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Kurzgeschichte: Rascheln im Laub


 
 
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Nofretete801
Geschlecht:weiblichSchneckenpost
N

Alter: 31
Beiträge: 14
Wohnort: Zamonien


N
Beitrag30.08.2008 12:58
Kurzgeschichte: Rascheln im Laub
von Nofretete801
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ich habe mich mal wieder an eine Kurzgeschichte gewagt, mit der ich allerdings nicht zufrieden bin. Ich glaube sie ist etwas zu kitschig, doch beim Ändern hatte ich bisher eher wenig Erfolg.

Rascheln im Laub
Das leise Rascheln der welken Blätter, die hinter ihr den Boden bedeckten, ließ sie lächeln. Sie blieb stehen, schloss die Augen und nahm mit allen Sinnen ihre herbstliche Umgebung wahr. Ein sanfter Windhauch spielte mit ihrem karamelbraunen Haar, das weich auf ihre Schultern fiel. Ein kleiner Ast zerbrach hinter ihr mit einem Knacken. Schritte? In ihren Ohren klangen sie deutlich. Doch sie öffnete ihre Augen nicht. Sie kannte dieses Spiel. Sie war sich der Sinnlosigkeit bewusst, doch sie sehnte sich danach. Ihr Herz pochte in ihrer Brust, der Puls in ihren Ohren übertönte mühelos die leise Geräuschkulisse des Waldes. Und mit jeder Faser ihres Körpers konnte sie spüren, wie er sich näherte. Ihr Rücken prickelte und wohlige Schauer ließen sie leicht erzittern, vermischt mit der Anspannung, den Moment nicht zu zerstören. Er stand nun direkt hinter ihr, sie war sich dem sicher. Niemanden konnte sie besser spüren als ihn. Ihre Augen blieben fest verschlossen, während sich ihre verspannten Muskeln unvermittelt zu lösen begannen. Es gab nichts, das sie mehr entspannte und glücklicher machte als seine Gegenwart. Die feinen Härchen in ihrem Nacken stellten sich auf, als sein Atem darüber strich. Sie seufzte, ganz leise. Jede Sekunde sog sie in sich auf, vorsichtig jede Empfindung aufnehmend und speichernd. Und dann spürte sie seine Berührung, deutlich wie nie zuvor. Seine Fingerspitzen zeichneten sachte eine Linie von der Vertiefung hinter ihrem Ohr die Seite ihres Halses entlang bis zu ihrem Schlüsselbein. Die weiche Haut prickelte. Dann wieder sein Atem, der über ihre Haut strich, dieses Mal ganz nahe an ihrem Ohr. Sie konnte den Rhythmus seines Herzens hören, der ihren eigenen ergänzte. Sie zwang sich, weiterhin kontrolliert zu atmen. Ein. Aus. Es würde niemandem nützen, wenn sie so lange den Atem anhielt, bis sie das Bewusstsein verlor. Sie dachte nicht nach in diesem magischen Moment, konzentrierte sich nur auf ihre Atmung  und seine Anwesenheit. Seine Stimme, ein leises Wispern an ihrem Ohr, traf sie trotzdem unvorbereitet. Es brauchte viel Übung, um nicht zusammenzuzucken. Doch die hatte sie. „Ich vermisse dich.“. Plötzlich tat es wieder so weh wie am Anfang. Seine Stimme zu hören machte sie unendlich glücklich, doch gleichzeitig verstärkte es ihre Sehnsucht nur um ein Vielfaches. Tränen begannen unter ihren geschlossenen Lidern hervorzuquellen, doch stur hielt sie ihre Augen weiterhin geschlossen. „Jetzt wein doch nicht…ich bin da. Immer.“. Doch sie wusste, dass das nicht stimmte. Es machte sie wütend. Wo war er gewesen die letzten Monate? Immer mehr Tränen benetzten ihren Pullover, nachdem sie ihre Wange hinunter gelaufen und getropft waren. „Ich liebe dich.“. Ein letztes Wispern. Und dann war sie allein. Ihr Schluchzen hallte durch den ansonsten ausgestorbenen Wald. Auch wenn sie ihre Augen jetzt geöffnet hatte nahm sie ihre Umwelt durch den Schleier ihrer Tränen nicht wahr. Ihre Knie gaben nach und sie spürte wie die Feuchtigkeit des Laubs durch ihre Jeans drang, als sie auf dem Boden zusammensackte. Die alles erfüllende Leere und der Schmerz in ihrem Inneren ließen ihr keinen Raum zum Atmen.
Sie wusste nicht, wie viel Zeit verging, bis sie es schaffte wieder aufzustehen. Die Sonne stand nun schon tiefer am Horizont und Kälte kroch ihre steifen Glieder hinauf. Ihre Schritte fanden wie ferngesteuert ihren Weg durch die alten Laubbäume, von denen einige schon fast nackt dastanden, während ein Teil noch in einem Gewand rötlich-braunen Laubs den kommenden Winter erwarteten. Schließlich hatte sie ihr Ziel erreicht. Die letzten Strahlen der Sonne fielen auf das schmiedeeiserne Tor und die immergrünen Blätter der Hecke, während das trockene Laub der Bäume raschelnd die Kieswege hinunter geweht wurde. Ein plötzlicher Windstoß ließ eine der grünen Plastikgießkannen mit einem dumpfen Geräusch herunterfallen. Einen Moment noch, dann verschwand das Licht am Horizont. Bis zu einem neuen Tag.

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Der höchste Lohn für unsere Bemühungen ist nicht das, was wir dafür
bekommen, sondern das, was wir dadurch werden.
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Maria
Geschlecht:weiblichEvolutionsbremse

Alter: 52
Beiträge: 5998

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Ei 4


Beitrag01.09.2008 21:35

von Maria
Antworten mit Zitat

Hallo Nofretete,

als erstes.. Absätze... bitte, da wird man dammisch beim Lesen.

Sonst beschränk ich mich (wie meist) auf meine Empfindung beim Lesen.
Die erste Hälfte ist fast unerträglich schwülstig. Smile

Jedenfalls für meinen Geschmack. Die zweite Hälfte aber, finde ich  garnicht schlecht. Nein.... schön traurig, ich fühle mit ihr.
Genauer gesagt ab hier:

Zitat:
Dann wieder sein Atem, der über ihre Haut strich, dieses Mal ganz nahe an ihrem Ohr.


Davor ist es zuviel. Zuviel prickeln, kitzeln, zuviele abgenudelte Formulierungen:
leises Rascheln, welke Blätter, sanfter Windhauch, der mit Haar spielt, mit jeder Faser des Körpers, wohlige Schauer.

Mich stören diese Formulierungen nicht grundsätzlich, aber hier kleben sie alle zu nah aufeinander. Kürz die radikal raus, formulier ein bissl um und denk Dir mit Deinen Worten ein Äquivalent... dann erreichst Du vielleicht mehr und bist selbst zufriedener.

Zitat:
Sie kannte dieses Spiel. Sie war sich der Sinnlosigkeit bewusst, doch sie sehnte sich danach.

so wenige Worte und ich weiß irgendwie wie sie tickt... glaub es zu wissen. Find ich schön... und gut beobachtet.

Zitat:
Immer mehr Tränen benetzten ihren Pullover, nachdem sie ihre Wange hinunter gelaufen und getropft waren.


Immer mehr Tränen benetzten ihren Pullover. würde reichen. Der Rest klingt zu mechanisch und erklärend.

Das wars von mir...

Die Idee dahinter finde ich interessant. Den hartnäckigen Windhauch, der einen in der Nähe des Marmorsteins fast umwirft, den glaubte ich schon öfter zu spüren. Gerade dieses Jahr. Weniger traurig, denn frotzelnd wink


Nun... wie schon gesagt die zweite Hälfte war schön zu lesen.
Frisiere nochmal drüber, dann wird das eine traurige, schöne, kitschige (was nicht immer das schlechteste ist!) Geschichte.

Liebe Grüsse


_________________
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