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JGuy
Geschlecht:männlichMann spricht deutsch


Beiträge: 339
Wohnort: Saarpfalz
Ei 8


Beitrag21.12.2008 01:09

von JGuy
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Hallo, Merlinor.

Keine Angst, ich empfinde deine Anmerkungen keineswegs als Prügel.
Gerade, dass du das Experiment interessant findest, lässt mich wissen, dass ich mich zumindest von der Grundidee her nicht in einer Sackgasse bewege.
Natürlich dient das Ganze nicht nur dazu, eine Geschichte zu erzählen, sondern gerade, an dem Stil zu feilen. Denn eines kann ich sicherlich nicht von mir behaupten, nämlich dass ich perfekt wäre.
Auch was du schreibst, ist mir oft in den Sinn gekommen. Es gibt Sätze, mit denen bin ich einfach sehr zufrieden und andere kann ich nicht leiden, sie wollen mir aber einfach nicht besser gelingen.
Ich hoffe, es wird von Teil zu Teil etwas besser.
Aber gerade deswegen finde ich es auch sehr hilfreich, ab und an mit der Nase auf besonders schlimme Ausrutscher gestoßen zu werden.

@Puetchen: Für dich als treuen Stammleser  wink biete ich diesen Service doch gerne an.

Gruß von JGuy


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... on the other hand, a little knowledge and a vivid imagination can really make a person cuckoo.
-Wilson Wilson jr.-

Writer's block is a fancy term made up by whiners so they can have an excuse to drink alcohol.
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Merlinor
Geschlecht:männlichArt & Brain

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Wohnort: Bayern
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Beitrag21.12.2008 02:24

von Merlinor
Antworten mit Zitat

Hallo JGuy

Mit Sicherheit wollte ich nicht „prügeln“; deswegen hab ich doch nur wunderbare Sätze zitiert und an denen ein bischen rumgekritelt ...
Es geht um Grundsätzliches.

Eines der Probleme ist: Du bist kein alter Mann.
Dann schreibe nicht, als ob Du einer wärst, in gestelzter Sprache, wenn Du sein Vokabular nicht kennst!
Für ihn war sein Leben als Polizist kein „Job“ sondern ein „Beruf“.
All die möglichen Facetten des Wortes „Routine“ würde er in einem anderen Wortschatz suchen, als ein Junger.
All das hast Du nicht recherchiert.

Kurz und klar: Dein Experiment klingt sprachlich interessant.
Ist sprachlich interessant ...

Deine Umsetzung aber ist nicht authentisch: Du hast Deinen Protag nicht wirklich erfasst.
Du beschreibst allzuoft, in einer Sprache, von der Du annimmst, sie könne die „Seine“ sein, nicht um wahrhaftig zu beschreiben, sondern um „Stil“ nachzuahmen.

Hm ... schwer zu erklären.

Ich habe einfach das Gefühl, dass Du Dich in Deinem Versuch, einen anderen, sauberen und an alte Vorbilder orientierten Sprachstil zu nutzen, mehr auf die Sprache, als auf den Inhalt orientiert hast.
... Aber auch damals schon wurde hoher Wert auf „Show“ gelegt. (Das nur ganz nebenbei)  Mr. Green

Herzlich  Very Happy  Very Happy  Very Happy

Merlinor


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„Ich bin fromm geworden, weil ich zu Ende gedacht habe und nicht mehr weiter denken konnte.
Als Physiker sage ich Ihnen nach meinen Erforschungen des Atoms:
Es gibt keine Materie an sich, Geist ist der Urgrund der Materie.“

MAX PLANCK (1858-1947), Mailand, 1942
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JGuy
Geschlecht:männlichMann spricht deutsch


Beiträge: 339
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Ei 8


Beitrag10.01.2009 23:39
Bleib bei mir (Teil 4)
von JGuy
Antworten mit Zitat

Nachdem ich wieder etwas Zeit gefunden habe, möchte ich nun den nächsten Teil der Erzählung anbieten. Er ist etwas länger geraten, aber ich hoffe, man kann ihn trotzdem ohne Ermüdung lesen.





Zu meinem großen Glück sog die Hitze der Flammen die Luft zu sich hin und schleuderte den größten Teil ihrer giftigen Ausdünstungen hoch in den verdüsterten Himmel hinaus, denn meine Konzentration galt einzig dem, was ich wahrzunehmen gemeint hatte und ich wäre unweigerlich in einen sicheren Erstickungstod gerannt.
Mein Kollege bemerkte zu spät, dass ich umgekehrt war und konnte mich weder aufhalten, noch meine auf ein einziges Ziel gerichtete Wahrnehmung mit Worten erreichen.
Einen mächtigen Geröllhaufen hatte ich zu überwinden und stand plötzlich vor einer unförmigen, schwarzen Öffnung im Grund. Die ursprüngliche Form war durch die Zerstörung und den Schmutz kaum erkennbar, doch ich vermutete, dass es sich vor kurzem noch um eine Tür gehandelt hatte, die vielleicht in einen Keller geführt haben mochte, sich vielleicht aber auch einmal im ersten Stock befunden hatte. Es war unmöglich auseinanderzuhalten, welcher Teil dieser Bruchstücke welchen Teil des Hauses gebildet hatte.

Doch in einem Punkt war ich mir seltsamerweise sicher. Was auch immer meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte, ich würde es in der Umhüllung dieser undurchdringlichen Schwärze finden. So aufmerksam ich auch lauschte und spähte, kein Lebenszeichen und kein Geräusch trat aus dem aufklaffenden Schlund, der sich feindlich und gefährlich wie ein gieriges Maul auf mich zustülpte. Dennoch erfasste mich eine Gewissheit, die alle Bedenken überspülte und mich machtvoll zu dem Loch hinzog.
Erst jetzt nach meinem kurzen Halt war mir klar geworden, wie sehr mich meine bisherigen Anstrengungen mitgenommen hatten. Meine Lungen brannten erbärmlich, als sie vergeblich versuchten, mehr Sauerstoff aus der ausgelaugten und vergifteten Luft in sich hinein zu saugen und mein Herz prügelte gegen meine Rippen als wolle es aus dem Käfig meines schmerzenden Brustkorbes ausbrechen.
Aufhalten konnten mich diese Warnungen meines Leibes jedoch nicht, als ich die kleine Taschenlampe von meinem Gürtel zog und vorsichtig in die abweisende Finsternis hinab stieg.

Der Staub zermahlenen Gesteins erfüllte die Luft wie ein kratzender Nebel und hielt das wenige Licht, welches mir aus meiner winzigen Leuchte zur Verfügung stand, schon nach wenigen Zentimetern auf. Ich musste daher den Raum, der sich vor mir eröffnete, Stück für Stück erforschen. Die Wände um mich herum waren von tiefen Rissen aufgeschlitzt und eine hatte unter dem gewaltigen Druck nachgegeben und einen mächtigen Schwall Erde in den Raum stürzen lassen. Die Decke lastete ungewöhnlich schief und bedrohlich dicht über meinem Kopf, in der ständigen Drohung, auch mich mit einem kolossalen Schlag zerquetschen zu können. Im Gegensatz zu dem ohrenbetäubenden Katastrophenlärm, aus dem ich gerade herausgetreten war, schienen die Geräusche hier gedämpft, fast wie abgeschnitten, als sei ich in eine andere Welt eingetreten.
Die verstreute Einrichtung aus unkenntlich verstümmelten Überresten von Haushaltsgeräten und Kleidern verriet mir, dass ich mich in den Ruinen eines einstigen Waschkellers befinden musste, von dem ein schmaler Gang tiefer in das Innere der zerstörten Behausung führte.

Selbst in dem schwachen Licht das ich mit mir führte, erkannte ich vom Eingang her schon das Ende dieses kleinen Flures, denn nach nur wenigen Schritten war auch hier die Kraft der stürzenden Mauern zu groß geworden und hatte den Keller zum kollabieren gebracht. Absolut nichts anderes als toten Schrott und Abfall fand ich hier vor und heiße Scham durchströmte mich, als langsam mein klarer Verstand wieder die Kontrolle über mein Denken an sich riss. Ich war überzeugt, mich zum Narren gemacht zu haben, der wegen eines Hirngespinstes unbedacht, wie rasend, in eine tödliche Gefahr gestürzt war. Man würde mich, zu Recht, für meine Heißspornigkeit und Unvernunft rügen und zur Rechenschaft ziehen.

Ich wandte mich bedrückt zum Verlassen dieser lebensfeindlichen Gruft, als mich erneut etwas zurück hielt und dieses Mal war ich mir sicher, mich nicht geirrt zu haben.
„Hilf ... bin ... hier“, drangen die Bruchstücke eines Rufes in zitterndem Ton, schwach aus dem finsteren Maul des eingestürzten Ganges zu mir herüber. Eine zarte Stimme war es, fast klang sie flüsternd, zerbrechlich und doch stark genug, mich durch all das Chaos zu erreichen.
Nun kannte ich keinen Halt mehr und noch einmal stürzte ich mich in die Höhlung zurück und untersuchte die wie abwehrende Finger ineinander verschränkten  Trümmer am Ende des Ganges genauer, während ich nach der Stimme rief und sie aufforderte, sich weiterhin zu melden, so dass ich sie finden könnte.
Und sie antwortete tatsächlich. „Ich bin hier“, vernahm ich die Antwort mit gepresster Stimme, doch diesmal deutlich erkennbar und „Ich möchte hier raus, Bitte!“, flehte sie mich an.
Dem Klang folgend, wühlte ich hektisch mit zitternden Händen in dem Trümmerhaufen, fegte Brocken beiseite und wuchtete Balken herum. Und obwohl es zunächst wie sinnloser Aktionismus anmutete, gelang es mir schließlich tatsächlich eine winzige Öffnung freizulegen, welche weiter in die Eingeweide des Hauses hinein führte, gerade groß genug, um sich kriechend darin zu bewegen, Ich rammte die Taschenlampe in die Düsternis, als könnte ich damit den trüben Strahl gewaltsam tiefer eindringen lassen.
„Können Sie das Licht sehen? Können Sie zu mir herauskriechen?“, rief ich der gesichtslosen Stimme in der Dunkelheit zu.
Ich konnte von der nach kurzer Pause zurück klingenden Antwort nur die kurzen Bruchstücke „Nein ... fest.“ verstehen, denn in genau diesem Moment hatte mein Kollege, der mir besorgt gefolgt war, den Eingang zu der Höhlung entdeckt und brüllte mit überschlagender Stimme hinein, was ich denn denken würde, hier zu tun und dass ich in Gottes Namen sofort wieder heraus kommen solle.

Meine Entschlossenheit tobte jedoch so unbändig wie das Feuer dort draußen und sie wäre durch kein noch so vernünftiges Argument mehr zu löschen gewesen, so sehr hatte ich mich in den Gedanken verbissen, ich müsse um jeden Preis helfen.
„Ich kann nicht herauskommen“, rief ich ihm zu. „Hier ist jemand eingeschlossen. Geh und hole die Feuerwehr oder sonst jemanden, der hier helfen kann. Ich werde versuchen, ob ich tiefer hinein komme.“ Und damit wandte ich mich wieder dem Versteck der unbekannten Stimme zu und begann, hineinzukriechen. Mein Kollege weigerte sich, so schnell aufzugeben und versuchte noch einmal verzweifelt, mich mit der unnötigen Ankündigung, dass der Rest des Gebäudes jederzeit einstürzen könne, zur Raison zu bringen. Da eine Antwort ihn zu weiteren Versuchen ermutigt hätte, schwieg ich und setzte meinen Weg fort. Ich hörte ihn noch einen wütenden Fluch ausstoßen und erkannte dann an der leichten Aufhellung des Lichtes, dass er sich vom Eingang entfernt hatte.
Im Vortasten wurde mir bewusst, dass der Boden stetig weiter anstieg, was den Freiraum, in welchem ich mich bewegen konnte, immer mehr einengte, bis ich mich schließlich wie ein Wurm kriechend weiter bewegen musste. Dann kam ich zum Stillstand, denn ich steckte zwischen den erdrückenden, unverrückbaren Gesteinsmassen fest und ich hatte keine Möglichkeit mehr, auch nur den Teil eines Zentimeters voranzukommen.
Schwitzend und schmutzig lag ich in dem Spalt, kaum fähig meinen Brustkorb für die dringend benötigte Atmung auszudehnen, zusätzlich erstickt von der verschmutzten Luft und ich fand mich damit ab, dass meine Möglichkeiten erschöpft waren.
Da erklang ganz unerwartet die Stimme wieder mit ihrem Hilferuf und ließ mich vor Schreck so heftig auffahren, dass ich meinen Kopf an den kantigen Brocken über mir aufschlug, denn es klang, als spräche sie unmittelbar neben meinem Ohr.
Ich schob meinen Arm mühsam in der zwängenden Enge nach vorne, leuchtete in die Richtung aus der ich sie vernommen hatte und erkannte schräg vor mir eine schmale Öffnung, aus der mich große, angsterfüllte Augen, so blau, als würden sie das schwache Licht meiner Lampe widerspiegeln und verstärken, flehentlich anblickten.

« Was vorher geschah1234567Wie es weitergeht »



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JGuy
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Beitrag10.01.2009 23:42

von JGuy
Antworten mit Zitat

Als Service extra für Puetchen hier der Verweis:
Ab sofort ist Teil 4 der Erzählung hier zu finden: http://www.dsfo.de/fo/viewtopic.php?t=14084


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Noelia
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Beitrag11.01.2009 00:34

von Noelia
Antworten mit Zitat

Guten Abend JGuy!

Gerade habe ich Teil 1-4 in einem Rutsch gelesen.
Ich bin sehr gespannt wie es weiter. Ich warte...  Laughing

Dein Schreibstil ist schön zu lesen und macht mich neugierig. Die langen Sätze sind mir persönlich etwas too much. Ich mag lange Sätze aber in deinem Text sind sie mir etwas zuviel. Das hat meinem Lesefluß allerdings nicht soooo sehr gestört, denn es wird ja eine Kurzgeschichte und kein 1000 Seiten langes Buch.

Also, weiter gehts. Ein Fan ist dir sicher. Smile

Gute Nacht
Noelia
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sleepless_lives
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Beitrag11.01.2009 02:56

von sleepless_lives
Antworten mit Zitat

Hallo JGuy,
sehr spannend!
Der Stil erfordert natürlich ein bisschen mehr als üblich ein aktives Mitarbeiten des Lesers, d. h. man kann dem eigenen Hirn praktisch zuschauen, wie es aus die im distanzierten Stil 'vergrabenen' Informationen zu einem Bild zusammenbaut.  Aber es funktioniert. Und es funktioniert hier besser als im dritten Teil (was nicht heißt, dass ich den dritten Teil nicht gerne gelesen hätte). Der Grund schient mir im in der Geschwindigkeit der geschilderten Ereignisse zu liegen. Wenn schnelle Aktionen beschrieben werde, führt deine Schreibweise dazu, dass man als Leser mit deiner Hauptfigur wie im Delirium oder Schockzustand dazustehen meint. Deswegen wirkte im dritten Teil der Schlusssatz
Zitat:
Meine Gedanken wirbelten noch immer zusammenhanglos, als ich wie ein Besessener auf die Ruinen des zweiten Gebäudes zustürmte
überraschend und unpassend, denn man hatte nicht das Gefühl, dass deine Figur überhaupt so in die Szene verwickelt war, von Gedanken, die herumwirbelten, ganz zu schweigen.
Hier im vierten Teil stehen nun langsamere Aktionen im Vordergrund, Langsames-Betreten und  Schutt-Wegräumen statt Explosionen und Feuer, Kriechen statt Rennen.
Damit gleichen sich Erzählweise und Erzähltes aneinander an.

Die Sätze kannst du von mir aus so lang machen, wie du willst (sind sowieso nicht wirklich lang). Nur gut lesbar müssen sie sein und das ist ein Kunst für sich. Das gelingt dir nicht immer, hier zum Beispiel geht es schief:
Zitat:
Die ursprüngliche Form war durch die Zerstörung und den Schmutz kaum erkennbar, doch ich vermutete, dass es sich vor kurzem noch um eine Tür gehandelt hatte, die vielleicht in einen Keller geführt haben mochte, sich vielleicht aber auch einmal im ersten Stock befunden hatte

Mag daran liegen, dass es hier konsequenterweise "im ersten Stock befunden haben mochte" heißen müsste. Und irgendwie müsste der Satz noch weitergehen oder der nächste sich mit einer Konjunktion direkt darauf beziehen. Ach ja, das hier
Zitat:
welcher Teil dieser Bruchstücke welchen Teil des Hauses gebildet hatte
.
ist ein Verbrechen gegen die Verständlichkeit. Wink  Wird auch im erforderlichen Plural (die Bruchstücke haben ja keinen Teil gemein, sonst wären sie keine Stücke)  nicht wirklich besser.

Manchmal stockt es, weil es stocken muss, einfach eine Folge des 19. Jhdt-Stils:
Zitat:
Doch in einem Punkt war ich mir seltsamerweise sicher. Was auch immer meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte, ich würde es in der Umhüllung dieser undurchdringlichen Schwärze finden

Den ersten Satz könnte man ohne Weiteres streichen, aber es wär halt nicht mehr dasselbe.

Dass viele Wörter natürlich nicht aus dem Gebrauch des 19. Jhdt stammen, stört mich nicht so sehr, denn das ist ja keine Schreibübung "Wie schreibe ich im Stil Theodor Storms" oder ähnliches, sondern es kreiert einen neuen Stil. Allerdings bei dem Modewort "Aktionismus" ist dann auch bei mir die Grenze überschritten  Smile

Zitat:
stand plötzlich vor einer unförmigen, schwarzen Öffnung im Grund. Die ursprüngliche Form war durch die Zerstörung und den Schmutz kaum erkennbar, doch ich vermutete, dass es sich vor kurzem noch um eine Tür gehandelt hatte

Also, ich kann mir ein Loch im Boden vorstellen und auch eine Tür. Aber dar erstere ist normalerweise horizontal und das letztere vertikal. Für ein zusammengestürztes Haus gilt das wahrscheinlich nicht mehr so unbedingt, aber da würde sich dann ein extra Satz zu Erklärung/Beschreibung doch ganz gut machen.

Zitat:
Absolut nichts anderes als toten Schrott und Abfall

 Question
Zusätzlich ist das "absolut" auch wieder ein heftiger Stilbruch ...

Zitat:
gelang es mir schließlich tatsächlich eine winzige Öffnung freizulegen, welche weiter in die Eingeweide des Hauses hinein führte, gerade groß genug, um sich kriechend darin zu bewegen. Ich ...
[...]
Und damit wandte ich mich wieder dem Versteck der unbekannten Stimme zu und begann, hineinzukriechen.
[...]
und setzte meinen Weg fort.
[...]
Im Vortasten wurde mir bewusst, dass der Boden stetig weiter anstieg, was den Freiraum, in welchem ich mich bewegen konnte, immer mehr einengte, bis ich mich schließlich wie ein Wurm kriechend weiter bewegen musste.

Also wie groß ist die Öffnung jetzt am Anfang?


Bin gespannt, wie es weitergeht.


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Es sollte endlich Klarheit darüber bestehen, dass es uns nicht zukommt, Wirklichkeit zu liefern, sondern Anspielungen auf ein Denkbares zu erfinden, das nicht dargestellt werden kann. (Jean-François Lyotard)

If you had a million Shakespeares, could they write like a monkey? (Steven Wright)
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JGuy
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Beitrag11.01.2009 17:41

von JGuy
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@ Noelia & sleepless_lives:
Zunächst einmal freut es mich, dass ich euch ein wenig mitreißen konnte.
Viel Zeit die Anmerkungen zu kommentieren habe ich nicht, aber auf die Kürze:
Ja, wenn ich selbst schon die Bedeutung eines langen Satzes oder eines Bildes im Kopf habe, entgeht mir manchmal, dass ich für Dritte eigentlich etwas holpriges oder unverständliches geschrieben habe.
Das Gleiche Dilemma auch bei dem Beispiel der Größe des Ganges. Man kann ja kriechen und kriechen und beides mal hatte ich etwas anderes im Kopf. Da muss ich mir eine andere Beschreibung einfallen lassen.

Was die modernen Ausdrücke angeht: Ja, das ist ein Problem. Die Sprache mutet zwar altertümlich an, aber dennoch spielt die Geschichte ja im Heute und für manche Worte kann ich einfach nichts "unmodernes" finden, was in meinen Augen nicht lächerlich klingt.
Aber bei dem Aktionismus hast du absolut recht. Im Nachhinein betrachtet ist das Wort absolut daneben.

So, meine Zeit ist um, daher gehe ich mal weiter an die Arbeit.
Ich hoffe, ich finde die Zeit in den nächsten Wochen an der Fortsetzung zu arbeiten.

Gruß von
JGuy


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Pütchen
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Beitrag12.01.2009 06:33

von Pütchen
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Lieber JGuy,

erst mal vielen Dank für's Info posten smile
Das ist ja mal ein super Service - ich konnte mich mit meinem langsam-und-dauernd-weg-Internet direkt durchklicken wink lol

Dein neuer Text ist spannend aufgebaut, gefällt mir sehr gut. Daumen hoch

Und ich habe eigentlich gar nicht viel zu meinen Vorgängern hinzuzufügen.

Ich bin nun wirklich schon gespannt, wie es weitergeht!!

Hoffentlich spannst du uns nicht zu lange auf die Folter wink

Liebes Grüßchen, Pütchen


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"Die Menschen bauen zu viele Mauern und zu wenig Brücken."
(Isaac Newton, 1642-1726)

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JGuy
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Beitrag12.01.2009 09:53

von JGuy
Antworten mit Zitat

Danke Puetchen. rotwerd

Ist doch selbstverständlich.
Wenn man schon mal seinen ersten, bekennenden Stammleser hat, dann muss man ihn doch hegen und Pflegen.  Rolling Eyes

Ich hoffe auch, dass ich dazu komme, in angemessener Zeit weiterzumachen, denn ich will einfach schreiben, alleine um mal vom alltäglichen Wahnsinn abzuschalten.
Aber ich bereite mich auf eine Prüfung vor und müsste eigentlich rund um die Uhr lernen.
Was einen daran wirklich in den Wahnsinn treiben kann, ist die Tatsache, dass ich bis kurz vorher nicht einmal weiß, ob ich überhaupt für die Prüfung eingeladen werde. Ich muss also mal rein präventiv lernen ... und das ist nicht wirklich sehr motivierend.  grr

Beschäftigter Gruß von
JGuy


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JGuy
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Beitrag20.04.2009 01:10
Bleib bei mir (Teil 5)
von JGuy
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So, endlich habe ich mich nach und nach ein wenig voran gekämpft und konnte einen weiteren Teil fertigstellen. Ihn fand ich besonders schwierig, weil die Geschichte jetzt dialoglastiger wird und das ist zum einen eine ganz andere Art zu schreiben, als der reine Erzählstil und zum anderen wollte ich (die Geschichte spielt schließlich im Heute) die Dialoge in normaler Sprache halten und war nicht sicher, wie sich dass in den bisherigen Stil einpasst. Naja, versuchen wir es mal:

_____________________________________________________________


Ich konnte durch das postkartengroße Loch kaum ihr ganzes Gesicht erblicken und doch erkannte ich sofort, dass sie noch sehr jung war. Es versetzte mir einen Stich durch mein Herz, als ich gewahr wurde, dass diese riesigen Augen, die gegen mein Licht blinzelten und  in denen der furchtbare Glanz der Todesangst geschrieben stand, einem Kind gehörten, einem jungen Mädchen, das gerade erst einmal elf oder zwölf Jahre erlebt hatte.
„Ist alles in Ordnung bei dir?“, fragte ich sie und kann sich jemand angesichts einer solchen Situation eine noch dümmere und unpassendere Frage vorstellen? Doch sie verstand meine eigentliche Intention wohl richtig, denn sie gab mir mit gepresster Stimme zur Antwort. „Es tut weh ... ich bin irgendwo eingeklemmt. Ich kann nicht bewegen und nachschauen. Aber das Atmen tut mir so weh.“

Ich wagte einen schwachen Versuch, sie mit Worten zu beruhigen und probierte gleichzeitig mit neu erwachter Energie, irgendeinen Teil des mich umgebenden Gerölls lose zu rütteln, doch die zerschlagenen Trümmer eines ganzen Hauses, die sich über uns stapelten, überstiegen die Möglichkeiten eines einzelnen Menschen. Nun war ich ihr so nahe gekommen, dass ich sie fast berühren konnte und musste doch erkennen, dass ich nichts entscheidendes mehr ausrichten konnte, um ihr zu helfen. Diese Arbeit musste von anderen getan werden und ich kam zu dem Schluss, dass ich nichts weiter mehr tun konnte, als mit ihr zu reden.
Doch sie kam mir zuvor, denn sie fragte mich, was überhaupt geschehen sei.
Die Frage überrumpelte mich, denn im Grunde wusste ich das selbst doch nicht. Ich war in meinem Wahn zu helfen hier hereingestürzt, ohne mir überhaupt darüber im Klaren zu sein, mit welcher Art von Katastrophe ich es hier zu tun hatte. Und so konnte ich ihr nur das Wenige mitteilen, was ich in der kurzen Zeit seit unserer Ankunft an dieser Hölle erfahren hatte, nämlich dass sich offenbar eine gewaltige Explosion ereignet hatte, die mehrere Häuser hatte in sich zusammenfallen lassen.

Danach herrschte kurz eine bedrückte Stille, die ich so gerne unterbrochen hätte, wenn ich in meinen wirr rauschenden Gedanken etwas angemessenes und brauchbares gefunden hätte, was ich ihr hätte sagen können.
Und wieder brach sie als erste die Stille.
„Sind Sie von der Feuerwehr?“
„Nein ...“, gab ich kurz darauf zur Antwort, denn ich brauchte immer noch etwas Zeit, das Chaos in meinem Kopf zu ordnen. „Nein, ich bin Polizist.“
„Was machen Sie dann hier?“, wollte sie wissen und erstaunte mich, denn die gleiche Frage hatte ich mir in den letzten Sekunden in meiner Verwirrung gleich mehrmals selbst gestellt.
„Nun ...“, gab ich zögernd meine Antwort, die selbst in meinen Ohren furchtbar dumm klang. „Ich habe von draußen wohl deine Stimme gehört und bin hier herein gekrochen, um nachzuschauen und zu helfen.“
„War das nicht ganz schön leichtsinnig von Ihnen?“, fragte sich mich unverhohlen mit schwacher Stimme und es stürzte mich in eine tiefe Verlegenheit, dass dieses Kind, das sich in einer viel verzweifelteren Situation als ich befinden musste, dennoch offenbar immer noch viel vernünftiger dachte als ich.
„Naja“,  begann ich mich vor ihr zu rechtfertigen, wie ein kleiner Junge. „Es ist halb so wild. Da oben steht nichts mehr, was einstürzen könne. Da passiert nicht mehr viel.“ So hoffte ich zumindest.
„Es tut mir leid“, keuchte ihre zarte Stimme entschuldigend, denn offenbar hatte sie an meinem Tonfall erkennen können, wie sehr mich ihre Frage beschämte. „Ich wollte nicht frech sein. Ich bin froh, dass jemand zu mir gekommen ist.“
Dieses Mädchen erstaunte mich mit jedem gesprochenen Wort mehr. Sie befand sich in der furchtbarsten Notlage, in die ein Kind seines Alters überhaupt geraten kann und doch wirkte sie so ruhig und vernünftig und besaß sogar noch die Nerven, sich um meine Befindlichkeit zu sorgen.
Ich dagegen, der ich nicht nur älter war, sondern auch sicherlich schon so manche beängstigende Situation zu bestehen gehabt hatte, lag hier, völlig verwirrt und handlungsunfähig.

Doch langsam wurde ich merklich ruhiger, jetzt, da die körperliche Anstrengung von zuvor ein wenig von mir abfiel, und Stück für Stück schlich sich die Besinnung wieder in die hohlen Kammern meines Verstandes ein.
„Es ist schon gut“, gab ich ihr beschwichtigend zur Antwort. „Du hast absolut Recht. Ich war wirklich furchtbar leichtsinnig. Aber ich glaube nicht, dass etwas passieren wird. Mein Kollege war da draußen und er ist Hilfe holen gegangen. Sie werden bald mit Rettungsgeräten kommen und dich da raus holen. Bald ist alles vorbei.“
„Bleiben Sie solange bei mir?“, fragte sie sofort und zum Ersten mal erkannte ich den Klang wirklicher Angst in ihrer Stimme und mir wurde klar, dass das arme Kind unter seiner Fassade der Ruhe furchtbar leiden musste.
Und so konnte ich nicht anders, als zu antworten: „Natürlich bleibe ich solange hier. Du musst nicht alleine bleiben. Du kannst mich auch ruhig duzen, wo wir schon zusammen in diesem Loch stecken. Ich heiße Michael.“
„Michael?“, fragte sie mich zurück,  „Wie der Engel?“ Ich glaubte, am Tonfall ihrer leisen Stimme und an ihren ausdrucksvollen Augen erkennen zu können, dass sie zart lächelte. „Bist du mein Schutzengel? Ich heiße Jana. Das bedeutet nämlich 'Gott ist gnädig'. Vielleicht hat dich der liebe Gott geschickt, um mich zu trösten.“
„Ich glaube nicht, dass ich ein Engel bin“, antwortete ich perplex, aber entschlossen, offen zu dem Mädchen zu sein. „Ehrlich gesagt, glaube ich nicht an so etwas.“
„Ich eigentlich auch nicht“, erwiderte Jana nun betrübt. „Aber meine Tante ist sehr religiös und deshalb weiß ich so ein Zeug. Entschuldige, dass ich so dumme Sachen sage. Ich wollte mir nur selbst ein bisschen Mut machen.“
Ich spürte das Bedürfnis, ihr zu widersprechen, ihr zu sagen, dass ich eigentlich derjenige sei, der törichtes Zeug redete und dass sie für ein Kind in ihrem Alter und ihrer Lage unfassbar vernünftig erschien, doch wieder einmal stockten meine Worte und ich murmelte wieder lediglich ein kurzes „Ist schon gut!“ zu ihr hinüber und hoffte im Nachhinein, dass dies für sie nicht so erscheinen möge, als sei ich von ihr abgestoßen.
In meiner Unfähigkeit, das so unerwartet erwachsene Verhalten dieses Mädchens zu verarbeiten,  blieb meinem Verstand wohl nichts anderes mehr übrig, als sich der alten, einstudierten Verhaltensmuster und dem eigentlichen Ziel, mit dem ich mich hierher vorgekämpft hatte, zu erinnern.

„Ich sollte einmal nach draußen kriechen, um nachzusehen, ob die Helfer schon angekommen sind und sie hierher zu lotsen“, sagte ich ihr. Ich schämte mich dafür, doch ich wollte in diesem Moment nur noch aus der Situation entkommen, in der ich mich so quälend hilflos und unreif fühlte, mich draußen vielleicht wieder ein wenig sammeln, mich im Kreis von professionell agierenden Rettern  in meiner eigentlichen Rolle wiederfinden und dann vielleicht noch einmal von vorne anfangen.
Doch Janas Augen, das Einzige, was ich von ihr sehen konnte, zeigten mir deutlich das, was ihre schwache und doch ruhige Stimme und ihr erwachsenes Gerede zu überdecken versuchten. Und doch war es keine Panik, die ich darin erkannte, sondern etwas, was noch schlimmer anzusehen und zu ertragen war, nämlich pure Verzweiflung, als sie mit einem leicht erhöhten Tonfall flehte:
„Bitte, geh jetzt nicht weg! Bleib bei mir. Ich habe die ganze Zeit alleine im Dunkeln gelegen und hatte Angst. Lass mich bitte nicht schon wieder allein. Ich ...  ich weiß nicht, ob ich das nochmal aushalte.“
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich selbst nach ihrer verzweifelten Bitte, obwohl sie mein Gewissen bis auf das Tiefste erschütterte, auch weiterhin nur daran denken konnte, aus dieser grauenhaften Lage zu entfliehen. Was konnte ich denn hier auch schon großartiges ausrichten? Es hatte für mich keinen Sinn, mich hier noch länger zu quälen und ja, entgegen allem, was ich mir zuvor eingeredet hatte, war es äußerst gefährlich gewesen, hier herein zu kommen.
Ich überlegte, ihr meine kleine Lampe durch das Loch zu reichen. Sie würde Licht haben und sich nicht mehr so sehr fürchten. Doch ich kam zu dem Schluss, dass ich ohne Licht nicht mehr gefahrlos hier herausgefunden hätte und das stürzte mich in ein tiefes Dilemma.
Dann erkannte ich in dem schwachen Licht, wie sich ihre Augen in Scham senkten, als Jana leise flüsterte: „Nein, geh nur. Ich habe kein Recht, dich hier aufzuhalten. Du hast sowieso schon zu viel riskiert, dass du hier hereingekommen bist und mich gefunden hast. Ich ... werde es solange aushalten.“
Ich spürte deutlich, dass diese aufopfernden Worte ehrlich gesprochen waren und nicht mit dem Ziel, mir ein schlechtes Gewissen einzureden und mich zum Bleiben zu bewegen. Das Mädchen dachte sehr erwachsen, aber auf eine irgendwie beunruhigende Weise sprach sie auch völlig offen und ohne Hintergedanken. Mein Drang zu entkommen, wurde von einer überwältigenden Gefühlsaufwallung hinweggeschwemmt, die mir einen Schauer über den ganzen Körper jagte. Ich konnte dieses Kind nicht alleine eingesperrt in einem Loch zurücklassen und mir wurde endlich klar, dass ich durchaus nicht nutzlos war. Ich konnte Jana hier einen Dienst erweisen, der jedem Menschen in einer solchen Situation sehr wertvoll sein würde. Ich konnte ihr einfach Trost und Nähe spenden und ich konnte ihre Gedanken von ihrer Hilflosigkeit und ihren Schmerzen ablenken, indem ich einfach mit ihr redete.
Meine Hemmungen waren von den übermächtigen Emotionen gelöst worden und so war ich wieder in der Lage, in einem ruhigen, ja fast normalen Plauderton mit ihr zu reden.
„Nein, hab keine Angst“, beschwichtigte ich sie. „Ich werde hier bleiben. Wenn ich es mir genau überlege, dann weiß mein Kollege ja, wo ich hinein gegangen bin und es gibt eigentlich nur den einen Weg bis hierher. Sie werden uns auch so finden. Solange bleibe ich hier. Es kann ja nichts mehr passieren.“

Ihr blieb keine Zeit mehr, hierauf zu antworten, als das Schicksal sich offenbar durch meine letzte Aussage herausgefordert fühlte, denn fast unmittelbar nachdem ich meinen Satz beendet hatte, kündigte ein knochenerschütterndes Vibrieren zusammen mit einem grauenvoll dumpfen Grollen und Bersten an, dass die gewaltigen Betonmassen, die über uns lasteten ins Rutschen gerieten.

« Was vorher geschah1234567Wie es weitergeht »



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JGuy
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Beitrag20.04.2009 01:12

von JGuy
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Fortsetzungsservice für Puetchen:
Teil 5 ist jetzt hier erhältlich: http://www.dsfo.de/fo/viewtopic.php?p=211306#211306


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Pütchen
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Beitrag20.04.2009 15:54

von Pütchen
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Shocked Also, weißt du! Einfach so aufzuhören, wenn es super spannend wird wink lol

Der Etikette halber erst mal:

Hallo JGuy,

danke für den Service mal wieder wink

Habe wieder in einem Rutsch gebannt durchgelesen, hat mir supergut gefallen. Schön, wie du die Gefühle rüberbringst Daumen hoch

Und natürlich auch noch ein bisschen fleißig sein:

Zitat:
Es tut weh ... ich bin irgendwo eingeklemmt. Ich kann mich nicht bewegen und nachschauen. Aber das Atmen tut mir so weh.“


Da hat jemand ein "mich" geklaut wink


Generell würde ich vielleicht am Anfang, als er am wegräumen ist, auch noch ein bisschen mehr Gefühle rüberbringen. Der Schweiß, der ihm vor Anstrengung in die Augen läuft, das Herz, das vor Aufregung rast, die Angst, was ihn erwarten wird ... Sowas in der Art. Es kommt sonst etwas sehr sachlich rüber und dich denke, ihm wird schon ganz schön mulmig zumute sein wink

Ansonsten nix zu meckern - außer vielleicht, dass ich hoffe, dass es schnell weitergeht ... wink

Bin super gespannt!!

Liebe Grüße, Pütchen


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JGuy
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Beitrag21.04.2009 11:27

von JGuy
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Hallo Puetchen und Grüße aufs Meer, auch wenn sie dich erst in ein paar Tagen bis Wochen wieder erreichen mögen.
Zitat:
Also, weißt du! Einfach so aufzuhören, wenn es super spannend wird
Naja, ich habe die Geschichte so aufgebaut, dass es immer mal wieder ein paar offene Spannungsmomente gibt und es bot sich dann ja auch an, wenn ich es über mehrere Teile ziehe, dass ich an diesen Stellen unterteile.
Es geht doch nichts über einen guten Cliffhanger. Twisted Evil
Zitat:
Da hat jemand ein "mich" geklaut
Ja da soll mich doch... Shocked
Ich habe extra nachgeschaut. In meiner Vorlage ist das "mich" noch da. Es muss also hier im Forum beim Einfügen und Bearbeiten weggekommen sein. Ich habe schon Fingerabdrücke und DNA-Abriebe genommen und sobald der richterliche Beschluss da ist, werden ausnahmslos alle hier im Forum durchsucht. Wär doch gelacht, wenn wir das "mich" nicht wieder auftreiben könnten.
Keiner verlässt das Netz. grr
Zitat:
Generell würde ich vielleicht am Anfang, als er am wegräumen ist, auch noch ein bisschen mehr Gefühle rüberbringen. Der Schweiß, der ihm vor Anstrengung in die Augen läuft, das Herz, das vor Aufregung rast, die Angst, was ihn erwarten wird ... Sowas in der Art. Es kommt sonst etwas sehr sachlich rüber und dich denke, ihm wird schon ganz schön mulmig zumute sein
Du hast Recht.
Mein Problem ist, dass ich ja auch versuchen wollte, trotz manchmal ausschweifenden Schreibstils, die Geschichte möglichst kurz zu fassen und viel Information in einen Satz zu bringen, so dass der Rest der Fantasie des Lesers überlassen bleibt.
Aber darüber verliere ich wohl auch öfters aus den Augen, dass an manchen Stellen zusätzliche Beschreibungen mehr Leben in die Geschichte bringen würden.
Ich arbeite weiter daran.

Dankbarer Gruß von
JGuy


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sleepless_lives
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Beitrag02.05.2009 10:13

von sleepless_lives
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Hallo JGuy,
nach wie vor mitreißend, nach wie vor führt die Mischung aus leicht veralten Stil und aktuellem Beschriebenen zu einer ganz besonderen Atmosphäre. Der eher realistische Dialog führt meines Erachtens nicht zu einem Bruch. Und der Dialog ist ja auch bis zu einem gewissen Grade stilisiert, z. B.,  
Zitat:
„Ich sollte einmal nach draußen kriechen, um nachzusehen, ob die Helfer schon angekommen sind und sie hierher zu lotsen“
.
Das ist aber auch gut so, denn das ist ja ein literarisches Werk und kein Tonbandprotokoll.

Es fällt auch sehr angenehm auf, dass du deinen Text sorgfältig durchdacht  und durchgesehen hast. Ein paar Rechtschreib- oder Tippfehler bleiben natürlich immer stehen, aber wenn man danach mit der Lupe auf die Suche gehen muss, spricht das sehr für den Autor.
Da ich sonst nichts auszusetzen habe, hier zwei verbliebene Rechtschreibfehler:

Zitat:
dass ich nichts entscheidendes mehr ausrichten konnte

Soweit ich weiß, muss das "entscheidendes" groß geschrieben werden.

Zitat:
Mein Drang zu entkommen, wurde von einer überwältigenden Gefühlsaufwallung hinweggeschwemmt

Kein Komma nach entkommen.



Bin sehr gespannt, wie es weitergeht.


Grüße,

- sleepless_lives


PS: Mich war es nicht, der das 'mich' geklaut hat.  rotwerd *ganz-schnell-wegrenn*


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Merlinor
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Beitrag02.05.2009 12:16

von Merlinor
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Hallo JGuy

Das gefällt mir sehr gut. Die Dialoge finde ich absolut passend. Du beschreibst sehr schön das psychische Dilemma Deines Protags angesichts der streckenweise sehr  „erwachsenen“ Reaktion des Mädchens auf seine fatale Lage. Man kann sich in die handelnden Charaktere sehr gut hineinversetzen.

Im ersten Teil sind mir ein paar Satzstellungen und Wortwiederholungen aufgefallen, die mich zuerst ein wenig irritierten. Beispiel:
Zitat:
Danach herrschte kurz eine bedrückte Stille, die ich so gerne unterbrochen hätte, wenn ich in meinen wirr rauschenden Gedanken etwas angemessenes und brauchbares gefunden hätte, was ich ihr hätte sagen können.

Doch dann zog mich die Handlung so in ihren Bann, dass ich mich um solche kleinlichen Mäkeleien nicht mehr kümmern mochte.
Kompliment. Daumen hoch

Sehr gerne gelesen! Dein Experiment beginnt zu tragen ...
Bin gespannt auf Weiteres.

Herzlich Very Happy  Very Happy  Very Happy

Merlinor


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Als Physiker sage ich Ihnen nach meinen Erforschungen des Atoms:
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JGuy
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Beitrag08.05.2009 11:29

von JGuy
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Hallo sleepless_lives und Merlinor

Entschuldigt, dass ich jetzt erst wieder reinschaue und antworte, aber über die Maifeiertage war meine Zeit zum Schreiben mal wieder arbeitsmäßig recht eingeengt. Sad

Es freut mich enorm, dass mir in Euren Augen gerade dieser Teil, den ich eigentllich am problematischsten empfand, gut gelungen ist.
Gerade, weil ich anfangs dachte, dass das ganze Projekt wahrscheinlich sofort gnadenlos zerrissen würde.
Das gibt frischen Schwung, die Sache weiter zu verfolgen.

Gruß von
JGuy


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JGuy
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Beitrag22.09.2009 23:33
Bleib bei mir (Teil 6)
von JGuy
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Es tut mir leid, dass ich dieses mal so lange gebraucht habe, den nächsten Teil fertig zu stellen, aber ich war in den letzten Monaten beruflich und privat stark eingebunden und zu den wenigen Gelegenheiten habe ich mich schreiberisch eher meinem Romanprojekt gewidmet und auch das DSFO sträflich vernachlässigt.
Aber vielleicht erinnert sich ja der ein oder andere noch an mich und / oder die Kurzgeschichte.
Ich jedenfalls habe meine Geschichte nicht vergessen und nun auch den nächsten Teil fertig stellen können.
Ich hoffe, es sind nicht zu viele Brüche darin, weil ich immer nur kleine Versatzstücke in zeitlich großen Abständen geschrieben habe.
Bitteschön:




Die Steinblöcke, zwischen denen ich hilflos eingeklemmt lag, erzitterten so heftig, dass es mir die Luft aus den Lungen trieb. Ich vernahm einen halb erstickten Schrei des Mädchens, der in dem grauenhaften Dröhnen jedoch unterging und ich glaubte zu spüren, wie sich ein ganzer Berg langsam in Bewegung setzte und mich zu zerquetschen versuchte. An meiner Seite knirschten tonnenschwere Betonplatten wie ein gewaltiges Mahlwerk, als sie sich gegeneinander in meine Richtung verschoben. Dichte Massen von aufgewirbeltem Betonstaub schossen durch die winzige Höhlung und blendeten und erstickten mich vollkommen.
In dieser Sekunde wähnte ich, dass ich nur noch Sekunden zu leben hätte und diese Erwartung lähmte mich noch mehr. Stoßweise keuchend atmete ich die lebensfeindlichen Wolken, welche mir kaum mehr Sauerstoff zu spenden vermochten und erwartete, dass der Druck auf mich so unerbittlich und stark würde, dass meine Knochen anfingen zu brechen.
Und inmitten dieser finalen Gedanken endete das Grauen ganz plötzlich ohne mich hinfort zu reißen und ließ mich zitternd und verkrampft in meinem Loch zurück. Der Lärm, der eben noch meinen Verstand aus dem Schädel zu hämmern drohte, verstummte mit unheimlicher Geschwindigkeit gänzlich und lediglich die Geräusche vereinzelt fallender Steinchen und ein gelegentliches Knirschen offenbarten mir, dass ich noch nicht zermalmt worden war wie ein Käfer, sondern dass ich noch Wahrnehmen konnte und lebte.

Von dem Mädchen vernahm ich keinen Laut. Ich rief heiser hustend nach ihr, doch erhielt keine Antwort und eiskalte Angst überschwemmte mich. Die Taschenlampe befand sich nicht mehr in meiner Hand, denn sie musste mir wohl in Erwartung des sicheren Todes entfahren sein.
Wild tastete ich in meinem engen Gefängnis umher und rief vergeblich ihren Namen, bis ich schließlich das kalte Metall in einer Ritze ertasten und an mich bringen konnte.
Ich ließ das Licht sofort aufblitzen und erkannte durch die trübe Luft eine reglose Silhouette in dem Loch. Tiefes Grauen packte mich in dem Moment, als ich mir sicher war, dass ich sie verloren hatte, und dass all meine Mühen und meine Versprechen vergeblich gewesen waren.
Doch als das Licht sie traf, regte sie sich plötzlich und eine überwältigende Erleichterung löste meine Anspannung ein wenig.
„Gott sei dank!“, rief ich. „Jana, ist alles in Ordnung bei dir? Bist du verletzt?“
Zitternd hob sich der dunkle Umriss und dann, durch den Betonschleier getrübt, öffneten sich diese unglaublich blauen Augen langsam blinzelnd wieder in meine Richtung. Das Kind blieb seine Antwort schuldig, schluchzte nur erstickt und von Hustenkrämpfen unterbrochen, denn auch sie litt schwere Atemnot. Dann gelang ihr doch noch, meine Frage zu erwidern, als sie heraus presste, dass ihr wohl nichts passiert sei, aber dass sie kaum mehr atmen könne.

Ich hätte ihr in diesem Moment so gerne geholfen, sie beschützt, getröstet, in meine Arme genommen, doch ich konnte mich keinen Millimeter weiter zu ihr hin bewegen. Nicht einmal mit der Spitze meines Fingers hätte ich sie erreichen können. Und selbst wenn ich es vermocht hätte, was hätte ich schon tun können, womit ich ihr ermöglicht hätte, sich in dieser hoffnungslosen Lage besser fühlen zu können?
So lagen wir in unseren Kerkern, einander so nahe und doch unüberwindbar voneinander getrennt und ich begann aus Hilflosigkeit wieder mit dem Einzigen, zu dem ich fähig war, indem ich ihr atemlos wie ich war, durch Zureden Trost zu spenden versuchte.
Als der atem- und lichtraubende Staub wieder zu Boden sank und ich Janas Augen wieder deutlicher sehen konnte, wurde mir ebenso bewusst, dass sich etwas Unbestimmtes an unserer Furcht einflößenden Umgebung Verändert hatte und ich verfiel wohl in unbewusstes Schweigen, bei dem Versuch zu ergründen, was mir so seltsam erschien.
Jana, alarmiert durch die plötzliche Stille, fragte in ängstlichem Ton, ob etwas nicht in Ordnung sei und beim Klang ihrer Stimme wurde mir klar, dass die Geräusche um uns nicht mehr die gleichen waren wie zuvor und dass ich dies wohl unbewusst bemerkt hatte.
„Warte kurz“, redete ich ihr zu. „Ich muss dich ganz kurz verlassen und etwas überprüfen. Ich komme gleich wieder zurück. Das verspreche ich dir.“
Sie nickte nur stumm und wagte offenbar nicht, darauf zu antworten, in der Angst, dass ihre Stimme verraten könnte, dass sie dies keineswegs wollte. Sie hatte schon zuvor angedeutet, dass sie mich nicht aus Eigennutz zu etwas überreden wollte und so verursachte mir schon ihr in ihr Schicksal ergebenes Schweigen ein überwältigend schlechtes Gewissen.
 
Dennoch gab ich mir einen Ruck und nach einem letzten Blick in ihre verzweifelten Augen, begann ich mich rückwärts aus diesem Höllenloch heraus zu schieben und es kam mir vor, als hätte ich schon Tage auf dem nackten Stein gelegen, denn all meine Muskeln hatten sich versteift und versuchten mir schmerzhaft ihren Dienst zu verweigern.
Doch schon nach sehr kurzer Zeit erlangte ich Gewissheit, denn dort, wo zuvor noch ein Durchgang nach Außen in die Freiheit bestanden hatte, stießen meine Füße nun gegen eine unnachgiebige Wand. Ich hatte die ganze Zeit über in einem Loch festgesteckt, das mir kaum die kleinste Bewegung gestattet hatte und ich hatte zwar mit Grauen, aber dennoch unbeschadet das furchtbare Beben überstanden, immer in dem Wissen, eine Rückzugsmöglichkeit zu haben, doch nun drohte ein übermächtiger Anfall von Klaustrophobie mich zu überwältigen. In blinder Panik trat ich ohne Rücksicht auf Schmerzen gegen die Barriere und begann hysterisch hechelnd und unkontrolliert zu zittern. Hätte sich in diesem Moment ein Durchgang aufgetan, so wäre ich wohl trotz meines so unbedacht gegebenen Versprechens blindlings, ohne einen weiteren Gedanken an das Mädchen zu verschwenden, aus dem Loch geflohen und wahrscheinlich nie wieder hinein gekrochen. Doch keine meiner verzweifelten Anstrengungen konnte die Wand, die mich einsperrte, lösen und die Situation, in der ich gefangen war, ungeschehen machen. Ich befand mich nun in der gleichen, hoffnungslosen Lage wie das Kind und all die beruhigenden Worte, welche ich mir zuvor für sie ausgedacht hatte, erschienen mir nun wie reiner Hohn.

Als Erschöpfung und Schmerzen die sich abschwächende Panik langsam besiegten, ermatteten meine fruchtlosen Befreiungsversuche und mit der Wiederkehr meiner Sinne drang auch Janas Stimme aus der Dunkelheit des Tunnels wieder zu meinem Verstand hindurch.
„Michael?“, fragte sie ängstlich in das gesichtslose Dunkel. „Ist dir etwas passiert?“
Ich atmete noch einmal tief durch und verneinte die Frage. Dann schob ich mich die wenigen Meter zu dem Mädchen zurück und langsam wurde ich mir der neu gemachten Entdeckung erst richtig bewusst. Aber mit dem Bewusstsein kehrte seltsamerweise auch die Ruhe wieder zurück.
„Der Tunnel, durch den ich gekommen bin, ist eingestürzt.“, teilte ich ihr mit. „Ich schätze, ich werde jetzt wohl oder übel mit dir hier warten müssen, bis sie uns herausholen.“
„Meinst du denn, sie holen uns heraus oder sie finden uns überhaupt?“
„Natürlich. Sie wissen doch, wo wir sind.“, so hoffte ich. Mein Kollege musste doch mittlerweile die Rettungskräfte herbeigeführt haben. Aber wenn gerade erst noch ein Teil der Ruine eingestürzt war, würden sie dann wagen, diese zu betreten und darin zu graben? Und wenn sie gruben, würden sich dann weitere Beben lösen und uns möglicherweise endgültig zerschmettern?
All diese Bedenken wollte ich nicht mit dem Mädchen teilen, denn sie war ohnehin verzweifelt genug, doch natürlich machte auch sie sich hierüber Gedanken.
„Ich fürchte mich, Michael“, flüsterte sie. „Ich glaube nicht, dass ich hier noch einmal herauskomme. Ich habe schon immer in meinem Leben nur Pech gehabt.“
Was hätte ich hierauf erwidern sollen? So versuchte ich, das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken, doch es fiel mir nichts ein, bis mein berufliches Denken wieder die Oberhand gewann.
„Waren eigentlich noch andere mit dir in dem Haus?“, fragte ich sie, denn es wunderte mich, dass sie sich nicht um jemanden sorgte.
„Nein. Ich war ganz alleine“, seufzte sie leise. „Natürlich. Das Pech trifft immer nur mich.“
Sie stellte dies in einem Ton fest, der so sachlich, emotionslos und wieder einmal gar nicht zu ihrem Alter passend klang, dass mir erneut die Worte fast im Hals stecken geblieben wären.
„Wo ist denn deine Familie jetzt?“, gelang es mir schließlich zu fragen. „Wo sind deine Eltern?“
Für eine Zeit erhielt ich keine Antwort und ich bemerkte, dass meine Frage etwas tief sitzendes in ihr berührt haben musste, als sie schließlich antwortete.
„Ich habe eigentlich keine richtige Familie. Meine Eltern sind tot. Es war ein Autounfall vor ein paar Jahren. Seitdem lebe ich hier bei meiner Tante. Sie ist die einzige Verwandte, die ich noch hier in der Nähe habe. Sie ist aber jetzt bei ihrer Arbeit.“
Ich wandte mein Gesicht ab, damit Jana mein erschrockenes Gesicht nicht erkennen konnte. Ich erinnerte mich an ein schweres Verkehrsunglück, welches sich vor Jahren in dieser Gegend ereignet hatte und bei dem ein noch recht junges Ehepaar auf grauenvolle Weise ums Leben gekommen war. Auch ich hatte bei diesem Unfall helfen müssen und der Gedanke daran hatte mir noch lange Schwierigkeiten bereitet. Sollte es sich bei Jana tatsächlich die Tochter dieser armen Menschen handeln, so wäre dies ein unglaublicher Zufall, dass ich nun mit ihr hier eingesperrt lag und ich hoffte inständig, dass ich dann wenigstens jetzt der Tochter des unglücklichen Paares helfen konnte. Und unter diesen Umständen erschien es mir auch nicht mehr verwunderlich, dass Jana weitaus schneller als andere Kinder hatte erwachsen werden müssen.

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JGuy
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Beitrag22.09.2009 23:36

von JGuy
Antworten mit Zitat

Hier noch einmal, extra für Puetchen, der Hinweis auf die - endlich - erschienene Fortsetzung.
http://www.dsfo.de/fo/viewtopic.php?p=267442#267442


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Pütchen
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Beitrag24.09.2009 02:11

von Pütchen
Antworten mit Zitat

Lieber JGuy,

schön, dass es wieder weitergeht love

Einfach toll Daumen hoch

Ja, nun wird es richtig spannend, ob und wie die beiden nun herauskommen wink

Gefällt mir smile

Wenn ich denn schon da bin, hab ich mich natürlich auch auf die Suche nach Arbeit für dich gemacht lol2

Allesamt wieder meist Kleinigkeiten:


Zitat:
In dieser Sekunde wähnte ich, dass ich nur noch Sekunden zu leben hätte


würde ich die Wortwiederholung vermeiden:

In diesem Moment wähnte ich, dass ich nur noch Sekunden zu leben hätte.


Zitat:
Druck auf mich so unerbittlich und stark werden würde, dass meine Knochen anfingen zu brechen.


werden fehlt



Zitat:
Dann gelang ihr doch noch,


Dann gelang ihr dennoch

würde mir besser gefallen



Zitat:
indem ich ihr - atemlos wie ich war -,


Würde ich den Einschub des atemlosen mit Gedankenstrichen hervorheben



Zitat:
an unserer Furcht einflößenden Umgebung Vverändert hatte


verändert klein


Zitat:
Dennoch gab ich mir einen Ruck und(Komma) nach einem letzten Blick in ihre verzweifelten Augen, begann ich


Komma (als Relativsatz) oder auch das nach Augen weg


Zitat:
„Natürlich. Sie wissen doch, wo wir sind.“, so hoffte ich.


"Natürlich. Sie wissen doch, wo wir sind.“ So hoffte ich (zumindest).


Du siehst, allesamt nix Wildes lol2


Was mir noch auffiel, sind sehr viele "und" als Verbindungwörter.

Hier würde ich ein paar eliminieren. Evtl. durch Sätze splitten oder Umstellung,

z. B.:

Zitat:
Dichte Massen von aufgewirbeltem Betonstaub schossen durch die winzige Höhlung und blendeten und erstickten mich vollkommen.


Dichte Massen von aufgewirbeltem Betonstaub schossen durch die winzige Höhlung. Sie blendeten und erstickten mich vollkommen


Zitat:
Dennoch gab ich mir einen Ruck und nach einem letzten Blick in ihre verzweifelten Augen begann ich mich rückwärts aus diesem Höllenloch heraus zu schieben und es kam mir vor, als hätte ich schon Tage auf dem nackten Stein gelegen, denn all meine Muskeln hatten sich versteift und versuchten mir schmerzhaft ihren Dienst zu verweigern.


Dennoch gab ich mir einen Ruck und nach einem letzten Blick in ihre verzweifelten Augen, begann ich mich rückwärts aus diesem Höllenloch heraus zu schieben. (Punkt - splitten) Es kam mir vor, als hätte ich schon Tage auf dem nackten Stein gelegen, denn all meine Muskeln hatten sich versteift und versuchten mir schmerzhaft ihren Dienst zu verweigern.


So, das war's dann auch schon von meiner Seite.

Ich bin gespannt, was sich noch so ergibt wink


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MosesBob
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Beitrag24.09.2009 19:47
Re: Bleib bei mir (Teil 6)
von MosesBob
Antworten mit Zitat

Moin JGuy!

Als Quereinsteiger deiner Geschichte weiß ich natürlich nicht, in welcher Situation sich die Personen gerade befinden und was sie bereits erlebt haben. Daher möchte ich mich nur mit dem Schreibstil befassen, der an sich zwar spannend ist, sich in Großteilen jedoch unverhältnismäßig streckt und sich unnötiger Füllwörter bedient. Ich denke, dass wie die Spannung ordentlich straffen können, wenn wir die Sätze etwas knackiger komprimieren und überflüssigen Wortballast heraussezieren. Ein paar Beispiele:

JGuy hat Folgendes geschrieben:
Die Steinblöcke, zwischen denen ich hilflos eingeklemmt lag, erzitterten so heftig, dass es mir die Luft aus den Lungen trieb. Ich vernahm einen halb erstickten Schrei des Mädchens, der in dem grauenhaften Dröhnen jedoch unterging und ich glaubte zu spüren, wie sich ein ganzer Berg langsam in Bewegung setzte und mich zu zerquetschen versuchte. An meiner Seite knirschten tonnenschwere Betonplatten wie ein gewaltiges Mahlwerk, als sie sich gegeneinander in meine Richtung verschoben. Dichte Massen von aufgewirbeltem Betonstaub schossen durch die winzige Höhlung und blendeten und erstickten mich vollkommen.

1. Aus diesem Satz würde ich zwei machen. Einen für den Schrei des Mädchens, den anderen für die Betonplatten. Dabei würde ich in einer so actionreichen Szene auf ein vornehm/tot-passives Verb wie „vernehmen“ verzichten. Lass den Schrei statt dessen lieber gellen. Ist es hier, in dem „grauenhaften Dröhnen“, wirklich relevant und logisch, dass der Protagonist den Schrei als halb erstickt erkennt? Hier ist dein Satz:

„Ich vernahm einen halb erstickten Schrei des Mädchens, der in dem grauenhaften Dröhnen jedoch unterging“

Mein Vorschlag:

„Von irgendwo her gellte ein Schrei des Mädchens, verlor sich aber in dem Tumult.“

Klingt knackiger, oder?

2. Im zweiten fett markierten Satz bremsen die vielen „unds“ am Ende das Tempo heraus. „Vollkommen“ ist ein Füllwort. Verleiht es dem Satz wirklich eine unverzichtbare Information oder einen Nachdruck, den die Verben nicht schon ganz automatisch vermitteln? Hier ist dein Satz:

„Dichte Massen von aufgewirbeltem Betonstaub schossen durch die winzige Höhlung und blendeten und erstickten mich vollkommen.“

Mein Vorschlag:

„Dichte Massen von Betonstaub wirbelten durch die Höhlung, blendeten und erstickten mich.“

JGuy hat Folgendes geschrieben:
In dieser Sekunde wähnte ich, dass ich nur noch Sekunden zu leben hätte und diese Erwartung lähmte mich noch mehr. Stoßweise keuchend atmete ich die lebensfeindlichen Wolken, welche mir kaum mehr Sauerstoff zu spenden vermochten und erwartete, dass der Druck auf mich so unerbittlich und stark würde, dass meine Knochen anfingen zu brechen.

Die rot markierten Wörter sind keine grobe Wiederholung, wohl aber eine, die ich vermeiden würde. Die schwarz markierten Wörter klingen wieder vornehm/tot-passiv. Sie versprühen kein Leben, keine Action, keinen Rabatz. „Wähnen“ klingt schon so langweilig nach Beamten-Konjunktiv, „welche“ und „vermochten“ sind hier schlichtweg Streckwörter, die das Satzgefüge verlängern, die Spannung dadurch aber stark reduzieren. Wenn wir dem Satz mal ordentlich den Finger in den Hals stecken, kommt das dabei heraus: „In dieser Sekunde begriff ich, dass mir das Gewicht sämtliche Knochen brechen würde. Keuchend sog ich die Staubwolken in meine Lungen, um nicht zu ersticken.“

JGuy hat Folgendes geschrieben:
Und inmitten dieser finalen Gedanken endete das Grauen ganz plötzlich ohne mich hinfort zu reißen und ließ mich zitternd und verkrampft in meinem Loch zurück. Der Lärm, der eben noch meinen Verstand aus dem Schädel zu hämmern drohte, verstummte mit unheimlicher Geschwindigkeit gänzlich und lediglich die Geräusche vereinzelt fallender Steinchen und ein gelegentliches Knirschen offenbarten mir, dass ich noch nicht zermalmt worden war wie ein Käfer, sondern dass ich noch Wahrnehmen konnte und lebte.

Hier stört mich besonders der fett markierte Teil. „Gänzlich“ ist ein astreines Füllwort. Wenn etwas verstummt, dann verstummt es natürlich gänzlich. Sonst würde es ja nur leiser werden. Verstummen bedeutet, dass ein Laut endet. „Lediglich“ geht eine klanglich betrachtet ganz furchtbare Komposition mit „gänzlich“ ein, es klingt einfach nicht schön. Die Passage mit den Restgeräuschen streckt sich ebenfalls. Auch hier würde ich kürzen.

JGuy hat Folgendes geschrieben:
Von dem Mädchen vernahm ich keinen Laut. Ich rief heiser hustend nach ihr, doch erhielt keine Antwort und eiskalte Angst überschwemmte mich. Die Taschenlampe befand sich nicht mehr in meiner Hand, denn sie musste mir wohl in Erwartung des sicheren Todes entfahren sein.
Wild tastete ich in meinem engen Gefängnis umher und rief vergeblich ihren Namen
, bis ich schließlich das kalte Metall in einer Ritze ertasten und an mich bringen konnte.

Lies die Sätze mal hintereinander weg. Strenggenommen rufst du den Namen der Taschenlampe. Ich würde diese Passage in dem Stil formulieren: „Von Jana war nichts zu hören. Heiser hustete ich ihren Namen, wieder und wieder. Aber sie antwortete nicht …“

JGuy hat Folgendes geschrieben:
Zitternd hob sich der dunkle Umriss und dann, durch den Betonschleier getrübt, öffneten sich diese unglaublich blauen Augen langsam blinzelnd wieder in meine Richtung.

Kann weg. (langsames Blinzeln?)

JGuy hat Folgendes geschrieben:
Das Kind blieb seine Antwort schuldig, schluchzte nur erstickt und von Hustenkrämpfen unterbrochen, denn auch sie litt schwere Atemnot. Dann gelang ihr doch noch, meine Frage zu erwidern, als sie heraus presste, dass ihr wohl nichts passiert sei, aber dass sie kaum mehr atmen könne.

Vorschlag: „Jana schluchzte. »Ich … ich kann nicht atmen«, presste sie zwischen zwei Hustenkrämpfen hervor.“ Dem Absatz geht dadurch keine Information verloren. Dass das Mädchen schwere Atemnot litt, kann der Mann nur erahnen, auch wenn es naheliegt, aber wenn wir dem Mädchen diese Worte in den Mund legen, erübrigt sich die (wenn auch logische) Mutmaßung des Mannes.

JGuy hat Folgendes geschrieben:
Ich hätte ihr in diesem Moment so gerne geholfen, sie beschützt, getröstet, in meine Arme genommen, doch ich konnte mich keinen Millimeter weiter zu ihr hin bewegen. Nicht einmal mit der Spitze meines Fingers hätte ich sie erreichen können. Und selbst wenn ich es vermocht hätte, was hätte ich schon tun können, womit ich ihr ermöglicht hätte, sich in dieser hoffnungslosen Lage besser fühlen zu können?

Was hältst du davon: „Mit aller Kraft versuchte ich, zu ihr zu gelangen. Ich wollte ihr helfen, wollte sie in den Arm nehmen, sie befreien. Aber ich konnte mich keinen Millimeter bewegen. Und selbst wenn – was hätte ich tun können? Die Lage war hoffnungslos.“ Hat Pfeffer, oder?

JGuy hat Folgendes geschrieben:
So lagen wir in unseren Kerkern, einander so nahe und doch unüberwindbar voneinander getrennt und ich begann aus Hilflosigkeit wieder mit dem Einzigen, zu dem ich fähig war, indem ich ihr atemlos wie ich war, durch Zureden Trost zu spenden versuchte.

Der Satz ist zu verschachtelt. Vorschlag: „So lagen wir in unseren Kerkern, einander so nahe und doch unüberwindbar voneinander entfernt. Alles, was ich tun konnte, war, ihr Trost zuzusprechen.“



Ich breche die Einzelkritik an dieser Stelle mal ab. Ich hoffe, es wird klar, worauf ich hinaus möchte. Viele deiner Sätze tragen zu viel Ballast mit sich herum. Füllwörter können in der Regel ersatzlos gestrichen werden. Einige Verben vermitteln von sich aus Informationen, die weitere beschreibende Adjektive überflüssig machen. Verzichte, wenn du merkst, dass der Satz zu lang wird, lieber auf ein "und". Fang statt dessen einen neuen Satz an. Außerdem würde ich hier und da etwas weniger von "Grauen" einsetzen:

JGuy hat Folgendes geschrieben:
Ich vernahm einen halb erstickten Schrei des Mädchens, der in dem grauenhaften Dröhnen jedoch unterging und ich glaubte zu spüren, wie sich ein ganzer Berg langsam in Bewegung setzte und mich zu zerquetschen versuchte.


JGuy hat Folgendes geschrieben:
Und inmitten dieser finalen Gedanken endete das Grauen ganz plötzlich ohne mich hinfort zu reißen


JGuy hat Folgendes geschrieben:
Tiefes Grauen packte mich in dem Moment...


JGuy hat Folgendes geschrieben:
das mir kaum die kleinste Bewegung gestattet hatte und ich hatte zwar mit Grauen, aber dennoch unbeschadet das furchtbare Beben überstanden


JGuy hat Folgendes geschrieben:
...erinnerte mich an ein schweres Verkehrsunglück, welches sich vor Jahren in dieser Gegend ereignet hatte und bei dem ein noch recht junges Ehepaar auf grauenvolle Weise ums Leben gekommen war.


So würde ich die Geschichte angehen.

Viele Grüße,

Martin


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(James Herbert)

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sleepless_lives
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Beitrag26.09.2009 02:45

von sleepless_lives
Antworten mit Zitat

Hallo JGuy,
du hast uns in der Tat lange warten lassen, aber das war es wert. Phantastische Fortsetzung, als ob man mitten drin wäre. Die vielen "und" stören mich überhaupt nicht, da les ich einfach drüber, aber das heißt nichts, denn man hat mir auch schon zu viele "und" vorgeworfen. Martins Kritik an der Sprache ist verständlich, da er den Rest nicht kennt. Sie zeigt, dass du möglicherweise in diesem Teil weniger konsequent warst mit deinem bewusst veralteten Erzählstil als in den anderen: So dass es hier als holprig und umständlich wirken mag, anstatt den Erzählstil des 19. Jahrhunderts wieder heraufzubeschwören.
Ich merk's nicht mehr, die Handlung hat mich längst so in den Bann gezogen, dass mir so was nicht mehr auffällt.
Sehr gern gelesen und unter Platzangst gelitten.

Beste Grüße,

- sleepless_lives


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Merlinor
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Beitrag26.09.2009 21:54

von Merlinor
Antworten mit Zitat

Hallo JGuy

Schön, dass Du Zeit gefunden hast, einen weiteren Teil der Geschichte einzustellen.

Es ist ja eine Gratwanderung, so eine Stoy in einem bewusst umständlichen, altertümlichen Schreibstil zu verfassen.
Anfänglich war ich skeptisch, aber mittlerweile hast Du auch mich in ihren Bann gezogen.

Ich finde also, dass Dein Experiment bislang wirklich gut geglückt ist.
Sicher, hin und wieder gibt es ein paar "und" zu viel und manchen sehr lang geratenen Satz würde ich ohne die Befürchtung splitten, dadurch die stilistische Linie zu verlieren.
Aber gerade in diesem Teil ist es Dir gelungen, mich so einzufangen, dass ich - ähnlich wie sleepless - darüber einfach weggelesen habe.

Kompliment!

LG Merlinor


_________________
„Ich bin fromm geworden, weil ich zu Ende gedacht habe und nicht mehr weiter denken konnte.
Als Physiker sage ich Ihnen nach meinen Erforschungen des Atoms:
Es gibt keine Materie an sich, Geist ist der Urgrund der Materie.“

MAX PLANCK (1858-1947), Mailand, 1942
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