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Gabi Reißwolf
Alter: 54 Beiträge: 1216 Wohnort: Köln
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08.08.2008 22:55 Die Sehnsucht nach Erlösung von Gabi
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Pünktchen hat mich auf die Idee gebracht, diese Szene hier einzustellen.
Lest einfach, auch wenn ihr den Hintergrund nicht kennt.
Als sie sich die Maske vom Gesicht entfernte, keimte Wut in ihr auf. Wut über ihre Unfähigkeit ein normales Leben zu führen. Warum bekam sie das nicht in den Griff? Sandra schmiss den Wattebausch in das Waschbecken und schlug mit der Faust in den Spiegel. Das zersprungene Glas zerfurchte ihr Spiegelbild. Sandra spürte wie sich eine warme Flüssigkeit von ihrem Handkanten einen Weg über den Unterarm suchte. Sie blutete, doch sie spürte keinen körperlichen Schmerz. Apathisch schaute sie zu den weißen Fliesen auf denen sich die Bluttropfen aneinander reihten. Wie viele Tropfen müssten es sein, damit mit ihnen das Leben aus ihrem Körper rann? Diese Wunde würde dafür nicht reichen, das war Sandra bewusst. Sie rollte ein Stück Toilettenpapier ab und wickelte es um ihre Hand.
Eine Scherbe löste sich aus dem Spiegel. Das hellklirrende Geräusch, dass sie verursachte, als sie auf dem Keramik des Waschbeckens zersprang, ließ Sandra hochschrecken. Sie schaute auf das Stück, das spitz genug wäre, um ihre Pulsader zu durchtrennen. Mit zittrigen Händen griff sie danach. Sie sah ihr verzerrtes Spiegelbild darin, als sie es betrachtete. Vielleicht könnte diese Scherbe sie von all dem Schmerz befreien, der ihr fast die Luft zum Atmen nahm. Sandra führte die Spitze zu ihrem Arm. Sie sehnte sich nach der Dunkelheit, nach dem Nichts, das sie danach umgeben würde. Ihre Pulsader schien bläulich durch die bleiche Haut ihres linken Unterarmes. Sie musste sie längst durchtrennen, dessen war Sandra sich bewusst. Quer durchschneiden wäre ein Fehler, der sie weiter leben lassen könnte.
Sandra spürte das kalte Glas auf ihrem Unterarm.
_________________ "Das hier ist mein Dach und mein Tag!" (Oma Thea macht die Fliege) |
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Lore Klammeraffe
Alter: 90 Beiträge: 932 Wohnort: Düsseldorf
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08.08.2008 23:30
von Lore
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Das muss man nicht einordnen können Gabi.
Es ist einfach eine starke Szene, löst die Bilder aus, die wohl beabsichtigt sind, zumindest bei mir.
Lore
_________________ Blas Dich nicht auf, sonst bringet Dich
zum Platzen schon ein kleiner Stich
(Nietzsche) |
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Ralphie Forenonkel
Alter: 71 Beiträge: 6422 Wohnort: 50189 Elsdorf
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08.08.2008 23:36
von Ralphie
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Es ist wie alles, das Gabi schreibt, ausgezeichnet. Natürlich würde ich vieles anders formulieren, aber ich neige dazu, Schlagzeilen zu schreiben, und es ist Gabis Geschichte.
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Pütchen Weltenbummler
Moderatorin
Beiträge: 10312 NaNoWriMo: 40788 Wohnort: Im Ländle
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08.08.2008 23:53
von Pütchen
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Hi Gabi,
wie einfallsreich, nachdem ich mich bei Lore dir angeschlossen habe, mich hier nun Lore anzuschliessen. Aber das gleiche nochmals zu schreiben, wäre ja auch öde...
Aber ich habe auch noch was eigenes:
Ich finde es schön, dass du es nicht irgendwie pathetisch schreibst. Die relative Nüchternheit hebt es hervor.
Es ist schwierig, da ich den Rest nicht kenne, aber ich würde es gut finden, dies vielleicht nur durch den ein oder anderen Absatz noch ein bisschen hervorzuheben. Die Spannung damit zu steigern. Auch wenn es (wie ich es verstehe?) kein spannungsgeladener Action-Moment sein soll.
Zitat: | Vielleicht könnte diese Scherbe sie von all dem Schmerz befreien, der ihr fast die Luft zum Atmen nahm.
Sandra führte die Spitze zu ihrem Arm.
Sie sehnte sich nach der Dunkelheit, nach dem Nichts, das sie danach umgeben würde.
Ihre Pulsader schien bläulich durch die bleiche Haut ihres linken Unterarmes. Sie musste sie längst durchtrennen, dessen war Sandra sich bewusst. Quer durchschneiden wäre ein Fehler, der sie weiter leben lassen könnte. |
Irgendwie so ähnlich...
Dies würde in meinen Augen die Gedanken von Sandra besser herüberbringen. Das Zögern, das man sicher in so einem Moment verspürt (ich habe da auch glücklicherweise keine persönlichen Erfahrungen)... Vielleicht verstehst du, was ich meine?
Und ich hadere noch ein bisschen, ob ich nicht vielleicht dieses Stück:
Zitat: | Sie schaute auf das Stück, das spitz genug wäre, um ihre Pulsader zu durchtrennen. |
mit den Pulsadern durchschneiden gar nicht so explizit einfügen würde. Der Leser weiß ja eigentlich genau, was sie mit Stück machen wird, wenn danach steht, dass sie damit ihren Schmerz beenden könnte. Vielleicht dies eher offen lassen?
Noch eine Kleinigkeit: im 2. Satz ein Komma nach Unfähigkeit und nach den Fliesen auch.
Aber super gelungen. Nun würde mich ja der Rest deines Buches auch sehr interessieren! Verrätst du was??
Liebes Grüßchen vom Puetchen
_________________ ****************************************************************
"Die Menschen bauen zu viele Mauern und zu wenig Brücken."
(Isaac Newton, 1642-1726)
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Gabi Reißwolf
Alter: 54 Beiträge: 1216 Wohnort: Köln
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09.08.2008 08:59
von Gabi
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@Lore
Danke
@Ralphie
Danke. Du hast recht, nachdem du mir schon so einiges an Verbesserungen zu meinen anderen Geschichten vorgeschlagen hast, hab ich mal versucht etwas von deinem Stil zu übernehem, aber ich finde er passt nicht zu mir. Es ist dein unverkennbarer Stil und er gehört zu dir.
@puetchen
Danke für deine Hinweise.
Es soll aber wirklich kein spannungsgeladener Moment sein. Es geht eher um die Lethargie.
Es freut mich, dass ich dein Interesse geweckt habe. Die Szene stammt aus meinem Roman, an dem ich im Moment schreibe.
Der Titel ist "gefangene Seele" und ich hab schon etwas hierzu eingestellt.
Such einfach unter dem Titel
L.G.
Gabi
_________________ "Das hier ist mein Dach und mein Tag!" (Oma Thea macht die Fliege) |
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Gabi Reißwolf
Alter: 54 Beiträge: 1216 Wohnort: Köln
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09.08.2008 09:04
von Gabi
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Puetchen, damit du nicht suchen brauchst, hab ich den Link rausgekramt.
http://www.dsfo.de/fo/viewtopic.php?t=8179&postdays=0&postorder=asc&start=0
Viel Spaß beim Lesen!
_________________ "Das hier ist mein Dach und mein Tag!" (Oma Thea macht die Fliege) |
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Pünktchen Leseratte
Alter: 30 Beiträge: 195
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09.08.2008 09:51
von Pünktchen
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ich bin total schlecht was das kritiseren angeht, weil ich nämlich eigentlich keine ahnung habe
aber was mir bei deinem text fehlt ist das gefühl... ich weiß auch nicht...
auch bin ich der meinung, dass du noch mehr auf sandras spiegelbild eingehen könntest.. wei sieht sie aus? ist sie selbst erschrocken über das was sie sieht?... irgendwas in die richtung...
aber ansonsten gefällt mir die szene wirklich sehr gut
_________________ "Teile die Welt nicht in Schwarz und Weiß. Versuchs mit Farben."
by a friend. |
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Gabi Reißwolf
Alter: 54 Beiträge: 1216 Wohnort: Köln
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09.08.2008 10:15
von Gabi
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Hallo Pünktchen!
Danke für deinen Kommentar.
Da hast du natürlich Recht, aber es ist nur ein kleiner Auszug und Sandra steht schon länger vor dem Spiegel. Was sie sieht hatte ich schon vorher beschrieben.
L.G.
Gabi
_________________ "Das hier ist mein Dach und mein Tag!" (Oma Thea macht die Fliege) |
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Hardy-Kern Kopfloser
Alter: 74 Beiträge: 4832 Wohnort: Deutschland
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09.08.2008 10:25
von Hardy-Kern
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Hallo Gabi, wenn ich mich nicht irre, hattest du doch mal diese Sandra-Geschichte angefangen? Schon eine Weile her. Habe es auch nicht weiter verfolgt. Ist das eine Fortsetzung?
Gut geschrieben, sehr intensiv und fast horrormäßig.
Hardy
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Hardy-Kern Kopfloser
Alter: 74 Beiträge: 4832 Wohnort: Deutschland
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09.08.2008 10:34
von Hardy-Kern
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Musst keine Antwort geben, hatte die vorigen Beiträge nicht gelesen und deinen Link. Natürlich ist es dann eine Fortsetzung.
Alles klar,
Hast lange nichts hören lassen, darum war ich mir nicht sicher.
Hardy
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Pütchen Weltenbummler
Moderatorin
Beiträge: 10312 NaNoWriMo: 40788 Wohnort: Im Ländle
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09.08.2008 15:32
von Pütchen
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Hallo Gabi,
den Anfang habe ich mir natürlich gleich heruntergeladen und werde ihn in Ruhe lesen. Danke!
Liebes Grüßchen vom Puetchen
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"Die Menschen bauen zu viele Mauern und zu wenig Brücken."
(Isaac Newton, 1642-1726)
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Pütchen Weltenbummler
Moderatorin
Beiträge: 10312 NaNoWriMo: 40788 Wohnort: Im Ländle
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14.08.2008 17:17
von Pütchen
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Liebe Gabi,
huh, wie ich dir schon in meinem Thread geschrieben hatte, habe ich nun auch den kompletten Rest von dir gelesen. Und es hat mir super gefallen. Du beschreibst Sandra sehr gut und man kann sich hervorragend hineinfühlen. Auch die kalte Mutter ist super dargestellt.
Was mir Persönlich so gut gefallen hat, ist, wie du beschreibst, dass du dich vor den Protags und der Handlung ekelst und es sich einfach da hinschreibt. Das kann ich so gut nachvollziehen.
Aber wie das kommt, was sich da plötzlich wie von selbst dahinschreibt? Ich frage mich das auch ständig – bin ich doch (na ja, mehr oder weniger) ganz normal – warum tun die Leute in meinen Büchern so komische Dinge?
Ich finde es mutig, wie du zu deiner Geschichte stehst. Das baut mich auf
Man macht sich doch irgendwie ständig die Gedanken – was werden die Leute denken? (geht’s dir auch so??)
Bin froh, dass ich nicht alleine auf dieser Welt bin
Würde super gerne mehr von deiner Geschichte hören!!
Lass uns doch daran teilhaben!
Noch eine Anmerkung: Habe ich mit doch mit der Action wieder völlig falsch ausgedrückt. Spannung bezieht sich mehr auf den Leser – der ja Sandra die Scherbe aus den Händen reißen will und gespannt ist, ob sie es tut oder nicht.
Natürlich ist Sandra lethargisch, wenn sie sich die Pulsadern aufschneiden will. Und das bringst du auch super rüber.
Doch fragt man (Sandra) sich in so einer Situation wirklich, ob es die richtige Scherbe zum Pulsadern aufschneiden ist? Oder fragt man sich nicht eher, ob man damit seinen Schmerz/das Leid beenden kann? Pulsadern aufschneiden ist mir zu sehr hammermäßig ausgedrückt (nur dieser wörtliche Ausdruck stört mich).
Verstehst du, was ich damit sagen will?
Der Rest ist perfekt und auch danach das quer oder längs-Schneiden ist wieder gut
P.S. genau dasselbe weiß meine Protag in meinen Buch auch (scheint diesen Leuten "im Blut" zu liegen… )
Liebes Grüßchen vom Puetchen
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"Die Menschen bauen zu viele Mauern und zu wenig Brücken."
(Isaac Newton, 1642-1726)
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