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Prophezeiungen


 
 
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Murnockerl
Geschlecht:weiblichEselsohr
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Beiträge: 340



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Beitrag10.01.2024 13:21
Prophezeiungen
von Murnockerl
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo! Beim Planen meines nächsten Projektes scheitere ich seit geraumer Zeit an einer Frage. Hier im Forum bekomme ich gewöhnlich bei solchen Dingen immer gute Ratschläge. Vielleicht kann mir ja auch diesmal jemand mit einer Idee auf die Sprünge helfen smile

Und zwar liegt in meiner Geschichte seit mehreren Generationen ein Fluch auf der Familie der Protas. Gelöst werden kann/soll er, indem ein vor Jahrzehnten gescheitertes Zauberritual korrekt ausgeführt wird, was aber niemandem gelingt. Eine Prophezeiung soll nun darauf hinweisen, dass einer meiner Protas sozusagen der "Auserwählte" ist, dem es schließlich gelingen wird. Allerdings stellt sich im Laufe der Handlung heraus, dass die Prophezeiung tatsächlich einen anderen jungen Mann und auch nicht den Fluch, sondern etwas anderes, völlig Triviales betrifft.

So weit, so gut. Die Prophezeiung muss also spezifisch genug sein, dass sie (mit etwas Wunschdenken) klar auf meinen Prota zutrifft. Gleichzeitig aber so vage, dass sie auch den anderen betreffen kann. Und schließlich muss natürlich am Ende auch die Erfüllung klar als solche erkannt werden können.

Ich habe schon alles mögliche durchgedacht, aber es kommt einfach nichts Vernünftiges heraus. Bis auf dieses Detail steht die Handlung - also würde mir eine gute Idee in die Richtung massiv weiterhelfen.
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anuphti
Geschlecht:weiblichTrostkeks

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Beiträge: 4320
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Beitrag10.01.2024 13:31

von anuphti
Antworten mit Zitat

Hallo Murnockerl,

naja, Prophezeiungen sind normalerweise immer extrem vage. Und meist erst im Nachhinein klar interpretierbar.

Du kannst mit klaren Zeitangaben arbeiten (Geburtszeiten/Sternenkonstellationen), oder mit körperlichen Merkmalen (vielleicht ein Muttermal an einer bestimmten Stelle (und das Mal wurde durch ein Verletzung verändert?), mit einer fremden Sprache, in der sich ein Übersetzungsfehler eingeschlichen hat, der erst später aufgeklärt wird.

Da sind der Fantasie doch Tür und Tor geöffnet smile

Viel Spaß!
Liebe Grüße
Nuff


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Globo85
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Alter: 38
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Beitrag10.01.2024 13:36

von Globo85
Antworten mit Zitat

Also wenn ichs richtig verstehe, suchst du den Wortlaut (grob zumindest) einer Prophezeiung, die in zwei Richtungen falsch verstanden werden kann, bzw doppeldeutig ist. Einmal wen sie meint und einmal was sie meint.

Bzgl. "wen" kommt mir da direkt Harry Potter in den Sinn. Der ist ja auch "Opfer" einer Prophezeiung, als jemand der am "31. Juli" geboren wird. Voldemort macht Harry dann zum Auserwählten, indem er ihn angreift, obwohl die Prophezeiung auch jemand anderes gemeint haben könnte, nämlich Neville Longbottom, der am gleichen Tag geboren ist.

--> Vielleicht könntest du bzgl des "wen" einen ähnlichen Weg gehen. Also ein beschreibendes Merkmal als Identifikationskriterium nehmen, das im Nachhinein eben nur zufällig auch auf deinen Prota zutrifft.

Bzgl. des "Was": Was ist denn das Triviale? Steht das schon fest?

Ansonsten ins Blaue hinein:
"Jenem, mit grün gefärbten Haaren, wird nach langer Zeit endlich gelingen, woran so viele vor ihm gescheitert."

Dein Prota hat dann vielleicht grüne Haare und in den Kreisen seiner Familie ist klar, dass es sich nur um ihn und die Aufhebung des Fluchs handeln kann.

Aber ein anderer junger Mann ist Fan von deinem Prota, vielleicht heimlich in ihn verliebt, und färbt sich die Haare auch grün. Außerdem ist er begeisterter Fußballspieler und knackt in der aktuellen Saison endlich den Uralttorrekord G. Müller.

Das ganze nat. angepasst auf deine Geschichte. Aber meinst du sowas in die Richtung? Dann bräuchte man, glaube ich, noch ein paar mehr Infos, um hilfreicher sein zu können.
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Murnockerl
Geschlecht:weiblichEselsohr
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Beiträge: 340



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Beitrag10.01.2024 14:10

von Murnockerl
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Danke euch!

Eine Schwierigkeit, die ich noch nicht erwähnt habe, besteht darin, dass ich ganz gern hätte, dass die Mutter des Prota sich schon vor der Geburt recht sicher war, dass die Prophezeiung ihn betrifft. Darauf kann ich notfalls auch verzichten, allerdings fügt es der Geschichte eine Komponente hinzu, die mir recht gut gefällt.

Zeitpunkt der Geburt würde sich an sich ganz gut eignen (sofern es das Monat betrifft und nicht das genaue Datum oder Jahr), da zögere ich ein bisschen, weil es eben sehr grob ist und auch schon öfters benutzt.
Das Aussehen fällt dementsprechend weg, weil das bei einem ungeborenen Kind noch nicht erkennbar ist. Bleibt nur das Geschlecht und ungefähre Alter zum Zeitpunkt der Erfüllung.

Zitat:
Ansonsten ins Blaue hinein:
"Jenem, mit grün gefärbten Haaren, wird nach langer Zeit endlich gelingen, woran so viele vor ihm gescheitert."

Dein Prota hat dann vielleicht grüne Haare und in den Kreisen seiner Familie ist klar, dass es sich nur um ihn und die Aufhebung des Fluchs handeln kann.

Aber ein anderer junger Mann ist Fan von deinem Prota, vielleicht heimlich in ihn verliebt, und färbt sich die Haare auch grün. Außerdem ist er begeisterter Fußballspieler und knackt in der aktuellen Saison endlich den Uralttorrekord G. Müller.


Genau an so etwas hätte ich gedacht. Was das Triviale ist, steht auch noch nicht fest, bzw. ist für die Geschichte zum jetztigen Zeitpunkt recht egal.

Was das Was angeht, werde ich eh vage bleiben müssen ("schafft, was seit Generationen keinem gelungen ist", wie du sagst), vielleicht mit einem kleinen Detail, das als Teil des Rituals vorkommt und aber dann von der anderen Person im Rahmen einer "normalen" Handlung ausgeführt wird.

Ich glaube, ich scheitere einfach daran, dass es so vage beiben muss, aber mir gleichzeitig der Teil fehlt, der die Erfüllung für Beobachtende eindeutig macht. Und wie gesagt, das kann (fast) alles sein.
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anuphti
Geschlecht:weiblichTrostkeks

Alter: 58
Beiträge: 4320
Wohnort: Isarstrand
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Beitrag10.01.2024 14:16

von anuphti
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Wenn sich die Mutter schon vor der Geburt sicher ist, muss ich die Prophezeiung entweder direkt auf die Mutter und dann auf deren Kind, oder auf den Vater und dessen Kind beziehen.

Also" das erste lebende Kind des großen Herrschers /Poeten/Tenpelritters ist vom Schicksal auserwählt ... blabla

Und der Mann hat der Frau versichert, dass sie die Mutter von seinem ersten Kind ist, weil die Mutter von seinem tatsächlichen ersten Kind ihm nie gesagt hat, dass sie schwanger war (und das Kind ausgetragen hat, heimlich) und somit er und die Frau überzeugt sind, dass das Kind das erste ist, aber leider ist es das zweite.

Liebe Grüße
Nufm


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Dyrnberg
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Wohnort: Wien


Beitrag10.01.2024 14:22

von Dyrnberg
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Sorry für das Folgende, aber ich hab mich kurz etwas mit ChatGPT gespielt und dem Ding einfach genau Deine Fragen gestellt. Hier die Antworten:

Zitat:
Eine Möglichkeit für eine Prophezeiung könnte sein, dass sie sich auf eine bestimmte Geste oder eine Charaktereigenschaft bezieht, die sowohl dein Prota als auch der andere junge Mann teilen, jedoch in unterschiedlichen Kontexten.

Zum Beispiel könnte die Prophezeiung besagen: "Derjenige, der die Gabe besitzt, das Licht in der Dunkelheit zu entfachen, wird das Unheil bannen." Dein Prota könnte eine Art Lichtmagie oder die Fähigkeit haben, Hoffnung in ausweglosen Situationen zu verbreiten. Der andere junge Mann könnte jedoch eine völlig unerwartete Fähigkeit besitzen, die metaphorisch als "Licht in der Dunkelheit" interpretiert werden kann, etwa die Fähigkeit, praktische Probleme in der Gemeinschaft zu lösen oder die Menschen um ihn herum zu inspirieren, indem er sich um sie kümmert.

Am Ende könnte sich herausstellen, dass die Prophezeiung weniger mit dem Fluch zu tun hat, sondern auf eine viel subtilere, alltägliche Situation hinweist, in der eine dieser "lichtbringenden" Eigenschaften entscheidend ist, um etwas Triviales zu bewältigen, das die Gemeinschaft stark belastet.

Vielleicht entdeckt dein Prota, dass die Lösung des "trivialen" Problems, wie zum Beispiel das Reparieren einer alten Brücke, das Vertrauen und die Zusammenarbeit der Gemeinschaft wiederherstellt – eine symbolische Lösung, die letztendlich den Fluch indirekt aufhebt.


Und auf die Sache mit "Die Mutter ist sich sicher..."

Zitat:
Verstehe, die Idee mit der Mutter, die vor der Geburt des Protagonisten schon von der Prophezeiung überzeugt ist, bringt sicherlich eine interessante Dynamik in die Geschichte.

Wenn du den Zeitpunkt der Geburt nutzen möchtest, könntest du vielleicht eine Prophezeiung formulieren, die sich auf eine bestimmte Phase im Leben bezieht, die das Geschlecht oder das Alter des Protagonisten betrifft, ohne zu genau zu sein.

Zum Beispiel: "Das Schicksal wird einem jungen Mann in seinen ersten drei Lebensjahrzehnten die Chance gewähren, das Unheil zu bannen." Dies könnte bedeuten, dass die Erfüllung der Prophezeiung innerhalb der ersten 30 Jahre des Lebens des Protagonisten geschehen muss. Die Mutter könnte überzeugt sein, dass ihr Sohn der "Auserwählte" ist, da er als männliches Kind geboren wurde und die Prophezeiung auf sein Leben zutrifft.

Die große Spannung könnte dann darin liegen, dass sich herausstellt, dass ein anderer junger Mann, der zum Zeitpunkt der Prophezeiung ebenfalls männlich war und sich in einem ähnlichen Altersbereich bewegt, die Prophezeiung auf eine ganz andere, unerwartete Weise erfüllt – vielleicht durch einen vermeintlich unwichtigen Akt, der aber große Auswirkungen hat. Das könnte dann die eigentliche Auflösung des Rätsels sein.


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Murnockerl
Geschlecht:weiblichEselsohr
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Beitrag10.01.2024 14:39

von Murnockerl
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Zitat:
Wenn sich die Mutter schon vor der Geburt sicher ist, muss ich die Prophezeiung entweder direkt auf die Mutter und dann auf deren Kind, oder auf den Vater und dessen Kind beziehen.

Also" das erste lebende Kind des großen Herrschers /Poeten/Tenpelritters ist vom Schicksal auserwählt ... blabla

Und der Mann hat der Frau versichert, dass sie die Mutter von seinem ersten Kind ist, weil die Mutter von seinem tatsächlichen ersten Kind ihm nie gesagt hat, dass sie schwanger war (und das Kind ausgetragen hat, heimlich) und somit er und die Frau überzeugt sind, dass das Kind das erste ist, aber leider ist es das zweite.


Das finde ich eine wirklich gute Idee! Ich werd mal überlegen, ob etwas in der Art möglich wäre. Allerdings greift es dann halt auch sehr stark in die Familiengeschichte und die Charaktere ein.

Zitat:
Sorry für das Folgende, aber ich hab mich kurz etwas mit ChatGPT gespielt und dem Ding einfach genau Deine Fragen gestellt. Hier die Antworten:


Das Lustige ist, dass ich das auch schon ein paar Mal getan habe. Und immer ist ChatGPT ganz begeistert von dieser "Licht ins Dunkel bringen"-Idee Laughing

Mir ist inzwischen klar geworden, dass mein Problem weniger in der Prophezeiung selbst liegt (da gibt es ganz viele vage Möglichkeiten, ihr habt schon Recht) und mehr darin, *wie* ich die Erfüllung klar mache. Um bei dem Beispiel mit dem Torrekord zu bleiben: Da erfüllt sich die Prophezeiung ja klar, aber wenn der Junge nur von dem Rekord alleine erzählt, würde niemand denken "Ach klar, die Prophezeiung hat sich doch auf *den* bezogen". Eindeutiger wird es in dem Beispiel durch das grüne Haar (was in meinem Fall leider nicht geht). So ein Detail suche ich also ...
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Willebroer
Geschlecht:männlichShow-don't-Tellefant


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Wohnort: OWL


Beitrag10.01.2024 14:45

von Willebroer
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Ich würde mal einen Blick auf die griechischen Sagen werfen. Da finden sich reichlich Beispiele. Auch in anderen Mythen, aber die sind nicht so präsent. Allein das Thema Delphi gibt einiges an Anregungen her.
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Hugin_Hrabnaz
Geschlecht:männlich(N)Ich-Erzähler

Alter: 48
Beiträge: 248
Wohnort: Ulm


Beitrag10.01.2024 14:58

von Hugin_Hrabnaz
Antworten mit Zitat

Ich denke, dass es vor allen Dingen wichtig ist, die Prophezeihung zum einen sehr interpretierbar zu halten, also mithin relativ unkonkret zu formulieren, damit die anderweitige, unerwartete Auflösung am Ende nicht konstruiert oder unlogisch erscheint; und zum anderen sollte meines Erachtens die mögliche alternative Auslegung, und deren Zielfigur, zaghaft auch rechtzeitig vor der Auflösung zumindest vage angedeutet werden, damit die nachher nicht als deus ex machina aus dem Nichts aufpoppt.

Die Figur des deus ex machina finde ich in Sachen Storytelling einfach unbefriedigend, wenn auch seit der hellenischen Tragödie festes Stilelement vor allem des Bühnenstücks und des Volkstheaters. Aber für ein aktuelles Prosawerk fände ich es schon angemessen, den Lesern rechtzeitig zumindest kleine Hinweise darauf zu geben, dass der Auserwählte vielleicht doch ein anderer sein könnte, als man denkt. Was nicht heißt, dass er und sein sein Umfeld nicht völlig davon überzeugt sein dürfen. Der Leser braucht wenigstens einen winzigen Anlass zum Zweifeln. Nicht gleich bei der Prophezeihung, aber eben auch nicht erst im Schlussakt.

Aber das nur vorab und ungefragt zur Dramaturgie. Was die Frage nach der Prophezeihung selbst angeht, ist es in dieser Allgemeinheit natürlich schwierig zu sagen, da wir sehr wenig über die Art des Fluchs und über das Umfeld der Protagonisten wissen. Da ich mich in meinem aktuellen Projekt auch extrem viel mit dem (personifizierten) Schicksal befasse, mache ich mir durchaus viele Gedanken über das Thema, aber ein Patentrezept gibt es da nicht.

Vielleicht sind die zweimal drei Prophezeihungen der drei Hexen aus Shakespeares "Macbeth" ein guter Denkansatz. Hier prophezeihen die Hexen zuerst dreierlei:

1. Macbeth soll "Thane of Cawdor" werden.
2. Macbeth soll König Schottlands werden.
3. Banquos Nachkommen sollen eine lange Königsdynastie bilden.

Und dann nochmals dreierlei:

1. Macbeth muss allein Macduff fürchten.
2. Niemand, der von einer Frau geboren wurde, könne ihn töten.
3. Wenn der Wald von Birnam nach Dunsinane käme, fiele er.

Die Technik, welche die zweite Prophezeihung in Ziffer 2 und 3 anwendet, könnte auch in deiner Geschichte einen sinnvollen Denkansatz liefern. Die Prophetin/Hexe/Seherin nutzt also eine sehr konkrete Aussage, deren offensichtlicher Aussagegehalt jedoch genau der falsche ist, weil die verborgene Doppeldeutigkeit die wahre Identität der Prophezeihung verschleiert.

Macduff kann Macbeth töten, weil er nicht von einer Frau geboren wurde, sondern per Kaiserschnitt geholt wurde, und der Wald kommt dergestalt zum Hügel, dass die Soldaten seiner Feinde Zweige als Tarnung vor sich hertragen, und sich so optisch von der Burgmauer dieser Eindruck ergibt... da bekommt er dann die Panik.


Ansatzweise versuche ich mal, die Technik in eine mögliche Familienfluchgeschichte zu übersetzen:

Die Seherin sagt:
"Die schwere Bürde, die allzu oft euch drückt, soll jener von euch nehmen, der zur Zeit der Raunächte das Licht der Welt erblickt, wenn er nach der richt'gen Zauberkunst die Zutaten findet und die weisen Zeilen spricht."

Dann hast du eben, wie vorgegeben, nicht nur einen Geburtszeit-Kandidaten, sondern zwei, und das völlig Triviale, das er ausversehen beim Zaubern erfindet, ist eben nicht der Bann des Fluchs, sondern ein Mittel gegen Sodbrennen oder Blähungen. Kurz gesagt: Du brauchst eine Umschreibung, den die Fluchgeplagten zwangsläufig allein auf den Fluch beziehen, der sie seit Generationen verfolgt, die aber eben zufällig auch auf die Trivialität passt, die du am Ende statt dessen präsentieren willst. Dann hast du den Knoten durchschlagen.

"Der Wald bewegt sich!" => "Es kommen getarnte Soldaten."
"Die Last von Euch nehmen!" => "Keine Blähungen mehr!"
usw...

Bloß ein doofes Beispiel.

Ich denke, dass man mit der Macbeth-Inspiration etwas viel besseres daraus machen kann, indem man passend mit versteckten Zweideutigkeiten und vermeintlichen Eindeutigkeiten spielt.

Um das passend auf deine Story anzuwenden, müsste man mehr Details kennen, aber die kennst du ja.
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Taranisa
Geschlecht:weiblichBücherwurm

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Beitrag10.01.2024 18:35

von Taranisa
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Jetzt sind die guten Antworten schon alle weg. Laughing
Ich würde mir überlegen: Welche auffälligen oder auch nebensächlichen Gemeinsamkeiten z.B. auch an Interessen haben Prota und Auserwählter? Sie könnten auch zur gleichen Zeit am gleichen Ort sein ("Jener, der am ... den Berg ... erklimmt" oder so), die gleiche Urahnin haben, das gleiche Studium (Uni, sonstige Ausbildung, auch spirituelle) absolvieren ...


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Henkersweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/18
Die Ehre des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 12/20
Spielweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/21
Das Gegengift des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 11/22
Der Stab der Seherin, Burgenwelt Verlag, Herbst 2024
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Murnockerl
Geschlecht:weiblichEselsohr
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Beitrag10.01.2024 19:31

von Murnockerl
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Zitat:
Ich denke, dass es vor allen Dingen wichtig ist, die Prophezeihung zum einen sehr interpretierbar zu halten, also mithin relativ unkonkret zu formulieren, damit die anderweitige, unerwartete Auflösung am Ende nicht konstruiert oder unlogisch erscheint; und zum anderen sollte meines Erachtens die mögliche alternative Auslegung, und deren Zielfigur, zaghaft auch rechtzeitig vor der Auflösung zumindest vage angedeutet werden, damit die nachher nicht als deus ex machina aus dem Nichts aufpoppt.

Die Figur des deus ex machina finde ich in Sachen Storytelling einfach unbefriedigend, wenn auch seit der hellenischen Tragödie festes Stilelement vor allem des Bühnenstücks und des Volkstheaters. Aber für ein aktuelles Prosawerk fände ich es schon angemessen, den Lesern rechtzeitig zumindest kleine Hinweise darauf zu geben, dass der Auserwählte vielleicht doch ein anderer sein könnte, als man denkt. Was nicht heißt, dass er und sein sein Umfeld nicht völlig davon überzeugt sein dürfen. Der Leser braucht wenigstens einen winzigen Anlass zum Zweifeln. Nicht gleich bei der Prophezeihung, aber eben auch nicht erst im Schlussakt.


Idealerweise soll der "andere" gerade nicht als deus ex machina erscheinen, sondern im Gegenteil die Erfüllung der Prophezeiung den Tiefpunkt der Handlung darstellen - wenn die Protas realisieren, dass es eben nicht so gehen wird, wie sie es sich vorgestellt haben und sie nochmal ganz von vorne anfangen müssen.

Ich hab anhand eurer Vorschläge nachgedacht und jetzt doch etwas halbwegs Brauchbares zusammengezimmert. Natürlich noch mit Luft nach oben.

Der tatsächliche "Auserwählte" fungiert während dem Großteil der Handlung als eine Art antagonistischer Comic Relief. Er ist der Angestellte einer expandierenden Firma und soll der Familie zureden, endlich doch ihr benachbartes Grundstück (auf dem aber das Ritual stattfinden muss) an die Firma zu verkaufen. Dabei erscheint er ziemlich karrieregeil. Wenn er nun in Wahrheit den Job gar nicht mag, wäre es eine große Erleichterung, wenn er ihn aufgeben könnte - "die Last der Familie wird von seinen Schultern genommen". ZB könnte er im Lotto gewinnen und der Glücksspielkonzern hat als Logo ein Sternbild ("unter der Gunst des Schützen"). Die Mutter rechnet aus, dass ihr Kind wahrscheinlich im Sternzeichen Schütze sein wird und sieht so die Prophezeiung erfüllt. Da beim Ritual ein Brunnen beteiligt ist, könnte er "die Last" (den Verkaufsvertrag) in den Brunnen werfen, was wiederum als Teil des notwendigen Rituals missgedeutet wird ... Ich glaube, das gefällt mir bisher ganz gut.
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Balnoj
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Beitrag31.01.2024 15:29

von Balnoj
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Die Prophezeiung, so vage sie ist, soll ja trotzdem wie eine Socke auf dem Fuß zur Geschichte passen.

Daher kannst du zwar, wie hier schon gestartet, eine Art Beta-Version tippen, aber solltest sie im Endeffekt zum Schluss schreiben.
Wenn du die Geschichte bis zum Ende durchgeplottet hast, kannst du es auch schon versuchen.

Und zwar nimmst du wichtige Meilensteine deiner Geschichte (Figur xyz hat das und das erfahren/ gemacht/ geschafft/ verhindert/ verloren/ übersehen).
Und dann listest du diese Dinge chronologisch auf und daraus bastelst du dir deine Prophezeihung. Meiner persönlichen Meinung nach sollte es sich reimen. lol2

Und dann formulierst du die Prophezeiung so grob/vage, dass es auf Prota und  das eigentliche Schicksalskind zugleich passt.
Dabei könntest, bezogen auf beide Figuren, HObby und Beruf vertauschen. Oder oben die grünen Haare als "grünes Haupt", was später eher ein Hut ist oder ihm fällt vom Balkon eine Pflanze auf den Kopf.
Vielleicht ein Wortdreher bei der Namensbedeutung?

Genauso bei der Vorgeschichte mit Mutter und Vater verfahren.


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Murnockerl
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Beitrag31.01.2024 17:13

von Murnockerl
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Hallo Balnoj! Danke für deine Tipps!

Die Handlung steht bereits, nur eben die Prophezeiung, bzw der Twist dabei, hat mir noch gefehlt. Die Prophezeiung soll auch nicht Handlung im Detail wiedergeben, sondern besagt im Wesentlichen Person X wird im Jahre Y den Fluch lösen. (Ein) Thema des Romans soll dann sein, wie der Protagonist und sein Umfeld mit dieser Erwartungshaltung umgehen.
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Balnoj
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Beitrag31.01.2024 18:03

von Balnoj
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Jaaaaa,

nur finde ich, dass so eine Prophezeiung viel stimmiger und interessanter wirkt, wenn es detektivartig die tatsächliche Handlung widerspiegelt, ohne sie zu viel zu verraten.
Um am Ende eben eine Art "Ahaaa" Effekt zu haben.
Animiert manchen Leser, das Buch gleich nochmal zu lesen, um die Zusammenhänge mitzuerleben.


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Murnockerl
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Beitrag31.01.2024 19:01

von Murnockerl
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Zitat:
Jaaaaa,

nur finde ich, dass so eine Prophezeiung viel stimmiger und interessanter wirkt, wenn es detektivartig die tatsächliche Handlung widerspiegelt, ohne sie zu viel zu verraten.


Ich glaube, ich verstehe nicht ganz, was du meinst. Die Prophezeiung bezieht sich ja eben nicht auf das, was der Prota tut. Wenn sie zufällig trotzdem Dinge beschreibt, die dem Prota passieren, dann macht das den Zufall ja nur noch unwahrscheinlicher und damit für die Lesenden unplausibler, oder nicht?

In Bezug auf die andere Figur hast du Recht, nur spielt die keine große Rolle. Sie ist sozusagen nur dazu da, um im passenden Augenblick zu beweisen, dass der Prota nicht der "Auserwählte" ist und ihn so in eine Krise zu stürzen.
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Balnoj
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Beitrag03.02.2024 18:48

von Balnoj
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Ja, die Prophezeihung bezieht sich auf eine andere Figur, wird aber in deiner Geschicht ja missverstanden oder verwachselt wodurch die anderen Figuren und/oder der Leser glauben sollen, dass dein Prota der Auserwählte ist - richtig?

Dann sollte die Prophezeihung auf beide (Prota und die andere FIgur) zutreffen.
Ist ja auch eine typische Anekdote wie man solche Voraussagungen missverstehen kann.


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