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Was zum Lachen


 
 
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Ahriman
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 89
Beiträge: 705
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Beitrag25.06.2009 18:51
Was zum Lachen
von Ahriman
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Dies ist ein Kapitel aus meiner Abenteuergeschichte "Das Dreigestirn". Ich habe es in den letzten Tagen geschrieben.
Ich rücke es hier ein allein in der Absicht, euch Spaß zu machen und einen Grund zum Lachen zu geben.

Leider gibt dieses Forum keine Möglichkeit (ich habe zumindest nichts dergleichen gefunden) hier ein doc-File zum Download zu plazieren. Wenn ich jetzt den Text hier einrücke, gehen leider alle Formatierungen verloren. Ich habe den Erzähltext in einer anderen Schriftart gesetzt und ihn beidseitig eingerückt. Das wird hier unterschlagen.

Eine Stegreifgeschichte

In die Mitte auf einem Hocker stellte Ferdis eine Sanduhr. An ihrem gedrechselten Gestell hing ein Glöckchen, das immer dann einen Ton von sich gab, wenn der Sand durchgelaufen war.
„So, für die Neulinge hier, sage ich euch die Spielregeln. Einer oder eine erzählt eine Geschichte. Er oder sie hat genau so lange Zeit, bis die Sanduhr hier »Ping!« macht. Dann muß der nächste die Geschichte ganz genau von der Stelle ab weitererzählen, also auch mitten im Satz, wenn notwendig. Ansonsten gibt es keine Regeln, man darf einfach alles erzählen. Man darf beliebig neue Personen erfinden oder auch vorhandene Personen sterben lassen. Nicht erlaubt ist es, hier anwesende Personen in die Geschichte einzubauen - ausgenommen sich selbst. Ansonsten gibt es keine Einschränkungen, Abenteuer, Märchen, Science-Fiction, Krimi, Western - alles, was euch einfällt. Alles klar?“
Allgemein wurde Zustimmung signalisiert.
Dann zählte er ab:
„Ich stieg auf einen Baume
und suchte nach `ner Pflaume.
Da war weder Pflaum` noch Appel,
der Baum war nämlich eine Pappel.
Ha, Susi, du fängst an!“ Er drehte die Sanduhr um.
Susanne holte tief Luft und begann:
Es war Nacht. Wie ein Schifflein segelte die bleiche Sichel des Mondes durch das Wolkenmeer.
„Schöööön!“ kam es von Ferdis. Es klang aber nicht ganz echt.
Susanne schoß einen bösen Blick auf ihn ab.
„Wie romaaantisch!“ seufzte Cindy. Auch hier stimmte der Ton nicht ganz.
„Ruhe!“ donnerte Susanne und fuhr fort:
Inspektor Ruhpoldinger-Gaubichelsheimer von der Mordkommission Ampfermoching hetzte mit seinem Dienstfahrrad durch die Abenddämmerung. Das Blaulicht hatte er nicht eingeschaltet, weil seine dünnen Waden kaum genug Kraft zur Bewegung des Fahrzeuges aufbringen konnten und er die zusätzliche Belastung durch den Dynamo zu ermüdend fand.
Trotzdem erkannte ihn Frau Hechelingsbramsdörfer, die winkend auf die Fahrbahn sprang. „Herr Inspektor, Herr Inspektor, Sie müssen mir helfen, in meiner Wohnung ist ein Einbrecher!“
Inspektor Ruhpoldinger-Gaubichelsheimer bremste ab. „Ach. Ist der jetzt bei Ihnen? Rufen Sie doch die Polizei!“ knurrte er.
„Aber Sie sind doch die Polizei!“
„Nein, ich bin von der Mordkommission.“ Damit stieg er wieder in die Pedale und radelte weiter. Kurz darauf bog er nach rechts ab. Ein Wegweiser an der Einmündung der kleinen Straße wies ihn zu seinem Ziel: Zum Untertasee.
Es war nicht mehr weit. Da standen schon ein Streifenwagen und der Dienstwagen des Kommissars.
Ein Polizist sperrte den Weg. „Hier können Sie nicht durch!“
„Ich schon, ich bin Inspektor Ruhpoldinger-Gaubichelsheimer von der Mordkommission!“
Der Polizist sah den Weg entlang und meinte verwundert: „Und wo sind die anderen?“
„Welche anderen?“
„Na, die übrige Mordkommission, der Poldi, der Gaubichel und der Heiner?“
„Reden Sie nicht so einen unreinen Mist daher, ich bin Ruhpoldinger–Gaubichelsheimer.“ schnauzte Inspektor Ruhpoldinger-Gaubichelsheimer.
„Wie Sie meinen.“ resignierte der Polzist und hob das Absperrband an.
Inspektor Ruhpoldinger-Gaubichelsheimer rollte noch fünf Meter weiter, dann sprang er ab und ließ das Dienstfahrrad ins Gras fallen.
„Da kommt der Inspektor Ruhpoldinger-Gaubichelsheimer.“ meldete Kriminalassistent Rohrtröter seinem Chef.
Kommissar Meisenbleichdingelsberger wendete den Kopf. „Ah, Inspektor Ruhpoldinger-Gaubichelsheimer! Gut, daß sie da sind.“
Die ganze Zeit war schon gekichert worden, jetzt brach es durch. Die andauernde Wiederholung dieses blöden Namens kitzelte die Lachmuskeln. Und nun kam noch so ein blöder Name dazu. Susanne schickte einen verweisenden Blick in die Runde, sie fand das scheinbar ganz und gar nicht komisch.
„Was gibt es denn, Herr Kommissar?“
„Das übliche, eine Leiche, weiblich.“
„Wo?“
„Dort im See, gar nicht weit vom Ufer.“
„Im See?“ Inspektor Ruhpoldinger-Gaubichelsheimer folgte seinem Chef. „Sie haben Sie noch nicht bergen lassen?“
„War noch nicht notwendig.“
„Ach... Aber - wo ist denn der See?“ Inspektor Ruhpoldinger-Gaubichelsheimer wunderte sich sehr.
„Tja.“ machte Kommissar Meisenbleichdingelsberger. „Das ist ja das seltsame. Der See ist gestohlen worden.“
„Der See - gestohlen? Also das ist doch einfach...“
„..unerhört, ja.“ vollendete Kommisssar Meisenbleichdingelsberger den Satz. „Der Untertasee-Schiffahrtsdampfschiffskapitän Stampelfauchinger hat den Diebstahl telefonisch gemeldet. Die Besatzung des Streifenwagens entdeckte dann die Leiche. Dort ist sie."
„Aha. So ist das also.“ Inspektor Ruhpoldinger-Gaubichelsheimer nickte.
„Ping!“ machte unüberhörbar die Sanduhr. Susanne klappte grinsend den Mund zu. Jetzt setzte schallendes Gelächter ein, dann bekam sie Applaus. Sie hatte Grund zum Grinsen: Wer die Geschichte jetzt mit den von ihr eingeführten Personen fortsetzen wollte, der oder die mußte sich die blöden komplizierten Namen gemerkt haben. Aber da kam sie bei Ferdis gut trainiertem Schauspielergedächtnis grade richtig. Er drehte die Sanduhr um und nahm den Faden auf.
„Übrigens,“ setzte Kommissar Meisenbleichdingelsberger fort: „Eine Insel fehlt auch.“
„Eine Insel?“ wunderte sich Inspektor Ruhpoldinger-Gaubichelsheimer. „Was will der Dieb wohl mit der Insel?“
„Vielleicht hat er den See darin eingewickelt.“ vermutete Kommissar Meisenbleichdingelsberger.
„Wäre möglich.“ sinnierte Inspektor Ruhpoldinger-Gaubichelsheimer. „Ein Mann mit einer Insel fällt nicht so auf wie einer mit einem See.“
„Ja, das hat was für sich. Aber wir müssen vordringlich den See wiederbeschaffen.“ erklärte Kommissar Meisenbleichdingelsberger. „Das ist noch wichtiger als die Leiche."
„Wieso denn das?“ wunderte sich Inspektor Ruhpoldinger-Gaubichelsheimer.
„Der Dampfschiffer, der Stampelfauchinger, er meint, ohne See fährt es sich zu hart.“
„Soll er doch seinen Kahn zu einem Raddampfer umbauen lassen!“ knurrte Inspektor Ruhpoldinger-Gaubichelsheimer verärgert.
Inspektor Ruhpoldinger-Gaubichelsheimer stieg das Ufer hinab und trat zu der Leiche hin. Er stieß sie mit dem Fuß an. „He, Sie! Wie heißen Sie?“
„Leiche.“
„Quatsch. Sie sind eine Leiche. Ich habe aber nicht gefragt, was Sie sind, sondern wer Sie sind!“
„Wenn ich eine Leiche bin, bin ich dann tot?“
„Allerdings. Das ist eine grundlegende Eigenschaft von Leichen, tot zu sein.“
„Aber es heißt doch immer, Tote reden nicht.“
Inspektor Ruhpoldinger-Gaubichelsheimer nickte. „Ja, das wird allgemein so gesagt.“
„Dann entschuldigen Sie bitte, daß ich was gesagt habe.“
„Keine Ursache.“ meinte Inspektor Ruhpoldinger-Gaubichelsheimer freundlich.
Inzwischen war Kommissar Meisenbleichdingelsberger herangekommen. „Wenn Tote nicht reden, vielleicht ist diese Leiche nicht richtig tot?“ gab er zu bedenken.
„Das ist kein Problem.“ erklärte Inspektor Ruhpoldinger-Gaubichelsheimer. Er zog seine Dienstwaffe, lud durch, entsicherte und schoß. „Jetzt ist sie ganz bestimmt tot.“
„Ja,“ nickte Kommissar Meisenbleichdingelsberger, „scheint mir auch so. Guter Schuß, Herr Kollege, genau ins Herz. Ich denke, wir lassen die Leiche in die Autopsie bringen. Beschäftigen wir uns jetzt mal mit dem Dampfpisser.“
„Sie meinen Dampfschiffer?“
„Pissen oder schiffen, wo ist da der Unterschied?“
„Stimmt. Ich habe aber noch nie gehört, daß einer Dampf gepißt oder geschifft hätte.“
Zur gleichen Zeit, da die beiden am Uferrand des leeren Untertasees standen, ging auf der Edelsburger Landstraße ein Mann entlang. Er war sehr schlechter Laune, denn drei Kilometer hinter ihm stand sein Auto mit leerem Benzintank, weil er vergessen hatte zu tanken. Plötzlich sprang hinter einem Alleebaum eine schlanke Gestalt hervor und eine helle Stimme ertönte: „Halt! Raus mit den Moneten, den Mäusen, dem Zaster! Und bist du nicht willig, so wird hier geknallt!“ Eine große Selbstladepistole blinkte matt im schwachen Licht des Mondes und der Sterne.
Ungläubig starrte Hans Krause die Räuberin an. Vor ihm stand ein schlankes Mädchen auf hohen Beinen, mit enger Taille und langem Haar. Ob sie auch hübsch war konnte er allerdings nicht feststellen, da eine Maske ihr Gesicht verbarg.
„Das gibt es nicht!“ stieß er ungläubig hervor. „Ein weiblicher Räuber?“
„Sie haben wohl noch nie was von Emanzipation und Gleichberechtigung gehört, Sie Trottel? Jetzt aber raus mit der Brieftasche! Sonst schieße ich Ihnen die Eier weg!“
Fluchend zog Krause die Brieftasche heraus und reichte sie der Räuberin.
Die versuchte, den Inhalt zu prüfen, aber mit nur einer Hand ging das nicht gut. „Halten Sie mal einen Moment!“ sagte sie zu Krause und gab ihm die Pistole.
Verblüfft griff der zu, er war völlig verwirrt, aber endlich fiel der Groschen. Er richtete die Waffe auf das Mädchen: „Halt! Geben Sie mir meine Brieftasche sofort zurück!“
Mit einem hellen Lachen und einem schnellen Sprung verschwand die Räuberin in den Büschen neben der Straße. „Trottel!“ rief sie noch.
Hans Krause war ein sanftmütiger Mensch, er schoß nicht. Einige Zeit später, als er auf der Polizeiwache seine Geschichte erzählte, mußte er erfahren....“
„Ping!“ Mitten im Satz klappte Ferdis den Mund zu. Barbara übernahm den Stab dieses verbalen Staffettenlaufes.
„...daß er wirklich zum Trottel gemacht worden war, denn die Pistole war ein Kinderspielzeug aus Plastik, gefüllt mit Sand, um sie etwas schwerer zu machen.
Während dies geschah, ging auf der Neuhauser Straße ein Mann entlang. Fröhlich pfiff er ein Liedchen vor sich hin. Aber der hat mit der Geschichte nichts zu tun. Vergessen wir ihn wieder.
„Können Sie den Räuber beschreiben?“ fragte Hauptwachtmeister René Lampartine Hans Krause.
„Ein Bayer, der Lampartine heißt?“ kritisierte Susanne.
„Das war kein Räuber, sondern eine Räuberin.“
„Was? Sowas gibt es?“
„Sie sind wohl vom Land?!“ motzte Krause.
„Können Sie die Räuberin beschreiben?“
„Naja, sie war maskiert.“
„Ach. Und sonst?“
„Ja, lange Beine, enge Taille, tolle Titten, langes blondes Haar bis zu dem süßen Knackarsch runter. Ah ja, blaue Augen hatte sie.“
„Klingt ja ganz interessant.“ Hauptwachtmeister Lampartine leckte sich die Lippen. Er war der Nachkomme einer alten Hugenottenfamilie.
Barbara grinste Susanne triumphierend an, die prustete.
„Keine besonderen Kennzeichen? Was hatten ihre Titten für eine Form?“
„Die waren sehr gut in Form.“
„Hm.“
Zur selben Zeit betrat Inspektor Ruhpoldinger-Gaubichelsheimer die Pathologie. Dort herrschte tiefe Stille, in der ein sanftes Schnarchen sehr gut zu hören war. Der Gerichtsmediziner Maurice Debras lag...
„Was denn? Noch ein Hugenotte?“ unterbrach sie Frederic.
„Nein, sein Vater war der Attaché der französischen Botschaft. Jetzt halt die Klappe!“
Der Gerichtsmediziner Maurice Debras lag auf einem der Seziertische und schlief. Der Inspektor ging zu ihm hin und rüttelte ihn wach. Eine leichte Alkoholfahne umschwebte seine empfindsame Nase. Mißbilligend rümpfte er diese.
„Was ist denn? Ich bin nicht im Dienst!“ murrte der Pathologe. Er richtete sich auf  und gähnte herzhaft. Die Alkoholfahne wurde zu einem Nebelstreif. Inspektor Ruhpoldinger–Gaubichelsheimer zückte sein Feuerzeug und zündete. Es machte „Puff!“ und eine blaue Flamme schwebte sekundenlang dicht vor Debras Nase. Unwillkürlich versuchte der, sie auszupusten, woraufhin die Flamme zu einem langen Kometenschweif wurde.
„Wieder mal Ärger zu Hause?“ grinste Ruhpoldinger-Gaubichelsheimer.
„Meine Scholle macht mich wach.“ erklärte Debras. „Äh, ich meine, meine Olle macht mich schwach.“
„Aber nicht in den Knieen, was?“ grinste der Inspektor höhnisch.
„Immer ihre blöden Witze. Was ist denn los?“
„Ich habe draußen eine Leiche auf dem Gepäckträger. Helfen Sie mir mal, die reinzutragen?“
„Sie transportieren Leichen auf dem Dienstfahrrad? Das ist aber gegen die Dienstvorschriften!“
„Ist mir doch wurscht. Erlauben das die Dienstvorschriften, daß Sie hier Ihren Rausch ausschlafen?“
„Weiß ich nicht. Es steht jedenfalls nicht drin, daß ich das nicht darf.“
„So kann man das auch sehen. - Kommen Sie endlich.“
Sie gingen hinaus und holten die Leiche herein.
„Die ist ja klatschnaß.“ stellte der Pathologe fest. „Eine Wasserleiche?“
„Schwer zu sagen. Sie lag zwar im Untertasee. Aber den See hat einer geklaut. Sie muß wohl da reingekommen sein, als der See noch da war.“
„Logisch.“ Sie hatten die Leiche auf einen der Tische gelegt, Maurice Debras beugte sich über sie. „Hm, schon klar. Todessursache ein Schuß ins Herz. Sauber getroffen, das war Präzisionsarbeit.“
Inspektor Ruhpoldinger-Gaubichelsheimer lächelte geschmeichelt.
„Weiblich, etwa fünfundzwanzig, sehr hübsch. Schade drum, die hätte man noch gut gebrauchen können.“
„Wozu kann man denn eine Leiche gebrauchen? Sind Sie nekrophil?“
„Quatsch, ich meine doch, als sie noch lebendig war.“
„Ach so.“
„Wenigstens hat sie ihren Ausweis dabei.“ Debras hatte einen Brustbeutel aus dem Ausschnitt der Bluse gezogen. „Irene Hinterdachsenkobelinger, 24 Jahre alt.“
Währenddessen fuhr Kommissar Meisenbleichdingelsberger langsam nach Norden. Er streckte den Kopf durch das heruntergedrehte Fenster und spähte angestrengt auf die Straße vor ihm. Da war eine feuchte Spur. „Habe ich doch richtig vermutet.“ triumphierte er. „Der Dieb hat den See in die Insel eingewickelt. Dabei sind Inseln doch niemals wasserdicht, der Kerl muß ziemlich blöd sein!“
„Ping!“ Jetzt war Mireille dran.
Das Funkgerät quakte, Inspektor Ruhpoldinger-Gaubichelsheimer war dran. Er gab Meisenbleichdingelsberger den Namen der Leiche durch.
„Okay, ich kann mich jetzt nicht darum kümmern, ich verfolge den Seedieb. Ich habe eine Spur!“ Er fuhr weiter.
Plötzlich hielt er an. Eine weitere Wasserspur kam von rechts und vereinigte sich vor ihm mit der, der er bisher gefolgt war. Er stieg aus, nahm seine Taschenlampe und folgte dieser Spur zu Fuß. Sie kam nämlich aus einer Haustür eines vierstöckigen Mietshauses. Da quoll Wasser unter der Tür hervor.
Kommissar Meisenbleichdingelsberger drückte auf den untersten Klingelknopf. Gleichzeitig hämmerte er an die Tür. „Aufmachen! Polizei!“
Es dauerte ein bißchen, endlich hörte er hinter der Tür ein merkwürdiges Platschen. Die Tür wurde geöffnet, ein Schwall Wasser schoß heraus und ergoß sich über Meisenbleichdingelsbergers Beine und Füße.
„Was zum Teufel ist hier los?“ schnauzte der Kommissar und hielt dem Mann, der in das Licht der Taschenlampe blinzelte, seinen Dienstausweis vor die Nase. „Wo kommt das Wasser her?“
„Ach, tut mir leid, aber da ist die Putzfrau daran schuld. Immer wenn sie das Stiegenhaus putzt, vergißt sie das Wasser aufzuwischen. Und das nun schon seit zwei Monaten.“
„Ach! Eine merkwürdige Geschichte! Das kommt mir hier sehr verdächtig vor! Heute Nacht ist nämlich der Untertasee gestohlen worden! Ich verfolge den Dieb!“
„Erlauben Sie mal, glauben Sie im Ernst, so ein See paßt hier in mein Haus? Auf den Dachboden etwa?“
„Hm, ja, ist auch wieder wahr. Aber das mit Ihrer Putzfrau, das ist Störung der öffentlichen Ordnung, was die hier macht!“ Er zückte sein Notizbuch. „Wie heißt die Frau?“
„Irene Hinterdachsenkobelinger. Sie wohnt in der Kraftenbergtalstraße 17.“
„Interessant! Na, dann hat sich ihr Problem schon gelöst, die ist nämlich tot.“
„Ach nein! Wie ist das möglich?“
„Sie wurde heute Nacht erschossen.“
„Sowas! Vielleicht hat sie auch noch woanders geputzt und da auch so einen Wasserschaden angerichtet?“
„Woher soll ich das wissen? Könnte ja auch sein, daß Sie das waren! Ein Motiv hätten Sie jedenfalls gehabt!“
„Erlauben Sie mal! Ich war den ganzen Abend und die Nacht zu Hause!“
„Haben Sie dafür einen Zeugen?“
„Jawohl, meinen Hund.“
„Wollen Sie mich verkohlen? Wie soll Ihr Hund eine Zeugenaussage machen?“
„Das ist doch ein sprechender Hund. Ich bin Zirkusartist!“
„Ach so. Das ist was anderes. Gut, wir werden das nachprüfen! Sagen Sie Ihrem Hund, er soll morgen um neun ins Präsidium kommen und seine Aussage machen. Auf Wiedersehen!“
Kommissar Meisenbleichdingelsberger drehte um und wollte zu seinem Auto zurück. Neben den Treppenstufen vor der Haustür saß ein melancholisch blickender Bernhardiner. „Blödes Arschloch!“ sagte er.
Der Kommissar blieb stehen wie in den Boden gerammt. „Erlauben Sie mal, das ist Beamtenbeleidigung!“ schnauzte er.
„Na und?“ sagte der Hund. „Was willste machen? Ich bin noch nicht mal zwölf Jahre alt, ich bin nicht strafmündig.“
Kommissar Meisenbleichdingelsberger war unschlüssig. Einerseits wollte er das Arschloch nicht einfach so auf sich sitzen lassen. Obwohl man ja gewöhnlich dieses zum Sitzen gebraucht - unter anderem. Andererseits konnte die Spur, die er bis hierher verfolgt hatte, allzuleicht austrocknen und verdunsten. Er beschloß, dem Ruf der Pflicht Folge zu leisten. Er hastete zu seinem Wagen, sprang hinein und setzte die Spurensuche fort. Wirklich war das Rinnsal schon merklich geschrumpft. Doch da tauchte vor ihm der alte Wasserturm auf, längst außer Betrieb, aber als technisches Kulturdenkmal von der Stadt gepflegt und erhalten.
Der Anblick elektrisierte ihn. „Das ist es!“ dachte er. „Da drin hat der Kerl den See gebunkert!“
Er raste herbei, bremste heftig, daß die Reifen wimmerten und sprang aus dem Wagen. Oben über der Tür in einem kleinen Fenster war Licht.“
„Ping!“ Jetzt war Frederic dran.
„Kommissar Bleisenmeichdingelsberger....“
„Falsch!“ intervenierte Susanne.
„Kommissar Meisenbleichdingelsberger setzte den Daumen auf den Klingelknopf...“
„Wieso wohnt da einer in einem Wasserturm? Vielleicht ein Froschmann, oder ein Taucher?“ erkundigte sich Daniela.
„Pst! - Still! - Naseweis!“ kam es von verschiedenen Seiten unter allgemeinem Gekicher.
„...setzte den Daumen auf den Klingelknopf der Dienstwohnung des Wassertürmers. Gleichzeitig hämmerte er mit der Faust gegen die Tür. „Aufmachen! Polizei!“ schrie er.
Aber nichts rührte sich. Die Tür war viel zu stabil, die konnte er nicht eintreten. Das war noch solide Handwerksarbeit des 19. Jahrhunderts. Er trat zurück und sah zu dem Fenster hinauf. Dann hatte er eine Idee. Wozu war er denn im Männerchor „Volle Kanne“? Er sang eine C-Dur-Tonleiter, lehnte diese an die Wand und stieg hinauf. Leider war die Leiter etwas zu kurz.
„Verdammt, ich hätte D-Dur singen sollen, knurrte er. „Einen Ton höher!“ Aber Kommissar Meisenbleichdingelsberger wußte sich zu helfen. Er streckte den Finger aus und zeichnete zwei Doppelkreuze in die Luft. Sofort wurde die Leiter um einen Ton höher.
Jetzt konnte sein Publikum, größtenteils gute Musiker, sich nicht mehr halten. Es wurde ordentlich gelacht.
Jetzt konnte er über die Fensterbrüstung hinwegschauen. Da war ein kleines Wohnzimmer, dort saß ein Mann. Er trug Kopfhörer und wippte rhythmisch auf seinem Sessel. Der Kommissar klopfte heftig gegen die Fensterscheibe. Wieder rief er: „Aufmachen! Polizei!“
Das hörte der Mann endlich. Er nahm die Kopfhörer ab und glotzte erstaunt nach dem Fenster hin.
„Machen Sie auf! Polizei!“ Kommissar Meisenbleichdingelsberger drückte seinen Dienstausweis gegen die Fensterscheibe.
Der Mann erhob sich, kam herbei und öffnete das Fenster. „Wer sind Sie? Was wollen Sie?“
„Machen Sie die Augen auf!“ blaffte Kommissar Meisenbleichdingelsberger und hielt ihm den Ausweis dicht vor die Nase. „Ich bin Kommissar Meisenbleichdingelsberger von der Mordkommission!“
„Ach so. Ja, kommen Sie doch rein!“
Der Kommissar zog sich hoch und robbte über die Fensterbank. Dabei wurde er unversehens etwas vorlastig und ging in den Sturzflug über. Doch er beherrschte seinen dienstgestählten Körper, machte eine tadellose Rolle vorwärts auf dem steinernen Fußboden und stand gleich wieder auf den Füßen.
Der Mann zog den Kopfhörerstecker aus der Stereoanlage. „Hoijotoho! Hoijotoho!“ ertönte es mit schmetternder Lautstärke, Posaunen dröhnten, Geigen kreischten, Pauken rummelten.
„Stellen Sie sofort diesen Scheiß ab!“
DerMann gehorchte, aber sehr vorwurfsvoll sagte er: „Das ist kein Scheiß, das ist Wagners Walkürenritt!“
„Ja, ja, das paßt! Walküren reiten! Pornographische Musik! Sie sind mir ja einer!“
„Was wollen Sie denn von mir, Herr Bleichmeisendingsbums?“
„Sind Sie der diensthabende Wassertürmer?“
„Äh ja, zu Diensten, August Feuchtentraumer, städtischer Wassertürmer.“
„Na, einen feuchten Traum stelle ich mir etwas anders vor.“ knurrte der Kommissar und putzte sich die Hosenbeine ab. „Was haben sie da oben in Ihrem Turm?“
„Ja, äh, na, Wasser.“
„Ach nein. Tatsächlich Wasser? Woher haben Sie das?“
„Was weiß ich, es ist eben da. Das ist hier doch ein Wasserturm.“
„Und wieviel Wasser haben sie hier vorrätig?“
„Moment, da muß ich in meinem Wasserbuch nachsehen. Aha, ja, hier steht es. Es sind vierunddreißig Quintillionen, 48 Quadrillionen, 49 Phantastilliarden, 6 Millionen, 763tausend und fünfhundertsiebenundzwanzig Tropfen.“
„So so. Nun, Sie gestatten doch wohl, daß ich das mal nachzähle?“
„Haben Sie einen Durchsuchungsbefehl, Herr Kommissar Blechmeisendingskirchen?“
„Meisenbleichdingelsberger! Ist doch wohl nicht schwer zu merken, oder? Ich brauche keinen Durchsuchungsbefehl, hier ist Gefahr im Verzug!“
„Fahren im Viererzug?“
„Gefahr im Verzug! Sie sind wohl etwas schwerhörig, sie feuchtes Trauma? Kein Wunder, wenn sie sich mit Kopfhören die Ohren volldröhnen! Im Zusammenhang mit einem Mordfall suche ich...“
„Ping!“ Aller Augen richteten sich auf Daniela. Ferdis und seine Sternchen Barbara und Susanne waren sehr gespannt, wie die Fünfzehnjährige sich jetzt halten würde. Die anderen Teens, Mireille, Cindy, Frederic, Arne und Dora hatten schließlich Erfahrung in diesem Spiel.
„...einen See, der gestern Abend gestohlen worden ist. Nämlich den Untertasee. Schon mal davon gehört?“
„Nö. Untertasee? Wo ist denn der?“
„Nicht mehr dort, wo er sein sollte. Also los, zeigen Sie mir mal Ihr Reservoir!“
„Mein...?“ Der Wassertürmer glotzte ebenso erstaunt wie ungläubig. „Sind Sie wirklich berechtigt, sowas zu verlangen?“
„Und ob ich das bin! Machen Sie schon!“
„Na, wenn es denn der Wahrheitsfindung dient...“ Er öffnete die Gürtelschnalle und dann den Hosenbund.
„Was machen Sie denn da? Spinnen Sie?“
„Sie haben doch gesagt....“
„Ihr Reservoir, Mann! Wissen Sie nicht, was das ist?“ Kommissar Meisenbleichdingelsberger zeigte nach oben. „Den Behälter, den Tank, wo das Wasser drin ist!“
„Ach so! Hätten Sie doch gleich sagen können.“ maulte der Türmer. Er zog die Hose wieder hoch und verriegelte sie. „Da, die Treppe rauf.“
Ja, da oben war das Reservoir, fast bis an den Rand gefüllt. „Sie bleiben hier stehen und rühren sich nicht von der Stelle! Ich kontrolliere jetzt Ihren Bestand!“
Kommissar Meisenbleichdingelsberger machte einen tadellosen Kopfsprung, tauchte hinunter auf den Grund und begann, die Tropfen zu zählen.
Ungefähr zu dieser Zeit schlichen zwei Gestalten unweit des Untertasees durch Hain und Flur, umschmeichelt von milder warmer Sommernacht. Zielbewußt näherten sie sich dem Strandbad. Dieses lag im tiefen Nachtdunkel unter den Kastanien.
„Bist du sicher, daß niemand nicht hier ist?“ flüsterte eine helle Stimme.
„Hundert Pro!“ flüsterte eine tiefere Stimme zurück. „Hier ham sie koan  Nachtwächter net, `s ist do nix wertvoll‘s hier zum stehlen.“
„Warum flüsterst dann?“ Das war eine junge weibliche Stimme.
„Hast recht.“ brummte es männlich. „Wir könn‘n ruhig Lärm machen.“
Die beiden Individuen erreichten den Zaun. Er stellte für sie kein ernsthaftes Hindernis dar, in wenigen Sekunden hatten sie ihn überwunden. Sie huschten weiter, quer über das Gelände des Strandbades hin zum Ufer. Am Ende des Badesteges hielten sie an.
„Los, runter mit de Sach‘!“ Das war die tiefe Stimme.
Die hellere Stimme kicherte albern.
Dann waren sie auf dem Badesteg. Gegen den leicht verhangenen Nachthimmel konnte man es besser sehen: Es waren ein Jüngling und ein Mädchen, und sie waren beide pudelnackt.
„Hinein!“ schrie der Junge. Er faßte das Mädchen bei der Hand und rannte los, sie mit sich ziehend. Sie quietschte und kicherte und folgte ihm.
„Juchhu!“ schrieen sie beide, als sie das Ende des Steges erreichten, hoch sprangen sie in die Luft und ärschlings kamen sie herunter.“
Daniela unterbrach sich. Spitzbübisch grinsend fragte sie in die Runde: „Wie gefällt euch das Adjektiv? Das habe ich von Hans Sachs!“
„Erzähl weiter, sonst kriegst du was Ärschlingiges!“ lachte Mireille.
„Sie sprangen also vorwärts und hoch in die Luft und kamen ärschlings herunter. Aber statt „Platsch!“ machte es nur „Quappp!“ Ärschlings saßen sie im Sediment, gewöhnlich Schlamm genannt. Immerhin waren sie weich gelandet.
Ziemlich verdattert rappelten sie sich auf. „Himmiherrgottsakkermentkreizteifenoamoal!“ knurrte der Junge. Sie wateten durch den Bodenschlamm und stiegen aufs Ufer hinauf. Der Junge griff nach hinten und sagte dann: „Do leckst mi do am Oarsch, klebt mir doch pfeilgrad a platte Coladosen am Hintern!“
Das Mädchen hielt an und sah zurück. „Jessas naa, der ganze See is hin und weg!“
Der Junge blieb auch stehen, dann trat er zu ihr. „Gestern war er no do.“
„Vielleicht kommt er glei als Tsunami z’ruck?“
„Bist narrisch? Des is doch koa Ozean net!“
„Hat wer das Wasser abgelassen?“
„Glaubst, da hat einer den Stopsel rauszogen? Bald i den kriag, den mach i hin.“
„Den Stopsel?“
„Schmarren! Den der wo den Stopsel rauszogen hat!“
„Und was machen wir jetzt? I bin dreckat wie ar `ra Sau.“ beschwerte sich das Mädchen.
„I aa. - Ja leck mich doch!“
„Naa, eher du mi.“
„Guate Idee. Aber erst mußt g’waschen sein! Komm!“ Er zog sie wieder mit sich, hin zur Dusche. Die hatte noch Wasser, wie sich jetzt zeigte, aber es war ziemlich kalt. Das Wasser des Sees war nach all den heißen Sommertagen wärmer gewesen - als es noch da war.
Inzwischen im Wasserturm kam prustend und schnaufend Kommissar Meisenbleichdingelsberger an die Oberfläche des Reservoirs. Er zählte noch die letzten Tropfen.
Der Wassertürmer hatte die Ellenbogen auf dem Geländer aufgestützt und sah ihm zu.
„Vierunddreißig Quintillionen, 48 Quadrillionen, 49 Phantastilliarden, 6 Millionen, 763tausend und fünfhundertsiebenundzwanzig Tropfen.“
„Ping!“
„Wah!“ schrie Susanne. „Stimmt das? War das exakt?“
„Wie soll ich das wissen!“ grinste Ferdis. „Ich habe mir den Schmarren nicht gemerkt.“
Daniela kicherte vergnügt vor sich hin, und Arne, stolz auf sein Mädchen, beschmuste sie.
„Weitermachen!“ schrie Dora. „Jetzt ist Arne dran!“
Susanne aber sah Daniela mit schmalen Augen an. „Das Lausdirndel, das rotzige hat es faustdick hinter den Ohren.“
„Könnte eine Schwester von dir sein.“ grinste Ferdis. „Sie hat genau die gleiche resche Goschen. Und ich fürchte, auch noch deinen Charakter.“
„Der arme Junge, wenn das stimmt tut er mir leid.“ Damit war Arne gemeint. Susanne grinste breit.
Ferdis drehte die Sanduhr um. „Los, Arne!“
„Na also!“ sagte der Wassertürmer. „Bei mir ist alles in Ordnung.“
„Tja, auf den ersten Blick wohl.“ Kommissar Meisenbleichdingelsberger schüttelte sich wie ein nasser Hund. „Sagen Sie mal, dieser Turm hier ist doch Teil der Trinkwasserversorgung?“
„Ja, gewiß, sicher doch.“
„Dann sollte also hier oben auch Trinkwasser drin sein.“
„Äh jaaa - ja.“
Unten um den Turm schlich eine düstere männliche Gestalt herum. Besorgt schaute das verdächtige Individuum über die Schulter, ob ihn auch ja niemand sähe.
„Trinkwasser, ja? Ist aber ziemlich dreckig ihr Trinkwasser! Und wieso sind da Fische drin? Los, gestehen Sie! Das ist der Untertasee, was Sie da drin haben!“
Urplötzlich machte der Wassertürmer einen Sprung zu der eisernen Wendeltreppe hin. Dort stand auf einem Wandbord eine Flasche mit Wasserpumpenöl für die Wasserpumpe. Die schmetterte er hinter sich auf die Treppenstufen, während er spiralförmig abwärts sauste. Kurzum, der Türmer türmte.
Kommissar Meisenbleichdingelsberger raste hinter ihm her, aber das Öl auf den oberen Treppenstufen war sehr ölig, der Kommissar rutschte aus und begab sich nun in einer etwas komplizierten Bewegungsform, nämlich gleichzeitig kugelig rollend und spiralig kurvend nach unten.
Die Tür unten flog auf, der türmende Türmer stürzte heraus und rannte davon. Ein Stück weiter pinkelte gerade die eben erwähnte düstere männliche Gestalt gegen die Wand des Turmes, jetzt pinkelte das verdächtige Individuum sich erschrocken auf die Hosenbeine.
Als endlich Kommissar Meisenbleichdingelsberger aus dem Turm ins Freie sprang, war von dem türmenden Türmer weit und breit nichts mehr zu sehen. Er war nicht mehr da. Und der Dienstwagen des Kommissars war auch nicht mehr da.
Das ripsende Geräusch des Reißverschlusses, als jetzt die düstere Gestalt den Hosenstall verschloß, ließ ihn auf dieses verdächtige Individuum aufmerksam werden.
„Halt, Polizei!“ donnerte Kommissar Meisenbleichdingelsberger. „Wer sind Sie? Kommen Sie mal aus dem Busch raus und hier her!“
„Ich habe nur mal eben da hingepinkelt.“ murrte der Mann. „Ist das verboten?“ Er trug einen Benzinkanister in der Hand.
„Das ist Umweltverschmutzung. Ich muß Ihre Personalien feststellen und eine Anzeige erstatten.“
„Auch das noch! Schon wieder auf eine Wache!“
„Was haben Sie denn da bei sich? Was tragen Sie da?“  Kommissar Meisenbleichdingelsberger bekam schmale Augen. „Einen Benzinkanister? Sind Sie ein Terrorist? Wollten Sie den Wasserturm in Brand stecken?“
„Sie haben sie wohl nicht mehr alle beisammen! Seit wann sind Wassertürme brennbar? Das Benzin brauche ich für mein Auto da vorne. Dort bin ich vor drei Stunden mit leerem Tank liegengeblieben.“
„Ach so - ja. Das ist was anderes. Können Sie bestätigen, daß Sie die Wahrheit sagen?“
„Jawohl. Hiermit bestätige ich, daß ich die Wahrheit sage.“
„In Ordnung, Sie können gehen. Gute Nacht!“
„Gute Nacht. - Hat sich was mit gute Nacht, eine Scheißnacht ist das bis jetzt.“ knurrte Hans Krause.
Die beiden Männer gingen, und zwar nach verschiedenen Seiten. Verdrossen stapfte Kommissar Meisenbleichdingelsberger in Richtung Stadtmitte. Was blieb ihm übrig, eine weiteres Verfolgung des Seediebes war nun nicht mehr möglich. Immerhin, wenn er gleich noch schnell eine Verlautbarung für die Presse rausgeben würde, rechtzeitig für die Morgenblätter, dann könnte er morgen früh die Schlagzeilen lesen: „See gestohlen! Diebesgut wurde von dem allseits beliebten und bekannten Kommissar Meisenbleichdingelsberger bereits wieder sichergestellt.“
Nee, das war zu lang. Gleich ärgerte er sich wieder, und zwar über seinen Namen, der so selten in eine Schlagzeile paßte. Er sah nicht die Schönheiten der Nacht. Der Himmel war jetzt sternenklar. Die Jungfrau hatte die Zwillinge in den Armen und stillte sie. Dabei zwinkerte sie zu dem Schützen hinüber, ein hübscher Bursche fürwahr. Und der Wassermann saß in seiner Verkaufsbude und fummelte an der Waage herum, um bessere Preise für die Fische zu erzielen.
Sein Handy tüdelte. Er zog es aus der Tasche und nahm den Anruf an. „Kommissar Meisenbleichdi...“
„Ah, da sind Sie ja! Warum gehen Sie nicht an’s Funkgerät?“
Die Stimme kannte er, das war sein Chef, Polizeipräsident Rembremerdeng. „Weil ich nicht weiß, wo das Funkgerät ist.“ trotzte er.
„Was soll das heißen? Wollen Sie mich insubordinieren?“ Rembremerdeng liebte lange Fremdwörter. „Prinzipiell sollten Sie es in Ihrem Dienstwagen finden!“
„Dazu müßte ich erst mal den Dienstwagen wiederfinden. Der ist mir nämlich geklaut worden.“ Kommissar Meisenbleichdingelsberger konnte Rembremerdeng nicht leiden. Der Mann sei früher mal ein Barbier gewesen, wurde von ihm erzählt. Dabei hatte er die hohe Kunst entwickelt, aus sehr wenig Seife ganze Berge von Schaum zu schlagen. Diese Fähigkeit hatte ihn in die Kommunalpolitik und dann auf diesen Posten gebracht, den er auch nur als Sprungbrett für eine weitere Karriere ansah.
„Was sagen Sie da?“ kreischte Präsident Rembremerdeng.
„Ping!“
„Isabella ist dran!“ jubelte Dora sichtlich. „Jetzt wird es spannend!“
„Wieso denn das?“ wunderte sich die junge Frau.
„Na, du als Reporterin mußt es doch drauf haben: Irgendwelchen Quatsch erfinden und den druckreif zu formulieren! Und auch noch so, daß man den größten Unsinn für wahr hält! Das, was man Journalismus nennt!“
Sie drohte Dora mit der geballten Faust. „Na warte! Dafür kriegst du was!“
„Ruhe im Parlament!“ dröhnte Ferdis und kippte die Sanduhr um.
Isabella fuhr fort:
„Der Seedieb hat mir den Dienstwagen gestohlen.“
„Haben Sie mal wieder den Zündschlüssel stecken gelassen?“
„Nein. Den hat er mir auch gestohlen, aus der Tasche. Der Kerl ist wohl auch Taschendieb.“
„Damit hätten Sie rechnen müssen! Wer einen See stiehlt, der stiehlt auch Taschen!“
„Immerhin habe ich das Diebesgut weitgehend finden können.“
„Sie meinen den See?“
„Eine größere Menge oxydierten Wasserstoffes, ein wichtiger Bestandteil des Sees.“
„Oxydierter Wasserstoff? Brauchen Sie das Sprengstoffkommando? Das SEK?“
„Nicht nötig, ich habe die Angelegenheit voll im Griff.“
„Wo sind Sie jetzt?“
„Auf der Rosenheimer Straße.“
„Zu Fuß?“
„Was sonst, fliegen kann ich nicht.“
„Das kann ich Ihnen eventuell beibringen, das Fliegen, das Rausfliegen! Nehmen sie ein Taxi! Aber das bezahlen Sie selber!“ Rembremerdeng donnerte den Hörer auf die Gabel.
Kommissar Meisenbleichdingelsberger machte sich keine Sorgen. Er war Beamter, und wegen so eines popeligen Dienstwagens schmiß man nicht so leicht einen Beamten aus dem Dienst. Hinter ihm kam ein Zweitakter herangeknattert. Das Fahrzeug wurde langsamer, dann tuckerte neben ihm auf dem Fahrdamm eine bildhübsche junge Frau auf einem Motorroller daher und hielt mit ihm Schritt.
„Hallo, habe ich doch richtig gesehen! Kommissar Meisenbleichdingelsberger! Was machen sie denn hier so spät in der Nacht?“
Er erkannte sie sofort. Das war diese hübsche, junge, gewandte, witzige, hochintelligente, sprachbegabte, findige Reporterin Isabella Jenson.
Jetzt war es aus. Die ganze Runde jubelte und lachte. Nicht nur, daß sie sich selber in die Geschichte hinein erzählte, das faustdicke Eigenlob war einfach zu komisch.
Am liebsten hätte er die junge Frau angebellt und sie weggebissen wie ein Hofhund. Denn das tat er immer, wenn er bei Ermittlungen oder gar am Tatort mit Reportern,  mit diesen aufdringlichen Schmeißfliegen - so nante er sie insgeheim - zu tun hatte. Seiner Meinung nach hatten Reporter gefälligst brav in einer Redaktion zu warten, bis die Pressestelle der Polizei sie zu einer Pressekonferenz rief.
Aber als er sie jetzt ansah, traf ihn ein Blick aus zwei wunderschönen großen grünen Augen, und ein strahlendes Lächeln legte sich wie ein sanfter Nebel über seinen spärlichen Verstand. Die hautenge Lederhose zeigte mehr als daß sie verhüllte ein herrliches Paar langer schlanker Beine, und diese schmalen mädchenhaften Schenkel da direkt neben ihm... Die todschicke Lederjacke spannte sich so erregend über den vollen festen Brüsten. Herrliches rotblondes Haar quoll in einer ungebärdigen Flut unter dem schwarzen Sturzhelm hervor und floß in sanften Wellen über ihren Rücken.
„Es stinkt! Nach Eichenlaub!“ murrte Cindy.
„Kommissarchen!“ Sie schnurrte wie der Motor ihres Rollers, jedoch sanfter und zärtlicher. „Sie hier um diese Zeit! So eine nette Überraschung! Ich freue mich doch immer so sehr, wenn ich Sie sehe!“
Das ging ihm runter wie ein kühles Bier. Er blieb stehen, sie hielt an.
„Äh, Fräulein Jenson...“
„Ach, sagen Sie doch Bella zu mir. Und ich nenne Sie Walter? Einverstanden, Walterchen?“
Er konnte ihrem betörenden Charme einfach nicht widerstehen. „Äh, Fräu.. Bella...“
„Warum laufen Sie hier herum? Verfolgen Sie einen Täter?“
„Im Moment nicht. Es ist, weil - Sie müssen mir versprechen, über das zu schweigen, was ich Ihnen jetzt sage.“
„Walterchen!“ gurrte sie. „Mir können Sie doch alles sagen!“
„So ein Mistkerl hat mir den Dienstwagen geklaut. Könnten Sie mich wohl ins Präsidium fahren?“
„Aber das mache ich doch zu gern. Steigen Sie auf!“ Sie verbiß sich das Lachen. Es gab mindestens zwei boshafte Groschenblätter in München, die für diese Neuigkeit gern was bezahlt hätten: Verfolgter Dieb stiehlt Dienstwagen des Kommissars!
Sportlich behende schwang er sich hinter sie auf die Sitzbank.
„Halten Sie sich gut fest!“ rief sie.
Ja, das hatte er sowieso vor, aber woran sollte er sich festhalten, seine Hände fanden keinen Griff. Er legte die Arme um die schlanke junge Frau und fühlte ihren erregenden straffen Leib. Er saß dicht an sie gepreßt, es ging gar nicht anders, die Sitzbank war kurz. Am liebsten hätte er ihre Brüste ergriffen, um dort einen sicheren Halt zu finden, aber das wagte er nun doch nicht. Sie legte den ersten Gang ein und fuhr los. Ungewohnt umbrauste der Fahrtwind Kommissar Meisenbleichdingelsbergers Nase. Sein Herz klopfte, nicht allein durch die so angenehm nahe Gegenwart der wunderschönen jungen Frau, die Fahrt kam ihm auch so rasend schnell vor, dabei überschritt doch die geschickte routinierte Fahrerin niemals die Hundertkilometermarke auf dem Tacho. Die Höchstgeschwindigkeit in der Stadt von 50 km/h galt ja nur für Autos, für motorisierte Zweiräder war sie mindestens zu verdoppeln. Eine Ansicht, die sie mit fast allen Motorradfahrern teilte.
Der Roller dröhnte und lärmte infernalisch aus dem Auspuff, und die Vibrationen des primitiven Einzylindermotors übertrugen sich irgendwie auf Kommissar Meisenbleichdingelsbergers Körper und diesen herrlichen festen schlanken Frauenleib, der sich an ihn schmiegte und wirkten auf ihn erregend. Er mußte jetzt wieder an Wagners Walkürenritt denken, den der getürmte Türmer auf seiner Stereoanlage gespielt hatte. Eine Walküre zu reiten! Welch ein Gedanke!
„Ping!“
Dora war schon seit einiger Zeit ungeduldig auf ihrem niedlichen Hintern herumgerutscht. Sie blitzte Isabella spitzbübisch aus ihren blauen Augen an: „Jetzt kriegst du’s! Du hast dich mir in die Hand gegeben!“
Ferdis drehte die Sanduhr um.
Isabella Jenson brauste keck in den Hof des Polizeipräsidiums hinein. Erleichtert stieg Kommissar Meisenbleichdingelsberger ab. Die Reporterin bockte den Motorroller auf. „Walterchen!“ schnurrte sie. „Zeigen Sie mir mal Ihr Büro? Das habe ich noch nie gesehen.“
„Aber gern, Bella. Kommen Sie!“
Gleich hängte sie sich bei ihm ein und drückte sich an ihn. Zu der nächtlichen Stunde waren die Gänge leer, niemand begegnete ihnen. Kommissar Meisenbleichdingelsberger hatte ein sehr hübsches Büro. Da stand sogar ein Sofa. Wenn die Ermittlungsarbeit sich häufte und er keine Zeit fand, mal nachhause zu gehen, hatte er hier schon hin und wieder eine Mütze voll Schlaf genommen.
„Oooooh! Mir ist so heiß!“ seufzte Isabella, streifte die Lederjacke ab und warf sie beiseite. Verlockend spannte sich der hauchdünne Stoff ihrer Seidenbluse über den vollen festen Brüsten, keck zeichneten sich die eregierten Spitzen ab.
Jetzt fielen sie sich in die Arme und küßten einander. In wilder Leidenschaft rissen sie sich die Kleider herunter. Lustvoll fühlte Isabella, wie des Kommissars Männlichkeit in ihrer Hand wuchs. Blitzschnell und routiniert streifte sie ihm ein Kondom über, als hätte sie das schon tausendmal getan...“
Die ganze Bande lachte sich schief, Isabella war sauer, wütend und belustigt zugleich. Jetzt begriff sie, warum es nach den Spielregeln verboten war, Anwesende in die Geschichte einzufügen, außer sich selbst. Und das war gar nicht empfehlenswert. Denn nun konnten die ihr folgenden Erzähler mit ihr in boshafter Willkür einfach alles machen, was sie nur wollten. Sie war ihnen ebenso hilflos ausgeliefert wie jede Romanfigur ihrem Autor.
Die Tür flog auf, im Rahmen stand der Polizeipräsident Rembremerdeng und starrte entgeistert auf die Szene, die sich ihm da bot.
„Meisenbleichdingelsberger! Was machen Sie da?“
„Ist der wirklich so blöd?“ erkundigte sich Isabella. „Mach weiter! Wenn du jetzt aufhörst, erschieße ich dich!“
„Es handelt sich um ein Verhör unter Anwendung des dritten Grades!“ erklärte Kommissar Meisenbleichdingelsberger und machte weiter.
„Ach so - ja dann! Äh - weitermachen!“ Rembremerdeng verließ den Raum.
Eine lustvolle Viertelstunde später schlief Kommissar Meisenbleichdingelsberger tief und fest auf seinem Dienstsofa, während die Reporterin sein Notizbuch las. Er hatte alles in Stichworten notiert, und interessiert erfuhr Isabella von dem Leichenfund im Untertasee. Das wußte bis jetzt noch niemand.
Schnell zog sie sich an und verließ das Büro. Unten im Erdgeschoß in einer Ecke hockte ein Mann, der ihr bekannt vorkam. „He, Rampertingsberghofer, bist du das, oider Bazi?“
Er drehte sich um. „Ho, die Bella! Grüas di God!“
„Was machst’n da herin?“
„I leg nur a Bomben.“
„A Bomben? Bist narrisch? Warum legst du a Bomben ausg’rechnet bei die Polizei?“
„Die Polizei? Ja, is des hier net das Finanzamt?“
„Naa, du Depp, des is das Pollezeipräsidium.“
„Ja, Herrschaftseiten, Zefixhallelujah! Scheißglumpverreckts! Grad hab i die Diredalaribomben scharf g’macht!“
„A geh, mach’s wieder z’ruck. Pack’s ein, dös Glump, i fahr di nüber zum Finanzamt."
„Guate Idee. Bist halt a Pfundsmadel.“
„Du, Schorsch, tu dir amal dös Halstuch vor dei Gfries, nacher mach i a Fotto von dir mit de Bomben für d‘ Zeitung.“
„Ja, bald’st di‘ g’freit...“
Das Photo wurde gemacht, dann verließen die beiden das Gebäude und Isabella brachte den Schorsch Rampertingsberghofer zum Finanzamt hinüber. Es lag sowieso am Weg, sie wollte in die Kraftenbergtalstraße 17 und die Wohnung der Irene Hinterdachsenkobelinger mal etwas unter die Lupe nehmen. Das war ja sehr ominös, eine Putzfrau, die das Wasser nur so um sich schwappte und dann als Wasserleiche endete. Sie half dem Schorsch, die Bombe sachgemäß in dem Gebäude zu installieren.
„Host du a Wumme bei dir?“ fragte sie ihn.
„Freili, i laaf do net nackert umanand!“
„Hilfst mir a bisserl? I muaß was ausspioniern.“
„Is scho reacht!“
Es war nicht weit. Sie fuhr nicht ganz heran, sie stellte ihren Roller in einer dunklen Hauseinfahrt ab, dann schlichen die beiden zu Fuß weiter. Vor dem Haus Nummer 17, ein einzeln stehendes schmales dreistöckiges Haus, stand eine dunkle Gestalt. Isabella hielt an und winkte dem Schorsch, ebenfalls stehenzubleiben. Sie drückten sich an die Hauswand. Da ging es drüben „Plopp!“, neben ihnen machte es „Patsch! Piiiiäärrrrrr!“
Der Schorsch war nicht faul, er feuerte zweimal mit seinem 45er Revolver zurück. Es krachte ordentlich in der stillen Straße, er hatte keinen Schalldämpfer auf dem Rohr.
„Na warte!“ murmelte die Reporterin. Schnell huschte sie die paar Schritte zurück zu ihrem Motorroller, klappte das Topcase auf dem Gepäckträger auf und holte eine süße kleine Micro-Uzi hervor. Zwei volle Magazine schob sie sich in die Tasche an ihrem linken Hosenbein. Dann schlich sie wieder vorwärts.
„Isser no do?“
„Freili, der Kerl lauert no immer do im Hauseingang.
„I seh ihn! - Waffe fallen lassen! Hände hoch!“ rief Isabella.
Der Kerl fuhr herum und schoß. Wieder machte es „Plopp!“, dann jaulte ein weiterer Querschläger durch die laue Nachtluft.
Isabella schoß zurück. Das hörte sich schon ganz anders an, und gleich lag der Kerl da drüben flach, während seine Pistole über den Asphalt der Fahrbahn trudelte. Die Reporterin zückte ihr Handy und rief die Funkleitstelle der Polizei an. „Schießerei Kraftenbergtalstraße vor dem Haus Nummer 17. Es kommen automatische Waffen zum Einsatz! Schicken Sie das SEK!“
Drüben klirrte eine Fensterscheibe. Durch ein kleines Loch wurde ein Pistolenlauf mit Schalldämpfer geschoben. Isabella wartete nicht ab, sie schickte einige Beibienen hinüber. Jetzt war die gesamte Verglasung des Fensters weg, aber auch von der Schußwaffe sah man nichts mehr.
„Du, aber bald die Bullen kemma, mach i de Fliegen!“ sagte der Schorsch.
„Is schon reacht! Paß auf die Tür auf und laß keinen raus! I geh hintenrum!“
Isabella huschte hinüber. Vor dem Haus stand ein schwarzer Daimler, mit einem geschickten Fußtritt brach sie das Ventil am rechten Vorderreifen ab. Es zischte laut. Dann pirschte sie vorsichtig um das Haus herum.
„Ping!“
Mattis brauchte eine Pause, und nicht nur er. Sein Kopf war hochrot, sein Gesicht tränenüberströmt, er lachte und lachte. Es war mühsam für ihn gewesen, weil er versucht hatte, möglichst geräuscharm zu lachen. Er wollte doch kein Wort dieser fürchterlichen Räubergeschichte verpassen, die Dora seiner Isabella anhing. Aber er war nicht allein so beansprucht, dankbar begrüßten alle die Pause, indem sie jetzt alle richtig lachten. Es dauerte schon ein Weilchen, bis Ferdis die Sanduhr umdrehen konnte.
Mattis holte tief Luft.
Erfolgreich hinderten Isabella und der Bombenschorsch die Ganoven daran, das Haus zu verlassen. Die Reporterin hatte ihre Waffe auf Einzelfeuer umgestellt, Munition ist nicht billig. Aber dann kam das SEK. Die schwarzen vermummten Gestalten schwärmten aus und umstellten das Haus. Im Nu war der Spuk vorbei.
Der Kommandeur baute sich vor Isabella auf. „Wer sind Sie überhaupt? Sie haben eine automatische Waffe? Das ist gesetzwidrig! Ich werde sie festnehmen müssen wegen illegalen Waffenbesitzes.“
„Ich darf das. Ich bin Ehrenmitglied beim GSG9!“ Sie zog einen Ausweis aus der Tasche und hielt diesen dem Bullen vor die Nase.
Er starrte mit großen Augen darauf. „Oha! Ja so! Allerdings.“ Er salutierte. „Bekomme ich von Ihnen einen Bericht über diese Angelegenheit?“
„Da brauchen Sie nur morgen die Zeitungen zu lesen, da steht alles drin.“ Isabella drehte sich um und ging zu ihrem Roller zurück. Es wurde Zeit, endlich nach Hause zu fahren. Einen Zwischenstop machte sie noch in einem türkischen Imbiß, sie verlangte eine Dose Cola.
Während sie an der Theke lehnte und so nach und nach ihre Cola trank, sah sie dem Wirt zu. Izmir Übel hieß er. Der nahm eine Ladung Wurstbrät oder sowas ähnliches, knetete das um einen Draht und legte es auf ein Holzkohlenfeuer. Nach ein paar Minuten Hitzeeinwirkung nahm er es weg und tat es auf einen Teller. Ein kleiner dicklicher Bub, der gerade erst das Laufen gelernt hatte, wackelte aus der offenen Tür hinter Theke hervor. Unter seiner Nase hing eine grünliche Rotzglocke. Er beschnupperte das Fleisch und leckte kurz daran. Es entsprach offenbar nicht seinen Ansprüchen, denn er rümpfte mißbilligend die Nase und hampelte wieder davon. Der Wirt nahm es und brachte es einem Gast. Dann hatte er da so eine Art breites flaches Brot, darauf schmierte er etwas, was wie Wurst aussah. Als er das Ding auf einen Teller legen wollte, fiel es ihm runter. Er hob es auf, wischte es an seiner Hose ab und tat es auf den Teller. Dann trug er es zu einem bedauernswerten Gast hin. Dann schlug er einige Eier in eine Pfanne. Während er dabeistand und melancholisch in die Pfanne starrte, gebrauchte er eine Gabel als Zahnstocher und Nasenbohrer. Mit dieser Gabel wendete er auch die Eier um. Dann spuckte er kräftig in die Hände und knetete seinen Wurstteig durch. Dabei nieste er in die Schüssel hinein und zog dann hörbar den Rotz hoch.
Die Tür öffnete sich und ein Mann mit einem fetten Mops an der Leine kam herein. Der Wirt drehte sich um und bellte: „He, Mann, nix Hund hier drin! Ist nicht gut für Hygiäne! Bring hinten rein, wo ist Wareneingang!“
Schnell verließ Isabella diesen gastlichen Ort.
Der Morgen graute, in den Frühaufsteherlokalen beim Schlachthof und den Markthallen herrschte schon betrieb. Da saß auch der Oberlechner Wastl, ein Urviech von einem Bauern. Pratzen hatte er wie Lokusdeckel, und das offene Hemd sah aus wie eine geplatzte Roßhaarmatratze. Zu dem setzte sich ein gut gekleideter Herr.
„Sie, Herr Nachbar, tschulldigen Sie, aber mir scheint, Sie san der rechte Mann mir zu helfen. Soll auch net umasunst sein, ein Diridari springt scho raus dabei.“
„Ja, warum net. Was wollen  S‘ nacher?“
„Sie san doch a Ökonom, Sie kenna mit a‘m Viech umgehen, han?“
„Sell is gwiß!“
„Sehngs, i bin der Direktor vom Tierpark, i hab auch allerlei Viechzeug zu versorgen, und seltsames Viech ist dabei.“
„Ah so! Ja, dös laßt si‘ denken.“
„Wissen’s, i hob da ´n Gorillaweibchen, un die is bärig wor‘n - oder stierig. Un i hob kaan Gorillabären net.“
Eine kleine Erklärung für die Unkundigen der bayerischen Viehzucht. Ein „Bär“ ist ein Eber, auch Saubär genannt. Und wenn eine Sau läufig oder hitzig ist, dann ist sie bärig. Und eine Kuh wird stierig und eine Stute rossig.
„Ah so. Un so a Viech gibt‘s nirgends in Bayern?“
„Ja, eben. Un i hab denkt, sie san ja so a Mordstrumm Mannsbild, ob Sie des macha könntn.“
Der Wastl überlegte kurz. „Jo. Jo. Des is scho reacht. Aber - i hätt drei Bedingung‘. Zuerscht: I, i kriag 500 Markln.“
„Is bewilligt.“
„Zweitens: Drei kräftige Mannsbilder müssen des Viech festhalten.“
„Is bewilligt.“
„Drittens: Dös Kind muß kathollisch getauft wer’n.“
Die ganze Runde lachte so lange, bis die Sanduhr „Ping!“ machte, und dann hörten sie noch nicht auf zu lachen.

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Funkelndermond72
Eselsohr


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Beitrag25.06.2009 19:22

von Funkelndermond72
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Gaaaanz herrlich angel  Irgendwie hatte ich Dieter Hallervorden und die französichen Filme im Hinterkopf. Große klasse. Ich habe Träääänen gelacht. Dankeschön. Daumen hoch

Liebe Grüße, NC


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Strucki
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen
S

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S
Beitrag25.06.2009 22:05

von Strucki
Antworten mit Zitat

^^
muss mich meinem Vorredner anschließen, sehr schön wink
Wenn auch ein bissel seeehr lang, aber klasse geschrieben!
LG Strucki


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Murmel
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Beitrag26.06.2009 13:26

von Murmel
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Ist ein bisserl lang, aber dös schad' net. Hoad Spass g'macht.

Nur Schad' dass dös mit derra Formadierung net funkdionierd hoad. Wär bessa g'wesn.

smile


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JonathanFabrizius
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J
Beitrag26.06.2009 17:23

von JonathanFabrizius
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In den einzelnen Geschichten sind viele lustige und originelle Einfälle, sprachlich versiert und temporeich erzählt, auch die Idee finde ich nett!

Erzähltext leider absolut grauenhaft, das zieht etwas runter.

Grüße!

JF
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Einherjer
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 545



Beitrag26.06.2009 18:05

von Einherjer
Antworten mit Zitat

Ja Ahriman, was soll ich sagen?


Ein sehr langer Text... Sad


Trotzdem muss ich zugeben... Confused


...ich hab mich köstlich amüsiert. Laughing



Schöne Wortspiele, eine einfallsreiche Erzählperspektive und ein abwechslungsreicher Sprachstil.

Eine leichte, unterhaltsame Geschichte, schön für den Start in Wochenende.



Gruß

Einherjer


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Der Unterschied zwischen dem richtigen Wort und dem beinahe richtigen ist der gleiche wie zwischen einem Blitz und einem Glühwürmchen. (Mark Twain)
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