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Dieses Werk wurde für den kleinen Literaten nominiert Eine unheimliche Mutprobe

 
 
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Enfant Terrible
Geschlecht:weiblichalte Motzbirne

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Beiträge: 7278
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Ein Fingerhut voller Tränen - Ein Gedichtband
Beitrag02.12.2007 19:50
Eine unheimliche Mutprobe
von Enfant Terrible
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Ich poste mal den 1. Teil einer älteren Short Story... bei Bedarf auch gerne die Fortsetzung!

Michael hatte wirklich alles versucht, um sich vor dem Schullandheimaufenthalt zu drücken.
Aber seine Eltern blieben unerbittlich, ebenso wie seine Lehrer. Er konnte ihnen nicht verraten, warum er auf keinem Fall dorthin wollte, und sich eine Krankheit ausdenken war nichts für ihn.

Er hatte gehofft, Ruhe vor ihnen zu bekommen, wenigstens für eine Woche. Aber nun saß er hier am Lagerfeuer und starrte grübelnd in die Flammen, während der dicke Georg vor seiner Clique in einiger Entfernung lautstark prahlte. Zwei Tage steckte er schon im Schullandheim fest, und sie hatten noch nichts unternommen, um ihm das Leben schwer zu machen. Doch Michael traute dem Frieden nicht, wahrscheinlich ließen sie ihn nur in Ruhe, weil sie dabei waren, eine besondere Gemeinheit zu planen. So etwas wie einen vernichtenden Schlag. Deshalb hatte er permanent das Gefühl, auf einem Haufen zerschlagener Flaschen zu sitzen. Was heckten sie bloß aus? Er wollte es wissen, nicht etwa in der naiven Hoffnung, es verhindern oder sich gar wehren zu können – aber er wollte nicht schon wieder so überraschend gedemütigt werden.

Seit Michael zurückdenken konnte, hatte es Georg, dieser bullige Junge mit dem strohblonden Igelhaarschnitt auf ihn abgesehen, ohne einen ersichtlichen Grund. Zumindest ohne einen Grund, der ihm logisch erschien. Michael war zurückhaltend, unauffällig, interessierte sich für Bücher mehr als für Fußball – das war für Georg Grund genug. Und sein Gefolge, bestehend aus Kurt und Werner, freuten sich, jemanden zum Piesacken gefunden zu haben. Ihre Palette an Schikanen war groß und bunt, jeder der drei hatte sein eigenes Repertoire. Meistens bestand es aus verletzenden Sprüchen, oft genug auch grausamen Streichen.
Handgreiflich wurden sie so gut wie nie, denn egal wie vorlaut sich Georg gab, fürchtete er sich doch vor den Lehrern. Auch wenn er nicht so aussah, war er listig genug, sodass nie etwas von dem Mobbing ans Licht kam.

„Hey, Arschgesicht!“, rief Georg Michael zu, als gerade kein Lehrer hinhörte. Michael, der unwillkürlich hoch geschreckt war, presste die Lippen zusammen in dem Versuch, Taubheit vorzutäuschen. Wie er diesen vulgären Spitznamen verabscheute! Georgs bester Freund Kurt, ein schlaksiger bebrillter Junge, hatte eine gewisse Intelligenz bewiesen, als er ihn erfand. Denn sogar die Lehrer lasen, vor allem am Anfang, Michaels Nachnamen „Hintner“ manchmal aus Versehen als „Hintern“, was in der angespannten Klasse jedes Mal für Lacher sorgte. Das war Georgs Kumpanen nicht entgangen, und von „Hintern“ war es zu „Arschgesicht“ nicht mehr weit.

„Ich red’ mit dir, du Arschgesicht!“, fuhr ihn Georg an. Im Lagerfeuerschein sah Michael, wie sein Gesicht rot anlief, wie immer, wenn Seiner Majestät etwas nicht passte.

Werner legte nach: „Freu dich, dass überhaupt jemand mit dir redet!“

Michael fasste sich ein Herz. „Was“, stieß er leise hervor, „ist denn?“

„Du musst doch deine Mutti ziemlich vermissen“, sagte Kurt mit einem giftigen Lachen. Dann raunte er Georg etwas zu, dieser rief seinerseits: „Aber wenn ich’s mir recht überleg’, Arschgesicht, will dich nicht mal deine Mutter haben! Is’ wohl nur scharf aufs Kindergeld.“

„Sonst müsste sie unter der Brücke leben“, ergänzte Werner, „oder anschaffen gehen – aber dafür is’ sie wohl zu hässlich!“

Ein Gegröle brach aus, das Michael zweifeln ließ, ob er sich auf dem Gelände eines Schullandheims oder eines Affengeheges befand.

„Seid still“, zischte er. Obwohl er recht weit vom Lagerfeuer entfernt saß, schien sich dessen gesamte Hitze auf Michaels blasses Gesicht übertragen zu haben.

„Wie war das, Muttersöhnchen?!“



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"...und ich bringe dir das Feuer
um die Dunkelheit zu sehen"
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Beitrag02.12.2007 20:53

von Gast
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Schön, schön. Klingt sehr authentisch, nicht ganz so wie bei Xa, aber schon fast. Deine intelligente Wortwahl spiegelt sich in dem Bücher liebenden Jungen wieder. Ich hoffe nur, dass war beabsichtigt. Wink

Leider finde ich die Mobbing-Attacken der Leute teilweise zu...altmodisch. Ok, die Story ist älter, aber wenn du wert auf Realismus legst, kommen Wörter wie "Muttersöhnchen" nicht gut. Gerade hier kannst du dich richtig ausleben. Twisted Evil

Lg,
Martin
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Enfant Terrible
Geschlecht:weiblichalte Motzbirne

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Ein Fingerhut voller Tränen - Ein Gedichtband
Beitrag02.12.2007 21:08

von Enfant Terrible
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Vielen Dank für deine Kritik. Allerdings verstehe ich nicht, warum du "Muttersöhnchen" altmodisch findest. Ich habe versucht, es so unterzubringen, dass es zum Kontext passt.

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Beitrag02.12.2007 21:09

von Gast
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Ohhh, heutzutage wirst du ganz anders beleidigt! Wink
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Enfant Terrible
Geschlecht:weiblichalte Motzbirne

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Ein Fingerhut voller Tränen - Ein Gedichtband
Beitrag02.12.2007 21:09

von Enfant Terrible
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Ich weiß.
Aber das hier sollte eig. jugendfrei sein  Wink


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Beitrag02.12.2007 21:11

von Gast
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Na ja, in so ziemlich jedem Text werden ein, zwei oder mal mehr Schimpfwörter auftauchen.
Und mal ehrlich - glaubst du, du Jugend müsste vor sowas geschützt werden? Die lebt tagtäglich damit!
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Enfant Terrible
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Ein Fingerhut voller Tränen - Ein Gedichtband
Beitrag02.12.2007 21:12

von Enfant Terrible
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Trotzdem.
Ich möchte nicht den Anschein erwecken, als handle es sich hierbei um nichts als einen "verbalen Durchfall". Außerdem kommen die richtig fiesen Sachen noch.


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Beitrag02.12.2007 21:22

von Gast
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Kennst du diesen deutschen Film, der über einen Jungen handelt, der nach...ich glaub es war Berlin zieht? Er erlebt dort nur Gewalt und wird regelmäßig von einer türkischen Gang verprügelt und bloßgestellt.
So etwas in der Art ist ja kein "verbaler Durchfall" es ist ein - um mal Sam Gamdschie aus HdR zu zitieren - "ein wahrer Augenöffner, gar keine Frage!"
Das kann einen ziemlichen sozialkritischen Anteil haben.
Aber ich will dich natürlich nicht dazu drängen, deine Geschichte anders zu schreiben.
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Plague Rat
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Beitrag02.12.2007 21:30

von Plague Rat
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Bitte ne Fortsetzung. Sonst kann ich mich auch nur Krevin anschließen. Ein bisschen agressiver ( so nenn ich es mal) könnte der Text noch sein. Muttersöhnchen ist echt veraltet. Es wird auch nicht gleich die Jugendschutztruppe antanzen, wenn der Text ein bisschen authentischer ausfällt.

Ach Krevin, meinst du den Film "Wut"? Sehr guter Film , aber ne Schande, dass die ARD den Film aus "Jugendschutzgründen" ins Nachtprogramm verbannt hat.
Genau so etwas solltest du nicht mit deinem Text machen Krümel, ihn bewusst entschärfen, wenn du schon über so ein Thema schreibst.


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Xasziia
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Beitrag02.12.2007 21:33

von Xasziia
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Hi Terrorkrümel,
mir gefällt dein Text.
Aber ich muss bei Georg irgendwie an Dudley oder wenigstens aus einem von Malfoys Gefolge denken. Sorry, aber irgendwie ist mit das so durch den Kopf geschossen, auch wenn der Vergleich vielleicht doof ist.  Embarassed
Zitat:
Georg, dieser bullige Junge mit dem strohblonden Igelhaarschnitt

Vor allen dingen wegen dieser Frisur... Aber ich erwarte jetzt nicht, dass du die Figur änderst. Laughing
Zu den Schimpfwörter. Wenn, dann leg richtig los. Ich geb Krevin recht, oder könntest du dir vorstellen dass dich jemand als Muttersöhnchen bezeichnet?
Okay es ist eine ältere Story, aber sooo alt kann sie auch nicht sein, oder?
Also, versuche andere zu benutzen. Ich bin jetzt davon ausgegangen, dass es in dieser Zeit spielt. Wenn das so ist, dann finde ich auch die Namen etwas seltsam. Sie sind mir zu altmodisch. Embarassed
Ansonsten der Bedarf einer Fortsetzung besteht...wink
LG Xasziia


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Beitrag02.12.2007 21:34

von Gast
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Christian17 hat Folgendes geschrieben:
Bitte ne Fortsetzung. Sonst kann ich mich auch nur Krevin anschließen. Ein bisschen agressiver ( so nenn ich es mal) könnte der Text noch sein. Muttersöhnchen ist echt veraltet. Es wird auch nicht gleich die Jugendschutztruppe antanzen, wenn der Text ein bisschen authentischer ausfällt.

Ach Krevin, meinst du den Film "Wut"? Sehr guter Film , aber ne Schande, dass die ARD den Film aus "Jugendschutzgründen" ins Nachtprogramm verbannt hat.
Genau so etwas solltest du nicht mit deinem Text machen Krümel, ihn bewusst entschärfen, wenn du schon über so ein Thema schreibst.


Das kann sein. Der türkische Gangboss hat irgendwie den Preis für den Newcomer bekommen (er war 18 oder so).
Krümel, Wörter wie Wichser, Arschloch und Spasti sind keine Schande.
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Addi
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Beitrag02.12.2007 21:42

von Addi
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Ich würde mich auch über eine Fortsetzung freuen, Schatzi.

Der allgemeinen Abneigung gegenüber zu "schwachen" Schimpfwörtern kann ich keineswegs zustimmen...
Es ist ja in keinem Wort erwähnt, zu welcher Zeit diese Geschichte spielt.

Zur heutigen Zeit gibt es zwar "härtere" Schimpfwörter, aber da es um einen Schullandheimausflug geht, der doch normalerweise so in der 5. oder 6. Klasse ist (oder?) [d.h. das Alter der Jungen ist ungefähr zwischen 10-12], hab ich da garkeine Einwände.
Aber das sollte - und darf eigentlich nur - Reggy entscheiden.


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Enfant Terrible
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Ein Fingerhut voller Tränen - Ein Gedichtband
Beitrag02.12.2007 23:25

von Enfant Terrible
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Danke!
Ich war in einem Alter von 11 im Schullandheim, und ich kann euch versichern, dass da wirklich noch net so viel geflucht wurde.


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Addi
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Beitrag02.12.2007 23:27

von Addi
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Geht mir genauso.
Das einzige, was irgendwie beleidigend war, war die Teamaufstellung beim Rugby spielen...
Die ganzen guten gegen die Sport-looser...
Ich war natürlich bei den verlierern dabei...


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JimSlade
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Beitrag03.12.2007 00:09

von JimSlade
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Ich hab mit 10 schon fieser geflucht. Das Muttersöhnchen ist mir allerdings beim Lesen gar nicht aufgefallen und daher fand ich's auch nicht verkehrt/zu lasch. Hat sich gut in die sonstige Sprache eingefügt.

Toll fand ich die Erklärung, warum sie ihn Arschgesicht nennen.

Zitat:
[...]von „Hintern“ war es zu „Arschgesicht“ nicht mehr weit.


Das ist wirklich authentisch! Genauso einen Quark hab ich früher auch erlebt (sowohl als Täter, wie auch als Opfer).

Bring auf jeden Fall den zweiten Teil, denn mich würde interessieren, inwiefern das jetzt weitergeht. Bislang ist das ganze (vielleicht auch durch seine Alltäglichkeit) ein wenig gewöhnlich. Ich bin gespannt, was daraus gemacht wird.

Michael find ich übrigens sehr sympathisch. Aber ich hoffe, er bekommt noch irgendeinen Charakterzug, der mit "Schüchterner Bücherwurm" bricht. Das würde ihn noch interessanter machen. Ich bin gespannt!


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Enfant Terrible
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Ein Fingerhut voller Tränen - Ein Gedichtband
Beitrag03.12.2007 17:28

von Enfant Terrible
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Vielen lieben Dank für eure Kommentare!
Na denn - es geht weiter!


Georg wollte noch eine Beleidigung loslassen, wurde aber von einer anderen Stimme unterbrochen: „Lasst ihn einfach in Ruhe! Michael hat euch gar nichts getan!“

Die Inhaberin dieser Stimme war Laura, ein etwas pummeliges Mädchen, deren mahagonifarbene Locken das runde Gesicht umrahmten und im Licht des Feuers zu glühen schienen. Lauras graue Augen funkelten wütend, doch das beeindruckte die drei Jungen nicht.

„Guckt mal, die fette Laura!“, johlte Georg.

„Krass, sogar so ’n Schwuchtel wie du reißt ’ne Freundin auf!“, spottete Werner, zu Michael gewandt.

„Lädst du uns zur Hochzeit ein?“, setzte Kurt hinzu. „Oder besser nicht, ich kann mir schon vorstellen, was für ’ne gammlige Fete das wird! Wenn deine Mutti kocht und…“

„Hört doch auf!“

Als Georg wieder sprach, was seine Stimme radikal verändert: Nun klang sie freundlich, einschmeichelnd und beinahe aufrichtig. „Du Arschgesicht willst also, dass wir dich in Ruhe lassen?“

„Ja doch!“

„Dass wir dich nicht zum Heulen bringen?“, fuhr der Dicke fort.
„Ich habe noch nie –“

„Klasse! Ich hab da ’ne Idee!“

Ein Unbehagen beschlich Michael. Es war offensichtlich, dass sich das Trio eine neue Schikane ausgedacht hatte… aber schon der Gedanke an eine zweite Chance, an Ruhe von ihnen, war zu verführerisch. Deshalb fragte er zaghaft: „Welche Idee?“

„Eine Mutprobe! Wenn du beweist, dass du kein Weichei bist, sind wir ganz nett zu dir!“

„Das ist doch nur wieder eine von euren…“, wollte Laura einwerfen, doch Kurt unterbrach sie grob: „Wer hat dich gefragt, fette Kuh?!“

Bevor Laura etwas erwidern konnte, fing Georg mit seinem Plan an: „Du weißt doch, dass es hier in der Nähe ’nen dunklen Wald gibt, oder, Arschgesicht?“

Michael nickte widerwillig. Trotz seines noch kurzen Aufenthalts im Schullandheim hatte auch er die Geschichten aufgeschnappt, die sich um diesen Wald rankten. Und lustig waren sie nicht.

„Dort soll es Geister geben…“, flüsterte Werner mit seiner unheimlichsten Stimme, bevor Georg großspurig fortfuhr: „Klar haben wir ihn während der Freizeit ’n wenig erkundet. Und das sollst du jetzt auch tun!“

„Aber ‚erkunden’ meinen wir nicht, dass du nach zwei Minuten wieder rausrennst und den nächsten Zug nach Hause zu deiner Mami nimmst!“, warnte Kurt.

„Im Wald gibt’s ’nen Sumpf, und dahinter ’ne alte Hütte. Da ist nix drin außer ’nem Tisch, und drauf liegt eins von diesen Schinken, die du beim Flohmarkt mitgehen lässt.“

Jetzt wusste Michael zumindest, wo sein bereits verzweifelt gesuchtes Lieblingsbuch steckte. Es kostete ihn Mühe, mit der aufsteigenden Wut und dem Unbehagen fertig zu werden. Beschimpfungen gingen ja noch, aber mussten sie auch seine Sachen stehlen?!

„Du willst dein Buch bestimmt wiederhaben?“

Michael nickte so heftig, dass ihm die etwas längeren, dunkelblonden Haare ins Gesicht fielen.

„Heute um Mitternacht, wenn die Lehrer und alle andren pennen, gehst du hin und holst es!“, befahl Georg.

„Aber –“

„Hast du etwa Schiss, Muttersöhnchen?!“

„Nein, aber –“

Kurt schnitt ihm das Wort ab: „Wenn du kneifst oder uns verpetzt, kannst du dich auf was gefasst machen!“

Seine Drohung war ernst zu nehmen. Obwohl Michael es glücklicherweise noch nie am eigenen Leib erlebt hatte, wusste er, dass der hagere Junge harte Fäuste besaß und sie zu gebrauchen wusste.

„Hör nicht auf sie! Sie wollen dich nur –“

„Ich mach’s“, sagte er und betete, dass seine drei Peiniger und Laura nicht das Zittern in seiner Stimme gehört hatten.

„Wow, unser Arschgesicht ist mutig!“, johlte Werner.

Mit ungewohnter Ernsthaftigkeit wiederholte Georg: „Heute um Mitternacht. Wir werden dich wecken. Und versuch nicht, ohne das Buch zurückzukommen!“


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Beitrag03.12.2007 18:18

von Addi
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Hallo Reggy

Schatzi hat Folgendes geschrieben:
„Du weißt doch, dass es hier in der Nähe ’nen dunklen Wald gibt, oder, Arschgesicht?“

 Schlafen Tut mir Leid, Herzchen, aber ein dunkler Wald?...
Da würde dir doch was besseres einfallen, oder?

Gott oder egal wem sei Dank reisst dein klasse Schreibstil wieder einiges raus.  (und du hast das "Muttersöhnchen" wieder gebracht Daumen hoch Laughing )

Weiter, weiter, weiter!


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Ein Fingerhut voller Tränen - Ein Gedichtband
Beitrag03.12.2007 18:20

von Enfant Terrible
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Schatzi hat Folgendes geschrieben:
„Du weißt doch, dass es hier in der Nähe ’nen dunklen Wald gibt, oder, Arschgesicht?“

 Schlafen Tut mir Leid, Herzchen, aber ein dunkler Wald?...
Da würde dir doch was besseres einfallen, oder?[/quote]
Mir schon. Aber nicht Georg  Cool


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Beitrag03.12.2007 18:22

von Addi
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Na dann Daumen hoch

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Beitrag03.12.2007 21:23

von JimSlade
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Michael begeht den größten Fehler, den man machen kann: Auf das Geseiere der Idioten einzugehen und die Mutprobe auch noch mit zu machen! Wenn die Jungs ihm das Buch STEHLEN, warum petzt der das nicht seinen Lehrern? Na, gut, er wär dann ne Petze, aber dumm ist er doch auch nicht.

Um nachts in den Geisterwald zu latschen, braucht es zudem Mut. Aber für sonderlich mutig halte ich Michael gar nicht. Jedenfalls kommt er nicht so rüber. Er ist eher der schüchterne, zurückhaltende und demütige Typ.

Aber wer weiß, vielleicht klärt sich ja noch auf, warum er das tut. Vielleicht wäre der persönliche Wert des Buches ein Grund für ihn. Was ist das überhaupt für ein Buch?

Momentan habe ich noch leichte Probleme, dir den Aufhänger für das wohl bald folgende Abenteuer abzukaufen. Ich bin aber zuversichtlich, dass du mich noch überraschen wirst. Die Story liest sich auf jeden Fall gut runter. Sie hat ein schönes, jugendliches Flair. Ich lese gerne auch die folgenden Auszüge!

P.S.: Heißt es nicht die Schwuchtel? Von dem Schwuchtel hab ich noch nicht gehört, mag aber an unterschiedlichen, lokal bedingten Abweichungen im Sprachgebrauch liegen.....


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Beitrag03.12.2007 21:31

von JimSlade
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Ach, noch etwas: Laura tritt zunächst als Gegnerin für die Piesacker auf, die sich mit ihnen durchaus auf Augenhöhe befindet. Nachher tritt sie aber ziemlich in den Hintergrund. Ich hoffe, sie kommt später noch mehr zur Geltung, denn ansonsten würde sie als sinnlos eingebauter Charakter verpuffen.

(denk... denk... vielleicht begleitet sie Michael in den Wald...?)

Zitat:
„Du weißt doch, dass es hier in der Nähe ’nen dunklen Wald gibt, oder, Arschgesicht?“


Ist mir auch etwas aufgestoßen. Mag sein, dass Georg das so formulieren würde. Er muss ja auch nicht gleich "sinistrer Forst voll tropfenden Horrors" oder sowas sagen, aber zu "alter Wald" oder "dichter Wald" wäre er doch auch imstande. Und das würde wenigstens etwas weniger abgedroschen klingen und einen ähnlichen Effekt haben, oder nicht?

Zitat:
Gott oder egal wem sei Dank reisst dein klasse Schreibstil wieder einiges raus. (und du hast das "Muttersöhnchen" wieder gebracht)


Geht mir genauso!!


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Beitrag03.12.2007 21:32

von Addi
Antworten mit Zitat

Jupp, ist die Schwuchtel.

Von der Entstehung dieser Kombination von Artikel und Substantiv hab ich leider keinen Peil Laughing


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