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JGuy
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Ei 8


Beitrag02.12.2008 01:58
Bleib bei mir (Teil 1)
von JGuy
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Ich möchte den Anfang einer nicht ganz so kurzen Kurzgeschichte präsentieren, mit der ich ein wenig an meinem Schreibstil experimentiere und bitte um Meinungen dazu.

Bleib bei mir (Teil 1)

Mein Alter zwingt mich, diese Geschichte niederzuschreiben, denn ich habe sie nie erzählt und sie verdient es nicht, mit mir zu vergehen. Lange habe ich die Kraft dazu nicht gefunden und lange habe ich gezögert, da ich mich weder für fähig, noch würdig hielt, das Geschehene so wiederzugeben, dass es auch andere so wie mich berühren könnte. Ja, ich bin der Überzeugung, niemand könnte das vollbringen. Alleine meine schwindende Lebenskraft, die mich das nahende Ende schon sicher ertasten lässt, wenn ich meinen Arm ausstrecke, zwingt mich, meine Demut aufzugeben und es wenigstens zu versuchen, auch wenn ich kläglich scheitern werde.
Ich war noch ein recht junger Mann damals, unerfahren, wenigstens aus der Perspektive meiner vielen, erfüllten Jahre gesehen, und ich hätte jeden ausgelacht, der vor mir behauptet hätte, dass ein einziger Tag, ja wenige Stunden, ein ganzes Leben voller Erfahrungen völlig umwerfen können.
Ich trug die Uniform des Gesetzes und ich war stolz darauf, auf der Straße arbeiten zu können, denn ich war idealistisch und glaubte, ich könnte auf diese Weise etwas, wenn auch nur in winzigem Maße gegen die Ungerechtigkeit und das Unglück in der Welt tun, während alle anderen verdrängten und wegschauten.
Kein bedeutsames Vorzeichen, ja nicht einmal ein mulmiges Gefühl hatte diesen Tag als das angekündigt, als was er sich entwickeln würde, aber auch das hätte mir wohl nicht geholfen, es besser durchzustehen.
Nach mehr als zehn Jahren in diesem Job boten brennende Häuser keinen Anlass mehr für nasse Hände und einen jagenden Puls, sie waren zu einem stetigen Hintergrundrauschen einer täglichen Routine degradiert.
Blendend reflektierten die blitzenden Lichter in den Scheiben der entgegenkommenden Autos, während Gesichter sich teils ehrfurchtsvoll, teils neugierig, teil ängstlich nach uns umwandten, in der Hoffnung selbst einen Hauch vom aufregenden Reiz der Gefahr zu erhaschen, den wir lange schon verdrängt hatten.
Die aufsteigende Wolke der wir entgegen strebten, während alles andere zum Stillstand kam, verhieß nichts Gutes, denn sie ragte schon von weitem erkennbar hoch, ein dunkler, drohender Riese, der sich zwischen Spielzeughäusern erhob.
Einfache Feuer wüteten sich in einzelnen Wohnungen oder Zimmern aus, verzehrten gierig was sie in ihrer kurzen Lebensspanne erreichen konnten, spuckten Wolken aus, anfangs schwarz und machtvoll hervorquellend, doch sehr schnell ihre vorgetäuschte Kraft verlierend und strukturlos zu Boden sinkend, wo sie als stinkender Nebel langsam vergingen.
Sie konnten nicht auf sich aufmerksam machen und sie waren schnell abgearbeitet.
Langweilig, Routine.
Doch der kraftvolle Koloss, welcher sich vor uns aufbaute und seine dunklen Finger in den Himmel reckte, schrie uns förmlich mit jeder seiner qualmigen Fasern eine Drohung entgegen. Eine Drohung, dass er nicht langweilig war und dass er mit Sicherheit keine Routine zulassen würde.
Zum ersten Mal seit langer Zeit keimte in mir eine kleine, aber bohrende Angst auf, als sich der sommerliche Himmel immer mehr verdunkelte und von einem Ereignis kündete, von welchem in den Medien gerne heischend als Katastrophe gesprochen wurde. Gleichzeitig wurde die Angst jedoch von etwas anderem, lange verschütteten verdrängt, was ich zuletzt in meinen Anfängerjahren gespürt hatte. Adrenalin, wie eine Droge durch die Adern pulsend, belebend und lähmend zugleich, rasendes Herz und erstarrte Muskeln.
Souverän hetzte mein älterer Kollege unser Gefährt wie eine jagende Raubkatze durch Herden von Blech in einem Dschungel aus Beton und brachte uns immer schneller dorthin, von wo andere schreiend davonliefen. Doch das machte den Job aus und trieb uns an.
Die Einsatzzentrale hatte uns von einer Explosion in einem Gebäude unterrichtet, nicht der gewöhnliche langweilige Zimmerbrand, doch etwas was vorkam und nicht sonderlich anders zu handhaben. Doch was uns erwartete und uns kurz mit offenem Mund und starrenden Augen innehalten ließ, war kein Unglück, sondern ein Kriegsschauplatz.

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Pütchen
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Beitrag02.12.2008 02:07

von Pütchen
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Hi JGuy,

du fragst nach deinem Schreibstil? Klasse Daumen hoch

Gefällt mir! Du schreibst fesselnd und man möchte wirklich gerne wissen, wie es nun weitergeht.

Das einzige, was mich kurz verwirrt hat, war, dass du (LI) sagst, du würdest die Uniform des Gesetzes tragen (was ich eher mit Polizei in Verbindung bringe) - es klingt dann jedoch mehr nach Feuerwehr? Dies ist etwas verwirrend. Vielleicht kannst du dies noch deutlicher machen, was du (LI) genau machst?

Ansonsten habe ich nichts zu bemängeln gefunden! Richtig gut!

Bin schon gespannt auf die Fortsetzung!!

Liebe Grüße, Pütchen


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JGuy
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Beitrag02.12.2008 02:19

von JGuy
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Danke Puetchen!

Du hast recht, ich schreibe aus der Sicht des Polizisten, der ja auch zu dem Brand gerufen wird und dachte dies wäre mit der einen Bemerkung ausreichend klargestellt.
Beim nochmaligen Durchlesen fällt mir aber auch auf, dass der Rest des Textes eher nach Feuerwehr klingt.
Das Ganze wird später in der Geschichte noch etwas klarer, ich weiß aber nicht, ob das ausreicht, die Verwirrung vom Anfang zu zerstreuen.
Ich lasse es erst mal so stehen, vielleicht ändere ich es ja dann noch ab.

Dankbarer Gruß von
JGuy

-- wird fortgesetzt --


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Pütchen
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Beitrag02.12.2008 02:25

von Pütchen
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Hi JGuy,

ich habe es nochmals durchgelesen und wie du die Sicht nun schilderst, ist es eigentlich klar. Wenn es dann in der Fortsetzung näher erläutert wird, kein Problem.

Da ich eine ganze Weile mit einem Feuerwehrmann zusammen war, hat mich das wahrscheinlich geprägt lol

Lass es ruhig und stell bald die Fortsetzung hinein wink

Freue mich schon!

Liebe Grüße, Pütchen


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sleepless_lives
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Beitrag02.12.2008 15:22

von sleepless_lives
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Hallo JGuy,
sehr schön geschrieben, eine der wenigen Geschichten, in der die sprachliche Qualität einem zum Weiterlesen verleitet, nicht nur die Handlung. Der Anfang orientiert sich stark an der Literatur des 19. Jahrhunderts, so stark, dass man meint, das schon mal irgendwo gelesen zu haben. Ich denke mal, dass das Absicht war, auch wenn mir die Funktion des antiquierten Schreibstils nicht ganz klar ist. Ganz offensichtlich ist es nicht als Parodie gemeint, also welchen Zweck erfüllt es? Wahrscheinlich sollte ich erstmal den Rest der Geschichte abwarten, bevor ich mich in wilden Interpretationen verlaufe. Dessen ungeachtet entwickelt die 'Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen' einen besonderen Reiz auch schon in diesem kurzen Ausschnitt.

Du hältst den Stil nicht durch, Wörter wie 'abgearbeitet' fallen deutlich heraus. Aber es ist natürlich nicht notwendig hier konsequent zu sein, das müsste sich wiederum aus der Funktion des Stils in der Geschichte ableiten lassen, auch das langsame Sich-Auflösen einer Stilform sollte motiviert sein.

Beim Aufbau der Geschichte sehe ich jedoch noch ein paar Verbesserungsmöglichkeiten. Schauen wir uns das mal an:
Abs. 1: Rahmen, Vorstellung des lyrischen Ichs in der Gegenwart, Authentisierung der Geschichte
Abs. 2 und 3: Rahmen, Übergang zur Zeit des erzählten Ereignisses, Beschreibung des Ich-Erzählers als junger Mann (hier hätte ein Erzählung aus dem 19 Jahrhundert mindestens eine Seite darauf verwand die genaueren Umstände der Hauptfigur zu schildern; glücklicherweise hast du darauf verzichtet).
Abs. 4: Brennende Häuser sind Routine, Annäherung an den 'Tatort', aber aufsteigende Riesenrauchwolke ist etwas Besonderes.
Abs. 5: Einfache brennende Häuser sind Routine (Schilderung des Löschens - sind wir am Ort des Geschehens?).
Abs. 6: Aber die Riesenrauchwolke ist etwas Besonderes.
Abs. 7: Angst.
Abs. 8: Weitere Annäherung an den eigentlichen (?) Ort des Geschehens.  
Abs. 9: Nicht der gewöhnliche Zimmerbrand, sondern etwas Besonderes.

Wie du daraus erkennen kannst, wechselt die Geschichte dreimal hin und her zwischen Routine und Ausnahme. Außerdem wird die Situation am Ort des Geschehens nicht ganz klar. Wie verhalten sich die 'einfachen' brennenden Wohnungen räumlich zu Hauptkatastrophe. Brennt da ein einzelnes Haus oder ein ganzer Häuserzug (ich glaub nicht, dass das Letztere Routine für einen Polizist wäre). Oder ist es ein Fabrikgelände?

Noch ein einzelner Satz, der mir im Gegensatz zum Rest nicht gefallen hat
Zitat:
wie eine jagende Raubkatze durch Herden von Blech in einem Dschungel aus Beton

Zu viele Metaphern auf einen Streich und die einzelnen überzeugen mich nicht: bei 'jagende Raubkatze' würde ich eher an einen rücksichtslosen Sportwagenfahrer denken; bewegen sich die 'Herden von Blech' denn, für mich eine fast zwingende Assoziation beim Bergriff 'Herde'; 'Dschungel aus Beton': häufig benutzt und hier kommt es aus heiterem Himmel, das brennende Haus hätte bisher auch in einer Altstadt sein können. Das ist eigentlich nochmal der schon oben angesprochene Punkt, dass man zu wenig über den Ort erfährt.  

Ach ja, Abschnitte mit einer Leerzeile von einander zu trennen, hilft beim Lesen am Bildschirm sehr. Ich fand's am Anfang auch nicht so toll, weil es mir sinngemäß zusammengehörende Teile zu sehr auseinander riss, aber die bessere Lesbarkeit war es wert. Wobei die Angewohnheit von manchen, Absätze mit nur ein, zwei Sätze zu machen, wiederum zum Gegenteil führt.

Grüße,

- sleepless_lives


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Es sollte endlich Klarheit darüber bestehen, dass es uns nicht zukommt, Wirklichkeit zu liefern, sondern Anspielungen auf ein Denkbares zu erfinden, das nicht dargestellt werden kann. (Jean-François Lyotard)

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JGuy
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Beitrag03.12.2008 03:29

von JGuy
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Hallo sleepless_lives.
Danke, dass du dir für den ausführlichen Kommentar Zeit genommen hast.

Zu deinen Anmerkungen: Der "antiquierte" (eigentlich sollte es eher besonders ausdrucksvoll als antiquiert sein) Schreibstil ist, wie oben erwähnt, ein Experiment, da ich solche Texte sehr gerne lese und versuchen wollte, in diesem Stil eine in heutiger Zeit spielende Geschichte "durchzuziehen". Es ist also nicht, wie du schon vermutet hast, als Parodie gemeint, sondern der ernsthafte Versuch, etwas mehr Farbe in die Sprache zu bringen.

Dass ich den Stil manchmal nicht durchhalte, ist mir auch aufgefallen. Das ist allerdings das Problem bei einem Text, der in unserer Zeit spielt. Manche Begriffe aus der Moderne müssen einfach hinein, weil sie schlecht anders auszudrücken sind. Das "abarbeiten" hat mir auch nicht so gefallen, aber bisher ist mir keine treffendere Beschreibung eingefallen.
Besonders schlimm wird es später, wenn Dialoge hinzukommen. Um das realistisch zu gestalten müssen sie in normaler Sprache gehalten werden, was dann in krassem Kontrast zum beschreibenden Text steht.

Dass der Text zwischen Routine und Ausnahmefall hin und her pendelt, war eigentlich so beabsichtigt, um den Unterschied hervorzuheben.
Vielleicht habe ich dabei übertrieben und es ein wenig zerfleddert.

Die Situation am Ort des Geschehens wird daher nicht klar, weil der Text am Beginn dieser Schilderung abbricht. Das wird im nächsten Teil nachgeholt.

Was die jagende Raubkatze angeht: Zunächst hat mir die Anhäufung von Metaphern auch nicht allzu sehr gefallen. Dann aber, als ich bildlich vor meinem inneren Auge verglich, wie einerseits eine Raubkatze durch eine Herde jagt und die Tiere dieser zu allen Seiten ausweichen, das Ganze noch eingeengt durch den dichten Bewuchs eines Dschungels und andererseits ein Einsatzfahrzeug durch Herden von Autos jagt, welche ebenso ausweichen und durch ein Häusermeer eingeengt sind, fand ich das Bild wiederum sehr treffend.

Den Vorschlag mit den Absätzen werde ich beim nächsten Posting ausprobieren.

Danke nochmals und Gruß von
JGuy


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JGuy
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Beitrag05.12.2008 00:20
Bleib bei mir (Teil 2)
von JGuy
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Hier Teil 2 der nicht so kurzen Kurzgeschichte. Ich habe versucht, den Stil aufrecht zu erhalten. Jetzt mit Abschnitten, die es hoffentlich optisch etwas lesbarer machen.






Wir näherten uns fassungslos einer Straße, noch vor nur wenigen Momenten eine beschauliche, kleine und ahnungslose Wohngegend, in welche eine schwere Wunde gerissen worden war, so tief, dass sie eine Narbe hinterlassen würde, welche vielleicht niemals wieder ganz verheilen würde.
Die Zentrale hatte die sekundenweise auf sie einprasselnden Anrufe irrational panischer Menschen offenbar falsch interpretiert. Nach dem, was wir aus dem Chaos, das sich vor uns ausbreitete, in den ersten erstarrten Augenblicken erkennen konnten, hatte sich keine einfache Verpuffung in einem Haus ereignet. In den geordneten und gleichmäßig gezogenen Häuserreihen klaffte eine weite, hässliche Lücke, in welcher immer noch ein infernalisches Feuer tobte, als habe eine gewaltige Faust unschuldige Häuser wütend zerschlagen, unmöglich zu sagen, wie viele es waren und als sei durch die Wucht ein Tor zum glühenden Inneren der Erde selbst geöffnet worden. Der gepflegte kleine Vorort war, als seien es Pocken, völlig mit Trümmern übersät, die dermaßen zerrissen worden waren, dass man ihnen kaum mehr ansehen konnte, welchem Zweck sie vor ihrem gewaltsamen Ende gedient hatten.

Die obligatorisch angetretenen Schaulustigen hielten sich entgegen ihres sonst zur Schau getragenen Naturells in respektvoller Entfernung, eingeschüchtert von der puren Gewalt und Zerstörungskraft, die der Ort der Katastrophe ausstrahlte.
Andere, teils offensichtlich verletzt und meist ohne es wahrzunehmen Blutüberströmt, teils in einem tiefen Schockzustand gefangen und unfähig zu entscheiden, ob sie in Panik verfallen sollten, wankten zwischen den zerfetzten Gebäudeteilen umher oder liefen in einem ziellosen Bewegungssturm mal hier, mal dorthin, vielleicht auf der Suche nach einem vermissten, nahestehenden Menschen, vielleicht nur, weil sie einfach nichts anderes tun konnten.
Dieses Chaos war wirklich der Perfektion näher als irgendetwas, was ich in meinem bisherigen Leben oder in den vielen folgenden Jahren erfahren habe.

Wir waren die ersten offiziellen Helfer, die in dem Trümmerfeld erschienen, und als wir unwillig, zögerlich unserem Fahrzeug entstiegen, setzte wie auf ein unsichtbares Kommando hin eine Wanderbewegung in der zuvor unkoordiniert herumstolpernden Menschenmenge ein. Die Leute hatten mit einem grausigen, nur Sekunden dauernden Donnerschlag jeglichen Halt in ihrem geordneten und behüteten Leben verloren und wir waren ihr einzig verfügbarer, vertrauter Bezugspunkt, mit blitzenden Lichtern signalisierend wie eine helfende Boje im Sturm. Wir trugen die Uniformen, die Ordnung und Wiedergutmachung verhießen und die Hilfesuchenden verkannten, dass auch wir nur zwei einfache Menschen waren, hilflos angesichts eines Unglücks nie gesehener Ausmaße und sicherlich nicht fähig, das Leid der erlittenen Verluste, welches noch nicht einmal richtig in ihren Verstand vorgedrungen war, mit Zauberhand wieder in geordnete Bahnen zu dirigieren. Dennoch klammerten sich in diesem Moment aller Hoffnungen an uns ratlose, hilflose Helfer und ohne dass es uns zu jener Zeit bewusst wurde, trieb uns die geballte Sehnsucht der Opfer dazu an, ihren Erwartungen zumindest teilweise gerecht zu werden.

Mein Kollege löste sich lange vor mir aus seiner erstarrten Unschlüssigkeit, er konnte auf weit mehr Erfahrung zurückgreifen und er begann mit einer aus der Not geborenen Souveränität, welche mir noch heute ehrfürchtiges Erstaunen abnötigt, Kommandos zu erteilen. Noch weitaus größer war mein Erstaunen, als mir klar wurde, dass diese in rasender Angst gefangenen Menschen ihm größtenteils tatsächlich gehorchten. Sie hatten Ordnung gesucht und er gab ihnen was sie brauchten, indem er sie vom Ort des Geschehens fort dirigierte, um sie körperlich und geistig zunächst einmal in eine Umgebung zu lenken, die für sich sicherer war, wo ihnen geholfen werden konnte.
Dann wandte er sich an mich und löste mich so aus einer Zuschauerrolle, die ich, wie ich zu meiner Scham feststellte, unbewusst eingenommen hatte, in der Hoffnung, sie die ganze Zeit über beibehalten zu können. Er trug mir auf, mich dem Ort des Unglücks bis auf einen sicheren Abstand zu nähern und ihn abzusuchen, so dass ich weitere Herumirrende in seine Richtung schicken, Verletzte ausfindig machen und  möglicherweise herausfinden könnte, welches Unglück diese Zerstörung hatte hervorrufen können.

Ohne meinen Verstand zu befragen, stürzte ich mich gehorsam in einen Kampf mit Trümmern, Asche und beißendem Rauch, um mir einen Weg zu dem zu bahnen, dem ich mich noch vor einem Lidschlag um nichts in der Welt hatte nähern wollen. Das Kommando hatte meinem Zögern den Damm gebrochen und zwar noch fern, aber nun deutlich wahrnehmbar, wehte, für mich wie ein Signal aus dem Himmel, der tröstliche Klang von Sirenen über die Häuser, was mir noch mehr Antrieb verlieh. Hilfe war unterwegs, um dieses Chaos in seine Schranken zu zwängen und ich gehörte dazu, ja ich fühlte mich in diesem Moment, noch vor kurzem ein gelähmter Feigling, wie ein Held. Ich trug die Uniform, ich würde die Dinge richten, wir würden sie gemeinsam richten und wir würden später stolz von unserem Ruhmreichen Taten erzählen können.
Was für ein junger Narr ich doch war.

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Nordlicht
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Beitrag07.12.2008 02:36

von Nordlicht
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Ich habe mir beide Teile deiner Geschichte durchgelesen (und bin gespannt auf den naechsten!); zum ersten Teil waren meine Gedanken aehnlich denen von sleepless lives. Die letzten Zeilen mit dem Ruabkatzenauto passten mir auch nicht - vielleicht, wenn es mehr umschrieben, als ein Vergleich waere anstatt von so knapp, wie du es dort formuliert hattest. Und irgendwo in der Mitte fiel mir das Wort "Job" auf, was fuer mich auch nicht so passte.
Vom zweiten Teil fand ich nur den Anfang nicht so gelungen, das "noch vor nur wenigen Momenten" macht den ersten Satz irgendwie etwas kompliziert, musste ich zweimal lesen.
Ansonsten - ja, du schreibst echt gekonnt und auf eine Weise, die sich sehr von vielem andern hier unterscheidet; mir gefaellt's! Bin aber auch enttaeuscht, ich dachte, es waer so schwuelstig, aber das ist es gar nicht  wink  smile


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Gast







Beitrag10.12.2008 09:45

von Gast
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Hast Du schon mal was von Bandwurmsätzen gehört, JGuy, und daß man sie vermeiden sollte?  Wink

Also ich finde, die Geschichte geht in diesen langen – unnötig langen und überladenen – Sätzen unter. Du konzentrierst Dich mehr darauf, möglichst lange Sätze zu produzieren als auf den Inhalt der Geschichte.

Zudem fehlen mir auch die Gefühle der Beteiligten. Es wird alles so von außen erzählt, wie eine Reportage.

Beispiel:
Zitat:
Wir näherten uns fassungslos einer Straße

Fassungslos. Ein Adverb. Kein "Show, don't tell", nichts, woraus man diese Fassungslosikeit erschließen kann, sie nachempfinden kann, daß sie einen ergreift. Es wird einfach gesagt. Das ist zu wenig.

Wo sind die Menschen, die schreien? Die Dialoge? Die Gefühle?

Zitat:
Anrufe irrational panischer Menschen

Zwei Adjektive. Irrational, panisch. Aber das kann man nicht einfach so hinschreiben, das muß greifbar werden, dahinter stehen Schicksale.

Zitat:
trieb uns die geballte Sehnsucht der Opfer dazu

Wo ist sie, die geballte Sehnsucht? Wie manifestiert die sich? Da gehört eine Szene hin, mit viel Dialog, mit der Beschreibung der physischen Reaktionen, mit der Darstellung der Hilflosigkeit, mit der Darstellung der Verzweiflung der Opfer – aus dem Inneren heraus. Aus ihren Gedanken und Gefühlen. Davon erfährt man nichts. Du sagst einfach "geballte Sehnsucht" und das war's. Sehr cool, aber nicht besonders einnehmend.

Du scheinst mir eher an den Häusern interessiert zu sein, die Narben tragen (das beschreibst Du viel ausführlicher als die Menschen, die ja viel wichtiger sind) als an den Menschen und deren Gefühlen und Schicksalen.

Wenn man eine Katastrophe beschreibt, schlägt die sich in Schicksalen nieder, nicht in kaputten Häusern.

Tja, etwas blutleer, das Ganze.

Liebe Grüße
Angela
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JGuy
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Beitrag10.12.2008 10:30

von JGuy
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@ Nordlicht:
Danke für deine Meinung.
Ja, wie ich im ersten Teil schon schrieb, war ich mit der "Raubkatze" auch nicht so zufrieden, sowie mit manchen Wörtern, die zu modern sind. Ich bin schon beim Basteln, will aber die Teile so wie sie stehen vorerst nicht verändern. Ich versuche, die Vorschläge in den weiteren Teilen vorsichtig zu berücksichtigen, aber die Geschichte zunächst einmal möglichst in einem konstanten Stil fortzuführen.

@ Angela:

Auch dir Dank für deine ausführliche Bewertung.
Zunächst einmal ist es schade, dass du die Geschichte blutleer findest. Eigentlich wollte ich gerade mit dem ungewöhnlichen Schreibstil mehr Lebendigkeit hineinbringen.
Die Bandwurmsätze sind ebenso beabsichtigt, denn wie ich auch beim ersten Teil der Geschichte erwähnte, experimentiere ich mit diesem Schreibstil, weshalb ich von den normalen 08/15-Kurzsätzen abweichen wollte.
Ich selbst fand es dennoch recht lesbar, aber das ist ja leicht gesagt, wenn man es selbst geschrieben hat. Ich werde einmal sehen, inwiefern ich das beherzigen kann, ohne den Stil der Geschichte in der Fortsetzung zu radikal zu ändern, denn irgendwie sollen die Teile am Ende ja doch ein Ganzes ergeben.

Dass die Geschichte eher wie eine Reportage erzählt wird, war nun gar nicht beabsichtigt. Eigentlich sollte gerade durch eine bildhaftere Sprache die Gedankenwelt des Protagonisten dargestellt werden. Dass die betroffenen Menschen nur oberflächlich behandelt werden, war ebenfalls meine Absicht, um deutlich zu machen, dass der Protagonist an den Menschen selbst eigentlich nicht sehr interessiert ist, oder interessiert sein will, sondern sich lieber der Betrachtung des Schadens zuwendet.
Auch lange Dialoge wollte ich vermeiden, weil es sich nur um eine Kurzgeschichte handeln sollte, sprich mit gerafftem Verlauf, der in meinen Augen durch lange Dialoge zwar lebendiger, aber auch zu ausschweifend geraten würde.
Erst später in der Geschichte wird mehr darauf eingegangen und ich will / muss auch Dialoge einbauen, um es dann, wenn es für den Protagonisten wichtig wird hervorzuheben.

Wenn, wie ich aus deiner Kritik herauslese, die Geschichte bis dorthin allerdings uninteressant wird, hat das seinen Zweck verfehlt.

Die Kritik ist notiert und ich arbeite daran.
Wie gesagt, das Ganze ist ein Experiment mit dem Stil. Füttert mich gerne weiter mit Anregungen, die ich hoffentlich mehr oder weniger einbauen kann. Wenn das Ganze fertig ist, werde ich es, etwas Zeit vorausgesetzt, dann versuchen, zu einer stimmigen, ganzheitlichen Geschichte umschreiben.

Grübelnder Gruß von
JGuy


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Nordlicht
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Beitrag10.12.2008 19:00

von Nordlicht
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Etwas, das mir noch in den Sinn kam: etwas mehr die Hitze, den Geruch und die Geraeusche des Feuers in den Text einzuflechten waere vielleicht gut. Dann haette man als Leser einen groesseren Bezug zu der Szene - da du am detailliertesten die Reaktionen der Leute beschreibst, aber wenn ich mir die Szene vorstelle, doch eigentlich das Feuer sehr beherrschend ist.

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JGuy
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Beitrag11.12.2008 14:05

von JGuy
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Hi, Nordlicht.

Wie gesagt, ich wollte die Beschreibungen nicht zu sehr ausschweifen lassen. Aber du hast recht. Etwas mehr Feuer könnte wohl schon sein.

Gruß von
JGuy


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Beitrag11.12.2008 22:27
Bleib bei mir (Teil 3)
von JGuy
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Es folgt der nächste Teil der Geschichte. Die Schachtelsätze habe ich einmal beibehalten, damit es keinen plötzlichen Bruch im Stil ergibt und da sie ja ein wichtiger Bestandteil des Stils sind. Die Meinungen darüber sind ja offensichtlich geteilt.
In diesem Teil ergibt sich nicht allzu viel neues, daher enthält er vielleicht, wie ich befürchte, einige Längen. Ich selbst konnte ihn zwar gut lesen, aber bei selbst Geschriebenem hat das ja nichts zu sagen.






Nachdem ich anfänglich so kläglich gezögert hatte, kreuzte nun keine einzige Sekunde mehr der Gedanke meinen Verstand, dass ich genauso verletzlich und machtlos angesichts der hier wütenden Urgewalten sein könnte, wie all die anderen armen Teufel, verwirrt und verängstigt, die ich noch vereinzelt zwischen den Ruinen antraf und denen ich, dem Beispiel meines Kollegen folgend autoritär Anweisungen erteilte. Sie gehorchten auch mir und ich schickte sie dorthin, wo ich  Rettung vermutete. Eine gehobene Stimmung ergriff von mir Besitz, so ganz und gar nicht dem furchtbaren Anlass angemessen, aber berauschend und wie eine Droge den klaren Verstand benebelnd. Ich weiß bis heute nicht, ob ich diese Trübung meiner Urteilskraft verfluchen, oder als eine glückliche Fügung des Schicksals ansehen soll, denn ohne sie wäre mir nicht widerfahren was mir später widerfahren sollte, aber ich hätte auch nicht nicht erfahren, was mir zu erfahren vergönnt war. Sicher ist, dass mein späteres Leben ohne dies, ob zum Besseren oder zum Schlechteren, völlig anders verlaufen wäre und dass ich nicht der Mann wäre, der ich heute bin.
So schob ich mich unbesonnen, vermeintlich unaufhaltsam, mit dem Gefühl ich sei ich der Fels in der Brandung, zum Zentrum des Grauens vor und vor mir eröffnete sich ein erschreckendes Bild der wahren Ausmaße dieses katastrophalen Unglücks.

Im Zentrum der immer noch wütenden gewaltigen Feuersbrunst befanden sich die zerstreuten Überreste dessen, was einmal ein sicherlich nicht kleines Wohnhaus gewesen sein mochte. Dieser Ort zeigte die größte Zerstörung, zermalmt und zermahlen in kleinste Bestandteile und die leckenden Flammen, die wie glühende Finger auf das zerrissene Gerippe zeigten, machte mir deutlich, dass dieser Akt der Vernichtung hier seinen Ausgang genommen hatte.
Alleine der Grund für das brutale Zerbersten dieser Behausung blieb mir verborgen.
Hatte man je von einer Zerstörungskraft diesen Ausmaßes gehört?
Und es blieb mir nicht erspart, noch mehr schreckliche Details zu entdecken, denn als ich das alles beherrschende Feuer in vorsichtig eingehaltener Entfernung  umkreiste und doch kurz davor war, von der verzehrenden Hitze die Haut vom Leib gebrannt zu bekommen, bemerkte ich, dass dieses völlig zersplitterte Wrack auch ein in unmittelbarer Nähe stehendes Nachbargebäude mit in seinen gewaltsamen Tod gerissen hatte. Die Fassade hatte der geballten Wucht der Supernova dieses verglühenden Hauses nicht standhalten können und seiner stützenden Struktur beraubt, war auch der größte Teil dieses Hauses wie ein Kartenstapel in sich zusammengestürzt. Gott alleine wusste, wieviele Menschen sich in diesen Ruinen befunden hatten, die nichts ahnend und völlig unschuldig in einen plötzlichen Tod gerissen worden waren. Ich ergriff mein Funkgerät, ohne zu bemerken, dass mir das fast glühend heiße Metall die Hand verbrannte und berichtete, was ich über das Ausmaß der Zerstörung in Erfahrung gebracht hatte.

Weitere Helfer, die inzwischen eingetroffen waren, hatten sich wohl schon an den unmenschlich erscheinenden Versuch gewagt, Ordnung in das Unüberschaubare zu bringen, denn mein Kollege gab seinen Standort auf und kämpfte sich zu mir durch. Hustend von den immer wieder heimtückisch nach uns greifenden, ätzend scharfen Rauchschwaden berichtete ich ihm das wenige was ich in Erfahrung gebracht hatte, als könne er das nicht mit seinen eigenen Augen sehen. Aber ich wollte mich weiterhin nützlich und wichtig fühlen, obwohl unsere Arbeit jetzt zunächst einmal weitestgehend auf das Zusehen beschränkt sein würde. Andere waren besser geeignet und ausgerüstet, um in diesem Trümmerfeld aufzuräumen. So wollten wir uns schon zum Gehen wenden, um mit all den in immer größerer Zahl herbeistürmenden Hilfswilligen unser weiteres Vorgehen abzustimmen, doch ich blieb wie von einer Erscheinung getroffen stehen. Es entzieht sich bis heute meiner Erinnerung, ob ich tatsächlich in all dem Getöse aus brüllenden Flammen, kreischenden Menschen und posaunenden Sirenen etwas wahrgenommen hatte, was ein normales menschliches Gehör niemals zu empfangen imstande gewesen wäre, oder ob es eine Ahnung, eine geistige Verbindung war, die mich aufhielt. Meine Gedanken wirbelten noch immer zusammenhanglos, als ich wie ein Besessener auf die Ruinen des zweiten Gebäudes zustürmte.

« Was vorher geschah1234567Wie es weitergeht »



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Nordlicht
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Beitrag16.12.2008 23:39

von Nordlicht
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Beim ersten Mal lesen vor ein paar Tagen fand ich es etwas langatmig, aber das mag daran gelegen haben, dass mir der Strom zu Ende ging und ich es daher eilig hatte  Smile
Nun habe ich es noch mal, entspannter, gelesen und finde nicht, dass da was gekuerzt werden muesste. Aber mich verwirrt die Szene, die du schilderst: einerseits ist von dem grossen Feuer die Rede, Hitze, grosse Flammen usw. Andererseits erwaehnst du oefter Ruinen, zwischen denen die Leute umher irren. Das passt fuer mich nicht, wenn doch das Feuer noch brennt, keine Loeschfahrzeuge da sind? Unter Ruinen stelle ich mir in diesem Zusammenhang verkohlte Hausreste vor, aber hat man die nicht erst, nachdem entweder geloescht wurde oder das Feuer ausgebrannt ist?
Ansonsten hab ich nichts zu maekeln  Smile Mir gefaellt der Schreibstil.


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Pütchen
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Beitrag18.12.2008 07:26

von Pütchen
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Hi JGuy,

na, das war ja gut, dass ich mal in die Belletristische Prosa geschaut habe. Ich dachte doch, du würdest die Fortsetzung unter den ersten Teil posten. Dies wird sonst eigentlich so gemacht, oder?

Wie auch immer - ich habe sie gefunden wink

Und auch gleich ein paar Anmerkungen:

Spannend ist es nach wie vor.

Zum Text selbst ein paar Kleinigkeiten:

Zitat:
irrational panischer  


Bei dieser Zerstörung finde ich die Panik eigentlich gar nicht so irrational?

Zitat:
angetretenen Schaulustigen hielten sich entgegen ihres sonst zur Schau getragenen  


Das doppelte "Schau" stört mich etwas

Zitat:
wahrzunehmen Blutüberströmt


blutüberströmt als Adjektiv hier doch klein, oder?

Zitat:
zerfetzten Gebäudeteilen


Zerfetzt klingt für mich eher nach Papier (oder wegen mir Gliedmaßen wink), aber für so große Dinge wie Gebäudeteile würde ich auch ein "größeres" Adjektiv wählen, oder vielleicht einfach eingestürzten/umherliegenden


Zitat:
... Erstaunen abnötigt, Kommandos zu erteilen. Noch weitaus größer war mein Erstaunen


Wortwiederholung von Erstaunen

Sollte dies von dir so gewollt sein, würde ich beim zweiten Mal "dieses Erstaunen" wählen

Zitat:
von unserem Ruhmreichen Taten erzählen können.


ruhmreichen = Adjektiv klein schreiben


Du greifst hier wirklich etwas oft zu vielen leeren Adjektiven, wie

Zitat:
ratlose, hilflose Helfer


Da könnte eines gestrichen werden, oder veilleicht sogar durch eine Satzumstellung hervorgehoben werden. Es wirkt so etwas nichtssagend. Wenn du eher den Schmerz betonen würdest oder anhand von einem verborgenen Zittern in der Hand eines Helfers o.ä. zeigen würdest, könntest du den Leser mehr berühren.  
 
Mir gefällt die Geschichte, aber du könntest überhaupt meines Erachtens noch mehr rausholen. Es wirkt wirklich etwas sehr erzählt, weil du die Gefühle noch sehr auf low-level hältst, die in diesem Moment in den Menschen vorgehen. Sie "liefen" zwischen den Gebäudeteilen umher. Dies ist nicht wirklich berührend. Lass ein Kind nach seiner Mutter schreien - überhaupt höre ich keine Schreie hier. Verspüre die Hitze nicht, die Nordlicht schon angesprochen hat. Die Panik kommt nicht so richtig bei mir an. Selbst wenn sich dein Prota eher auf die Häuser konzentriert oder was auch immer, muss er doch diese Menschen wahrnehmen.

Wie gesagt inhaltlich gut, ich würde diesen Teil aber an deiner Stelle noch überarbeiten ...

Ich hoffe, ich konnte dir ein bisschen helfen ... smile

Und morgen nehme ich mir mal den nächsten Teil vor wink

Liebe Grüße, Pütchen


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Beitrag18.12.2008 18:43

von JGuy
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Oh, danke Puetchen. Endlich noch eine ausführliche Meinung zum 2. Teil.

Zitat:
na, das war ja gut, dass ich mal in die Belletristische Prosa geschaut habe. Ich dachte doch, du würdest die Fortsetzung unter den ersten Teil posten. Dies wird sonst eigentlich so gemacht, oder?

Entschuldige, wenn ich dich etwas verzettelt habe. Ich dachte eigentlich, so sieht man am Titel eher, dass es einen neuen Teil gibt. Ich fand es unpraktischer, wenn man den ganzen Thread durchblättern muss, um herauszufinden, ob es eine Fortsetzung gibt. Außerdem meinte ich, kann man ja in meinem Profil, bzw. unter dem Text den jeweiligen Stand der Teile anschauen.
Da habe ich wohl das Gegenteil erreicht.  sad
Zitat:
Bei dieser Zerstörung finde ich die Panik eigentlich gar nicht so irrational?
Ich wollte weniger den Grund der Panik als irrational bezeichnen, sondern ausdrücken, dass es sich um Panik bar jeglicher vernünftiger Geistesregung handelt. Ich überlege mal, wie ich das weniger missverständlich formuliere.
Zitat:
Das doppelte "Schau" stört mich etwas

Stimmt, das sah ich nicht.
Zitat:
Zerfetzt klingt für mich eher nach Papier
Hach, jetzt, wo du es erwähnst kommt es mir auch nicht mehr so passend vor.
Mal schauen, was besser passt.
Zitat:
Wortwiederholung von Erstaunen

Sollte dies von dir so gewollt sein, würde ich beim zweiten Mal "dieses Erstaunen" wählen
War es, und werde ich überdenken.
Zitat:
ratlose, hilflose Helfer
Ja, ich fand die Adjektive eigentlich nicht so leer. Allerdings nach mehrmaligem Lesen, gefällt mir diese Aneinanderreihung auch nicht mehr.

Mit den Anmerkungen zur Groß-, Kleinschreibung hast du natürlich recht. Das ist mir irgendwie entgangen, trotz vielem Durchlesen.
Was deine Anmerkung zu dem verborgenen Zittern und dem Weiteren,wie den schreienden Menschen angeht, eigentlich habe ich solche Details bewusst weggelassen, da es eine kurze Geschichte sein soll und ich dachte, sie ufert dadurch zu sehr aus. Ich sehe aber jetzt, dass die kurze Form doch etwas zu viel Lebendigkeit aus der Geschichte nimmt. Ich werde mal überlegen, wie ich mehr Gefühl in dennoch geraffter Form hineinbringen kann.
Zitat:
Ich hoffe, ich konnte dir ein bisschen helfen ...
Aber immer!  Daumen hoch
Vielen Dank für die Mühe und ich bin schon gespannt auf deine Meinung zu Teil 3.

Ergebenster Gruß von
JGuy


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Beitrag18.12.2008 18:59

von Pütchen
Antworten mit Zitat

Freut mich, wenn ich dir vielleicht auch mal ein bisschen helfen konnte smile

Zitat:
Entschuldige, wenn ich dich etwas verzettelt habe. Ich dachte eigentlich, so sieht man am Titel eher, dass es einen neuen Teil gibt. Ich fand es unpraktischer, wenn man den ganzen Thread durchblättern muss, um herauszufinden, ob es eine Fortsetzung gibt. Außerdem meinte ich, kann man ja in meinem Profil, bzw. unter dem Text den jeweiligen Stand der Teile anschauen.
Da habe ich wohl das Gegenteil erreicht.


Ach was, ich war ja die letzten Tage auch unterwegs und hatte selten Internet. Ich hatte nur gar nicht damit gerechnet, dass es in einem neuen Thread kommt, sonst hätte ich vielleicht schon mal ins Profil geschaut. Ansonsten vielleicht einfach unter den letzten Teil schreiben, dass ein neuer Teil online ist (am Besten mit Link für die Faulen, oder die mit langsamem Internet ... lol)

Der nächste Kommentar kommt heute Abend, jetzt geht es schon wieder weiter - das ewige Los ... wink lol

Liebe Grüße, Pütchen


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Beitrag18.12.2008 19:25

von JGuy
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Hallo wieder einmal und danke für deine Anmerkung, Nordlicht.

Freut mich, dass du es doch nicht zu langatmig fandest.
Was deine Irritation angeht:
Das Bild, welches ich im Kopf hatte, war eigentlich das von zerrissenen Ruinen. Nur in deren Zentrum, also am Ausgangspunkt der Katastrophe, sollte das Feuer noch wüten. Ansonsten soll alles rein durch die Druckwelle zerstört worden sein.
Das ist allerdings das Problem, wenn man ein Bild so fest im Kopft hat. Manchmal erkennt man nicht, dass die Beschreibung beim Leser nicht zwangsläufig das gleiche Bild erzeugt. Daher finde ich deinen Kommentar sehr hilfreich.

Vielen Dank von
JGuy


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Beitrag19.12.2008 23:46

von Pütchen
Antworten mit Zitat

Lieber JGuy,

tja, es hat wieder bei mir etwas länger gedauert – wer ahnt auch schon, dass es in der Hauptstadt von Belize so schwierig ist, Internet zu bekommen wink Wundere dich also nie, wenn es bei mir mal länger mit der Antwort dauert sad

Also ich finde nicht, dass der Text hier zu viele Längen hat. Er ist durchaus spannend, da man fühlt, dass bald etwas Entscheidendes passieren wird und nun auch schon fiebert, wie es weitergeht. Und die Neugierde weckst du natürlich dann mit deinem Schlusssatz total wink (Mist, jetzt will ich aber wissen, wie es weitergeht wink lol

Mich persönlich stören auch die Bandwurmsätze in diesem Stil gar nicht so sehr. Ich würde aber doch noch das ein oder andere Komma einfügen, auch wenn es nach der neuen Rechtschreibung nicht immer zwingend erforderlich ist. Einfach zur Auflockerung. Auch das ein oder andere Wort habe ich eingefügt, dass mir stimmiger scheint.

Alles in allem jedoch nichts großartig Dramatisches.  

Zitat:
Nachdem ich anfänglich so kläglich gezögert hatte, kreuzte nun keine einzige Sekunde mehr der Gedanke meinen Verstand, dass ich genauso verletzlich und machtlos angesichts der hier wütenden Urgewalten sein könnte, wie all die anderen armen Teufel, verwirrt und verängstigt, die ich noch vereinzelt zwischen den Ruinen antraf und denen ich, dem Beispiel meines Kollegen folgend Komma autoritär Anweisungen erteilte. Sie gehorchten auch mir Komma (kann, muss nicht) und ich schickte sie dorthin, wo ich Rettung vermutete. Eine gehobene Stimmung ergriff von mir Besitz, so ganz und gar nicht dem furchtbaren Anlass angemessen, aber berauschend und wie eine Droge den klaren Verstand benebelnd. Ich weiß bis heute nicht, ob ich diese Trübung meiner Urteilskraft verfluchen, oder als eine glückliche Fügung des Schicksals ansehen sollte, denn ohne sie wäre mir nicht widerfahren   Komma was mir später widerfahren sollte, aber ich hätte auch nicht   nicht (nicht doppelt) erfahren, was mir zu erfahren vergönnt war. Sicher ist, dass mein späteres Leben ohne dies, ob zum Besseren oder zum Schlechteren, völlig anders verlaufen wäre und dass ich nicht der Mann wäre, der ich heute bin.
So schob ich mich unbesonnen, vermeintlich unaufhaltsam, mit dem Gefühl Komma   ich sei ich der Fels in der Brandung, zum Zentrum des Grauens vor Komma (wäre besser) und vor mir eröffnete sich ein erschreckendes Bild der wahren Ausmaße dieses katastrophalen Unglücks.

Im Zentrum der immer noch wütenden gewaltigen Feuersbrunst befanden sich die zerstreuten Überreste dessen, was einmal ein sicherlich nicht kleines Wohnhaus gewesen sein mochte. Dieser Ort zeigte die größte Zerstörung, zermalmt und zermahlen in kleinste Bestandteile Komma   und die leckenden Flammen, die wie glühende Finger auf das zerrissene Gerippe zeigten, machte mir deutlich, dass dieser Akt der Vernichtung hier seinen Ausgang oder Ursprung? genommen hatte.



Der einzige Bandwurmsatz, der mich etwas stocken lässt, ist der erste:

Zitat:
Nachdem ich anfänglich so kläglich gezögert hatte, kreuzte nun keine einzige Sekunde mehr der Gedanke meinen Verstand, dass ich genauso verletzlich und machtlos angesichts der hier wütenden Urgewalten sein könnte, wie all die anderen armen Teufel, verwirrt und verängstigt, die ich noch vereinzelt zwischen den Ruinen antraf und denen ich, dem Beispiel meines Kollegen folgend autoritär Anweisungen erteilte.


Nachdem ich anfänglich (hier würde ich [i]  anfangs wählen, da sonst mit dem „kläglich“ die doppelten „lich“ aufstoßen so kläg[b]lich   gezögert hatte … [/i]


Und den Einschub – verwirrt und verängstigt -  würde ich (in Gedankenstrichen) verschieben:

… wie all die anderen armen Teufel,  die ich - verwirrt und verängstigt -  noch vereinzelt zwischen den Ruinen antraf und denen ich, dem Beispiel meines Kollegen folgend ,   …. [/quote]

(oder vielleicht diese beiden Adjektive sogar in eins zusammenfassen: [i] (völlig) verstört  


Vielleicht auch diesen Satz eventuell in 2 Sätze teilen.



Zitat:
der Supernova


Supernova   scheint mir ein etwas zu modernes Wort

Zitat:
und seiner stützenden Struktur beraubt, so war auch der größte Teil dieses Hauses wie ein Kartenstapel in sich zusammengestürzt.


Ich würde ein „so“ einfügen …

Zitat:
berichtete ich ihm das wenige Komma   was ich in Erfahrung gebracht hatte



Zitat:
… doch ich blieb wie von einer Erscheinung getroffen stehen.
Nachdem der nachfolgende Teil so prägnant und klasse ist, würde ich auch hier noch einen Absatz einfügen
Es entzieht sich bis heute meiner Erinnerung, ob ich tatsächlich in all dem Getöse aus brüllenden Flammen, kreischenden Menschen und posaunenden Sirenen etwas wahrgenommen hatte, was ein normales menschliches Gehör niemals zu empfangen imstande gewesen wäre, oder ob …



Zitat:
doch ich blieb wie von einer Erscheinung getroffen stehen.


Dieser Satzteil macht mich nicht so richtig glücklich. Es scheint doch ein recht einschneidendes Erlebnis, dass zur Wende dieser Geschichte führt, zu sein. Von daher ist mir das Verb „stehen bleiben“ etwas zu schwach und statisch gewählt. Vielleicht findest du noch ein prägnanteres Verb, oder eine bildhafte Umschreibung, wie   „als würde ich von einer eisernen Faust zurückgehalten werden … „   oder was auch immer …

So, das war’s mal wieder von meiner Seite wink

Nun bin ich schon richtig auf die Fortsetzung gespannt …

Liebe Grüße, Pütchen


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Beitrag20.12.2008 14:45

von JGuy
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Hallo Puetchen.

Deine Anmerkungen sind notiert und werden mehr oder weniger in die Endfassung eingearbeitet.
Ich muss wirklich wieder ein bisschen mehr Konzentration auf das Korrekturlesen verwenden, aber da ich meist Nachts schreibe, lässt diese ein wenig nach.

Schön, dass es mir gelungen ist, die Spannung aufrecht zu erhalten.

Leider wird es bis zur Fortsetzung vielleicht etwas dauern, da ich zu Zeit sehr beschäftigt bin und viel lesen muss. Für konzentriertes Schreiben habe ich da nicht mehr viel Nerven übrig.

Bis dann und viele Grüße in sonnigere Gefilde von
JGuy


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Beitrag20.12.2008 17:48

von Pütchen
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Hi JGuy,

na ja, das mit dem mehr Zeit auf Korrekturlesen zu verwenden weiß ich ehrlich gesagt nicht, ob es hilft. Ich kann meine Texte immer 1000 Mal durchlesen und die anderen finden immer was, für das ich völlig blind war. Was wohl sicher daran liegt, dass man selbst die Geschichte im Kopf hat.

Und außerdem - willst du uns etwas arbeitslos machen und nutzlos fühlen lassen? wink lol

Das wäre doch unfair wink

Setz doch hier einen kleinen Verweis hinein, wenn es weitergeht, dann brauche ich nicht im Profil stöbern. Internet ist hier wie gesagt Mangelware hmm, da bin ich froh um jede Zeitersparnis   lol

Ich wünsche dir was  ...

Liebe Grüße, Pütchen


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Beitrag20.12.2008 21:56

von Merlinor
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Hallo JGuy


Ich habe mir jetzt einmal alle drei Teile Deiner Geschichte durchgelesen.
Dein Experiment mit der Sprache finde ich spannend und streckenweise auch wirklich gelungen.
Allerdings habe ich gelegentlich das Gefühl, dass Du einige Beschreibungen und Metaphern eher aus der Intention heraus benutzt, mit ihnen formal zu glänzen, als dafür, der Geschichte Gehalt zu geben.
Sleepless hat schon erwähnt, dass ihn diese Art zu schreiben an das 19. Jahrhundert erinnert und Du sagst selbst, dass Du in gewisser Weise den Geist einer solchen  Schreibweise wiederbeleben und in eine zeitgemäße Form übertragen willst.

Nun gut, das 19. Jahrhundert kannte einige Stilepochen. Doch stimmt es natürlich, dass besonders gegen Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein solcher, sehr gründlicher, ruhiger und ausführlich beschreibender Stil oft anzutreffen ist.
Gut geschrieben macht es auch heute noch Spaß, sich in solchen Geschichten festzulesen.

Aber auch schon damals bestand wirkliches Können darin, Worte ausschließlich in den Dienst der Geschichte zu stellen, Wiederholungen zu vermeiden und ebenso klare, wie eindeutige Beschreibungen zu wählen.

Umständlich und gründlich: Gerne.
Einfach nur sprachverliebt: Nein Danke.

Leider finde ich allzu häufig Formulierungen in Deinem Text, die rein sprachlich um sich selbst kreisen, dadurch der Geschichte nicht dienen und deshalb beim Leser das Gefühl erwecken, nicht authentisch zu sein.
Sie wirken dann holperig auf mich und oft einfach überflüssig. Nachgemacht eben ...

Ich weiß, das klingt jetzt hart in Deinen Ohren. Aber eben, weil mir Dein Experiment so gut gefällt, schreibe ich auch deutliche Worte. Denn ich denke, es lohnt sich, diese Idee weiterzuverfolgen.
Eben deshalb werde ich jetzt nicht auf einzelnen Formulierungen herumprügeln.
Ich will Dich einfach nur darauf hinweisen, dass auch ein derartiger Stil dadurch besser wird, wenn er sich voll auf die Sache konzentriert und straff daherkommt.

Denn vieles ist Dir eben auch wundervoll gelungen:
Zitat:
Doch der kraftvolle Koloss, welcher sich vor uns aufbaute und seine dunklen Finger in den Himmel reckte, schrie uns förmlich mit jeder seiner qualmigen Fasern eine Drohung entgegen. Eine Drohung, dass er nicht langweilig war und dass er mit Sicherheit keine Routine zulassen würde.

ich hätte den Koloss im ersten Satz vielleicht noch personalisiert, hätte „seine Drohung“ geschrieben, aber: Perfekt.

Zitat:
Mein Kollege löste sich lange vor mir aus seiner erstarrten Unschlüssigkeit, (;) er konnte auf weit mehr Erfahrung zurückgreifen und er begann mit einer aus der Not geborenen Souveränität, welche mir noch heute ehrfürchtiges Erstaunen abnötigt, Kommandos zu erteilen.

(Semikolon?) Auch ohne: Toll ... (Ich hab diesen Satz deswegen gewählt, um zu zeigen, dass selbst die schönsten Sätze meist noch Potential für Verbesserungen haben.)
Wie gesagt, oft hast Du wunderschöne Sätze gefunden. Konzentriert und sehr schön beschreibend.
Aber ebenso oft solltest Du noch straffen, Deine Sätze auf den Inhalt fokussieren und gelegentlich vielleicht ein kleines „show, don't tell“ einbauen.
Da hat Angela sicher recht.

Blutleer finde ich das Ganze aber gewiss nicht, ganz im Gegenteil und Dein Experiment ist in jedem Fall sehr interessant und inspirierend.

Sehr gerne und mit höchstem Interesse gelesen.

Herzlich   Very Happy  Very Happy  Very Happy

Merlinor


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„Ich bin fromm geworden, weil ich zu Ende gedacht habe und nicht mehr weiter denken konnte.
Als Physiker sage ich Ihnen nach meinen Erforschungen des Atoms:
Es gibt keine Materie an sich, Geist ist der Urgrund der Materie.“

MAX PLANCK (1858-1947), Mailand, 1942
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