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Der Leuchtturmwärter


 
 
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Rodge
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 845
Wohnort: Hamburg


Beitrag08.09.2015 08:51
Der Leuchtturmwärter
von Rodge
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Neue Version »

Moin, moin zusammen,

anbei der Anfang einer Kurzgeschichte, an der ich gerade arbeite. Ich habe versucht, die Gegenwartsform zu nehmen, da ich mir erhoffe, dass es dadurch "direkter" wirkt. Ich hoffe, es ist nicht zuviel Text. Alle Anregungen sind willkommen!

Grüße
Rodge


Der Leuchtturmwärter
Sie passt nicht hierher. Wirklich nicht. Kommt mit Stöckelschuhen und bemalten Nägeln. Was denkt die, was das hier ist? Sie stakst die wenigen Stufen zum Eingang hoch und stellt sich vor: »Charlotte«.
Mein Gott, was für ein altbackener Name. »Helmut«, antworte ich.
»Ich schlage vor, wir beginnen mit einer Führung«, sage ich betont geschäftsmäßig.
»Gern«, erwidert sie und ich gehe vor ihr in das Erdgeschoss des Leuchtturms. Ich werde geschäftsmäßig bleiben und einfach das Wissenswerte runterspulen, so als wäre sie einfach ein weiterer Besucher. Spätestens um Mittag bin ich hier raus!
»Dieser Leuchtturm wurde 1872 erbaut, nachdem vor den Sandbänken der Küste vier Schiffe gestrandet waren. Das Besondere hier ist, dass der Leuchtturm aufgrund der schlechten Erreichbarkeit auch gleichzeitig das Zuhause des Leuchtturmwärters war und ja heute auch wieder ist. Seit 1972 ist der Leuchtturm Teil des Naturparks Wattenmeer«.
Gestikulierend laufe ich durch das Erdgeschoss, in dem sich eine kleine Einbauküche und ein abgetrenntes Bad befinden. Ich kann sie nicht leiden, warum will ich also Eindruck schinden? Überall steht Nippes herum, sie hebt ein Windlicht in der Form eines Leuchtturms hoch und betrachtet es von allen Seiten.
»Ja, das muss ich noch erwähnen. Jeder Leuchtturmwärter sollte ein persönliches Andenken zurücklassen, dass etwas mit seiner Arbeit hier zu tun hat«. Sie schaut mich an.
»Ein Windlicht. Sehr originell. Auf dem Boden steht Made in China«
Sie geht mir gehörig auf den Sack!
»Wenn Sie mir weiter in den ersten Stock folgen wollen?«
»Kannst ruhig du sagen«, antwortet sie vergnügt.
Sie geht hinter mir die 78 Stufen hoch. Bereits hier merkt man, dass sich das Gebäude noch oben verjüngt. Für viel mehr als ein Bett und einen kleinen Schrank ist hier kein Platz. Die Morgensonne schien durch eines der vier kleinen Fenster und zaubert einen Lichtvorhang vor dem Bett. Kleine Staubflocken werden durch das Licht sichtbar.
»Und die Besucher dürfen auch hier rein?«, fragt sie.
»Ja, wer möchte, bekommt eine komplette Führung. Die meisten interessieren sich allerdings nur für das Lampenhaus. Allerdings war hier auch mal ein Besucher, der sich aufs Bett geschmissen hat, um die Matratze auszuprobieren. Als ich ihm sagte, dass ich hier wohne, war es ihm dann peinlich.«
Mit einem lauten Ahhhh schmeißt sie sich aufs Bett. Zum Kotzen, denke ich.
»Nicht schlecht, vor allem nicht zu weich«, sagt sie.
Wortlos gehe ich die nächsten 48 Stufen hinauf ins Lampenhaus. Kurz hinter mir kommt auch sie oben an. Sie schaut aus der verglasten Kuppel auf das Meer. Ich gebe ihr ein bisschen Zeit. Das haut einen immer um.
»Charlotte. Man erwartet ja von uns, dass wir hier .. Ähm ... auch notwendige Reparaturen vornehmen. Soll ich dir erklären, wie das hier oben funktioniert, oder eher nicht?«
»Nur keine Hemmungen, ich bin Kfz-Mechanikerin, ich werd das schon kapieren.«
Ich stutze. Ich beginne mit der Technik und sie stellt total sinnvolle Fragen, zum Teil die gleichen, die auch ich vor einem Jahr gestellt habe. Sie erklärt mir, dass die Leuchttechnik hier sich von der eines Autos gar nicht so stark unterscheidet.
Nachdem ich ihr alles gezeigt habe, gehen wir wieder nach unten. Vielleicht ist sie ja doch nicht ganz so doof, denke ich und schüttle über mich selbst den Kopf. Meine ersten Eindrücke von jemandem hauten meistens nicht hin. Leise singt sie ein Lied. Ich kenne die Melodie, die ist von einem Kinderlied, ich komme aber nicht drauf.

Im Leuchtturm brennt noch Licht.
Scheint dir direkt ins Gesicht

Ich drehe mich zu ihr um. Ich muss sie ziemlich komisch anschauen, sie lacht unvermittelt mit hellem Ton. »Sorry, ist mir gerade so eingefallen«.
Im Leuchtturm brennt noch Licht, summe ich und fange ebenfalls an zu lachen.
Wir gehen hinaus zum Generator ins Nebengebäude und ich rede und rede ohne Unterlass, und als ich nach ca. einer Stunde auf die Uhr schaue, ist es schon Mittag...

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hobbes
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Beiträge: 4299

Das goldene Aufbruchstück Das goldene Gleis
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Beitrag08.09.2015 12:47

von hobbes
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Hi Rodge,

zwei Mal Kleinkram vorneweg:

Ich denke bei Nägeln spontan an Werkzeug. Aber gut, eine sontane Google-Bildersuche zeigt hauptsächlich das von dir gemeinte, von daher bin ich damit vermutlich in der Minderheit.

Zitat:
und stellt sich vor: »Charlotte«.
Mein Gott, was für ein altbackener Name. »Helmut«, antworte ich.

Ist der Witz Absicht? Helmut ist ja nun auch nicht gerade topmodern. Falls das Absicht ist, bin ich dann auch gleich beim großen Ganzen, nämlich deinem Prota. Soll ich den mögen? Sympathie für ihn haben?
Fällt mir in der Form eher schwer.
Ich verstehe auch nicht recht, warum er die Besucherin partout nicht leiden kann. Nur wegen ihrem Auftreten?
Noch weniger verstehe ich dann den plötzlich Umschwung. Ein paar technische Nachfragen, ein Liedchen und alles ist bestens? Für mich nicht wirklich glaubwürdig.
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Rodge
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 845
Wohnort: Hamburg


Beitrag08.09.2015 12:55

von Rodge
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo hobbes,

ja, das stimmt wohl. Der Umschwung kommt zu unvermittelt. Da muß ich mir noch was einfallen lassen.

Ja, der Witz mit dem Namen ist Absicht. In der Tat macht das den Prota erstmal zu einem Idioten. Das war schon beabsichtigt.

Grüße
Rodge
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fancy
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Alter: 64
Beiträge: 2758
Wohnort: Im sonnigen Süden


Beitrag08.09.2015 19:53

von fancy
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Hallo Rodge,

du hast an mindestens zwei Stellen die Zeit nicht gehalten, das müsstest du noch ändern.
(Das passiert gerne, wenn man in einer für sich ungewohnten Zeit schreibt.)

Ich konnte den Typen verstehen. Aber ich habe Jahrzehnte im Baustoffhandel/Sanitärhandel gearbeitet und oft erlebt, dass Männer es nicht für möglich hielten, dass eine Frau sich mir solchen Themen auskennen soll.

@Hobbes off topic: Es waren wirklich Exemplare dabei, die sich von mir nicht beraten lassen wollten.

Insofern kann ich auch nachvollziehen, dass sein erster Eindruck sich ändert, nachdem er merkt, dass sie sich auskennt.
Es ist relativ schwer, das besser rüberzubringen, ohne den Nichtfachmann mit Details zu langweilen.

Aber versuche es mal.

Liebe Grüße

fancy


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Don't start doing things, just do them. Fang nicht an, Dinge zu tun, tu sie einfach! (Me)
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Wenn Kritiker uneins sind, befindet sich der Künstler im Einklang mit sich selbst. (Oscar Wilde)

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Viktoriaschreibt
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V


Beiträge: 35



V
Beitrag08.09.2015 21:29

von Viktoriaschreibt
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Hallo,

ich musste die Geschichte jedenfalls zu Ende lesen, so fesselnd war sie. Der Einstig mit dem Namen fand ich im Übrigen grandios. Ich mag auch die Art, wie der Prota denkt, an zwei Stellen finde ich es allerdings wirklich grenzwärtig und stark diskriminierend. Ich würde diese Gedanken etwas seltener aufblitzen lassen. Ohne nun selbst Vorureile haben zu wollen, aber ich glaube eher nicht, dass KFZ-Mechanikerinnen lange Fingernägel und Absatzschuhe tragen, ist das gut recherchiert? Ich meine, nicht, dass es das nicht geben kann, mir passte es nur nicht wirklich ins Bild. Eine Frau kann doch auch so technikaffin sein, ohne gleich eine technische Ausbildung zu haben.... Du sagst, das ist nur der Anfang der Geschichte, dann ist gut so. Denn ich erwarte am Ende eine schöne Liebesgeschichte...
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nebenfluss
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Beitrag08.09.2015 21:42

von nebenfluss
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Viktoriaschreibt hat Folgendes geschrieben:
an zwei Stellen finde ich es allerdings wirklich grenzwärtig und stark diskriminierend.

An welchen Stellen denn? Das fände ich mal interessant, auch wenn ich hier sonst nur stumm mitlese.


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Violet_Pixie
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V
Beitrag08.09.2015 23:29

von Violet_Pixie
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Hallo Rodge,

mir hat's gefallen. Kurz, bündig. Nicht zu überladen. Zwei Dinge haben mir nicht so zugesagt:

Sie geht mir gehörig auf den Sack!
Ist mir etwas zu derb.

und

Zum Kotzen, denke ich.
Dito, s.o.

Das Helmut voreingenommen ist, merkt man bereits nach den ersten paar Wörtern. Deswegen musst du es, meines Erachtens, nicht noch mal so deutlich hervor heben ...

LG
Violet
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Lilly_Winter
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Beitrag09.09.2015 00:22

von Lilly_Winter
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Hallo Rodge,

der Text gefällt mir. Eine Kfz-Mechanikerin mit lackierten Nägeln und Stöckelschuhen? Warum nicht? Ich hätte es schlimmer empfunden, wenn er schwarze Ölreste bemängelt hätte.^^
Ich stimme hobbes zu, der Umschwung ist etwas zu kurz, ich würde mir wünschen, wenn er mit seiner plötzlichen Sympathie für diese Frau noch etwas hadern würde, vielleicht absichtlich patzig wird.
Welche Fragen entstehen beim Lesen? Mich interessiert, warum er seinen Posten überhaupt aufgibt. Geschieht das freiwillig? Muss er gehen? Kann er sie anfangs nicht leiden, weil sie eine Frau ist, oder hängt es auch mit einer emotionalen Bindung an den Leuchtturm zusammen? Er hat schließlich darin gewohnt, der Leuchtturm war sein Zuhause. Selbst wenn er gekündigt hat, kann ich mir vorstellen, dass er eine persönliche Bindung dazu hat, ihn deshalb ungern in unfähige Hände weitergibt. Weil ich mir Antworten auf diese Fragen erhoffe, würde ich weiter lesen. Very Happy

lg Lilly
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Jack Burns
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Beiträge: 1443



Beitrag09.09.2015 02:55

von Jack Burns
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Gefällt mir sehr. Obwohl ich noch nicht weiß in welcher Beziehung die beiden stehen - wird sie seine Nachfolgerin? - sind die Charaktere gut dargestellt. Ich sehe die Figuren richtig vor mir. Ja, der Umschwung kommt zu drastisch. Vielleicht etwas weniger stark betonen, dass er sie jetzt cool findet. Der Präsens passt hier, ich denke aber, dass es nicht nötig wäre. Der Tonfall der Erzählung reißt mich auch so mit. Dass sie sich aufs Bett fallen lässt nachdem er das erzählt ist richtig gut. Ohne Rumgequatsche wird hier ihr Wesen deutlich und das lässt auf eine interessante Konstellation schließen.

Zitat:
sage ich betont geschäftsmäßig.
»Gern«, erwidert sie und ich gehe vor ihr in das Erdgeschoss des Leuchtturms. Ich werde geschäftsmäßig bleiben


ich würde das erste "geschäftsmäßig" eliminieren

Zitat:
Mit einem lauten Ahhhh schmeißt sie sich aufs Bett

Das sieht aus wie im Comic. Vielleicht ein paar Hs weniger und als wörtliche Rede kennzeichnen.

Zitat:
Kurz hinter mir kommt auch sie oben an.


besser: Kurz nach mir.

Zitat:
Ich stutze. Ich beginne mit der Technik und sie stellt total sinnvolle Fragen


beide Sätze verbinden, damit die Wiederholung veschwindet.
"total sinnlos" kenne ich. Das Gegenteil erscheint mir etwas schräg.

Bitte Fortsetzung posten!

Grüße
Martin


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Monster.
How should I feel?
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Rodge
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Beitrag09.09.2015 06:56
Antwort
von Rodge
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@fancy, Viktoriaschreibt, nebenfluss, Violet_Pixie, Lily_Winter, Jack Burns

Vielen Dank für eure Kommentare. Gebt mir noch einen Tag (oder so) Zeit, dann stelle ich die überarbeitete Version ein - hmmm, mache ich das in einem neuen Thread?

Zu den einzelnen Themen:

Mehrfach angesprochen wurde die "überraschende Wendung". Ja, das ist zu abrupt, vermutlich werde ich aber einfach die negative Einstellung des Protas reduzieren, vermutlich auch die Vulgärwörter rausnehmen, das sollte den Bruch noch etwas reduzieren.

Bzgl. der falschen "Zeit" (also Vergangenheits- statt Gegenwartsform) muss ich dann wohl nochmal den Text durchgehen (das überliest sich so leicht, weil man es nicht als falsch betrachtet....)

Diskriminierend finde ich den Prota nicht. So - oder so ähnlich - findet man das heute noch häufig. Z. B. erhalten weibliche Fachkräfte im Schnitt zwischen 15%-20% weniger Gehalt als ihr männliches Pendant.

Warum er seinen Posten aufgibt, sollte klar werden, wenn ich den Rest der Geschichte gepostet habe.

Ein "geschäftsmäßig" werde ich streichen, das Comic-Ahhhh literarisieren und noch einige weitere Kleinigkeiten ausbessern.

Nochmal Danke für eure Vorschläge!
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Wolfgang Rill
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Beitrag09.09.2015 07:51
Gelungene Sache!
von Wolfgang Rill
Antworten mit Zitat

Insgesamt prima gehandwerkelt. Kleine sprachliche Vorschläge wurden schon gemacht. Die deftigen Stellen bitte unbedingt belassen. Einige Kritiker haben bemängelt, der Umschwung im Leuchtturmwärter komme zu plötzlich. Eine etwas blasse Stelle im Text würde sich dazu eignen, diesen Umschwung plastischer zu machen. Ich meine die "total sinnvolle(n) Fragen". Einige davon möchte ich als Leser gerne hören. Und bei jeder Frage könnte die Antipathie über Erstaunen und Interesse in Sympathie umschlagen. Das würde mindestens einen neuen Absatz erfordern, was dem Text, meiner Meinung nach, gut täte.
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Rodge
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Beitrag09.09.2015 08:50

von Rodge
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Danke Wolfgang,

das ist eine super Idee! Diese Stelle ist tatsächlich blaß.

Grüße
Rodge
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nebenfluss
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Beitrag09.09.2015 09:02
Re: Antwort
von nebenfluss
Antworten mit Zitat

Rodge hat Folgendes geschrieben:
Gebt mir noch einen Tag (oder so) Zeit, dann stelle ich die überarbeitete Version ein - hmmm, mache ich das in einem neuen Thread?

Nein, das ist nicht 'erlaubt', zu unübersichtlich. Du postest die Überarbeitung wie eine Antwort hier in den Thread und klickst dabei "Neue Version" an. Dann erscheint ganz oben über der Erstversion ein anklickbarer Hinweis  --> wie hier


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Rodge
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Beitrag09.09.2015 09:51

von Rodge
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Moin, moin,

anbei die zweite, leicht überarbeitete Version.

Grüße
Rodge

Der Leuchtturmwärter

Sie passt nicht hierher. Wirklich nicht. Kommt mit Stöckelschuhen und bemalten Nägeln. Was denkt die, was das hier ist? Sie stakst die wenigen Stufen zum Eingang hoch und stellt sich vor: »Charlotte«.
Mein Gott, was für ein altbackener Name. »Helmut«, antworte ich.
»Ich schlage vor, wir beginnen mit einer Führung«, sage ich.
»Gern«, erwidert sie und ich gehe vor ihr in das Erdgeschoss des Leuchtturms. Ich werde geschäftsmäßig bleiben und einfach das Wissenswerte runterspulen, so als wäre sie einfach ein weiterer Besucher. Spätestens um Mittag bin ich hier raus!
»Dieser Leuchtturm wurde 1872 erbaut, nachdem vor den Sandbänken der Küste vier Schiffe gestrandet waren. Das Besondere hier ist, dass der Leuchtturm aufgrund der schlechten Erreichbarkeit auch gleichzeitig das Zuhause des Leuchtturmwärters war und ja heute auch wieder ist. Seit 1972 ist der Leuchtturm Teil des Naturparks Wattenmeer«.
Gestikulierend laufe ich durch das Erdgeschoss, in dem sich eine kleine Einbauküche und ein abgetrenntes Bad befinden. Warum will ich Eindruck schinden? Überall steht Nippes herum, sie hebt ein Windlicht in der Form eines Leuchtturms hoch und betrachtet es von allen Seiten.
»Ja, das muss ich noch erwähnen. Jeder Leuchtturmwärter sollte ein persönliches Andenken zurücklassen, dass etwas mit seiner Arbeit hier zu tun hat«. Sie schaut mich an.
»Ein Windlicht. Sehr originell. Auf dem Boden steht Made in China«
»Wenn Sie mir weiter in den ersten Stock folgen wollen?«
»Kannst ruhig du sagen«, antwortet sie vergnügt.
Sie geht hinter mir die 78 Stufen hoch. Bereits hier merkt man, dass sich das Gebäude noch oben verjüngt. Für viel mehr als ein Bett und einen kleinen Bauernschrank ist hier kein Platz. Die Morgensonne scheint durch eines der vier kleinen Fenster und zaubert einen Lichtvorhang vor dem Bett. Kleine Staubflocken werden durch das Licht sichtbar.
»Und die Besucher dürfen auch hier rein?«, fragt sie.
»Ja, wer möchte, bekommt eine komplette Führung. Die meisten interessieren sich jedoch nur für das Lampenhaus. Allerdings war hier auch mal ein Besucher, der sich aufs Bett geschmissen hat, um die Matratze auszuprobieren. Als ich ihm sagte, dass ich hier wohne, war es ihm dann peinlich.«
Mit einem lauten ´Ah´ schmeißt sie sich aufs Bett. Zum Kotzen, denke ich.
»Nicht schlecht, vor allem nicht zu weich«, sagt sie.
Wortlos gehe ich die nächsten 48 Stufen hinauf ins Lampenhaus. Kurz nach mir kommt auch sie oben an. Sie schaut aus der verglasten Kuppel auf das Meer. Ich gebe ihr ein bisschen Zeit. Das haut einen immer um.
»Charlotte. Man erwartet ja von uns, dass wir hier .. Ähm ... auch notwendige Reparaturen vornehmen. Soll ich dir erklären, wie das hier oben funktioniert, oder eher nicht?«
»Nur keine Hemmungen, ich bin Kfz-Mechanikerin, ich werd das schon kapieren.«
Ich stutze.
»Ist das eine Fresnel-Linse?«, fragt sie.
Für einen Moment halte ich inne.
»Bist wohl kein Tekki«, sagt sie und lächelt mich an.
»Nein, teilweise mußte man mir das mehrfach erklären. Dann habe ich mir noch ein paar Bücher besorgt, das machte das dann aber auch nicht einfacher.«
Ich erinnere mich an den ersten Lampenwechsel, ach was solls, ich kann es ja auch erzählen, denke ich.
»Eines Nachts ging die Lampe kaputt. Dann gibt es durch das ganze Gebäude einen hellen Pfeifton. Ich war so durcheinander, daß ich nicht mehr wußte, was ich nun genau machen mußte. Schließlich rief ich meinen Vorgänger an. ´Die Lampe ist aus´, brüllte ich in den Hörer. Ich hatte ihn wohl aus dem Tiefschlaf geholt, denn nach einigen Sekunden Schweigen fragte er »Welche Lampe?«
Wir lachen beide und schließlich wische ich mir einige Tränen aus dem Gesicht.
Ich zeige ihr alles Weitere, und sie mir erklärt mir, warum das so ist. Schließlich gehen wir wieder nach unten. Leise singt sie ein Lied. Ich kenne die Melodie, die ist von einem Kinderlied, ich komme aber nicht drauf.

Im Leuchtturm brennt noch Licht
Scheint dir direkt ins Gesicht

Ich drehe mich zu ihr um. Ich muss sie ziemlich komisch anschauen, sie lacht unvermittelt mit hellem Ton. »Sorry, ist mir gerade so eingefallen«.
Im Leuchtturm brennt noch Licht, summe ich und fange ebenfalls an zu lachen.
Wir gehen hinaus zum Generator ins Nebengebäude und ich rede und rede ohne Unterlass, und als ich nach ca. einer Stunde auf die Uhr schaue, ist es schon Mittag.

Wir gehen zurück in meine kleine Küche und ich setze einen Tee auf, den ich in einer Leuchtturmkanne und Leuchtturmbechern serviere. Wir setzen uns auf zwei Klappstühle auf das Eingangspodest vor dem Leuchtturm. Eine Weile schweigen wir und schauen über die Küste, die Salzwiesen und die entfernt blökenden Lämmer.
»Ich hab noch was vergessen«, sage ich, gehe rein und komme mit einem großen in Leder gebundenen Buch zurück. Ich halte es ihr hin.
»Was ist das?«, fragt sie und nimmt es. Fast gleitet es ihr nach unten, so schwer ist es.
»Das ist eine Chronik. Jeder Leuchtturmwärter hat hier auf einer Doppelseite aufgeschrieben, was ihm wichtig war oder was er seiner Nachwelt hinterlassen wollte«.
Sie stellt ihre Teetasse ab und blättert in dem Buch. Manches ist nicht mehr richtig lesbar oder auch ausgebleicht, insbesondere dort, wo es mit Tinte geschrieben wurde. Ein Wärter hat seltsame Gedichte hinterlassen:

Durch den Nebel scheint ein Licht,
kaum sichtbar durch des Meeres Gischt,
wir hoffen, dass es nicht erlischt.

Sie liest sich einige der Gedichte durch und lacht. Schließlich kommt sie zur letzten Seite. Ich muss nicht hinsehen, ich weiß, was da steht. Ich versuche, abzulenken:
»Warum hast du dich denn für den Leuchtturmjob entschieden?«, frage ich.
Sie schaut von dem Buch hoch, klappt es zu, nimmt ihre Teetasse in die Hand und blickt auf die Dünen. Mit den Augen suche ich den Weg ab, der zu dem Leuchtturm führt. Besucher kann man schon weit im Voraus auf dem sich durch die Salzwiesen schlingernden Weg sehen. Trotz des schönen Wetters kann es sein, dass an einem Wochentag wie heute, überhaupt niemand den langen Weg auf sich nimmt. Ich sehe eine Gruppe von Menschen, vermutlich eine Familie. Ich zeige auf die Gruppe.
»Von dort sind es noch ungefähr 2 Kilometer. Es sieht viel näher aus, aber da sich der Weg durch Biegungen schlängelt, kommt es einem wie eine Ewigkeit vor. Meistens wette ich mit mir, ob jemand durchhält oder nicht. Aus irgendeinem Grund halten Familien eher durch als Einzelne. Also ich setze einen Kaffee auf Durchhalten«.
Charlotte steht auf und betrachtet die Familie. »Zu verspielt. Die schaffen es nie«, sagt sie und setzt sich wieder. Wir schauen beide auf die Salzwiese hinaus. Eine Weile schweigen wir. Früher wurde mir dann immer unbehaglich, aber komischerweise stört es mich jetzt nicht. Es dauert eine ganze Weile, bevor sie spricht.
»Ich habe in dem Kfz-Betrieb meines Vaters gearbeitet. Ein alteingesessenes Unternehmen. In den Schulferien half ich im Lager, nach der Schule machte ich eine Ausbildung als Kfz-Mechanikerin, ich zog mit einem der Meister zusammen. Für das Kaufmännische interessierte ich mich nicht und so war ich überrascht, als wir eines Tages pleite waren. Ich glaube, mein Vater hat sich selbst lange belogen, aber letztlich hatte ein Lieferant ein Insolvenzverfahren angestrengt.« Sie nimmt einen Schluck aus der Tasse und schaut auf das Land hinaus. Die Familie geht nun langsamer. Waren die zwei Kinder anfangs immer noch um ihre Eltern wie junge Hunde herumgesprungen, bleiben sie jetzt einige Meter zurück. Offenbar diskutieren sie jetzt. Der Vater zeigt zum Leuchtturm wie als wolle er sagen, dass es ja nicht mehr so weit sei. Charlotte fährt fort:
»Irgendwann kam ein Insolvenzverwalter und Wochen später ging dann alles ganz schnell. Als ich eines Abends nach Hause kam, war mein Verlobter verschwunden. Es war alles da, außer seinen Klamotten, dem Laptop und einigen persönlichen Dingen. Abends kriegte ich dann eine SMS von ihm ´Er müsse etwas Abstand finden und herausfinden, was er nun machen wollte´. Ich habe nie wieder was von ihm gehört. Dann sah ich die Anzeige: Leuchtturmwärter für ein Jahr! Ich habe mich sofort beworben«.
Mittlerweile ist die Familie stehen geblieben. Schließlich drehen sie um und gehen langsam zurück.
»Ein Kaffee für mich«, sagt Charlotte triumphierend und trinkt den Rest ihres Tees. Mit einem gespielten Stöhnen stehe ich auf, gehe in die kleine Küche, setze einen Kaffee auf und komme wenig später mit zwei Bechern wieder heraus. Sie blättert wieder in dem Buch. Sie scheint es zu vermeiden, die letzten beiden Seiten aufzuschlagen. Die Familie ist mittlerweile schon an der Biegung, ab der man sie nicht mehr sehen kann. Ich schaue auf das Meer, mit dem Rücken zu Charlotte. Sie ist der erste Mensch, dem ich es erzählen könnte. Was solls, wahrscheinlich sehen wir uns ohnehin nicht wieder. Eine Weile stehe ich ziemlich unentschlossen einfach so da, schließlich bin ich selbst überrascht, als ich beginne:
»Ich war Leiter einer Werbeagentur. Eines Tages, ich schloss gerade den Vertrag meines Lebens ab, verunglückte meine Frau mit dem Auto. Sie kam auf die Intensivstation, aber als ich dort eintraf, war sie bereits gestorben. Ich arbeitete einige Tage weiter, obwohl mir alle sagten, ich solle frei nehmen. Ich stand die Beerdigung durch, die echten und unechten Beileidsbekundigungen, die immer wieder von mir als peinlich empfundenen Nachfragen, ob ich denn nicht einige Tage frei nehmen wollte. Dann sollte ich ins Krankenhaus kommen, um ihre persönlichen Sachen abzuholen. Die Schwester erzählte mir dann, dass meine Frau für eine Zeit bei Bewusstsein war und nach mir gefragt hatte. Sie wusste da wohl, dass sie sterben würde, und wollte sich von mir verabschieden. Und ich habe es einfach nicht rechtzeitig geschafft«.
Leise weine ich, der Kaffeebecher gleitet mir durch die Hand. Weine ich, weil mich die Geschichte so traurig macht oder weil es mir unangenehm ist, sie einer Fremden zu erzählen. Charlotte steht auf und umarmt mich. Eine Ewigkeit stehen wir so da. Schließlich geht sie in die Küche, holt einen kleinen Feger und kehrt die Reste des Kaffeebechers zusammen. Ein zerbrochener Leuchtturm. Ich schaue in die Ferne und entdecke einen einzelnen Mann mit einem Wanderstock und einer Art Seglermütze, der stramm den Weg entlang läuft. Meine Tränen sind mittlerweile getrocknet.
»Der schafft das nie«, rufe ich und zeige auf den Weg hinaus.
»Ich halte dagegen«, ruft Charlotte fröhlich.
Wir setzen uns beide hin und beobachten den Mann, der uns in nur zwanzig Minuten erreicht.
»Ich wusste gar nicht, dass der Leuchtturm noch offen hat«, sagt der Mann. Ich schaue auf die Uhr, es ist schon halb sechs. Laut Aushang schließen wir um fünf.
»Dann will ich mal meine erste Führung machen«, sagt Charlotte und nimmt den Mann mit hinein. Ich bleibe sitzen und höre nur aus der Ferne die Stimme von Charlotte, die plappert und plappert, es wirkt auf mich unerhört beruhigend. Zwar verstehe ich nicht, was sie erzählt, aber es kommt mir so vor, als weiß sie mehr über den Leuchtturm als ich. Schließlich wird mir bewusst, wie spät es ist. Ich gehe hinein, nehme meine gepackten Koffer und verstaue sie in dem Auto, dass ich mir gemietet habe. Als ich damit fertig bin, ist unser Besucher bereits wieder auf dem Heimweg. Als ob wir alte Freunde sind, umarmt mich Charlotte zum Abschied. Schließlich fragt sie:
»Kommst du mich besuchen? Hey, ich könnte dir den Leuchtturm zeigen!«
»Wann passt es dir denn«, frage ich schnell, fast als habe ich Angst, sie könne es sich anders überlegen.
»Wenn oben das Licht brennt, bin ich zu Hause«, sagt sie. »Spätestens beim nächsten Lampenwechsel ruf ich dich eh an«.
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Lilly_Winter
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Beitrag09.09.2015 11:17

von Lilly_Winter
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Hallo Rodge,

irgendwie musste ich die ganze Zeit an den Film "Elliot das Schmunzelmonster" denken, wenn Elliot es schafft die Lampe im Leuchtturm zu entzünden und den Seeleuten in Not damit den Weg zur Küste weist. Ein Hoffnungsschimmer. Denn trotz der bedrückenden Bekenntnisse deiner Protagonisten habe ich dieses Gefühl. Vielleicht ist es die vertraute Unterhaltung zweier Fremder, oder die amüsante Wette, ob die Besucher den langen Weg durchhalten. Ich habe das Gefühl, dass dies die Geschichte eines Anfangs ist und nicht die eines Endes.

Ein paar Kleinigkeiten:

Zitat:
Ich zeige ihr alles Weitere, und sie mir erklärt mir, warum das so ist.

Da hat sich wohl etwas eingeschlichen^^

Zitat:
Ich kenne die Melodie, die ist von einem Kinderlied, ich komme aber nicht drauf.

Aber er kommt doch drauf. Vielleicht etwas in der Art: Ich brauche einen Moment, bis ich es erkenne.

Zitat:
aber letztlich hatte ein Lieferant ein Insolvenzverfahren angestrengt.

Sagt man das so?

Zitat:
»Der schafft das nie«, rufe ich und zeige auf den Weg hinaus.
»Ich halte dagegen«, ruft Charlotte fröhlich.

Zwei Mal rufen.

Der Schluss gefällt mir gut.

lg Lilly
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V
Beitrag09.09.2015 21:25

von Viktoriaschreibt
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Wow....ich staune

Der Kerl ist ja tatsächlich sympathisch....

Die Geschichte gefiel mir schon zu Beginn und ist nun um ein vielfaches besser. Ich genoss es nun auch den zweiten Teil zu lesen. Im Grunde perfekt. Dennoch störte mich manches an der Szene, als er von seiner Vergangenheit spricht. Er bringt Kaffee, sie sitzt am Tisch, ich gehe davon aus, er setzt sich ebenso. Er erzählt, kann er wirklich so schnell, einer Fremden gegenüber in Tränen ausbrechen? Tatsächlich eine Tasse fallen lassen? Vielleicht steht sie am Tisch und er fegt sie mit einer hastigen Bewegung, um die Tränen aus seinen Augenwinkeln zu wischen versehentlich hinunter... Ich weiß nicht, mir wirkte das zu theatralisch, zu intensiv für die kurze Zeit, die sie sich kennen. Auch das Beobachten der Familie und der Besuch des Mannes, hat das einen tieferen Sinn? Dann bitte ausarbeiten, sonst wirkt es eher störend. Als Leser wird man nur ständig aus der schönen und fast intimen Situation gerissen. Auch, dass sich die Dame nach einem so persönlichen Geständnis, nach Tränen, einem zerbrochenen Becher, nur mit einem Blick durchs Fenster ablenken lässt ist nicht so glaubwürdig. Verliert sie wirklich kein weiteres Wort? Eine Umarmung, eine kleine Geste, nichts?
Ich mag deine Geschichte, muss es eine Kurzgeschichte sein? Das gäbe einen wundervollen Roman....
Lass dich von meinen Anmerkungen nicht davon ablenken, dass die Geschichte super ist, der Rest ist nur mein Eindruck und der ist mehr als positiv. Eine wunderbare Geschichte, eigentlich brauchst du nichts ändern..
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hobbes
Geschlecht:weiblichTretbootliteratin & Verkaufsgenie

Moderatorin

Beiträge: 4299

Das goldene Aufbruchstück Das goldene Gleis
Der silberne Scheinwerfer Ei 4
Podcast-Sonderpreis


Beitrag09.09.2015 22:49

von hobbes
Antworten mit Zitat

Hallo noch mal.

Ich habe im Grunde immer noch das gleiche Problem: mir geht das alles ein wenig zu schnell. Anders gesagt: für mich sind deine Figuren nicht glaubwürdig. Also nicht 100%ig überzeugend glaubwürdig.

Das fängt spätestens hier an:
Rodge hat Folgendes geschrieben:
Nein, teilweise mußte man mir das mehrfach erklären.

Gerade fand er sie noch zum Kotzen, dann gibt er sich diese Blöße? Einfach so? Codewort Fresnel-Linse oder wie?

Nebenbei noch ein wenig Kleinkram:
Rodge hat Folgendes geschrieben:
Wir lachen beide und schließlich wische ich mir einige Tränen aus dem Gesicht.

Das Wir verwirrt. Wer ist wir? Gerade war er noch mit seinem Vorgänger am Telefon.

Rodge hat Folgendes geschrieben:
Ich zeige ihr alles Weitere, und sie mir erklärt mir, warum das so ist.

Warum was wie ist?

Rodge hat Folgendes geschrieben:
Als ich eines Abends nach Hause kam, war mein Verlobter verschwunden. Es war alles da, außer seinen Klamotten, dem Laptop und einigen persönlichen Dingen.

Das ist (unter anderem) auch so ein sprachlich unschönes Ding. Was war alles da? Und warum so kompliziert? Schreib doch einfach, was weg ist.

Rodge hat Folgendes geschrieben:
Ich war Leiter einer Werbeagentur.  

Echt jetzt? Nie im Leben hätte ich in als Leiter einer Werbeagentur eingeordnet. Ergo: ich stelle die Glaubwürdigkeit in Frage.

Rodge hat Folgendes geschrieben:
Eines Tages, ich schloss gerade den Vertrag meines Lebens ab, verunglückte meine Frau mit dem Auto. Sie kam auf die Intensivstation, aber als ich dort eintraf, war sie bereits gestorben. Ich arbeitete einige Tage weiter, obwohl mir alle sagten, ich solle frei nehmen. Ich stand die Beerdigung durch, die echten und unechten Beileidsbekundigungen, die immer wieder von mir als peinlich empfundenen Nachfragen, ob ich denn nicht einige Tage frei nehmen wollte. Dann sollte ich ins Krankenhaus kommen, um ihre persönlichen Sachen abzuholen. Die Schwester erzählte mir dann, dass meine Frau für eine Zeit bei Bewusstsein war und nach mir gefragt hatte. Sie wusste da wohl, dass sie sterben würde, und wollte sich von mir verabschieden. Und ich habe es einfach nicht rechtzeitig geschafft

Und das geht für mich auch so gar nicht. Einmal, weil er das so herunterrasselt. Na gut, das könnte man noch verargumentieren, da könnte noch was dabei stehen à la: er konnte nicht mehr aufhören zu reden oder so (natürlich nicht genau so, schön ist das nicht). Aber ich weiß nicht, auch diese Geschichte nehme ich ihm so nicht ab, das ist für mich mehr mit aller Gewalt auf die Tränendrüse des Lesers gedrückt, ich fühle mich mehr manipuliert, als dass ich mitfühle.

Und dann, mir nix, dir nix, ist alles wieder gut.

Nee, das funktioniert für mich nicht.

Aber den letzten Satz mag ich smile
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Jack Burns
Geschlecht:männlichReißwolf

Alter: 54
Beiträge: 1443



Beitrag10.09.2015 00:41

von Jack Burns
Antworten mit Zitat

Hallo rodge,

das ist eine tolle Geschichte. Am meisten gefallen mir die außergewöhnlichen Charaktere.
Aber:
Ich muss Hobbes beipflichten.
Gib den Figuren etwas mehr Zeit für die Stimmungsänderungen! Manchmal kommt es mir vor, als ob Du schnell mit der Geschichte fertig werden willst und das geht auf Kosten der Glaubwürdigkeit. Da steckt mehr drin. Zum Beispiel könnten Ruhepausen eingebaut werden durch ... Beschreibungen oder Gedanken des Erzählers. Als Leser kann ich nicht immer nachvollziehen warum das Verhalten so schnell wechselt.
Die Beispiele hat Hobbes schon genannt.

schönen Gruß
Martin


_________________
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How should I feel?
Creatures lie here, looking through the windows.
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Violet_Pixie
Geschlecht:weiblichEselsohr
V


Beiträge: 410
NaNoWriMo: 20863



V
Beitrag10.09.2015 01:48

von Violet_Pixie
Antworten mit Zitat

Hallo Rodge,

schöne Geschichte. Hat mir Spaß gemacht, weiter zu lesen. Trotzdem schließe ich mich meinen Vorpostern an: Kitzel noch etwas mehr aus Charlotte und Helmut heraus.
Dann wird aus einer schönen Geschichte, eine WUNDERschöne Geschichte Cool
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Rodge
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 845
Wohnort: Hamburg


Beitrag10.09.2015 08:04

von Rodge
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Moin, moin,

danke an Lilly_Winter, Viktoriaschreibt, hobbes, Jack Burns, Violet_Pixie,

danke für eure Anmerkungen. Neben einigen Kleinigkeiten (ich weiß im Grunde nicht, warum ich Helmut zum Leiter einer Werbeagentur gemacht habe, das paßt wirklich nicht zu ihm), gibt es einen vorwiegenden Verbesserungsansatz. Ich haste zu sehr durch die Geschichte und lasse mir zu wenig Zeit für die Figurenentwicklung. Grund dafür ist, dass ich die Geschichte als Beitrag für einen Wettbewerb geschrieben habe und ich mit aktuell 9.900 Zeichen die Maximalgrenze fast erreicht habe. Allerdings paßt die "auserzählte" Geschichte vermutlich nicht mehr in dieses Format.

Viktoriaschreibt hat mich auf die Idee gebracht, daraus einen Roman zu machen. Super Idee, genau das werde ich machen. Charlotte und Helmut sind auch einverstanden, allerdings erfror ihr Lächeln als ich ihnen mitteilte, ich werde sie wohl noch etwas quälen, bevor sie sich kriegen können. Ich hoffe, die beiden nehmen mir das nicht übel.

Liebe Grüße
Rodge
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Viktoriaschreibt
Gänsefüßchen
V


Beiträge: 35



V
Beitrag10.09.2015 21:41

von Viktoriaschreibt
Antworten mit Zitat

Lieber Rodge,

ich glaube ich habe nie ein schöneres Kompliment bekommen.... Es freut mich sehr, sehr, sehr, dass du aufgrund meines Wunsches, tatsächlich daran denkst einen Roman zu schreiben.

Bitte vergiss nicht, mich, wenn es soweit ist, Probelesen zu lassen. Ich denke man nennt das heutzutage Alphaleser, wobei es scheinbar auch Betaleser gibt. Egal.

Die Geschichte wird grandios werden! Ich freue mich schon sehr. Also hau´in die Tasten...
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Rodge
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 845
Wohnort: Hamburg


Beitrag11.09.2015 07:34

von Rodge
pdf-Datei Antworten mit Zitat

@Viktoriaschreibt,

das ist ja super, ein erster Testleser. Ich vermute allerdings, dass es noch ein paar Monate dauert, ehe es hier etwas Lesenswertes gibt (im Moment skizziere ich noch die Protas und den Plot).

By the way: Ne Idee, welchen Beruf Helmut haben könnte (irgendwie will mir nix rechtes für ihn einfallen, ein Tekki ist er ja nicht, aber was dann?)

Grüße
Rodge
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