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[Hor] Filmende


 
 
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Andromeda
Erklärbär
A


Beiträge: 1



A
Beitrag27.03.2007 16:55
[Hor] Filmende
von Andromeda
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Hallo allerseits,

bin neu hier und finde das Forum ganz fantastisch.

Mich würde interessieren, was ihr von folgender Geschichte haltet. Auch bitte mit harter Kritik nicht sparen!  Wink

(Die Länge bitte ich zu entschuldigen, aber sonst fehlt die Pointe. Ist so eine Art "Kurz-Horror-Geschichte".)

"FILMENDE

Das Ende des Films war gigantisch. Nach einer verwickelten Handlung war der Mafia-Boss endlich an den Koffer mit dem Geld gekommen, indem er seinen engsten Mitarbeiter und Mitwisser zuvor getötet hatte. Jetzt war er mit dem Auto auf einer steilen Küstenstraße auf der Flucht. Er hatte es beinahe geschafft, war schon kurz vor der italienischen Grenze, da wurde er unvorsichtig. Während der Fahrt öffnete er den auf dem Beifahrersitz liegenden Koffer mit dem Geld und warf einen sehnsuchtsvollen Blick darauf. Dieser Moment reichte, um die scharfe Linkskurve vor dem Felsvorsprung zu verpassen. Der Wagen des Mafia-Bosses stürzte über 50 Meter in die Tiefe, stieß auf einen Felsvorsprung und explodierte in Feuerbällen. Dazu als Filmmusik schauerige barocke Sakralmusik, ?Wir setzen uns mit Tränen nieder? aus Bachs Matthäuspassion, die Musik zur Kreuzigung Christi.
?Das hat sich wirklich gelohnt? sagte Bernd, als der Abspann mit den Darstellernamen über den Fernsehschirm zog.
?Ich hab ja auch lang genug auf die DVD gewartet, 3 Wochen war die immer ständig ausgeliehen? erwiderte Rolf, der bereits die leeren Bierflaschen vom Wohnzimmertisch zusammensammelte, ?willst Du noch eins??
?Ne, danke Du, ich muss ja noch fahren.?
?Na, um die Zeit und so weit draussen wird ja wohl keine Polizei mehr unterwegs sein.?
?Ja, aber ich muss morgen auch früh raus, wir haben schon halbzehn ne Besprechung mit Krager, da muss ich noch was vorbereiten.?
Rolf musste grinsen: ?Die Zeiten haben sich geändert, seit wir im Studium immer erst zur Mensa aufgestanden sind.?
Bernd erwiederte das Lächeln seines Freundes. Damals hatten sie beide zusammen die Nacht zum Tag gemacht. Ihr Bierkonsum war unter Freunden legendär gewesen, aber seit sie beide seit etwa zwei Jahren im Job standen, hatte das geordnete Leben auch bei Ihnen Einzug gehalten.
?Also Rolf, ich mach mich auf den Weg. War nett bei Dir.?
?Gleichfalls, lass uns mal wieder telefonieren. Wenn der Mad Guns anläuft, müssen wir da unbedingt rein.?
?Ja unbedingt?
Bernd schüttelte seinem Freund zum Abschied die Hand und machte sich auf den Weg zu seinem Wagen. Während er die Fahrertür aufschloss, blickte er zuerst die leere Dorfstraße hinunter und dann in den klaren Sternenhimmel. ´Hier draußen ohne die ganzen Laternen sieht man die Sterne viel besser`, dachte er, während er auf dem Fahrersitz Platz nahm und die Autotür hinter sich zuzog.
Während er sich mit seinem Wagen über die dunkle Landstraße auf den Weg in die Stadt machte, dachte er versonnen über seinen Freund Rolf nach. Rolf hatte sich verändert, seit sie gemeinsam Studenten gewesen waren. Kaum 200 Meter hatten sie damals in ihren Studentenbuden auseinandergelebt. Die Scheine in ihrem Wirtschaftsstudium hatten sie mit Müh und Not erschlagen, dafür die Nächte zugebracht mit Kneipentouren und Computerspielen. Irgendwie hatten sie damals gedacht, dass diese wunderbare Zeit niemals enden würde.
Jetzt waren sie beide mit ihrem Studium fertig, hatten gutbezahlte Jobs in Münchener Firmen, und Rolf hatte sich nun sogar eine größere Wohnung in einem spießigen Stadtflüchtigen-Dorf außerhalb zugelegt. ?Wegen der hohen Mieten in der Stadt?, sagte Rolf, aber Bernd konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Rolf inzwischen im bürgerlichen Leben angekommen war und die Zeiten ihres Studiums wohl endgültig vorbei waren.
Umso schöner, dachte Bernd, wenn man sie sich dann gelegentlich mit gemeinsamen Filmabenden zurückholt. Beide hatten sie denselben Filmgeschmack, Actionfilme mit vielen Explosionen, und so trafen sie sich gelegentlich zum gemeinsamen Fernsehen, und um die alten Zeiten hochleben zu lassen. Nur die Fahrerei jedesmal war halt lästig.
Er rief sich die letzten Szenen aus dem Film, den sie eben gesehen hatten, zurück ins Gedächtnis. Also dieser Mafia-Boss, schon tragisch, hat es endlich geschafft und dann dieses Ende.
Da hörte er plötzlich einen dumpfen Schlag vorne links an seinem Auto. Er war mit irgendetwas zusammengeprallt.
Er bremste den Wagen ab, stieg aus und betrachtete seinen linken Vorderscheinwerfer. Er funktionierte noch, aber das Glas war gesplittert. Auf den Splittern hingen einige kleine rote Tropfen.
Bernd ging zurück zur Fahrertür, beugte sich hinüber auf den Beifahrersitz und öffnete das Beifahrerfach. Er entnahm ihm eine Taschenlampe, die zu seinem eigenen Erstaunen noch funktionierte, und begann, mit ihrem Lichtkegel die Straße hinter sich abzusuchen.
Nach etwa fünfzig Metern wurde er fündig. Vor ihm lag schwach beleuchtet von der Taschenlampe ein ausgewachsener Hase, halb verblutet und noch leise vor sich hinröchelnd. ?Da ist wohl nichts mehr zu machen?, dachte Bernd und zog den Hasen an seinen Ohren von der Fahrbahn an den Straßenrand. Aus diesem dunklen Wald musste der Hase gelaufen sein, hatte sich dann vom Lichtkegel blenden lassen und war nicht mehr rechtzeitig dem Wagen ausgewichen. Mit einem leicht traurigen, aber zugleich beruhigten Gefühl, dass es nichts schlimmeres gewesen war, machte er sich wieder auf den Weg zu seinem Auto, drehte den Zündschlüssel um und rauschte ab in die Nacht.
Er war kaum fünf Minuten gefahren, als ihn plötzlich ein leises Geräusch irritierte. Es kam aus dem Fond seines Wagens und hörte sich an wie ein Röcheln. Bernd legte die Hand an seinen Rückspiegel und bewegte ihn nach unten, um auf die Rückbank sehen zu können. Da durchfuhr ihn ein Schreck. Auf seiner Rückbank lag der blutverschmierte Hase und atmete schwer, genau so, wie er ihn vorhin auf der Straße gefunden hatte.
Wie war das möglich? Offenbar war der Hase nicht so schwer verletzt wie er gedacht hatte und hatte einen unbeobachteten Moment genutzt, um an ihm vorbei ins Auto zu rennen und es sich dort auf der Rückbank bequem zu machen. Dafür allerdings sah er nun wieder viel zu schwer angeschlagen aus. Bernd konnte sich keinen Reim darauf machen. Er beschloss, ersteinmal mit dem Hasen in die Stadt weiterzufahren, ihn dort aus dem Wagen zu holen und die Polster so gut es ging zu reinigen.
Diesen Entschluss zog er jedoch bald wieder in Zweifel, den das Stöhnen des Hasen steigerte sich zu einem lauten Keuchen, das das gesamte Wageinnere erfüllte. Unerträglich wurden die Geräusche des Hasen, als sich ein leichtes rhythmisches Weinen beimischte, vermengt mit dem rasselnden Ton letzter Atemkraft.
Plötzlich war es still. Er wollte sich zur Rückbank umgucken, doch schon als sein Blick den Beifahrersitz streifte, erstarrte er. Dort saß der Hase, völlig unversehrt, und blickte ihn mit einem sardonischen Lächeln um die Mundwinkel an.
Bernd schlug das Herz bis zum Hals. Reflexartig trat er auf die Bremse. Mit kurzer Verzögerung bemerkte er, dass der Wagen nach wie vor dieselbe Geschwindigkeit fuhr. Das Bremspedal gehorchte ihm nicht mehr. Auch das Gas schien das Auto von allein zu halten. Ihm blieb nichts anderes übrig, als weiterzufahren. In seinem Gehirn brauste der Sturm. Tödliche Angst vor dem Wesen neben ihm auf dem Beifahrersitz überfiel ihn. Sein Nacken war starr, seine feuchtkalten Hände umfassten das Lenkrad. Er bemühte sich, bei gleichbleibender Geschwindigkeit auf der an dieser Stelle sehr kurvenreichen Landstraße zu bleiben.
Alle paar Momente wagte er einen angstvollen Blick neben ihn auf dem Beifahrersitz. Dort saß immer noch der Hase, ruhig seinen Fahrer betrachtend, ohne all die schweren Verwundungen, die ihn eben noch hatten sterben lassen, und mit diesem spöttischen Lächeln, dass Bernd erneut in Panik erstarren und wieder auf die Fahrbahn schauen ließ. Was geschah mit ihm?
Da plötzlich bemerkte er aus den Augenwinkeln eine Veränderung mit dem Hasen. Als er kurz hinübersah, war das Lächeln im Ausdruck des Hasen verschwunden. Er blickte nun sehr ernsthaft, auf sich konzentriert, fast menschlich, wie ein Künstler vor dem Auftritt. Bernd schaute wieder auf die Straße zurück, er musste aufpassen, die Straße war an dieser Stelle von Bäumen eingesäumt, und die Bremse funktionierte immer noch nicht.
Während er so auf die Straße schaute, hörte er, wie neben ihm der Hase sich mehrmals gründlich räusperte. Dann wieder Stille.
Im nächsten Moment erstarrte er. Der Hase begann mit lauter Tenorstimme zu singen. Bernd erkannte die ersten Zeilen aus dem Choral der Matthäus-Passion: ?Wir setzen uns mit Tränen nieder.? In seine Panik begann sich ein Einverständnis mit seinem Tod zu mischen, als er bemerkte, dass er nun auch die Kontrolle über das Lenkrad verlor.
Das Ende des Films war gigantisch."

Herzlichen Gruß,

Andromeda

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Ralphie
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Wohnort: 50189 Elsdorf
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Beitrag27.03.2007 16:58

von Ralphie
Antworten mit Zitat

Der Text ist okay. Vielleicht solltest du noch ein bißchen mehr ins Detail gehen. wink
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