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Xasziia Leseratte
Beiträge: 178 Wohnort: mal hier, mal da
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17.06.2008 10:32 Wenn der Tag zur Neige geht von Xasziia
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Hier noch einmal eine kleine Kurzgeschichte von mir. Ich hoffe, sie gefällt.
Wenn der Tag zur Neige geht
Die letzten Sonnenstrahlen des Tages übergießen den Garten, tauchen ihn in einen sanften Goldglanz. Alles wirkt so wunderschön, fast paradiesisch. Ein leichter Windhauch umspielt mein Gesicht, streichelt mich nahezu, als ob er sagen wolle: Sieh, wie schön die Welt doch ist. Ich würde es gerne glauben wollen. Ich würde lieber lachen, mich mit Freunden treffen, einfach das Leben genießen, anstatt täglich in Angst zu leben. Und immer wieder neue Sorgen bekommen. Sorgen, die sich um mein Herz legen, sich dort festkrallen wie eine Zecke und sich vollsaugen. Vollsaugen mit meinen Wünschen, Hoffnungen und meiner Freude. Und verschwindet eine Sorge, ist nur Platz für eine neue da. Eine neue Zecke, die größer ist, als die letzte. Ein ewiger Kreislauf, der mich niemals loslassen wird.
Mein Blick wandert zum Haus, das dunkel vor der Sonne aufragt. Alles sieht aus wie immer. Die gepflegte Auffahrt, die weiße Tür mit dem Willkommenskranz, die aufgeräumte Garage. Nichts lässt vermuten, dass hinter den Mauern die Welt meiner besten Freundin zusammengebrochen ist. Eine Welt, die einmal so heil war und deren Mauern jetzt nacheinander zusammenbrachen. „Sie hat wahrscheinlich Krebs“, hatte sie geschrieben.
Das Wort sprang mir ins Auge, fraß sich durch meine Gedanken, bis zu einem Ort, den ich versucht hatte, zu vergessen. Ein Ort, an dem all meine Ängste und Befürchtungen, Erinnerungen und meine Vergangenheit aufbewahrt waren.
Und jetzt stand die Pforte wieder offen und ließ die Erinnerungen hinaus. Alles, was ich so sorgsam verschlossen und gehütet hatte und nie wieder hatte am Tageslicht sehen wollen.
Das blasse Gesicht meiner Mutter, die Tage, wo wir alleine zu Hause waren und das Wort „Krebs“, das in roten Leuchtbuchstaben vor meinem Gesicht zu tanzen schien. So harmlos und doch so bedeutsam. Fünf Jahre war meine Mutter jetzt wieder gesund und trotzdem kam manchmal wieder die Angst. Angst, das alles noch einmal zu erleben. Und sie diesmal zu verlieren. Niemals hätte ich jemand anderem diese Erfahrung gewünscht. Und jetzt sollte sie meine beste Freundin erleben.
Einen Moment hatte ich mich geschüttelt, dann war ich aufgesprungen und hatte nach dem Telefon gegriffen. Ihr Vater meldete sich, nicht mit der gewohnt heiteren Stimme. Nein, er klang erschöpft und irgendwie… gebrochen.
Es war neun Uhr Abends und eine Spur Überraschung konnte ich hören, als ich nach seiner Tochter fragte. Dann war meine Freundin am Telefon.
„Hallo?“
Sie klang bemüht normal. Ich musste schlucken, die Tränen unterdrücken.
„Es tut mir so Leid! Wenn du willst, komm ich rüber. Wollen wir mit den Hunden raus?“, war das einzige, was mir einfiel.
„Kira ist doch nicht da…“
Ihre Stimme kippte.
„Ich hätte es gar nicht erzählen dürfen!“, schluchzte sie plötzlich los.
„Aber natürlich. Es wird alles wieder gut. Mach dir keine Sorgen, die Ärzte finden bestimmt einen anderen Grund! Krebs hätten sie schon längst entdeckt! Außerdem gibt es da ganz viele neue Behandlungsmethoden, die viel effektiver sind. Das wird alles wieder…“
Ich wusste, wie unecht und sinnlos diese Worte waren. Keine dieser hohlen Phrasen konnte das Gefühl in diesen Momenten banger Angst lindern. Das wusste ich.
„Soll ich kommen?“, fragte ich schließlich einfach nur.
„N… nein, es ist schon zu spät.“ Sie hatte sich soweit wieder gefasst.
„Wenn du meinst … Wenn du reden willst oder etwas anderes, ruf an, ich komme sofort! … Du musst einfach daran glauben, dass sie wieder gesund wird! Denk nicht daran! Denk nicht an die Folgen. Du musst daran glauben, dass alles wieder gut wird! Wirklich.“
Ich schluckte.
„Ja … Gut … Wir sehen uns“, meinte sie leise. Sie wollte nicht reden, ich spürte es. Seufzend hatte ich mich verabschiedet und aufgelegt.
Die Sonne verschwindet hinter dem Horizont, plötzlich ist der goldene Glanz verschwunden. Stattdessen kommt die Dunkelheit und legt sich über den Garten. Jetzt werden sich die Blumen bald schließen. Wie wir. Wir sind wie Blumen. In der Sonne gehen wir auf, leben nur, wenn wir das Sonnenlicht einfangen können. Kommt der Abend, ziehen wir uns zurück, versuchen, uns zu verstecken und zu schützen vor allem, was die Dunkelheit bringen mag. Manchmal gelingt es uns und wir überstehen unbeschadet diese Zeit. Und manchmal kommt etwas Ungewolltes, Überraschendes, das uns dort trifft, wo wir am empfindsamsten sind. Und dann wird jede Minute im Sonnenlicht kostbarer. Die Minuten, in denen wir uns entfalten und genießen können. Und oft überstehen wir die Dunkelheit, auch wenn sie auf den ersten Blick unendlich erscheint.
Ich seufze und stehe auf. Ich muss noch Mathematikaufgaben erledigen.
Eines der normalen Dinge des Lebens, die uns vorgaukeln, in einer heilen Welt zu leben. Wie oft beschweren sich meine Freundinnen über die Schule:
Zu viele Hausaufgaben, bescheuerte Lehrer, aufwendige Referate. Ganz normale Sorgen von Schülern eben. Zugegeben auch meine Sorgen. Denn sie geben uns Normalität.
Lieber über die Schule beschweren, als über die zerrüttete Familie oder den alkoholabhängigen Vater. Das sind viel größere Probleme. Probleme, die man versucht, zu verstecken und zu vergessen, weil sie sich nicht so einfach beseitigen lassen wie eine fehlende Hausaufgabe. Doch irgendwann brechen sie durch den Schutzwall und stehen noch viel monströser vor einem. Angsteinflößend und unlösbar. Ich glaube, jeder hat seine eigenen Probleme von unterschiedlichem Ausmaß, aber egal wie schlimm es für Außenstehende aussieht. Für einen selbst ist es das Schlimmste, was es gibt. Der Zusammenbruch der eigenen heilen Welt, die Fassade, die ihre Stabilität eingebüßt hat. Alles, was uns Sicherheit gibt, was das Leben für uns bedeutet, bricht einfach zusammen.
„Ich geh off“, steht im MSN-Fenster meiner Freundin. Einfache Worte, die niemals vermuten lassen würden, wie einsam sie sich gleich fühlt. Ich schreibe ein paar Abschiedsgrüße und blicke danach einen Moment unschlüssig auf den Bildschirm. Dann tippe ich ihr eine weitere Nachricht.
„Nach jeder Nacht kommt ein neuer Morgen.“
Sie würde es verstehen.
LG
Xasziia
Weitere Werke von Xasziia:
_________________ „Homo homini lupus est“
T. Hobbes |
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Aníro Eselsohr
Alter: 33 Beiträge: 301
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17.06.2008 10:47
von Aníro
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wow, ich fine es einfach nur super geschrieben! man kann wirklich mitfühlen, und das finde ich schön.
Weiter so, hab nichts auszusetzen!
(ich kann keine Kritiken schreiben, das wirds wohl sein... )
_________________ If I tell you, will you listen, will you stay?
Will you be here forever, never go away?
Never thought things would change, hold me tight
Please don't say again that you have to go...
A bitter thought
I had it all
But I just let it go
Hold your silence
It's so violent since you're gone... |
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CAMIR Eselsohr
Alter: 38 Beiträge: 202 Wohnort: Baile Átha Cliath
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17.06.2008 11:13
von CAMIR
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Heyho, du!
Da hast du dich ja an ein schwieriges Thema gewagt.
Vor allem die Beschreibungen der Gefühle sind dir gut geglückt und auch wie das Schreckliche in die Alltagswelt eindringt.
Dennoch habe ich ein Verständnisproblem: Wer hat den Krebs?
Die Freundin? Die Mutter der Freundin? Das ist ein wenig verwirrend und ich habe es nur sehr schwer erahnen können. Vielleicht solltest du das ein wenig deutlicher machen?
Ansonsten sehr schön geschrieben.
_________________ "I think it's important to say that when it comes to the appropriate timing,
then that will happen but that's not to say that we don't have a hands-on approach in the interim."- Mary Coughlan, 2008 |
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Brynhilda Felix Aestheticus
Alter: 44 Beiträge: 7748 Wohnort: Oderint, dum probent.
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17.06.2008 11:26
von Brynhilda
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Liebe Xasziia!
Alles, was ich dir sagen wollte, habe ich dir bereits gesagt.
Aber ich will hier, auch wenn die anderen mich nun steinigen, dir noch einmal neun Punkte geben.
Solange es noch möglich ist.
Liebe Grüße,
deine Ilka
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DasProjekt Exposéadler
Beiträge: 2898 Wohnort: Ørbæk, Nyborg, Dänemark
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17.06.2008 11:41
von DasProjekt
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Hallo Xasziia,
Generell ist gegen duestere Stimmung nichts einzuwenden. Allerdings finde ich es dann problematisch, wenn man dabei gleich noch mit der Ich-Erzaehlung konfrontiert wird. Das ist ein allzu offensiver Frontalangriff auf die Herz-Schmerz-Region. Aus der dritten Person heraus erzaehlt ist das etwas subtiler und wuerde mir in diesem Fall besser gefallen.
Zusaetzlich zur Ich-Erzaehlweise waehlst du auch noch die Gegenwart, und die macht mir auch Schwierigkeiten - beides zusammen ist ein Killer (negativ gemeint), bei dem ich mich zwingen muss, weiterzulesen. Die Poesie ist fuer meinen Geschmack etwas ueberzogen - dadurch wirkt aber das Duestere noch mehr durch, wenn du darauf hinauswolltest. In dem Falle also akzeptiert
Auch ich habe ein Problem damit, aus dem Text zu ersehen, wer den Krebs hat. Sollte dies eine abgeschlossene Kurzgeschichte sein, dann muesstest du das noch herausarbeiten, ist es Teil von etwas laengerem, dann kann das auch warten.
Darueber hinaus ein paar Sachen mit der Form, die "bescheuerten" Lehrer passen so ueberhaupt nicht in die Lyrik des Textes (ein brutaler Ohrfeigen-Moment ist zwar schoen und gut, aber auch hier ist Subtilitaet gefragt... denke ich, keine Ahnung, ob das nur ich bin, ich seh einen Text lieber als homogene Einheit wo die Worte zueinander passen, Schocker-Ausdruecke geben mir nichts...), und ein paar Komma- und Grammatikfehler haben sich auch eingeschlichen, auf die ich nicht naeher eingehen mag, weil es durchaus auch an verschiedenen Auffassungen der heutigen deutschen Rechtschreibung und Grammatik liegen kann - ich arbeite nach der alten.
Generell ein guter Text, auch wenn ich die Negativ-Sachen rausgepickt habe, aber Stimmung ist gut ruebergebracht, fuer den, der sowas gerne liest sicher ein *thumbs up*. Dachte nur, so als Kritik von jemandem, der nicht unbedingt zur Zielgruppe zaehlt und daher etwas distanzierter an die Sache herangeht...
_________________ 25. Mai 2017 - Kim Henry "Be Mine Forever" |
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Gast
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17.06.2008 11:58
von Gast
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Zitat: | Die Sonne verschwindet hinter dem Horizont, plötzlich ist der goldene Glanz verschwunden. Stattdessen kommt die Dunkelheit und legt sich über den Garten. Jetzt werden sich die Blumen bald schließen. Wie wir. Wir sind wie Blumen. In der Sonne gehen wir auf, leben nur, wenn wir das Sonnenlicht einfangen können. Kommt der Abend, ziehen wir uns zurück, versuchen, uns zu verstecken und zu schützen vor allem, was die Dunkelheit bringen mag. Manchmal gelingt es uns und wir überstehen unbeschadet diese Zeit. Und manchmal kommt etwas Ungewolltes, Überraschendes, das uns dort trifft, wo wir am empfindsamsten sind. Und dann wird jede Minute im Sonnenlicht kostbarer. Die Minuten, in denen wir uns entfalten und genießen können. Und oft überstehen wir die Dunkelheit, auch wenn sie auf den ersten Blick unendlich erscheint.
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Dieser Teil hat diese spezielle, abschließende Weisheit, wie man sie sonst nur aus
*hust* Drama-Serien kennt.
Ein wirklich schöner Text. Besonders das Ende mit dem MSN gefällt mir - genau das hab ich mir auch schon oft gedacht. Die Worte stehen da, aber sie können nicht im Entferntesten ausdrücken, was der/ die Betroffene fühlt.
DasProjekt hat ja schon die wenigen Kritikpunkte angemerkt. Ich sehe das ähnlich, allerdings nicht so dramatisch. Deswegen gibts von mir 'ne 8.
LG Martin
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Xasziia Leseratte
Beiträge: 178 Wohnort: mal hier, mal da
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17.06.2008 16:31
von Xasziia
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Oh so viele Antworten, das freut doch das Autorenherz.
Allen vielen Dank für ihr Feedback!
Ich werde versuchen, auf jeden einzelnen einzugehen, wenn ich was übersehe, was das nicht mit Absicht.
@Aníro: Danke, für dein Lob. Das hat mich sehr gefreut.
@CAMIR: Du hast Recht. Da ist mir wohl ein ziemlich großer Fehler unterlaufen. Für mich war es so offensichtlich, als ich den Text geschrieben hab, dass ich ganz vergessen hab, dass der Leser keine Ahnung davon hat
Da werde ich nochmal rüberschauen.
@Brynhilda: Ach... du weißt schon
@DasProjekt:
Du hast recht, ich habe schon oft gehört, dass viele mit der Ich-Perspektive nicht zu recht kommen. Ich schreibe jedoch am liebsten mit eben jener und da lass ich mir auch nicht mehr reinreden
Ich selbst finde, dass man einfach viel persönlicher und näher an den Prota herankommt. Und es soll gar nicht so subtil sein. Ich will jetzt nicht sagen, dass ich aus der Ich-Perspektive schreibe, um auf die Tränendrüse zu drücken, sondern weil ich dem Leser genau zeigen möchte, wie der Protagonist sich fühlt, welche inneren Kämpfe er ausficht etc. pp.
Aber wie gesagt, das ist nur meine Empfindung
Zu der Gegenwartsform. Du hast Recht, es ist ein "Killer". Aber gerade weil dies so ist, wollte ich es auch mal ausprobieren, damit zu schreiben.
Ich schreibe normalerweise in der Vergangenheit, aber hier passte es laut meinem Gefühl nicht. Aber ebenfalls Geschmackssache. Und darüber sollte man sich ja bekanntlich nicht streiten
Zu dem Poetischen: Kannst du mir ein Beispiel nennen, wo es am meisten hakt? Weil ich wollte nicht, dass der Text ins Kitschige abdriftet. Und wenn du mir die Schwachstellen zeigst, kann ich sie vielleicht ausbessern
Es ist eine abgeschlossene Kurzgeschichte. Zu der Person, die Krebs hat s. CAMIR
"Bescheuerte Lehrer" Du hast recht, es ist etwas drastisch ausgedrückt. Aber das war beabsichtigt. Hier kommt wieder die Ich-Person ins Spiel. Es ist aus der Sicht einer Jugendlichen erzählt. Und die nimmt nicht unbedingt ein Blatt vor den Mund. Aber wenn es zu sehr stört, kann ich es rausnehmen.
Zuletzt danke ich dir sehr für deine Kritik und freue mich v.a. darüber, dass du dir trotz deiner Abneigung angesichts des Stils die Geschichte durchgelesen hast und so einen freundlichen und fundierten Kommentar verfasst hast
@Krevin:
Es ist ja auch ein Drama
Aber danke für die Federn
Liebe Grüße
Xasziia
_________________ „Homo homini lupus est“
T. Hobbes |
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Gast
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17.06.2008 19:25
von Gast
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Du bist 14? Na dann: Bravo! Ich schließe mich dem "Projekt" an, was die Kritikpunkte angeht, aber mit 14 sieht man nur sich selbst, und dann ist es einfach leichter in der Ich-Perspektive - das heißt in der Tagebuchform, die 14jährigen ja sehr liegt (außer mir, ich habe noch nicht mal Tagebuch geschrieben, als ich 14 war ) - zu schreiben. Die Distanz zum Leben und zum Geschehen fehlt einem einfach noch, wenn man noch so jung ist. Ich glaube, das war/ist bei uns allen so.
Du badest Dich sehr in klischeehaften Gefühlsbeschreibungen (es ist schwierig zu erkennen, wo hast Du das "abgeschrieben" (nicht direkt, aber aus dem Hinterkopf) und wo hast Du eventuell einmal selbst etwas erfunden), aber Du kannst durchaus gut mit Sprache umgehen, und ich denke, die Übertreibungen der Jugend sind Fehler, die mit dem Älterwerden automatisch abnehmen.
Also vielleicht ein bißchen weniger TV-Drama und dafür mehr echtes Gefühl (in den Wörtern. Ich glaube, daß Du selbst dieses echte Gefühl hast, aber es kommt durch die Übertreibungen und das Waten in Kitsch halt nicht so gut rüber), dann könnte etwas richtig Gutes daraus werden.
Aber ehrlich gesagt: Ihr Leute von der Bewertungsjury: Wenn Ihr so einem Text 8 oder 9 Federn gebt, was wollt Ihr dann einem richtig guten Text für eine Bewertung geben? Diese Autorin hier hat viel Potential - wie viele unserer AutorInnen hier im Forum -, aber sie hat es doch noch bei weitem nicht ausgeschöpft. Wo soll sie sich denn hinentwickeln, wenn Ihr ihr jetzt schon 9 Federn gebt? Aus der Höhe kann sie doch nur noch runterfallen. Das finde ich bewertungstechnisch nicht sehr geschickt.
Liebe Grüße
Angela
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DasProjekt Exposéadler
Beiträge: 2898 Wohnort: Ørbæk, Nyborg, Dänemark
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17.06.2008 19:36
von DasProjekt
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Moin moin ich nochmal,
also als Beispiel fuer die etwas zu dick aufgetragene Poesie (ich nenn das gerne Brechstangen-Poetik, zuviel zu schnell...) koennte dieser gesamte Absatz herangezogen werden:
Zitat: | Die Sonne verschwindet hinter dem Horizont, plötzlich ist der goldene Glanz verschwunden. Stattdessen kommt die Dunkelheit und legt sich über den Garten. Jetzt werden sich die Blumen bald schließen. Wie wir. Wir sind wie Blumen. In der Sonne gehen wir auf, leben nur, wenn wir das Sonnenlicht einfangen können. Kommt der Abend, ziehen wir uns zurück, versuchen, uns zu verstecken und zu schützen vor allem, was die Dunkelheit bringen mag. Manchmal gelingt es uns und wir überstehen unbeschadet diese Zeit. Und manchmal kommt etwas Ungewolltes, Überraschendes, das uns dort trifft, wo wir am empfindsamsten sind. Und dann wird jede Minute im Sonnenlicht kostbarer. Die Minuten, in denen wir uns entfalten und genießen können. Und oft überstehen wir die Dunkelheit, auch wenn sie auf den ersten Blick unendlich erscheint.
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Boah... ja, dass du mit Sprache umgehen kannst, ist sicher richtig, aber so ein Absatz gehoert meines Erachtens in Lyrik und nicht in Belletristik. Das trieft nur so... nicht boese sein, aber bei mir kommt das so an als ob du dich eine Woche ins Dunkel eingeschlossen hast, um den "echten herzzerreissenden Vergleich" zu suchen.
Vielleicht liegt das auch nur an mir. KuGe's sind einfach nicht mein Ding. Ich mag gerne erstmal in eine Geschichte reinkommen, ehe sie beginnt. KuGes sind schon 3 Seiten eher zu Ende, bevor ich mich in sie reingefunden habe. Das da eine andere Wortwahl herrscht als in was laengerem, ergibt sich aus der Sache. Es gibt (leider) auch Romane, die sich der Brechstangen-Poetik befleissigen. Bei der Stange halten tun sie mich nicht, auch wenn sie noch so spannend sind, weil ich die Sprache so ermuedend finde.
Ruhig etwas leichtere Vergleiche schaffen. Nicht die triefendsten Synonyme einsetzen. Den Text eher plaetschern lassen, anstatt ihn mit Gewalt reinzudruecken. Gerade bei einem solchen emotional schwierigen Thema ist die Kunst des Gleichgewichtes gefragt. Die Betroffenheit ergibt sich aus dem Thema. Die Wortwahl sollte das Gleichgewicht herstellen...
Nichts fuer ungut, nur meine Auffassung... ein anderer kann das ganz anders sehen...
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Xasziia Leseratte
Beiträge: 178 Wohnort: mal hier, mal da
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17.06.2008 20:58
von Xasziia
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Guten Abend, DasProjekt und Angela,
@Projekt: Vielen Dank, dass du nochmal näher darauf eingegangen bist.
Mir war klar, dass für einige dieser und der erste Abschnitt zu "kitschig" sein wird. Aber ich habe es bewusst so geschrieben, weil ich es so wollte. Ich wollte diese Vergleiche und dieses Poetische. Da das Thema für mich selbst wichtig war und ich es auch für ein schwieriges Thema halte, wollte ich mich auch keine "leichten" Vergleiche benutzen.
Das ist zugegeben nicht jedermanns Geschmack und ich habe auch überhaupt nicht erwartet, dass alles das mögen. Und ich glaube selbst, dass solch ein Stil nicht über eine KuGe herausgehen sollte, weil das, wie gesagt, viel zu anstrengend wäre zu lesen und die Spannung auch irgendwann draußen wäre. Daher wollte ich den Text auch nicht zu lange werden lassen und habe versucht, nur ein paarmal diese Metaphern zu benutzen.
Kurz und gut, ich kann deinen Standpunkt verstehen, respektiere und schätze ihn und danke dir nochmal, dass du dir die Zeit genommen hast, auf mich und meinen Text einzugehen
@Angela:
Ich habe nie Tagebuch geschrieben, tue es nicht und werde es auch nicht tun. Dass 14-Jährige das generell tun, ist nicht wahr. Und wieso ausgrechnet Teenager nur sich selbst sehen sollen, ist mir unklar. Das hat vielleicht etwas mit der Pubertät zu tun, aber es gibt genug erwachsene Menschen, die wirklich nur sich selbst sehen. Pauschalisier bitte nicht derartig.
Warum ich in der Ich-Perspektive schreibe, habe ich bereits erläutert. Und ich kann sowohl in der dritten als auch in der ersten Person schreiben.
Dann habe ich eine Frage:
Wo sind die klischeehaften Gefühlsbeschreibungen?
Und eine weitere:
Was wäre daran so schlimm?
Viele Klischees entsprechen dem Leben. Kein Wunder, dass es dir dann "abgeschrieben" vorkommt. Wobei ich mich da über ein Beispiel sehr freuen würde.
Was ich dazu nur noch sagen kann: Es ist mein Text, ich habe ihn selbst geschrieben und nichts davon ist abgeschrieben/kopiert/ausgedacht.
Wo du hier die Übertreibungen siehst, weiß ich nicht so genau. Ich habe die Angst, die Befürchtungen etc. pp. der Prota bildhaft umschrieben. Wie gesagt, für viele mag das zu viel sein. Diese Meinung akzeptiere ich. Schließlich ist es ein sehr eigenwilliger Stil und Text. Manchen gefällt er, manchen eben nicht.
Aber das auf mein Alter zu schieben, lasse ich nicht auf mir sitzen.
So eine Szene, wie ich sie oben beschrieben habe, ist es würdig derartig darzustellen. Es ist ein Moment, in dem einen tausend Dinge durch den Kopf schießen und tausend Gefühle verrückt spielen.
Da würde nicht nur ein Teenager übertreiben. Schließlich schreibe ich keine Liebesgeschichte, sondern eine Geschichte über ein ernstes Thema.
Und hier kann ich nur noch einmal sagen. Ich habe den Text mit Absicht genau so geschrieben.
Eine letzte Frage noch
Wie meinst du das? Wie soll ich die Gefühle anders verpacken?
Ansonsten vielen Dank für deine Kritik und ich hoffe, du fühlst dich nicht angegriffen. Ich weiß immer nicht, wie das im Internet rüberkommt
Zuletzt möchte ich allgemein noch sagen:
Ich habe diese Geschichte zuvor Menschen zu lesen gegeben, die nicht mit mir verwandt o.ä. sind und sie extra auf den Kitschfaktor angesprochen. Mir wurde gesagt, dass es nicht kitschig ist.
Ich glaube, dass so eine Geschichte und der Stil, in dem sie geschrieben ist, nichts ist, was jedem durchweg gefällt. Ich glaube, der Leser muss sich mit der Situation der Protagonistin indentifizieren können.
Nichtsdestotrotz schätze ich die Meinungen anderer. Schließlich sind es auch Leser. Nur glaube ich, dass hier mehr denn je zu sehen ist, wie subjektiv ein Text wahrgenommen wird.
Manche finden ihn eben gut, andere schlecht.
Das habe ich erwartet und prompt hat sich diese Vermutung bestätigt
Ich werde mich nochmal an den Text ransetzen und überlegen, was ich anders machen kann. Danke nochmal an alle für die vielen Tipps und Ratschläge
Liebe Grüße
Xasziia
_________________ „Homo homini lupus est“
T. Hobbes |
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DasProjekt Exposéadler
Beiträge: 2898 Wohnort: Ørbæk, Nyborg, Dänemark
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17.06.2008 21:07
von DasProjekt
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Zitat: | Schließlich schreibe ich keine Liebesgeschichte, sondern eine Geschichte über ein ernstes Thema. |
Der Satz koennte SEHR missverstanden werden
Und was die anderen Leute angeht, die meinten, es sei nicht kitschig - nicht vergessen, wenn du jemanden direkt drauf ansprichst, speziell Aug in Aug und so, dann sind die immer eher geneigt, dir das zu sagen, was du hoeren willst, und nicht unbedingt das, was sie wirklich denken. Weil sowas Aug in Aug naemlich sehr viel persoenlicher und weit weniger distanziert ist. Im Internet, Foren etc, gibt es dieses huebsch gehaekelte Deckmaentelchen der Anonymitaet. Ich koennte, wenn man es richtig betrachtet, deine Nachbarin, Mutter, beste Freundin, wasauchimmer sein, aber solange du das nicht weisst, kann ich dir meine ehrliche Meinung sagen, denn es besteht keine Gefahr, dass du erfaehrst, von wem es kommt. In direktem persoenlichem Kontakt ist das nicht so einfach.
Auf dieser Grundlage habe ich keine Schwierigkeiten, fuer mich festzustellen, welche Art der Kritik wertvoller, weil ehrlicher ist...
Ich habe als Kind Indianergeschichten geschrieben. Meine Mutter war soooo hingerissen davon, hat alles sauber weggeheftet, hat es ihren Arbeitskolleginnen gezeigt, und alle haben mir den Kopf getaetschelt. Fein was bist du talentiert. Nur wenige Jahre spaeter hab ich selbst gewusst, was fuer einen Schwachsinn ich da zusammengedichtet habe, und mich geschaemt, diesen Leuten noch ins Gesicht zu schauen, die so ein Geschriebs gelesen haben. Nur sagt einem das niemand, den man persoenlich drauf anspricht. Die haben Angst, dich zu verletzen.
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Xasziia Leseratte
Beiträge: 178 Wohnort: mal hier, mal da
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17.06.2008 22:08
von Xasziia
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Danke, dass du mich darauf aufmerksam gemacht hast
Also Angela:
Dann nehme ich diesen Satz zurück
@Projekt:
Die, die mir besagtes Feedback gegeben haben, haben es auch im Internet getan. Also ebenfalls durch den "Deckmantel der Anonymität"
Aber ich will jetzt gar nicht sagen, dass ihr alle Unrecht habt, der Text super ist usw.
Das einzige, was ich damit ausdrücken wollte, war, dass ein solcher Text eben manche anspricht und manche nicht.
Die Meinungen gehen eben weit auseinander.
Liebe Grüße
Xasziia
_________________ „Homo homini lupus est“
T. Hobbes |
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