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Veggie


 
 
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EWJoe
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Alter: 65
Beiträge: 274
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Beitrag19.08.2015 23:04

von EWJoe
Antworten mit Zitat

Von Constantine maßgeblich beeinflusste Version
Ist die Geschichte so besser verständlich?
Lässt sich das Grauen so besser verstehen?
Kann man mein Intention (Kritik an der Apparatemedizin) herauslesen, neben vielleicht der gegenteiligen Vorstellung (Warum wird abgeschaltet), herauslesen?
Ist die Du-Version akzeptabel, oder sogar dem Set geschuldet?

Veggie

Mit rasendem Herz erwachst du aus einem Alptraum. Unerträglich real fühlte sich die Folter an. Schläge, Waterboarding, Elektroschocks, Drogen. Erleichtert willst du tief Luft holen. Es geht nicht. Gleichmäßiges Pfauchen dringt in dein Bewusstsein. Dein Brustkorb hebt und senkt sich in diesem Rhythmus. Wo bist du überhaupt?

Du versuchst die Augen zu öffnen, sie gehorchen dir nicht. Der Verdacht, der Traum wäre wirklich, nimmt dich gefangen. Was waren das bloß für brutale Verhöre, deren Inhalte unklar bleiben. Dennoch beginnst du an ihre Realität zu glauben.

Verzweifelt möchtest du schreien und wild um dich schlagen, doch du bewirkst keinen Laut und keine Bewegung. Sind es Drogen, die dich lähmen?

Ohnmächtig weinst du, ohne Tränen. Diese intensiven, brennenden Schmerzen am Rücken stammen vermutlich von den heftigen Schlägen während der Befragungen. Nur, was will wer wissen?

Möglicherweise halten dich die Folterknechte mit Drogen im Körper gefangen. Ungehört verhallen deine Fragen nach dem Warum in der Isolation deiner Gedanken. Vielleicht blockieren noch Drogen dein Gedächtnis?

Keine Stimme spricht zu dir. Einzig dieses gleichmäßige Geräusch, deinen Brustkorb hebend und senkend, dringt zu dir herein. Beatmen sie dich? Welch ein Teufel könnte so etwas erdacht haben?

Du wirst müde und bald in den Schlaf sinken. Das Grauen weicht langsam der Ruhe. Wäre sie nur ewig.

Die Hoffnung, dass du in einer anderen Realität erwachst, erfüllt sich nicht. Einzig dein Puls und das Pfauchen begleiten dich stundenlang. Du verzweifelst. Man hat dich wohl vergessen.

Angestrengt erforscht du das Gedächtnis. Das Gesicht einer Frau taucht auf, einer hübschen Frau, mit weichen vielversprechenden Lippen, die dir ein bezauberndes Lächeln schenkt. Das ist deine Gattin. Kinder, ein Haus mit Garten, einen schicken Sportwagen nennst du auch dein Eigen. Du hattest ein gutes Leben. Eine Party, anlässlich deiner Beförderung zum Vorstandsdirektor, im Hochgefühl des Erfolges, blendet sich ein.

Vergeblich suchst du nach den Gründen deiner Folter. Alles Rückblicken endet bei diesem Fest. Du bist ratlos.

Andere Geräusche erregen deine Aufmerksamkeit. Eine Türklinke wird gedrückt, eine Tür geöffnet. Schritte. Jemand bewegt sich auf dich zu. Du fühlst ein Aufgerichtet-werden.



„Karla, hilf mir bitte. Der Veggie auf 34 hat sich wundgelegen.“ Diese gellende Frauenstimme erschreckt dich. Wieder Schritte.

Karlas rauchige Stimme erinnert an deine Putzfrau. Wie oft hatte sie deine Zigaretten geraucht und deinen Whiskey getrunken.
„Gerda, du bist zwar neu, aber merk dir gleich, dass du solche Ausdrücke nicht verwenden sollst, auch wenn er permanent vegetativ eingestuft ist. Wenn dich der Professor hört! Ich habe dir doch schon gezeigt, was zu machen ist, dass Wundliegen nicht passiert.“

„Bei den vielen Patienten kann ich nicht alle paar Stunden vorbeikommen. Ich verstehe nicht, dass man bei solchen armen Schweinen nicht schon längst den Stecker gezogen hat. Wie lange liegt der schon da?“

„Seit gut sechs Monaten. Ein Schlaganfall und er rührt sich nicht mehr.

Wundliegen darf einfach nicht passieren.“

Du bist also Intensivpatient, ein Veggie. Das ist schlimmer als das Folterszenario. Du hast doch eine Patientenverfügung. Wieso dürfen sie dich weiter-quälen? Der brennende Schmerz am Rücken begleitet die Behandlung, doch er ist das kleinere Übel.

Gerda bricht das Schweigen. „Wer war er?“

„Er war ein hohes Tier bei einer Großbank. Franka, meine Schwester putzte bei ihm. Eigentlich war er kein Pfennigfuchser. Er hat nichts gesagt, wenn sie sich ein paar Zigaretten genommen und hie und da mal ein Glas Whiskey getrunken hatte. Da war seine Frau ganz anders.

Just auf seiner Feier, anlässlich der Ernennung zum Vorstandsdirektor, hat es ihn erwischt. Aber seine Frau hat noch dicke Kohle kassiert. Die Patientenverfügung ist erst aufgetaucht, als sie ein ganzes Jahresgehalt kassiert hatte. So war das irgendwie in seinem Arbeitsvertrag geregelt.
Seit kurzem ist sie angeblich wieder mit einem Banker zusammen. Jetzt beantragte sie die Abschaltung. Das Gericht muss nun entscheiden.“

Du bist wohl endgültig abgeschrieben. Ausgepresst, nur noch ein fauler Kredit.

Wochen vergehen. Du meinst deine Lage ist schlimmer als lebendig begraben zu sein, kein Ende in Sicht. Sogar die Folter würdest du vorziehen, wenigstens wieder sehen und ein wenig dich bewegen können. Oder sterben. Ja, endlich Frieden finden.

Keine Besuche. Gelegentliche Schritte im Raum waren die einzige Abwechslung, vielleicht einmal eine Stimme. Pflegende Hände hantieren an dir, entfernen Schleim, an dem du zu ersticken drohtest, waschen dich, setzen eine Nährsonde in deinen Magen. Er füllt sich. Sonst nur das monotone Einerlei deines Herzschlages und der Beatmungsmaschine. Gelegentlich dringen Geräusche von der Straße zu dir durch. Du zählst die Fahrzeuge, gierst nach Abwechslung. Eine Fliege, die im Raum summt, wird zur Sensation.

Eines Tages wecken dich Stimmen.

„Herr Professor, hier habe ich die gerichtliche Verfügung.“ Die Stimme deiner Frau! Du willst sie sehen, mit ihr sprechen, sie berühren. Doch der Körper versagt dir seinen Dienst. Der Duft ihres Parfums weckt schöne Erinnerungen an früher.

„Ich glaube auch, dass es besser so ist. Kein EEG zeigte, dass er noch Bewusstsein hat. Er ist praktisch tot und wir brauchen das Bett für einen neuen Patienten, dem wir vielleicht helfen können.“

Lautlos rufst du ihren Namen.
Kaum spürst du, wie dir eine Hand über deinen Kopf streicht. Zu kurz, bleib und sprich mit mir. Erzähl mir von den Kindern. Vielleicht noch einen Kuss, einen Letzten. Verzweifelt willst du ihre Hand ergreifen. Die Schritte ihrer Stöckelschuhen entfernen sich, klingen in dir nach.

„So, Schwester! Stellen Sie die Beatmungsmaschine ab.“

Hände zerren an dir herum. Du bekommst keine Luft mehr, das Herz beginnt zu rasen. Du wirst verlöschen. Wohl endgültig.


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rieka
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Beiträge: 816



Beitrag21.08.2015 12:56

von rieka
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Hallo EWJoe,
ich finde weiterhin, dass du ein interessantes Thema spannend bearbeitest.
Den Text allerdings finde ich in der jetzigen Version weniger ‚atemlos‘. Ich meine damit, das Entsetzen, die Orientierungslosigkeit, dieses Ausgeliefertsein, das Aus-der-Welt-gefallen-sein, das in dem Prota steckt, hat für mich weniger den hetzenden Sog.
Das mag daran liegen, dass in den Text jetzt mehr ein WISSEN anstatt ein AHNEN eingebaut ist. Und auch daran, dass durch die Einsprengsel der Außenkontakte (Pflegekräfte) eine Außenorientierung, weg von der inneren Empfindung, entstanden ist.  

Aber, ich stelle eben auch oft fest, dass ich anders lese als Andere. Ich schaue zu wenig nach den Fakten, auch bei meinem Schreiben, sauge mehr bestimmte Empfindungsmomente heraus. Ich bin also keineswegs repräsentativ.
Ich glaube, dass für den Leser allgemein dieser Text jetzt kompatibler, nachvollziehbarer, geworden ist.

Ich übernehme einmal die Fragen, die du an Constantine gerichtet hast.
1. Ist die Geschichte so besser verständlich?
2. Lässt sich das Grauen so besser verstehen?
3. Kann man mein Intention (Kritik an der Apparatemedizin) herauslesen, neben vielleicht der gegenteiligen Vorstellung (Warum wird abgeschaltet), herauslesen?
4. Ist die Du-Version akzeptabel, oder sogar dem Set geschuldet?


1. Das Geschehen ist, meine ich, viel deutlicher.
2. Das Grauen habe ich, wie oben schon geschrieben in der ersten Version deutlicher empfunden. Hier habe ich eine grundlegende Überlegung, die möglicherweise nicht hierher gehört, ich formuliere sie trotzdem. Muss man vielleicht solches Grauen erlebt haben, um es zwischen den Zeilen zu spüren? Horror zu schildern genügt vielleicht nicht? Lässt es sich wirklich mit Worten transportieren?  3. Das ist eindeutig klarer geworden. Das ist etwas, was ich im ersten Text überhaupt nicht als Thema beachtet habe.
4. Die Du-Version ist für mich umso stärker dem Set geschuldet, je atemloser das Empfinden ist. Je mehr Atemlosigkeit herausgenommen wird zugunsten der Klarheit des äußeren Geschehens, desto mehr kann ich mir auch eine andere Erzählform, zum Beispiel den Ich- oder Er-Erzähler vorstellen.  

Du hast in meinem Thread gesehen, dass ich noch ziemlich ratlos bin bei der Umsetzung meiner Ideen. Deshalb kann ich auch dir jetzt keine Tipps geben, was du mit meinem Eindruck anfangen könntest.
Da hoffe ich auf weitere Kritiker.
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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag23.08.2015 20:00

von Constantine
Antworten mit Zitat

Hallo EWJoe,

ich gehe über deine Überarbeitung und markiere Stellen, an denen ich hängen bleibe:

EWJoe hat Folgendes geschrieben:


Veggie

Mit rasendem Herz erwachst du aus einem Alptraum. Unerträglich real fühlte sich die Folter an. Schläge, Waterboarding, Elektroschocks, Drogen. Erleichtert willst du tief Luft holen. Es geht nicht. Gleichmäßiges Pfauchen dringt in dein Bewusstsein. Dein Brustkorb hebt und senkt sich in diesem Rhythmus. Wo bist du überhaupt?

Du versuchst die Augen zu öffnen, sie gehorchen dir nicht. Der Verdacht, der Traum wäre wirklich, nimmt dich gefangen. Was waren das bloß für brutale Verhöre, deren Inhalte unklar bleiben. Dennoch beginnst du an ihre Realität zu glauben.

Verzweifelt möchtest du schreien und wild um dich schlagen, doch du bewirkst keinen Laut und keine Bewegung. Sind es Drogen, die dich lähmen?

Ohnmächtig weinst du, ohne Tränen. Diese intensiven, brennenden Schmerzen am Rücken stammen vermutlich von den heftigen Schlägen während der Befragungen. Nur, was will wer wissen?

Möglicherweise halten dich die Folterknechte mit Drogen im Körper gefangen. Ungehört verhallen deine Fragen nach dem Warum in der Isolation deiner Gedanken. Vielleicht blockieren noch Drogen dein Gedächtnis?

<-- Nur eine Feststellung: der wiederholende Gebrauch des Begriffs "Drogen" und inhaltliche Wiederholungen/Ähnlichkeiten der violetten und orangen Passagen.

Keine Stimme spricht zu dir. Einzig dieses gleichmäßige Geräusch, deinen Brustkorb hebend und senkend, dringt zu dir herein. Beatmen sie dich? Welch ein Teufel könnte so etwas erdacht haben?

Du wirst müde und bald in den Schlaf sinken. Das Grauen weicht langsam der Ruhe. Wäre sie nur ewig.

Die Hoffnung, dass du in einer anderen Realität erwachst, erfüllt sich nicht. Einzig dein Puls und das Pfauchen begleiten dich stundenlang. Du verzweifelst. Man hat dich wohl vergessen. <-- Daumen hoch

Angestrengt erforscht du das Gedächtnis. Das Gesicht einer Frau taucht auf, einer hübschen Frau, mit weichen vielversprechenden Lippen, die dir ein bezauberndes Lächeln schenkt. Das ist deine Gattin. Kinder, ein Haus mit Garten, einen schicken Sportwagen nennst du auch dein Eigen. Du hattest ein gutes Leben. Eine Party, anlässlich deiner Beförderung zum Vorstandsdirektor, im Hochgefühl des Erfolges, blendet sich ein.

Vergeblich suchst du nach den Gründen deiner Folter. Alles Rückblicken endet bei diesem Fest. Du bist ratlos.

Andere Geräusche erregen deine Aufmerksamkeit. Eine Türklinke wird gedrückt, eine Tür geöffnet. Schritte. Jemand bewegt sich auf dich zu. Du fühlst ein Aufgerichtet-werden.



„Karla, hilf mir bitte. Der Veggie auf 34 hat sich wundgelegen.“ Diese gellende Frauenstimme erschreckt dich. Wieder Schritte.

Karlas rauchige Stimme erinnert an deine Putzfrau. Wie oft hatte sie deine Zigaretten geraucht und deinen Whiskey getrunken.
„Gerda, du bist zwar neu, aber merk dir gleich, dass du solche Ausdrücke nicht verwenden sollst, auch wenn er permanent vegetativ eingestuft ist. Wenn dich der Professor hört! Ich habe dir doch schon gezeigt, was zu machen ist, dass Wundliegen nicht passiert.“

„Bei den vielen Patienten kann ich nicht alle paar Stunden vorbeikommen. Ich verstehe nicht, dass man bei solchen armen Schweinen nicht schon längst den Stecker gezogen hat. Wie lange liegt der schon da?“

„Seit gut sechs Monaten. Ein Schlaganfall und er rührt sich nicht mehr.

Wundliegen darf einfach nicht passieren.“

Du bist also Intensivpatient, ein Veggie. Das ist schlimmer als das Folterszenario. Du hast doch eine Patientenverfügung. Wieso dürfen sie dich weiter-quälen? Der brennende Schmerz am Rücken begleitet die Behandlung, doch er ist das kleinere Übel.

Gerda bricht das Schweigen. „Wer war er?“

„Er war ein hohes Tier bei einer Großbank. Franka, meine Schwester putzte bei ihm. Eigentlich war er kein Pfennigfuchser. Er hat nichts gesagt, wenn sie sich ein paar Zigaretten genommen und hie und da mal ein Glas Whiskey getrunken hatte. <-- Wozu diese fast wortwörtliche inhaltliche Wiederholung? Für mich passt das nicht, zunächst als Gedanken vom Prota und dann wieder im Dialog der Pfleger.  Da war seine Frau ganz anders.
Just auf seiner Feier, anlässlich der Ernennung zum Vorstandsdirektor, hat es ihn erwischt. Aber seine Frau hat noch dicke Kohle kassiert. Die Patientenverfügung ist erst aufgetaucht, als sie ein ganzes Jahresgehalt kassiert hatte. So war das irgendwie in seinem Arbeitsvertrag geregelt.
Seit kurzem ist sie angeblich wieder mit einem Banker zusammen. Jetzt beantragte sie die Abschaltung. Das Gericht muss nun entscheiden.“

Du bist wohl endgültig abgeschrieben. Ausgepresst, nur noch ein fauler Kredit.

Wochen vergehen. Du meinst deine Lage ist schlimmer als lebendig begraben zu sein, kein Ende in Sicht. Sogar die Folter würdest du vorziehen, wenigstens wieder sehen und ein wenig dich bewegen können. Oder sterben. Ja, endlich Frieden finden.

Keine Besuche. Gelegentliche Schritte im Raum waren sind die einzige Abwechslung, vielleicht einmal eine Stimme. Pflegende Hände hantieren an dir, entfernen Schleim, an dem du zu ersticken drohtest, waschen dich, setzen eine Nährsonde in deinen Magen. Er füllt sich. Sonst nur das monotone Einerlei deines Herzschlages und der Beatmungsmaschine. Gelegentlich dringen Geräusche von der Straße zu dir durch. Du zählst die Fahrzeuge, gierst nach Abwechslung. Eine Fliege, die im Raum summt, wird zur Sensation.

Eines Tages wecken dich Stimmen.

„Herr Professor, hier habe ich die gerichtliche Verfügung.“ <-- Warum wird die gerichtliche Verfügung im Patientenzimmer übergeben und nicht im Büro des Professors/Arztes? Das Gespräch ist mir von der Örtlichkeit her deplatziert. Die Stimme deiner Frau! Du willst sie sehen, mit ihr sprechen, sie berühren. <-- Warum ist der Prota nicht wütend auf sie, da sie ihn durch einen anderen ausgetauscht hat und ihn noch so lange am Leben hielt, um genug Geld aus ihm zu pressen, bevor sie die Patientenverfügung bekannt gegen hat? Oder enttäuscht, gekränkt, verletzt über den Verrat und Betrug seiner Frau ihm gegenüber? Doch der Körper versagt dir seinen Dienst. Der Duft ihres Parfums weckt schöne Erinnerungen an früher.

„Ich glaube auch, dass es besser so ist. Kein EEG zeigte, dass er noch Bewusstsein hat. Er ist praktisch tot und wir brauchen das Bett für einen neuen Patienten, dem wir vielleicht helfen können.“

Lautlos rufst du ihren Namen.
Kaum spürst du, wie dir eine Hand über deinen Kopf streicht. Zu kurz, bleib und sprich mit mir. Erzähl mir von den Kindern. Vielleicht noch einen Kuss, einen Letzten. Verzweifelt willst du ihre Hand ergreifen. Die Schritte ihrer Stöckelschuhen entfernen sich, klingen in dir nach.

„So, Schwester! Stellen Sie die Beatmungsmaschine ab.“

Hände zerren an dir herum. Du bekommst keine Luft mehr, das Herz beginnt zu rasen. Du wirst verlöschen. <-- Du scheinst an dem gewählten Ende zu hängen und hast eine "lyrische" Formulierung "Es wird dunkel" durch eine andere ersetzt. Deine jetzige Formulierung und Ende würde ich genauso überdenken. Wohl endgültig.



So wie ich deine Intention verstanden habe (nicht lyrischer, sondern sachlicher Ton; deutliches Erkennen der Kritik an der Apparatmedizin) habe ich versucht dir Korrekturvorschläge zu unterbreiten.
Insgesamt finde ich, sind durch deine Überarbeitung das Geschehen und deine Intention deutlicher geworden.

Ich freue mich , dass ich dir mit meiner Textarbeit helfen konnte und dass dir meine Vorschläge passend erschienen. Ich danke auch dir.

Vielleicht melden sich noch einige Leser und geben dir ein Feedback zu deiner Geschichte oder den verschiedene Fassungen.
Wünschen würde ich es dir.

Wir lesen uns.

LG,
Constantine
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Kaja_Fantasy
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Beitrag23.08.2015 23:39

von Kaja_Fantasy
Antworten mit Zitat

EWJoe hat Folgendes geschrieben:
Servus Katja, Kaja bitte!

vielen Dank für Dein Feedback. Du bist wirklich erst 14? Respekt, in dem Alter hätte ich mich gewiß nicht mit solch einem Thema befasst.
Na ja, wenn man ein gmx-Konto hat, passiert das ganz automatisch...


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EWJoe
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Beitrag24.08.2015 10:14

von EWJoe
Antworten mit Zitat

Servus rieka,

danke für Dein erneutes Kommentieren.

Zitat:
Den Text allerdings finde ich in der jetzigen Version weniger ‚atemlos‘. Ich meine damit, das Entsetzen, die Orientierungslosigkeit, dieses Ausgeliefertsein, das Aus-der-Welt-gefallen-sein, das in dem Prota steckt, hat für mich weniger den hetzenden Sog.
Das mag daran liegen, dass in den Text jetzt mehr ein WISSEN anstatt ein AHNEN eingebaut ist. Und auch daran, dass durch die Einsprengsel der Außenkontakte (Pflegekräfte) eine Außenorientierung, weg von der inneren Empfindung, entstanden ist.


Ja, da geht es mir ähnlich, wie Dir. Ich habe viel Aussenwelt-Eindrücke miteinfließen lassen müssen, um dem Leser doch genügend Anhaltspunkte zu geben, was hier wirklich abgeht. Aber der erste Abschnitt ist nach wie vor dem AHNEN gewidmet, das WISSEN kommt erst im zweiten Abschnitt zum Tragen.

Zitat:
Aber, ich stelle eben auch oft fest, dass ich anders lese als Andere. Ich schaue zu wenig nach den Fakten, auch bei meinem Schreiben, sauge mehr bestimmte Empfindungsmomente heraus. Ich bin also keineswegs repräsentativ.
Ich glaube, dass für den Leser allgemein dieser Text jetzt kompatibler, nachvollziehbarer, geworden ist.


Dass der Text jetzt nachvollziehbarer ist glaube ich auch. Anders zu lesen ist aber gewiß kein Fehler.

Zitat:
Ich übernehme einmal die Fragen, die du an Constantine gerichtet hast.
1. Ist die Geschichte so besser verständlich?
2. Lässt sich das Grauen so besser verstehen?
3. Kann man mein Intention (Kritik an der Apparatemedizin) herauslesen, neben vielleicht der gegenteiligen Vorstellung (Warum wird abgeschaltet), herauslesen?
4. Ist die Du-Version akzeptabel, oder sogar dem Set geschuldet?

1. Das Geschehen ist, meine ich, viel deutlicher.
2. Das Grauen habe ich, wie oben schon geschrieben in der ersten Version deutlicher empfunden. Hier habe ich eine grundlegende Überlegung, die möglicherweise nicht hierher gehört, ich formuliere sie trotzdem. Muss man vielleicht solches Grauen erlebt haben, um es zwischen den Zeilen zu spüren? Horror zu schildern genügt vielleicht nicht? Lässt es sich wirklich mit Worten transportieren? 3. Das ist eindeutig klarer geworden. Das ist etwas, was ich im ersten Text überhaupt nicht als Thema beachtet habe.
4. Die Du-Version ist für mich umso stärker dem Set geschuldet, je atemloser das Empfinden ist. Je mehr Atemlosigkeit herausgenommen wird zugunsten der Klarheit des äußeren Geschehens, desto mehr kann ich mir auch eine andere Erzählform, zum Beispiel den Ich- oder Er-Erzähler vorstellen.


Vielen Dank, für die klaren Antworten. Ob man diesen Horror erlebt haben muss, um ihn zwischen den Zeilen zu spüren? Vielleicht. Aber wir Menschen bauen die nötige Distanz automatisch auf, um das Unerträgliche doch ertragen zu können. Das soll auch dieser gespaltene Du-Erzähler darlegen.

Zitat:
Du hast in meinem Thread gesehen, dass ich noch ziemlich ratlos bin bei der Umsetzung meiner Ideen. Deshalb kann ich auch dir jetzt keine Tipps geben, was du mit meinem Eindruck anfangen könntest.
Da hoffe ich auf weitere Kritiker.


Es war schon hilfreich. Von der Idee zur Umsetzung ist es immer ein sehr arbeitsreicher Weg. Wie sagte es Edison, der geniale amerikanische Erfinder, einmal: Erfinden ist 1% Inspiration und 99% Transpiration. Da muss man oft selbst mehrere Ansätze versuchen und die Wirkung des Textes immer wieder hinterfragen. Genau um das geht's in der Werkstatt, um die 99% Transpiration, denn die Inspiration hast Du ja schon gebracht. Also lass Dich ja nicht entmutigen.

LG Joe


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EWJoe
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Beitrag24.08.2015 18:13

von EWJoe
Antworten mit Zitat

Servus Constantine,

herzlichen Dank für Deine neuerliche Überarbeitung.
Constantine hat Folgendes geschrieben:


ich gehe über deine Überarbeitung und markiere Stellen, an denen ich hängen bleibe:

EWJoe hat Folgendes geschrieben:


Veggie

Mit rasendem Herz erwachst du aus einem Alptraum. Unerträglich real fühlte sich die Folter an. Schläge, Waterboarding, Elektroschocks, Drogen. Erleichtert willst du tief Luft holen. Es geht nicht. Gleichmäßiges Pfauchen dringt in dein Bewusstsein. Dein Brustkorb hebt und senkt sich in diesem Rhythmus. Wo bist du überhaupt?

Du versuchst die Augen zu öffnen, sie gehorchen dir nicht. Der Verdacht, der Traum wäre wirklich, nimmt dich gefangen. Was waren das bloß für brutale Verhöre, deren Inhalte unklar bleiben. Dennoch beginnst du an ihre Realität zu glauben.

Verzweifelt möchtest du schreien und wild um dich schlagen, doch du bewirkst keinen Laut und keine Bewegung. Sind es Drogen, die dich lähmen?

Ohnmächtig weinst du, ohne Tränen. Diese intensiven, brennenden Schmerzen am Rücken stammen vermutlich von den heftigen Schlägen während der Befragungen. Nur, was will wer wissen?

Möglicherweise halten dich die Folterknechte mit Drogen im Körper gefangen. Ungehört verhallen deine Fragen nach dem Warum in der Isolation deiner Gedanken. Vielleicht blockieren noch Drogen dein Gedächtnis?

<-- Nur eine Feststellung: der wiederholende Gebrauch des Begriffs "Drogen" und inhaltliche Wiederholungen/Ähnlichkeiten der violetten und orangen Passagen.



Vier mal Drogen - das gibt wicklich ne dicke Birne. rotwerd
Die Ähnlichkeiten, denke ich, sind nötig, da sie die Orientierungssuche des Protas ausdrücken.



Constantine hat Folgendes geschrieben:

Du wirst müde und bald in den Schlaf sinken. Das Grauen weicht langsam der Ruhe. Wäre sie nur ewig.


Klar. Geht auch ohne langsam.

Constantine hat Folgendes geschrieben:

Die Hoffnung, dass du in einer anderen Realität erwachst, erfüllt sich nicht. Einzig dein Puls und das Pfauchen begleiten dich stundenlang. Du verzweifelst. Man hat dich wohl vergessen. <-- Daumen hoch

Daumen hoch Da warst Du nicht ganz unbeteiligt.


Constantine hat Folgendes geschrieben:

„Karla, hilf mir bitte. Der Veggie auf 34 hat sich wundgelegen.“ Diese gellende Frauenstimme erschreckt dich. Wieder Schritte.

Karlas rauchige Stimme erinnert an deine Putzfrau. Wie oft hatte sie deine Zigaretten geraucht und deinen Whiskey getrunken.
...
„Er war ein hohes Tier bei einer Großbank. Franka, meine Schwester putzte bei ihm. Eigentlich war er kein Pfennigfuchser. Er hat nichts gesagt, wenn sie sich ein paar Zigaretten genommen und hie und da mal ein Glas Whiskey getrunken hatte. <-- Wozu diese fast wortwörtliche inhaltliche Wiederholung? Für mich passt das nicht, zunächst als Gedanken vom Prota und dann wieder im Dialog der Pfleger.  Da war seine Frau ganz anders.
...


Klar das stört wiklich. Dass mir das nicht selbst aufgefallen ist! Wird geändert.
Hier muss ich den ganzen Abschnitt mit der externen Info überarbeiten.


Constantine hat Folgendes geschrieben:

Keine Besuche. Gelegentliche Schritte im Raum waren sind die einzige Abwechslung, vielleicht einmal eine Stimme.

Klar, ist ja in der Gegenwart geschrieben.

Constantine hat Folgendes geschrieben:

Eines Tages wecken dich Stimmen.

„Herr Professor, hier habe ich die gerichtliche Verfügung.“ <-- Warum wird die gerichtliche Verfügung im Patientenzimmer übergeben und nicht im Büro des Professors/Arztes? Das Gespräch ist mir von der Örtlichkeit her deplatziert. Die Stimme deiner Frau! Du willst sie sehen, mit ihr sprechen, sie berühren. <-- Warum ist der Prota nicht wütend auf sie, da sie ihn durch einen anderen ausgetauscht hat und ihn noch so lange am Leben hielt, um genug Geld aus ihm zu pressen, bevor sie die Patientenverfügung bekannt gegen hat? Oder enttäuscht, gekränkt, verletzt über den Verrat und Betrug seiner Frau ihm gegenüber? Doch der Körper versagt dir seinen Dienst. Der Duft ihres Parfums weckt schöne Erinnerungen an früher.


Mit der Patientenverfügung hast Du Recht. Auch mir gefiel das nicht beim Schreiben, aber ich wollte es wegen des Horror-Effektes zunächst so. Werde es aber überarbeiten, da diese Stelle kaum glaubhaft ist.

Der Prota mag zunächst auf seine Frau böse gewesen sein, aber nach wochenlanger Isolation und der Erkenntnis, dass wohl niemand mit ihm in Kontakt treten kann, wird er es ihr wohl nachgesehen haben. Sie hat noch ein Leben und muss sich auch um seine Kinder kümmern. Es mag ihn schmerzen, aber irgendwann folgt dann doch die Einsicht, dass es für seine Familie weitergehen muss.

Constantine hat Folgendes geschrieben:

Hände zerren an dir herum. Du bekommst keine Luft mehr, das Herz beginnt zu rasen. Du wirst verlöschen. <-- Du scheinst an dem gewählten Ende zu hängen und hast eine "lyrische" Formulierung "Es wird dunkel" durch eine andere ersetzt. Deine jetzige Formulierung und Ende würde ich genauso überdenken. Wohl endgültig.



Ja, herum braucht es auch nicht.
Und die Lyrik - mag sein dass ich oft in diese Pseudolyrik abgleite. Wollte ich nicht. In dem Fall habe ich die Formulierungen so gewählt, um das gerade noch vorhandene Bewusstsein das unmittelbar bevorstehende bewusst ausdrücken zu lassen. Ich versuch's doch noch anders.


Constantine hat Folgendes geschrieben:

So wie ich deine Intention verstanden habe (nicht lyrischer, sondern sachlicher Ton; deutliches Erkennen der Kritik an der Apparatmedizin) habe ich versucht dir Korrekturvorschläge zu unterbreiten.
Insgesamt finde ich, sind durch deine Überarbeitung das Geschehen und deine Intention deutlicher geworden.

Ich freue mich , dass ich dir mit meiner Textarbeit helfen konnte und dass dir meine Vorschläge passend erschienen. Ich danke auch dir.

Vielleicht melden sich noch einige Leser und geben dir ein Feedback zu deiner Geschichte oder den verschiedene Fassungen.
Wünschen würde ich es dir.

Wir lesen uns.

LG,
Constantine


Vielen Dank für Deine wunderbare Textarbeit.

Wäre natürlich fein, wenn ich erfahren könnte, wie der Text auf andere Leser wirkt.
LG
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EWJoe
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Beitrag24.08.2015 18:20

von EWJoe
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Servus Kaja,

Kaja_Fantasy hat Folgendes geschrieben:
EWJoe hat Folgendes geschrieben:
Servus Katja, Kaja bitte!

vielen Dank für Dein Feedback. Du bist wirklich erst 14? Respekt, in dem Alter hätte ich mich gewiß nicht mit solch einem Thema befasst.
Na ja, wenn man ein gmx-Konto hat, passiert das ganz automatisch...


Sorry, dass mich die Autokorrektur überlistet hat. (Ich schreibe meist mit einem Texteditor.)  Man soll halt immer nochmals nachlesen, was man da abschickt.
Der violette Text bezieht sich wohl auf diesen Umstand. Das Problem hat man auch ohne gmx. Ich schreibe auch nie auf dem Handy, dazu wäre ich viel zu langsam.

LG
Joe


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Christof Lais Sperl
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Der silberne Roboter


Beitrag27.08.2015 14:12
Pfauchen
von Christof Lais Sperl
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Hallo, jetzt wollte ich auch mal von dir etwas lesen. Die Geschichte klappt, trotz der Anredeform. Vielleicht machst du etwas längere Sätze, da die kurzen Sätze dem Thema deiner Geschichte, diesem Quälenden, nicht angemessen sind. EntschleunigeM sonst für mich alles gut! LG cls

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EWJoe
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Beitrag28.08.2015 19:58
Re: Pfauchen
von EWJoe
Antworten mit Zitat

Servus CLS,

Christof Lais Sperl hat Folgendes geschrieben:
Hallo, jetzt wollte ich auch mal von dir etwas lesen. Die Geschichte klappt, trotz der Anredeform. Vielleicht machst du etwas längere Sätze, da die kurzen Sätze dem Thema deiner Geschichte, diesem Quälenden, nicht angemessen sind. EntschleunigeM sonst für mich alles gut! LG cls


freut mich, dass die Geschichte für Dich klappt. Die längeren Sätze sehen andere Poster als nicht so günstig an. Da habe ich eher den Trend zur Verkürzung wahrgenommen, zumal besonders der erste Abschnitt ruhelos wirken sollte. Wenn man im Stress ist, so wie hier der Prota, dann wird der Herzschlag sicher beschleunigt sein, dass passt für mich nicht mit Entschleunigung. Möglicherweise kann man das Entschleunigen im Mittelteil andenken, wenn sich der Prota an den Horror schienbar gewöhnt hat, aber auch da hätte ich ein ungutes Gefühl.

Vielen Dank für Dein Vorbeischauen und Deinen Eindruck.
Ich werde darüber nachdenken.

LG
Joe


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gold
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Beitrag28.08.2015 21:58
Re: Pfauchen
von gold
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Christof Lais Sperl hat Folgendes geschrieben:
Hallo, jetzt wollte ich auch mal von dir etwas lesen. Die Geschichte klappt, trotz der Anredeform. Vielleicht machst du etwas längere Sätze, da die kurzen Sätze dem Thema deiner Geschichte, diesem Quälenden, nicht angemessen sind. EntschleunigeM sonst für mich alles gut! LG cls


Hallo EWJOe,

ich stimme CLS zu. Außerdem wirken die kurzen Sätze auf mich sehr gehetzt.
Mit dem Schlusssatz
Zitat:
Wohl endgültig
.
hast du eine gute Lösung gefunden.

Liebe Grüße
gold


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EWJoe
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Beitrag31.08.2015 22:29

von EWJoe
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Servus gold,

ich habe es nicht vergessen zu antworten.

CLS hat Folgendes geschrieben:
ich stimme CLS zu. Außerdem wirken die kurzen Sätze auf mich sehr gehetzt.
Mit dem Schlusssatz


Ich habe bereits CLS geschrieben:

EWJoe hat Folgendes geschrieben:
Die längeren Sätze sehen andere Poster als nicht so günstig an. Da habe ich eher den Trend zur Verkürzung wahrgenommen, zumal besonders der erste Abschnitt ruhelos wirken sollte. Wenn man im Stress ist, so wie hier der Prota, dann wird der Herzschlag sicher beschleunigt sein, dass passt für mich nicht mit Entschleunigung. Möglicherweise kann man das Entschleunigen im Mittelteil andenken, wenn sich der Prota an den Horror schienbar gewöhnt hat, aber auch da hätte ich ein ungutes Gefühl.


Es ist wirklich schwierig. Ich werde noch etwas zuwarten, bis ich eine neue Lösung reinstelle.

Vielen Dank,
Liebe Grüße
Erwin


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Beitrag03.09.2015 13:52

von EWJoe
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Veggie

Mit rasendem Herz erwachst du aus einem Alptraum. Unerträglich real fühlte sich die Folter an. Schläge, Waterboarding, Elektroschocks, Injektionen. Erleichtert willst du tief Luft holen. Es geht nicht. Gleichmäßiges Pfauchen dringt in dein Bewusstsein. Dein Brustkorb hebt und senkt sich in diesem Rhythmus. Wo bist du überhaupt?

Du versuchst die Augen zu öffnen, sie gehorchen dir nicht. Der Verdacht, der Traum wäre wirklich, nimmt dich gefangen. Was waren das bloß für brutale Verhöre, deren Inhalte unklar bleiben. Dennoch beginnst du an ihre Realität zu glauben.

Verzweifelt möchtest du schreien und wild um dich schlagen, doch du bewirkst keinen Laut und keine Bewegung. Ist es ein Serum, das dich lähmt?

Ohnmächtig weinst du, ohne Tränen. Diese intensiven, brennenden Schmerzen am Rücken   stammen vermutlich von den heftigen Schlägen während der Befragungen. Nur, was will wer wissen?

Möglicherweise halten dich die Folterknechte mit Drogen im Körper gefangen. Ungehört verhallen deine Fragen nach dem Warum in der Isolation deiner Gedanken. Vielleicht blockieren noch Barbiturate dein Gedächtnis?

Keine Stimme spricht zu dir. Einzig dieses gleichmäßige Geräusch, deinen Brustkorb hebend und senkend, dringt zu dir herein. Beatmen sie dich? Welch ein Teufel könnte so etwas erdacht haben?

Du wirst müde und bald in den Schlaf sinken. Das Grauen weicht der Ruhe. Wäre sie nur ewig.

Die Hoffnung, dass du in einer anderen Realität erwachst, erfüllt sich nicht. Einzig dein Puls und das Pfauchen begleiten dich stundenlang. Du verzweifelst. Man hat dich wohl vergessen.

Angestrengt erforscht du das Gedächtnis. Das Gesicht einer Frau taucht auf, einer hübschen Frau, mit weichen vielversprechenden Lippen, die dir ein bezauberndes Lächeln schenkt. Das ist deine Gattin. Kinder, ein Haus mit Garten, einen schicken Sportwagen nennst du auch dein Eigen. Du hattest ein gutes Leben. Eine Party, anlässlich deiner Beförderung zum Vorstandsdirektor, im Hochgefühl des Erfolges, blendet sich ein.

Vergeblich suchst du nach den Gründen deiner Folter. Alles Rückblicken endet bei diesem Fest. Du bist ratlos.

Andere Geräusche erregen deine Aufmerksamkeit. Eine Türklinke wird gedrückt, eine Tür geöffnet. Schritte. Jemand bewegt sich auf dich zu. Du fühlst ein Aufgerichtet-werden.



„Karla, hilf mir bitte. Der Veggie auf 34 hat sich wundgelegen.“ Diese gellende Frauenstimme erschreckt dich. Wieder Schritte.

Karlas rauchige Stimme erinnert an deine Putzfrau. Wie oft hatte sie deine Zigaretten geraucht und deinen Whiskey getrunken.
„Gerda, du bist zwar neu, aber merk dir gleich, dass du solche Ausdrücke nicht verwenden sollst, auch wenn er permanent vegetativ eingestuft ist. Wenn dich der Professor hört! Ich habe dir doch schon gezeigt, was zu machen ist, dass Wundliegen nicht passiert.“

„Bei den vielen Patienten kann ich nicht alle paar Stunden vorbeikommen. Ich verstehe nicht, dass man bei solchen armen Schweinen nicht schon längst den Stecker gezogen hat. Wie lange liegt der schon da?“

„Seit gut sechs Monaten. Ein Schlaganfall und er rührt sich nicht mehr.

Wundliegen darf einfach nicht passieren.“

Du bist also Intensivpatient, ein Veggie. Das ist schlimmer als das Folterszenario. Du hast doch eine Patientenverfügung. Wieso dürfen sie dich weiter-quälen? Der brennende Schmerz am Rücken begleitet die Behandlung, doch er ist das kleinere Übel.

Gerda bricht das Schweigen. „Wer war er?“

„Er war ein hohes Tier bei einer Großbank. Franka, meine Schwester putzte bei ihm. Er war kein Pfennigfuchser, ganz anders als seine Frau.
Just auf seiner Feier, anlässlich der Ernennung zum Vorstandsdirektor, hat es ihn erwischt. Erst nachdem seine Frau ein ganzes Jahresgehalt kassiert hatte, ist die Patientenverfügung aufgetaucht. Alles wegen irgend so einer Klausel in seinem Arbeitsvertrag.
Seit kurzem ist sie angeblich wieder mit einem Banker zusammen. Jetzt beantragte sie die Abschaltung. Das Gericht muss nun entscheiden.“

Du bist wohl endgültig abgeschrieben. Ausgepresst, nur noch ein fauler Kredit.

Wochen vergehen. Du meinst deine Lage ist schlimmer als lebendig begraben zu sein, kein Ende in Sicht. Sogar die Folter würdest du vorziehen, wenigstens wieder sehen und ein wenig dich bewegen können. Oder sterben. Ja, endlich Frieden finden.

Keine Besuche. Deiner Frau hast du längst verziehen, wie sollte sie auch mit Dir kommunizieren? Schön wäre es wenigstens die Kinder nochmals zu hören, aber vielleicht ist es besser nicht, denn was würden sie hier sehen?
Gelegentliche Schritte im Raum sind die einzige Abwechslung, vielleicht einmal eine Stimme. Pflegende Hände hantieren an dir, entfernen Schleim, an dem du zu ersticken drohtest, waschen dich, setzen eine Nährsonde in deinen Magen. Er füllt sich. Sonst nur das monotone Einerlei deines Herzschlages und der Beatmungsmaschine. Gelegentlich dringen Geräusche von der Straße zu dir durch. Du zählst die Fahrzeuge, gierst nach Abwechslung. Eine Fliege, die im Raum summt, wird zur Sensation.

Eines Tages wecken dich Stimmen.

„Herr Professor, heute ist der Tag. Er spürt bestimmt nichts mehr?“ Die Stimme deiner Frau! Du willst sie sehen, mit ihr sprechen, sie berühren. Doch der Körper versagt dir seinen Dienst. Der Duft ihres Parfums weckt schöne Erinnerungen an früher.

„Ja, wie schon besprochen. Kein EEG zeigte, dass er noch Bewusstsein hat, damit spürt er eigentlich nichts. Er ist praktisch tot und wir brauchen das Bett für einen neuen Patienten, dem wir vielleicht helfen können.“

Lautlos rufst du ihren Namen.
Kaum spürst du, wie dir eine Hand über deinen Kopf streicht. Zu kurz, bleib und sprich mit mir. Erzähl mir von den Kindern. Vielleicht noch einen Kuss, einen Letzten. Verzweifelt willst du ihre Hand ergreifen. Die Schritte ihrer Stöckelschuhen entfernen sich, klingen in dir nach.

„So, Schwester! Stellen Sie die Beatmungsmaschine ab.“

Hände zerren an dir. Du bekommst keine Luft mehr, das Herz beginnt zu rasen. Du stirbst wohl.


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gold
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Beitrag06.09.2015 14:45

von gold
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EWJoe hat Folgendes geschrieben:
Veggie

Mit rasendem Herz erwachst du aus einem Alptraum. Unerträglich real fühlte sich die Folter an. Schläge, Waterboarding, Elektroschocks, Injektionen. Erleichtert willst du tief Luft holen. Es geht nicht. Gleichmäßiges Pfauchen dringt in dein Bewusstsein. Dein Brustkorb hebt und senkt sich in diesem Rhythmus in welchem? vielleicht besser in diesem Rhythmus streichen?. Wo bist du überhaupt?

Du versuchst die Augen zu öffnen, sie gehorchen dir nicht. Der Verdacht, der Traum wäre wirklich, nimmt dich gefangen. Was waren das bloß für brutale Verhöre, deren Inhalte unklar bleiben. Dennoch beginnst du an ihre Realität zu glauben.

Verzweifelt m.E. redundant Du möchtest schreien und wild um dich schlagen, doch du bewirkst keinen Laut und keine Bewegung. Ist es ein Serum, das dich lähmt?

Ohnmächtig weinst du, ohne Tränen. wie hat man sich das vorzustellen? Vielleicht besser]. : du fühlst dich ohnmächtigDiese intensiven, brennenden Schmerzen am Rücken   stammen vermutlich von den heftigen Schlägen während der Befragungen. Nur, was will wer wissen?

Möglicherweise halten dich die Folterknechte mit Drogen im Körper gefangen. Ungehört verhallen deine Fragen nach dem Warum in der Isolation deiner Gedanken. Vielleicht blockieren noch Barbiturate dein Gedächtnis?

Keine Stimme spricht zu dir. Einzig dieses gleichmäßige Geräusch, deinen Brustkorb hebend und senkend, dringt zu dir herein. Beatmen sie dich? Welch ein Teufel könnte so etwas erdacht haben?

Du wirst müde und bald in den Schlaf sinken. Das Grauen weicht der Ruhe. Wäre sie nur ewig.

Die Hoffnung, dass du in einer anderen Realität erwachst, erfüllt sich nicht. Einzig dein Puls und das Pfauchen begleiten dich stundenlang. Du verzweifelst. Man hat dich wohl vergessen.

Angestrengt erforscht du das dein Gedächtnis. Das Gesicht einer Frau taucht auf, einer hübschen Frau, mit weichen vielversprechenden Lippen, die dir ein bezauberndes Lächeln schenkt. Das ist deine Gattin. Kinder, ein Haus mit Garten, einen schicken Sportwagen nennst du auch dein Eigen. Du hattest ein gutes Leben. Eine Party, anlässlich deiner Beförderung zum Vorstandsdirektor, im Hochgefühl des Erfolges, blendet sich ein.

Vergeblich suchst du weiter du stellst bereits weiter oben die Frage nach dem Warum nach den Gründen deiner Folter. Alles Rückblicken endet bei diesem Fest. Du bist ratlos.

Andere Geräusche erregen deine Aufmerksamkeit. Eine Türklinke wird gedrückt, eine Tür geöffnet. Schritte. Jemand bewegt sich auf dich zu. Du fühlst ein Aufgerichtet-werden.



„Karla, hilf mir bitte. Der Veggie auf 34 hat sich wundgelegen.“ Diese gellende Frauenstimme erschreckt dich. Wieder Schritte.

Karlas ? muss hier nicht Gerda stehen?rauchige Stimme erinnert an deine Putzfrau. Wie oft hatte sie deine Zigaretten geraucht und deinen Whiskey getrunken.
„Gerda, du bist zwar neu, aber merk dir gleich, dass du solche Ausdrücke nicht verwenden sollst, auch wenn er permanent vegetativ eingestuft ist. Wenn dich der Professor hört! Ich habe dir doch schon gezeigt, was zu machen ist, dass Wundliegen nicht passiert..“dass  du das Wundliegen vermeidest oder dass es nicht zum Wundliegen kommt
„Bei den vielen Patienten kann ich nicht alle paar Stunden vorbeikommen. Ich verstehe nicht, dass man bei solchen armen Schweinen nicht schon längst den Stecker gezogen hat. Wie lange liegt der schon da?“

„Seit gut sechs Monaten. Ein Schlaganfall und er rührt sich nicht mehr.

Wundliegen darf einfach nicht passieren.“ Warum wiederholt sie das?
Du bist also Intensivpatient, ein Veggie. Das ist schlimmer als das Folterszenario. Du hast doch eine Patientenverfügung. Wieso dürfen sie dich weiter quälen? Der brennende Schmerz am Rücken begleitet die Behandlung, doch er ist das kleinere Übel.

Gerda bricht das Schweigen. „Wer war er?“ vielleicht besser: weißt du was über sein früheres Leben?
„Er war ein hohes Tier bei einer Großbank. Franka, meine Schwester putzte bei ihm. Er war kein Pfennigfuchser, ganz anders als seine Frau.
Just auf seiner Feier, anlässlich der Ernennung zum Vorstandsdirektor, hat es ihn erwischt. Erst nachdem seine Frau ein ganzes Jahresgehalt kassiert hatte, ist die Patientenverfügung aufgetaucht. Alles wegen irgend so einer Klausel in seinem Arbeitsvertrag.
Seit kurzem ist sie angeblich wieder mit einem Banker zusammen. Jetzt beantragte sie die Abschaltung. Das Gericht muss nun entscheiden.“

Du bist wohl endgültig abgeschrieben. Ausgepresst, nur noch ein fauler Kredit.

Wochen vergehen. Du meinst deine Lage ist schlimmer als lebendig begraben zu sein, kein Ende in Sicht. Sogar die Folter würdest du vorziehen, wenigstens wieder sehen und ein wenig dich bewegen können. Oder sterben. Ja, endlich Frieden finden.

Keine Besuche. Deiner Frau hast du längst verziehen, wie sollte sie auch mit Dir kommunizieren? Schön wäre es wenigstens die Kinder nochmals zu hören, Vorschlag: aber vielleicht ist es doch besser für sie, dass ich so, wie ich bin..., dass ihnen mein Anblick erspart bleibt.
 Gelegentliche Schritte im Raum sind die einzige Abwechslung, vielleicht einmal eine Stimme. Pflegende Hände hantieren an dir, entfernen Schleim, an dem du zu ersticken drohtest, waschen dich, wechseln die Windeln oder wickeln dich, wenn du seine Bedürftigkeit mit der eines Säuglings gleichsetzen willst setzen eine Nährsonde in deinen Magen. Er füllt sich. Sonst nur das monotone Einerlei deines Herzschlages und der Beatmungsmaschine. Gelegentlich dringen Geräusche von der Straße zu dir durch. Du zählst die Fahrzeuge, gierst nach Abwechslung. Eine Fliege, die im Raum summt, wird zur Sensation. vielleicht zeigen, wie sie das macht
Eines Tages wecken dich Stimmen.

„Herr Professor, heute ist der Tag. Er spürt bestimmt nichts mehr?“ Die Stimme deiner Frau! Du willst sie sehen, mit ihr sprechen, sie berühren. Doch der Körper versagt dir seinen Dienst. Der Duft ihres Parfums weckt so würde ich hinzunehmen, da es m.E. ausdrückt, dass er sich danach sehnt schöne Erinnerungen an früher]m.E. redundant

„Ja, wie schon besprochen. Kein EEG zeigte, dass er noch Bewusstsein hat, damit spürt er eigentlich nichts. Er ist praktisch tot und wir brauchen das Bett für einen neuen Patienten, dem wir vielleicht helfen können.“

Lautlos rufst du ihren Namen.
Kaum spürst du, wie dir eine Hand über deinen Kopf streicht. Zu kurz, bleib und sprich mit mir. Erzähl mir von den Kindern. Vielleicht noch einen Kuss, einen Letzten. Verzweifelt willst du ihre Hand ergreifen. Die Schritte ihrer Stöckelschuhen entfernen sich, klingen in dir nach.

„So, Schwester! Stellen Sie die Beatmungsmaschine ab.“

Hände zerren an dir. Du bekommst keine Luft mehr, das Herz beginnt zu rasen. Du stirbst wohl.



Servus Joe,

jetzt hab´ ich mal kurz ´rumgestiftelt. Hoffe, Du kannst etwas damit anfangen.
Deine jetzige Version gefällt mir. Und sie hat mich berührt und traurig gemacht.

Gut gelungen. Wink

Liebe Grüße
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Beitrag06.09.2015 14:54
Pfauchen?
von Christof Lais Sperl
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Oder Fauchen? Ich glaube Fauchen wäre besser. LG cls

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Beitrag06.09.2015 15:00
Das Beklemmende...
von Christof Lais Sperl
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...kommt hier sehr gut herüber. Stell dir vor, das Locked In Syndrom. Oder die komplette Lähmung. Edgar Allan Poe hat mal was gruseliger über einen lebendig Begrabenen geschrieben. Joe, es täte der Sache sehr gut,wenn der Text mit Fetzen anfinge. Das langsame, quälende Sich-Herausschälen aus dem Bewusstlosen. Die furchtbare Erkenntnis. Das kannst du genüsslich breitziehen! Dann hättest du den Horror komplett. LG cls

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Beitrag07.09.2015 11:27

von rieka
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Hallo EWJoe,
mein Kommentar kommt erst heute, weil mir mein am Samstag aufgeschriebener Text in irgendeiner Weite meines PCs verschwunden ist. Vermutlich habe ich ihn mit etwas anderem gelöscht. Aber hier ist er neu, ich habe es noch mal versucht.

Es ist dir gelungen, wie in der ersten Version, wieder das gehetzte Grauen wirken zu lassen, meiner Wahrnehmung nach intensiver als in der vorigen Version.
Dieses Einsprengsel,
Zitat:
Du wirst müde und bald in den Schlaf sinken. Das Grauen weicht langsam der Ruhe. Wäre sie nur ewig.  
der aufsteigende Wunsch sich fallen zu lassen, der das Ende vorbereitet, gefällt mir.

Der Text beschäftigt mich mit weiteren Fragen. Vielleicht, weil ich nicht möchte, dass es wirklich so sein könnte, wie du schreibst.
Wohl auch, weil ich bei Einigem denke, so kann es nicht sein. So KLAR im Denken und Fühlen z.B. kann ein Veggie nicht sein. Aber du musst es so schreiben, um daraus überhaupt eine Geschichte machen zu können.
Trotz meiner Fragen finde ich die Geschichte gelungen. Weil sie mitreißend in eine solche Möglichkeit, ausgeliefert wahrnehmen zu können, hineinzieht.
Es hat nicht so sehr das spektakuläre Gruseln, sondern mehr eine schleichende Unheimlichkeit. Oder wie du selbst schreibst, ein Grauen.
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Beitrag07.09.2015 18:26

von EWJoe
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Servus gold,

Vielen Dank, ich versuche mal auf Deine Ausführungen eine Antwort zu finden.

gold hat Folgendes geschrieben:

Dein Brustkorb hebt und senkt sich in diesem Rhythmus in welchem? vielleicht besser in diesem Rhythmus streichen?. Wo bist du überhaupt?

Das mit dem Streichen verstehe ich nicht ganz. Aber vielleicht kann ich Dir das verständlich machen: Wenn Du mal am Abend liegst und ganz konzentriert Deinen Brustkorb und dessen Bewegung fühlst, dann kannst Du das Heben und Senken spüren. Z.B. bei gewissen Meditationstechniken ist das Beobachten des Hebens und Senkens ein wichtiges Mittel der Konzentration.

Der Rhythmus bezieht sich auf das Pf---Pf---Pf---, der Beatmungsmaschine. (Mit ein Grund warum ich lieber Pfauchen schreibe, als Fauchen).

gold hat Folgendes geschrieben:

Verzweifelt m.E. redundant Du möchtest schreien und wild um dich schlagen, doch du bewirkst keinen Laut und keine Bewegung. Ist es ein Serum, das dich lähmt?

Mit dem Verzweifelt hast Du auch recht. Hatte Constantine schon beanstandet.


gold hat Folgendes geschrieben:

Ohnmächtig weinst du, ohne Tränen. wie hat man sich das vorzustellen? Vielleicht besser]. : du fühlst dich ohnmächtig

Hast Du noch nie einen Traum gehabt, wo Du geweint hast, ohne dass sich eine Träne gelöst hätte? Ich hatte einmal einen furchtbaren Alptraum ...


gold hat Folgendes geschrieben:

Angestrengt erforscht du das dein Gedächtnis. Das Gesicht einer Frau taucht auf, einer hübschen Frau, mit weichen vielversprechenden Lippen, die dir ein bezauberndes Lächeln schenkt. Das ist deine Gattin. Kinder, ein Haus mit Garten, einen schicken Sportwagen nennst du auch dein Eigen. Du hattest ein gutes Leben. Eine Party, anlässlich deiner Beförderung zum Vorstandsdirektor, im Hochgefühl des Erfolges, blendet sich ein.

Prinzipiell hast Du wieder Recht. dein wäre, weil es persönlicher ist, besser, aber jetzt habe ich in diesem kurzen Abschnitt schon zweimal dein bzw. deiner stehen, daher habe ich das gewählt.

gold hat Folgendes geschrieben:

Vergeblich suchst du weiter du stellst bereits weiter oben die Frage nach dem Warum nach den Gründen deiner Folter. Alles Rückblicken endet bei diesem Fest. Du bist ratlos.


Hier war mir die Information wichtig, dass seine Erinnerungen bei besagter Party enden. Das ist später von Bedeutung, wo sich die Erkenntnis breitmacht, dass sein Alptraum nicht real ist und es einen Grund gibt, warum bei diesem Punkt seine Erinnerungen aufhören.




gold hat Folgendes geschrieben:

„Karla, hilf mir bitte. Der Veggie auf 34 hat sich wundgelegen.“ Diese gellende Frauenstimme erschreckt dich. Wieder Schritte.

Karlas ? muss hier nicht Gerda stehen?rauchige Stimme erinnert an deine Putzfrau. Wie oft hatte sie deine Zigaretten geraucht und deinen Whiskey getrunken.

Hier habe ich tatsächlich Karla gemeint, die auf Gerdas Hilferuf geantwortet hat. Das habe ich hier vorweggenommen, das ist aber in der Tat störend, da es zu einem Abbruch des glatten Leseflusses führt. Das muss ich vertauschen.


gold hat Folgendes geschrieben:

„Gerda, du bist zwar neu, aber merk dir gleich, dass du solche Ausdrücke nicht verwenden sollst, auch wenn er permanent vegetativ eingestuft ist. Wenn dich der Professor hört! Ich habe dir doch schon gezeigt, was zu machen ist, dass Wundliegen nicht passiert..“dass  du das Wundliegen vermeidest oder dass es nicht zum Wundliegen kommt

Gut. Sehe ich aber nur als gleichwertig an. Aber vielleicht ist Dein letzter Vorschlag hier passender. Mal sehen.



gold hat Folgendes geschrieben:

Wundliegen darf einfach nicht passieren.“ Warum wiederholt sie das?

Ok. Zwar:Bei einem schweren Fehler wiederholt die Verantwortliche die Anweisung, aber in dem Fall kann man ruhig darauf verzichten.

gold hat Folgendes geschrieben:

Gerda bricht das Schweigen. „Wer war er?“ vielleicht besser: weißt du was über sein früheres Leben?

Hier habe ich eine knappe Formulierung gewählt. Das wer war er ist viel härter, als Dein Vorschlag, da die Sprechende damit den Prota für tot erklärt und um dieses Horrormoment ging es mir auch.


gold hat Folgendes geschrieben:

Keine Besuche. Deiner Frau hast du längst verziehen, wie sollte sie auch mit Dir kommunizieren? Schön wäre es wenigstens die Kinder nochmals zu hören, Vorschlag: aber vielleicht ist es doch besser für sie, dass ich so, wie ich bin..., dass ihnen mein Anblick erspart bleibt.

Das mit dem Anblick ist besser.


gold hat Folgendes geschrieben:

 Gelegentliche Schritte im Raum sind die einzige Abwechslung, vielleicht einmal eine Stimme. Pflegende Hände hantieren an dir, entfernen Schleim, an dem du zu ersticken drohtest, waschen dich, wechseln die Windeln oder wickeln dich, wenn du seine Bedürftigkeit mit der eines Säuglings gleichsetzen willst setzen eine Nährsonde in deinen Magen.

Das mit den Windeln ist ein sehr guter Hinweis.

gold hat Folgendes geschrieben:

Gelegentlich dringen Geräusche von der Straße zu dir durch. Du zählst die Fahrzeuge, gierst nach Abwechslung. Eine Fliege, die im Raum summt, wird zur Sensation. vielleicht zeigen, wie sie das macht

Ich wollte das eigentlich nur als Nebensächlichkeit rasch abhandeln, aber an dieser Stelle darf das Tempo langsamer werden, um so die empfundene Langeweile neben das Grauen treten zu lassen. Mal sehen, wie ich das ausweite.



gold hat Folgendes geschrieben:

„Herr Professor, heute ist der Tag. Er spürt bestimmt nichts mehr?“ Die Stimme deiner Frau! Du willst sie sehen, mit ihr sprechen, sie berühren. Doch der Körper versagt dir seinen Dienst. Der Duft ihres Parfums weckt so würde ich hinzunehmen, da es m.E. ausdrückt, dass er sich danach sehnt schöne Erinnerungen an früher]m.E. redundant

Ja, da gebe ich Dir wieder Recht.




gold hat Folgendes geschrieben:

Servus Joe,

jetzt hab´ ich mal kurz ´rumgestiftelt. Hoffe, Du kannst etwas damit anfangen.
Deine jetzige Version gefällt mir. Und sie hat mich berührt und traurig gemacht.

Gut gelungen. Wink

Vielen Dank für Dein Rumstifteln. Da waren wieder eine Menge guter Anregungen dabei. Vielen Dank.
Besonders freut mich, dass Dir der Text jetzt besser gefällt und er bei Dir eine Wirkung entfalten konnte.


Liebe Grüße
Joe


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Beitrag07.09.2015 19:05
Re: Das Beklemmende...
von EWJoe
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Servus CLS,


Christof Lais Sperl hat Folgendes geschrieben:
...kommt hier sehr gut herüber. Stell dir vor, das Locked In Syndrom. Oder die komplette Lähmung. Edgar Allan Poe hat mal was gruseliger über einen lebendig Begrabenen geschrieben. Joe, es täte der Sache sehr gut,wenn der Text mit Fetzen anfinge. Das langsame, quälende Sich-Herausschälen aus dem Bewusstlosen. Die furchtbare Erkenntnis. Das kannst du genüsslich breitziehen! Dann hättest du den Horror komplett. LG cls


Der Text handelt über einen Fall schweren Locked In Syndroms. Es ist schlimmer als lebendig begraben zu sein, da es sich in die Länge zieht. Beim Lebendig-begraben sein erstickt man irgendwann, sei es dass man wirklich unter die Erde gebracht wurde, oder man unter eine Lawine gekommen ist. Der lebendig Begrabene realisiert seine Situation, während mein Prota sich zunächst noch keinen Reim machen kann. Der Alptraum aus dem er erwacht ist, ist der Strohhalm (leider der falsche) an dem er sich festhält. Erst später realisiert er, dass seine Realität der noch viel schlimmere Alptraum ist, also er seine Situation schlimmer als Folter empfindet.
Das Fetzen habe ich versucht am Anfang stattfinden zu lassen, die Verzweiflung, nehme ich an, meinst Du damit.
Das langsame, quälende Sich-Herausschälen aus dem Bewusstlosen lässt sich, für die versteckte Ich-Perspektive (was der hier gewählte Du-Erzähler eigentlich ist), nicht realisieren, da wir Menschen uns nur mit Bewusstseinsinhalten willentlich auseinandersetzen können.

Klar, Edgar Allen Poe, ein Meister des Horrors, hat das Leiden des Bedauernswerten ziemlich in die Länge gezogen, obwohl der Sauerstoff kaum länger als eine halbe Stunde reichen dürfte. Hier aber, da hast Du Recht, hat der Prota viel, viel mehr Zeit, da wäre das genüssliche Breitziehen denkbar, aber dann ist es mMn keine Kurzgeschichte mehr.


Zitat:
Oder Fauchen? Ich glaube Fauchen wäre besser.


Das Pf---Pf---Pf--- Geräusch der Beatmungsmaschine war der Grund, warum ich hier lieber Pfauchen statt Fauchen verwende. Ist lautmalerischer.


Vielen Dank für Deine Anregungen, ich weiß nur nicht, ob ich sie umsetzen kann.

LG Joe


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Beitrag07.09.2015 19:18

von EWJoe
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Servus rieka,

rieka hat Folgendes geschrieben:
Hallo EWJoe,
mein Kommentar kommt erst heute, weil mir mein am Samstag aufgeschriebener Text in irgendeiner Weite meines PCs verschwunden ist. Vermutlich habe ich ihn mit etwas anderem gelöscht. Aber hier ist er neu, ich habe es noch mal versucht.

Hoffe, dass kein Virus da aktiv war. Aber ich habe leider auch schon manche Daten durch den Joe-Hudel-Virus verloren.
Es ist dir gelungen, wie in der ersten Version, wieder das gehetzte Grauen wirken zu lassen, meiner Wahrnehmung nach intensiver als in der vorigen Version.
Dieses Einsprengsel,
Zitat:
Du wirst müde und bald in den Schlaf sinken. Das Grauen weicht langsam der Ruhe. Wäre sie nur ewig.  
der aufsteigende Wunsch sich fallen zu lassen, der das Ende vorbereitet, gefällt mir.

Das freut mich sehr.

Der Text beschäftigt mich mit weiteren Fragen. Vielleicht, weil ich nicht möchte, dass es wirklich so sein könnte, wie du schreibst.
War der Grund des Du-Erzählers, der eigentlich ein Ich-Erzähler ist. So lässt sich das Unfassbare doch betrachten.

Wohl auch, weil ich bei Einigem denke, so kann es nicht sein. So KLAR im Denken und Fühlen z.B. kann ein Veggie nicht sein. Aber du musst es so schreiben, um daraus überhaupt eine Geschichte machen zu können.
Der Veggie ist zum Zeitpunkt, wo das Erzählen beginnt, längst kein vegetativ Eingestufter mehr. Leider realisiert das niemand. Solche Rückkehrer sind tatsächlich bekannt geworden - die moderne Hirnforschung macht's möglich.
Trotz meiner Fragen finde ich die Geschichte gelungen. Weil sie mitreißend in eine solche Möglichkeit, ausgeliefert wahrnehmen zu können, hineinzieht.
Es hat nicht so sehr das spektakuläre Gruseln, sondern mehr eine schleichende Unheimlichkeit. Oder wie du selbst schreibst, ein Grauen.



Vielen Dank für Deine Gedanken. Sie spiegeln ein tolles Sich-hinein-fühlen-können wider.

LG Joe


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Beitrag26.09.2015 12:28

von EWJoe
Antworten mit Zitat

Ich muss noch meine letzten Korrekturen nachtragen, die gold zurecht angemahnt hatte.




Veggie

Mit rasendem Herz erwachst du aus einem Alptraum. Unerträglich real fühlte sich die Folter an. Schläge, Waterboarding, Elektroschocks, Injektionen. Erleichtert willst du tief Luft holen. Es geht nicht. Gleichmäßiges Pfauchen dringt in dein Bewusstsein. Dein Brustkorb hebt und senkt sich in diesem Rhythmus. Wo bist du überhaupt?

Du versuchst die Augen zu öffnen, sie gehorchen dir nicht. Der Verdacht, der Traum wäre wirklich, nimmt dich gefangen. Was waren das bloß für brutale Verhöre, deren Inhalte unklar bleiben. Dennoch beginnst du an ihre Realität zu glauben.

Du möchtest schreien und wild um dich schlagen, doch du bewirkst keinen Laut und keine Bewegung. Ist es ein Serum, das dich lähmt?

Ohnmächtig weinst du, ohne Tränen. Diese intensiven, brennenden Schmerzen am Rücken   stammen vermutlich von den heftigen Schlägen während der Befragungen. Nur, was will wer wissen?

Möglicherweise halten dich die Folterknechte mit Drogen im Körper gefangen. Ungehört verhallen deine Fragen nach dem Warum in der Isolation deiner Gedanken. Vielleicht blockieren noch Barbiturate dein Gedächtnis?

Keine Stimme spricht zu dir. Einzig dieses gleichmäßige Geräusch, deinen Brustkorb hebend und senkend, dringt zu dir herein. Beatmen sie dich? Welch ein Teufel könnte so etwas erdacht haben?

Du wirst müde und bald in den Schlaf sinken. Das Grauen weicht der Ruhe. Wäre sie nur ewig.

Die Hoffnung, dass du in einer anderen Realität erwachst, erfüllt sich nicht. Einzig dein Puls und das Pfauchen begleiten dich stundenlang. Du verzweifelst. Man hat dich wohl vergessen.

Angestrengt erforscht du das Gedächtnis. Das Gesicht einer Frau taucht auf, einer hübschen Frau, mit weichen vielversprechenden Lippen, die dir ein bezauberndes Lächeln schenkt. Das ist deine Gattin. Kinder, ein Haus mit Garten, einen schicken Sportwagen nennst du auch dein Eigen. Du hattest ein gutes Leben. Eine Party, anlässlich deiner Beförderung zum Vorstandsdirektor, im Hochgefühl des Erfolges, blendet sich ein.

Vergeblich suchst du nach den Gründen deiner Folter. Alles Rückblicken endet bei diesem Fest. Du bist ratlos.

Andere Geräusche erregen deine Aufmerksamkeit. Eine Türklinke wird gedrückt, eine Tür geöffnet. Schritte. Jemand bewegt sich auf dich zu. Du fühlst ein Aufgerichtet-werden.



„Karla, hilf mir bitte. Der Veggie auf 34 hat sich wundgelegen.“ Diese gellende Frauenstimme erschreckt dich. Wieder Schritte.

„Gerda, du bist zwar neu, aber merk dir gleich, dass du solche Ausdrücke nicht verwenden sollst, auch wenn er permanent vegetativ eingestuft ist. Wenn dich der Professor hört! Ich habe dir doch schon gezeigt, was zu machen ist, dass es nicht zum Wundliegen kommt.“

Karlas rauchige Stimme erinnert an deine Putzfrau. Wie oft hatte sie deine Zigaretten geraucht und deinen Whiskey getrunken.


„Bei den vielen Patienten kann ich nicht alle paar Stunden vorbeikommen. Ich verstehe nicht, dass man bei solchen armen Schweinen nicht schon längst den Stecker gezogen hat. Wie lange liegt der schon da?“

„Seit gut sechs Monaten. Ein Schlaganfall und er rührt sich nicht mehr.“

Du bist also Intensivpatient, ein Veggie. Das ist schlimmer als das Folterszenario. Du hast doch eine Patientenverfügung. Wieso dürfen sie dich weiter-quälen? Der brennende Schmerz am Rücken begleitet die Behandlung, doch er ist das kleinere Übel.

Gerda bricht das Schweigen. „Wer war er?“

„Er war ein hohes Tier bei einer Großbank. Franka, meine Schwester putzte bei ihm. Er war kein Pfennigfuchser, ganz anders als seine Frau.
Just auf seiner Feier, anlässlich der Ernennung zum Vorstandsdirektor, hat es ihn erwischt. Erst nachdem seine Frau ein ganzes Jahresgehalt kassiert hatte, ist die Patientenverfügung aufgetaucht. Alles wegen irgend so einer Klausel in seinem Arbeitsvertrag.
Seit kurzem ist sie angeblich wieder mit einem Banker zusammen. Jetzt beantragte sie die Abschaltung. Das Gericht muss nun entscheiden.“

Du bist wohl endgültig abgeschrieben. Ausgepresst, nur noch ein fauler Kredit.

Wochen vergehen. Du meinst deine Lage ist schlimmer als lebendig begraben zu sein, kein Ende in Sicht. Sogar die Folter würdest du vorziehen, wenigstens wieder sehen und ein wenig dich bewegen können. Oder sterben. Ja, endlich Frieden finden.

Keine Besuche. Deiner Frau hast du längst verziehen, wie sollte sie auch mit Dir kommunizieren? Schön wäre es wenigstens die Kinder nochmals zu hören, aber vielleicht ist es besser nicht, welche Erinnerung an dich würde ihnen bleiben?
 
Gelegentliche Schritte im Raum sind die einzige Abwechslung, vielleicht einmal eine Stimme. Pflegende Hände hantieren an dir, entfernen Schleim, an dem du zu ersticken drohtest, waschen dich, setzen eine Nährsonde in deinen Magen. Er füllt sich. An das Wechseln der Windeln hast du dich auch gewöhnt, diesen üblen Gerüchen, dieser Peinlichkeit gegenüber, bist du längst abgestumpft. Sonst nur das monotone Einerlei deines Herzschlages und der Beatmungsmaschine. Gelegentlich dringen Geräusche von der Straße zu dir durch. Du zählst die Fahrzeuge, gierst nach Abwechslung. Eine Fliege, die im Raum summt, wird zur Sensation.

Eines Tages wecken dich Stimmen.

„Herr Professor, heute ist der Tag. Er spürt bestimmt nichts mehr?“ Die Stimme deiner Frau! Du willst sie sehen, mit ihr sprechen, sie berühren. Doch der Körper versagt dir seinen Dienst. Der Duft ihres Parfums weckt so schöne Erinnerungen.

„Ja, wie schon besprochen. Kein EEG zeigte, dass er noch Bewusstsein hat, damit spürt er eigentlich nichts. Er ist praktisch tot und wir brauchen das Bett für einen neuen Patienten, dem wir vielleicht helfen können.“

Lautlos rufst du ihren Namen.
Kaum spürst du, wie dir eine Hand über deinen Kopf streicht. Zu kurz, bleib und sprich mit mir. Erzähl mir von den Kindern. Vielleicht noch einen Kuss, einen Letzten. Verzweifelt willst du ihre Hand ergreifen. Die Schritte ihrer Stöckelschuhen entfernen sich, klingen in dir nach.

„So, Schwester! Stellen Sie die Beatmungsmaschine ab.“

Hände zerren an dir. Du bekommst keine Luft mehr, das Herz beginnt zu rasen. Du stirbst wohl.


_________________
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Jack Burns
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Beitrag26.09.2015 18:11

von Jack Burns
Antworten mit Zitat

Hallo EWJoe
ich habe nach längerer Zeit jetzt die neueste Version gelesen.
Also, es ist sprachlich, rhythmisch sehr schön. Rund, sagt man wohl.
Allerdings befürchte ich, Du hast Dich von den fleißigen Kommentatoren, mich eingeschlossen, etwas zu sehr beeinflussen lassen.
Die Urversion war teilweise schwer verständlich. Jetzt scheint es mir oft manchmal als ob Du die Situation überdeutlich erklärst.

Zitat:
Veggie

Mit rasendem Herz erwachst du aus einem Alptraum. Unerträglich real fühlte sich die Folter an. Schläge, Waterboarding, Elektroschocks, Injektionen. Erleichtert willst du tief Luft holen. Es geht nicht. Gleichmäßiges Pfauchen dringt in dein Bewusstsein. Dein Brustkorb hebt und senkt sich in diesem Rhythmus. Wo bist du überhaupt? Hier weiß ich bereits, dass er beatmet wird, also wahrscheinlich im Krankenhaus liegt.

Du versuchst die Augen zu öffnen, sie gehorchen dir nicht. Der Verdacht, der Traum wäre wirklich, nimmt dich gefangen. Was waren das bloß für brutale Verhöre, deren Inhalte unklar bleiben. ?Dennoch beginnst du an ihre Realität zu glauben.
Da sagst Du eigentlich das Gleiche, verknüpfst es aber indirekt mit "dennoch"

Du möchtest schreien und wild um dich schlagen, doch du bewirkst keinen Laut und keine Bewegung. Ist es ein Serum, das dich lähmt?

Ohnmächtig weinst du, ohne Tränen. Diese intensiven, brennenden Schmerzen am Rücken stammen vermutlich von den heftigen Schlägen während der Befragungen. Nur, was will wer wissen?

Möglicherweise halten dich die Folterknechte mit Drogen im Körper gefangen. Ungehört verhallen deine Fragen nach dem Warum in der Isolation deiner Gedanken. Vielleicht blockieren noch Barbiturate dein Gedächtnis? Es wurde schon ein Serum erwähnt, deshalb wird es mir zu viel.

Keine Stimme spricht zu dir. Einzig dieses gleichmäßige Geräusch, deinen Brustkorb hebend und senkend, dringt zu dir herein. Beatmen sie dich?  Das ist dem Leser sicher schon klar. Deshalb wirkt es auf mich aufdringlich.
Welch ein Teufel könnte so etwas erdacht haben?
Du wirst müde und bald in den Schlaf sinken. Das Grauen weicht der Ruhe. Wäre sie nur ewig.

Die Hoffnung, dass du in einer anderen Realität erwachst, erfüllt sich nicht. Einzig dein Puls und das Pfauchen begleiten dich stundenlang. Du verzweifelst. Man hat dich wohl vergessen.

Angestrengt erforscht du das Gedächtnis. Das Gesicht einer Frau taucht auf, einer hübschen Frau, mit weichen vielversprechenden Lippen, die dir ein bezauberndes Lächeln schenkt. Das ist deine Gattin. Kinder, ein Haus mit Garten, einen schicken Sportwagen nennst du auch dein Eigen. Du hattest ein gutes Leben. Eine Party, anlässlich deiner Beförderung zum Vorstandsdirektor, im Hochgefühl des Erfolges, blendet sich ein.

Vergeblich suchst du nach den Gründen deiner Folter. Alles Rückblicken endet bei diesem Fest. Du bist ratlos.

Andere Geräusche erregen deine Aufmerksamkeit. Eine Türklinke wird gedrückt, eine Tür geöffnet. Schritte. Jemand bewegt sich auf dich zu. Du fühlst ein Aufgerichtet-werden.



„Karla, hilf mir bitte. Der Veggie auf 34 hat sich wundgelegen.“ Diese gellende Frauenstimme erschreckt dich. Wieder Schritte.

„Gerda, du bist zwar neu, aber merk dir gleich, dass du solche Ausdrücke nicht verwenden sollst, auch wenn er permanent vegetativ eingestuft ist. Wenn dich der Professor hört! Ich habe dir doch schon gezeigt, was zu machen ist, dass es nicht zum Wundliegen kommt.“

Karlas rauchige Stimme erinnert an deine Putzfrau. Wie oft hatte sie deine Zigaretten geraucht und deinen Whiskey getrunken.


„Bei den vielen Patienten kann ich nicht alle paar Stunden vorbeikommen. Ich verstehe nicht, dass man bei solchen armen Schweinen nicht schon längst den Stecker gezogen hat. Wie lange liegt der schon da?“

„Seit gut sechs Monaten. Ein Schlaganfall und er rührt sich nicht mehr.“

Du bist also Intensivpatient, ein Veggie. Das ist schlimmer als das Folterszenario. Du hast doch eine Patientenverfügung. Wieso dürfen sie dich weiter-quälen? Der brennende Schmerz am Rücken begleitet die Behandlung, doch er ist das kleinere Übel. Eine wichtige Stelle, hier wird klar, dass die Folter des Traumes, eigentlich der Alltag in der Realität ist. Das wird mir zu platt vermittelt. Über das "Quälen" kann man die Verbindung andeuten, ohne es direkt zu erklären. Aber jetzt fummele ich schon zu tief in Deinem Stil herum.

Gerda bricht das Schweigen. „Wer war er?“

„Er war ein hohes Tier bei einer Großbank. Franka, meine Schwester putzte bei ihm. Er war kein Pfennigfuchser, ganz anders als seine Frau.
Just auf seiner Feier, anlässlich der Ernennung zum Vorstandsdirektor, hat es ihn erwischt. Erst nachdem seine Frau ein ganzes Jahresgehalt kassiert hatte, ist die Patientenverfügung aufgetaucht. Alles wegen irgend so einer Klausel in seinem Arbeitsvertrag.
Seit kurzem ist sie angeblich wieder mit einem Banker zusammen. Jetzt beantragte sie die Abschaltung. Das Gericht muss nun entscheiden.“

Du bist wohl endgültig abgeschrieben. Ausgepresst, nur noch ein fauler Kredit. Gefällt!
Wochen vergehen. Du meinst deine Lage ist schlimmer als lebendig begraben zu sein, kein Ende in Sicht. Sogar die Folter würdest du vorziehen, wenigstens wieder sehen und ein wenig dich bewegen können. Oder sterben. Ja, endlich Frieden finden.

Keine Besuche. Deiner Frau hast du längst verziehen, wie sollte sie auch mit Dir kommunizieren? Schön wäre es wenigstens die Kinder nochmals zu hören, aber vielleicht ist es besser nicht, unschöner Ausdruck welche Erinnerung an dich würde ihnen bleiben?

Gelegentliche Schritte im Raum sind die einzige Abwechslung, vielleicht einmal eine Stimme. Pflegende Hände hantieren an dir, entfernen Schleim, an dem du zu ersticken drohtest, waschen dich, setzen eine Nährsonde in deinen Magen. Er füllt sich. An das Wechseln der Windeln hast du dich auch gewöhnt, diesen üblen Gerüchen, dieser Peinlichkeit gegenüber, bist du längst abgestumpft. Sonst nur das monotone Einerlei deines Herzschlages und der Beatmungsmaschine. Gelegentlich dringen Geräusche von der Straße zu dir durch. Du zählst die Fahrzeuge, gierst nach Abwechslung. Eine Fliege, die im Raum summt, wird zur Sensation.

Eines Tages wecken dich Stimmen.

„Herr Professor, heute ist der Tag. Er spürt bestimmt nichts mehr?“ Die Stimme deiner Frau! Du willst sie sehen, mit ihr sprechen, sie berühren. Doch der Körper versagt dir seinen Dienst. Der Duft ihres Parfums weckt so schöne Erinnerungen.

„Ja, wie schon besprochen. Kein EEG zeigte, dass er noch Bewusstsein hat, damit spürt er eigentlich nichts. Er ist praktisch tot und wir brauchen das Bett für einen neuen Patienten, dem wir vielleicht helfen können.“

Lautlos rufst du ihren Namen.
Kaum spürst du, wie dir eine Hand über deinen Kopf streicht. Zu kurz, bleib und sprich mit mir. Erzähl mir von den Kindern. Vielleicht noch einen Kuss, einen Letzten. Verzweifelt willst du ihre Hand ergreifen. Die Schritte ihrer Stöckelschuhen Das passt nicht. Entweder "ihre Schritte" oder das Geräusch xy der Schuhe entfernt sich entfernen sich, klingen in dir nach.

„So, Schwester! Stellen Sie die Beatmungsmaschine ab.“

Hände zerren an dir. Du bekommst keine Luft mehr, das Herz beginnt zu rasen. Du stirbst wohl. Das letzte Wort ... lass es weg!


Also, ich habe (ohne Kommentar) markiert, wo es mir zu einfach gemacht wird. Das bedeutet jetzt nicht, dass jede dieser Stellen gestrichen werden müsste. Nur die Häufung fällt mir auf. Vielleicht kannst Du einiges nachvollziehen. Generell hat der Text sich ziemlich gut entwickelt im Laufe der Bearbeitung.

Grüße
Martin


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EWJoe
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E
Beitrag13.10.2015 21:51

von EWJoe
Antworten mit Zitat

Servus Martin,

leider hatte ich beruflich sehr viel am Hut, sodass ich erst jetzt antworten kann.
Vielen Dank für Deine ausführliche Antwort. In vielen Punkten triffst Du ja auch ins Schwarze.

Jack Burns hat Folgendes geschrieben:

ich habe nach längerer Zeit jetzt die neueste Version gelesen.
Also, es ist sprachlich, rhythmisch sehr schön. Rund, sagt man wohl.
Allerdings befürchte ich, Du hast Dich von den fleißigen Kommentatoren, mich eingeschlossen, etwas zu sehr beeinflussen lassen.
Die Urversion war teilweise schwer verständlich. Jetzt scheint es mir oft manchmal als ob Du die Situation überdeutlich erklärst.
Fein, dass das Ganze jetzt einen deutlich besseren Eindruck bei Dir hinterlässt.


Diese Befürchtung hegte ich wohl schon, aber der Text war Anfangs wohl wirklich viel zu unverständlich. Es ist halt immer eine Gratwanderung, wieviel man unerwähnt lassen kann, dass der Text trotzdem noch seine Wirkung entfalten kann.


Zitat:
Veggie

Mit rasendem Herz erwachst du aus einem Alptraum. Unerträglich real fühlte sich die Folter an. Schläge, Waterboarding, Elektroschocks, Injektionen. Erleichtert willst du tief Luft holen. Es geht nicht. Gleichmäßiges Pfauchen dringt in dein Bewusstsein. Dein Brustkorb hebt und senkt sich in diesem Rhythmus. Wo bist du überhaupt? Hier weiß ich bereits, dass er beatmet wird, also wahrscheinlich im Krankenhaus liegt.


Ja, diese Stelle hatte ich auch als zu früh empfunden, um die Beatmung zu enttarnen, aber ich hatte diesen Punkt der Klarheit geopfert.
Obwohl Dein Brustkorb hebt und senkt sich in diesem Rhythmus. könnte ich wohl streichen. Meine ursprüngliche Intension war es ja zunächst den Glauben an das Folterszenario aufleben zu lassen und erst langsam verdichten sich widersprüchliche Beobachtungen zur Gewissheit, dass alles noch viel schlimmer ist. Ich werde also den Textteil wieder herausstreichen.

Zitat:

Du versuchst die Augen zu öffnen, sie gehorchen dir nicht. Der Verdacht, der Traum wäre wirklich, nimmt dich gefangen. Was waren das bloß für brutale Verhöre, deren Inhalte unklar bleiben. ?Dennoch beginnst du an ihre Realität zu glauben.
Da sagst Du eigentlich das Gleiche, verknüpfst es aber indirekt mit "dennoch"


Hier an dieser Textstelle versucht sich der eben Erwachte zu orientieren und eine erste Darstellung seiner Situation zu geben. Ihm ist bewusst, dass er aus einem Alptraum erwacht ist, er ist seine einzige Orientierung im Augenblick. Er hegt zunächst nur den Verdacht, dass der Alptraum Realität sein könnte. Er erinnert sich an Verhöre in diesem Traum und so nach und nach beginnt er an seine Realität zu glauben. Das ist ein Prozess, den ich hier versucht habe knapp zu umreißen, schließlich ist der Prota gerade in dieser Phase der Getriebene, der rasch zu einer Erklärung kommen möchte. Das Dennoch bezieht sich auf die Unklarheit in der Erinnerung an die Verhöre, dennoch beginnt er an ihre Realität zu glauben ist daher mMn trotzdem passend.

Zitat:


Du möchtest schreien und wild um dich schlagen, doch du bewirkst keinen Laut und keine Bewegung. Ist es ein Serum, das dich lähmt?

Ohnmächtig weinst du, ohne Tränen. Diese intensiven, brennenden Schmerzen am Rücken stammen vermutlich von den heftigen Schlägen während der Befragungen. Nur, was will wer wissen?

Möglicherweise halten dich die Folterknechte mit Drogen im Körper gefangen. Ungehört verhallen deine Fragen nach dem Warum in der Isolation deiner Gedanken. Vielleicht blockieren noch Barbiturate dein Gedächtnis? Es wurde schon ein Serum erwähnt, deshalb wird es mir zu viel.


Die Suche nach dem Sinn oder besser der Ursache seiner Wahrnehmungen beginnt hier neue Vermutungen ins Feld zu führen. Das ist zunächst die Vermutung wegen irgendwelcher Drogen gelähmt zu sein. Da seine Erinnerungen ihn auch scheinbar im Stich lassen vermutet er weiters, dass diese oder andere Drogen (Barbiturate) seine Erinnerungen ausgelöscht haben. Das sind zwei unabhängige Ereignisse. Schließlich gibt es auch Drogen die nur eine Lähmung herbeiführen, aber das Bewusstsein intakt lassen. Dann gibt es vielleicht auch Sera, die hauptsächlich Erinnerungen blockieren, zumeist zwei paar Schuhe, sodass ich meine, dass das auch noch geht, auch wenn es vordergründig eine Sinnwiederholung scheint.

Zitat:

Keine Stimme spricht zu dir. Einzig dieses gleichmäßige Geräusch, deinen Brustkorb hebend und senkend, dringt zu dir herein. Beatmen sie dich?  Das ist dem Leser sicher schon klar. Deshalb wirkt es auf mich aufdringlich.
Welch ein Teufel könnte so etwas erdacht haben?

Da gebe ich Dir vorbehaltlos Recht. Wenn ich die erste Erwähnung des Bustkorbhebens streiche löst sich diese Wiederholung.

Zitat:


Angestrengt erforscht du das Gedächtnis. Das Gesicht einer Frau taucht auf, einer hübschen Frau, mit weichen vielversprechenden Lippen, die dir ein bezauberndes Lächeln schenkt. Das ist deine Gattin. Kinder, ein Haus mit Garten, einen schicken Sportwagen nennst du auch dein Eigen. Du hattest ein gutes Leben. Eine Party, anlässlich deiner Beförderung zum Vorstandsdirektor, im Hochgefühl des Erfolges, blendet sich ein.

Vergeblich suchst du nach den Gründen deiner Folter. Alles Rückblicken endet bei diesem Fest. Du bist ratlos.

Hier genügt es wohl mit Eine Frau, Kinder, ein Haus mit Garten, einen schicken ... den plumpen Hinweis Das ist deine Gattin. einfach einzubauen, der Text bleibt so besser im Fluss. Auch das Ratlossein kann ich weglassen, ohne dass dem Text Wesentliches verloren geht.

Zitat:


Du bist also Intensivpatient, ein Veggie. Das ist schlimmer als das Folterszenario. Du hast doch eine Patientenverfügung. Wieso dürfen sie dich weiter-quälen? Der brennende Schmerz am Rücken begleitet die Behandlung, doch er ist das kleinere Übel. Eine wichtige Stelle, hier wird klar, dass die Folter des Traumes, eigentlich der Alltag in der Realität ist. Das wird mir zu platt vermittelt. Über das "Quälen" kann man die Verbindung andeuten, ohne es direkt zu erklären. Aber jetzt fummele ich schon zu tief in Deinem Stil herum.


Diese Stelle könnte ich noch etwas ausdehnen, um den Schrecken des Protas herauszuarbeiten. Eigentlich war es nicht meine Intention das Quälen im Sinne körperlicher Schmerzen hier hervorzustreichen, sondern dieses hilflos im Körper gefangen sein mit all seinen Horrormomenten anzudeuten. Das Gequält-werden ist an dieser Stelle weniger ein physisches sondern das viel schlimmere geistige Gequält-werden, in eine Situation hingeraten zu sein, die die Vorstellung des Protas sprengte.


Die folgenden Anmerkungen sind mir klar und bedürfen einer Überarbeitung. Einzig die Letzte, an der hänge ich wohl.
Zitat:


 Du stirbst wohl. Das letzte Wort ... lass es weg!





Die erzählende Instanz ist hier ein versteckter Ich-Erzähler. Dieser Erzähler kann in diesem letzten Abschnitt nur die Vermutung hegen zu sterben und nicht die letzte Gewissheit, dass er stirbt. Die Gewissheit wäre erst im Rückblick gegeben, wenn der Prota gestorben wäre. Daher drückt das Wort wohl diese letzte Vermutung aus, die das gerade noch lebende Bewusstsein äußert. Zugegeben schrullig.

Jack Burns hat Folgendes geschrieben:

Also, ich habe (ohne Kommentar) markiert, wo es mir zu einfach gemacht wird. Das bedeutet jetzt nicht, dass jede dieser Stellen gestrichen werden müsste. Nur die Häufung fällt mir auf. Vielleicht kannst Du einiges nachvollziehen. Generell hat der Text sich ziemlich gut entwickelt im Laufe der Bearbeitung.




Vielen lieben Dank für Deine wertvollen Hinweise.

LG
Joe


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Kulissen schiebt man gerne vor die Wahrheit, verdeckt sie auch durch viel Theater. Nur Backstage offenbart sie sich.
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