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Veggie


 
 
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gold
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Beitrag03.08.2015 22:55

von gold
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in welchem Genre schreibst du, lieber Joe?
ist das Fantasy? Okay, wenn dem so ist: Dann kann der Prota reflektieren, auch wenn er schon tot ist. Laughing


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EWJoe
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Beitrag03.08.2015 23:33

von EWJoe
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Servus gold,

gold hat Folgendes geschrieben:
in welchem Genre schreibst du, lieber Joe?
ist das Fantasy? Okay, wenn dem so ist: Dann kann der Prota reflektieren, auch wenn er schon tot ist. Laughing


Gut, sagen wir ich schreibe (in diesem Abschnitt) Brain-Fantasy der letzten Sekunde. lol Da scheinen wir wohl nicht zusammen zu kommen. Macht nichts.

Wir finden sicher wieder etwas, das wir gleich sehen können.

LG Joe


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EWJoe
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Beitrag04.08.2015 01:49

von EWJoe
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Ich habe versucht eure Anmerkungen in die neue Version einfließen zu lassen. Hoffe halt nicht die Geschichte verschlimmbessert zu haben. Wenn euch was auffällt, bitte um ein Feedback. Danke.


Veggie

Erwachen. Es war nur ein Alptraum, dein Herz rast noch. So real fühlten sich die Folterqualen an, so unerträglich. Schläge, Waterboarding, Elektroschocks, Drogen – zum Glück irreal. Erleichtert willst du tief Luft holen. Es geht nicht. Nur ein gleichmäßiges Pfauchen dringt in dein Bewusstsein.

Erschrecken. Vielleicht war doch alles wirklich und dauert an? Verzweifelt versuchst du deine Augen zu öffnen, keine Bewegung, nicht einmal ein Zucken. Horrorbilder des Traumes drängen ins Gedächtnis. Brutale Verhöre rufen sich in Erinnerung, ohne ihre Inhalte preiszugeben. Du beginnst an ihre Realität zu glauben.

Laut willst du schreien, doch nicht einmal ein Röcheln ertönt. Deine Gesichtsmuskeln sind paralysiert, wie auch der restliche Körper. Der Drang wild um dich zu schlagen verebbt in Starre.

Stunden der Verzweiflung. Du weinst, doch keine Träne läuft über deine Wangen, dein Schluchzen bleibt stumm. Brennende Schmerzen am Rücken, sind die einzigen Empfindungen, die dich glauben machen noch am Leben zu sein. Du vermutest sie seien von den heftigen Schlägen während der Befragungen. Doch warum?

Du denkst, die Folterknechte erproben eine neue Methode, dich gefügig zu machen. Keine Erinnerung will sich einstellen. „Was wollt ihr von mir wissen?“, brüllst du in die Einsamkeit deiner Gedanken, lautlos. Zugern hättest du jede Frage beantwortet, aber es bleibt still. Nur dieses gleichmäßige Geräusch, deinen Brustkorb hebend und senkend, das du neben deinem Herzschlag wahrnimmst.

Ermattung. Gnädig löscht der Schlaf deine Qualen.

Irgendwann erwachst du wieder, aber die Hoffnung in einer anderen Realität aufzutauchen erfüllt sich nicht. Dein Puls und das Pfauchen sind das Einzige, was dir geblieben ist. Tausend trockene Tränen, zahllose stille Schreie und paralysiertes Herumschlagen enden in Erschöpfung.

Erinnern. Du quälst dein Gedächtnis. Peu à peu  taucht zerstückelt Vergangenheit auf. Du siehst das Gesicht einer Frau, einer hübschen Frau, mit weichen vielversprechenden Lippen, die dir ein bezauberndes Lächeln schenkt. Langsam wird dir klar, das ist deine Gattin. Kinder, ein Haus mit Garten, einen schicken Sportwagen nennst du auch dein Eigen. Du hattest ein gutes Leben. Eine Party, anlässlich deiner Beförderung zum Vorstandsdirektor, im Hochgefühl des Erfolges, blendet sich ein.

Vergeblich suchst du nach den Gründen deiner Folter. Alles Rückblicken endet bei diesem Fest. Du bist ratlos.

Andere Geräusche erregen deine Aufmerksamkeit. Eine Türklinke wird gedrückt, eine Tür geöffnet. Schritte. Jemand bewegt sich auf dich zu. Du fühlst ein Aufgerichtet-werden.



„Karla, hilf mir bitte. Der Veggie auf 34 hat sich wieder wundgelegen.“ Diese gellende Frauenstimme schnitt sich wie ein Messer ins Bewusstsein. Wieder Schritte.
„Ich verstehe nicht, dass man bei solchen armen Schweinen nicht schon längst den Stecker gezogen hat. Wie lange liegt der schon da?“

„Seit gut sechs Monaten, ein Schlaganfall und er rührt sich nicht mehr. Permanent vegetativ. Aber du weißt doch, der Professor will seine Pflegebetten optimal ausnutzen. Den Patienten hat es just auf seiner Feier, anlässlich der Ernennung zu einem Vorstandsdirektor einer Großbank, erwischt. Tragisch, wirklich tragisch. Aber seine Frau hat noch dicke Kohle kassiert. Ein ganzes Jahresgehalt.Und da soll es noch eine fette Lebensversicherung geben. Jetzt ist sie angeblich wieder mit einem Banker zusammen. Glück und Elend liegen oft ganz knapp nebeneinander.“

Schock. Ausweglos. Die ganzen Verrichtungen an dir nimmst du kaum war.

Wochen vergehen. Du meinst es ist schlimmer als lebendig begraben zu sein, kein Ende. Du würdest die Folter vorziehen, wenigstens wieder sehen und ein wenig dich bewegen können. Oder sterben.

Keine Besuche. Gelegentliche Schritte im Raum waren die einzige Abwechslung, vielleicht einmal eine Stimme. Pflegende Hände hantieren an dir, entfernen Schleim, an dem du zu ersticken drohtest, waschen dich, setzten eine Nährsonde in deinen Magen. Er füllt sich, aber ohne Geschmack. Sonst nur das monotone Einerlei deines Herzschlages und der Beatmungsmaschine. Gelegentlich dringen Geräusche von der Straße zu dir durch. Du zählst die Fahrzeuge, gierst nach Abwechslung. Eine Fliege, die summend im Raum fliegt, wird zur Sensation.

Eines Tages wecken dich Stimmen.

„Herr Professor, hier habe ich die gerichtliche Verfügung.“ Die Stimme deiner Frau! Du willst sie sehen, mit ihr sprechen, sie berühren. Doch dein Körper versagt dir seinen Dienst. Ihr Parfum dringt in deine Nase. Schöne Erinnerungen an früher steigen auf.

„Ich glaube auch, dass es besser so ist. Er ist praktisch tot und wir brauchen das Bett für einen neuen Patienten, den wir vielleicht helfen können.“

Lautlos rufst du ihren Namen.
Kaum spürst du, wie dir ihre Hand über deinen Kopf streicht. Zu kurz, bleib, flehst du. Verzweifelt willst du ihre Hand ergreifen. Die Schritte ihrer Stöckelschuhen werden leiser, klingen in dir nach.

„So, Schwester! Stellen Sie die Beatmungsmaschine ab.“

An dir wird herumgezerrt. Die Luft wir knapp, dein Herz beginnt zu rasen. Es wird dunkel. Endgültig.


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gold
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Beitrag04.08.2015 06:51

von gold
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Zitat:
Pfauchen


Fauchen Wink


Wahrscheinlich hab´ich zu wenig Fantasie... Rolling Eyes


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EWJoe
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Beitrag04.08.2015 07:45

von EWJoe
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Servus gold,

gold hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Pfauchen


Fauchen Wink

Wahrscheinlich hab´ich zu wenig Fantasie... Rolling Eyes


Liegt nicht an Deiner Fantasie, sondern nur an Deiner regionalen Zugehörigkeit. Ich gebe Dir zu 80% Recht. Die restlichen 20% ist der süddeutsche und der Ösi-Sprachgebrauch.

Steht sogar im Duden.

LG
Joe


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gold
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Beitrag04.08.2015 19:09

von gold
Antworten mit Zitat

EWJoe hat Folgendes geschrieben:
Servus gold,

gold hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Pfauchen


Fauchen Wink

Wahrscheinlich hab´ich zu wenig Fantasie... Rolling Eyes


Liegt nicht an Deiner Fantasie, sondern nur an Deiner regionalen Zugehörigkeit. Ich gebe Dir zu 80% Recht. Die restlichen 20% ist der süddeutsche und der Ösi-Sprachgebrauch.

Steht sogar im Duden.

LG
Joe





Die Fantasie bezog sich auf mein Unverständnis deiner Geschichte wie ich es oben ausgeführt hatte und nicht auf das Pfauchen... Laughing .


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EWJoe
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Beitrag06.08.2015 16:17

von EWJoe
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Servus gold,

gold hat Folgendes geschrieben:
Die Fantasie bezog sich auf mein Unverständnis deiner Geschichte wie ich es oben ausgeführt hatte und nicht auf das Pfauchen... Laughing .


Nun, Fantasie hast Du sicher genug, aber nicht alle Geschichten mag man akzeptieren. Schade, dass die neue Version auch nicht Deine Zustimmung findet.

LG
Joe


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Constantine
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Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag06.08.2015 16:25

von Constantine
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Hallo EWJoe,

ich gehe auf deine neue Version/Überarbeitung ein. Vom Thema her interessant, aber für mich krankt deine Geschichte bereits beim Konzept mit der Du-Perspektive und inhaltlich finde ich sie wenig überzeugend.
Du bist ambitioniert, hast recherchiert und verwendest Fachwissen. Soweit ok. Aber wie du dieses Wissen in deine Geschichte einfügst, dass die Geschichte für sich funktioniert, ist dann die Kunst, die mMn schief gegangen ist, und deine Geschichte reißt mehre Dinge an, bleibt aber in sich ziemlich inkonsequent und leider oberflächlich.

Der Du-Erzähler ist ein Teil des Protagonisten, aber so wie mir der Du-Erzähler daher kommt, als Teil einer Schizophrenie des Protagonisten, scheint er nicht das gleiche erlebt zu haben oder zu erleben, wie der eigentliche Patient. Soweit ich das Krankheitsbild verstehe, ist kein Bewusstsein vorhanden - Gehirnaktivitäten, die Bewusstsein zeigen, wären messbar und würden Anzeichen darüber geben -, sondern nur der Körper "funktioniert" (abgesehen von künstlicher Beatmung), oder? Manchmal ist mir dein Du-Erzähler zu losgelöst, manchmal zu "allwissend", manchmal zu künstlich "lyrisch-romantisierend" oder auch (für mich) zu künstlich-pathetisch, drückt sich dein Du-Erzähler aus, dass ich ihm das, was er mir erzählt, nicht wirklich abkaufen kann und sich bei mir sogar eine unfreiwillige Komik einschleicht. So lässt du mich als Leser zurück, mit einem Einzelschicksal, welches mMn nicht genau weiß, wohin damit.

Dein Titel:
Was ein Veggie ist, kann man als Leser notfalls nachschlagen, wird aber auch aus dem Kontext deiner Geschichte ersichtlich. Deine Geschichte scheint in den USA zu spielen, da du meintest, dass es ein inoffizieller Begriff amerikanischer Pflegekliniken sei. Oder wird dieser Begriff neuerdings auch inoffiziell in Deutschland gebraucht?

Zu deinem Text:

EWJoe hat Folgendes geschrieben:
Ich habe versucht eure Anmerkungen in die neue Version einfließen zu lassen. Hoffe halt nicht die Geschichte verschlimmbessert zu haben. Wenn euch was auffällt, bitte um ein Feedback. Danke.


Veggie

Erwachen. Es war nur ein Alptraum, dein Herz rast noch. So Unerträglich real fühlten sich die Folterqualen an, so unerträglich. Schläge, Waterboarding, Elektroschocks, Drogen – zum Glück irreal. Erleichtert willst du tief Luft holen. Es geht nicht. Nur ein gleichmäßiges Pfauchen dringt in dein Bewusstsein.
Erschrecken. Vielleicht war doch alles wirklich und dauert an? Verzweifelt versuchst du deine Augen zu öffnen, keine Bewegung, nicht einmal ein Zucken. Horrorbilder des Traumes drängen ins Gedächtnis. Brutale Verhöre rufen sich in Erinnerung, ohne ihre Inhalte preiszugeben. Du beginnst an ihre Realität zu glauben.

Laut willst du schreien, doch nicht einmal ein Röcheln ertönt. Deine Gesichtsmuskeln sind paralysiert, wie auch der restliche Körper. <-- mir ist diese Paralyse im restlichen Textverlauf nicht wirklich klar. Wenn er paralysiert ist, spürt er körperlich nichts. Er dürfte keinerlei Lageveränderungen oder die Magensonde oder sonstiges wahrnehmen. Der Drang wild um dich zu schlagen verebbt in Starre.

Stunden der Verzweiflung. Du weinst, doch keine Träne läuft über deine Wangen, dein Schluchzen bleibt stumm. Brennende Schmerzen am Rücken, sind die einzigen Empfindungen, die dich glauben machen noch am Leben zu sein. Du vermutest sie seien von den heftigen Schlägen während der Befragungen. Doch warum?

Du denkst, die Folterknechte erproben eine neue Methode, dich gefügig zu machen. Keine Erinnerung will sich einstellen. „Was wollt ihr von mir wissen?“, brüllst du in die Einsamkeit deiner Gedanken, lautlos. Zugern hättest du jede Frage beantwortet, aber es bleibt still. Nur dieses gleichmäßige Geräusch, deinen Brustkorb hebend und senkend <-- wenn der Körper paralysiert ist, wie spürt er das? , das du neben deinem Herzschlag wahrnimmst.

Ermattung. Gnädig löscht der Schlaf deine Qualen.

Irgendwann erwachst du wieder, aber die Hoffnung in einer anderen Realität aufzutauchen erfüllt sich nicht. Dein Puls und das Pfauchen sind das Einzige, was dir geblieben ist. Tausend trockene Tränen, zahllose stille Schreie und paralysiertes Herumschlagen enden in Erschöpfung.

Erinnern. Du quälst dein Gedächtnis. Peu à peu  taucht zerstückelt Vergangenheit auf. Du siehst das Gesicht einer Frau, einer hübschen Frau, mit weichen vielversprechenden Lippen, die dir ein bezauberndes Lächeln schenkt. Langsam wird dir klar, das ist deine Gattin. Kinder, ein Haus mit Garten, einen schicken Sportwagen nennst du auch dein Eigen. Du hattest ein gutes Leben. Eine Party, anlässlich deiner Beförderung zum Vorstandsdirektor, im Hochgefühl des Erfolges, blendet sich ein.

Vergeblich suchst du nach den Gründen deiner Folter. Alles Rückblicken endet bei diesem Fest. Du bist ratlos.

Andere Geräusche erregen deine Aufmerksamkeit. Eine Türklinke wird gedrückt, eine Tür geöffnet. Schritte. Jemand bewegt sich auf dich zu. Du fühlst ein Aufgerichtet-werden. <-- MMn spürt er das im Zustand der Paralyse nicht.



„Karla, hilf mir bitte. Der Veggie auf 34 hat sich wieder wundgelegen.“ Diese Eine gellende Frauenstimme schnitt sich wie ein Messer ins Bewusstsein. Wieder Schritte.
„Ich verstehe nicht, dass man bei solchen armen Schweinen nicht schon längst den Stecker gezogen hat. Wie lange liegt der schon da?“

„Seit gut sechs Monaten, ein Schlaganfall und er rührt sich nicht mehr. Permanent vegetativ. Aber du weißt doch, der Professor will seine Pflegebetten optimal ausnutzen. Den Patienten hat es just auf seiner Feier, anlässlich der Ernennung zu einem Vorstandsdirektor einer Großbank, erwischt. Tragisch, wirklich tragisch. Aber seine Frau hat noch dicke Kohle kassiert. Ein ganzes Jahresgehalt.Und da soll es noch eine fette Lebensversicherung geben. Jetzt ist sie angeblich wieder mit einem Banker zusammen. Glück und Elend liegen oft ganz knapp nebeneinander.“ <-- Infodump, den ich rausschmeißen würde. Für mich passt das gar nicht und es ist eher Info für den Leser und um noch mehr auf die Tränendrüse zu drücken, als ein realistischer "Dialog". Des Weiteren, dein Patient hört diese Infos, aber weitere Gedanken macht er sich nicht darüber. Du handelst es einfach mit "Schock" und "Ausweglos" ab. Für mich liest sich dieser Infodump einfach reingeschoben, ohne wirklichen Kontext oder Mehrwert für deine Geschichte. Dein Prota bzw. sein Bewusstsein reagiert nicht darauf, und am Ende "ruft" er seiner Frau hinterher, fleht und verzweifelt. Das passt für mich gar nicht zusammen, mit dem Infodump hier.

Schock. Ausweglos. Die ganzen Verrichtungen an dir nimmst du kaum war.


Wochen vergehen. Du meinst Es ist schlimmer als lebendig begraben zu sein, kein Ende. Du würdest die Folter vorziehen, wenigstens wieder sehen und ein wenig dich bewegen können. Oder sterben.

Keine Besuche. Gelegentliche Schritte im Raum waren die einzige Abwechslung, vielleicht einmal eine Stimme. Pflegende Hände hantieren an dir, entfernen Schleim, an dem du zu ersticken drohtest, waschen dich, setzten eine Nährsonde in deinen Magen. Er füllt sich, aber ohne Geschmack. <-- Wie gesagt, Paralyse bedeutet für mich, körperlich nichts mehr zu spüren, weil keine Reizleitung der Nerven erfolgt. Sonst nur das monotone Einerlei deines Herzschlages und der Beatmungsmaschine. Gelegentlich dringen Geräusche von der Straße zu dir durch. Du zählst die Fahrzeuge, gierst nach Abwechslung. Eine Fliege, die summend im Raum fliegt, wird zur Sensation.

Eines Tages wecken dich Stimmen. <-- MMn hat er kein Zeitgefühl und mir ist dieses "eines Tages" zu floskelhaft.Stimmen wecken dich.

„Herr Professor, hier habe ich die gerichtliche Verfügung.“ Ist das die Stimme deiner Frau? <-- Dadurch, dass seine Erinnerung eher aus Bildern besteht, wie in Teil 1 gezeigt, würde ich das sofortige Erkennen der Stimme seiner Frau relativieren. Auch dass sein Körper seinen Dienst verweigert, kannst du weglassen, denn es ist dem Leser hinlänglich klar, dass der Patient paralysiert ist und sich nicht bewegen kann. Die Stimme deiner Frau! Du willst sie sehen, mit ihr sprechen, sie berühren. Doch dein Körper versagt dir seinen Dienst. Ihr Parfum dringt in deine Nase. Schöne Erinnerungen an früher steigen auf.

„Ich glaube auch, dass es besser so ist. Er ist praktisch tot und wir brauchen das Bett für einen neuen Patienten, den wir vielleicht helfen können.“

Lautlos rufst du ihren Namen.
Kaum spürst du, wie dir ihre Hand über deinen Kopf streicht. Zu kurz, bleib, flehst du. <-- Erneut. Er ist für mich paralysiert und spürt das nicht. Verzweifelt willst du ihre Hand ergreifen. Die Schritte ihrer Stöckelschuhen werden leiser, klingen in dir nach.

„So, Schwester! Stellen Sie die Beatmungsmaschine ab.“

An dir wird herumgezerrt.
Die Luft wird knapp, dein Herz beginnt zu rasen. Es wird dunkel. Endgültig.


Verzeih, dass ich mich so rigoros ausgetobt habe, aber bevor ich dir anraten wollte, die Geschichte komplett neu zu schreiben, wollte ich dir wenigstens am Text selbst zeigen, was für mich nicht funktioniert.
Ob ich dir mit meinem Feedback konstruktiv weiterhelfen konnte, bezweifle ich, denn du scheinst eine konkrete Vorstellung davon zu haben, was du wie schreiben wolltest. In dieser Hinsicht gehöre ich als Leser wohl nicht zu deiner Zielgruppe und sieh meine Anmerkungen bitte nur als meine subjektive Meinung an.

LG,
Constantine
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Beitrag06.08.2015 18:47

von EWJoe
Antworten mit Zitat

Servus Constantine,

vielen Dank für Dein Feedback.


Constantine hat Folgendes geschrieben:
Ich gehe auf deine neue Version/Überarbeitung ein. Vom Thema her interessant, aber für mich krankt deine Geschichte bereits beim Konzept mit der Du-Perspektive und inhaltlich finde ich sie wenig überzeugend.
Du bist ambitioniert, hast recherchiert und verwendest Fachwissen. Soweit ok. Aber wie du dieses Wissen in deine Geschichte einfügst, dass die Geschichte für sich funktioniert, ist dann die Kunst, die mMn schief gegangen ist, und deine Geschichte reißt mehre Dinge an, bleibt aber in sich ziemlich inkonsequent und leider oberflächlich.



Nun die Du-Perspektive ist  zweifelsohne ein Experiment. Da kann ich schon verstehen, dass das nicht jede(r) akzeptieren kann. Ich konnte mich aber mit einem Ich-Erzähler nicht anfreunden. Aber dazu später noch mehr.

Inhaltlich dürften unsere Vorstellungen allerdings deutlich auseinander zulaufen. Der Patient hatte einen Schlaganfall und keinen Unfall mit Durchtrennung des Rückenmarks. Daher sind die Nervenfasern noch intakt, nur Gehirnfunktionen, die diese Impulse zu den Muskeln projizieren sind  zerstört. Er ist paralysiert. Die aufwärts projizierenden Fasern finden aber, zumindest teilweise, intakte Areale, die ein bewusstes Empfinden ermöglichen. Er kann fühlen, daneben kann er hören, aber nicht sehen, seine Augenlider erlauben es nicht. Das Vorhandensein von Bewusstsein ist gut wahrscheinlich zu messen. (EEG, fMRT etc.) Leider kommt es vor, dass zunächst kein Bewusstsein festgestellt wird, aber dieses sich nach einer gewissen Zeit wieder einstellt. So hier geschehen. Der Patient liegt bereits seit 6 Monaten mit der Einstufung permanent vegetativ, also dürfte er bereits aufgegeben sein. Diesen Zustand nennt man locked-in ein wahrer Horror, schlimmer als lebendig begraben.


Constantine hat Folgendes geschrieben:

Der Du-Erzähler ist ein Teil des Protagonisten, aber so wie mir der Du-Erzähler daher kommt, als Teil einer Schizophrenie des Protagonisten, scheint er nicht das gleiche erlebt zu haben oder zu erleben, wie der eigentliche Patient. Soweit ich das Krankheitsbild verstehe, ist kein Bewusstsein vorhanden - Gehirnaktivitäten, die Bewusstsein zeigen, wären messbar und würden Anzeichen darüber geben -, sondern nur der Körper "funktioniert" (abgesehen von künstlicher Beatmung), oder? Manchmal ist mir dein Du-Erzähler zu losgelöst, manchmal zu "allwissend", manchmal zu künstlich "lyrisch-romantisierend" oder auch (für mich) zu künstlich-pathetisch, drückt sich dein Du-Erzähler aus, dass ich ihm das, was er mir erzählt, nicht wirklich abkaufen kann und sich bei mir sogar eine unfreiwillige Komik einschleicht. So lässt du mich als Leser zurück, mit einem Einzelschicksal, welches mMn nicht genau weiß, wohin damit.


Den Du-Erzähler hatte ich als die sachliche Instanz des Protas gesehen, der kühl beobachtet, welche Empfindungen der Prota gerade hat. Schizophrenie? Ja vielleicht und wäre ein derartiges Krankheitsbild in einer ähnlichen Situation nicht induziert? Es mag Momente geben die von reiner Verzweiflung bestimmt sind und wieder welche wo der analytische Verstand sich zu orientieren sucht, das Erlebte gliedert und analysiert. Als allwissend habe ich den Erzähler aber nicht gesehen.
Gut das ist wie gesagt nicht für jeden akzeptabel, aber das war auch Gegenstand des persönlichen Feedbacks, um das ich ersucht hatte. Vielen Dank, dass Du mir das klar gegeben hast. Da hast Du eine klare Stimme dagegen gegeben.

Ein Anflug von Romantik (oder romantisieren) will sich bei mir im Zusammenhang mit dem Text nicht einstellen. Worauf sich die unfreiwillige Komik gründet entzieht sich mir auch. Vielleicht auf unsere unterschiedlichen Vorstellungen, was so ein Patient noch kann und was nicht? Dazu habe ich oben meinen Standpunkt dargelegt. (Nebenbei gibt es die furchtbare Krankheit ALS, die in einer gleichartigen Situation mündet: Fühlen geht, bewegen nicht.)



Constantine hat Folgendes geschrieben:

Dein Titel:
Was ein Veggie ist, kann man als Leser notfalls nachschlagen, wird aber auch aus dem Kontext deiner Geschichte ersichtlich. Deine Geschichte scheint in den USA zu spielen, da du meintest, dass es ein inoffizieller Begriff amerikanischer Pflegekliniken sei. Oder wird dieser Begriff neuerdings auch inoffiziell in Deutschland gebraucht?



Ich bin überzeugt, dass solche abwerteten Ausdrücke nicht offiziell verwendet werden. Doch der Stress der Pfleger auf solchen Stationen…, ich will das nicht ausschließen, dass so etwas nicht doch mal rausrutscht.


Constantine hat Folgendes geschrieben:

Zu deinem Text:

EWJoe hat Folgendes geschrieben:
Ich habe versucht eure Anmerkungen in die neue Version einfließen zu lassen. Hoffe halt nicht die Geschichte verschlimmbessert zu haben. Wenn euch was auffällt, bitte um ein Feedback. Danke.


Veggie

Erwachen. Es war nur ein Alptraum, dein Herz rast noch. So Unerträglich real fühlten sich die Folterqualen an, so unerträglich. Schläge, Waterboarding, Elektroschocks, Drogen – zum Glück irreal. Erleichtert willst du tief Luft holen. Es geht nicht. Nur ein gleichmäßiges Pfauchen dringt in dein Bewusstsein.


Erschrecken. Vielleicht war doch alles wirklich und dauert an? Verzweifelt versuchst du deine Augen zu öffnen, keine Bewegung, nicht einmal ein Zucken. Horrorbilder des Traumes drängen ins Gedächtnis. Brutale Verhöre rufen sich in Erinnerung, ohne ihre Inhalte preiszugeben. Du beginnst an ihre Realität zu glauben.

Laut willst du schreien, doch nicht einmal ein Röcheln ertönt. Deine Gesichtsmuskeln sind paralysiert, wie auch der restliche Körper. <-- mir ist diese Paralyse im restlichen Textverlauf nicht wirklich klar. Wenn er paralysiert ist, spürt er körperlich nichts. Er dürfte keinerlei Lageveränderungen oder die Magensonde oder sonstiges wahrnehmen. Der Drang wild um dich zu schlagen verebbt in Starre.

Stunden der Verzweiflung. Du weinst, doch keine Träne läuft über deine Wangen, dein Schluchzen bleibt stumm. Brennende Schmerzen am Rücken, sind die einzigen Empfindungen, die dich glauben machen noch am Leben zu sein. Du vermutest sie seien von den heftigen Schlägen während der Befragungen. Doch warum?

Du denkst, die Folterknechte erproben eine neue Methode, dich gefügig zu machen. Keine Erinnerung will sich einstellen. „Was wollt ihr von mir wissen?“, brüllst du in die Einsamkeit deiner Gedanken, lautlos. Zugern hättest du jede Frage beantwortet, aber es bleibt still. Nur dieses gleichmäßige Geräusch, deinen Brustkorb hebend und senkend <-- wenn der Körper paralysiert ist, wie spürt er das? , das du neben deinem Herzschlag wahrnimmst.

Ermattung. Gnädig löscht der Schlaf deine Qualen.

Irgendwann erwachst du wieder, aber die Hoffnung in einer anderen Realität aufzutauchen erfüllt sich nicht. Dein Puls und das Pfauchen sind das Einzige, was dir geblieben ist. Tausend trockene Tränen, zahllose stille Schreie und paralysiertes Herumschlagen enden in Erschöpfung.

Erinnern. Du quälst dein Gedächtnis. Peu à peu  taucht zerstückelt Vergangenheit auf. Du siehst das Gesicht einer Frau, einer hübschen Frau, mit weichen vielversprechenden Lippen, die dir ein bezauberndes Lächeln schenkt. Langsam wird dir klar, das ist deine Gattin. Kinder, ein Haus mit Garten, einen schicken Sportwagen nennst du auch dein Eigen. Du hattest ein gutes Leben. Eine Party, anlässlich deiner Beförderung zum Vorstandsdirektor, im Hochgefühl des Erfolges, blendet sich ein.

Vergeblich suchst du nach den Gründen deiner Folter. Alles Rückblicken endet bei diesem Fest. Du bist ratlos.

Andere Geräusche erregen deine Aufmerksamkeit. Eine Türklinke wird gedrückt, eine Tür geöffnet. Schritte. Jemand bewegt sich auf dich zu. Du fühlst ein Aufgerichtet-werden. <-- MMn spürt er das im Zustand der Paralyse nicht.



„Karla, hilf mir bitte. Der Veggie auf 34 hat sich wieder wundgelegen.“ Diese Eine gellende Frauenstimme schnitt sich wie ein Messer ins Bewusstsein. Wieder Schritte.
„Ich verstehe nicht, dass man bei solchen armen Schweinen nicht schon längst den Stecker gezogen hat. Wie lange liegt der schon da?“

„Seit gut sechs Monaten, ein Schlaganfall und er rührt sich nicht mehr. Permanent vegetativ. Aber du weißt doch, der Professor will seine Pflegebetten optimal ausnutzen. Den Patienten hat es just auf seiner Feier, anlässlich der Ernennung zu einem Vorstandsdirektor einer Großbank, erwischt. Tragisch, wirklich tragisch. Aber seine Frau hat noch dicke Kohle kassiert. Ein ganzes Jahresgehalt.Und da soll es noch eine fette Lebensversicherung geben. Jetzt ist sie angeblich wieder mit einem Banker zusammen. Glück und Elend liegen oft ganz knapp nebeneinander.“ <-- Infodump, den ich rausschmeißen würde. Für mich passt das gar nicht und es ist eher Info für den Leser und um noch mehr auf die Tränendrüse zu drücken, als ein realistischer "Dialog". Des Weiteren, dein Patient hört diese Infos, aber weitere Gedanken macht er sich nicht darüber. Du handelst es einfach mit "Schock" und "Ausweglos" ab. Für mich liest sich dieser Infodump einfach reingeschoben, ohne wirklichen Kontext oder Mehrwert für deine Geschichte. Dein Prota bzw. sein Bewusstsein reagiert nicht darauf, und am Ende "ruft" er seiner Frau hinterher, fleht und verzweifelt. Das passt für mich gar nicht zusammen, mit dem Infodump hier.

Schock. Ausweglos. Die ganzen Verrichtungen an dir nimmst du kaum war.


Wochen vergehen. Du meinst Es ist schlimmer als lebendig begraben zu sein, kein Ende. Du würdest die Folter vorziehen, wenigstens wieder sehen und ein wenig dich bewegen können. Oder sterben.

Keine Besuche. Gelegentliche Schritte im Raum waren die einzige Abwechslung, vielleicht einmal eine Stimme. Pflegende Hände hantieren an dir, entfernen Schleim, an dem du zu ersticken drohtest, waschen dich, setzten eine Nährsonde in deinen Magen. Er füllt sich, aber ohne Geschmack. <-- Wie gesagt, Paralyse bedeutet für mich, körperlich nichts mehr zu spüren, weil keine Reizleitung der Nerven erfolgt. Sonst nur das monotone Einerlei deines Herzschlages und der Beatmungsmaschine. Gelegentlich dringen Geräusche von der Straße zu dir durch. Du zählst die Fahrzeuge, gierst nach Abwechslung. Eine Fliege, die summend im Raum fliegt, wird zur Sensation.

Eines Tages wecken dich Stimmen. <-- MMn hat er kein Zeitgefühl und mir ist dieses "eines Tages" zu floskelhaft.Stimmen wecken dich.

„Herr Professor, hier habe ich die gerichtliche Verfügung.“ Ist das die Stimme deiner Frau? <-- Dadurch, dass seine Erinnerung eher aus Bildern besteht, wie in Teil 1 gezeigt, würde ich das sofortige Erkennen der Stimme seiner Frau relativieren. Auch dass sein Körper seinen Dienst verweigert, kannst du weglassen, denn es ist dem Leser hinlänglich klar, dass der Patient paralysiert ist und sich nicht bewegen kann. Die Stimme deiner Frau! Du willst sie sehen, mit ihr sprechen, sie berühren. Doch dein Körper versagt dir seinen Dienst. Ihr Parfum dringt in deine Nase. Schöne Erinnerungen an früher steigen auf.

„Ich glaube auch, dass es besser so ist. Er ist praktisch tot und wir brauchen das Bett für einen neuen Patienten, den wir vielleicht helfen können.“

Lautlos rufst du ihren Namen.
Kaum spürst du, wie dir ihre Hand über deinen Kopf streicht. Zu kurz, bleib, flehst du. <-- Erneut. Er ist für mich paralysiert und spürt das nicht. Verzweifelt willst du ihre Hand ergreifen. Die Schritte ihrer Stöckelschuhen werden leiser, klingen in dir nach.

„So, Schwester! Stellen Sie die Beatmungsmaschine ab.“

An dir wird herumgezerrt.
Die Luft wird knapp, dein Herz beginnt zu rasen. Es wird dunkel. Endgültig.


Verzeih, dass ich mich so rigoros ausgetobt habe, aber bevor ich dir anraten wollte, die Geschichte komplett neu zu schreiben, wollte ich dir wenigstens am Text selbst zeigen, was für mich nicht funktioniert.
Ob ich dir mit meinem Feedback konstruktiv weiterhelfen konnte, bezweifle ich, denn du scheinst eine konkrete Vorstellung davon zu haben, was du wie schreiben wolltest. In dieser Hinsicht gehöre ich als Leser wohl nicht zu deiner Zielgruppe und sieh meine Anmerkungen bitte nur als meine subjektive Meinung an.

LG,
Constantine


Ich danke Dir für Deine rigorose Textarbeit. Viele Anmerkungen sind allerdings auf unsere unterschiedliche Auffassung, was kann der Patient und was nicht. (Fühlen geht teilweise oder ganz. Daher kann er auch die Schmerzen vom Wundliegen, Berührungen usw. wahrnehmen. Er kann sich allerdings nicht bewegen. Wohl ist sein Ohr intakt und damit auch das Gleichgewichtsorgan. Das sollte der erste Teil des Textes herausarbeiten. Daher fühlt er auch seinen Herzschlag, wie er auch seinen Puls hört. Er kann sicher auch das Heben und Senken seines Brustkorbes bemerken. Sehen kann er nicht) Viele Formulierungen hast Du verbessert. Danke. Dein Hinweis den Text zu versachlichen habe ich auch verstanden. (Ich schätze mal, dass Du die „lyrischen“ Stellen meinst)

Wir haben zwar an manchen Stellen aneinander vorbei argumentiert, dennoch herzlichen Dank  für Deine wertvollen Darlegungen.

LG
EWJoe

PS: Was wollte mein Text: Mit dem Text richte ich Kritik gegen die schamlose Apparatemedizin, die vorbei an den Bedürfnissen der Menschen agiert und ihnen oftmals unnütz schwere Folter auferlegt. Angeblich sind wir ja alle sehr gegen Folter, aber die Todgeweihten dieser offensichtlich auszusetzen können wir nicht sehen?


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rieka
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Beitrag06.08.2015 19:43

von rieka
Antworten mit Zitat

Mir sind einige Gedanken zu diesem ganz speziellen DU durch den Kopf gelaufen:
 
Ich empfand dies gar nicht befremdlich.
Ich habe dies oft erlebt, bei Menschen, die Dinge erfahren haben, die so unerträglich waren, dass diese Menschen eine gewisse Distanz zu ihrem Fühlen schaffen mussten, um in ihre Ratio flüchten zu können. Sie taten dies, um Zugriff zu ihrer Fähigkeit ihre Lage zu sondieren, zu analysieren, bekommen zu können.
Im Fernsehen sieht man das manchmal, wenn Menschen versuchen, zu erzählen, was sie erlebt haben. Sie sprechen ganze Passagen lang im ICH, um dann  plötzlich, bei der emotional überfordernden Situation ins DU oder MAN zu verfallen und anschließend wieder ins ICH zu wechseln. Es ist wie ein kurzzeitiges neben-sich-selbst-treten, um von der Wucht des Geschehens nicht überfordert zu werden.

Dein DU erinnerte mich allerdings zusätzlich noch an einen Menschen, der eng an dem Erleben eines von solchem Drama Betroffenen teilhat, die eigene Grenze verlässt und versucht, diese Einfühlung in Worte zu fassen. Der also durch die enge Begegnung verschmilzt und empfindet, was der Andere erleben könnte, in dieser Teilnahme aber der gleichen Überforderung ausgesetzt ist. Das geschieht überall, wo Helfer an dieses Überfordernde herangehen. Feuerwehr, Polizei, Krankenhaus u.v.m.

Einen solchen Moment wie du ihn beschreibst habe ich einmal bei einem Verwandten mit Schlaganfall erlebt. Die Ärzte sagten, er spürt und erlebt nichts mehr. Aber ich werde nie seine Augen vergessen, in denen ich dieses so schwer zu Beschreibende sah.
Du gebrauchst irgendwo im Text das Wort EINSAMKEIT. Ich hätte das Wort ISOLATION gewählt.

Den Aufbau deiner Geschichte, die Erzählerperspektive und die Wortfindung zu bewerten, überlasse ich den Erfahrenen hier.
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Kaja_Fantasy
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Beitrag06.08.2015 23:52

von Kaja_Fantasy
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Einerseits stelle ich mir das so ziemlich als das schrecklichste vor, was mir je passieren könnte, andererseits habe ich schon von Leuten gehört, die dann wieder aufgewacht sind...

Ich hätte vielleicht einen anderen Titel gewählt. Denn wenn man weiß, was er bedeutet, passt er sehr gut, aber mein Gedanke, warum ich diesen Thread geöffnet habe, war "Cool, was über Vegetarier!"

Dann wäre da noch die Stelle, wo er erfährt, dass die Frau mittlerweile mit jemand anderem zusammen ist, da stimme ich Constantine zu: Das wird überhaupt nicht mehr wichtig und der Prota denkt da auch gar nicht mehr drüber nach. Würde ich aber tun. Ich wäre eifersüchtig, wütend, usw.

Das mit der Folter hatte ich zunächst auch nicht so kapiert, keine Ahnung, ob ich es verstanden hätte, wenn ich die neue Version zuerst gelesen hätte. Wenig hilfreich, ich weiß.


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EWJoe
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Beitrag07.08.2015 01:05

von EWJoe
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Servus rieka,

vielen Dank, für Dein feinfühliges Feedback. Du hast meine intuitive Abneigung gegen den Ich-Erzähler in sehr klare Worte gefasst. In der Klarheit war mir das selber nicht bewusst.

rieka hat Folgendes geschrieben:
Mir sind einige Gedanken zu diesem ganz speziellen DU durch den Kopf gelaufen:
 
Ich empfand dies gar nicht befremdlich.
Ich habe dies oft erlebt, bei Menschen, die Dinge erfahren haben, die so unerträglich waren, dass diese Menschen eine gewisse Distanz zu ihrem Fühlen schaffen mussten, um in ihre Ratio flüchten zu können. Sie taten dies, um Zugriff zu ihrer Fähigkeit ihre Lage zu sondieren, zu analysieren, bekommen zu können.
Im Fernsehen sieht man das manchmal, wenn Menschen versuchen, zu erzählen, was sie erlebt haben. Sie sprechen ganze Passagen lang im ICH, um dann  plötzlich, bei der emotional überfordernden Situation ins DU oder MAN zu verfallen und anschließend wieder ins ICH zu wechseln. Es ist wie ein kurzzeitiges neben-sich-selbst-treten, um von der Wucht des Geschehens nicht überfordert zu werden.

Dein DU erinnerte mich allerdings zusätzlich noch an einen Menschen, der eng an dem Erleben eines von solchem Drama Betroffenen teilhat, die eigene Grenze verlässt und versucht, diese Einfühlung in Worte zu fassen. Der also durch die enge Begegnung verschmilzt und empfindet, was der Andere erleben könnte, in dieser Teilnahme aber der gleichen Überforderung ausgesetzt ist. Das geschieht überall, wo Helfer an dieses Überfordernde herangehen. Feuerwehr, Polizei, Krankenhaus u.v.m.

Einen solchen Moment wie du ihn beschreibst habe ich einmal bei einem Verwandten mit Schlaganfall erlebt. Die Ärzte sagten, er spürt und erlebt nichts mehr. Aber ich werde nie seine Augen vergessen, in denen ich dieses so schwer zu Beschreibende sah.
Du gebrauchst irgendwo im Text das Wort EINSAMKEIT. Ich hätte das Wort ISOLATION gewählt.

Den Aufbau deiner Geschichte, die Erzählerperspektive und die Wortfindung zu bewerten, überlasse ich den Erfahrenen hier.


Natürlich war es meine Frage, ob das literarisch überhaupt funktioniert. Nach Deiner persönlichen Einschätzung könnte es also funktionieren. Auch ich hatte so ein Erlebnis mit einem Menschen, wo ich den Eindruck hatte, dass hier noch deutlich mehr vorhanden war, als eingestanden wurde. Es ist daher auch ein Motiv meiner Schreibe.

Ganz richtig: Isolation ist das Wort, das dies treffender beschreibt, als Einsamkeit.


Vielen Dank für Deine einfühlsamen Darlegungen.

LG
EWJoe


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EWJoe
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Beitrag07.08.2015 01:19

von EWJoe
Antworten mit Zitat

Servus Katja,

vielen Dank für Dein Feedback. Du bist wirklich erst 14? Respekt, in dem Alter hätte ich mich gewiß nicht mit solch einem Thema befasst.

Kaja_Fantasy hat Folgendes geschrieben:
Einerseits stelle ich mir das so ziemlich als das schrecklichste vor, was mir je passieren könnte, andererseits habe ich schon von Leuten gehört, die dann wieder aufgewacht sind...

Ich hätte vielleicht einen anderen Titel gewählt. Denn wenn man weiß, was er bedeutet, passt er sehr gut, aber mein Gedanke, warum ich diesen Thread geöffnet habe, war "Cool, was über Vegetarier!"

Dann wäre da noch die Stelle, wo er erfährt, dass die Frau mittlerweile mit jemand anderem zusammen ist, da stimme ich Constantine zu: Das wird überhaupt nicht mehr wichtig und der Prota denkt da auch gar nicht mehr drüber nach. Würde ich aber tun. Ich wäre eifersüchtig, wütend, usw.

Das mit der Folter hatte ich zunächst auch nicht so kapiert, keine Ahnung, ob ich es verstanden hätte, wenn ich die neue Version zuerst gelesen hätte. Wenig hilfreich, ich weiß.


Ja, der Titel  Veggie hat mir selbst ein wenig Kopfzerbrechen gemacht. Aber gerade diese falsche Erwartungshaltung hat mich dann doch zu dieser Überschrift bewogen.

Der Teil mit der Frau, wäre ja nicht wirklich erforderlich. Hier wollte ich nur das Motiv liefern, warum endgültig abgeschaltet wurde. Vielleicht too much Tell.

Constantine hat vieles richtig angestrichen, so auch Dein Eindruck.

Das mit der Folter, eigentlich die Kernaussage, kam nicht ordentlich rüber?

Das wurde leider schon öfter kritisiert.

Vielen Dank,

LG
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Constantine
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Beitrag07.08.2015 02:56

von Constantine
Antworten mit Zitat

Hallo EWJoe,

es freut mich, wenn dir einige meiner Anmerkungen hilfreich waren.

Zu deiner Antwort möchte ich einige Anmerkungen da lassen:

EWJoe hat Folgendes geschrieben:

Inhaltlich dürften unsere Vorstellungen allerdings deutlich auseinander zulaufen. Der Patient hatte einen Schlaganfall und keinen Unfall mit Durchtrennung des Rückenmarks..

Du erwähnst den Schlaganfall als Ursache in deiner Geschichte und für mich als Leser ist das somit klar.

EWJoe hat Folgendes geschrieben:
Daher sind die Nervenfasern noch intakt, nur Gehirnfunktionen, die diese Impulse zu den Muskeln projizieren sind  zerstört. Er ist paralysiert. Die aufwärts projizierenden Fasern finden aber, zumindest teilweise, intakte Areale, die ein bewusstes Empfinden ermöglichen. Er kann fühlen, daneben kann er hören, aber nicht sehen, seine Augenlider erlauben es nicht.

Du hast einen schweren Fall des Locked-In-Syndroms konstruiert, bei dem noch die ansonsten vertikal funktionierenden Lid- und Augenbewegungen auch noch gestört sind. Das Locked-In-Syndrom ist an sich bereits selten, ob und wie häufig eine Schädigung der Lid- und Augenbewegungen dabei auftritt, müsste bei der bereits vorhandenen Seltenheit des Syndroms noch seltener auftreten.

EWJoe hat Folgendes geschrieben:
Das Vorhandensein von Bewusstsein ist gut wahrscheinlich zu messen. (EEG, fMRT etc.) Leider kommt es vor, dass zunächst kein Bewusstsein festgestellt wird, aber dieses sich nach einer gewissen Zeit wieder einstellt. So hier geschehen.

Typisch fürs Locked-In-Syndrom ist die Lähmung der Gliedmaßen bei intaktem Bewusstsein. Mit dem EEG kann z.B. das Vorhandensein des Bewusstseins diagnostiziert werden. Soweit ok. Dein Fall ist ein extremes Fallbeispiel. Das Einsetzen des Bewusstseins, welches in deiner Geschichte mit der Du-Perspektive stattfindet, müsste bei regelmäßiger Diagnostik von den Ärzten erkannt werden, oder? Stattdessen vergehen in deiner Geschichte Wochen und Monate, in denen anscheinend keine Untersuchungen der Hirnfunktionen vorgenommen werden. Für mich ist das Fahrlässigkeit. Vor allem, wenn man berücksichtigt, dass es sich bei deinem Protagonisten noch um einen wohlhabenden Vorstandsvorsitzenden einer Großbank handelt, der sicherlich privatversichert ist und dementsprechend eine umfassendere ärztliche Versorgung anzunehmen ist. In diesem Sinne ist es für mich schwer nachvollziehbar, dass der Professor des Krankenhauses diesen lukrativen und prominenten Patienten einfach aufgibt und vom Beatmungsgerät abstöpseln lässt.

EWJoe hat Folgendes geschrieben:
Der Patient liegt bereits seit 6 Monaten mit der Einstufung permanent vegetativ, also dürfte er bereits aufgegeben sein. Diesen Zustand nennt man locked-in ein wahrer Horror, schlimmer als lebendig begraben.

Mich verwundert, dass das Eintreten des Bewusstseins nicht diagnostiziert wird und keinerlei Möglichkeiten versucht worden sind, mit dem Patienten in Kommunikation zu treten. Du sagst, dein Anliegen besteht in der "Kritik gegen die schamlose Apparatemedizin", nicht am Personal.
Nachvollziehen kann ich dieses Anliegen nicht aus den bereits erwähnten Gründen der Behandlung deines Fallpatienten.

Des Weiteren schreibst du in deiner Geschichte:
Zitat:
„Karla, hilf mir bitte. Der Veggie auf 34 hat sich wieder wundgelegen.“

Wundliegen zeugt von unzureichender Pflege des Patienten. Kann natürlich an Personalmangel liegen, an Überarbeitung und schlampiger Pflegearbeit. Insgesamt ist dies für mich eine Kritik am Gesundheitssystem und dem Betrieb in einem Krankenhaus (bzw auch Pflegeheimen, wo diese Dinge auch geschehen können).

Zitat:
Aber du weißt doch, der Professor will seine Pflegebetten optimal ausnutzen.

Auch hier scheint der Mangel an regelmäßiger Diagnostik, wodurch das Einsetzen des Bewusstseins zu Beginn deiner Geschichte und im Verlauf der folgenden Wochen sicherlich entdeckt worden wäre, der Grund zu sein, warum man diesen Patienten aufgibt und für mich liest sich das erneut mehr nach Kritik am Personal, als an der angestrebten Kritik an der Apparatmedizin.



EWJoe hat Folgendes geschrieben:

Den Du-Erzähler hatte ich als die sachliche Instanz des Protas gesehen, der kühl beobachtet, welche Empfindungen der Prota gerade hat.

Dahingehend habe ich versucht, durch meine vorgeschlagenen Kürzungen der "lyrischen" und zu emotionalen Passagen dieses Sachliche und Kühle des Erzählers zu vereinheitlichen.

EWJoe hat Folgendes geschrieben:

Schizophrenie? Ja vielleicht und wäre ein derartiges Krankheitsbild in einer ähnlichen Situation nicht induziert?

Ich denke, mit dem Locked-In-Syndrom und deinem Anliegen hast du bereits ausreichend Stoff für deine Geschichte. Wie ich herauslese, ist die Schizophrenie von dir nicht intendiert, fändest es aber nicht als störend, wenn dies noch dazu käme.  Deine gewählte Du-Perspektive suggeriert mir eine mögliche Schizophrenie, die ich an sich als zu viel ansehe. Du kreierst einen extremen Fall des Locked-In-Syndroms und mit der gewählten Perspektive noch eine nicht beabsichtigte, mögliche Schizophrenie induzieren, sprengt mMn deine Geschichte und ihr Anliegen.

EWJoe hat Folgendes geschrieben:
Als allwissend habe ich den Erzähler aber nicht gesehen.

Ich hatte "allwissend" in Anführungszeichen gesetzt, weil ich nicht allwissend im Sinne von Alles-wissend meinte, sondern mir dein Du-Erzähler den Eindruck machte, nicht nur ein Teil des Bewusstseins/des Protagonisten zu sein, sondern sehr allgegenwärtig mit der Analyse, den Emotionen und der äußeren Wahrnehmung zu sein.


EWJoe hat Folgendes geschrieben:
Ein Anflug von Romantik (oder romantisieren) will sich bei mir im Zusammenhang mit dem Text nicht einstellen.

Diesen Eindruck haben manche lyrisch angehauchten und emotional übertriebene Formulierungen in mir geweckt.

EWJoe hat Folgendes geschrieben:
Worauf sich die unfreiwillige Komik gründet entzieht sich mir auch.

Ich empfand manche Formulierungen des Du-Erzählers als emotional übertrieben und zu lyrisch, wobei er sich um einen sachlichen Ton bemühte und dieses Hin und her empfand ich als unfreiwillig komisch.


EWJoe hat Folgendes geschrieben:
(Nebenbei gibt es die furchtbare Krankheit ALS, die in einer gleichartigen Situation mündet: Fühlen geht, bewegen nicht.)

Bleiben wir lieber beim Locked-In-Syndrom und vermengen nicht noch eine degenerative Erkrankung des Zentralnervensystems in die Diskussion.

EWJoe hat Folgendes geschrieben:

Ich danke Dir für Deine rigorose Textarbeit. Viele Anmerkungen sind allerdings auf unsere unterschiedliche Auffassung, was kann der Patient und was nicht. (Fühlen geht teilweise oder ganz. Daher kann er auch die Schmerzen vom Wundliegen, Berührungen usw. wahrnehmen. Er kann sich allerdings nicht bewegen. Wohl ist sein Ohr intakt und damit auch das Gleichgewichtsorgan. Das sollte der erste Teil des Textes herausarbeiten. Daher fühlt er auch seinen Herzschlag, wie er auch seinen Puls hört. Er kann sicher auch das Heben und Senken seines Brustkorbes bemerken.

Danke für deine Erklärungen.

EWJoe hat Folgendes geschrieben:
Sehen kann er nicht

Kennst du die Häufigkeit dieser Inzidenz?
Mir macht es den Eindruck, als wäre dieses Nicht-Sehen ein unüberbrückbares Hindernis in der Diagnostik und Behandlung des Locked-In-Syndroms und der Möglichkeit mit dem Patienten in Kontakt zu treten.
Wie gesagt, das Eintreten des Bewusstseins wird diagnostisch nicht erkannt, trotz Wochen und Monate, die in deiner Geschichte vergehen, und dies sehe ich als einen Knackpunkt deiner Geschichte an.


EWJoe hat Folgendes geschrieben:
Viele Formulierungen hast Du verbessert. Danke. Dein Hinweis den Text zu versachlichen habe ich auch verstanden. (Ich schätze mal, dass Du die „lyrischen“ Stellen meinst)

Richtig.

EWJoe hat Folgendes geschrieben:
PS: Was wollte mein Text: Mit dem Text richte ich Kritik gegen die schamlose Apparatemedizin, die vorbei an den Bedürfnissen der Menschen agiert und ihnen oftmals unnütz schwere Folter auferlegt. Angeblich sind wir ja alle sehr gegen Folter, aber die Todgeweihten dieser offensichtlich auszusetzen können wir nicht sehen?

Für mich übt dein Text Kritik am Personal eines Krankenhauses, sowohl am Pflegepersonal als auch am Leiter/Professor. Wundliegen und Bett freimachen für andere Patienten, obwohl dein Patient ein hochrangiges, wohlhabendes Mitglied der Gesellschaft ist und man ihn "bevorzugt" behandeln würde und ihm sicherlich regelmäßige EEGs und sonstiges zuteil werden lassen würde.
Was die Folter in deiner Geschichte angeht, so ist eine Magensonde zur Ernährung und das Beatmungsgerät wohl notwendig, um den Patienten am Leben zu halten, oder? Sicherlich unangenehm und bei der Einführung schmerzhaft, aber nicht vermeidbar. Welche anderen Möglichkeiten der von dir in der Geschichte erwähnten Möglichkeiten zur Lebenserhaltung gäbe es, die nicht als "Folter" anzusehen wären? So ganz bekomme ich deinen Foltergedanken der Apparatmedizin nicht zu fassen.
Das einzige, was ich als Folter an deinem Patienten sehe, sind seine Rückenschmerzen, hervorgerufen durch das Wundliegen. Dieses ist personalbedingt eingetreten und diese "Folter" dürfte insofern vermeidbar sein.
Was genau du unter "unnütz schwerer Folter" meinst, erschließt sich mir leider nicht.

LG,
Constantine
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EWJoe
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Beitrag08.08.2015 01:00

von EWJoe
Antworten mit Zitat

Servus Constantine,

vielen Dank für Deine zahlreichen Gedanken, die Du hier hinterlassen hast. In braunen Kommentaren möchte ich darauf eingehen.

Constantine hat Folgendes geschrieben:
Hallo EWJoe,

es freut mich, wenn dir einige meiner Anmerkungen hilfreich waren.

Zu deiner Antwort möchte ich einige Anmerkungen da lassen:

EWJoe hat Folgendes geschrieben:

Inhaltlich dürften unsere Vorstellungen allerdings deutlich auseinander zulaufen. Der Patient hatte einen Schlaganfall und keinen Unfall mit Durchtrennung des Rückenmarks..

Du erwähnst den Schlaganfall als Ursache in deiner Geschichte und für mich als Leser ist das somit klar.

EWJoe hat Folgendes geschrieben:
Daher sind die Nervenfasern noch intakt, nur Gehirnfunktionen, die diese Impulse zu den Muskeln projizieren sind  zerstört. Er ist paralysiert. Die aufwärts projizierenden Fasern finden aber, zumindest teilweise, intakte Areale, die ein bewusstes Empfinden ermöglichen. Er kann fühlen, daneben kann er hören, aber nicht sehen, seine Augenlider erlauben es nicht.

Du hast einen schweren Fall des Locked-In-Syndroms konstruiert, bei dem noch die ansonsten vertikal funktionierenden Lid- und Augenbewegungen auch noch gestört sind. Das Locked-In-Syndrom ist an sich bereits selten, ob und wie häufig eine Schädigung der Lid- und Augenbewegungen dabei auftritt, müsste bei der bereits vorhandenen Seltenheit des Syndroms noch seltener auftreten.


Nun, Seltenheit ist gerade in der Literatur kein Argument sich dieses Themas nicht anzunehmen.
Vor ein paar Tagen hatten wir in Wien, glaube ich, den Fall dass eine Person fast lebendig begraben worden wäre. Eine betagte Dame wurde für tot erklärt, aber lebte noch als, man sie ins Kühlhaus eines Bestattungsunternehmens verbrachte. Nur durch Zufall wurden ihre ermatteten Hilfeschreie von einem Angestellten gehört, der sie sogleich aus der misslichen Lage befreite. Sie starb leider drei Tage später vermutlich an der erlittenen Unterkühlung. Es hätte wohl nicht viel gebraucht und sie wäre lebendig begraben worden, vielleicht, oder hoffentlich noch seltener als der extreme Locked-in, der zudem sehr wohl medizinisch beschrieben ist.



EWJoe hat Folgendes geschrieben:
Das Vorhandensein von Bewusstsein ist gut wahrscheinlich zu messen. (EEG, fMRT etc.) Leider kommt es vor, dass zunächst kein Bewusstsein festgestellt wird, aber dieses sich nach einer gewissen Zeit wieder einstellt. So hier geschehen.

Typisch fürs Locked-In-Syndrom ist die Lähmung der Gliedmaßen bei intaktem Bewusstsein. Mit dem EEG kann z.B. das Vorhandensein des Bewusstseins diagnostiziert werden. Soweit ok. Dein Fall ist ein extremes Fallbeispiel. Das Einsetzen des Bewusstseins, welches in deiner Geschichte mit der Du-Perspektive stattfindet, müsste bei regelmäßiger Diagnostik von den Ärzten erkannt werden, oder? Stattdessen vergehen in deiner Geschichte Wochen und Monate, in denen anscheinend keine Untersuchungen der Hirnfunktionen vorgenommen werden. Für mich ist das Fahrlässigkeit. Vor allem, wenn man berücksichtigt, dass es sich bei deinem Protagonisten noch um einen wohlhabenden Vorstandsvorsitzenden einer Großbank handelt, der sicherlich privatversichert ist und dementsprechend eine umfassendere ärztliche Versorgung anzunehmen ist. In diesem Sinne ist es für mich schwer nachvollziehbar, dass der Professor des Krankenhauses diesen lukrativen und prominenten Patienten einfach aufgibt und vom Beatmungsgerät abstöpseln lässt.

Nun wir haben doch keine Zwei-Klassen-Medizin? 'Wink
Spass bei Seite. Gerade dieser Umstand könnte durchaus ein Motiv für eine erhöhte Wahrscheinlichkeit sein, dass ein derartiger Fall überhaupt auftritt. Ein Patient, der lange schon in einem solchen <zustand verweilen muss? Das ist doch sicher nicht einmal passiert? Das Beispiel mit der fast lebendig begrabenen Dame ist hier auch nur die Spitze eines Eisbergs. Das Messen des Bewusstseins ist kein permanenter Vorgang. Es setzt die Wachheit eines Patienten voraus, die ja auch nicht zu 100%  überwachbar ist. Nach 6 Monate erfolgloser Suche nach dem Selben erfolgt diese Messung sicher auch nicht mehr täglich. Aber eigentlich war das nicht Thema meiner Kritik, oder hier meines Textes.

Nebenbei: Eine gerichtliche Verfügung ist in unseren Landen wohl von Nöten, um einen Patienten abzustöpseln, wie Du es ausgedrückt hast.


EWJoe hat Folgendes geschrieben:
Der Patient liegt bereits seit 6 Monaten mit der Einstufung permanent vegetativ, also dürfte er bereits aufgegeben sein. Diesen Zustand nennt man locked-in ein wahrer Horror, schlimmer als lebendig begraben.

Mich verwundert, dass das Eintreten des Bewusstseins nicht diagnostiziert wird und keinerlei Möglichkeiten versucht worden sind, mit dem Patienten in Kommunikation zu treten. Du sagst, dein Anliegen besteht in der "Kritik gegen die schamlose Apparatemedizin", nicht am Personal.
Nachvollziehen kann ich dieses Anliegen nicht aus den bereits erwähnten Gründen der Behandlung deines Fallpatienten.


Möglich, dass in vielen Kliniken die Erforschung des Bewusstseins permanent erfolgt, ich bezweifle das zwar, aber da tut eigentlich meinen Intensionen keinen Abbruch. Zum andern ist die Wahrscheinlichkeit ein waches Bewusstsein anzutreffen auch so ein Thema, das leider viel Spielraum für üble Möglichkeiten gibt.

Für mich sind Verfehlungen des Personals hier nicht das Thema, bestenfalls ein Nebenthema, das gegenüber dem Hauptteil völlig untergeordnet ist. Zudem glaube ich, dass die Mehrzahl der Kliniken gutes Personal aufweist, das nach besten Wissen und Gewissen seinem Job nachgeht. Dass Fälle von Wundliegen dennoch auftreten ist leider keine so extreme Seltenheit, sie ist meist einer außerordentlichen Belastung der Pfleger geschuldet. Sicher, dann und wann gibt es leider auch Personal, das keinen sehr hohen ethischen Gesichtspunkten genügt, was hier aber auch nicht Thema ist.


Des Weiteren schreibst du in deiner Geschichte:
Zitat:
„Karla, hilf mir bitte. Der Veggie auf 34 hat sich wieder wundgelegen.“

Wundliegen zeugt von unzureichender Pflege des Patienten. Kann natürlich an Personalmangel liegen, an Überarbeitung und schlampiger Pflegearbeit. Insgesamt ist dies für mich eine Kritik am Gesundheitssystem und dem Betrieb in einem Krankenhaus (bzw auch Pflegeheimen, wo diese Dinge auch geschehen können).


Zitat:
Aber du weißt doch, der Professor will seine Pflegebetten optimal ausnutzen.

Auch hier scheint der Mangel an regelmäßiger Diagnostik, wodurch das Einsetzen des Bewusstseins zu Beginn deiner Geschichte und im Verlauf der folgenden Wochen sicherlich entdeckt worden wäre, der Grund zu sein, warum man diesen Patienten aufgibt und für mich liest sich das erneut mehr nach Kritik am Personal, als an der angestrebten Kritik an der Apparatmedizin.


Siehe oben.



EWJoe hat Folgendes geschrieben:

Den Du-Erzähler hatte ich als die sachliche Instanz des Protas gesehen, der kühl beobachtet, welche Empfindungen der Prota gerade hat.

Dahingehend habe ich versucht, durch meine vorgeschlagenen Kürzungen der "lyrischen" und zu emotionalen Passagen dieses Sachliche und Kühle des Erzählers zu vereinheitlichen.


Da bin ich bei Dir. Einverstanden, die lyrischen Allüren gehören aus dem Text entfernt.


EWJoe hat Folgendes geschrieben:

Schizophrenie? Ja vielleicht und wäre ein derartiges Krankheitsbild in einer ähnlichen Situation nicht induziert?

Ich denke, mit dem Locked-In-Syndrom und deinem Anliegen hast du bereits ausreichend Stoff für deine Geschichte. Wie ich herauslese, ist die Schizophrenie von dir nicht intendiert, fändest es aber nicht als störend, wenn dies noch dazu käme.  Deine gewählte Du-Perspektive suggeriert mir eine mögliche Schizophrenie, die ich an sich als zu viel ansehe. Du kreierst einen extremen Fall des Locked-In-Syndroms und mit der gewählten Perspektive noch eine nicht beabsichtigte, mögliche Schizophrenie induzieren, sprengt mMn deine Geschichte und ihr Anliegen.

Wenn man sich den Fall ansieht, dann ist ein quasi-schizophrenes Verhalten das Geringste was zu erwarten wäre. Für mich ist das fast eine logische Konsequenz der Situation. Siehe auch die Ausführungen von rieka.


EWJoe hat Folgendes geschrieben:
Als allwissend habe ich den Erzähler aber nicht gesehen.

Ich hatte "allwissend" in Anführungszeichen gesetzt, weil ich nicht allwissend im Sinne von Alles-wissend meinte, sondern mir dein Du-Erzähler den Eindruck machte, nicht nur ein Teil des Bewusstseins/des Protagonisten zu sein, sondern sehr allgegenwärtig mit der Analyse, den Emotionen und der äußeren Wahrnehmung zu sein.


Dennoch weiß der Erzähler in keiner Phase mehr als der Prota.


EWJoe hat Folgendes geschrieben:
Ein Anflug von Romantik (oder romantisieren) will sich bei mir im Zusammenhang mit dem Text nicht einstellen.

Diesen Eindruck haben manche lyrisch angehauchten und emotional übertriebene Formulierungen in mir geweckt.


Gut, dann haben wir uns nur am Terminus technicius gestoßen.


EWJoe hat Folgendes geschrieben:
Worauf sich die unfreiwillige Komik gründet entzieht sich mir auch.

Ich empfand manche Formulierungen des Du-Erzählers als emotional übertrieben und zu lyrisch, wobei er sich um einen sachlichen Ton bemühte und dieses Hin und her empfand ich als unfreiwillig komisch.

ok.



EWJoe hat Folgendes geschrieben:
(Nebenbei gibt es die furchtbare Krankheit ALS, die in einer gleichartigen Situation mündet: Fühlen geht, bewegen nicht.)

Bleiben wir lieber beim Locked-In-Syndrom und vermengen nicht noch eine degenerative Erkrankung des Zentralnervensystems in die Diskussion.

Gut, dennoch gibt es mehrere Möglichkeiten in den Locked-in-Zustand zu verfallen. Aber das war ja auch nicht der eigentliche Kern.


EWJoe hat Folgendes geschrieben:

Ich danke Dir für Deine rigorose Textarbeit. Viele Anmerkungen sind allerdings auf unsere unterschiedliche Auffassung, was kann der Patient und was nicht. (Fühlen geht teilweise oder ganz. Daher kann er auch die Schmerzen vom Wundliegen, Berührungen usw. wahrnehmen. Er kann sich allerdings nicht bewegen. Wohl ist sein Ohr intakt und damit auch das Gleichgewichtsorgan. Das sollte der erste Teil des Textes herausarbeiten. Daher fühlt er auch seinen Herzschlag, wie er auch seinen Puls hört. Er kann sicher auch das Heben und Senken seines Brustkorbes bemerken.

Danke für deine Erklärungen.

EWJoe hat Folgendes geschrieben:
Sehen kann er nicht

Kennst du die Häufigkeit dieser Inzidenz?
Mir macht es den Eindruck, als wäre dieses Nicht-Sehen ein unüberbrückbares Hindernis in der Diagnostik und Behandlung des Locked-In-Syndroms und der Möglichkeit mit dem Patienten in Kontakt zu treten.
Wie gesagt, das Eintreten des Bewusstseins wird diagnostisch nicht erkannt, trotz Wochen und Monate, die in deiner Geschichte vergehen, und dies sehe ich als einen Knackpunkt deiner Geschichte an.


Die Häufigkeit dieser Fälle war auch nicht der Punkt. Zugegeben es stellt ein sehr extremes Erleben dar, das ich Keinem wünsche. Aber genau damit wollte ich, den, aus meiner Sichtweise,  perversen Umgang mit Patienten darlegen. Künstlich in einem Zustand verharren zu müssen, der schlimmer ist, als lebendig begraben zu sein, ist für mich ganz üble Folter.
Ich spreche hier nicht von den Fällen, die nach schweren Unfällen doch wieder zu einem, ihrer Meinung nach, lebenswerten Leben zurückkehren könne, da mag die Apparatemedizin akzeptabel erscheinen (von Fall zu Fall nur, aber nicht unbedingt, wenn klar gegen die Intensionen des Patienten geahndelt wird!) hier geht es um die Unbedingtheit, wo auch Situationen gegeben sind, die ausweglos sind. Für mich ist das Folter, schwere Folter sogar!
Zugegeben, ein ethisch sehr schweres Thema, aber genau dieser Punkt wird in solchen Diskussionen leider vernachlässigt. Das dritte Reich mit der üblen Euthanasie mag hier noch blockieren. Aktive Sterbehilfe ist für mich ein Menschenrecht, klar unter sehr genau definierten Rahmenbedingungen.



EWJoe hat Folgendes geschrieben:
Viele Formulierungen hast Du verbessert. Danke. Dein Hinweis den Text zu versachlichen habe ich auch verstanden. (Ich schätze mal, dass Du die „lyrischen“ Stellen meinst)

Richtig.

EWJoe hat Folgendes geschrieben:
PS: Was wollte mein Text: Mit dem Text richte ich Kritik gegen die schamlose Apparatemedizin, die vorbei an den Bedürfnissen der Menschen agiert und ihnen oftmals unnütz schwere Folter auferlegt. Angeblich sind wir ja alle sehr gegen Folter, aber die Todgeweihten dieser offensichtlich auszusetzen können wir nicht sehen?

Für mich übt dein Text Kritik am Personal eines Krankenhauses, sowohl am Pflegepersonal als auch am Leiter/Professor. Wundliegen und Bett freimachen für andere Patienten, obwohl dein Patient ein hochrangiges, wohlhabendes Mitglied der Gesellschaft ist und man ihn "bevorzugt" behandeln würde und ihm sicherlich regelmäßige EEGs und sonstiges zuteil werden lassen würde.
Was die Folter in deiner Geschichte angeht, so ist eine Magensonde zur Ernährung und das Beatmungsgerät wohl notwendig, um den Patienten am Leben zu halten, oder? Sicherlich unangenehm und bei der Einführung schmerzhaft, aber nicht vermeidbar. Welche anderen Möglichkeiten der von dir in der Geschichte erwähnten Möglichkeiten zur Lebenserhaltung gäbe es, die nicht als "Folter" anzusehen wären? So ganz bekomme ich deinen Foltergedanken der Apparatmedizin nicht zu fassen.
Das einzige, was ich als Folter an deinem Patienten sehe, sind seine Rückenschmerzen, hervorgerufen durch das Wundliegen. Dieses ist personalbedingt eingetreten und diese "Folter" dürfte insofern vermeidbar sein.
Was genau du unter "unnütz schwerer Folter" meinst, erschließt sich mir leider nicht.

Hier ist meine Intension im Text mit:

Zitat:
Wochen vergehen. Du meinst es ist schlimmer als lebendig begraben zu sein, kein Ende. Du würdest die Folter vorziehen, wenigstens wieder sehen und ein wenig dich bewegen können. Oder sterben.


dargelegt.

Manch so ein aufgezwungenes Erleben ist schlimmer als manche Folter. Es ist daher Folter!!



LG,
Constantine[/quote]

Vielen Dank nochmals und
LG
Joe


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Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag08.08.2015 02:40

von Constantine
Antworten mit Zitat

Hallo EWJoe,

Ich danke dir sehr dafür, dass du auf meine Anmerkungen eingegangen bist. Einiges möchte ich gerne klarstellen bzw. auf einiges näher eingehen:

EWJoe hat Folgendes geschrieben:
Nun wir haben doch keine Zwei-Klassen-Medizin? 'Wink
Spass bei Seite. Gerade dieser Umstand könnte durchaus ein Motiv für eine erhöhte Wahrscheinlichkeit sein, dass ein derartiger Fall überhaupt auftritt. Ein Patient, der lange schon in einem solchen <zustand verweilen muss? Das ist doch sicher nicht einmal passiert? Das Beispiel mit der fast lebendig begrabenen Dame ist hier auch nur die Spitze eines Eisbergs. Das Messen des Bewusstseins ist kein permanenter Vorgang. Es setzt die Wachheit eines Patienten voraus, die ja auch nicht zu 100%  überwachbar ist. Nach 6 Monate erfolgloser Suche nach dem Selben erfolgt diese Messung sicher auch nicht mehr täglich. Aber eigentlich war das nicht Thema meiner Kritik, oder hier meines Textes.


EWJoe hat Folgendes geschrieben:
Möglich, dass in vielen Kliniken die Erforschung des Bewusstseins permanent erfolgt, ich bezweifle das zwar, aber da tut eigentlich meinen Intensionen keinen Abbruch. Zum andern ist die Wahrscheinlichkeit ein waches Bewusstsein anzutreffen auch so ein Thema, das leider viel Spielraum für üble Möglichkeiten gibt.

Von täglichen oder permanenten EEGs war bei mir nicht die Rede, sondern von regelmäßigen (auch wenn täglich sicherlich eine Regelmäßigkeit ist, wäre täglich utopisch). Ich bin mit der Häufigkeit von z.B. EEGs als Standarduntersuchung in diesem Fall nicht vertraut, könnte mir aber 1x wöchentlich oder 1x alle zwei Wochen oder 1x monatlich als mögliche Zeitintervalle vorstellen, um zu checken, ob der Patient das Bewusstsein erlangt hat oder nicht. Und da in deiner Geschichte nach den 6 Monaten, von denen der Leser im Dialog des Personals erfährt, noch weitere Wochen vergehen, hätte ich vielleicht angenommen, dass eine EEG-Untersuchung vorgenommen wird, bevor mittels gerichtlicher Verfügung ein Abschalten des Beatmungsgerätes erlaubt wird.


EWJoe hat Folgendes geschrieben:
Für mich sind Verfehlungen des Personals hier nicht das Thema, bestenfalls ein Nebenthema, das gegenüber dem Hauptteil völlig untergeordnet ist. Zudem glaube ich, dass die Mehrzahl der Kliniken gutes Personal aufweist, das nach besten Wissen und Gewissen seinem Job nachgeht. Dass Fälle von Wundliegen dennoch auftreten ist leider keine so extreme Seltenheit, sie ist meist einer außerordentlichen Belastung der Pfleger geschuldet. Sicher, dann und wann gibt es leider auch Personal, das keinen sehr hohen ethischen Gesichtspunkten genügt, was hier aber auch nicht Thema ist.

In dieser Hinsicht würde ich dein Personal, wie du es in deiner Geschichte dem Leser präsentierst, deutlich positiver darstellen, um nicht von deinem eigentlichen Thema und Anliegen abzulenken. Wie gesagt, ich sehe in deiner Geschichte verstärkt eine Kritik am Personal. Bereits dein Titel, der den inoffiziellen Gebrauch eines "hässlichen" Wortes durch das Pflegepersonal aufgreift, und auch im Dialog der beiden Krankenpfleger mit der Verwendung des Begriffes "Veggie" und der bekannten Routine/dem Schulterzucken, mit der das Wundliegen akzeptiert, aber nicht bedauert oder verdammt wird, ist mir die Charakterisierung deines Personals sehr unsympathisch und mich hat dies zur Kritik am Personal geführt, nicht zur Kritik an der schamlosen Apparatmedizin.



EWJoe hat Folgendes geschrieben:
EWJoe hat Folgendes geschrieben:
Als allwissend habe ich den Erzähler aber nicht gesehen.

Ich hatte "allwissend" in Anführungszeichen gesetzt, weil ich nicht allwissend im Sinne von Alles-wissend meinte, sondern mir dein Du-Erzähler den Eindruck machte, nicht nur ein Teil des Bewusstseins/des Protagonisten zu sein, sondern sehr allgegenwärtig mit der Analyse, den Emotionen und der äußeren Wahrnehmung zu sein.

Dennoch weiß der Erzähler in keiner Phase mehr als der Prota.

Als Beispiel vielleicht das Zeitgefühl:
Da für mich dein Patient jegliches Zeitgefühl verloren haben müsste, besitzt es für mich dein Du-Erzähler. Z.B. die Erwähnung, dass Wochen vergehen.


EWJoe hat Folgendes geschrieben:
Die Häufigkeit dieser Fälle war auch nicht der Punkt. Zugegeben es stellt ein sehr extremes Erleben dar, das ich Keinem wünsche. Aber genau damit wollte ich, den, aus meiner Sichtweise,  perversen Umgang mit Patienten darlegen.

Das hört sich für mich nun doch nach Kritik am Krankenhaus- und Pflegepersonal an, oder?


EWJoe hat Folgendes geschrieben:
Künstlich in einem Zustand verharren zu müssen, der schlimmer ist, als lebendig begraben zu sein, ist für mich ganz üble Folter.

Was meinst du mit diesem "künstlichen Zustand"? Das hört sich an, als würde das Locked-In-Syndrom mit Absicht bei Patienten generiert werden, nicht aber nach einem seltenen, natürlich auftretenden Effekt nach einer Läsion von Hirnarealen.

EWJoe hat Folgendes geschrieben:
Ich spreche hier nicht von den Fällen, die nach schweren Unfällen doch wieder zu einem, ihrer Meinung nach, lebenswerten Leben zurückkehren könne, da mag die Apparatemedizin akzeptabel erscheinen (von Fall zu Fall nur, aber nicht unbedingt, wenn klar gegen die Intensionen des Patienten geahndelt wird!) hier geht es um die Unbedingtheit, wo auch Situationen gegeben sind, die ausweglos sind. Für mich ist das Folter, schwere Folter sogar!

Hier ist meine Intension im Text mit:
Zitat:
Wochen vergehen. Du meinst es ist schlimmer als lebendig begraben zu sein, kein Ende. Du würdest die Folter vorziehen, wenigstens wieder sehen und ein wenig dich bewegen können. Oder sterben.


dargelegt.

Manch so ein aufgezwungenes Erleben ist schlimmer als manche Folter. Es ist daher Folter!!


Was du mehrmals als Folter bezeichnest, bezieht sich für mich in erster Linie auf die Charakteristika eines Locked-In-Syndroms, nicht auf die Apparatmedizin an sich.
Soweit kann ich das nachvollziehen, dass dieser Zustand an sich als Folter angesehen wird. Da stimmen wir überein.
Aber wo greift hier nun deine Aussage
EWJoe hat Folgendes geschrieben:
Mit dem Text richte ich Kritik gegen die schamlose Apparatemedizin, die vorbei an den Bedürfnissen der Menschen agiert und ihnen oftmals unnütz schwere Folter auferlegt.

Gehören die von dir erwähnten Magensonde und Beatmungsgerät zur schamlosen Apparatmedizin, die dem Patienten oftmals unnütz schwere Folter auferlegen?

Geht deine Kritik eher in die Richtung, Patienten künstlich (vielleicht auch gegen ihren Willen) am Leben zu erhalten und somit unnötig lange leiden zu lassen, anstelle sie durch Sterbehilfe oder einer Patientenverfügung von ihrem Leid zu erlösen? Wenn ja, dann wird das für mich nicht wirklich deutlich herausgearbeitet.

LG,
Constantine
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Beitrag09.08.2015 13:02

von EWJoe
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Servus Constantine,

nochmals vielen Dank, dass Du mir Deine Zeit geschenkt hast.

Ich will mal das Pferd von hinten aufzäumen und mit Deinem letzten Kommentar beginnen.

Constantine hat Folgendes geschrieben:

Gehören die von dir erwähnten Magensonde und Beatmungsgerät zur schamlosen Apparatmedizin, die dem Patienten oftmals unnütz schwere Folter auferlegen?

Geht deine Kritik eher in die Richtung, Patienten künstlich (vielleicht auch gegen ihren Willen) am Leben zu erhalten und somit unnötig lange leiden zu lassen, anstelle sie durch Sterbehilfe oder einer Patientenverfügung von ihrem Leid zu erlösen? Wenn ja, dann wird das für mich nicht wirklich deutlich herausgearbeitet.


Die Magensonde und das Beatmungsgerät sind noch keine Folterinstrumente.
Aber das unnötig verlängerte Leiden der Patienten ist mMn schlimme Folter. So war es gemeint. Dass das nicht rübergekommen ist weist auf eine neuerliche strukturelle Bearbeitung hin. Eigentlich wollte ich es dem Leser überlassen, was er sieht. Sieht er die Folter durch das Zwanghaft-Weiterleben-müssen in auswegloser Situation, oder den Horror, dass nun abgeschaltet wird und er diese Entscheidung nicht beeinflussen kann. Beide Interpretationen führen zu konträren Aussagen. Für mich persönlich ist es der erste Punkt.

Constantine hat Folgendes geschrieben:

Was meinst du mit diesem "künstlichen Zustand"? Das hört sich an, als würde das Locked-In-Syndrom mit Absicht bei Patienten generiert werden, nicht aber nach einem seltenen, natürlich auftretenden Effekt nach einer Läsion von Hirnarealen.

...
Was du mehrmals als Folter bezeichnest, bezieht sich für mich in erster Linie auf die Charakteristika eines Locked-In-Syndroms, nicht auf die Apparatmedizin an sich.
Soweit kann ich das nachvollziehen, dass dieser Zustand an sich als Folter angesehen wird. Da stimmen wir überein.
Aber wo greift hier nun deine Aussage


Der Locked-In Zustand ist natürlich blanker Horror, besonders diese schwere Form. Folter ist etwas das eigentlich nur von Menschen ausgeht, wobei hier gilt gut gemeint ist nicht immer gut gehandelt. Siehe oben.


Constantine hat Folgendes geschrieben:

EWJoe hat Folgendes geschrieben:
Die Häufigkeit dieser Fälle war auch nicht der Punkt. Zugegeben es stellt ein sehr extremes Erleben dar, das ich Keinem wünsche. Aber genau damit wollte ich, den, aus meiner Sichtweise, perversen Umgang mit Patienten darlegen.


Das hört sich für mich nun doch nach Kritik am Krankenhaus- und Pflegepersonal an, oder?


Siehe oben. Für mich ist die künstliche Aufrechterhaltung dieses Zustandes die Kritik, nicht das was vielleicht nicht optimal gelaufen ist, oder schief gelaufen ist. Zum Anderen ging es mir nicht um eine positive oder negative Darstellung des Personals. Die agieren mMn nach ihren Möglichkeiten.

Zum Zeitgefühl:
Constantine hat Folgendes geschrieben:
Als Beispiel vielleicht das Zeitgefühl:
Da für mich dein Patient jegliches Zeitgefühl verloren haben müsste, besitzt es für mich dein Du-Erzähler. Z.B. die Erwähnung, dass Wochen vergehen.


Der Prota wird wahrscheinlich nicht mehr in der Lage sein auf den Tag genau festzustellen, ob und wann etwas stattgefunden hat. Dass er aber keinen Rhythmus wahrnimmt, glaube ich nicht. Da ist mal sein Herzschlag, die Geräusche, die von der Straße an sein Ohr dringen. Das Auf- und Abschwellen des Verkehrs mag sogar einen Tagesrhythmus angeben, das tägliche Ritual der Pflege usw. Daher glaube ich nicht dass er jegliches Zeitgefühl verloren hat. Ich habe mich auch nicht auf eine exakte Dauer eingelassen, sondern ich sprach von Wochen. Ob es Stunden, Tage oder Wochen waren, die vergangen sind, kann er sicher grob erkennen. Vielleicht zählt er sogar die Tage, wer weiß.

Constantine hat Folgendes geschrieben:
Von täglichen oder permanenten EEGs war bei mir nicht die Rede, sondern von regelmäßigen (auch wenn täglich sicherlich eine Regelmäßigkeit ist, wäre täglich utopisch). Ich bin mit der Häufigkeit von z.B. EEGs als Standarduntersuchung in diesem Fall nicht vertraut, könnte mir aber 1x wöchentlich oder 1x alle zwei Wochen oder 1x monatlich als mögliche Zeitintervalle vorstellen, um zu checken, ob der Patient das Bewusstsein erlangt hat oder nicht. Und da in deiner Geschichte nach den 6 Monaten, von denen der Leser im Dialog des Personals erfährt, noch weitere Wochen vergehen, hätte ich vielleicht angenommen, dass eine EEG-Untersuchung vorgenommen wird, bevor mittels gerichtlicher Verfügung ein Abschalten des Beatmungsgerätes erlaubt wird.


EEG-Untersuchungen sind ein Spiel mit der Wahrscheinlichkeit, nicht aber mit der Gewissheit. Möglicherweise wurde auch noch eine Schluss-Untersuchung vorgenommen. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass der Patient dann nicht wach war, ist doch gegeben und das Bewusstsein nicht entdeckt wurde. Das passiert wohl auch. Gleichwohl wollte ich den Patienten von seinen Qualen erlöst sehen, sodass ich das Ende so wählte.

Für das Personal werden wir sicher ein gutes Wort einlegen.

Vielen Dank für Deine Gedanken. Da waren gewiss Anregungen dabei, die ich bei der nächsten Bearbeitung einfließen lassen werde.

LG
Joe


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EWJoe
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Beitrag10.08.2015 14:06

von EWJoe
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Hallo,

nach der Überarbeitung ersuche ich um eure Meinung. Ist das Du noch immer störend. Wirkt der Erzähler, der ja der Patient selbst ist noch immer auktorial? Ist die Lyrik draußen?


Veggie

Das Erwachen aus einem Alptraum lässt dein Herz noch rasen. Unerträglich real fühlte sich die Folter an. Schläge, Waterboarding, Elektroschocks, Drogen. Erleichtert willst du tief Luft holen. Es geht nicht. Gleichmäßiges Pfauchen dringt in dein Bewusstsein. Dein Brustkorb hebt und senkt sich in diesem Rhythmus. Wo bist du überhaupt?

Vergeblich versuchst du deine Augen zu öffnen, sie gehorchen dir nicht. Der Verdacht, der Traum wäre wirklich, nimmt dich gefangen. Brutale Verhöre rufen sich in Erinnerung, ohne ihre Inhalte preiszugeben. Du beginnst an ihre Realität zu glauben.

Verzweifelt möchtest du schreien und wild um dich schlagen, doch du bewirkst keinen Laut und keine Bewegung. Sind es Drogen die deinen Körper lähmen?

Ohnmächtig weinst du, aber keine Träne läuft über deine Wangen. Nur die brennenden Schmerzen am Rücken lassen dich glauben noch am Leben zu sein. Vermutlich stammen sie von den heftigen Schlägen während der Befragungen. Was will wer wissen?

Möglicherweise halten dich die Folterknechte mit Drogen in deinem Körper gefangen. Ungehört verhallen deine Fragen nach dem Warum in der Isolation deiner Gedanken. Du findest keine Erinnerung, welche Fragen sollst du beantworten? Vielleicht wirken noch die Drogen und blockieren dein Gedächtnis? Keine Stimme spricht zu dir. Einzig dieses gleichmäßige Geräusch, deinen Brustkorb hebend und senkend, dringen zu dir herein.

Deine Müdigkeit dämpft die Qualen. Dem Schlaf wirst du bald nachgeben müssen. Es wird ruhiger. Wäre sie nur ewig, diese Ruhe.


Irgendwann erwachst du wieder, aber die Hoffnung, in einer anderen Realität aufzutauchen, erfüllt sich nicht. Allein dein Puls und das Pfauchen begleiten dich. Stunden der Verzweiflung vergehen. Man hat dich wohl vergessen.

Angestrengt erforscht du dein Gedächtnis. Zerstückelt taucht Vergangenes auf. Du siehst das Gesicht einer Frau, einer hübschen Frau, mit weichen vielversprechenden Lippen, die dir ein bezauberndes Lächeln schenkt. Langsam wird dir klar, das ist deine Gattin. Kinder, ein Haus mit Garten, einen schicken Sportwagen nennst du auch dein Eigen. Du hattest ein gutes Leben. Eine Party, anlässlich deiner Beförderung zum Vorstandsdirektor, im Hochgefühl des Erfolges, blendet sich ein.

Vergeblich suchst du nach den Gründen deiner Folter. Alles Rückblicken endet bei diesem Fest. Du bist ratlos.

Andere Geräusche erregen deine Aufmerksamkeit. Eine Türklinke wird gedrückt, eine Tür geöffnet. Schritte. Jemand bewegt sich auf dich zu. Du fühlst ein Aufgerichtet-werden.



„Karla, hilf mir bitte. Der Veggie auf 34 hat sich wieder wundgelegen.“ Diese gellende Frauenstimme erschreckt dich. Wieder Schritte.

Karlas rauchige Stimme erinnert an deine Putzfrau. Wie oft hatte sie deine Zigaretten geraucht und deinen Whiskey getrunken.
„Gerda, du bist zwar neu, aber merk dir gleich, dass du solche Ausdrücke nicht verwenden sollst, auch wenn er permanent vegetativ eingestuft ist. Wenn dich der Professor hört! Er ist noch dazu Klassepatient. Ich habe dir doch schon gezeigt was zu machen ist, dass Wundliegen nicht passiert.“

„Bei den vielen Patienten kann ich nicht alle paar Stunden vorbeikommen. Ich verstehe nicht, dass man bei solchen armen Schweinen nicht schon längst den Stecker gezogen hat. Wie lange liegt der schon da?“

„Seit gut sechs Monaten. Ein Schlaganfall und er rührt sich nicht mehr.

Wundliegen darf einfach nicht passieren, ganz besonders bei den Klassepatienten.“

Du bist also Intensivpatient, ein Veggie. Das ist schlimmer als das Folterszenario. Du hast doch eine Patientenverfügung. Wieso dürfen sie dich weiter-quälen? Der brennende Schmerz am Rücken begleitet die Behandlung, doch er ist das kleinere Übel.

Gerda bricht das Schweigen. „Wer war er?“

„Er war ein hohes Tier bei einer Großbank. Franka, meine Schwester putzte bei ihm. Eigentlich war er kein Pfennigfuchser. Er hat nichts gesagt, wenn sie sich ein paar Zigaretten genommen und hie und da mal ein Glas Whiskey getrunken hatte. Da war seine Frau ganz anders.

Just auf seiner Feier, anlässlich der Ernennung zum Vorstandsdirektor, hat es ihn erwischt. Aber seine Frau hat noch dicke Kohle kassiert. Die Patientenverfügung ist erst aufgetaucht, als sie ein ganzes Jahresgehalt kassiert hatte. So war das irgendwie in seinem Arbeitsvertrag geregelt.
Seit kurzem ist sie angeblich wieder mit einem Banker zusammen. Jetzt beantragte sie die Abschaltung. Das Gericht muss nun entscheiden.“

Du bist wohl endgültig abgeschrieben. Ausgepresst, nur noch ein fauler Kredit.

Wochen vergehen. Du meinst es ist schlimmer als lebendig begraben zu sein, kein Ende in Sicht. Du würdest die Folter vorziehen, wenigstens wieder sehen und ein wenig dich bewegen können. Oder sterben. Ja, endlich Frieden finden.

Keine Besuche. Gelegentliche Schritte im Raum waren die einzige Abwechslung, vielleicht einmal eine Stimme. Pflegende Hände hantieren an dir, entfernen Schleim, an dem du zu ersticken drohtest, waschen dich, setzten eine Nährsonde in deinen Magen. Er füllt sich, aber ohne Geschmack. Sonst nur das monotone Einerlei deines Herzschlages und der Beatmungsmaschine. Gelegentlich dringen Geräusche von der Straße zu dir durch. Du zählst die Fahrzeuge, gierst nach Abwechslung. Eine Fliege, die im Raum summt, wird zur Sensation.

Eines Tages wecken dich Stimmen.

„Herr Professor, hier habe ich die gerichtliche Verfügung.“ Die Stimme deiner Frau! Du willst sie sehen, mit ihr sprechen, sie berühren. Doch dein Körper versagt dir seinen Dienst. Der Duft ihres Parfums dringt in deine Nase. Schöne Erinnerungen an früher steigen auf.

„Ich glaube auch, dass es besser so ist. Kein EEG zeigte, dass er noch Bewusstsein hat. Er ist praktisch tot und wir brauchen das Bett für einen neuen Patienten, dem wir vielleicht helfen können.“

Lautlos rufst du ihren Namen.
Kaum spürst du, wie dir eine Hand über deinen Kopf streicht. Zu kurz, bleib und sprich mit mir. Erzähl mir von den Kindern. Vielleicht noch einen Kuss, einen Letzten. Verzweifelt willst du ihre Hand ergreifen. Die Schritte ihrer Stöckelschuhen werden leiser, klingen in dir nach.

„So, Schwester! Stellen Sie die Beatmungsmaschine ab.“

An dir wird herumgezerrt. Die Luft wir knapp, dein Herz beginnt zu rasen. Es wird dunkel. Wohl endgültig.


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Constantine
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Beitrag13.08.2015 21:42

von Constantine
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Hallo EWJoe,

auch wenn ich mich deinem Text gegenüber sehr kritisch geäußert habe, möchte ich versuchen, dir ein konstruktives Feedback zu geben. Ich werde auf deine beiden letzten Fragen eingehen und mich generell zu deiner Überarbeitung äußern:

EWJoe hat Folgendes geschrieben:
Hallo,

nach der Überarbeitung ersuche ich um eure Meinung. Ist das Du noch immer störend. Wirkt der Erzähler, der ja der Patient selbst ist noch immer auktorial? Ist die Lyrik draußen?


Veggie

Das Erwachen aus einem Alptraum lässt dein Herz noch rasen. <-- Ich würde den Satz direkter, "persönlicher" formulieren: z.B: "Du erwachst mit Herzrasen aus einem Alptraum." oder "Du erwachst aus einem Alptraum. Dein Herz rast." Unerträglich real fühlte sich die Folter an. Schläge, Waterboarding, Elektroschocks, Drogen. Erleichtert willst du tief Luft holen. Es geht nicht. Gleichmäßiges Pfauchen dringt in dein Bewusstsein. Dein Brustkorb hebt und senkt sich in diesem Rhythmus. Wo bist du überhaupt?

Vergeblich Du versuchst du deine die Augen zu öffnen, sie gehorchen dir nicht. Der Verdacht, der Traum wäre wirklich, nimmt dich gefangen. Brutale Verhöre rufen sich in Erinnerung <-- Liest sich, als wären die Erinnerungen der aktive Part, aber nicht dein Prota, der sich zu erinnern versucht. Würde ich umformulieren: "Du erinnerst dich an brutale Verhöre, die ihre Inhalte nicht preisgeben." , ohne ihre Inhalte preiszugeben. Du beginnst an ihre Realität zu glauben.

Verzweifelt möchtest du schreien und wild um dich schlagen, doch du bewirkst keinen Laut und keine Bewegung. Sind es Drogen(Komma) die deinen Körper <-- vielleicht: "dich". lähmen?

Ohnmächtig weinst du, aber keine Träne läuft über deine Wangen. <-- vielleicht: "tränenlos" oder "ohne Tränen". Nur die brennenden Schmerzen am Rücken lassen dich glauben noch am Leben zu sein. <-- diesen Satz würde ich auch direkter formulieren: "Du bist am Leben. Der Rücken schmerzt." Vermutlich stammen sie <-- aufgrund meiner Änderung des vorigen Satzes, kann sich "sie" nicht mehr auf Schmerzen beziehen, daher die Streichung. von den heftigen Schlägen während der Befragungen. Was will wer wissen?

Möglicherweise halten dich die Folterknechte mit Drogen in deinem im Körper gefangen. Ungehört verhallen deine Fragen nach dem Warum in der Isolation deiner Gedanken. Du findest keine Erinnerung, welche Fragen sollst du beantworten? Antworten auf unbekannte Fragen des Verhörs. Vielleicht wirken noch die Drogen und blockieren dein Gedächtnis? Keine Stimme spricht zu dir. Einzig dieses gleichmäßige Geräusch, deinen Brustkorb hebend und senkend <-- kann der Protagonist eine Kausalität herstellen, zwischen Geräusch und dem daraus resultierenden Heben und Senken des Brustkorbs? Müsste er nicht da bereits an eine Beatmungsmaschine denken? Ich würde diese Kausalität überdenken. , dringen <-- Geräusch, Singular: "dringt". zu dir herein.

Deine Müdigkeit dämpft die Qualen. Dem Schlaf wirst du bald nachgeben müssen. <-- würde ich auch direkter formulieren: z.B. "Du gibst dem Schlaf nach." Es wird ruhiger. <-- Was wird ruhiger? Der Satz ist mMn vom Kontext sehr schief und zu distanziert vom Prota. Den Satz würde ich überdenken und näher ran an den Prota gehen. Z.B.: "Die Geräusche verstummen." Wäre sie nur ewig, diese Ruhe.


Irgendwann erwachst du wieder, aber die Hoffnung, in einer anderen Realität aufzutauchen, erfüllt sich nicht. <-- vielleicht: Du hoffst auf eine andere Realität, aber allein dein Puls und das Pfauchen begleiten dich. Stunden der Verzweiflung vergehen.<-- vielleicht: "Stunden vergehen. Du verzweifelst." Man hat dich wohl vergessen.

Angestrengt erforscht du dein das Gedächtnis. Zerstückelt taucht Vergangenes auf<-- Wortwiederholung. Vielleicht kannst du den Satz direkter umformulieren. Z.B.: Du erinnerst dich bruchstückhaft an Vergangenem und Du siehst das Gesicht einer Frau, einer hübschen Frau, mit weichen vielversprechenden Lippen, die dir ein bezauberndes Lächeln schenkt. Langsam wird dir klar<-- zu distanziert. Würde ich direkter formulieren. Z.B. "Du realisiert" , das ist deine Gattin. Kinder, ein Haus mit Garten, einen schicken Sportwagen nennst du auch dein Eigen. Du hattest ein gutes Leben. Eine Party, anlässlich deiner Beförderung zum Vorstandsdirektor, im Hochgefühl des Erfolges, blendet sich ein.

Vergeblich suchst du nach den Gründen deiner Folter. Alles Rückblicken endet bei diesem Fest. Du bist ratlos.

Andere Geräusche erregen deine Aufmerksamkeit. Eine Türklinke wird gedrückt, eine Tür geöffnet. Schritte. Jemand bewegt sich auf dich zu. Du fühlst ein Aufgerichtet-werden.



„Karla, hilf mir bitte. Der Veggie auf 34 hat sich wieder wundgelegen.“ Diese gellende Frauenstimme erschreckt dich. Wieder Schritte.

Karlas rauchige Stimme erinnert an deine Putzfrau. Wie oft hatte sie deine Zigaretten geraucht und deinen Whiskey getrunken.
„Gerda, du bist zwar neu, aber merk dir gleich, dass du solche Ausdrücke nicht verwenden sollst, auch wenn er permanent vegetativ eingestuft ist. <-- für mich zu erklärend und ich finde, dies ist für den Leser bestimmt, nicht für Karla, die weiß, was Veggie bedeutet. Wenn dich der Professor hört! Er ist noch dazu Klassepatient. <-- Teilweise trägst du mir etwas zu dick auf und es erweckt bei mir vom Kontext den Eindruck, dass Wundliegen bei Klassepatienten nicht ok ist, aber bei anderen schon. Ich habe dir doch schon gezeigt(Komma) was zu machen ist, dass Wundliegen nicht passiert.“

„Bei den vielen Patienten kann ich nicht alle paar Stunden vorbeikommen. Ich verstehe nicht, dass man bei solchen armen Schweinen nicht schon längst den Stecker gezogen hat. Wie lange liegt der schon da?“

„Seit gut sechs Monaten. Ein Schlaganfall und er rührt sich nicht mehr.

Wundliegen darf einfach nicht passieren, ganz besonders bei den Klassepatienten.

Du bist also Intensivpatient, ein Veggie. Das ist schlimmer als das Folterszenario. Du hast doch eine Patientenverfügung. Wieso dürfen sie dich weiter-quälen? Der brennende Schmerz am Rücken begleitet die Behandlung, doch er ist das kleinere Übel.

Gerda bricht das Schweigen. „Wer war er?“

„Er war ein hohes Tier bei einer Großbank. Franka, meine Schwester putzte bei ihm. Eigentlich war er kein Pfennigfuchser. Er hat nichts gesagt, wenn sie sich ein paar Zigaretten genommen und hie und da mal ein Glas Whiskey getrunken hatte. Da war seine Frau ganz anders.

Just auf seiner Feier, anlässlich der Ernennung zum Vorstandsdirektor, hat es ihn erwischt. Aber seine Frau hat noch dicke Kohle kassiert. Die Patientenverfügung ist erst aufgetaucht, als sie ein ganzes Jahresgehalt kassiert hatte. So war das irgendwie in seinem Arbeitsvertrag geregelt.
Seit kurzem ist sie angeblich wieder mit einem Banker zusammen. Jetzt beantragte sie die Abschaltung. Das Gericht muss nun entscheiden.“

Du bist wohl endgültig abgeschrieben. Ausgepresst, nur noch ein fauler Kredit.
<-- den Infodump möchtest behalten. Ok. Ich mag ihn nicht und finde ihn hier sehr unpassend.

Wochen vergehen. Du meinst es <-- Was ist mit "es" gemeint? ist schlimmer als lebendig begraben zu sein, kein Ende in Sicht. Du würdest die Folter vorziehen, wenigstens wieder sehen und ein wenig dich bewegen können. Oder sterben. Ja, endlich Frieden finden.

Keine Besuche. Gelegentliche Schritte im Raum waren die einzige Abwechslung, vielleicht einmal eine Stimme. Pflegende Hände hantieren an dir, entfernen Schleim, an dem du zu ersticken drohtest, waschen dich, setzten eine Nährsonde in deinen Magen. Er füllt sich, aber ohne Geschmack. Sonst nur das monotone Einerlei deines Herzschlages und der Beatmungsmaschine. Gelegentlich dringen Geräusche von der Straße zu dir durch. Du zählst die Fahrzeuge, gierst nach Abwechslung. Eine Fliege, die im Raum summt, wird zur Sensation.

Eines Tages wecken dich Stimmen.

„Herr Professor, hier habe ich die gerichtliche Verfügung.“ Die Stimme deiner Frau! Du willst sie sehen, mit ihr sprechen, sie berühren. Doch dein der Körper versagt dir seinen Dienst. Der Duft ihres Parfums weckt in dir schöne Erinnerungen. dringt in [s]deine die Nase. [/s] <-- Dass der Duft des Parfums in seine Nase steigt, brauchst du mMn nicht explizit erwähnen. Es ist klar, dass er den Duft des Parfums nur mit der Nase wahrnehmen kann. Ich würde diesen Satz mit dem nächsten kombinieren, weil mir der nächste Satz etwas zu "lyrisch" formuliert ist. Schöne Erinnerungen an früher steigen auf.

„Ich glaube auch, dass es besser so ist. Kein EEG zeigte, dass er noch Bewusstsein hat. Er ist praktisch tot und wir brauchen das Bett für einen neuen Patienten, dem wir vielleicht helfen können.“

Lautlos rufst du ihren Namen.
Kaum spürst du, wie dir eine Hand über deinen Kopf streicht. Zu kurz, bleib und sprich mit mir. Erzähl mir von den Kindern. Vielleicht noch einen Kuss, einen Letzten. Verzweifelt willst du ihre Hand ergreifen. Die Schritte ihrer Stöckelschuhen werden leiser entfernen sich, klingen in dir nach.

„So, Schwester! Stellen Sie die Beatmungsmaschine ab.“

An dir wird herumgezerrt. Die Luft wird <-- ich hatte dir diesen Fehler bereits gezeigt. Also nochmal! knapp, dein Herz beginnt zu rasen. Es wird dunkel. Wohl endgültig. <-- Wortwiederholungen und die letzten drei Sätze sind mit den "wird"-Konstruktionen viel zu distanziert formuliert. Z.B.: Anstelle "An dir wird herumgezerrt" kannst du direkter schreiben "Hände zerren an dir."


Soweit meine Korrekturvorschläge.
Ich finde, dein Anliegen, ein Statement gegen die Apparatmedizin abzugeben, wird in deiner aktuellen Version deutlicher als in den Vorfassungen.

Vielleicht ist etwas Hilfreiches unter meinen Anmerkungen.

LG,
Constantine
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Beitrag18.08.2015 13:52

von EWJoe
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Servus Constantine,

ich finde erst jetzt Zeit mich mit Deinem Feedback zu befassen. Vielen Dank gleich mal vorab.



Constantine hat Folgendes geschrieben:


auch wenn ich mich deinem Text gegenüber sehr kritisch geäußert habe, möchte ich versuchen, dir ein konstruktives Feedback zu geben. Ich werde auf deine beiden letzten Fragen eingehen und mich generell zu deiner Überarbeitung äußern:

 Keine Frage, Deine Feedbacks waren immer konstruktiv.

Constantine hat Folgendes geschrieben:

Veggie

Das Erwachen aus einem Alptraum lässt dein Herz noch rasen. <-- Ich würde den Satz direkter, "persönlicher" formulieren: z.B: "Du erwachst mit Herzrasen aus einem Alptraum." oder "Du erwachst aus einem Alptraum. Dein Herz rast." Unerträglich real fühlte sich die Folter an. Schläge, Waterboarding, Elektroschocks, Drogen. Erleichtert willst du tief Luft holen. Es geht nicht. Gleichmäßiges Pfauchen dringt in dein Bewusstsein. Dein Brustkorb hebt und senkt sich in diesem Rhythmus. Wo bist du überhaupt?


Klar. Hier ist direkte, persönliche Formulierung besser. Schließlich betrachte ich auch den Erzähler als die eher nüchterne Instanz des Protas. Das angesprochene Du ist eher emotionell, vielleicht auch nur eine zur Selbstbeobachtung nötige Hilfsinstanz.


Constantine hat Folgendes geschrieben:

Vergeblich Du versuchst du deine die Augen zu öffnen, sie gehorchen dir nicht. Der Verdacht, der Traum wäre wirklich, nimmt dich gefangen. Brutale Verhöre rufen sich in Erinnerung <-- Liest sich, als wären die Erinnerungen der aktive Part, aber nicht dein Prota, der sich zu erinnern versucht. Würde ich umformulieren: "Du erinnerst dich an brutale Verhöre, die ihre Inhalte nicht preisgeben." , ohne ihre Inhalte preiszugeben. Du beginnst an ihre Realität zu glauben.


Die Erinnerung an den Traum hat der Prota nicht bewusst hervorgeholt, sie war einfach in dem Moment da, als der Prota erwacht ist. Wenn Du aus einem Traum erwachst, so hast Du auch nicht gezielt nach dessen Inhalten geforscht, wenn gleich diese Inhalte Dich auch im wachen Zustand weiterbeschäftigen. Hier sehe ich in der Tat die Erinnerung als den aktiven Part (bzw. die unterbewussten Traumerfahrungen, die zu diesen Erinnerungen führten).

Constantine hat Folgendes geschrieben:

Verzweifelt möchtest du schreien und wild um dich schlagen, doch du bewirkst keinen Laut und keine Bewegung. Sind es Drogen(Komma) die deinen Körper <-- vielleicht: "dich". lähmen?


Ja, dich ist hier besser.
Constantine hat Folgendes geschrieben:

Ohnmächtig weinst du, aber keine Träne läuft über deine Wangen. <-- vielleicht: "tränenlos" oder "ohne Tränen". Nur die brennenden Schmerzen am Rücken lassen dich glauben noch am Leben zu sein. <-- diesen Satz würde ich auch direkter formulieren: "Du bist am Leben. Der Rücken schmerzt." Vermutlich stammen sie <-- aufgrund meiner Änderung des vorigen Satzes, kann sich "sie" nicht mehr auf Schmerzen beziehen, daher die Streichung. von den heftigen Schlägen während der Befragungen. Was will wer wissen?


Ok, ich versuch's mal so:

Ohnmächtig weinst du, ohne Tränen. Du musst wohl wach sein, zu intensiv sind die brennenden Schmerzen am Rücken. Vermutlich stammen sie von den heftigen Schlägen während der Befragungen. Nur was will wer wissen?


Constantine hat Folgendes geschrieben:

Möglicherweise halten dich die Folterknechte mit Drogen in deinem im Körper gefangen. Ungehört verhallen deine Fragen nach dem Warum in der Isolation deiner Gedanken. Du findest keine Erinnerung, welche Fragen sollst du beantworten? Antworten auf unbekannte Fragen des Verhörs. Vielleicht wirken noch die Drogen und blockieren dein Gedächtnis? Keine Stimme spricht zu dir. Einzig dieses gleichmäßige Geräusch, deinen Brustkorb hebend und senkend <-- kann der Protagonist eine Kausalität herstellen, zwischen Geräusch und dem daraus resultierenden Heben und Senken des Brustkorbs? Müsste er nicht da bereits an eine Beatmungsmaschine denken? Ich würde diese Kausalität überdenken. , dringen <-- Geräusch, Singular: "dringt". zu dir herein.


Ok. Vielleicht so?:

Möglicherweise halten dich die Folterknechte mit Drogen im Körper gefangen. Ungehört verhallen deine Fragen nach dem Warum in der Isolation deiner Gedanken. Du hast keine Idee, um was es geht. Vielleicht blockieren noch die Drogen dein Gedächtnis?

Keine Stimme spricht zu dir. Einzig dieses gleichmäßige Geräusch, deinen Brustkorb hebend und senkend, dringt zu dir herein. Beatmen sie dich? Welch ein Teufel könnte so etwas erdacht haben?


Constantine hat Folgendes geschrieben:

Deine Müdigkeit dämpft die Qualen. Dem Schlaf wirst du bald nachgeben müssen. <-- würde ich auch direkter formulieren: z.B. "Du gibst dem Schlaf nach." Es wird ruhiger. <-- Was wird ruhiger? Der Satz ist mMn vom Kontext sehr schief und zu distanziert vom Prota. Den Satz würde ich überdenken und näher ran an den Prota gehen. Z.B.: "Die Geräusche verstummen." Wäre sie nur ewig, diese Ruhe.


Du hast Recht, das versuche ich mal so:

Du wirst müde und bald in den Schlaf sinken. Das Grauen weicht langsam der Ruhe. Wäre sie nur ewig.


Constantine hat Folgendes geschrieben:

Irgendwann erwachst du wieder, aber die Hoffnung, in einer anderen Realität aufzutauchen, erfüllt sich nicht. <-- vielleicht: Du hoffst auf eine andere Realität, aber allein dein Puls und das Pfauchen begleiten dich. Stunden der Verzweiflung vergehen.<-- vielleicht: "Stunden vergehen. Du verzweifelst." Man hat dich wohl vergessen.


Ok. Mein Versuch:

Die Hoffnung, dass du in einer anderen Realität erwachst, erfüllt sich nicht. Nur dein Puls und das Pfauchen begleiten dich. Stundenlang verzweifelst du. Man hat dich wohl vergessen.



Constantine hat Folgendes geschrieben:

Angestrengt erforscht du dein das Gedächtnis. Zerstückelt taucht Vergangenes auf<-- Wortwiederholung. Vielleicht kannst du den Satz direkter umformulieren. Z.B.: Du erinnerst dich bruchstückhaft an Vergangenem und Du siehst das Gesicht einer Frau, einer hübschen Frau, mit weichen vielversprechenden Lippen, die dir ein bezauberndes Lächeln schenkt. Langsam wird dir klar<-- zu distanziert. Würde ich direkter formulieren. Z.B. "Du realisiert" , das ist deine Gattin. Kinder, ein Haus mit Garten, einen schicken Sportwagen nennst du auch dein Eigen. Du hattest ein gutes Leben. Eine Party, anlässlich deiner Beförderung zum Vorstandsdirektor, im Hochgefühl des Erfolges, blendet sich ein.



Vielleicht besser so:
Angestrengt erforscht du das Gedächtnis. Das Gesicht einer Frau taucht auf, einer hübschen Frau, mit weichen vielversprechenden Lippen, die dir ein bezauberndes Lächeln schenkt. Das ist deine Gattin. Kinder, ein Haus mit Garten, einen schicken Sportwagen nennst du auch dein Eigen. Du hattest ein gutes Leben. Eine Party, anlässlich deiner Beförderung zum Vorstandsdirektor, im Hochgefühl des Erfolges, blendet sich ein.

Constantine hat Folgendes geschrieben:

„Karla, hilf mir bitte. Der Veggie auf 34 hat sich wieder wundgelegen.“ Diese gellende Frauenstimme erschreckt dich. Wieder Schritte.

Karlas rauchige Stimme erinnert an deine Putzfrau. Wie oft hatte sie deine Zigaretten geraucht und deinen Whiskey getrunken.
„Gerda, du bist zwar neu, aber merk dir gleich, dass du solche Ausdrücke nicht verwenden sollst, auch wenn er permanent vegetativ eingestuft ist. <-- für mich zu erklärend und ich finde, dies ist für den Leser bestimmt, nicht für Karla, die weiß, was Veggie bedeutet. Wenn dich der Professor hört! Er ist noch dazu Klassepatient. <-- Teilweise trägst du mir etwas zu dick auf und es erweckt bei mir vom Kontext den Eindruck, dass Wundliegen bei Klassepatienten nicht ok ist, aber bei anderen schon. Ich habe dir doch schon gezeigt(Komma) was zu machen ist, dass Wundliegen nicht passiert.“

„Bei den vielen Patienten kann ich nicht alle paar Stunden vorbeikommen. Ich verstehe nicht, dass man bei solchen armen Schweinen nicht schon längst den Stecker gezogen hat. Wie lange liegt der schon da?“

„Seit gut sechs Monaten. Ein Schlaganfall und er rührt sich nicht mehr.

Wundliegen darf einfach nicht passieren, ganz besonders bei den Klassepatienten.

Du bist also Intensivpatient, ein Veggie. Das ist schlimmer als das Folterszenario. Du hast doch eine Patientenverfügung. Wieso dürfen sie dich weiter-quälen? Der brennende Schmerz am Rücken begleitet die Behandlung, doch er ist das kleinere Übel.


Gut, der Klassepatient wird gestrichen. Gerade dieser Umstand könnte jedoch zu der gegebenen Situation beigetragen haben. Ein lukrativer Patienten wäre zumindest ein Motiv für diese extreme Lebensverlängerung.

Constantine hat Folgendes geschrieben:

Gerda bricht das Schweigen. „Wer war er?“

„Er war ein hohes Tier bei einer Großbank. Franka, meine Schwester putzte bei ihm. Eigentlich war er kein Pfennigfuchser. Er hat nichts gesagt, wenn sie sich ein paar Zigaretten genommen und hie und da mal ein Glas Whiskey getrunken hatte. Da war seine Frau ganz anders.

Just auf seiner Feier, anlässlich der Ernennung zum Vorstandsdirektor, hat es ihn erwischt. Aber seine Frau hat noch dicke Kohle kassiert. Die Patientenverfügung ist erst aufgetaucht, als sie ein ganzes Jahresgehalt kassiert hatte. So war das irgendwie in seinem Arbeitsvertrag geregelt.
Seit kurzem ist sie angeblich wieder mit einem Banker zusammen. Jetzt beantragte sie die Abschaltung. Das Gericht muss nun entscheiden.“

Du bist wohl endgültig abgeschrieben. Ausgepresst, nur noch ein fauler Kredit.
<-- den Infodump möchtest behalten. Ok. Ich mag ihn nicht und finde ihn hier sehr unpassend.


Zugegeben dieser Abschnitt ist irgendwie ein Fremdkörper im Text. Ich brauche ihn aber für den Schluss.

Constantine hat Folgendes geschrieben:

Wochen vergehen. Du meinst es <-- Was ist mit "es" gemeint? ist schlimmer als lebendig begraben zu sein, kein Ende in Sicht.


Wochen vergehen. Du meinst deine Lage ist schlimmer als lebendig begraben zu sein, kein Ende in Sicht.

Constantine hat Folgendes geschrieben:

Keine Besuche. Gelegentliche Schritte im Raum waren die einzige Abwechslung, vielleicht einmal eine Stimme. Pflegende Hände hantieren an dir, entfernen Schleim, an dem du zu ersticken drohtest, waschen dich, setzten eine Nährsonde in deinen Magen. Er füllt sich, aber ohne Geschmack.


Klar.


Constantine hat Folgendes geschrieben:

Eines Tages wecken dich Stimmen.

„Herr Professor, hier habe ich die gerichtliche Verfügung.“ Die Stimme deiner Frau! Du willst sie sehen, mit ihr sprechen, sie berühren. Doch dein der Körper versagt dir seinen Dienst. Der Duft ihres Parfums weckt in dir schöne Erinnerungen. dringt in [s]deine die Nase. [/s] <-- Dass der Duft des Parfums in seine Nase steigt, brauchst du mMn nicht explizit erwähnen. Es ist klar, dass er den Duft des Parfums nur mit der Nase wahrnehmen kann. Ich würde diesen Satz mit dem nächsten kombinieren, weil mir der nächste Satz etwas zu "lyrisch" formuliert ist. Schöne Erinnerungen an früher steigen auf.


Ok. Mein Vorschlag:
„Herr Professor, hier habe ich die gerichtliche Verfügung.“ Die Stimme deiner Frau! Du willst sie sehen, mit ihr sprechen, sie berühren. Doch der Körper versagt dir seinen Dienst. Der Duft ihres Parfums erweckt schöne Erinnerungen an früher.


Constantine hat Folgendes geschrieben:

„Ich glaube auch, dass es besser so ist. Kein EEG zeigte, dass er noch Bewusstsein hat. Er ist praktisch tot und wir brauchen das Bett für einen neuen Patienten, dem wir vielleicht helfen können.“

Lautlos rufst du ihren Namen.
Kaum spürst du, wie dir eine Hand über deinen Kopf streicht. Zu kurz, bleib und sprich mit mir. Erzähl mir von den Kindern. Vielleicht noch einen Kuss, einen Letzten. Verzweifelt willst du ihre Hand ergreifen. Die Schritte ihrer Stöckelschuhen werden leiser entfernen sich, klingen in dir nach.

„So, Schwester! Stellen Sie die Beatmungsmaschine ab.“

An dir wird herumgezerrt. Die Luft wird <-- ich hatte dir diesen Fehler bereits gezeigt. Also nochmal! knapp, dein Herz beginnt zu rasen. Es wird dunkel. Wohl endgültig. <-- Wortwiederholungen und die letzten drei Sätze sind mit den "wird"-Konstruktionen viel zu distanziert formuliert. Z.B.: Anstelle "An dir wird herumgezerrt" kannst du direkter schreiben "Hände zerren an dir."
[/quote]

Klar. Ich greife das mal auf:

… Lautlos rufst du ihren Namen.
Kaum spürst du, wie dir eine Hand über deinen Kopf streicht. Zu kurz, bleib und sprich mit mir. Erzähl mir von den Kindern. Vielleicht noch einen Kuss, einen Letzten. Verzweifelt willst du ihre Hand ergreifen. Die Schritte ihrer Stöckelschuhen entfernen sich, klingen in dir nach.

„So, Schwester! Stellen Sie die Beatmungsmaschine ab.“

Hände zerren an dir herum. Deine Lunge bekommt keine Luft mehr, das Herz beginnt zu rasen. Es wird dunkel. Wohl endgültig.


Constantine hat Folgendes geschrieben:

Soweit meine Korrekturvorschläge.
Ich finde, dein Anliegen, ein Statement gegen die Apparatmedizin abzugeben, wird in deiner aktuellen Version deutlicher als in den Vorfassungen.

Vielleicht ist etwas Hilfreiches unter meinen Anmerkungen.

LG,
Constantine


Ohne Zweifel war hier viel Hilfreiches dabei.

Vielen Dank und Liebe Grüße,
Joe


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Constantine
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Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag19.08.2015 18:42

von Constantine
Antworten mit Zitat

Hallo EWJoe,

EWJoe hat Folgendes geschrieben:
Servus Constantine,

ich finde erst jetzt Zeit mich mit Deinem Feedback zu befassen. Vielen Dank gleich mal vorab.



Constantine hat Folgendes geschrieben:


auch wenn ich mich deinem Text gegenüber sehr kritisch geäußert habe, möchte ich versuchen, dir ein konstruktives Feedback zu geben. Ich werde auf deine beiden letzten Fragen eingehen und mich generell zu deiner Überarbeitung äußern:

Keine Frage, Deine Feedbacks waren immer konstruktiv.

Danke. Das beruhigt mich.

Ich gehe auf manche deiner Korrekturen kurz ein. Es freut mich, dass dir meine Vorschläge sinnig erscheinen und deine Korrekturen sind mMn insgesamt eine deutliche Verbesserung deines Textes.


EWJoe hat Folgendes geschrieben:

Constantine hat Folgendes geschrieben:

Vergeblich Du versuchst du deine die Augen zu öffnen, sie gehorchen dir nicht. Der Verdacht, der Traum wäre wirklich, nimmt dich gefangen. Brutale Verhöre rufen sich in Erinnerung <-- Liest sich, als wären die Erinnerungen der aktive Part, aber nicht dein Prota, der sich zu erinnern versucht. Würde ich umformulieren: "Du erinnerst dich an brutale Verhöre, die ihre Inhalte nicht preisgeben." , ohne ihre Inhalte preiszugeben. Du beginnst an ihre Realität zu glauben.


Die Erinnerung an den Traum hat der Prota nicht bewusst hervorgeholt, sie war einfach in dem Moment da, als der Prota erwacht ist. Wenn Du aus einem Traum erwachst, so hast Du auch nicht gezielt nach dessen Inhalten geforscht, wenn gleich diese Inhalte Dich auch im wachen Zustand weiterbeschäftigen. Hier sehe ich in der Tat die Erinnerung als den aktiven Part (bzw. die unterbewussten Traumerfahrungen, die zu diesen Erinnerungen führten).

Deine Formulierung "nimmt dich gefangen" generiert in mir, dass sich dein Protagonist aktiv mit seinem Geträumten auseinandersetzt, da es im Augenblick das einzige ist, woran er sich zur Orientierung festhalten kann. Insofern sehe ich ihn eher in seinen Erinnerungen kramen und den Traum analysieren, anstelle, dass die Erinnerung des Traums selbst aktiv ist.

EWJoe hat Folgendes geschrieben:


Constantine hat Folgendes geschrieben:

Ohnmächtig weinst du, aber keine Träne läuft über deine Wangen. <-- vielleicht: "tränenlos" oder "ohne Tränen". Nur die brennenden Schmerzen am Rücken lassen dich glauben noch am Leben zu sein. <-- diesen Satz würde ich auch direkter formulieren: "Du bist am Leben. Der Rücken schmerzt." Vermutlich stammen sie <-- aufgrund meiner Änderung des vorigen Satzes, kann sich "sie" nicht mehr auf Schmerzen beziehen, daher die Streichung. von den heftigen Schlägen während der Befragungen. Was will wer wissen?


Ok, ich versuch's mal so:


Ohnmächtig weinst du, ohne Tränen. Du musst wohl wach sein, <-- würde ich weglassen, denn du hast bereits zu Beginn erwähnt, dass dein Protagonist aus einem Traum erwacht. Ich als Leser bekomme mit, dass er wach/bei Bewusstsein ist. Er weint. Da stört diese "du muss wohl wach sein"-Wiederholung. Passender finde ich die direkte Überleitung vom tränenlosen Weinen zu den Rückenschmerzen.   zu intensiv sind die brennenden Schmerzen am Rücken. Vermutlich stammen sie von den heftigen Schlägen während der Befragungen. Nur(Komma) was will wer wissen?

EWJoe hat Folgendes geschrieben:

Constantine hat Folgendes geschrieben:

Möglicherweise halten dich die Folterknechte mit Drogen in deinem im Körper gefangen. Ungehört verhallen deine Fragen nach dem Warum in der Isolation deiner Gedanken. Du findest keine Erinnerung, welche Fragen sollst du beantworten? Antworten auf unbekannte Fragen des Verhörs. Vielleicht wirken noch die Drogen und blockieren dein Gedächtnis? Keine Stimme spricht zu dir. Einzig dieses gleichmäßige Geräusch, deinen Brustkorb hebend und senkend <-- kann der Protagonist eine Kausalität herstellen, zwischen Geräusch und dem daraus resultierenden Heben und Senken des Brustkorbs? Müsste er nicht da bereits an eine Beatmungsmaschine denken? Ich würde diese Kausalität überdenken. , dringen <-- Geräusch, Singular: "dringt". zu dir herein.


Ok. Vielleicht so?:


Möglicherweise halten dich die Folterknechte mit Drogen im Körper gefangen. Ungehört verhallen deine Fragen nach dem Warum in der Isolation deiner Gedanken. Du hast keine Idee, um was es geht. <-- eigentlich hast du dies bereits mit dem Satz davor gfeschrieben und könntest auf diesen Satz verzichten. Vielleicht blockieren noch die Drogen dein Gedächtnis?

Keine Stimme spricht zu dir. Einzig dieses gleichmäßige Geräusch, deinen Brustkorb hebend und senkend <-- vielleicht eher: gefolgt vom Heben und Senken des Brustkorbs, dringt zu dir herein. Beatmen sie dich? Welch ein Teufel könnte so etwas erdacht haben?

EWJoe hat Folgendes geschrieben:

Constantine hat Folgendes geschrieben:

Deine Müdigkeit dämpft die Qualen. Dem Schlaf wirst du bald nachgeben müssen. <-- würde ich auch direkter formulieren: z.B. "Du gibst dem Schlaf nach." Es wird ruhiger. <-- Was wird ruhiger? Der Satz ist mMn vom Kontext sehr schief und zu distanziert vom Prota. Den Satz würde ich überdenken und näher ran an den Prota gehen. Z.B.: "Die Geräusche verstummen." Wäre sie nur ewig, diese Ruhe.


Du hast Recht, das versuche ich mal so:

Du wirst müde und bald in den Schlaf sinken. Das Grauen weicht langsam der Ruhe. Wäre sie nur ewig.

Mit dem vorherigen Satz "Dein Müdigkeit dämpft die Qualen" bekommst du mit dem "Du wirst müde" eine Wortwiederholung rein, auf die du verzichten könntest. Desweiten würde ich auf eines verzichten: "bald" oder "langsam". So nah beisammen sind mir die beiden zu ähnlich vom Verlauf. Wie wäre es, du lässt das "Du wirst müde" weg (es ist klar, dass er müde ist/wird) und geht direkt von den gedämpften Qualen zum Sinken in den Schlaf über:
"Deine Müdigkeit dämpft die Qualen. du sinkst in den Schlaf. Das Grauen weicht langsam der Ruhe. Wäre sie nur ewig."

EWJoe hat Folgendes geschrieben:

Constantine hat Folgendes geschrieben:

Irgendwann erwachst du wieder, aber die Hoffnung, in einer anderen Realität aufzutauchen, erfüllt sich nicht. <-- vielleicht: Du hoffst auf eine andere Realität, aber allein dein Puls und das Pfauchen begleiten dich. Stunden der Verzweiflung vergehen.<-- vielleicht: "Stunden vergehen. Du verzweifelst." Man hat dich wohl vergessen.


Ok. Mein Versuch:

Die Hoffnung, dass du in einer anderen Realität erwachst, erfüllt sich nicht. Nur dein Puls und das Pfauchen begleiten dich. Stundenlang verzweifelst du. Man hat dich wohl vergessen.

Wie wäre es mit: Die Hoffnung, dass du in einer anderen Realität erwachst, erfüllt sich nicht. Nur dein Puls und das Pfauchen begleiten dich stundenlang. Du verzweifelst. Man hat dich wohl vergessen.

(An dieser Stelle möchte ich dich bitte, check mal die Verwendung von "nur" in deinem Text, wie oft du es verwendest und ob du hieru nd da darauf verzichten könntest)

EWJoe hat Folgendes geschrieben:

Constantine hat Folgendes geschrieben:

Angestrengt erforscht du dein das Gedächtnis. Zerstückelt taucht Vergangenes auf<-- Wortwiederholung. Vielleicht kannst du den Satz direkter umformulieren. Z.B.: Du erinnerst dich bruchstückhaft an Vergangenem und Du siehst das Gesicht einer Frau, einer hübschen Frau, mit weichen vielversprechenden Lippen, die dir ein bezauberndes Lächeln schenkt. Langsam wird dir klar<-- zu distanziert. Würde ich direkter formulieren. Z.B. "Du realisiert" , das ist deine Gattin. Kinder, ein Haus mit Garten, einen schicken Sportwagen nennst du auch dein Eigen. Du hattest ein gutes Leben. Eine Party, anlässlich deiner Beförderung zum Vorstandsdirektor, im Hochgefühl des Erfolges, blendet sich ein.




Vielleicht besser so:
Angestrengt erforscht du das Gedächtnis. Das Gesicht einer Frau taucht auf <-- die Wortwiederholung könntet du noch überdenken. , einer hübschen Frau, mit weichen vielversprechenden Lippen, die dir ein bezauberndes Lächeln schenkt. Das ist deine Gattin. Kinder, ein Haus mit Garten, einen schicken Sportwagen nennst du auch dein Eigen. Du hattest ein gutes Leben. Eine Party, anlässlich deiner Beförderung zum Vorstandsdirektor, im Hochgefühl des Erfolges, blendet sich ein.

EWJoe hat Folgendes geschrieben:

Gut, der Klassepatient wird gestrichen. Gerade dieser Umstand könnte jedoch zu der gegebenen Situation beigetragen haben. Ein lukrativer Patienten wäre zumindest ein Motiv für diese extreme Lebensverlängerung.

Ja. Du musst den Begriff nicht komplett streichen, aber vielleicht kannst du ihn etwas "dezenter" erwähnen. In deiner Überarbeitung kam mir die Erwähnung etwas gekünstelt erzwungen vor.

EWJoe hat Folgendes geschrieben:

Ok. Mein Vorschlag:
„Herr Professor, hier habe ich die gerichtliche Verfügung.“ Die Stimme deiner Frau! Du willst sie sehen, mit ihr sprechen, sie berühren. Doch der Körper versagt dir seinen Dienst. Der Duft ihres Parfums erweckt schöne Erinnerungen an früher.

Vielleicht ohne "er-" bei "erweckt" --> Der Duft ihres Parfums weckt schöne Erinnerungen an früher.

EWJoe hat Folgendes geschrieben:

Hände zerren an dir herum. Deine Lunge bekommt keine Luft mehr, das Herz beginnt zu rasen. Es wird dunkel. <-- Das passt für mich nicht, denn es ist schon seit Monaten dunkel in ihm. Dieses "Es wird dunkel" ist nicht wörtlich gemeint, sondern im übertragenen Sinne und entfernt sich mMn zu sehr dem sachlichen Ton des Textes. Wohl endgültig.

Wie wäre es mit: "Du bekommst keine Luft mehr, das Herz beginnt zu rasen. Du wirst leiser/verstummst."

EWJoe hat Folgendes geschrieben:

Ohne Zweifel war hier viel Hilfreiches dabei.

Freut mich und danke fürs offene Ohr meiner Anmerkungen.

LG,
Constantine
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EWJoe
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E
Beitrag19.08.2015 22:39

von EWJoe
Antworten mit Zitat

Servus Constantine,

ich habe fast alle Deiner Korrekturen übernommen, oder einfließen lassen. Ein paar Wortwiederholungen sind einem Missverständnis geschuldet. (Ich habe einfach einiges gestrichen). Ich weiß ich bin ein Nur-ianer, womit ich nur allzu häufig verwende. Auch hier habe ich ein wenig "drübergschaut".

Daher stelle ich mal die neue "von Constantine maßgeblich beeinflusste" Version anschließend ein. Die pseudolyrischen Ausflüge habt ihr, und vor allem Du, mir rasch abgestellt. Das war wirklich wichtig.
Ich habe noch eine Klassepatient-Abschnitt eingebaut, aber ich bin damit nicht glücklich. Vielleicht nehme ich ihn doch noch heraus, es bringt zur Story wenig, außer die implizite Information, dass dies die lebensverlängerten Maßnahmen begünstigt hat. Aber das habe ich nicht mal angesprochen, daher meine ich jetzt: das werfe gleich wieder raus.

Ganz vielen Dank, wie immer warst Du sehr konstruktiv und kreativ in Deiner Kritik, nein Textarbeit.
Ich hoffe, dass ich mich mal angemessen revanchieren kann.

Ein paar Dinge wollte ich noch zu Deinem letzten Kommentaren erklären, anmerken wäre zuviel gesagt.

Zitat:
Keine Stimme spricht zu dir. Einzig dieses gleichmäßige Geräusch, deinen Brustkorb hebend und senkend <-- vielleicht eher: gefolgt vom Heben und Senken des Brustkorbs, dringt zu dir herein. Beatmen sie dich? Welch ein Teufel könnte so etwas erdacht haben?



Der Prota stellt in dieser Version gerade die Vermutung an, dass das Geräusch mit dem Heben Und Senken verbunden ist. Daher finde ich in diesem Fall die ursprüngliche Version diese Kausalität vermutend, als das eher neutral beobachtende gefolgt vom Heben und Senken des Brustkorbs.

Zitat:
Deine Formulierung "nimmt dich gefangen" generiert in mir, dass sich dein Protagonist aktiv mit seinem Geträumten auseinandersetzt, da es im Augenblick das einzige ist, woran er sich zur Orientierung festhalten kann. Insofern sehe ich ihn eher in seinen Erinnerungen kramen und den Traum analysieren, anstelle, dass die Erinnerung des Traums selbst aktiv ist.


Da hatte ich ursprünglich gesehen, dass wir weniger, als wir glauben, Herr über unsere Gedanken sind. Das Unterbewusste generiert die bewussten Inputs doch wesentlich. Natürlich gibt es kausale Gedankenketten, die aus dem Unterbewussten streng selektieren und daher den Schein der Kausalität hervorrufen, aber gerade in dieser Situation des Erwachens ist das nicht so. Deine Lesart ist aber klarer verständlich, womit ich sie dann doch übernommen habe, zumal meine Intention vom roten Pfad abweicht und ein ganz eigenes Thema darstellt.

Vielleicht wird daraus doch noch ein brauchbarer Text, der das auch transportiert, was ich (unter Anderem) auch beabsichtigte. Wobei die Geschichte immer im Vordergrund steht.

Nochmals vielen, vielen  Dank,

LG Joe

PS: wenn Du über die neue Version drüberschaust, bin ich Dir besonders dankbar.


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