Kevin, neun Jahre, Maikäfer. (Übung: Fakten des Lebens)

[Einherjer]

"Junge, so kann das nicht weiter gehen. Du darfst nicht immer nur einstecken, du musst auch mal austeilen."
"Luise! Jetzt lass ihn doch in Ruhe. Was kann er denn dafür? War doch deine Idee mit der antiautoritären Erziehung."
Luise drückte Kevin einen Eisbeutel auf das langsam rot werdende Auge.
"Deine Vorwürfe kannst du dir sparen! Das kommt nicht von der antiautoritären Erziehung sondern liegt in den Genen. Und da hat er wohl zuviel von seinem Vater abbekommen."
"Was willst du denn damit sagen?"
"Kannst ja mal raten Herr Krankenpfleger."
"Darüber sprechen wir noch."
"Das glaube ich nicht. Also Kevin, du musst auch mal lernen zu kämpfen, sonst endest du irgendwann mal so wie dein Vater als..."
"Das lass ich mir nicht länger bieten! Ich bin bei meinen Eltern, warte nicht mit dem Abendessen!"
Die Wohnungstür schlägt zu.
"Genau das meine ich. Du darfst nicht immer weg laufen, hin und wieder musst du einfach mal stehen bleiben und deinen Mann stehen."
"Aber...aber der Pascal ist viel größer als ich, der ist schon zweimal sitzengeblieben."
"Zweimal? In der dritten Klasse?"
"Jaha, und er ist in der Marienkäferklasse, die helfen ihm alle."
"Hmm, aber du hast doch auch Freunde? Die können dir doch auch helfen?"
"Die haben alle Angst vor Pascal. Der haut die immer."
"Dann müsst ihr euch zusammentun. In der Gruppe könnt ihr euch besser helfen. Also pass auf..."

Neustädter Anzeiger vom 16.01.09

Krieg in der Grundschule

Waren bisher die Hauptschulen insbesondere die Berliner Rütli-Schule negativ in den Schlagzeilen, muss sich heute eine weitere Schule in den Kreis der zweifelhaft Bekanntgewordenen einreihen.
In der Einherjer-Ehrungs-Grundschule ist es gestern zu heftigen Ausschreitungen gekommen. Auslöser war der Streit um ein Butterbrot, wie der Zeuge Benjamin Y. (9) berichtet.
"Der Pascaal, der ist schon zwölf. Der ist in der Marienkäferklasse. Der wollte Kevin sein Butterbrot wegnehmen. Mmm-mmm der hats aber nicht hergegeben."
Wie der Zeuge weiter berichtet, hat darufhin besagter Pascal (12) dem jüngeren Kevin (9), einem Schüler der Maikäferklasse, auf den Arm "geboxt", so dass dieser weinend weglief.
Die Zeugin Jakeliene Z. (Jacqueline? Anmerkung der Redaktion) (konnte ihr Alter nicht bennenen) hätte besagten Kevin dann an der Reifenschaukel getröstet.
"Der Kevin hat ganz doll geweint! Hab den dann ganz feste in den Arm genommen. Dann hat der aufgehört zu weinen und ist mit den Benjamin, der Alfred und Jonas losgegangen. Der ist ganz stark. Und ich bin auch mit. Der Jonas!"
Die fünf "Maikäfer" stellten besagten Pascal am Klettergerüst, an dem er gerade mit zwei Mitschülern Achim (9) und Alex (17!) von einem Mitglied der Mistkäferklasse das Pausenbrot einforderten.
Es kam zu einem Handgemenge, in dem Alex und irrtümlich auch der "Mistkäfer" leicht verletzt wurden. Eine Lehrerin konnte Schlimmeres verhindern.

Laut Aussagen diverser Kunstlehrerinnen hätten sich die Schüler in der folgenden Kunststunde die Gesichter mit Fingerfarben blau weiß angemalt.
In der zweiten großen Pause kam es dann zur Eskalation. Etwa 20 Schüler der Maikäferklasse trafen auf eine ebenso große Anzahl Marienkäfer.
Die Schüler verprügelten sich gegenseitig mit Wasserfarbkästen und Etuis.
Die Schulleiterin versuchte dazwischenzugehen und erlitt ernsthafte Bissverletzungen an Fingern und Handgelenken.
Als auch die Mistkäferklasse wild heulend, mit braunen Gesichtern, in den Kampf eingriff, schien die Lage unbeherrschbar zu werden. Mit zu Schwertern umfunktionierten Holzlinealen schlugen sie auf ihre Mitschüler ein.
Erst dem Hausmeister gelang es mittels eines selbstgebauten Wasserwerfers (Gartenschlauch) die Kinder voneinander zu trennen.
Eine etwas drastische Maßname, wie die viel zu spät eintreffende Polizei feststellte. Bei -15 C° seien solche Maßnahmen unmenschlich.
Dazu der Hausmeister Peter K. (29, ungeprüfte Angabe): "Haben die doch verdient, diese Mistgören, letztens hat mir wieder einer ein Kaugummi ins Schloss gedrückt. Scheiß Blagen, immer feste drauf, triffst immer die Richtigen."
Ergebnis des ganzen Vorfalles:
17 Kinder erlitten Hieb und Stichverletzungen, 13 Bissverletzungen, 7 Erfrierungen, weiterhin gabe es eine unüberschaubare Anzahl von aufgeschürften Knien und blauen Augen. Zwei Lehrerinnen sowie die Schulleiterin erlitten leichte Biss- und Kratzverletzungen. Dem 17 jährigen Alex musste in einer 30 minütigen Operation ein angespitztes Holzlineal aus dem linken Oberschenkel entfernt werden.
Wie konnte es zu dieser tragischen Eskalation an der Einherjer-Ehrungs-Grundschule kommen?
Dazu der neunjährige Kevin: "Hallo Mama! Bin doch kein Schlappschwanz wie Papa!"



Ist etwas länger geworden, konnte mich wieder mal nicht zurückhalten.

Wie immer sind Kritiken und Rückmeldungen erwünscht.


Einen freundlichen Gruß

Einherjer

[Sun Wukong]

Hallo Einherjer,
Krieg der Knöpfe bzw Herr der Fliegen lässt grüßen! Die Eskalation am Ende ist mit sehr hübschen Einfällen ausgeschmückt, dem gegenüber der etwas langatmige Einstieg und der trockene Beginn des Zeitungsartikels abfällt. Klar, schweift vom Thema der Übung ab, hat aber mehr Drive. Einige Fehler, die mir aufgefallen sind:

[Einherjer]

Hallo Kealakekua.

Danke für die Rückmeldung.

Ja, die eigentliche Übung ist mir nicht besonders gelungen. Den Rest hab ich noch so drangehängt, war irgendwie im Schreibefluss.

Die Anmerkungen sind alle nachzuvollziehen. Danke dir auch dafür.


Einen freundlichen Gruß

Einherjer