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Wie meine Freundin Carola beinahe Prostituiert geworden wäre


 
 
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Charo
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen
C


Beiträge: 25



C
Beitrag05.01.2024 18:20
Wie meine Freundin Carola beinahe Prostituiert geworden wäre
von Charo
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Wie meine Freundin Carola beinahe Prostituierte geworden wäre

Ich sass in unserem Lieblingscafe und war auf alles gefasst, aber nicht darauf, dass Carola wie ein Wirbelwind in die Bar schoss und sich Freude strahlend mir gegenübersetzte. Ich hatte eigentlich noch immer mit Tränen und Selbstzweifeln gerechnet und zwei Packungen Taschentücher in meiner Handtasche. Sicherheitshalber. Weil Beziehungsgespräche oft genau damit enden.

Aber Carola sah überhaupt nicht frisch verlassen aus. Eher frisch verliebt. Mir fehlten die Worte, darum reduzierte sich mein Begrüssen auf ein fragendes „Paul?“
„Ach, wer ist eigentlich Paul?“, Carola setze sich an unseren Stammtisch und beuge sich verschwörerisch zu mir vor. „Paul ist Geschichte.“
„Das ging ja schnell diesmal. Das letzte Mal ...“
Carola wedelte aufgeregt mit den Armen, als könnte sie nicht mehr warten, mir alles zu erzählen. „Ich hab gestern den Juniorchef getroffen.“
„Ja, das passiert auf der Arbeit ...“
„Und er weiss ja wohl auch das mit Paul, und dass es mir deswegen nicht gut ging, und weisst du, was er gesagt hat?“
Ich zog die Schultern hoch. „Keine Ahnung!“
„Weisst du, was er gesagt hat ?!?!“
„Nein, immer noch nicht.“
„Er hat gesagt – ich zitiere, Achtung, er hat gesagt: Also ich würde was darum geben mit dir im Bett zu landen, wenn ...“
Ich runzelte die Stirn. „Wenn was?“
„Ja, weiter kam er nicht, da klingelte sein Handy, und er musste ran. Aber verstehst du, was er gesagt hat?“
„Ja, doch, inzwischen kann ich genug Deutsch, um zu verstehen ...“
„Er würde mich bezahlen dafür. Charo, er würde mir Geld dafür geben.“
Ich beschloss, einen Schluck Kaffee aus meiner Tasse zu nehmen und erstmal nichts dazu zu sagen. Vermutlich hatte er sie nur aufbauen wollen. Etwas ungeschickt, ich fand. Aber wer weiß, was Carola ihm gejammert hatte.
„Der Juniorchef würde für eine Nacht mit mir Geld ausgeben. Ist das nicht kribbelnd?“
„Ich finde das eher nuttig“, murmelte ich.
„Pah.“ Carola beugte sich noch weiter vor, dass wir fast mit den Köpfen aneinanderstiessen. „Unter uns, jede Frau ist doch ein kleines bisschen Nutte.“
„Ich nicht.“
„Ach komm schon, Charo. Stell dir mal vor, jemand würde zu dir sagen, ich geb dir 100.000 Euro für eine Nacht. Würdest du da nein sagen?“
Ich überlegte. 100.000 Euro – das waren eine Menge Holz.
„Keine Sorge“, Carola grinste mich an, „die Garantie, dass deine Grosseltern nix davon erfahren, ist inklusive.“
„Ach, die hätten damit keine Probleme. Mein Opa würde vermutlich sagen: Wenn dir einer 100.000 Euro für eine Nacht zahlt, zahlt er auch 200.000 Euro. Und genau das wirst du verlangen.“
Carola sah mich überrascht an. „Dein Opa ist ja krass. Und was würde deine Oma sagen?“
„Die wäre mit 100.000 Euro wohl zufrieden, aber nur, wenn ich vorher die Kondome durchlöchere.“
Jetzt fehlten meiner Freundin anscheinend die Worte. „Echt jetzt?“, krächzte sie mühsam.
Ich beschloss, das Thema ein wenig abzulenken: „Aber Junior hat dir doch nicht 100.000 Euro geboten?“
„Nein, er hat ja gar nichts geboten. Aber das finde ich ja raus. Ich kann ihn ja einfach fragen – okay, raus damit: Wieviel wäre dir eine Nacht mit mir wert?“
„Und wenn er dann 50 Euro sagt, machst du es?“
„Komm schon. Der Juniorchef wird kaum bloss 50 Euro bieten. Ich denke, tausend wird er schon ausspucken.“
„Also für tausend ...“
Carola seufzte. „Reizen würde es mich schon. Es hat so was Verruchtes. Weisst du?“
Ich hatte irgendwie ein ungutes Gefühl dabei. Aber wenn meine Freundin sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, war sie davon nicht mehr abzubringen. Naja, was sollte passieren. Wir beide hatten nur einen Nebenjob in dem Betrieb und keinerlei Absichten, dort Karriere zu machen. Trotzdem ...

Naja, was soll ich sagen, drei Tage später traf ich sie von neuen.
„Na, und, bist du tausend Euro reicher?“
Sie seufzte tief. „Er hatte gesagt: Also ich würde was darum geben mit dir im Bett zu landen, wenn ...“ – Sie machte eine Pause.
„Ja, da klingelte dann sein Handy. Und weiter?“
„Er hat den Satz jetzt beendet mit den Worten: wenn ich nicht schwul wäre.“ Carola seufze erneut. „So ein Schnuckel. Und außerdem hatte ich mir schon so einen schönen Herbstmantel ausgesucht.“

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Epiker
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 29
Beiträge: 289
Wohnort: Österreich


Beitrag05.01.2024 19:59

von Epiker
Antworten mit Zitat

Wäre es Teil einer längeren Erzählung, wäre der Text vermutlich durchgefallen, jedoch da es ein für sich stehendes abgeschlossenes Stück zu sein scheint sage ich, es ist in Ordnung, jedoch auch nur größenteils wegen der Schluss-Pointe.

Der Text darüber... er wirkt für mich immer noch ein wenig zu beliebig, ich bin mir sicher man kann ihn noch etwas mehr eindampfen und würzen, damit er noch prägnanter wird. Da es ja schon als Humoresque betitelt wird, vielleicht hilft es noch ein wenig mehr Übertreibung unterwegs einzustreuen? Einfach, damit der Text mehr Geschmack bekommt, aktuell liest er sich noch ziemlich neutral.


_________________
Aber der Mensch entwirft, und Zeus vollendet es anders!

-Homer-

(Dieses Zitat dürfte so manchem Schriftsteller mehr als einmal passiert sein Wink )
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HansGlogger
Geschlecht:männlichKlammeraffe
H

Alter: 65
Beiträge: 614
Wohnort: Bayern


H
Beitrag05.01.2024 22:23

von HansGlogger
Antworten mit Zitat

Die Dialoge sind recht witzig, die Pointe auch. Was ist nicht verstehe ist, wie Carola  auf die Idee kommt, dass der Juniorchef ihr Geld bietet. Die Formulierung "Also ich würde was darum geben mit dir im Bett zu landen" ist doch recht allgemein. Damit könnte auch Ärger mit seiner Partnerin oder sein guter Ruf in der Firma gemeint sein.
Besser wäre IMHO
"Also es wäre mir viel wert, mit dir im Bett zu landen" Das ginge schon deutlicher in Richtung eines unmoralischen Angebots (1 000 000 $ IIRC)


_________________
Wenn keiner ja sagt, sollt ihr's sagen.
Wenn keiner nein sagt, sagt doch nein.
Wenn alle zweifeln, wagt zu glauben.
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etcetera
Leseratte


Beiträge: 157



Beitrag06.01.2024 03:34

von etcetera
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Unten finden sich meine Vorschläge zur Verbesserung. Mehr sollte man nicht verändern. Diese kurze Geschichte ist wunderbar, ein fantastischer Dialog, alles passt, ist nachvollziehbar und glaubwürdig, obwohl man die leichte Übertreibung spürt, nahezu professionell!
Nur der eine Punkt, den Hans angesprochen hat: es ist wirklich nicht ganz schlüssig, warum sie darauf kommt, dass er sich die Sache etwas kosten lassen würde. Vielleicht wenn er sagt: Ich würde schon eine Menge dafür geben, wenn ich...
Dann waren noch ein paar Rechtschreibfehler, habe ich mal verbessert (saß statt sass oder weiß statt weiss ...)

Zitat:
Ich saß in unserem Lieblingscafé und war auf alles gefasst, nur nicht darauf, dass Carola wie ein Wirbelwind in die Bar schoss und sich mir freudestrahlend gegenübersetzte. Ich hatte eigentlich noch immer mit Tränen und Selbstzweifeln gerechnet und zwei Packungen Taschentücher in meiner Handtasche. Sicherheitshalber. Weil Beziehungsgespräche oft genau damit enden.

Aber(evtl. Ich war überrascht.) Carola sah überhaupt nicht frisch verlassen aus. Eher frisch verliebt. Mir fehlten die Worte, darum reduzierte sich mein Begrüßen (besser: meine Begrüßung) auf ein fragendes „Paul?“
„Ach, wer ist eigentlich Paul?“, (kein Komma, das Folgende ist kein Inquit, also neuer Satz!) Carola setze sich an unseren Stammtisch und beuge sich verschwörerisch zu mir vor. „Paul ist Geschichte.“
„Das ging ja schnell diesmal. Das letzte Mal ...“
Carola wedelte aufgeregt mit den Armen, als könnte sie nicht mehr warten, mir alles zu erzählen. „Ich hab gestern den Juniorchef getroffen.“
„Ja, das passiert auf der Arbeit ...“
„Und er weiß ja wohl auch das mit Paul, und dass es mir deswegen nicht gut ging, und weißt du, was er gesagt hat?“
Ich zog die Schultern hoch. „Keine Ahnung!“
„Weißt du (Vorschlag: ...wirklich nicht), was er gesagt hat ?!?!“
„Nein, immer noch nicht.“
„Er hat gesagt – ich zitiere, Achtung - er hat gesagt: Also ich würde was darum geben mit dir im Bett zu landen, wenn ...“
Ich runzelte die Stirn. „Wenn was?“
„Ja, weiter kam er nicht, da klingelte sein Handy, und er musste ran. Aber verstehst du, was er (da) gesagt hat?“
„Ja doch, inzwischen kann ich genug Deutsch, um zu verstehen ...“
„Er würde mich dafür bezahlen. Charo, er würde mir Geld dafür geben!“
Ich beschloss, einen Schluck Kaffee aus meiner Tasse zu nehmen und erstmal nichts dazu zu sagen. Vermutlich hatte er sie nur aufbauen wollen. Etwas ungeschickt, fand ich. Aber wer weiß, was Carola ihm vorgejammert hatte.
„Der Juniorchef würde für eine Nacht mit mir Geld ausgeben (Vorschlag: Eine Nacht mit mir wäre dem Juniorchef etwas wert, würde es sich etwas kosten lassen). Ist das nicht kribbelnd?“
„Ich finde das eher nuttig“, murmelte ich.
„Pah!“ Carola beugte sich noch weiter vor, dass wir fast stießen wir mit den Köpfen aneinander. „Unter uns, jede Frau ist doch ein kleines bisschen Nutte.“
„Ich nicht.“
„Ach komm schon, Charo. Stell dir mal vor, jemand würde zu dir sagen, er gibt dir 100.000 Euro für eine Nacht. Würdest du da nein sagen?“
Ich überlegte. 100.000 Euro – das waren eine Menge Holz.
„Keine Sorge“, Carola grinste mich an, „die Garantie, dass deine Großeltern nix davon erfahren, ist inklusive.“
„Ach, die hätten damit keine Probleme. Mein Opa würde vermutlich sagen: Wenn dir einer 100.000 Euro für eine Nacht zahlt, zahlt er auch 200.000 Euro. Und genau das wirst (solltest?) du verlangen.“
Carola sah mich überrascht an. „Dein Opa ist ja krass. Und was würde deine Oma sagen?“
„Die wäre mit 100.000 Euro wohl zufrieden, aber nur, wenn ich vorher die Kondome durchlöchere.“
Jetzt fehlten meiner Freundin anscheinend die Worte. „Echt jetzt?“, krächzte sie mühsam.
Ich beschloss, das Thema ein wenig abzulenken in eine andere Richtung zu lenken: „Aber Junior hat dir doch nicht 100.000 Euro geboten?“
„Nein, er hat ja gar nichts geboten. Aber das finde ich ja raus. Ich kann ihn ja einfach fragen – okay, raus damit: Wieviel wäre dir eine Nacht mit mir wert?“
„Und wenn er dann 50 Euro sagt, machst du es?“
„Komm schon. Der Juniorchef wird kaum bloß 50 Euro bieten. Ich denke, tausend wird er schon ausspucken.“
„Also für tausend ...“
Carola seufzte. „Reizen würde es mich schon. Es hat so was Verruchtes. Weißt du?“
Ich hatte irgendwie ein ungutes Gefühl dabei. Aber wenn meine Freundin sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, war sie davon nicht mehr abzubringen. Naja, was sollte passieren. Wir beide hatten nur einen Nebenjob in dem Betrieb und keinerlei Absichten, dort Karriere zu machen. Trotzdem ...

Naja, was soll ich sagen, drei Tage später traf ich sie von neuen.
„Na, und, bist du tausend Euro reicher?“
Sie seufzte tief. „Er hatte gesagt: Also ich würde was darum geben mit dir im Bett zu landen, wenn ...“ – Sie machte eine Pause.
„Ja, da klingelte dann sein Handy. Und weiter?“
„Er hat den Satz jetzt beendet mit den Worten: wenn ich nicht schwul wäre.“ Carola seufze erneut. „So ein Schnuckel. (Wäre da nicht "Esel" passender? Ich meine, da steckt doch eine echte Enttäuschung dahinter. Und außerdem hatte ich mir schon so einen schönen Herbstmantel ausgesucht.
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Pickman
Geschlecht:männlichPlottdrossel


Beiträge: 2293
Wohnort: Zwischen Prodesse und Delectare


Beitrag06.01.2024 08:55

von Pickman
Antworten mit Zitat

Flüssig, witzig, pointiert - ich habe den Text gern gelesen und bis zum Ende, und ich sehe nicht, wie ich zu seiner Verbesserung beitragen könnte.

_________________
Tempus fugit.
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jcl
Geschlecht:männlichGänsefüßchen


Beiträge: 34



Beitrag06.01.2024 11:02

von jcl
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Sehr guter Text, schöner Dialog. Außer der Rechtschreibung, 'vorgejammert' und dem deutlicher misszuverstehenden Geldangebot ist er aus meiner Sicht druckreif.
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abentroth
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 257



Beitrag06.01.2024 11:56

von abentroth
Antworten mit Zitat

Gut und flott geschrieben. Als Humoreske wird Dein Text seiner Aufgabe gerecht.

Gruß,
abentroth


PS: Anmerkungen, Korrekturvorschläge

Charo hat Folgendes geschrieben:
und sich Freude strahlend freudestrahlend mir gegenübersetzte
Vielleicht: "zu mir setzte"?

Charo hat Folgendes geschrieben:
Ich hatte eigentlich noch immer mit Tränen und Selbstzweifeln gerechnet


Charo hat Folgendes geschrieben:
darum reduzierte sich mein Begrüssen auf ein fragendes „Paul?“
Vielleicht: "meine Begrüßung"?

Charo hat Folgendes geschrieben:
Etwas ungeschickt, wie ich fand.


Charo hat Folgendes geschrieben:
Aber wer weiß, was Carola ihm vorgejammert hatte.


Charo hat Folgendes geschrieben:
100.000 Euro – das waren eine Menge Holz.


Charo hat Folgendes geschrieben:
Nein, er hat ja gar nichts geboten. Aber das finde ich ja raus. Ich kann ihn ja einfach fragen


Charo hat Folgendes geschrieben:
Naja, was sollte passieren (...)
Naja, was soll ich sagen, d
Ein "Naja" würde ich streichen.

Charo hat Folgendes geschrieben:
Und außerdem ich hatte ich mir schon so einen schönen Herbstmantel ausgesucht.
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Gast







Beitrag06.01.2024 16:54

von Gast
Antworten mit Zitat

Hallo @Charo - ein netter Dialog aus dem Du durch Bearbeitung sicher noch mehr rausholen kannst. Mein Vorschlag zur Bearbeitung:

Als meine Freundin beinahe käuflich geworden wäre


Ich saß in unserem Lieblingscafé und war nicht darauf gefasst, dass Carola wie ein Wirbelwind in die Bar schoss und sich mir Freude strahlend gegenüber setzte. Eigentlich hatte ich mit Tränen und Selbstzweifeln gerechnet und zwei Packungen Taschentücher in meiner Handtasche. Sicherheitshalber.
Carola wirkte nicht wie eine, die gerade frisch verlassen wurde. Eher frisch verliebt. Mir fehlten die Worte, darum reduzierte sich meine Begrüßung auf ein fragendes „und was ist nun mit Paul?“
„Ach, Paul. Der ist längst Geschichte“, Carola setze sich an unseren Stammtisch und beugte sich verschwörerisch vor.
„Das ging ja schnell. Das letzte Mal ...“
Carola wedelte ungeduldig mit den Armen: „Gestern hab ich den Juniorchef getroffen.“
„Und ...“
„Weißt du, was er zu mir gesagt hat?“
„Keine Ahnung!“
„Er hat wortwörtlich gesagt:“Ich würde alles geben, um mit dir ins Bett zu gehen, wenn ...“
Ich runzelte die Stirn: „Wenn … was?“
„Keine Ahnung. Sein Handy klingelte. Aber verstehst du, was er gesagt hat?“
„Ja, doch, inzwischen verstehe ich Deutsch gut genug ...“
„Verstehst du nicht? Er würde sogar Geld dafür geben!“
Ich beschloss, einen Schluck Kaffee aus meiner Tasse zu nehmen und zu schweigen. Niveauloser Kerl, fand ich. Aber Carola empfand das wohl als Kompliment..
„Der Juniorchef würde für eine Nacht mit mir Geld bezahlen. Ist das nicht kribbelnd?“
„Ich finde das eher nuttig“, murmelte ich.
Carola beugte sich noch weiter vor, so dass wir fast mit den Köpfen aneinander stießen. „Also, mich macht so was an.“
„Mich nicht.“
„Ach komm schon. Stell dir mal vor, jemand würde dir hundert tausend Euro für eine Nacht bieten. Würdest du da nein sagen?“
Ich überlegte. Das waren eine Menge Holz.
„Keine Sorge“, Carola grinste mich an, „die Garantie, dass deine Großeltern nichts davon erfahren, ist inklusive.“
„Ach, die hätten damit keine Probleme. Mein Opa würde vermutlich sagen: Wenn dir einer hundert tausend Euro für eine Nacht zahlt, zahlt er auch zweihundert tausend Euro. Und genau das wirst du verlangen.“
Carola sah mich überrascht an. „Dein Opa ist ja krass. Und was würde deine Oma sagen?“
„Die wäre mit Hunderttausend wohl zufrieden - aber nur, wenn ich vorher die Kondome durchlöchere.“
Jetzt fehlten meiner Freundin anscheinend die Worte. „Echt jetzt?“, krächzte sie mühsam.
„Aber der Junior hat dir ja so viel nicht geboten, oder?“
„Noch hat er hat gar nichts geboten. Ich könnte ihn aber einfach fragen: Wie viel wäre dir denn eine Nacht mit mir wert?“
„Und wenn er dann fünfzig Euro sagt, machst du es?“
„Komm schon. Der Juniorchef wird nicht nur einen Fünfziger rausrücken. Ich denke, tausend Euro wird ihm die Sache schon wert sein.“
„Also für tausend …?“
Carola seufzte. „Es hat so was Verruchtes.“
Ich hatte ein ungutes Gefühl. Doch wenn meine Freundin sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, war sie davon nicht mehr abzubringen. Trotzdem war mir die Sache nicht geheuer …

Drei Tage später traf ich sie von Neuem.
„Und, bist du jetzt tausend Euro reicher?“
„Er hat wiederholt, dass er alles dafür geben würde, mit im Bett zu landen, wenn ... – sie machte eine dramatische Pause.
„Und weiter?“
„ … wenn er nicht schwul wäre.“
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Charo
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen
C


Beiträge: 25



C
Beitrag11.01.2024 13:50

von Charo
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Vielen Dank Euch allen für die Lobe und die Verbesserungsvorschläge!

Ja, Rechtschreibfehler ... ich weiss. Daran muss ich noch arbeiten. Man denkt man hat alle raus, und dann sieht man irgendwann den Wald mit den Bäumen nicht mehr. (Darum schreibe ich auch keine langen Texte - dafür reicht es noch nicht).

Carola denkt deshalb, er könnte ihr Geld bieten, weil er sagt, er würde was geben. Aber es stimmt, das sollte man deutlicher sagen.

Der Schnuckel am Ende - ja, er könnte auch ein Esel sein. Aber so soll das Bedauern mehr rüberkommen - nicht nur, dass sie kein Geld kriegt, sie kriegt auch den Schnuckel nicht.

Jedenfalls ich freue mich, dass der Text Euch gefallen hat. Vielen Dank für das Lesen!
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Pickman
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Beiträge: 2293
Wohnort: Zwischen Prodesse und Delectare


Beitrag11.01.2024 15:03

von Pickman
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Jetzt glaube ich, doch noch etwas Detailliertes beitragen kann.

Bei der Formulierung

"... ich würde was darum geben ..."

liegt die Betonung auf "geben", was das "was" ein wenig sehr im Ungefähren lässt, ungefähr wie bei "Ich wünsch dir was".

Bei

"... ich würde einiges darum geben ..."

würde die Betonung auf "einiges" liegen. Das wäre immer noch vage genug, um kein unzweideutiges Angebot zu sein, aber doch ein etwas stärkerer Hinweis für die Empfänger der Botschaft, die in die falsche Richtung rennen sollen.


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Tempus fugit.
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