aber wir schlafen noch immer schlecht

[karlalakatz]

aber wir schlafen noch immer schlecht

damals in G. hatten die straßen einen seltsamen
blick: der beton starrte
ich hatte meinen kragen hochgeklappt, die blicke
würden daran abprallen
dann fielen sie mir vor die füße: von zeit zu zeit
steckte ich sie ein
nachts schluckte ich sie alle runter, einen nach
dem anderen, bis mein magen von innen
anarchisch zerlöcherte

in G. ging ich in die schule: da fielen mir die
langen haare ins gesicht und die wörter aus dem
mund
wir schlugen bücher auf und zu, bis die sätze
zappelten
getackertes lächeln, zu enge jeans, rohe
fingerkuppen, kraterhaut
nervös war die luft gewesen; ich hatte zu viel
geredet

es ist november: in B. klappen die leute ihre
kragen hoch
wind treibt tränen
in mir ist es jetzt bürokratisch sortiert
die haare kurz und die beine dünner
wir sind damals geflohen: vor zappelnden sätzen
und tickenden uhren, vor starrenden straßen
aber wir schlafen noch immer schlecht

der zug fährt ein paar stunden nach unten
wir stehen in G. am still verwachsenen bahnhof
und kriechen in uns
die luft ist blass und rau
später umnetzt mutter meine wangen, spinnt
mich in wattige worte
die eltern lächeln frequentiert, ich frage mich:
wer hier wessen lücken füllt

in G. holen uns die friedhöfe und parkplätze ein:
schweigend fliehen wir wieder
der zug schwebt zurück nach B. und ich zupfe
mir relativ hastig ein paar erinnerungen von
den fingerkuppen
wind treibt tränen: habe den kragen unten
gelassen und
eine maske aufgezogen

[anuphti]

Kurz herein gelesen,
total begeistert,
leider gerade sehr wenig Zeit, aber trotzdem ganz kurz, richtig richtig gut!

Später mehr!

Sehr sehr gerne gelesen, ganz großartig!

Liebe Grüße
Nuff