreiben erstmal nichts mehr wissen.

Wut wird als eine vorübergehende Geistesstörung betrachtet..
Es  kommt oft vor, dass Wuterfüllte Drohungen und Beleidigungen von sich geben.
Sie sind völlig übertrieben und es hat keinen Wert mit Wütenden vernünftig diskutieren zu wollen. Aber dessen Verärgerungen sollten ernst genommen werden und man kann ihnen anbieten, erst mit ihnen zu reden, wenn diese sich wieder beruhigt haben.
So zeigt man ihnen, dass man sie, trotz Entgleisung, respektiert und neues Vertrauen entsteht.

Leider reagieren viele immer so verstört auf solche Gemütsschwankungen.
Es passt eben nicht zum gewünschten Bild unserer Spaßgesellschaft oder zu Berufstätigen, die immer alles im Griff haben wollen.
Fazit: Diese geächteten Gefühle werden gemieden, wo es nur geht.
Emotionale Entgleisungen gehören zu den bestgehütetsten Geheimnissen.

Dabei sind diese Gefühle etwas völlig natürliches. Sie gehören zum Menschsein einfach  dazu. Ein erfahrener Kritiker ist sich dessen bewusst.
In Künstlerkreisen sind die Leute in der Regel temperamentvoller, als anderswo.
Streit ist nichts ungewöhnliches. Voltaire fing in seinem Leitsatz  erst mit dem Hass an, bevor die Wertschätzung der Kritik kam.

Doch was soll ein Betroffener tun, wenn die Wut hochkommt?
Jeder findet eine geeignete Möglichkeit , dieser herr zu werden.
Manchmal reicht schon ein kleiner Spaziergang, um wieder zur Ruhe zu kommen.
Oder man setzt sich  mit seinem Lieblingsgetränk an einem Fluss und schaut, wie die Schiffe vorbeifahren. Alkohol ist keine gute Idee.

Klar, hat man oft das Bedürfnis zu protestieren, doch es empfiehlt sich, erstmal eine Nacht darüber zu schlafen, bevor man das tut. Oft tendiert man in der Wut zu übertreiben und das wird unglaubwürdig aufgefasst.
Man auch kann eine Kerze anzünden und ein Gebet sprechen, Sport treiben, zu Freunden gehen und gemütlich abhängen. Jeder wird für sich die richtige Lösung finden.

Sollten wir es nicht doch bleiben lassen , damit wir uns alle gut vertragen?
Nein, das sollten wir nicht.
Es muss Stellen in unserer Gesellschaft geben,  wo klares, unmissverständliches deutsch gesprochen wird. Stellen, in denen jeder es gesagt bekommt, wenn er es wissen will, auch wenn es hart kommt. Unsere Liebe zu Mythen ändert nicht die Tatsache, dass Autoren konkrete Fakten brauchen, um großartige literarische Werke zu schaffen, die vielen Lesern eine Freude  machen.
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MadameMimm
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Beitrag21.08.2010 22:23

von MadameMimm
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Wie wahr...

_________________
Hexliche Grüße von Tanja
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Mad Bull
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Beiträge: 20



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Beitrag25.08.2010 21:47

von Mad Bull
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Zur  Herangehensweise:
Vom Prinzip ist es ganz einfach:
Man sagt was Sache ist und die Anderen nehmen es an oder lassen es bleiben.
Eine perfekte Kritik gibt es ebenso wenig, wie ein perfektes Schriftstück,
doch wenn man hier ein paar Dinge berücksichtigt, können alle einen größeren Gewinn daraus ziehen.

Da liegt diese sie also vor einem diese literarische Katastrophe. Zwei Seiten lesen zu müssen können schon eine Spaßbremse sein, und da soll man sich noch das ganze Buch geben?! Viele klappen dann einfach das Buch zu, mit der Hoffnung auf ein besseres zu stoßen und stellen ernüchtert fest, dass das andere doch besser war.
Also ein neuer Anlauf und wieder kommt man beim lesen ins stocken, kriegt Anspannungen im Kopf, wird allmählich immer müder und klappt das Buch schon  wieder zu. Darum macht man es am besten schrittchenweise.
Es liegt ja auch nicht im Sinne des Erfinders, wenn man nach der zweiten Seite schließt und ein Buch mit 800 Seiten als schlecht betitelt. Mündlich geht es auch und ist für die Leute von Vorteil, die im schreiben nicht so geübt sind. Dumm ist eben nur, dass manches nicht auf anhieb gelernt wird, darum ist es besser, dass man die Kritik jederzeit erneut lesen kann. Besonders wenn an diesem Tag die Emotionen hochgekocht sind. Es gehen sonst  zu viele Hinweise verloren. Also besser schriftlich.

Am wichtigsten ist die eigene Meinung beim verfassen von Kritiken. Das sollte normalerweise selbstverständlich sein, ist es leider nicht immer. Es zählt ausschließlich das Schriftstück und sonst nichts. Es darf keine Rolle spielen welchen Status der Schreiber in der deutschsprachigen Literatur besitzt. Politische Einstellung, Religion, bereits verfasste Werke, Beliebtheit und, und, und; dass alles darf überhaupt keine Rolle spielen.
Jeder hat das Recht, es auch gesagt zu bekommen, wenn dieser es wissen will, sonst wäre es Bevormundung. Natürlich halten ein paar erfahrene dagegen, weil gerade Neulinge oft nicht wissen, worauf sie sich  einlassen. Das stimmt. Den dann wissen sie es und es wird sie trotzdem nicht umbringen. Ein guter Kritiker sollte fähig sein mit seiner Meinung völlig alleine dastehen zu können. Mitläufertum ist fehl am Platz. Auch ist es möglich von Leuten Texte kritisieren, die man selbst nicht leiden kann. Er wird sich auch nicht bei seiner Arbeit von irgendjemanden reinreden lassen.
Es gehört oft zum gutem Ton, daß man „Offen für jede Kritik ist“.  Ein souveräner Kritiker gibt  auch immer Gelegenheit  zu zeigen, dass das mehr, als nur eine leere Floskel ist.
Schmeißen sie ihn raus, wissen andere, dass das die falsche Adresse ist, um vernünftig am eigenen Text zu arbeiten und diese, die Kritikern das Leben schwer machen, können sich weiterhin für Literaten des guten Geschmacks halten und noch in zehn Jahren den selben Schmun reden.

Aber soll man noch etwas hinzufügen, wenn schon drei, vier oder mehr Kritiken dazu verfasst wurden?
Auf jeden Fall. Vor allem ist es wichtig, nicht auf das andere Geschreibe zu schielen. Also erst die anderen Kritiken lesen, wenn die eigene verfasst wurde, sonst kann dadurch die eigene Meinung beeinflusst werden. Das bedeutet, dass  Eigenheiten,
unabhängig voneinander, mehrfach erwähnt werden. Es ist eine Sache, wenn einer von zehn Kritikern eine Textstelle  beanstandet, eine andere, wenn sie von mehreren kommentiert wird. So hat der Schreiber gemeinsame Nenner im Blick.

Ein Beispiel:
Wir haben unter den teilnehmenden Kritikern einen Lehrer, einen Verwaltungsbeamten, eine Schülerin, einen Kriminellen, eine Journalistin und eine Hausfrau.
Sie alle sind literaturbegeistert. Sie lesen alle den selben Text und lesen erst die anderen Kritiken, wenn ihre eigene  verfasst wurde. Zwei von ihnen bemängeln fehlende Absätze, während gleich drei bestätigen, dass der Handlungsverlauf flüssig zu lesen ist, einer deckt jeden Rechtschreib- und Grammatikfehler auf.

Und somit stößt man auf einen weiteren Punkt, und zwar sollte sich der Schreiber letztendlich entscheiden, wie viel er davon übernehmen soll. Jetzt wünscht sich die Schülerin viel mehr Romantik, mehr Tiefe und der Lehrer will, dass es bei der Geschichte richtig zur Sache geht. Ja was jetzt? Dem Schreiber bleibt leider nichts anderes übrig, als Abstriche zu machen, obwohl jeder von den Teilnehmern Kritiken zum Besten gegeben haben. Macht er es nicht, ist dieser hin und her gerissen und kommt keinen Schritt vorwärts.
Nicht zu vergessen ist auch, dass, bei einem öffentlichen Aushang, dritte inspiriert werden. Was der eine Schreiber für Quatsch hält, gilt noch lange nicht für andere Schreiberlinge und die können mit den abgelehnten Kritiken sehr wohl etwas anfangen.
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Mad Bull
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Beitrag30.08.2010 23:04

von Mad Bull
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An alle:
Der nächste Text kann emotional anstrengend werden. Nur weil manche Emotionen geächtet sind, kann niemand deren Existenz verleugnen. Es ist also nicht auszuschliesen, dass für manche unangenehme Erinnerungen geweckt werden. Es wird beschrieben, wie aus Verärgerungen Hass wird und zu konkretem Handeln gegen Kritiker werden kann. Ich bitte um Verständnis.
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Mad Bull
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Beitrag18.09.2010 12:47
Zerisse
von Mad Bull
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(An alle, die in diesem Thread neu dazugekommen sind, es empfiehlt sich erst die vorherigen Postings zu lesen.)

Aber wann lohnt der Ärger überhaupt nicht mehr?
Wann ist es zu viel des Guten?
Verärgerungen gibt es bei Kritiken sowieso, nur stellt sich die entscheidende Frage, ob der kaum zu vermeidende Ärger sich verflüchtigt oder ob daraus eine echte Feindschaft entstehen kann. Es gibt durchaus Punkte, wo es auch dem härtesten Schreiber zu blöd wird. Typische Konsequenzen für nervige Kritiker sind Hausverbote, Scheidungen, Schlägereien, Verleumdungsklagen und ähnlich unerfreulichem.

Beispiele dafür:
Edgar Allen Poe, denn er war nicht nur Autor, sondern auch als Kritiker tätig.
Mit seinen in Magazinen verfassten Kritiken hatte  Poe immer  mal  polemische Ausfälle; wodurch er sich Feinde machte, die später nicht müde wurden ständig seinen Namen zu beschmutzen.

Ein zweites Beispiel ist die internationale Schriftstellerorganisation Writers-in-Prison-Committee. Diese, um 1960 entstandene, Organisation hat  sich zur Aufgabe gemacht, Schriftsteller zu helfen, die Repressalien erdulden müssen.
Meinungsfreiheit ist nicht überall eine Selbstverständlichkeit und so muss mancher
auch heute seine Lyriken auf eine Gefängnismauer schreiben.

Ein drittes Beispiel ist eine Strafe aus dem Mittelalter.
Penetrante Nörgler setzte man damals in einem Käfig und tauchte diese ins kalte Wasser.

Letztes Beispiel erzählt von einem Verurteilten, der einen Richter,  mit samt seinen Haus, in die Luft sprengte.

Und immer wieder wird bei Kritiken übertrieben, so dass es echt nicht mehr schön ist.
Das hat verschiedene Gründe. Zum einen wollen Verleger und andere Geschäftsleute wissen, wie weit man selbst belastbar ist um dessen Zuverlässigkeit einzuschätzen.
Darum wird dieser mal ein wenig abgeklopft.
Zum anderen kann eine Gruppe von Kritikern den Ruf besitzen, die höchste Selbstmordrate unter den Schreibern zu haben, was wiederum dazu führt, dass der Zulauf von weiteren Schreibern ansteigt; nur um zu zeigen, dass sie besonders hart im nehmen sind und sich etwas trauen, was andere nicht tun. Während einige Kritiker wiederum einfach nicht anders können, als eine reißerische Show abzuziehen.
Die ganz schlimmen verreißen einfach alles, was sie in die Finger kriegen.
Es ist eine form von Sadismus, das Werk eines anderen genüsslich  durch den Kakau zu ziehen.
Wie gesagt, irgendwann ist es auch dem Härtesten zu blöd.
Aber wann das genau der Fall ist, ist leider nicht immer feststellen.
Durch eine hohe Kritikakzeptanz kann sehr viel wett gemacht werden, aber nicht alles.


Hier sind Merkmale aufgezählt, bei deren Häufigkeit Kritiken irgendwann nicht mehr erwünscht sind; echte Feindschaft garantiert:

Wenn nicht mehr über den Text geurteilt wird, sondern es bei dem Schreiber weitergeht. Ein Kritiker kann zu 100% beschreiben, wie dieser den Text wahrnimmt, wie der Text selbst auf ihn wirkt, das ja, aber über den Autor und dessen Leben urteilen? Besser nicht. Das gehört zu den gefährlichsten Dummheiten, die ein Kritiker machen kann.
Ein hartes Urteil ist eine Sache, richtig ärgerlich wird es, wenn dazu noch falsch geurteilt wird. Was weis ein Kritiker wo der Schreiber den herkommt, wie er wirklich denkt oder fühlt? Meistens sehr wenig und dann noch für ihn reden wollen?
Ein Kritiker redet in erster Linie für sich selbst.


Immer und überall zu kritisieren. Auch auf Partys, beim Frühstück, direkt nach Feierabend. Muss das wirklich sein? Ist das nicht nervtötend?


Was noch schlimmer ist als über das Leben eines anderen zu urteilen, ist denjenigen ändern zu wollen. Ein Mensch kann sich nur selbst ändern.  Der Schreiber hat in seiner Geschichte das letzte Wort, sonst kann ein Kritiker gleich selber anfangen eine Geschichte zu schreiben. Es geht hier nicht nur darum Recht zu haben, sondern es geht um Inspiration.


Du-Botschaften sind nicht gut bei Kritiken.
Du-Botschaften erschweren die Kritik nur unnötig. Duzen ist verbales anfassen. Ich-Botschaften erleichtern die Aufnahme der Kritik für den Schreiber, ohne das irgendwelche Qualitäten oder Mängel verschwiegen werden.


Wenn die ganze Zeit nur negativ kritisiert wird und nichts positives erwähnt wird. Nein, das braucht nicht weiter kommentiert werden.


Ganz kleinkariert kritisieren. Ein Text ist von überdurchschnittlicher Qualität und es wird null darauf  eingegangen, statt dessen werden kleine Mängel ans Licht gehoben und ein Drama daraus gemacht. Einfach nur nervig. Wehe denen, die versucht sind, solchen Pingeligen es in allem recht machen zu wollen.


Nun zu der so viel zitierten Sachlichkeit.
Rational ist sie schnell erklärt.
Sachlichkeit bedeutet,  die Kritiken leidenschaftslos zu verfassen und nicht persönlich zu werden. So weit, so gut, doch was ist ein Text ohne Emotionalität? Es ist wichtig zu sagen, welche Emotionen geweckt werden. Denn auch das ist etwas, was der Autor braucht um vernünftig zu arbeiten. Bei einem Liebesroman ist das leicht. Schnell kann man sagen, es war schnulzig, ergreifend, romantisch, rührend und das alles zugleich oder auch nicht.
Aber bei einer Horrorstory, die starke Nerven erfordert, in der eklige Dinge       beschrieben werden; ja im schlimmsten Fall ein extrem negatives Menschenbild vermittelt wird  oder sogar so überzeugend wirkt, dass es in dieser Welt, in der wir leben, keine Hoffnung mehr geben wird; da ist das nicht mehr so leicht sachlich zu  kritisieren. Da kann man schnell beleidigend werden.  
Auch in einer toleranten Gesellschaft kann gegen sittliches Empfinden verstoßen werden. Horrorautoren überschreiten diese Grenzen nicht nur gelegentlich.
Ein Christ hatte eines Tages beschlossen, Lovecrafts Werke in die Tonne zu treten und ein anderer Leser fragte sich einmal, ob Steven King vielleicht pervers ist.

Viele Geschichten erzählen vom Krieg. Ein Veteran bekommt eine davon in die Finger und kann nur noch sagen: „Junge, du hast keine Ahnung, von dem was du da schreibst.“ (Sei froh.)

Es ist nicht immer leicht sachlich zu bleiben. Darum empfiehlt es sich nur zu  kritisieren, wenn man dem Tag gut drauf ist. Es ist unfair über eine Kritik seinen Frust an andere auszulassen. Es sollte sich auch von selbst verstehen nicht unter Drogeneinfluss zu stehen. Handicaps sind kein Grund das Kritisieren ganz bleiben zu lassen, ein Farbenblinder begutachtet eben Schwarz-Weiß-Zeichnungen und keine anderen Bilder.
Fazit: Sollten, beim lesen des Textes, geächtete Gefühle auftauchen, gehört es dazu, diese in der Kritik zu erwähnen. Man kann schonungslos ehrlich sagen, das der Horrortext pervers ist, aber nicht dem Schreiber irgendwas in dieser Richtung zu unterstellen. Charaktermängel eines Schreibers sollten egal sein, nur das Geschriebene zählt.


Fakt ist, das jeder Kritiker schon im laufe seiner Tätigkeit den Bogen überspannt hat.
Das ist menschlich. Es wird hier zwar Feindseligkeit hingewiesen, doch so schnell massakriert man sich auch nicht auf der grünen Wiese.
Es ist eine Frage der Häufigkeit. Ein Kritiker kann diese Merkmale meiden, ohne dass es zu Schönfärbereien oder Tatsachenverdrehungen kommt. Man kann einem Menschen wirklich alles sagen, und zwar wirklich alles. Es ist eben eine Frage wie man es tut. Es ist Ärger, der sich lohnt.
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Mad Bull
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Beitrag22.10.2010 01:08

von Mad Bull
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Hier ist eine nähere Beschreibung über die Nutzung eines Literaturforums.
Das ist vielleicht für eine jüngere Generation mittlerweile zur Selbstverständlichkeit geworden, dennoch wissen auch nicht alle, welche Vorteile ein Forum uns Schriftstellern bringen kann.

Zum einen ist man anonym. Dadurch kann man peinlicher und persönlicher werden, ohne einen Gesichtsverlust in der eigenen Gemeinschaft zu riskieren.
Wir können in der Anonymität  viel unbefangener mit Tabuthemen reden, wodurch Probleme vor allem effektiver gelöst werden können als anderswo.
Keiner kann sehen, wie man rot anläuft.
Zur Anonymität kommt Distanz dazu. So haben selbst Konfliktparteien eine Kommunikationsplattform, ohne dabei in der Schusslinie zu stehen.
Doch es geht bei weitem nicht nur um die Einzelheiten von Peinlichkeiten.
Hohe Persönlichkeiten aus der Medienwelt können sich problemlos unter die Leute mischen und somit eher eine ehrliche Kritik erhalten.
Genauso ist es bei attraktiven Frauen.

Wir haben im Forum totale Entschleunigung.
Im reellen Berufsleben verkümmern viele Gespräche zu einem oberflächlichen Small Talk. Schon mal weil einfach keine Zeit da ist auf etwas gründlicher einzugehen. Berufstätige haben eine günstigere Kommunikationsbasis.
Das Meiste geschieht schriftlich  und so hat man Gelegenheit, mit mehrmaligem lesen, länger über eine Sache nachzudenken. Vieles kann nicht in fünf Minuten diskutiert werden. Die berüchtigten Verrisse können so optimal genutzt werden.

Mit dem Unterhalt eines Forums ist eine erhebliche Kostenminderung verbunden.
Keine Heizkosten, keine Fahrtkosten, keine Security.
Selbst wenn überwiegend miese Gesellschaft präsent ist, selbst wenn die Aufsichtspersonen (die Moderatoren) völlig inkompetent sind, kann augenblicklich, durch einen Mausklick, das Forum wieder verlassen werden.
Moderatoren können Asozialen augenblicklich die Möglichkeit nehmen weiterhin was ins Forum zu schreiben. Einfach ein paar Klicks und die Anderen haben ihre Ruhe. Ist man selbst betroffen, wechselt man einfach das Forum. Das ist fast schon so leicht, wie das Wechseln eines Fernsehkanals.

Ein weiterer Vorteil durch das Internet:
Wir haben ein größeres Angebot an Kritikern. Vorbei sind die Zeiten, wo man nur auf ein paar in den öffentlichen Medien angewiesen war. Literaturbegeisterte aus aller Welt sind direkt  miteinander verbunden.

Schlusswort:
Die perfekte Kritik gibt es nicht!
Kritiker sind auch nur Menschen und das sollte man nicht vergessen.
Darum wäre es für alle Seiten zu wünschen damit in Zukunft geduldiger und  nachsichtiger zu sein. Jeder Kritiker hat seinen eigenen Stil.
Dankbarkeit sollte der zwar nicht erwarten, aber man weiß, dass diese eines Tages doch kommen kann. Immer wieder entstehen durch Kritiker und Schreiber echte Freundschaften, auch wenn sie sich es in der ersten Phase des Kennenlernens überhaupt nicht vorstellen können.

Verrisse gehören nun mal dazu.
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Pütchen
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Beitrag22.10.2010 01:43

von Pütchen
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Hallo Mad Bull,

interessanter Teil, den du einstellst.

Was mir gerade auffiel:

Zitat:
Jeder findet eine geeignete Möglichkeit , dieser herr zu werden.


Herr großgeschrieben

Möchtest du für die Teile Rezensionen haben?

Ich sag dir einfach mal meine Meinung:

Inhaltlich gebe ich dir im Großen und Ganzen Recht. Ich würde dir jedoch raten, wenn diese Teile gelesen werden sollen, das Ganze noch etwas zu straffen. Wenn dies eine Rezensionsanleitung sein soll, dann liest man vielleicht das Ganze auf einmal und wird ziemlich schnell müde dabei.

Vielleicht kannst du das ein oder andere noch rauskürzen?

Würde die Lesbarkeit und Verbesserung der Aufnahmefähigkeit deutlich erhöhen.

Falls du noch mehr Feedback möchtest, gib Bescheid.

Viele Grüße, Pütchen


_________________
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"Die Menschen bauen zu viele Mauern und zu wenig Brücken."
(Isaac Newton, 1642-1726)

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Mad Bull
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Beitrag24.10.2010 00:41

von Mad Bull
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Hallo Pütchen,
 Smile

erstmal dankeschön für das Feedback.
Ob ich noch weiteres haben möchte?
Aber klar doch!

Schreib frei heraus.

Gruß Mad Bull
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Mad Bull
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Beitrag30.11.2010 01:35

von Mad Bull
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Hallo liebes dsfo,

es ist mal wieder etwas Zeit ins Land gegangen und mir sind zu diesem Thema noch ein paar Ideen gekommen. Zum einem geht es um den Weg, den ein frisch geschaffenes Werk einschlägt, und zum anderen sind durch eure Postings bei mir weitere Gedanken geweckt worden.

Hier ist der übliche Ablauf eines Schriftstücks:
1. Das eigene Werk wird mit großem Stolz der Communitiy präsentiert.
 Very Happy
2. Ein paar beklatschen es. Das sind Leute, denen es echt gefällt, aber auch Leute, die sich neue Freunde suchen.

3. Wilde Euphorie bricht aus, denn man hat es ja schon immer gewusst, dass man alles kann und sowieso der größte ist.
 Very Happy
4. Dann kommt der erste, der nein sagt, weil da schlecht, da ein wenig beser, aber noch dringend zu verbessern ist; gefolgt von einer Weigerung sich sowas in zukunft weiterhin anzuschauen etc.
 Confused  Shocked
5. Natürlich wird das für einen schlechten Witz gehalten, den man findet es ja gut, was man da gekreiert hat.

6. Dennoch fragt der Künstler nach, ob dieser Kritiker an dem Tag nur besoffen war; dieser wird das vielleicht sogar bejahen, doch nach wie vor, im schlimmsten Fall, behaupten:
"Dieses Ding gehört in die Tonne getreten."
 Twisted Evil

7."Ha,", wird sich der Künstler sagen, nach dem die erste Verärgerung verflogen ist, "Was weißt denn der schon."
 Cool
8. Nun folgen weitere ablehnde Kritiken, und der Künstler ist ganz gar nicht mehr begeistert.
Es kommen die üblichen Ohnmachts- und Wutgefühle.
 Embarassed  Evil or Very Mad  Crying or Very sad

9. Beschwerden treffen beim Admin ein, es wird zu Mami gerannt und geflennt, in der dritten Halbtzeit beim Fussball randaliert.
 Mad  Twisted Evil  Twisted Evil
10. Nochmal wird es durchgelesen und die ersten Verbesserungen treten ein.
Darum ist auch so wichtig Kritiken schriftlich zu äußern. Bei tobenden Emotionen geht vieles verloren und man will nicht alles x mal erklären.
Deswegen sind Foren so beliebt in Literaturkreisen.

11. Aha-Effekte treten ein.
 Exclamation
12. Das Werk wird überarbeitet und man ist wieder voll motiviert.
 Very Happy
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Ralphie
Geschlecht:männlichForenonkel

Alter: 71
Beiträge: 6422
Wohnort: 50189 Elsdorf
DSFo-Sponsor


Beitrag30.11.2010 07:26

von Ralphie
Antworten mit Zitat

Oder man lebt in einer Demokratie mit Verrissen.
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Hardy-Kern
Kopfloser

Alter: 74
Beiträge: 4832
Wohnort: Deutschland


Beitrag30.11.2010 20:45

von Hardy-Kern
Antworten mit Zitat

Oh, mein Kopf.
Erst eine Ratte, jetzt der Bulle. Quasi reiche mir das Schlachtmesser und die Ratten bereiten sich auf den Frischfleischverzehr vor. Smile

Hardy
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Gast







Beitrag05.12.2010 08:45

von Gast
Antworten mit Zitat

Guten Morgen Mad Bull,

da du dich ja anscheinend so prima auskennst, möchte ich dir doch mal eine andere Sichtweise aufzeigen, nämlich meine. smile

Wie ernst ich einen Kommentar nehme, hängt auch damit zusammen, wie ein Kritiker auftritt. Stolpert er in den Thread, überfliegt den Text und schreibt dann: „Keine Ahnung, nix verstehen!“, ist mir das offengestanden Sch ... egal.
Wenn der Kommentar zig Buchstabendreher enthält, gehe ich davon aus, dass er in großer Eile mit wenig Interesse geschrieben wurde, also nix mit Hilfe. Dasselbe gilt für zig Rechtschreibfehler, damit meine ich nun wirklich keine Vertipper.
Auch ein: „Könnte besser sein“, oder „Die Perspektive stimmt nicht“, hilft nicht weiter, wenn es nicht erklärt wird.
Und so sehr auch ich mich über ein „schön gemacht“ freue, ist Geschmacksache nun wirklich zweitranig. Spätestens, wenn ein Charakter total umgestrickt werden soll – streike ich.
Interessant wird es für mich, wenn mir meine Fehler aufgezeigt und erklärt werden, nur daraus kann ich lernen.

Mad Bull hat Folgendes geschrieben:

1. Das eigene Werk wird mit großem Stolz der Communitiy präsentiert.
 Very Happy


Oder eingestellt um ehrliche Resonanz bekommt.

Mad Bull hat Folgendes geschrieben:

2. Ein paar beklatschen es. Das sind Leute, denen es echt gefällt, aber auch Leute, die sich neue Freunde suchen.


Und die, die keine Ahnung haben und einfach nur ein paar Beiträge loswerden wollen.

Mad Bull hat Folgendes geschrieben:

3. Wilde Euphorie bricht aus, denn man hat es ja schon immer gewusst, dass man alles kann und sowieso der größte ist.
 Very Happy


Wie überheblich müsste man denn da sein?

Mad Bull hat Folgendes geschrieben:

4. Dann kommt der erste, der nein sagt, weil da schlecht, da ein wenig beser, aber noch dringend zu verbessern ist; gefolgt von einer Weigerung sich sowas in zukunft weiterhin anzuschauen etc.
 Confused  Shocked


Spätestens da solle man sein Hirn einschalten.

Mad Bull hat Folgendes geschrieben:

5. Natürlich wird das für einen schlechten Witz gehalten, den man findet es ja gut, was man da gekreiert hat.


siehe 3

Mad Bull hat Folgendes geschrieben:

6. Dennoch fragt der Künstler nach, ob dieser Kritiker an dem Tag nur besoffen war; dieser wird das vielleicht sogar bejahen, doch nach wie vor, im schlimmsten Fall, behaupten:
"Dieses Ding gehört in die Tonne getreten."
 Twisted Evil


Oder er liest den Kommentar sehr aufmerksam und überlegt, ob der Kritiker vielleich recht hat?

Mad Bull hat Folgendes geschrieben:

7."Ha,", wird sich der Künstler sagen, nach dem die erste Verärgerung verflogen ist, "Was weißt denn der schon."
 Cool


siehe 3

Mad Bull hat Folgendes geschrieben:

8. Nun folgen weitere ablehnde Kritiken, und der Künstler ist ganz gar nicht mehr begeistert.
Es kommen die üblichen Ohnmachts- und Wutgefühle.
 Embarassed  Evil or Very Mad  Crying or Very sad


siehe 3

Mad Bull hat Folgendes geschrieben:

9. Beschwerden treffen beim Admin ein, es wird zu Mami gerannt und geflennt, in der dritten Halbtzeit beim Fussball randaliert.
 Mad  Twisted Evil  Twisted Evil


siehe 3

Mad Bull hat Folgendes geschrieben:

10. Nochmal wird es durchgelesen und die ersten Verbesserungen treten ein.
Darum ist auch so wichtig Kritiken schriftlich zu äußern. Bei tobenden Emotionen geht vieles verloren und man will nicht alles x mal erklären.
Deswegen sind Foren so beliebt in Literaturkreisen.


Es gibt noch ein paar andere Gründe.

Mad Bull hat Folgendes geschrieben:

11. Aha-Effekte treten ein.
 Exclamation


na endlich!

Mad Bull hat Folgendes geschrieben:

12. Das Werk wird überarbeitet und man ist wieder voll motiviert.
 Very Happy


Das sollte man durchweg sein, sonst sollte man überhaupt nichts einstellen.

Einen schönen Sonntag und
liebe Grüße
Monika
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Freier Baubiologe
Geschlecht:männlichGänsefüßchen


Beiträge: 23
Wohnort: An der Heide bei Celle


Beitrag05.12.2010 13:17

von Freier Baubiologe
Antworten mit Zitat

Hallo Mad Bull,
 
viele Worte, bin etwas Müde vom lesen trotz ihrer Wahrheiten.

Doch diese Sätze habe ich oft gedacht, ja gefühlt wenn jemand meine Kommatas mit vielen Worten gerade rückte und anscheinend das Gelesene überhaupt nicht verstanden gezweige nachfühlen konnte.

Zitat Mad Bull

"Der Schreiber hat in seiner Geschichte das letzte Wort, sonst kann ein Kritiker gleich selber anfangen eine Geschichte zu schreiben. Es geht hier nicht nur darum Recht zu haben, sondern es geht um Inspiration."

Gruß Freier Baubiologe


_________________
Der Welt wenig zu schaden ist mein Weg.
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Mad Bull
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
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Alter: 52
Beiträge: 20



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Beitrag23.03.2012 19:32

von Mad Bull
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Hallo Deutsches Schriftstellerforum,

Auf Puetchens Vorschlag habe ich mich bemüht meinen Verrisstext in Kurzform zu präsentieren. Die roten Sätze halte ich für absolut wichtig.
Die grünen Sätze zeigen, wann ein Kritiker sich unötig Feinde machen kann. Es geht hauptsächlich darum einen Verriss erträglich rüber zu bringen, ohne dass es zu Schönfärbereien oder Tatsachenverdrehungen kommt.

Bitte schön:
Verrisse in Kurzform

1. Ehrlichkeit. Jeder hat ein Recht auf die Wahrheit.
    Verrisse gehören dazu.


2. Ganz in eigener Sache sprechen.
    Man sollte mit seiner Meinung völlig alleine dastehen können.
    Hierarchien und Klüngeleien haben in der Kritik nichts zu
    suchen.


3. Nur an bestimmten Stellen und zu bestimmten Zeiten kritisieren.
    Zum Beispiel Schulen oder Textkritikforen.
    Ständiges kritisieren fördert Feindschaften und schadet der Gesundheit.


4. Schriftliches Kritisieren ist besser als mündliches kritisieren.
    Man kann es später in Ruhe lesen, wenn anfänglicher Ärger
    verflogen ist.

5. Kritik ist Ärger, der sich lohnt.

6. Der Schreiber hat das letzte Wort.
    Er nimmt die Kritik an, oder lässt es bleiben.
    Er ist auch für sein Werk selbst verantwortlich.


7. Texte verreißen, aber nicht den Schreiber.
    Nur kritisieren, wenn man gut drauf ist.


8. Den ganzen Text lesen und nicht bei den ersten zehn Zeilen das Buch   
    zuklappen.

9. Schlimme Texte schrittweise bearbeiten.

10. Bei Verrissen kann man keine Dankbarkeit erwarten.
     Doch man sollte es sein, wenn einer Mut zu unbequemen Wahrheiten
     hat.

11. Es ist schlecht kleinkariert zu kritisieren. Beispiel: Man macht aus
     ein paar Rechtschreibfehler ein Drama und ignoriert das gesamte  
     Werk, selbst wenn es ein gutes ist.


12. Ganz schlecht ist es, nur negativ zu kritisieren.
     So was braucht nicht weiter kommentiert werden.


13. Besonders bei Verrissen ist es besser in der Ich-Perspektive zu
      sprechen. Duzen ist verbales anfassen.
     „Ich sehe in dieser Geschichte … „
     „Nach meiner Meinung nach ...“

14. Es gibt keine perfekte Kritik.

15. Verzeihen.


Hier sind noch meine Überlegungen zu euren Postings:

@Freier Baubiologe
  Mit diesem Zitat wollte ich sagen, dass es bei der Inspiration um
  Denkanstösse geht. Es geht bei mir um ein Kann und nicht um ein
  Muss. Ich sage als Kritiker frei heraus, was mir an einer Story gefällt,
  und was nicht. Ich werde mir auch erlauben Ratschläge zu geben, doch
  es liegt am Künstler selbst, was er daraus macht.

@Paloma
  Dein ergänzendes, humorvolles Posting hat mich sehr gefreut,
  Danke.

@Hardy Kern
   Ich bin schwarzen Humor aufgeschlossen.
   Nur sollte man sich erstmal besser kennenlernen.

@Ralphie
  Genau, oder man lebt in einer Demokratie mit Verrissen.
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Gast







Beitrag23.03.2012 20:39

von Gast
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Aha. Aufschlussreich. Jetzt haben die Kritiker endlich mal eine Verhaltensliste. Und was mach ich nun? Im Falle von Kritik?

Ich hätte da 7 Dinge, die man NICHT machen sollte (und für die, die mich ertappen: ja, ich beklau mich gerade selbst):

1. Publikumsbeschimpfung.


Liebe Autoren, solches lässt euch daherkommen, wie eine angesoffene Diva, die von der Bühne des Varietees in die buhende Menge keift. Lasst es.

Meine Lieblingsbeschimpfungen sind:

    “Hast du überhaupt Abitur?“

Die Frage nach Eignung als Kritiker. Tritt in den verschiedensten Varianten auf und ist sehr wirkungsvoll, da sich der folgende Austausch nicht mehr um den Text drehen wird.
Mag sein, der Text entzieht sich dem geistigen Leistungsstand des Lesers. Das ist zwar seltener der Fall, als Autoren glauben, aber selbst wenn – ist es nicht das Problem des Lesers. Sondern das des Autor, der seine Leserschaft eingrenzt.

    „Was schreibst du überhaupt so? Hm? Hm?!“

Einkaufszettel.
Na und? Warum sollte ein Kritiker schreiben können? Seid froh, wenn er lesen kann.

    „Ich bitte ausdrücklich nur um konstruktive Kritik“

heißt übersetzt: Ach halt doch die Klappe, du unsensibler, künstlermissachtender Korithenbollerer!

2. Kommentare wie: „Also anderen Lesern hat mein Text supergut gefallen!“

‘Andere Leser’ meint meistens Mutti, Tante Frieda und die Bärbel mit der Brille. Das freut mich nun außerordentlich für Autoren, wenn der Text einem solch illustrem Publikum gefallen hat. Zu bedenken ist allerdings, dass bspw. Muttis auch Blockflötenkonzerte und Selbstporträts, die an das Seelenleben von Massenmördern erinnern, total schön finden.

3. Oder: „Wenn du das anders formulierst/mir genauer erklärst/das nicht so gemein sagen würdest, dann …“

Ja was dann? Dann würde der Autor huldvoll die Kritik entgegennehmen? Nett. Woher die Idee, der Leser müsse sich mehr Arbeit mit dem Text machen als der Autor?

4. Nachträgliches, seitenweises Erläutern, warum der Autor etwas so und nur so geschrieben hat, wie er das meint und warum das deshalb genau so gehört.

Schön. Aber was soll der Leser damit? Einsehen, dass er falsch gelesen hat?
Fakt ist, Recht haben nützt dem Autor gar nichts. In aller Regel sitzt er nicht neben dem Leser und kann ihm erklären, wie dieser was zu sehen und zu lesen hat. Wenn der Leser stolpert, stolpert er. Mag sein, er stolpert aus Dämlichkeit, aber andere, dämliche Leser legt es genau so lang.

5. “Das war Absicht! Das soll so sein!”

Wenn der Autor aus Vorsatz Mist baut, macht es die Sache auch nicht besser.

6. Wutentbranntes Löschen des Textes.


Nicht, dass die Leser den Text vermissen werden, aber dennoch. Cool ist anders.

7. (mein persönlicher Favorit) Geleckte Freundlichkeit ala „Vielen Dank für deine Kritik. Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass du dich mit meinem Kunstwerk auseinandergesetzt hast und den Hinweis, dass Makramee auch ein tolles Hobby sei und mir sicher mehr läge als das Schreiben, fand ich ganz super witzig. Wenn du noch weitere Texte von mir lesen und kritisieren würdest, wäre das echt großartig!“ (Dann folgt i.d.R. eine Linkliste)

Kommt das von den Castingshows? Oder woher stammen all diese souveränen, gegen jeglichen Einspruch inerten Autoren? Dann lieber sämtliche vorhergehenden Punkte gleichzeitig als Autoren, denen der Leser und der eigene Text so was vom am Bug vorbeigehen, solange nur Aufmerksamkeit um sie wogt.

Und? Wie gehe ich denn nun mit Kritik um?

Man bedanke sich. Egal wie prasselig, gemein, unhöflich oder auch nur ungeschickt der Kritiker ist. Egal wie unrecht er hat. Der arme Kerl (oder Kerlin) hat dich gelesen und sich aufgerafft, etwas rückzumelden. Das ist kein Anrecht, das ist ein Privileg. Und dafür bedanke man sich. (Ansonsten bleibt nur der Versuch, sich einigermaßen elegant aus der Sache rauszulaminieren.)

Tja …

Vielleicht zum Schluss doch noch ein brauchbarer Tipp zum Umgang mit Kritik: Man nutze sie. Razz
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Gast







Beitrag23.03.2012 21:08

von Gast
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Danke Debru,

vor allem für Punkt 4 und ich würde gerne noch einen hinzufügen.

Mein Text trifft einfach nicht deinen intellektuellen Geschmack und deshalb ist er Mist?  Twisted Evil

edit: musste mal berichtigen, habe mich falsch rum ausgedrückt  Embarassed
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Jacaranda
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Beiträge: 245
Wohnort: Kölner Dunstkreis


Beitrag23.03.2012 21:36

von Jacaranda
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Hmmm, mit Kritik umgehen... hier gibt es ein wunderbaren `response to reviewers`-Brief, leider auf Englisch, aber da haben ein paar Autoren mal so richtig Emotionen abgearbeitet. (Kritik bei Manuskripten, die bei Journals eingereicht werden, kommt von 2-3 anonymen Reviewern und sollte tunlichst beruecksichtigt werden, bevor der Editor das Manuskript zur Veroeffentlichung akzeptiert. Es ist ueblich, im Antwortbrief die erhaltenen Kommentare Stueck fuer Stueck abzuarbeiten und ebenfalls zu kommentieren, um zu belegen, dass sinnvoll umgearbeitet wurde, oder auch, warum nicht).

 Natuerlich wuerde das in der Realitaet niemand so schreiben... aber schreiben wollen wuerde man es schon... so kann man auch mit Kritik fertigwerden, die einen frustriert  Wink. Es sind alles Menschen, auf beiden Seiten, keine Volldeppen. Aber manchmal hoeren sie sich so an - dann muss man auch mal `drueberatmen`.

Falls jemand also noch ein paar kritische Formulierungen braucht, kann er sich dort auch bedienen  Wink

lg chris


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Theobrominstatus auf kritisches Niveau gefallen. Dringend Schokolade einfüllen!
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Wasserwaage
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Beitrag26.03.2012 03:15

von Wasserwaage
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guten Morgen debruma,

hilfreicher Faden, meine ich.
Ich habe ihn mir kopiert, u.a. für die Fälle, in welchen ich mal mit mir selbst keine Geduld habe. Einer davon betrifft den Punkt,
mich durch Kritik nicht provozieren zu lassen. Gelingt mir meisstens (das soll jetzt keine Steilvorlage sein), doch es gibt Tage,
an denen bin ich weniger gut drauf, und an solchen kann es gut  sein, dass ich auf "durchs geöffnete Fenster spucken-Manieren" eingehe
und dem Provokateur die Ehre gebe, worüber ich mich im nachhinein wirklich über mich selbst ärgere.
Mein Tipp: bei solchen Stimmungen lieber Nasebohren oder Stricken, doch Finger weg von der Tastatur!
Erfahrungsgemäß öffnet man bereits die Tür zu seiner Kammer ziemlich weit, sobald man das erste Mal auf einem board der Provokation genüge getan hat.

Danke für deine Arbeit. Ich empfehle das gerne weiter

Wasserwaage
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Mad Bull
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Beitrag03.09.2012 21:32

von Mad Bull
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Mad Bull hat Folgendes geschrieben:

15. Verzeihen.


Hallo,

mit den 15 Empehlungen ist alles gesagt worden und das hier braucht von besonders ungeduldigen Leuten nicht gelesen werden.
Ich möchte nur die Schreiberlinge bitten mit manchen Kritikern nachsichtiger zu sein.
Wie weiter oben zu lesen war, sollen möglichst alle Leser Kritiken zum Besten geben.
Das schliest eben auch die ein, die man selbst nicht leiden kann, die sich wenig durchsetzen können oder über einen geringen Bildungsstand verfügen.
Nicht jeder stellt sich beim kritisieren geschickt an. Die einen Kritiker wirken herablassend, sadistisch, anklagend, ..., ihr wisst schon.
Und andere wirken nicht nur so, sie sind es auch. Da braucht man sich nichts vor machen.
Das ist manchmal ein schmerzhafter Entwicklungsprozess und gerade weil das so ist, möchte ich mit diesem Schreiben jedem Künstler ans Herz legen, nicht nur ihnen zu verzeihen, sondern ich wünsche mir, dass ihr es auch euch verzeiht, wenn ihr selbst merkt, dass wieder was vermurkst ist.
Verzeihen lindert den Schmerz. Verzeihen hilft sich mit unangenehmen Zeitgensossen (Kritiker) besser zu vertragen.
Darum haben auch meine alten Peiniger nichts zu befürchten.

Euer Mad Bull
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crim
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Wohnort: München
Die lange Johanne in Gold Lezepo 2015
Pokapro und Lezepo 2014 Pokapro VII & Lezepo V



Beitrag05.09.2012 12:12

von crim
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Ich kann Punkt 8 und 12 deines Kritikleitfadens ganz und gar nicht zustimmen. Der Rest passt.
Zu 8: natürlich kann man sachlich auch ausschließlich (“negative“) Kritik an einem Text üben, ohne ein nettes Wort darüber zu verlieren. Das heißt ganz bestimmt nicht, dass so etwas nicht weiter kommentiert werden sollte.
Zu 12: Es gibt viele mögliche Mängel, die sich ohne Kenntnis der ganzen Geschichte aufzeigen lassen. Dazu gehören neben Rechtschreibung und Zeichensetzung auch Stilistisches, wie Redundanzen, Satzbauschwächen, unpassende Adjektive, Füllworte, um nur einige zu nennen.
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Gast







Beitrag05.09.2012 20:20

von Gast
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Hallo Mad Bull,

verzeihen muss ich in der Regel nichts – weil nichts mich wirklich persönlich trifft. Ich kenne doch die kritisierenden Leser nicht mal. Und es gibt sehr viele Gründe einen Text zu zerreißen, die nichts – absolut nichts – mit dem Text zu tun haben.

Aber mir ist aufgefallen, dass in letzter Zeit ein völlig neuer Kritikertyp aufgetaucht ist – und gleich im Rudel oder die nachfolgenden Kritiker/innen finden das so toll, dass sie gleich aufspringen. Da kommt Herr/Frau Kritiker in den Thread und stellt fest: So richtig viel zu meckern gibt es eigentlich nicht. Tja und nun ... nur loben geht natürlich nicht. Also schreibt er/sie dann, der Text ist ganz/recht gut oder so was, aber inhaltlich ... neee das geht gar nicht. Ganz nach dem Motto: Gute Linsensuppe ... nur Bohnen wären mir lieber.

Liebe Grüße
Monika
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