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Mombi Gänsefüßchen
Alter: 28 Beiträge: 24 Wohnort: BW
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08.02.2015 03:15 Brief für Elise von Mombi
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Dienstag, 18.10.1938
Liebste Elise,
so sehr es mich schmerzt, Dir die folgenden Zeilen zu schreiben, so muss ich doch meine Gedanken zu Papier bringen, die mich seit geraumer Zeit, des Tags wie auch in der Nacht, verfolgen. Bitte sei versichert, dass Du an der schrecklichen Tat, welche meine Hand vollbringen wird, keinerlei Schuld trägst. Nein. So bist Du es doch, Dein Angesicht in meinem Herzen, weswegen ich nicht schon viel eher zum Dolche griff, um meiner armseligen Existenz mit einem Stoß in die Brust ein Ende zu bereiten.
Bin ich mir auch durchaus der Tatsache bewusst, dass unsere kurze Liebschaft auf ewig nur eine solche bleiben wird, so war ich doch nicht dazu in der Lage, so sehr ich es auch versuchte, Dich ein für alle mal aus meinem Herzen zu verbannen und ein normales Leben zu führen. Wie könnte ich auch? Nach alledem, was passiert ist, ist dein Antlitz, deine Schönheit das Letzte, was mir Kraft gibt.
Doch wie kann ich mit einer solchen Last und mit dem schrecklichen Wissen, welches ich besitze, fortan weiterleben? Wie, frage ich Dich, wenn mir all die wirren Ungereimtheiten klar werden, die mich schon so lange quälen, ich nun Antworten auf die Fragen habe, die ein Mensch, der bei Sinnen ist, nie zu fragen im Stande wäre? Wenn ich mir nun darüber bewusst bin, wessen scheußliches Kind ich bin?
Des Nachts verfolgt mich die Dunkelheit im Traume in Form von fremden Welten. Welten, so bizarr und voller Grauen, dass es mir schwer fällt, ihre gesamten allzu merkwürdig genauen Merkmale, an die ich mich erinnere, in Worte zu fassen. Jeder Traum, der mich seit unserem Fund in der alten Kirche, in der mein Vater tätig war, heimsuchte, verbannte mich auf die kalten Ebenen einer kahlen, grauen Tundra, auf denen ich mit einer unerklärlichen Raserei umherwandelte. Überzogen mit einer Unzahl von Rissen und Spalten, die einen bei dem Gedanken, welche Kräfte dort gewirkt haben müssen, erschaudern lassen, ist dieser Ort so gänzlich anders von alledem, was ich auf meinen Reisen nach meiner Studienzeit je erblickt habe. Doch ist es nicht allein die merkwürdige Oberfläche, die in mir einen derartigen Schrecken verursacht. Nein, vielmehr ist es das, was sich unter dieser verbirgt. Das, was in den grundlosen Schluchten, die sich über die Jahrmilliarden formten, lauert und unter gotteslästerlichem Geheule, welches sich mit den pfeifenden Winden am Grunde vermischt, nur auf die Rückkehr des einen wartet, der es von seinen Qualen erlösen wird.
Ich weiß, dass ich nicht verrückt bin, Elise, denn Du sahst, was ich sah. Vor drei Monaten, als wir in jener warmen Sommernacht nach dem Tode meines Vaters der Welt entfliehen, uns dem Moment hingeben wollten und dafür aus einer morbiden Laune heraus eben jenes Gotteshaus auswählten, da erblicktest Du wie ich das Grauen, welches sich unter den maroden Dielen des Hinterzimmers verbarg. Aufgeschreckt von einem Klopfen, fanden wir den alten Durchgang und schritten aus naiver Neugier geradewegs in unser Verderben. Jenes schreckliche, unförmige Wesen, das wir nun dort auf dem alten Altar meines sogenannten Vaters liegend vorfanden, umringt von Kerzen und wiederholt nur ein Wort sagend, als es uns bemerkte und sich suchend umsah. Ludwig. Immer nur Ludwig! Bis sein Gestöhne stetig lauter wurde und letzten Endes zu einem wahnsinnigen Geschrei auswuchs, wie ich es noch nie zuvor vernommen.
Was danach geschehen ist und wie wir aus der Kirche kamen, das vermochte ich die letzten drei Monate nicht mehr zu sagen, doch scheinst Du es noch zu wissen, denn seitdem meidest Du meine Anwesenheit und strafst mich bei einer Begegnung mit Dir mit Blicken, die von tiefster Verachtung bis hin zu abgrundtiefer Furcht reichen. Und ich kann es Dir nicht verdenken, Liebste, denn auch ich habe nun Gewissheit über die widerwärtige Tat, welche ich in den Katakomben meines Vaters begangen.
In der letzten Woche suchte ich ein weiteres Mal den Gewölbekomplex auf, den er so lange zu verbergen wusste, und fand dort die Überreste dessen, was in jener Nacht geschah. Als ich den Raum mit dem Altar betrat, kroch mir ein unsagbarer Gestank in die Nase, der von einem kleinen Häuflein auszugehen schien, das quer über dem Boden vor dem alten Opfertisch verteilt war. Auf diesem fand ich es dann. Das Buch. Ein altes Buch, welches wir übersehen haben mussten, als wir in jener Nacht auf das Ungetüm aus einer fremden Welt trafen und mit einer solch dunklen Aura versehen, dass es mich erschauderte, als ich es das erste Mal berührte. Was ich in diesem teuflischen Werk, eingebunden in einer merkwürdigen Art von Leder, gelesen, vermag ich nicht auszusprechen, gar mit Tinte festzuhalten, noch wage ich den Namen zu formulieren, den dieses, jeder Sitte spottende Buch sein eigen nennt. Doch fand ich in ihm Klarheit darüber, welche unverzeihliche Missetat ich begangen haben musste, dass Du Dich mit solcher Abscheu von mir abgewandt hast.
Ich habe lange mit meiner Entscheidung gehadert, Elise, doch weiß ich nun, was ich tun muss. Ich muss diesem Grauen ein Ende bereiten und versuchen, den Ruf meiner Familie zu wahren. Ließt Du diese Zeilen, Liebste, so werde ich nicht mehr auf Erden weilen. Brennen muss jener Ort, an dem sich mein Vater der Finsternis hingegeben. Brennen jene Stätte, an der das Böse sich eingenistet hat. Heute Nacht, nachdem ich Deiner Hausherrin diesen Brief für Dich übergeben habe, werde ich mich auf den Weg zu den verfluchten Katakomben machen, und sie, wie auch mich von diesem Abdruck der Dunkelheit, welche draußen in den Weiten lauert, zu reinigen.
Solltest du eine Träne um mich vergießen, so wäre sie verschwändet. Bitte vergiss mich, Elise, und vergiss auch wessen Brut ich bin. Meine letzte Bitte an Dich ist, niemals ein Wort darüber zu verlieren, was wir in jener Nacht sahen. Was du sahst. Und was ich getan habe.
Dein, Dich über alles liebender
Ludwig
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Jack Burns Reißwolf
Alter: 54 Beiträge: 1443
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08.02.2015 04:55
von Jack Burns
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Hallo Kombi,
Willkommen im Forum.
An
deinem Text gibt es nichts zu meckern. Das ist ordentlich und konsequent ausgeführter Old School Grusel Schauer Stil.
Mir klingt es zu sehr nach den Vorbildern. Es fehlt die eigene Handschrift. Aber das muss nichts heißen, vielleicht funktioniert es für andere Leser.
Zitat: | so gänzlich anders von alledem, |
Besser: gänzlich verschieden zu...
Zitat: | Ließt Du diese Zeilen, Liebste, |
Liest. Autokorrektur?
Zitat: | so wäre sie verschwändet. |
Verschwendet.
Bei dem nächsten Thema bin ich nicht ganz sicher. Du benutzt einige Satzellipsen:
Zitat: | Brennen muss jener Ort, an dem sich mein Vater der Finsternis hingegeben. Brennen jene Stätte, an der das Böse sich eingenistet hat. |
Ich glaube die beiden Sätze müssten mit Komma verbunden werden, da der zweite Satz keine gebeugte Verbform besitzt.
Von diesen Kleinigkeiten abgesehen hast Du einen gelungenen Einstand abgeliefert.
Erfahre ich auch noch, was er denn nun Schlimmes gemacht hat?
Grüße, Martin
_________________ Monster.
How should I feel?
Creatures lie here, looking through the windows. |
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Mombi Gänsefüßchen
Alter: 28 Beiträge: 24 Wohnort: BW
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08.02.2015 05:31
von Mombi
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Hallo Martin,
vielen Dank für deine Antwort und die ermutigenden Worte.
Du hast recht, ich habe mich wohl etwas zu sehr an Lovecraft orientiert. Werde wohl noch etwas üben müssen, um einen eigenen Stil zu finden.
Die Rechtschreibfehler sind mir natürlich peinlich, allerdings wurden sie bei mir in der Autokorrektur nicht angezeigt. Habe sie in der Worddatei verbessert.
Auf jeden Fall bin ich erleichtert, dass die Geschichte lesbar und nicht zu schlecht zu sein scheint.
Ich habe mir gedacht, dass Ludwig in dem Augenblick, in dem das Wesen seinen Namen schrie, in Raserei verfiel und es zerrissen und zerfleischt haben muss, weshalb Elise nach dem Vorfall nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte. Durch den Verzehr des Wesens sind dann auch die Träume Ludwigs entstanden, welche eine Verbindung zu der Welt des Wesens darstellen, aus der es der Vater beschworen hat. Dass das Wesen Ludigs Namen wusste, deutet darauf hin, dass auf jeden Fall eine engere Verbindung zwischen den beiden existiert, was ein Grund für Ludwigs Raserei sein kann.
Ich hoffe die Handlung ergibt etwas Sinn und ist nicht zu sehr an den Haaren herbei gezogen
Grüße,
Mombi
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Constantine Bücherwurm
Beiträge: 3311
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09.02.2015 23:24
von Constantine
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Hallo Mombi,
herzlich Willkommen im Forum und danke für deinen Einstand.
Ich finde deinen "Brief für Elise" insgesamt sehr sympathisch. Für mich steht Lovecraft an jeder Ecke des Briefes, das ist nicht negativ gemeint, weil du ihn gut eingefangen hast. Klassischer Grusel.
Inwiefern da deine eigene Handschrift fehlt, sei für mich gerade dahingestellt, denn dir ist mMn eine gelungene Hommage oder Referenz an H.P. gelungen.
Sprachlich ließe sich an manchen Stellen mMn noch feilen. Rechtschreibfehler sind einige drin.
Inhaltlich finde ich den Plot an sich ok, nur die Pointe, dass der Verfasser Ludwig ist, ließe sich vielleicht eleganter lösen, weil dieses unförmige Wesen in besagter Nacht auch seinen Namen ruft und im weiteren Verlauf sich dein Prota keinerlei Gedanken darüber macht (zumindest wird davon nichts im Brief erwähnt) und dann holpert für mich dein Plotkonstrukt. Sicherlich, sein Name gehört zur Pointe, aber dem Charakter werden Ängste, Befürchtungen und (Selbst-)Zweifel nach der besagten Nacht genommen, die sein Getriebensein intensivieren könnten.
Eine weitere Plotkonstruktion, so richtig gefallen mag sie mir nicht: Für mich wäre der Plot besser, wenn Elise nicht mit Ludwig in den Katakomben gewesen wäre, sondern er allein. Der Bruch wäre nicht von ihr motiviert, sondern müsste von ihm kommen, weil er sich selbst als Abscheulichkeit sieht und er sie schützen wollte.
Im Brief erklärt er ihr seine Entscheidung, sich ihr fernzuhalten und was er plant in den Katakomben zu beenden.
So könnte ich mir den Plot einleuchtender vorstellen.
Nichtsdestotrotz ändern meine Einwände nichts an der guten Qualität deines Briefes und an der gelungenen Hommage.
Gerne gelesen.
LG,
Constantine
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Mombi Gänsefüßchen
Alter: 28 Beiträge: 24 Wohnort: BW
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10.02.2015 22:01
von Mombi
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Hallo Constantine,
danke Dir für die konstruktive Kritik.
Man, die Rechtschreibfehler wurmen mich schon etwas, da sie, wenn ich sie jetzt betrachte, wirklich nicht passieren dürften Das kommt davon, wenn man unbedingt nachts schreiben muss und dann noch übereilig ist. Werde versuchen, bei meiner nächsten Kurzgeschichte alle auszumerzen.
Ich stimme dir zu, dass es wahrscheinlich sinniger gewesen wäre, wenn ich Elise aus dem Ereignis draußen gelassen hätte. Vorallem denke ich, dass ich mir damit wohl selbst ins Bein geschossen habe, weil es mir so schwerer fiel, die Geschehnisse zu schildern, da sie ja bereits wusste, was in jener Nacht geschah und es relativ merkwürdig rüberkäme, wenn Ludwig den Verlauf noch einmal haargenau wiedergeben würde.
Grüße,
Mombi
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Constantine Bücherwurm
Beiträge: 3311
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10.02.2015 22:21
von Constantine
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Mombi hat Folgendes geschrieben: | Ich stimme dir zu, dass es wahrscheinlich sinniger gewesen wäre, wenn ich Elise aus dem Ereignis draußen gelassen hätte. Vorallem denke ich, dass ich mir damit wohl selbst ins Bein geschossen habe, weil es mir so schwerer fiel, die Geschehnisse zu schildern, da sie ja bereits wusste, was in jener Nacht geschah und es relativ merkwürdig rüberkäme, wenn Ludwig den Verlauf noch einmal haargenau wiedergeben würde. |
Hallo Mombi,
ich freue mich, wenn meine Anmerkung hilfreich war.
Falls deine Geschichte noch nicht in Blei gegossen und für dich abgekühlt ist, wäre zu überlegen, ob du dir eine Überarbeitung vorstellen könntest.
LG,
Constantine
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Mombi Gänsefüßchen
Alter: 28 Beiträge: 24 Wohnort: BW
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11.02.2015 00:35
von Mombi
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Hallo Constantine,
werde es auf jeden Fall in Erwägung ziehen. Jedoch wahrscheinlich nicht in nächster Zeit, da ich bereits mit meiner zweiten Geschichte begonnen habe, für die ich mir länger als einen Tag Zeit nehme
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