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tausch#händel


 
 
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dürüm
Wolf im Negligé

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Beitrag11.08.2022 09:21

von dürüm
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Hallo Mirjam,

schön, dass Du noch einmal rein schaust.

Händel ist toll. Also der Komponist.
Aber ich meine tatsächlich etwas anderes, ein eher altmodisches Wort, Fantasy und Historienschreiber kennen es gut.

Aber welche Bilder auch immer Du assoziierst, ist und darf ja auch sehr persönlich sein. Letztlich dient Lyrik ja auch dem Kopfkino, oder?

Danke und Gruß
Kerem


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(Oscar Wilde)
Der Willige wird vom Schicksal geführt. Der Störrische geschleift.
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Perry
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Alter: 71
Beiträge: 2509



P
Beitrag11.08.2022 14:08
Hallo dürüm,
von Perry
Antworten mit Zitat

es ist ja bereits viel zu deinem Text geschrieben worden, trotzdem möchte ich Dir auch ein paar Gedanken dalassen.
Ich lese den Text als innere Zwiesprache, vielleicht mit einem Toten.
Nachlässe bzw. Erinnerungen bringen uns oft zum Nachdenken. Gut, wenn man
aus dem Ganzen etwas Positives fürs sich ziehen kann.
Gern Reflektiert und LG
Perry
PS: Im Titel wäre mir "handel" näher als "händel", dem ja auch etwas Streitbares anhaftet.
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Merlinor
Geschlecht:männlichArt & Brain

Alter: 72
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Beitrag11.08.2022 18:04

von Merlinor
Antworten mit Zitat

Hallo dürüm

Was ich da lese? Sinngemäß? Nun "Händel" bedeutet Streit.
Das LI liegt mit sich selbst im Streit, versteht seinen Gegenpart nicht und fordert Antworten, die es sich selbst nicht geben kann.
Sein Gegenpart ist tief in sich und eine Welt fern der diesseitigen Realität verstrickt und schickt das LI als Antwort auf dessen Fragen auf eine Reise in dessen eigenes Inneres.
Die führt ihn in die Schönheit seines wahren Ichs.

Das ist, was jedenfalls ich aus Deinem Text herauslese.
Aber darum geht es mir eigentlich nicht: Mich interessiert vor allem Deine Sprache, denn Dein Text berührt mich tief - dank der gewählten Worte und der aus ihnen geformten Assoziationsketten, Bilder und Rhythmen.
Ich bin kein Lyriker. Ich verstehe nichts von gereimten oder freien Versformen, aber mich berührt Sprache, denn Sprache kann Musik sein, oder Malerei.
Deine Sprache in diesem Gedicht ist Musik.

Danke dafür!
dürüm hat Folgendes geschrieben:

und für dunkelgrau und bodenlos
bekomme ich

ein zartes gespinst
aus strahlender stille








.

 love

LG Merlinor


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„Ich bin fromm geworden, weil ich zu Ende gedacht habe und nicht mehr weiter denken konnte.
Als Physiker sage ich Ihnen nach meinen Erforschungen des Atoms:
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Skatha
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Beitrag12.08.2022 17:28

von Skatha
Antworten mit Zitat

Hallo Kerem,

mein erster Kommentar fiel leicht unzureichend aus, daher möchte ich ergänzen bzw. den "mir gefallen die Zeilen, die Wortwahl und die Bildsprache"-Teil ausführen.

Mir haben wohl auch ein wenig die Worte gefehlt, um auszudrücken, wie faszinierend deine Zeilen sind.
Merlinor hat das mit der Musik schön formuliert, ich knüpfe mal an: Dein Text ist eine wundervolle Komposition, die zum Sinnieren einlädt. Wiederholt kann ich ihn lesen, hineintauchen und jedes Mal etwas Neues darin finden. Viele meiner Gedanken dazu sind eher diffus; reichen vom Leben, von Zielen und Träumen, von Tiefpunkten und schwierigen Phasen hin zum Tod und dem Glauben an mehr als das, was ist.

Was auch immer deine Inspiration für den Text war - danke jedenfalls fürs Teilen.
Gern gelesen.

LG Skatha


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dürüm
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Beitrag14.08.2022 09:59
Re: Hallo dürüm,
von dürüm
Antworten mit Zitat

Perry hat Folgendes geschrieben:
es ist ja bereits viel zu deinem Text geschrieben worden, trotzdem möchte ich Dir auch ein paar Gedanken dalassen.
Ich lese den Text als innere Zwiesprache, vielleicht mit einem Toten.
Nachlässe bzw. Erinnerungen bringen uns oft zum Nachdenken. Gut, wenn man
aus dem Ganzen etwas Positives fürs sich ziehen kann.
Gern Reflektiert und LG
Perry
PS: Im Titel wäre mir "handel" näher als "händel", dem ja auch etwas Streitbares anhaftet.


Hallo Perry,

vielen Dank für Deine Rückmeldung und den Kommentar zum Titel. Darauf habe ich lange gewartet. Ich habe tatsächlich ganz bewusst "handel zu händel" geändert, um den Konflikt darzustellen.

"Ich habe keine Händel mit Dir", also keine Zwist/Streit mit Dir, Händel ist ein altes Wort (Vergangenheit), so alt, dass es vielen Lesern hier im Forum offensichtlich gar nicht mehr bekannt ist. Wahrscheinlich bin ich einfach zu alt, oder lese zu viel Mittelalterliteratur Laughing

Und es geht um einen unserer größten Konflikte schlechthin smile

Danke für´s Lesen!

Gruß
Kerem


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dürüm
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Beitrag14.08.2022 10:08

von dürüm
Antworten mit Zitat

Hallo Merlinor,

Yep.
Händel bedeutet Streit oder Zwist. Schön, dass es hier noch Leser gibt, die das Wort kennen.

Und ja es geht um Konflikt. Von der Vergänglichkeit des Menschen und dem Gefühl der Machtlosigkeit gegenüber einer physikalischen Konstante, die wir nicht kontrollieren können.

Die ersten beiden Strophen beschreiben es auf unterschiedliche Weise, einmal bildhaft in der Landschaft mit Stufen und Schatten. und dann als die Unscheinbarkeiten, Scherben und Fragmente ...

Ich freue mich, dass Dir die Sprache gefällt!!

Und ich erzähle dir, was ich mit "zartes gespinst aus strahlender stille" meine:

Achtung Spoiler!!

Das zarte Gespinst ist der Moment des "Hier und Jetzt", in dem Vergangenheit und Zukunft bedeutungslos werden.

Danke für´s Vorbeischauen und Gedanken da lassen!

Gruß
Kerem


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Merlinor
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Beitrag14.08.2022 10:50

von Merlinor
Antworten mit Zitat

Hallo Kerem

dürüm hat Folgendes geschrieben:

Das zarte Gespinst ist der Moment des "Hier und Jetzt", in dem Vergangenheit und Zukunft bedeutungslos werden.


Oh ja, ich kenne die Schönheit dieses Moments und Du hast ihn in wunderbare Worte gefasst.
Treffender geht es nicht.

LG Merlinor


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BlueNote
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Beitrag14.08.2022 11:45
Re: tausch#händel
von BlueNote
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dürüm hat Folgendes geschrieben:
tausch#händel

auf den stufen einer
verfallenen geschichte
harrst du geduldig im
schatten einer prophezeiung
tief versunken sortierst du
unscheinbarkeiten

verblassende scherben
aus vergangenheit
eine handvoll nichts
und geheimnisvolle fragmente
mit leeren versprechungen
aus unsichtbarer tinte

ich frage was du willst
und du schickst mich auf die suche
tief in mir
und für dunkelgrau und bodenlos
bekomme ich

ein zartes gespinst
aus strahlender stille








.


Hi dürüm,

sehr viel Stille (oder weißer Raum zum Schluss) bei diesem Text!
Für mich hört sich das nach melancholischer Lebensbilanz an - die aber dennoch etwas Strahlendes hat. ... ein zartes Gespinst ist. Stehen das "Du" und das "Ich" in einer Beziehung, in einer verflossenen, vergangenen? Das "Ich" jedenfalls steht zunächst noch fest in der Realität ("ich frage was du willst"), wird dann aber auf die Reise ("Suche") innerhalb der eigenen Gedankenwelt geschickt.

Ein unscheinbares Leben enthält strahlende Stille. Eigentlich eine recht hoffnungsvolle Bilanz. Es hört sich angenehm an, poetisch. Ein Hohelied auf die Bescheidenen, Stillen, Zaghaften? Zumindest wird den Stillen/der Stille Aufmerksamkeit geschenkt - und das gibt mir beim Lesen ein gutes Gefühl - für den Moment.

Das Gedicht hinterlässt ein "zartes Gespinst" an "well-formed feelings". Was will man mehr? Für mich hat dieses Gedicht eine Bedeutung (wenn auch möglicherweise nicht die richtige - aber was ist schon die "richtige Bedeutung").

BN
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dürüm
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Beitrag14.08.2022 16:44

von dürüm
Antworten mit Zitat

Skatha hat Folgendes geschrieben:
Hallo Kerem,

mein erster Kommentar fiel leicht unzureichend aus, daher möchte ich ergänzen bzw. den "mir gefallen die Zeilen, die Wortwahl und die Bildsprache"-Teil ausführen.

Mir haben wohl auch ein wenig die Worte gefehlt, um auszudrücken, wie faszinierend deine Zeilen sind.
Merlinor hat das mit der Musik schön formuliert, ich knüpfe mal an: Dein Text ist eine wundervolle Komposition, die zum Sinnieren einlädt. Wiederholt kann ich ihn lesen, hineintauchen und jedes Mal etwas Neues darin finden. Viele meiner Gedanken dazu sind eher diffus; reichen vom Leben, von Zielen und Träumen, von Tiefpunkten und schwierigen Phasen hin zum Tod und dem Glauben an mehr als das, was ist.

Was auch immer deine Inspiration für den Text war - danke jedenfalls fürs Teilen.
Gern gelesen.

LG Skatha


Hallo Skatha,

vielen Dank für Deine erneute Rückmeldung und dass Dir der Text so gut gefällt. Ich habe versucht ihn vielschichtig und gleichzeitig mit Metaphern in die Realität zu setzen. Und ich freue mich, dass so viele Leser für sich selbst Bedeutungsebenen finden.

Sei bedankt!

Gruß
Kerem


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dürüm
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Beitrag15.08.2022 09:57

von dürüm
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Zitat:

Hi dürüm,

sehr viel Stille (oder weißer Raum zum Schluss) bei diesem Text!
Für mich hört sich das nach melancholischer Lebensbilanz an - die aber dennoch etwas Strahlendes hat. ... ein zartes Gespinst ist. Stehen das "Du" und das "Ich" in einer Beziehung, in einer verflossenen, vergangenen? Das "Ich" jedenfalls steht zunächst noch fest in der Realität ("ich frage was du willst"), wird dann aber auf die Reise ("Suche") innerhalb der eigenen Gedankenwelt geschickt.

Ein unscheinbares Leben enthält strahlende Stille. Eigentlich eine recht hoffnungsvolle Bilanz. Es hört sich angenehm an, poetisch. Ein Hohelied auf die Bescheidenen, Stillen, Zaghaften? Zumindest wird den Stillen/der Stille Aufmerksamkeit geschenkt - und das gibt mir beim Lesen ein gutes Gefühl - für den Moment.

Das Gedicht hinterlässt ein "zartes Gespinst" an "well-formed feelings". Was will man mehr? Für mich hat dieses Gedicht eine Bedeutung (wenn auch möglicherweise nicht die richtige - aber was ist schon die "richtige Bedeutung").

BN


Hallo BlueNote,

vielen Dank für Deine Beobachtungen und Eindrücke. Ja, Stille ist wichtig, Stille außerhalb von dem LI aber auch innerhalb von dem LI. Als Gegensatz zu dem Gefühl von dunkelgrau (Depression, Trauer) und bodenlos (Angst)

Beide Gefühle entstehen im Zusammenhang mit der Wahrnehmung von Zeit. Trauer über das, was vergangen ist, Angst vor dem, was in der Zukunft wartet.

Wenn ich GENAU dazwischen im hier und jetzt bleibe, dann wird alles still.
Und das fällt Menschen so wahnsinnig schwer. Sie kämpfen und kämpfen mit dem Lauf der Zeit, mit Veränderungen, anstatt es einfach anzunehmen. Der Bambus beugt sich unter dem Wind, und richtet sich danach wieder auf.

Alle großen Philosophien haben die Bedeutung des Lebens im hier und jetzt erkannt, und wenn man im Daoismus sucht, dann wird klar:
Those who talk, don´t know. Those who know, don´t talk ---> Stille

Danke für´s Lesen und Kommentieren und dass es eine Bedeutung für Dich hat.

Gruß
Kerem


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Kurzerede
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Beitrag19.08.2022 17:24

von Kurzerede
Antworten mit Zitat

Hallo dürüm,

was mich an Deinem Gedicht in erster Linie fasziniert, ist, dass ich mich schon ganz schön lange damit beschäftige. Das ist sehr ungewöhnlich für mich, wenn die Wortwahl eher krytisch ist. Deine Wortwahl aber ist gleichzeitig sehr fein und ansprechend. So ansprechend, dass ich immer wieder versucht habe meine Interpretationen so lange zu hinterfragen, bis sich irgendwann ein schlüssiges Ganzes ergibt. Zugegebenermaßen ist mir das nicht gänzlich gelungen.
Nach Deiner kurzen Erklärung Deiner Intention, lege ich die Wortwahl nun noch eine Stufe höher und ziehe ehrfurchtsvoll meinen Hut. Ein wirklich sehr feines Wortenetz!

Viele Grüße,

Martin


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Viele Grüße
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dürüm
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Beitrag20.08.2022 13:56

von dürüm
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Kurzerede hat Folgendes geschrieben:
Hallo dürüm,

was mich an Deinem Gedicht in erster Linie fasziniert, ist, dass ich mich schon ganz schön lange damit beschäftige. Das ist sehr ungewöhnlich für mich, wenn die Wortwahl eher krytisch ist. Deine Wortwahl aber ist gleichzeitig sehr fein und ansprechend. So ansprechend, dass ich immer wieder versucht habe meine Interpretationen so lange zu hinterfragen, bis sich irgendwann ein schlüssiges Ganzes ergibt. Zugegebenermaßen ist mir das nicht gänzlich gelungen.
Nach Deiner kurzen Erklärung Deiner Intention, lege ich die Wortwahl nun noch eine Stufe höher und ziehe ehrfurchtsvoll meinen Hut. Ein wirklich sehr feines Wortenetz!

Viele Grüße,

Martin


Hallo Martin,

vielen Dank für´s Lesen und Kommentieren. Ich freue mich besonders über individuelle Lesarten, sodass ich generell nicht gerne erkläre, was ich mir selbst gedacht habe. Aber meistens "komponiere" ich gezielt und nicht einfach intuitiv. Ausnahmen bestätigen die Regel.

In diesem Fall ging es tatsächlich um die Zeit, Vergangenheit, Gegenwart (die handvoll nichts) und Zukunft. Und der menschliche Kampf damit, das Unvermögen, Gegenwart als einzig reale Zeitform anzusehen.

Schön, dass Du damit etwas anfangen konntest.

Man liest sich.

Gruß
Kerem


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holg
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Beitrag20.08.2022 16:26

von holg
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Hey Dürüm,
schönes Ding, das ich nicht ganz zu fassen kriege. So bin ich zum wiederholten Male hier und würde höchstens anregen das "geheimnisvolle" hier:
Zitat:
eine handvoll nichts
und geheimnisvolle fragmente
mit leeren versprechungen
aus unsichtbarer tinte
nochmal zu überdenken. Bei der sonst sparsamen Bewörterung kommt mir das irgendwie zu dick vor, zu vorinterpretiert.
Kann aber auch nur daran liegen, dass ich keinen wirklichen Zugang finde.

holg


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dürüm
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Beitrag20.08.2022 22:01

von dürüm
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Hey holg,

schön von Dir zu hören. Und endlich mal ein konstruktiver Vorschlag.
Wir sind doch hier im Werkstatt Board, oder nicht?

Danke für Deinen Input, jetzt fängt die Textarbeit hoffentlich richtig an.

Du hast einen guten Riecher.
"geheimnisvoll" hat mir auch Bauchschmerzen gemacht.

Die zweite Strophe soll die verschiedenen Zustände der Zeit beschreiben. Die Fragmente stehen für die Zukunft, das Unbekannte, das Mögliche.

Das kann bedrohlich sein, grundsätzlich "unbekannt", aber auch verheißungsvoll, hoffnungsvoll ... es sind die Schatzkarten dieser Welt, die Roadmaps, die Wegbeschreibungen. Viele verschiedene Fragmente, zum Teil unverständlich, kryptisch, zum Teil mit leeren Versprechungen (wenn Hoffnungen nicht erfüllt werden/wurden).

Ich suche ein Pendant zu "verblassende scherben der vergangenheit" (Erinnerungen verblassen, Scherben sind unvollständige Überbleibsel der Erinnerung.)

Und für die Zukunft brauche ich "####### Fragmente" (etwas was den Charakter der Zukunft, das Unbekannte, zeigt).

Im Moment sitze ich noch am Zehntausender, aber sobald ich abgegeben habe, denke ich weiter drüber nach. Vielleicht streiche ich es auch einfach ganz. Hm.

Danke und Gruß
Kerem


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Berni
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Beitrag20.08.2022 23:14

von Berni
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Hi Kerem,

das Gedicht ist mir zu hermetisch, ich komme damit nicht zurecht (liegt aber an mir). Ist auch ganz und gar nicht meine Richtung. Im mittleren Teil schwirrt mir der Kopf vor Adjektiven. Und doch lese ich es immer wieder. Vielleicht platzt irgendwann der Knoten. Ich bleibe dran. Da ist ja was, wenn ein Text den Leser nicht loslässt. Wink

Aber händel: Streitigkeiten, oder? Den Meister der Musik hättest du doch groß geschrieben. Wink

LG
Berni
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Beitrag21.08.2022 12:23

von dürüm
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Hi Berni,
vielen Dank für´s Vorbeischauen und Gedanken da lassen.

Ja, mit händel meine ich natürlich den Streit. Ich bin immer noch überrascht, dass das Wort im Titel so kommentarlos hingenommen wurde/wird.

Es spielt mit dem Gegensatz zwischen Handel (friedlich) und Händel (streitend) und bezieht sich auf den Zwist zwischen Mensch und Zeit.

Beim Versuch mehr Zeit auszuhandeln, zieht der Mensch immer den Kürzeren. Und anstatt im Hier und Jetzt zu leben, verbringt er viel zu viel Zeit in der Vergangenheit. Oder der Zukunft. Oder im Internet (*grins*)

Und deshalb soll das bodenlos (Angst, vor der Zukunft) und das dunkelgrau (Depression, Trauer, Verlust, Vergangenheit) eingetauscht/eingehandelt werden gegen die Gegenwart, das Gespinst # aus strahlender Stille.

Danke für´s Lesen und Wahrnehmen!

Gruß
Kerem


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Merlinor
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Beitrag21.08.2022 23:56

von Merlinor
Antworten mit Zitat

dürüm hat Folgendes geschrieben:


Und für die Zukunft brauche ich "####### Fragmente" (etwas was den Charakter der Zukunft, das Unbekannte, zeigt).



"vernebelt" oder "verschattet" vielleicht?

LG Merlinor


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Beitrag22.08.2022 11:59
Re: tausch#händel
von dürüm
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dürüm hat Folgendes geschrieben:
tausch#händel

auf den stufen einer
verfallenen geschichte
harrst du geduldig im
schatten einer prophezeiung
tief versunken sortierst du
unscheinbarkeiten

verblassende scherben
aus vergangenheit
eine handvoll nichts
und geheimnisvolle fragmente
mit leeren versprechungen
aus unsichtbarer tinte

ich frage was du willst
und du schickst mich auf die suche
tief in mir
und für dunkelgrau und bodenlos
bekomme ich

ein zartes gespinst
aus strahlender stille

.


Hallo Merlinor,

vielen Dank für die Rückmeldung und Deine Vorschläge.

"verschattet" geht nicht, wegen Wortwiederholung. Schatten in der ersten Strophe. (Aber hat mir im Zusammenhang mit Zukunft natürlich auch schon gut gepasst, sonst hätte ich es nicht verwendet)

"vernebelt" assoziiere ich einerseits mit dem aktiven Vernebeln von Substanzen (Medikamente bei Inhalatoren) oder dem Begriff "benebelt", der Verwirrung andeutet. Das heißt, da habe ich den Zusammenhang mit der Zukunft noch nicht so wirklich.

Irgendwelche anderen Ideen? Irgendjemand?

Ich möchte einerseits andeuten, wie spannend Zukunft sein kann, wie vielversprechend, aber auch wie irreführend, weil so viele Möglichkeiten vorhanden sind.


- spannende fragmente?
- irreführende fragmente?

und (das wäre optimal) ein Adjektiv, das eine Verbindung zu Papier hat (weil ich Papierfragmente vor Augen habe).

- brüchige fragmente
- durchsichtige fragmente
- angerissene fragmente
- gefaltete fragmente
 ...


Ich denke.

Danke und Gruß
Kerem


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Beitrag22.08.2022 12:24

von Merlinor
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Hm ... vielleicht

feingesponnene Fragmente?
trügerische Fragmente?
zerbrechliche Fragmente?
schleierhafte Fragmente?
unergründliche Fragmente?

Etwas wirklich Schlagendes fällt mir leider auch nicht ein ... Sad

LG Merlinor


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Beitrag22.08.2022 13:10

von dürüm
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Hallo Merlinor,

sei bedankt für Deine Ideen.

im Moment denke ich an alles mögliche assoziiert mit Papier ...

also z.B.

- handgeschöpfte fragmente
- bedruckte fragmente
- bemalte fragmente
- beschriebene fragmente

und dann gleichzeitig, das unbekannte Wesen der Zukunft ...

- unleserliche fragmente
- codierte fragmente ...

Hm, diese Richtung gefällt mir schon ganz gut ...

ich denke. Und denke. Und denke ...

Danke und Gruß
Kerem


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holg
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Beitrag22.08.2022 23:02

von holg
Antworten mit Zitat

Wollte codierte Fragmente und wusste nicht, ob das für dich überhaupt infrage kommt.

Aber dein erster Block mit bedruckte oder bemalte, gefällt mir.

Könnte mir das aber auch gut ganz ohne Adjektiv vorstellen.


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Beitrag22.08.2022 23:14

von dürüm
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holg hat Folgendes geschrieben:
Wollte codierte Fragmente und wusste nicht, ob das für dich überhaupt infrage kommt.

Aber dein erster Block mit bedruckte oder bemalte, gefällt mir.

Könnte mir das aber auch gut ganz ohne Adjektiv vorstellen.


Na toll.

Eigentlich wolltest Du "codierte".

Jetzt gefallen Dir auch "bedruckte und bemalte".

Aber ohne Adjektiv geht auch.

Sind wir etwa etwas unentschlossen? Du-Du-Du!


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