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Wenn das Leben an dir vorbeirast, ohne zu winken.


 
 
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Katz
Geschlecht:weiblichErklärbär

Alter: 35
Beiträge: 2



Beitrag31.12.2014 21:27
Wenn das Leben an dir vorbeirast, ohne zu winken.
von Katz
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Huhu!
Jetzt überwinde ich mich doch noch endlich dazu, mal etwas Geschriebenes hochzuladen! Und das auch noch einer der Texte und Ideen, die für mich nicht üblich sind. (Ich, die doch ihr Herz mehr am Fantasy-Genre verloren hat Laughing) .Aber was soll man machen,wenn einem eine ganz andersartige Idee kaum loslässt und erst dann Ruhe gibt,wenn man sie Stück für Stück auf's Papier bringt?
Nun gut, genug davon! Ich wage es und hoffe auf jede Menge konstruktive Kritik und Verbesserungsvorschläge (ist das Beschriebene nicht ausführlich genug? Besteht zu viel 'Blabla' oder doch zu wenig? Fehlt die Spannung? usw.)
Nun. Da bleibt nur noch zu sagen: Ich hoffe ihr langweilt euch nicht zu sehr! Mr. Green


Der Keller. Normalerweise mag ich die langen, breiten, vor allem aber hellen Flure, an denen Kunstwerke ehemaliger Schüler hängen. Hier eine in grün und weiss gehaltene Ballerina mit inkorrekten Proportionen, mit Edding herbeigezauberten Augenbrauen und missgestalteten Engelsflügeln. Da eine Kopie von Edvard Munch’s „Der Schrei“, dem dank eines kunterbunten Aufklebers in Apfelform der Mund verboten wurde und als Höchststrafe auch noch jeden Tag einem dauergrinsenden Blechmann entgegenstarren darf. Und nicht zu vergessen die ewiglange Leinwand auf der bunte Seifenblasen prangern- bereit für die nächste Kritzelattacke.
 Zwischen all diesen Kunstwerken finden sich Collagen, bestehend aus ausgeschnittenen Männer-und Frauenkörpern, die einen sonderbaren Kontrast zum Plakat an der nächsten Tür aufwerfen, welches  jede Menge Lesespaß in der schulischen Bibliothek verspricht, …die eh niemand betritt, solange es nicht unbedingt sein muss. Einfach zum Schreien. Dennoch: Es ist eine nette Art der Dekoration. An die Wand verbannte Existenzen, bunt und auf kreative Art verstümmelt, die jedoch vom hastigen Treiben eifriger Schüler und gestresster Lehrer größtenteils unbeachtet bleiben. Kunst ist und bleibt eben doch bloß Geschmackssache.
 Es riecht hier unten nach Feuchtigkeit und Knetgummi, ähnlich wie in einer Grundschule, nur das in diesem Gebäude keine Kinder anzutreffen sind, nur Jugendliche und Erwachsene, die dem Kindsein längst abgeschworen haben und nun auf der Autobahn des harten Lebens fahren müssen, mit all ihren Pflichten und Hindernissen, die es zu überwinden gilt. Ich gehöre ebenfalls zu ihnen. Eine Schülerin, die wie ein Zombie von Raum zu Raum schlurft und Buchstaben und Zahlen von der Tafel frisst, nur um immer wieder zu merken, das der Fraß keinem 5-Sterne-Menü entspricht.
Am Ende des Flures kommt mir einer der Lehrkräfte entgegen. Eine hagere, junge Frau mit blonden, kurzen Haaren und erzwungenen „Alles super“-Lächeln auf rosaroten Lippen. Hinter sich einen vollgestopften Rollkoffer auf knirschenden Rädern. Jener Rollkoffer den scheinbar jede zweite Lehrkraft besitzt und der immer wieder dazu eingesetzt wird, ahnungslosen Schülern im Moment der Unachtsamkeit, die Füße wegzuziehen. Irgendwie müssen sie sich ja an ihnen rächen - an den Rebellen, Immer-Fragestellern, Sturköpfen, Wissensresistenten und Zweiflern. Ich weiß nicht zu welcher Kategorie ich genau zähle, doch der eine oder andere Koffer zeigte mir, dass ich definitiv nicht zu den Lieblingen gehöre die von solchen Attacken verschont bleiben.
Der Raum den ich aufsuche dient mehr als Abstellkammer für Labor- und Lernmaterial und wird durch Neonröhren in grelles Licht getaucht, unnatürlich und darauf aus selbst dunkelsten Ecken zu erfassen. Auf dem breiten Tisch in der Mitte stapeln sich Kartons mit Zeitschriften über – meist unangenehme – Zustände, die der menschliche Körper im Laufe seines Daseins mit sich bringt, über Entstehung bakterieller Infektionen, Wundermittel gegen Migräne und den neusten Erkenntnissen in der Geschichte der Medizin. Die abgedruckten Gesichter auf dem Deckblatt grinsen mir entgegen, als würden sie sagen, das jedes noch so grauenhafte WehWehchen nur so lange anhält, bis man die nächste Pille herunterwürgt – der Rest sei bloße Kopfsache!
Ob das Schulskelett nahe dem Fenster derselben Meinung war? Irgendjemand hatte dem armen Kerl den Kopf gestohlen und seine Finger derart verbogen, dass er jedem Störenfried heimlich den Mittelfinger zeigt. Seltsamerweise bereue ich es in diesem Moment, dass ich nicht dafür verantwortlich gewesen war. Der Schädel würde sich sicher gut in meinem Bücherregal machen und die scheinbare Mittelfingerattacke würde immerhin für einen Funken Genugtuung sorgen.
Mein Blick gleitet zum Fenster. Der Rest des winterlichen Tageslichtes wird zur Hälfte von tieforangen Vorhängen verbannt. Vorhänge die zwar brandsicher, aber so schwer und dick sind, das man locker jemanden damit erschlagen könnte, wenn man nur wollte.
Doch ich bin nicht hier, um einen Unfall vorzutäuschen, in all dem Krempel zu stöbern, durch Papierkram zu wühlen oder eines der vielen Mikroskope zur Hand zu nehmen, die trotz ständiger Ermahnung, man solle gefälligst ordentlich damit umgehen, Schmierflecken und falsch aufgewickelte Kabel aufweisen.
 Der Grund für meinen Besuch im Untergeschoss sitzt auf einem alten Hocker, bewaffnet mit wichtigen Papieren, die zeigen das Berufsberatung eine toternste Sache ist. Doch das Gesicht der Frau mittleren Alters zeigt keineswegs Ernsthaftigkeit oder Verbissenheit, es wirkt aufgeschlossen, beinahe zu freundlich für meinen Geschmack, wogegen ihre Worte der Begrüßung und Bitte mich zu setzen, nicht hätten ungeduldiger sein können.
Das übliche Geplänkel über Leistungen, Noten und Werdegang werden auf den Tisch gepackt und damit die Erinnerung daran, wie sehr ich es doch hasse eine Selbsteinschätzung abliefern zu müssen, ohne genaue Fakten vor mir liegen zu haben. Ich äußere mein Halbwissen und beobachte wie die Freundlichkeit aus den Gesichtszügen der Frau weichen muss, um Anflügen von Unzufriedenheit Platz zu machen. Eine passende Rechtfertigung halte ich gezielt hinter verschlossenen Lippen. Dafür schwebt die Frage „Was haben Sie denn mit ihrem Leben vor?“ über unseren köpfen.

Hätte man mir vor einigen Jahren die Frage gestellt, ob ich meinen Prinzipien treu bleiben und meine Ziele und Träume mit Ehrgeiz, Spaß und Optimismus verfolgen würde, ob ich einen grandiosen Plan für mein zukünftiges Leben hätte, hätte ich ohne zu zögern mit einem klaren „Ja“ geantwortet, begleitet von einer Spur des Stolzes in der Stimme und Sturheit im Blick. Eine Haltung die keinen Zweifel zugelassen hätte – weder dem Fragensteller, noch mir selbst gegenüber.
Dass der Mensch sich jedoch in seinem eigenen Verhalten, seiner eigenen Denkweise so tiefgreifend irren, und vor allem enttäuschen kann, hatte ich zum damaligen Zeitpunkt nicht einmal ansatzweise erahnen können. Und gesagt? Gesagt wurde so Vieles von so Vielen. Warnungen die von Euphorie und Trotz in den Wind geschlagen wurden, fortgejagt und belächelt. Niemand konnte und durfte mich bremsen! „Bewundernswert“ nannten es die Einen, „Rebellisch“ schimpften die Anderen.
Was würden diejenigen wohl sagen und denken, wenn sie sehen würde, dass dieses eigensinnige Mädchen von damals mittlerweile beinahe alles an Elan und Kampfgeist verloren hatte? Antworten auf die Fragen über das Leben werden nicht länger voller Überzeugung und Freude geäußert. Da kommt nicht mehr als ein müdes Lächeln, ein tiefes Seufzen, so wie nur ein Mensch dazu in der Lage ist, der es nicht länger wagt zu träumen und über den Scherbenhaufen der eigen erschaffenen Illusionen im Kreis rennt, nicht dazu fähig die Trümmer in der nächsten Mülltonne zu entsorgen. Es bringt schließlich viel mehr Spaß damit zu spielen und kleine Türmchen zu errichten, die es danach wieder umzuwerfen gilt.
Ich habe das Gefühl, mein Leben ist ferngesteuert in einem Batmobil an mir vorbeigerast, mit all meinen Träumen, Hoffnungen, Wünschen, Zielen und auch dem Leid, welches das Leben so mit sich bringt, und das ohne Zügelung der Geschwindigkeit oder gar einen abrupten Halt, um mich vom staubigen Straßenrand aufzulesen, an dem ich seit Jahren entlanglaufe und immer wieder den Daumen ausstrecke.
Vielleicht muss ich erst meinen müden Füßen den Befehl erteilen, ohne Scheu auf die Fahrbahn zu springen, in der Hoffnung vom heranrasenden Leben überfahren zu werden. Ein Unterfangen welches bei Anderen so einfach aussieht. Einfach springen und Zack – hat dich das Leben auf vier Rädern frontal erwischt, ein paar Meter mitgerissen oder im hohem Bogen durch die Luft geschleudert! Mit dem Effekt mit ganzem Körpergewicht den Asphalt begrüßen zu dürfen. Händeschütteln mit gebrochenen Gliedern ist da nicht einfach, ich weiß. Es kann sehr, sehr schmerzhaft sein. Wenigstens das ist mir bewusst.
Manche Menschen müssen dazu allerdings nicht mal springen. Es genügt über die Fahrbahn zu tänzeln, zu hüpfen wie beim Seilspringen oder sogar zu kriechen. Manchmal ähnelt es aber mehr dem Torkeln eines Betrunkenen, der auf gegenüberliegender Seite die nächste Straßenlaterne zu fassen bekommen möchte und dabei das immer lauter werdende Motorengeräusch des Lebens überhaupt nicht registriert. Umso größer ist die Überraschung, der Schmerz und vielleicht auch das Glück nach solch einem Unfall. Ich selbst durfte in der Vergangenheit oft genug das Blech und die Straße liebevoll knutschen. …Und nun? Heute?
Mittlerweile bin ich Mitte 20, meinen Mitschülern einige Jahre voraus und diene als Aushängeschild für den Schlag Mensch, der zu spät erkannt hat, das es nichts bringt auf der Fahrbahn des Lebens liegen zu bleiben, überfahren und zu müde, um auch nur einen Finger zu rühren. Das man aufstehen und beginnen muss Richtung Ziel zu laufen, den Blick immer wieder über die Schulter werfend, um nahende Objekte ausfindig zu machen.
Natürlich, Ich könnte einen neuen Weg einschlagen, meine Zukunft auf wackeligen Beinen langsam festigen. Könnte,könnte,könnte. Wäre da doch bloß nicht das gewaltige Fragezeichen in meinem Kopf, was so viel Platz einnimmt und mich ein weiteres Stück nur funktionieren, statt leben lässt.
Daher fällt meine letzte Antwort gegenüber dieser reizenden Berufsberaterin nicht besser aus, als jedes zuvor geäußerte Wort, begleitet von einem bitteren Lächeln auf den Lippen.
„Ich bin froh, das ich wenigstens ein mal am Tag den Weg in die Küche finde, damit mein Magen aufhört Hungergeschichten zu erzählen.“

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Papa Schlumpf
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 64
Beiträge: 373
Wohnort: Friedersdorf


Beitrag01.01.2015 20:18

von Papa Schlumpf
Antworten mit Zitat

Hallo, Kätzchen,
ich las Deine mutige kleine Geschichte vom Scheitern gern. Man muss also nicht erst biblisches Alter erreichen, um dieses Gefühl erleben zu dürfen, wobei es die Frage ist, ob man das überhaupt möchte. Die Bilder, die du fandest, sind jedenfalls äußerst eindrucksvoll, danke.
Ein paar Äußerlichkeiten sind mir trotzdem aufgefallen.
Du benutzt häufig unglückliche Wiederholungen, zum Beispiel:
Zitat:
... Ballerina mit inkorrekten Proportionen, mit Edding herbeigezauberten Augenbrauen ...

Da die beiden "mit" unterschiedliche Bedeutung besitzen, werden sie zum Stolperstein. Solche Hindernisse muss der Leser mehrfach nehmen, ich komme darauf zurück.
Als zweite Schwäche empfand ich die gelegentlich fehlende Interpunktion:
Zitat:
... die ewiglange Leinwand auf der bunte Seifenblasen prangern ...

Hinter die Leinwand muss ein Komma, um zwei vollständige Sätze zu trennen.
An dieser Stelle:
Zitat:
die jedoch vom hastigen Treiben eifriger Schüler und gestresster Lehrer größtenteils unbeachtet bleiben.

kann man diskutieren. Vom oder im? Beachtet das Treiben oder beachten Schüler und Lehrer? Auch solcherart Unklarheit fand ich mehrfach, nimm es als Beispiel und Denkanstoß. Du kannst es so schreiben. Aber erreichst Du mit anderer Wortwahl den Sinn besser?
Übernächster Satz. "nur das" stimmt nicht. Das "das" weist nicht auf sächliches Substantiv, also sollte es "dass" geschrieben werden.
Zitat:
Am Ende des Flures kommt mir einer der Lehrkräfte entgegen.

Die Lehrkraft ist weiblich, auch wenn es ein Lehrer ist. In Deinem Fall ist sie sogar eine junge Frau. "eine der Lehrkräfte"
Zitat:
Jener Rollkoffer den scheinbar jede zweite Lehrkraft besitzt und der immer wieder dazu eingesetzt wird, ahnungslosen Schülern im Moment der Unachtsamkeit, die Füße wegzuziehen.

Ich setzte das Komma anders, hinter Rollkoffer und nicht hinter Unachtsamkeit. Auch in den folgenden Sätzen solltest Du die Kommasetzung noch einmal überprüfen.
Zitat:
dass ich nicht dafür verantwortlich gewesen war. Der Schädel würde sich sicher gut in meinem Bücherregal machen und die scheinbare Mittelfingerattacke würde immerhin für einen Funken Genugtuung sorgen.

Erste Frage: Warum "gewesen war"? Das Skellett steht noch immer so da, wozu PQP, Präsens wäre genauso berechtigt. Dann folgen zwei Bildungen des Konjunktiv mit Hilfsverb. Mein Steckenpferd. Langweilig und unnötig. "machte" und "sorgte" entfernten das langweilige "würde".
 
Zitat:
falsch aufgewickelte Kabel aufweisen.
.
Die Wiederholung lässt sich vermeiden.
Ich höre ja schon auf, zu beckmessern. Die Stolpersteine sind dem Typ nach genannt, und es gibt auch weiter unten noch welche, Schreibfehler zumeist wie kleine köpfe.
Aber das alles sind keine weltbewegenden Dinge. Allerhöchstens Schönheitsfehler. Deine Geschichte gefällt mir ausnehmend gut. Bis bald. Und ein gesundes neues Jahr!
P. S.


_________________
Nicht alles, was wir bewirken, haben wir auch gewollt.
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Katz
Geschlecht:weiblichErklärbär

Alter: 35
Beiträge: 2



Beitrag02.01.2015 20:49

von Katz
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Huhu Schlumpf! Mr. Green
Vielen lieben Dank! Jetzt weiß ich worauf ich eher achten muss, woran ich arbeiten muss und kann. Oft ist es schwierig eigene Fehler zu erkennen, da sind solche Rückmeldungen eine wirklich große Hilfe. smile extra Und zudem motiviert es mich weiter zu üben, zu lernen, ...schreiben bis zum Umfallen!

Oh,und: Ebenfalls Frohes Neues!

Grüße,
Katz
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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag03.01.2015 16:17
Re: Wenn das Leben an dir vorbeirast, ohne zu winken.
von Constantine
Antworten mit Zitat

Hallo Katz,

Danke für deine Geschichte. Ich ahbe sie sehr gerne gelesen und sie gefällt mir insgesamt gut. Wie du deine Protagonistin den Flur entlang schlurfen lässt anhand der Beschreibungen, die ihr unterwegs begegnen, bis zum Zielraum, wo das GEspräch mit der Berufsberaterin stattfindet, ist dir gut gelungen.
Von Papa Schlumpf hast du bereits einige sehr hilfreiche Punkte gezeigt bekommen. Prima.

Ich hätte eher inhaltlich einige Stellen, über die ich beim Lesen gestolpert bin. Bereits dein Einstieg:
Katz hat Folgendes geschrieben:
Der Keller.

Mit einem Keller assoziiere ich etwas völlig anderes als das von dir beschriebene erste Untergeschoß einer Schule, wie man im Verlauf deiner Geschichte erfährt. Im Flur da unten tummeln sich Lehrer, es gibt mehrere Räume, Kunst als Deko an den Wänden und Türen.
Ich frage mich, ob dieser Keller nicht eher ein Kosename der Protagonistin für das erste Untergeschoß ist. In diesem Falle würde ich den Keller zwischen Anführungszeichen setzen: Der "Keller".

Katz hat Folgendes geschrieben:
Es riecht hier unten nach Feuchtigkeit und Knetgummi, ähnlich wie in einer Grundschule, nur das in diesem Gebäude keine Kinder anzutreffen sind, nur Jugendliche und Erwachsene, die dem Kindsein längst abgeschworen haben und nun auf der Autobahn des harten Lebens fahren müssen, mit all ihren Pflichten und Hindernissen, die es zu überwinden gilt. Ich gehöre ebenfalls zu ihnen. Eine Schülerin, die wie ein Zombie von Raum zu Raum schlurft und Buchstaben und Zahlen von der Tafel frisst, nur um immer wieder zu merken, das der Fraß keinem 5-Sterne-Menü entspricht.

Den markierten Satzteil würde ich überdenken, ob du ihn nicht weglassen könntest. Der Gedanken mit der Autobahn des harten Lebens kommt im letzten Drittel deines Textes in aller Ausführlichkeit und ich finde, hier passt mir das markierte nicht zur Situation. Mir ist es zu dick aufgetragen an dieser Position.
Was ich gut finde, ist dass du deine Prota zuerst als Schülerin vorstellst und ich stelle sie mir jugendlich vor. Später erfährt der Leser, dass sie Mitte Zwanzig ist.

Katz hat Folgendes geschrieben:
Der Raum den ich aufsuche dient mehr als Abstellkammer für Labor- und Lernmaterial...

Abgesehen vom Inventar des Raumes bin ich verwundert darüber, wo die Berufsberaterin ist Gespräch mit einer Schülerin führt. Im ersten Untergeschoß, als Keller bezeichnet, in einem Raum, der eher einer Abstellkammer gleicht. Hat die Schule keinerlei freie Klassen- oder Gesprächsräume, wo die Berufsberaterin ihr Gespräch mit deiner Prota hätte führen können? Für mich sieht das alles sehr improvisiert aus. Ist es das?
Ich würde überdenken, dieses Gespräch in einer "Abstellkammer" der Schule stattfinden zu lassen. Kann die Schule der Barufsberaterin keine andere Räumlichkeit zur Verfügung stellen? Wenn ja, warum?


Katz hat Folgendes geschrieben:
Der Grund für meinen Besuch im Untergeschoss sitzt auf einem alten Hocker, bewaffnet mit wichtigen Papieren, die zeigen(Komma) dass Berufsberatung eine toternste Sache ist. Doch das Gesicht der Frau mittleren Alters zeigt keineswegs Ernsthaftigkeit oder Verbissenheit, es wirkt aufgeschlossen, beinahe zu freundlich für meinen Geschmack, wogegen ihre Worte der Begrüßung und Bitte mich zu setzen, nicht hätten ungeduldiger sein können.
Das übliche Geplänkel über Leistungen, Noten und Werdegang werden auf den Tisch gepackt und damit die Erinnerung daran, wie sehr ich es doch hasse eine Selbsteinschätzung abliefern zu müssen, ohne genaue Fakten vor mir liegen zu haben.

Was ist mit "ohne genaue Fakten vor mir liegen zu haben" gemeint? Deine Protagonistin kennt ihre eigenen Noten und ihren Werdegang, oder nicht?
Sind Noten keine Fakten? Basiert der Lebenslauf nicht auch auf Fakten?
Mit dem "üblich" zeigst du, dass das nicht das erste Gespräch mit einer Berufsberaterin ist. Somit ist deine Prota ein "alter Hase" dahingehend.

Katz hat Folgendes geschrieben:
Hätte man mir vor einigen Jahren die Frage gestellt, ob ich meinen Prinzipien treu bleiben und meine Ziele und Träume mit Ehrgeiz, Spaß und Optimismus verfolgen würde, ob ich einen grandiosen Plan für mein zukünftiges Leben hätte, hätte ich ohne zu zögern mit einem klaren „Ja“ geantwortet, begleitet von einer Spur des Stolzes in der Stimme und Sturheit im Blick. Eine Haltung die keinen Zweifel zugelassen hätte – weder dem Fragensteller, noch mir selbst gegenüber.
Dass der Mensch sich jedoch in seinem eigenen Verhalten, seiner eigenen Denkweise so tiefgreifend irren, und vor allem enttäuschen kann, hatte ich zum damaligen Zeitpunkt nicht einmal ansatzweise erahnen können. Und gesagt? Gesagt wurde so Vieles von so Vielen. Warnungen die von Euphorie und Trotz in den Wind geschlagen wurden, fortgejagt und belächelt. Niemand konnte und durfte mich bremsen! „Bewundernswert“ nannten es die Einen, „Rebellisch“ schimpften die Anderen.
Was würden diejenigen wohl sagen und denken, wenn sie sehen würde, dass dieses eigensinnige Mädchen von damals mittlerweile beinahe alles an Elan und Kampfgeist verloren hatte? Antworten auf die Fragen über das Leben werden nicht länger voller Überzeugung und Freude geäußert. Da kommt nicht mehr als ein müdes Lächeln, ein tiefes Seufzen, so wie nur ein Mensch dazu in der Lage ist, der es nicht länger wagt zu träumen und über den Scherbenhaufen der eigen erschaffenen Illusionen im Kreis rennt, nicht dazu fähig die Trümmer in der nächsten Mülltonne zu entsorgen. Es bringt schließlich viel mehr Spaß damit zu spielen und kleine Türmchen zu errichten, die es danach wieder umzuwerfen gilt.
Ich habe das Gefühl, mein Leben ist ferngesteuert in einem Batmobil an mir vorbeigerast, mit all meinen Träumen, Hoffnungen, Wünschen, Zielen und auch dem Leid, welches das Leben so mit sich bringt, und das ohne Zügelung der Geschwindigkeit oder gar einen abrupten Halt, um mich vom staubigen Straßenrand aufzulesen, an dem ich seit Jahren entlanglaufe und immer wieder den Daumen ausstrecke.
Vielleicht muss ich erst meinen müden Füßen den Befehl erteilen, ohne Scheu auf die Fahrbahn zu springen, in der Hoffnung vom heranrasenden Leben überfahren zu werden. Ein Unterfangen welches bei Anderen so einfach aussieht. Einfach springen und Zack – hat dich das Leben auf vier Rädern frontal erwischt, ein paar Meter mitgerissen oder im hohem Bogen durch die Luft geschleudert! Mit dem Effekt mit ganzem Körpergewicht den Asphalt begrüßen zu dürfen. Händeschütteln mit gebrochenen Gliedern ist da nicht einfach, ich weiß. Es kann sehr, sehr schmerzhaft sein. Wenigstens das ist mir bewusst.
Manche Menschen müssen dazu allerdings nicht mal springen. Es genügt über die Fahrbahn zu tänzeln, zu hüpfen wie beim Seilspringen oder sogar zu kriechen. Manchmal ähnelt es aber mehr dem Torkeln eines Betrunkenen, der auf gegenüberliegender Seite die nächste Straßenlaterne zu fassen bekommen möchte und dabei das immer lauter werdende Motorengeräusch des Lebens überhaupt nicht registriert. Umso größer ist die Überraschung, der Schmerz und vielleicht auch das Glück nach solch einem Unfall. Ich selbst durfte in der Vergangenheit oft genug das Blech und die Straße liebevoll knutschen. …Und nun? Heute?
Mittlerweile bin ich Mitte 20, meinen Mitschülern einige Jahre voraus und diene als Aushängeschild für den Schlag Mensch, der zu spät erkannt hat, das es nichts bringt auf der Fahrbahn des Lebens liegen zu bleiben, überfahren und zu müde, um auch nur einen Finger zu rühren. Das man aufstehen und beginnen muss Richtung Ziel zu laufen, den Blick immer wieder über die Schulter werfend, um nahende Objekte ausfindig zu machen.
Natürlich, Ich könnte einen neuen Weg einschlagen, meine Zukunft auf wackeligen Beinen langsam festigen. Könnte,könnte,könnte. Wäre da doch bloß nicht das gewaltige Fragezeichen in meinem Kopf, was so viel Platz einnimmt und mich ein weiteres Stück nur funktionieren, statt leben lässt.

Ein sehr langer Gedankenabschnitt, bei dem du mich als Leser verlierst. Für mich zu viel Blabla, zu viel Erklärung und mMn könntest du hier einiges straffen. Mir gleicht das einem Schlussplädoyer vor Gericht, wo vieles Vorgekaut wird. Bisher gefiel mir dein Text gut und wie du deine Protagonistin ihre Umgebung entlang laufen lässt und anhand der Gegenstände in sie blicken lässt. Hier kommt eine geballte Gedankenflut über die gescheiterte Existenz deiner Prota, dem Wandel von motiviert zu desillusioniert/resigniert. Für mich geschieht hier ein textlicher Bruch. Es gäb hier einiges zu überdenken. Z.B. das Bild mit der Fahrbahn, dem Asphalt des harten Lebens. diese Bild liesse sich mit einer äußeren Wahrnehmung verbinden, z.B. hört deine Protagonistin von draußen lautes Motorengeräusch oder das Knallen des Aufpuffs eines Mopeds/Motorads, damit einige dieser Gedanken mit einer äußeren Beschreibung verbunden sind.
So ist es mir zu zäh und zu langatmig und (zer-)stört für mich den eigenltich recht positiven Eindruck deiner Geschichte.

LG,
Constantine
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