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Gespräche mit dem Mond


 
 
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Ljubinka
Erklärbär


Beiträge: 3



Beitrag24.09.2011 12:14
Gespräche mit dem Mond
von Ljubinka
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo zusammen!
Nachdem ich hier schon mal einen Text gepostet, ihn aber fälschlicherweise in die falsche Kategorie gesteckt habe und mir die Rückmeldungen sehr gefallen haben, will ichs noch mal versuchen (:
Dieser Text soll ein bisschen zum Nachdenken anregen, da er auch teilweise auf dem Schicksal eines engen Freundes von mir basiert. Ich hoffe er gefällt euch, auch wenn er nicht perfekt ist - viel Spaß beim Lesen und (hoffentlich auch) Kommentieren (:

Gespräche mit dem Mond

Der Nachthimmel ist voller Wolken, die Sterne leuchten nicht mehr und auch den Mond kann ich nicht sehen. Aber auch, wenn ich ihn nicht sehen kann, weiß ich, dass es ihn gibt, und dass er immer da ist.
Mit dir geht es mir ähnlich. Ich kann dich lange nicht mehr sehen, aber ich weiß, dass es dich noch gibt. Irgendwo da draußen, ungefähr 2000 Kilometer von mir entfernt.

Du bist nicht tot. Denke ich. Aber darauf kann mir keiner eine Garantie geben, nicht mal Gott kann das. Es ist nicht so wie mit einer Mikrowelle, die ich, wenn sie kaputt geht, fünf Jahre später noch  zum Elektronikmarkt bringen kann und mein Geld zurückbekomme.
Ich bin kaputt, aber dich bekomme ich dafür nicht zurück. Im Leben hast du auf nichts eine Garantie, zumindest auf nichts, was von Belang ist; und Gott ist auch kein Elektronikmarkt. Hast du schon mal Gott deine Mikrowelle gebracht und Geld dafür verlangt?

Du magst jetzt lachen, weil meine Gedanken so absurd sind. Aber so versuche ich dir zu sagen, dass ich weiß, wie Gott funktioniert. Er geht seine eigenen Wege, und seine Entscheidungen haben auch einen Grund; auch, wenn ich nicht weiß, wie man begründen kann, dass er mir dich genommen hat.
Ich bin ein bisschen angekratzt! Angekratzt vom Leben. Vielleicht angekratzt von meinen verrückten Eltern. Aber hauptsächlich angekratzt davon, dass du nicht mehr da bist.
(Das Wort angekratzt habe ich aus einem Buch, und ich habe es für eine passende Beschreibung von mir gehalten.)

Du warst in vielen Jahren alles, was ich hatte, und denkst du, man könnte eine Person so leicht vergessen? Nein, kann man nicht! Oder kannst du?

Hast du mich schon vergessen? Das traue ich dir nicht zu.

Wenn meine Mutter meinen Vater angebrüllt hat, bin ich zu dir gekommen. Wenn mein Vater meine Mutter deswegen geschlagen hat, bin ich zu dir gekommen. Wann immer meine Eltern diese komischen Momente hatten, bin ich zu dir gekommen. Und auch, als mein Vater das Haus angesteckt hat, weil er wollte, dass wir 'ALLE VERRECKEN!', konnte ich zu dir kommen. Ich durfte sogar bei dir wohnen. Deine Eltern waren oft beruflich unterwegs, meine auch (was eine Lüge ist - ich bin ihnen hinterher gelaufen, sie waren einfach nur tagelang in der Kafana) und wir mussten niemanden fragen.

Ich musste sowieso niemanden fragen. Zweifellos hatte ich eine tolle Kindheit! Nur du und ich.

Allerdings hatte meine tolle Kindheit ein jähes Ende, als du mir genommen wurdest. Oder ich dir, je nach dem, wie man es sehen mag. Mein Vater hatte immer dumme Ideen, ohne Frage, aber eines Tages kam er in unser kleines Wohnzimmer mit der dümmsten Idee, die ich je gehört hatte.
„Los, Nikola!“, hatte er enthusiastisch gerufen. „Pack deine Koffer! Wir gehen nach Deutschland!“ Ich kann mich noch an deinen Gesichtsausdruck erinnern. Erst warst du überrascht. Dann hast du dich in meine Arme geworfen und wir haben geweint, die ganze Nacht lang. Bis ich dann meine Koffer packen musste - danach habe ich dich nie, nie mehr wieder gesehen.

Ich steige jetzt von der Fensterbank und gehe ins Bett. Der Nachthimmel ist voller Wolken, die Sterne scheinen nicht mehr zu leuchten und auch den Mond kann ich nicht sehen. Aber auch, wenn ich ihn nicht sehen kann, weiß ich, dass es ihn gibt, und dass er immer da ist.

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Akiragirl
Geschlecht:weiblichDünnhäuterin

Alter: 33
Beiträge: 3632
Wohnort: Leipzig
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Beitrag25.09.2011 10:46

von Akiragirl
Antworten mit Zitat

Hallo Ljubinka,

ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel, wenn ich deinen Text offen und ehrlich als Text kritisiere; ich will damit bestimmt nicht deine Gefühle gegenüber deinem Freund verletzen oder so. Das ist halt immer schwierig bei autobiografisch angehauchten Texten.

Mir hat es leider nicht so gut gefallen.

Ich bin mir nicht sicher, was der Text eigentlich beim Leser erreichen oder transportieren will. Solche Fragen solltest du dir immer stellen, wenn du einen Text verfasst (zumindest, wenn du ihn öffentlich postest; wenn du ihn nur für dich selber schreibst ist es auch okay, wenn er dir einfach nur hilft, Geschehnisse zu verarbeiten). Soll er spannend sein, gruselig oder soll er einen traurig machen?

Ich nehme mal an, du wolltest mit dem Text die Leser emotional ansprechen, sie die Trauer über den Tod nachempfinden lassen, nur: Dafür bleibst du viel zu oberflächlich in der Beschreibung der Beziehung zwischen der Prota und dem Freund. Plattitüden wie das mit dem Mond, den sie nicht sehen kann und der ist wie der Freund, sind schon hundert Mal gehört oder in irgendwelchen Spruchbänden verewigt („Freunde sind wie Sterne, man kann sie nicht immer sehen, aber sie sind immer da“). Das mit der Mikrowelle empfinde ich als unpassend und störend; nicht, weil es zu weit hergeholt ist, sondern weil der zugrunde liegende Gedanke so trivial ist und letztlich nur das wiederholt, was schon im Abschnitt vorher gesagt wurde.

Die Beziehung der beiden ansich wird nur oberflächlich berührt; er war halt immer für sie da, wenn die Eltern Streit hatten. Das trifft sicher auf hunderte von (Kinder-)Freundschaften zu. Was hat diese Freundschaft so besonders gemacht? Das sind häufig die kleinen Dinge, die Details, die dann die Figuren lebendig werden lassen. Sei konkret und flüchte dich nicht in Allgemeinplätze.

Die vielen rhetorischen Fragen und Ausrufezeichen sollten vielleicht die Emotionalität deiner Protagonistin ausdrücken, mich haben sie aber eher genervt. Ich würde dir empfehlen mit so etwas sparsam umzugehen, dann ist der Effekt auf deine Leser viel stärker.

Last but not least braucht der Text einen roten Faden, den ich hier nicht erkennen konnte. Du wiederholst bestimmte Aussagen immer wieder in anderem Gewand, springst von einem Gedanken zum nächsten und als es endlich konkret wird, ist die Geschichte schon wieder vorbei.

Ich hoffe, meine Kritik war nicht zu hart. Ich denke, Texte mit autobiografischen Bezügen zu schreiben ist etwas sehr schweres, da man selbst so involviert in das ganze Thema ist, dass man nicht mehr mit der nötigen Distanz auf den Text schauen kann, die es braucht, um handwerklich saubere Arbeit abzuliefern.
Insofern: Nicht den Mut verlieren smile

LG
Anne


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Alogius
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Beiträge: 3206

Die Goldene Bushaltestelle Goldene Feder Prosa (Anzahl: 2)


Vom Verschwinden der Muse
Beitrag11.10.2011 15:15

von Alogius
Antworten mit Zitat

Moin,

der Text ist, wie du selbst anfangs schreibst, autobiografisch. Aus dem Grund möchte auch ich vorher anmerken, dass es mir keineswegs darum geht, deine Gefühle oder auch das Andenken deines Freundes in Zweifel zu ziehen oder sie zu negieren, zu banalisieren.
Darum geht es nicht. Ich gehe davon aus, dass dies genau das ist, was du empfindest und was du sagen willst. Das ist legitim und in Ordnung - aber ich beziehe mich nunmehr nur auf den Text als Text.

Ich schließe mich weitgehend den vorher schon geäußerten Gedanken der bisher einzigen Rezension an, möchte aber selbst begründen und anmerken.

Es gibt im Text Passagen (einzelne Zitate), die ich trotz meines im Folgenden darzustellenden Gesamteindruckes für gelungen halte, weil sie - im Vergleich zum Rest - auch für den außenstehenden Leser, der eben nicht dein Erleben teilen konnte, etwas transportieren. Emotionen, Nachvollziehbarkeit und Nacherleben nenne ich hier als Stichworte.
Ziel des Textes kann ja nur sein, dein Erleben auf den Leser zu transportieren und ihn nachempfinden zu lassen. Das ist, wie gesagt, in ganz wenigen Passagen auch im Ansatz gelungen; auch, weil du in diesen wenigen Momenten Formulierungen findest, die tatsächlich poetisch wirken oder eben "schlicht und einfach schön" sind.
Dass diese den Text nicht überwiegen, ist ein Grund dafür, dass er im Gesamten nicht gelungen ist.

Hier die gelungenen Passagen, die ich meine:

Zitat:
Ich bin kaputt, aber dich bekomme ich dafür nicht zurück. Im Leben hast du auf nichts eine Garantie, zumindest auf nichts, was von Belang ist; und Gott ist auch kein Elektronikmarkt. Hast du schon mal Gott deine Mikrowelle gebracht und Geld dafür verlangt?

Ich mag diesen Teil, irgendwie. Das ist einfach, aber trotzdem (oder gerade deshalb) passt alles.

Auch hier
Zitat:
(Das Wort angekratzt habe ich aus einem Buch, und ich habe es für eine passende Beschreibung von mir gehalten.)

blitzt auf, dass du durchaus in der Lage bist, mit deinen Gedanken und dem Text auch zu spielen. Das Einfügen an dieser Stelle ist klasse.

Und zuletzt:
Zitat:
Deine Eltern waren oft beruflich unterwegs, meine auch (was eine Lüge ist - ich bin ihnen hinterher gelaufen, sie waren einfach nur tagelang in der Kafana) und wir mussten niemanden fragen.

Mehr muss einfach nicht gesagt werden. Hier, wie auch in den anderen Beispielen, findest du einen Stil.

Das ist aber im Gesamten nicht so. Der Text als Gesamtwerk ist eben nicht gelungen, weil der Leser nicht teilnimmt. Es liest sich so, als würde die Anrede an deinen Freund dir und ihm ausreichen, da ihr alle notwendigen Informationen und Gefühle besitzt, die ihr teilt, wir als Leser aber nicht.
Die Emotionen werden aus diesem Grund im Gesamten nicht transportiert, da auch unklar ist, was der Text sein will. Es mag sein, dass die Wahl der Form auch dafür verantwortlich ist oder dass deine Mittel nicht ausreichen, auch in dieser Form darzustellen, was dieselbe Geschichte als Erzählung oder Fragment ergeben hätte.

Du benutzt viele Phrasen (mal abgewandelt, mal erkennbarer), um auszudrücken, was du empfindest, was war und was jetzt ist. Die Beziehung zwischen dir und ihm wird undeutlicher, je mehr du diese Phrasen verwendest. Deshalb macht es das für den Leser so schwierig. Es ist immer klar, was der Text im Kern will, aber ihm fehlt die Methode, dies auch umzusetzen.
Der Grund dafür ist:
Ihm fehlt erstens eine Struktur (Aufbau), zweitens die sprachlichen Mittel, diesen Aufbau zu füllen. Es beginnt bei der Frage, welcher Gattung der Text sein möchte bis hin zur Frage, wie originär er sprachlich sein möchte.
Dies blockiert den Weg vom geschriebenen Wort zum Empfänger - oder von dir zum Leser, um es einfach zu sagen.

Vieles wird letzlich nur an der Oberfläche angedeutet, ohne in die Tiefe und das "Dahinter" zu gehen. Für dich ist alles klar, aber es muss auch uns berühren, die Leser.

Ih hoffe, ich habe jetzt nicht zu sehr negativ kritisiert, aber ich glaube, dass es besser ist, die Probleme klar zu benennen, als dir zuzustimmen in deinen Gefühlen, wenn ich sie textlich nicht nachfühlen kann.
(Ich weiß, wie es ist, aber ich muss es hier spüren können.)

Danke,

Tom


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Entsetzter Gartenzwerg: Es gibt immer noch ein nullteres Fußballfeld. Wir werden viele Evolutionen verpassen.
Busfahrer: Tröste dich. Mit etwas Glück sehen wir den Tentakel des Yankeespielers, wie er den Ereignishorizont des Schwarzen Loches verlässt.
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