Bikinis, Drachen und die Farbe Grün

[Tina M.]

Ich habe mich einmal an einer Glosse versucht.

Bikinis, Drachen und die Farbe Grün

Gefallen sie Ihnen“?, grinste mein Nachbar und deutete auf zwei leichtbekleidete Damen, die sich auf seiner Terrasse räkelten. „Waren ganz billig, deshalb habe ich mir gleich beide mitgenommen.“
Bevor Sie auf falsche Gedanken kommen: Mein Nachbar ist ein feiner Kerl und über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten. Was dem einen seine Bikinischönheiten aus Kunststoff, ist dem anderen sein Drachen. Früher, ja da war es anders. Da waren Gärten noch Gärten, mit Lavendel, Geranien und einem Rosenbeet. Aber heute... Letzten Samstag war ich in einem dieser Center mit Garten vorne dran. Kein Pflänzchen weit und breit. „Wieso Pflanzen? Gemüse kriegen Sie billig im Supermarkt und die Blumen fressen eh die Schnecken“, klärte mich der Verkäufer auf und sortierte weiter seine Figuren: Engel mit Herz, Engel mit Kugel, Engel mit Seifenschale, Skorpion braun, Skorpion schwarz… Ich habe mir eine Flasche Wein mitgenommen: Grüner Veltliner, so ziemlich das einzige Grün, das es in dem Laden gab.
Wieder zu Hause fand ich einen Katalog der Gärtnerei Rübezahl im Briefkasten. Von Gartengeräten, Pflanzen, Blumen- und Gemüsesamen keine Spur. Dafür auf Seite 15 eine Ritterrüstung, auf Seite 28 ein mit Blumentöpfen dekoriertes Fahrrad, Handarbeit, aus Schmiedeeisen wohlgemerkt. Weiter Grillen, Ameisen und Käfer aus Eisenblech mit Rost-Finish, was auch immer das ist. Und damit gleich ein persönliches Verhältnis entsteht, stellen sich die Tierchen mit Namen vor. Wer kann schon Käfer Karli oder Grille Gritli widerstehen.
Fast fünfzehn Seiten widmen sich der Welt der Fantasy: Elfen, Gnome, Nixen, Drachen und Trolle. Neulich habe ich beobachtet, wie Peter Jackson, der Regisseur von ´Der Herr der Ringe` durch unsere Siedlung schlenderte und prüfende Blicke in die Gärten warf. Meine Oase als Kulisse für einen Hollywood-Streifen? Echt krass. Fast wollte ich schon zum Telefonhörer greifen und eine Bestellung für Waldgeist und Co. aufgeben, aber dann fiel mir Justus ein. Ich mochte ihn. Mein Nachbar nicht. Nachdem ich auch die dritte Instanz verloren hatte, empfahl mir ein entnervter Richter, keine Verfassungsbeschwerde einzureichen. Seitdem verstaubt Justus auf dem Speicher. Bis jetzt! Ich habe ihn gereinigt, ins Rosenbeet gestellt und ein Schild umgehängt: Vom Aussterben bedroht! Leute, kämpft für eure Gartenzwerge!
Falls Sie sich dennoch für das weibliche Geschlecht entscheiden: Die Bikinidamen gibt es im Gartencenter rechts neben der Meerjungfrau. Aber beeilen Sie sich, es sind nur noch drei vorhanden und mein Nachbar will sich auch noch eine holen.

[Arun Krishna]

Hi Tina,

die Geschichte hab ich gerne gelesen. Mit Klassifikationen kenne ich mich nicht sehr gut aus und bin mir nicht sicher, ob das nicht eine "gewöhnliche" Satire ist; am Ende war ich durcheinander gekommen, was  Du kommentieren wolltest.

Erheitert hat mich die Vorstellung des Nachbarn mit den Frauenfiguren (ja, ja, sex sells).
Gegen Ende war ich gleich in mehreren Punkten irritiert.

[Engelmacher]

[Tina M.]

Danke euch beiden für die Kommentare,

Arun

[Scritoressa]

HI Tina!

MIr hat's gefallen, klipp und klar

...alle Anmerkungen, die mir aufgefallen waeren wurden ja schon gemacht

lg Scrito

[Tina M.]

Danke Scrito,

mir hat auch das Schreiben wahnsinnig Spaß gemacht.

L.G.
Tina