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Skraelinger


 
 
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Ronsen
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 33
Beiträge: 22
Wohnort: Hamburg


Beitrag27.11.2019 18:17
Skraelinger
von Ronsen
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Hallo liebe Schreibfedern smile
Nach 4 Jahren melde ich mich mal wieder zurück in diesem Forum, da ich nun (endlich) begonnen habe, an einem Roman zu arbeiten, der nicht unter die Sektion Fanfiktion fällt. Die letzten Jahre habe ich an langfristiger Storyplanung gearbeitet und inzwischen eine Fanfiktion geschrieben, die 300 Seiten umfasst und hoffentlich nächstes Jahr fertig wird. Daraus habe ich den Entschluss gefasst, dass ich bereit für den nächsten Schritt bin: einen Roman zu schreiben, den ich vielleicht sogar mal veröffentlichen kann.

Parallel habe ich einige Monate lang intensiv für diese neue Geschichte recherchiert, deren ersten Prologteil ich euch hier vorstellen möchte. Es handelt sich um einen historischen Text, der die Abenteuer von Leif Eriksson und seiner Mannschaft in Vinland (Neufundland) umreißen wird. Als Skraelinger (=Schwächlinge) haben die Wikinger die einheimischen Eskimos bezeichnet. Ich habe das Thema gewählt, weil es mir einerseits Abenteuergeschichten angetan haben und weil in den meisten gängigen Büchern über Wikinger vor allem von ihren Raubzügen in Europa berichtet wird (z.B. die Abenteuer des Röde Orm), aber bislang habe ich wirklich wenig Prosa zur Besiedlung Amerikas gefunden, die meiner Meinung nach ein großes Potential bietet.
Nun wünsche ich viel Spaß beim Lesen und freue mich natürlich über interessante Kommentare und Feedback.

Skraelinger

Island 986 A.D.


Hätte Hrolf Ingvasson an diesem milden Julimorgen bereits geahnt, dass er zur Mittagsstunde in eine fremde Welt aufbrechen würde, die noch kein Wikinger vor ihm, ja vielleicht noch keine Menschenseele auf dieser Erde, je zu Gesicht bekommen hatte, dann wäre sein Frühstück gewiss üppiger ausgefallen.
Die letzten Tage verbrachte er auf hoher See, auf einer Knorr, von Haithabu aus gen Island. Die Verpflegung auf dem Handelsschiff war vergleichsweise gut gewesen, denn die Götter hatten der Crew einen frischen Ostwind beschert, der sie unter vollen Segeln auf die Insel von Feuer und Eis brachte. Bei so gutem Wind mussten sie nicht allzu sehr rationieren. Dennoch hatte sich Hrolf bei ihrer Ankunft in den frühen Morgenstunden nur eine kleine Portion vom trocknen Brot und Hartkäse genommen, denn er wollte sich den Hunger für das Festmahl aufheben, das ihn zuhause erwartete. Ein geschlachtetes Schaf war das Minimum, das er sich für eine Rückkehr nach acht Wochen erhoffte. Am besten in einem großen Eintopf mit roten Rüben und Kohl und dazu krügeweise Met. Schon bei dem Gedanken daran lief dem Seemann das Wasser im Mund zusammen und er klopfte sich beruhigend auf seinen großen, laut knurrenden Bauch.
Mit einem kräftigen „Hauruck“ auf den Lippen, hievte er ein prallgefülltes Weinfass von Bord und reichte es einem der Männer an Land, die sämtliche Waren an der Küste stapeln sollten, bevor die Ebbe zurückkehrte und ihr Schiff auf dem Trockenen lag. Bei den Dänen von Haithabu hatten sie dieses Jahr großartige Geschäfte gemacht. Die Wolle ihrer Schafe und die zahlreichen Tiertrophäen, die man nur in den Gewässern um Island fangen konnte, waren bei den Händlern im Süden äußerst beliebt. Sie selbst kauften vor allem Holz, denn die einst üppig begrünte Insel glich neuerdings dem kahlen Schädel eines alten Kriegers. Hrolf hätte sich nie zu träumen gewagt, dass ausgerechnet etwas so Alltägliches wie Holz einmal knapp werden konnte. Aber der Preis war niedrig und so konnten sich die gewitzten Händler noch andere Spezialitäten wie Wein und Gewürze kaufen, die im rauen Klima des Nordens nicht zu finden waren. Und für einen guten Schluck Rotwein war Hrolf immer zu haben.
„Wo bleibt Bjarni denn mit den Karren?“, rief Hrolf in die Runde, „Mir hängt der Magen schon in den Kniekehlen. Nicht, dass ihm die Schafe wieder ausgebüxt sind!“
Von seinen Kameraden erntete Hrolf zustimmendes Gelächter. Ihr Steuermann Bjarni Herjulfson galt zwar als die schärfste Zunge, wenn es ums Geschäftemachen ging, doch in den einfachsten Dingen stellte er sich zuweilen ungeschickt an. Hrolf wusste das am besten, denn er war bei Bjarnis Familie aufgewachsen. Seine eigene Mutter war verschieden, da war er gerade einmal vier Jahre alt. Kurz darauf gab ihn sein Vater bei seinem besten Freund Herjulf und seiner Familie ab, da er sich allein nicht um ein Kind zu kümmern wusste. Bjarni war zu diesem Zeitpunkt gerade ein Säugling und Hrolf ihm immer wie ein großer Bruder. Von seinem eigenen Vater wusste Hrolf nur, dass er auf Beutefahrt gegangen war, um sich eine neue Frau aus dem Süden zu angeln. In den letzten zwanzig Wintern hatte er ihn nicht mehr zu Gesicht bekommen.
Sein neuer Ziehvater Herjulf war ihm ein strenger Vater gewesen, der ihn zugunsten seines eigenen Sohnes die meisten Arbeiten auf dem Hof verrichten ließ. Daher kam es auch, dass Bjarni zwar lesen und rechnen konnte, jedoch eine Sense nicht von einer Egge zu unterscheiden wusste. Und auch das Erbe des alten Herjulf, der Hof Eyrarbakki auf Island, würde eines Tages an Bjarni übergehen. Dann müsste sich Hrolf mit seinem Ziehbruder gut stellen, falls er weiter bei ihm leben wollte. Er könnte freilich auch seinen eigenen Hof gründen. Doch auf der Insel unterlag bereits jeder letzte Grashalm einer der größeren Bauernfamilien. Wollte Hrolf einen eigenen Haushalt führen, dann müsste er dies irgendwo auf dem Festland tun. Aber für so eine Reise fehlte ihm ein konkretes Ziel. Und eine Frau noch dazu.
„Ich glaube, ich kann ihn sehen“, rief einer der Männer und riss Hrolf damit aus seinen Gedanken. Der Seebär ließ seinen Blick über die weiten Hügel und Ebenen schweifen und folgte dabei den Spuren eines Trampelpfades, der ins Landesinnere führte. An dessen Ende erkannte er einen dunklen Schatten, der schnell größer wurde und näherkam. Es war ein einzelner Reiter, der sein Ross kaum zu zügeln wusste.
„Das ist er“, murmelte Hrolf in seinen vollen, blonden Bart, „So steif sitzt nur Bjarni Herjulfson im Sattel.“
Die gut dreißigköpfige Crew erwartete gespannt die Rückkehr ihres Steuermanns, der kurz nach der Ankunft direkt losgezogen war, um den elterlichen Hof aufzusuchen, während die anderen den Kahn schon mal entladen sollten. Eigentlich wollte er ein Dutzend Knechte, Karren und Lastenvieh mitbringen, um die Güter direkt zum Hof zu bringen, doch er kehrte allein zurück und auf seiner Stirn hatte sich eine tiefe Sorgenfalte gebildet. Hrolf besänftigte den Gaul seines Bruders und ergriff als erster das Wort. Bjarni brauchte den Mund nicht einmal zu öffnen, Hrolf wusste bereits, dass etwas im Argen lag.
„Hat es einen Überfall gegeben? Steht der Hof noch?“
„Nein… ich meine Ja. Nein und Ja. Der Hof steht noch.“
Bjarnis Blick wirkte verklärt, als wäre er in Gedanken bereits in eine ferne Welt abgedriftet.
„Geht es Vater und Mutter gut? Hast du sie gesehen?“
Bjarni antwortete nicht. Stattdessen strich er sich mehrfach mit der Hand durch den Spitzbart und lief vor seiner Mannschaft auf und ab. Hrolf konnte diese Ungewissheit nicht ertragen. Er packte seinen kleinen Bruder an der Schulter und zwang ihn zurück ins Hier und Jetzt.
„Sie sind fort“, kam schließlich die knappe Antwort des Handelsmannes, der noch für einen Moment nach den richtigen Worten suchte und sich dabei nervös an der Schläfe tippte. Hrolf kannte diese Geste. In Bjarnis Kopf kochten die Gedanken gerade über, wie in einer heißen Quelle. Und dann, mit einem Mal, sprudelten sie alle aus ihm heraus.
„Hört mich an Männer! Ich bringe euch Kunde, die unser Leben, wie wir es bislang kannten, verändern mag. Vor ein paar Wochen ist Erik der Rote aus der Verbannung zurückgekehrt.“
Ein leises Raunen ging durch die Menge, denn diese Botschaft wirkte wie ein Gewitterblitz an einem heißen Sommertag. Erik der Rote war hierzulande ein bekannter Mörder, seinen Beinamen hatte er nicht nur seinem roten Bart zu verdanken, sondern auch dem Blut, das an seinen Händen klebte. Vor drei Jahren hatte die Goden, die einflussreichsten Bauern der Insel, ihn und seine Männer von der Insel verbannt. Hrolf wusste nicht genau, was der Grund für die Morde war, aber in diesem Augenblick ging ihm nur ein Gedanke durch den Kopf. Erik war mit einer großen Flotte zurückgekehrt, um das Land in den Sommermonaten zu plündern, während die meisten Krieger auf dem Festland auf Beutezug waren. Und Hrolf schien nicht der einzige zu sein, der so dachte, denn das Gemurmel unter den Männern wurde immer lauter.
„Ihr könnt euch beruhigen, er kam in friedlicher Absicht“, rief Bjarni mit erhobener Hand, „Und er kam nicht einmal, um zu bleiben, denn er hatte im Westen ein Land entdeckt, das so herrlich weit und grün ist, dass sich gar hunderte Bauernfamilien dort ansiedeln konnten. Er gab ihm den Namen für grünes Land - Grönland. Und er ist nur nach Island zurückgekehrt, um seine Familie und Freunde zu holen und alle Zweitgeborenen, die auf unserem Eiland keinen Platz mehr haben, um einen eigenen Hof zu erwirtschaften.“
Bei diesem Satz wurde Hrolf hellhörig. Ein fruchtbares Land, das noch jungfräulich war und seine Abenteuerlust weckte? Das klang ganz nach seinem Geschmack.
„Und was ist mit Mutter und Vater? Sind sie etwa mit ihm gesegelt?“
„So ist es“, antwortete Bjarni stolz, „Mein Vater ist eben auch ein gerissener Handelsmann. Er hat Eyrarbakki teuer an den Meistbietenden verkauft und ist mit Freund und Vieh nach Grönland übergesetzt. Und wir werden ihnen folgen. Thors Blitz soll mich treffen, wenn ich das Julfest nicht bei meinen Eltern verbringen kann.“
„Soll das etwa heißen…“, begann Hrolf.
„Ganz recht. Wir werden heute noch die Segel gen Westen setzen, solange der Wind günstig steht und der Himmel klar ist.“

Hrolf musste schlucken. So eine Nachricht ließ sich nur schwer verdauen und langsam verstand er auch, warum es Bjarni so schwer gefallen war, seine Botschaft in Worte zu fassen. Und so gern er seinem kleinen Bruder auch blind ins Abenteuer folgen wollte, so groß waren die Bedenken, die ihm augenblicklich in den Sinn kamen. Daher wartete er einen günstigen Moment ab, bis die Mannschaft sich zerstreut hatte, um die Waren wieder an Bord zu laden oder Frischwasser zu holen. Ohne bei Bjarni um Erlaubnis zu fragen, köpfte Hrolf eines der Weinfässer und goss sich und seinem Bruder zwei Füllhörner ab. Mit dem Wein in den Händen und einem breiten Grinsen auf den Lippen wandte er sich an Bjarni.
„Skál, mein Bruderherz! Ich dachte mir, so eine große Neuigkeit lässt sich am besten mit einem Schoppen vom Roten verdauen.“
Bjarni nahm dankend einen großen Schluck und Hrolf tat es ihm gleich. Doch während sein Bruder ob des säuerlichen Geschmacks nur die Nase rümpfte, schienen sich Hrolfs Barthaare zu kräuseln.
„Erlesen“, sagte Bjarni, aber die Bedeutung dieses Wortes war Hrolf fremd.
„Mir wäre ein heißer Met jetzt wesentlich lieber. Oder ein schöner Fleischeintopf.“
„Mutter würde dir mit ihrem Löffel auf die Finger hauen, bei dem Hunger, den du immer mitbringst“, lachte Bjarni, „Und Vater hätte erst einmal den Göttern für das gute Essen gedankt und uns erzählt, was für ein besonders fettes Schaf das war, das er da wieder geschlachtet hat.“
„Er hätte so lange geschwatzt, bis die Suppe einfriert“, spottete Hrolf und beide lachten.
Erst nach einem Augenblick der Stille sagte Bjarni: „Ich hoffe, es geht ihnen gut.“
„Da würde ich mir keine Sorgen machen“, beruhigte Hrolf seinen kleinen Bruder, „Vater ist doch ein harter Hund. Wenn jemand in einem fremden Land überleben kann, dann er.“
Bjarni nickte. Jetzt spürte Hrolf, war der richtige Moment, auf die Reise zu sprechen zu kommen.
„Aber wir sind nicht die Einzigen, die eine Familie haben, zu der sie zurückkehren wollen.“
„Worauf willst du hinaus?“
Hrolf drehte sich um und blickte in Richtung der Knorr. Die Männer wirkten verunsichert. Die Wenigsten von ihnen waren wirklich damit beschäftigt, dem Befehl zum schnellen Aufbruch ihres Steuermannes Folge zu leisten. Einige wirkten in sich gekehrt, andere diskutierten aufgeregt miteinander.
„Wir haben eine lange Reise hinter uns. Vielleicht solltest du den Männern eine Pause gönnen. Vielleicht wollen einige von ihnen gar nicht mitkommen, weil ihre Familien noch hier sind.“
„Es steht jedem frei, mit mir zu kommen oder nicht“, erwiderte Bjarni, „Doch der Wind steht jetzt günstig und der Sommer ist bald vorbei. Und wir beide haben keinen Hof mehr. Jeden Tag, den wir jetzt hier verschwenden, fressen wir uns wertvollen Proviant weg, den wir auf der Reise brauchen können.“
Eine gut durchdachte Antwort, musste sich Hrolf eingestehen.
„Woher weißt du denn, ob der Proviant überhaupt noch für solch eine Reise reicht? Wir kennen den Weg doch gar nicht. Soweit uns überliefert wurde, liegt Island am Rand der Welt. Jenseits des Meeres liegt nur noch das ewige Eis.“
Bjarni schüttelte entschieden den Kopf und ließ den Blick aufs Meer hinausschweifen.
„Die Alken fliegen im Sommer noch viel weiter ins unbekannte Meer hinaus. Wenn sie dort nisten, muss es dort auch Land geben. Und wenn mein alter Herr eine Reise ins Unbekannte antritt, dann werde ich das auch können. Das ist eine Frage des Stolzes.“
„Aber er folgte Erik dem Roten! Wir haben keinen Führer, keine Route.“
„O doch. Ich habe doch mit dem Goden gesprochen, der unseren Hof gekauft hat. Er hat Eriks Botschaft weitergetragen. Segelt geradewegs gen Westen, haltet den Kurs mit der Sonne. Wenn die Sonne jeden Tag auf gleiche Höhe steigt, dann sind wir richtig. Grönland ist eine endlose Weite, ohne Bäume, aber fruchtbar grün. An diese Beschreibung können wir uns halten.“
Hrolf seufzte und nahm noch einen Schluck. Sein Magen knurrte noch immer und das Gebräu war stark. Er spürte, dass seine Bedenken wenig Eindruck bei Bjarni hinterließen. Er schien sich diese Reise fest in den Kopf gesetzt und bereits ausreichend durchgeplant zu haben.
„Und wenn es alles eine Lüge ist?“, brummte Hrolf jetzt nur noch halblaut, „Wenn der Gode die Geschichte erfunden hat, weil er Angst hat, du könntest ihm den Hof streitig machen? Deinen rechtmäßigen Besitz?“
Jetzt war es Bjarni, der den Augenkontakt seines Bruders suchte. In den Seinen glänzte die Abenteuerlust.
„Ich habe ein gutes Gespür dafür, ob ein Mensch lügt oder nicht. Das lernt man als erfahrener Handelsmann. Und ich merke auch, wenn jemand Angst hat. Wenn du mir nicht vertraust, Bruder, dann kannst du gern hier bleiben und dich mit dem Goden um den Hof prügeln.“
Dann leerte Bjarni sein Füllhorn und stapfte entschlossener als zuvor zum Schiff zurück.
„Jetzt, da das Fass offen ist, sollten alle davon trinken. Das motiviert sie für die Fahrt.“
Hrolf atmete noch einmal tief durch und eilte seinem Bruder hinterher.
„Dann genehmige ich mir aber auch noch einen Schluck. Und eine zweite Ration vom Frühstück. Ich werde dir in die neue Welt folgen, Bruder, aber nicht mit leerem Magen!“
Und damit war es entschieden.

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azareon35
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Beitrag28.11.2019 00:26
Re: Skraelinger
von azareon35
Antworten mit Zitat

Dann will ich mal dazu Senf ablassen, Ronsen. Nimm dir, was du gebrauchen kannst.
Ronsen hat Folgendes geschrieben:

Skraelinger

Island 986 A.D.


Hätte Hrolf Ingvasson an diesem milden Julimorgen Um die Zeit, welche du angegeben hast, gab es unter anderem den julianischen Kalender in den skandinavischen Landen, also ist das schon richtig, doch würde Hrolf wahrscheinlich eher vom Morgen eines zweiten Sommers oder vom Heumond sprechen. Außer natürlich, er beherrscht Latein ... bereits geahnt, dass er zur Mittagsstunde in eine fremde Welt aufbrechen würde, die noch kein Wikinger Klar, er ist ein Wikinger, weil er auf Viking ist, auf Kriegsfahrt zur See, nur empfinde ich das als unglücklichen Kunstgriff. Hrolf würde von sich wahrscheinlich eher als Däne/Norweger/Finne/Schwede/unpassendes bitte streichen denken. vor ihm, ja vielleicht noch keine Menschenseele auf dieser Erde, je zu Gesicht bekommen hatte, dann wäre sein Frühstück gewiss üppiger ausgefallen.
Die letzten Tage verbrachte er auf hoher See, auf einer Knorr, Das ist richtig, diese Handelsschiffe wurden für lange Seefahrten verwendet. von Haithabu aus gen Island. Die Verpflegung auf dem Handelsschiff war vergleichsweise gut gewesen, denn die Götter hatten der Crew einen frischen Ostwind beschert, der sie unter vollen Segeln auf die Insel von Feuer und Eis brachte. Bei so gutem Wind mussten sie nicht allzu sehr rationieren. Dennoch hatte sich Hrolf bei ihrer Ankunft in den frühen Morgenstunden nur eine kleine Portion vom trocknen Brot und Hartkäse genommen, denn er wollte sich den Hunger für das Festmahl aufheben, das ihn zuhause erwartete. Ein geschlachtetes Schaf war das Minimum, das er sich für eine Rückkehr nach acht Wochen erhoffte. Der Satz gefällt mir nicht. Minimum klingt mir zu modern und der Satz an sich lässt Hrolf unsympathisch erscheinen. Lass ihn eher an gut gewürzten Hammelbraten denken. Am besten in einem großen Eintopf mit roten Rüben und Kohl und dazu krügeweise Met. Schon bei dem Gedanken daran lief dem Seemann das Wasser im Mund zusammen und er klopfte sich beruhigend auf seinen großen, laut knurrenden Bauch. Er hat seit Tagen nur Luft im Magen?
Mit einem kräftigen „Hauruck“ auf den Lippen, hievte er ein prallgefülltes Weinfass von Bord und reichte es einem der Männer an Land, die sämtliche Waren an der Küste stapeln sollten, bevor die Ebbe zurückkehrte und ihr Schiff auf dem Trockenen lag. Bei den Dänen von Haithabu hatten sie dieses Jahr großartige Geschäfte gemacht. Die Wolle ihrer Schafe und die zahlreichen Tiertrophäen, die man nur in den Gewässern um Island fangen konnte, waren bei den Händlern im Süden äußerst beliebt. Sie selbst kauften vor allem Holz, denn die einst üppig begrünte Insel glich neuerdings dem kahlen Schädel eines alten Kriegers. Guter Vergleich, ich würde vielleicht noch einen Nebencharakter namentlich erwähnen. Die Insel glich dem kahlen Schädel des alternden Kriegers Gorm, der seit zwei Vikings vergeblich versuchte, nach Walhalla zu gelangen. Hrolf hätte sich nie zu träumen gewagt, dass ausgerechnet etwas so Alltägliches wie Holz einmal knapp werden konnte. Aber der Preis war niedrig und so konnten sich die gewitzten Händler noch andere Spezialitäten wie Wein und Gewürze kaufen, die im rauen Klima des Nordens nicht zu finden waren. Und für einen guten Schluck Rotwein war Hrolf immer zu haben. An sich überflüssig. Nettes Worldbuilding, aber kann man eigentlich streichen.
„Wo bleibt Bjarni denn mit den Karren?“, rief Hrolf in die Runde, „Mir hängt der Magen schon in den Kniekehlen. Nicht, dass ihm die Schafe wieder ausgebüxt sind!“
Von seinen Kameraden erntete Hrolf zustimmendes Gelächter. Ihr Steuermann Bjarni Herjulfson galt zwar als die schärfste Zunge, wenn es ums Geschäftemachen ging, doch in den einfachsten Dingen stellte er sich zuweilen ungeschickt an. Und so einen Dorsch lassen die an die Ruderpinne? Hrolf wusste das am Besten, denn er war bei Bjarnis Familie aufgewachsen. Seine eigene Mutter war verschieden, da war er gerade einmal vier Jahre alt. Kurz darauf gab ihn sein Vater bei seinem besten Freund Herjulf und seiner Familie ab, da er sich allein nicht um ein Kind zu kümmern wusste. Bjarni war zu diesem Zeitpunkt gerade ein Säugling und Hrolf ihm immer wie ein großer Bruder. Von seinem eigenen Vater wusste Hrolf nur, dass er auf Beutefahrt gegangen war, um sich eine neue Frau aus dem Süden zu angeln. In den letzten zwanzig Wintern hatte er ihn nicht mehr zu Gesicht bekommen.
Sein neuer Ziehvater Herjulf war ihm ein strenger Vater gewesen, der ihn zugunsten seines eigenen Sohnes die meisten Arbeiten auf dem Hof verrichten ließ. Daher kam es auch, dass Bjarni zwar lesen und rechnen konnte, jedoch eine Sense nicht von einer Egge zu unterscheiden wusste. Aber so einer darf das Schiff lenken? Haben die allesamt zu viel Fliegenpilze eingeworfen? Und auch das Erbe des alten Herjulf, der Hof Eyrarbakki auf Island, würde eines Tages an Bjarni übergehen. Dann müsste sich Hrolf mit seinem Ziehbruder gut stellen, falls er weiter bei ihm leben wollte. Er könnte freilich auch seinen eigenen Hof gründen. Doch auf der Insel unterlag bereits jeder letzte Grashalm einer der größeren Bauernfamilien. Wollte Hrolf einen eigenen Haushalt führen, dann müsste er dies irgendwo auf dem Festland tun. Aber für so eine Reise fehlte ihm ein konkretes Ziel. Und eine Frau noch dazu. Ist ja schön, dass du uns den Charakter näherbringen willst, aber für einen Prolog ist das viel zu viel Infodump. Das kannst du entweder später in einer ruhigen Szene in einen Dialog einbauen, oder über den kompletten Text verteilen.
„Ich glaube, ich kann ihn sehen“, rief einer der Männer und riss Hrolf damit aus seinen Gedanken. Der Seebär ließ seinen Blick über die weiten Hügel und Ebenen schweifen und folgte dabei den Spuren eines Trampelpfades, der ins Landesinnere führte. An dessen Ende erkannte er einen dunklen Schatten, der schnell größer wurde und näherkam. Es war ein einzelner Reiter, der sein Ross kaum zu zügeln wusste.
„Das ist er“, murmelte Hrolf in seinen vollen, blonden Bart, „So steif sitzt nur Bjarni Herjulfson im Sattel.“ Kurze Anmerkung: blonde Menschen waren den Nordmännern sehr suspekt, da sie ihnen Eigenschaften von Loki zuschrieben...
Die gut dreißigköpfige Crew Urgh. Auch wieder so ein viel zu modernes Wort. Mannschaft, wenn überhaupt. (In DSA wäre es die Ottajasko) erwartete gespannt die Rückkehr ihres Steuermanns, der kurz nach der Ankunft direkt losgezogen war, um den elterlichen Hof aufzusuchen, während die anderen den Kahn in der Zwischenzeit entluden. Eigentlich wollte er ein Dutzend Knechte, Karren und Lastenvieh mitbringen, um die Güter direkt zum Hof zu bringen, doch er kehrte allein zurück. Hrolf besänftigte den Gaul seines Bruders. Er wusste bereits, dass etwas im Argen lag. „Hat es einen Überfall gegeben? Steht der Hof noch?“
„Nein… ich meine Ja. Nein und Ja. Der Hof steht noch.“
Bjarnis Blick wirkte verklärt, als wäre er in Gedanken bereits in eine ferne Welt abgedriftet.
„Geht es Vater und Mutter gut? Hast du sie gesehen?“
Bjarni antwortete nicht. Stattdessen strich er sich mehrfach mit der Hand durch den Spitzbart, stieg vom Pferd ab und lief vor der Mannschaft auf und ab. Hrolf konnte diese Ungewissheit nicht ertragen. Er packte seinen kleinen Bruder an der Schulter und zwang ihn zurück ins Hier und Jetzt.
„Sie sind fort“, kam schließlich die knappe Antwort des Handelsmannes, der noch für einen Moment nach den richtigen Worten suchte und sich dabei nervös an der Schläfe tippte. Hrolf kannte diese Geste. In Bjarnis Kopf kochten die Gedanken gerade über, wie in einer heißen Quelle.
Und dann, mit einem Mal, sprudelten sie alle aus ihm heraus: „Hört mich an Männer! Ich bringe euch Kunde, die unser Leben, wie wir es bislang kannten, verändern mag. Das klingt mir zu sehr nach Theateraufführung. Vor ein paar Wochen ist Erik der Rote aus der Verbannung zurückgekehrt.“
Ein leises Raunen ging durch die Menge, denn diese Botschaft wirkte wie ein Gewitterblitz an einem heißen Sommertag. Erik der Rote war hierzulande ein bekannter Mörder, seinen Beinamen hatte er nicht nur seinem roten Bart zu verdanken, sondern auch dem Blut, das an seinen Händen klebte. Vor drei Jahren hatte die Goden, die einflussreichsten Bauern der Insel, ihn und seine Männer von der Insel verbannt. Hrolf wusste nicht genau, was der Grund für die Morde war, Einmal ist Erik der Rote zu harmlos bechrieben, weiterhin passt es nicht, dass Hrolf über den Grund der Morde spekuliert. Da ging es eher um die Frage, hat Erik Leibeigene getötet oder Freimänner. Denn für Ersteres gab es keinen Ärger, außer Erik hat das Wergild nicht bezahlt. In dieser Zeit haben sich die Leute wenig Gedanken über das Motiv gemacht. aber in diesem Augenblick ging ihm nur ein Gedanke durch den Kopf. Erik war mit einer großen Flotte zurückgekehrt, um das Land in den Sommermonaten zu plündern, während die meisten Krieger auf dem Festland auf Beutezug waren. Und Hrolf schien nicht der einzige zu sein, der so dachte, denn das Gemurmel unter den Männern wurde immer lauter.
„Ihr könnt euch beruhigen, er kam in friedlicher Absicht“, rief Bjarni mit erhobener Hand, „Und er kam nicht einmal, um zu bleiben, denn er hatte im Westen ein Land entdeckt, das so herrlich weit und grün ist, dass sich gar hunderte Bauernfamilien dort ansiedeln konnten. Er gab ihm den Namen für grünes Land - Grönland. Und er ist nur nach Island zurückgekehrt, um seine Familie und Freunde zu holen und alle Zweitgeborenen, die auf unserem Eiland keinen Platz mehr haben, um einen eigenen Hof zu erwirtschaften.“
Bei diesem Satz wurde Hrolf hellhörig. Ein fruchtbares Land, das noch jungfräulich war und seine Abenteuerlust weckte? Das stimmt nicht. Ein jungfräuliches, unberührtes Land, ja. Aber Bjarni hat nicht ein Wort von Abenteuerlust gesagt. Das klang ganz nach seinem Geschmack.
„Und was ist mit Mutter und Vater? Sind sie etwa mit ihm gesegelt?“
„So ist es“, antwortete Bjarni stolz, „Mein Vater ist eben auch ein gerissener Handelsmann. Er hat Eyrarbakki teuer an den Meistbietenden verkauft und ist mit Freund und Vieh nach Grönland übergesetzt. Und wir werden ihnen folgen. Thors Blitz soll mich treffen, wenn ich das Julfest nicht bei meinen Eltern verbringen kann.“
„Soll das etwa heißen…“, begann Hrolf.
„Ganz recht. Wir werden heute noch die Segel gen Westen setzen, solange der Wind günstig steht und der Himmel klar ist.“ Moment, wer von den Beiden ist der Anführer?

Hrolf musste schlucken. So eine Nachricht ließ sich nur schwer verdauen und langsam verstand er auch, warum es Bjarni so schwer gefallen war, seine Botschaft in Worte zu fassen. Und so gern er seinem kleinen Bruder auch blind ins Abenteuer folgen wollte, so groß waren die Bedenken, die ihm augenblicklich in den Sinn kamen. Das soll ein Wikinger sein? Daher wartete er einen günstigen Moment ab, bis die Mannschaft sich zerstreut hatte, um die Waren wieder an Bord zu laden oder Frischwasser zu holen. Ohne bei Bjarni um Erlaubnis zu fragen, köpfte Hrolf eines der Weinfässer und goss sich und seinem Bruder zwei Füllhörner ab. Mit dem Wein in den Händen und einem breiten Grinsen auf den Lippen wandte er sich an Bjarni.
„Skál, mein Bruderherz! Ich dachte mir, so eine große Neuigkeit lässt sich am besten mit einem Schoppen Auch wieder so ein leicht zu modernes Wort für das Setting. Es ist zwar die im Süddeutschen korrekte Form für einen Viertelliter Wein, aber die Wikinger würden auch hier von einem Horn sprechen. vom Roten verdauen.“
Bjarni nahm dankend einen großen Schluck und Hrolf tat es ihm gleich. Doch während sein Bruder ob des säuerlichen Geschmacks nur die Nase rümpfte, schienen sich Hrolfs Barthaare zu kräuseln.
„Erlesen“, sagte Bjarni, aber die Bedeutung dieses Wortes war Hrolf fremd.
„Mir wäre ein heißer Met jetzt wesentlich lieber. Oder ein schöner Fleischeintopf.“
„Mutter würde dir mit ihrem Löffel auf die Finger hauen, bei dem Hunger, den du immer mitbringst“, lachte Bjarni, „Und Vater hätte erst einmal den Göttern für das gute Essen gedankt und uns erzählt, was für ein besonders fettes Schaf das war, das er da wieder geschlachtet hat.“
„Er hätte so lange geschwatzt, bis die Suppe einfriert“Über den Satz stolpere ich, weil die Suppe einfriert. Kommt das in Island häufiger vor?, spottete Hrolf und beide lachten.
Erst nach einem Augenblick der Stille sagte Bjarni: „Ich hoffe, es geht ihnen gut.“
„Da würde ich mir keine Sorgen machen“, beruhigte Hrolf seinen kleinen Bruder, „Vater ist doch ein harter Hund. Wenn jemand in einem fremden Land überleben kann, dann er.“
Bjarni nickte. Jetzt spürte Hrolf, war der richtige Moment, auf die Reise zu sprechen zu kommen.
„Aber wir sind nicht die Einzigen, die eine Familie haben, zu der sie zurückkehren wollen.“
„Worauf willst du hinaus?“
Hrolf drehte sich um und blickte in Richtung der Knorr. Die Männer wirkten verunsichert. Die Wenigsten von ihnen waren wirklich damit beschäftigt, dem Befehl zum schnellen Aufbruch ihres Steuermannes Folge zu leisten. Einige wirkten in sich gekehrt, andere diskutierten aufgeregt miteinander.
„Wir haben eine lange Reise hinter uns. Vielleicht solltest du den Männern eine Pause gönnen. Vielleicht wollen einige von ihnen gar nicht mitkommen, weil ihre Familien noch hier sind.“
„Es steht jedem frei, mit mir zu kommen oder nicht“, erwiderte Bjarni, „Doch der Wind steht jetzt günstig und der Sommer ist bald vorbei. Und wir beide haben keinen Hof mehr. Jeden Tag, den wir jetzt hier verschwenden, fressen wir uns wertvollen Proviant weg, den wir auf der Reise brauchen können.“
Eine gut durchdachte Antwort, musste sich Hrolf eingestehen.
„Woher weißt du denn, ob der Proviant überhaupt noch für solch eine Reise reicht? Wir kennen den Weg doch gar nicht. Soweit uns überliefert wurde, liegt Island am Rand der Welt. Jenseits des Meeres liegt nur noch das ewige Eis.“
Bjarni schüttelte entschieden den Kopf und ließ den Blick aufs Meer hinausschweifen.
„Die Alken fliegen im Sommer noch viel weiter ins unbekannte Meer hinaus. Wenn sie dort nisten, muss es dort auch Land geben. Und wenn mein alter Herr eine Reise ins Unbekannte antritt, dann werde ich das auch können. Das ist eine Frage des Stolzes.“
„Aber er folgte Erik dem Roten! Wir haben keinen Führer, keine Route.“
„O doch. Ich habe doch mit dem Goden gesprochen, der unseren Hof gekauft hat. Er hat Eriks Botschaft weitergetragen. Segelt geradewegs gen Westen, haltet den Kurs mit der Sonne. Wenn die Sonne jeden Tag auf gleiche Höhe steigt, dann sind wir richtig. Grönland ist eine endlose Weite, ohne Bäume, aber fruchtbar grün. An diese Beschreibung können wir uns halten.“
Hrolf seufzte und nahm noch einen Schluck. Sein Magen knurrte noch immer und das Gebräu Wein wird nicht gebraut, der wird gekeltert. war stark. Er spürte, dass seine Bedenken wenig Eindruck bei Bjarni hinterließen. Er schien sich diese Reise fest in den Kopf gesetzt und bereits ausreichend durchgeplant zu haben.
„Und wenn es alles eine Lüge ist?“, brummte Hrolf jetzt nur noch halblaut, „Wenn der Gode die Geschichte erfunden hat, weil er Angst hat, du könntest ihm den Hof streitig machen? Deinen rechtmäßigen Besitz?“
Jetzt war es Bjarni, der den Augenkontakt seines Bruders suchte. In den Seinen glänzte die Abenteuerlust.
„Ich habe ein gutes Gespür dafür, ob ein Mensch lügt oder nicht. Das lernt man als erfahrener Handelsmann. Und ich merke auch, wenn jemand Angst hat. Wenn du mir nicht vertraust, Bruder, dann kannst du gern hier bleiben und dich mit dem Goden um den Hof prügeln.“
Dann leerte Bjarni sein Füllhorn und stapfte entschlossener als zuvor zum Schiff zurück.
„Jetzt, da das Fass offen ist, sollten alle davon trinken. Das motiviert sie für die Fahrt.“
Hrolf atmete noch einmal tief durch und eilte seinem Bruder hinterher.
„Dann genehmige ich mir aber auch noch einen Schluck. Und eine zweite Ration vom Frühstück. Ich werde dir in die neue Welt folgen, Bruder, aber nicht mit leerem Magen!“
Und damit war es entschieden.


Bis auf die Sachen, die ich angmerkt habe, sehr gut geschrieben. Weiter so! Das hat Potential für einen guten historischen Roman. Daumen hoch

Worauf du auf jeden Fall achten musst, ist deine Wortwahl, die ist mir für das Setting mit viel zu viel Modernismen durchsetzt. Weiterhin musst du deine Charakterisierung aufs Schärfste im Auge behalten, da schleicht sich  schnell Unlogisches ein. Ich müsste es selber nochmal nachlesen, aber der Steuermann oder Rudergänger ist nicht zwingend der Anführer einer Viking, aber das nur nebenbei, denn so wie du Bjarni darstellst, mag er ein gewiefter Händler sein, aber er läuft augenscheinlich jederzeit Gefahr, sich mit der eigenen Takelage zu erhängen. Und ein Schwert dürfte man ihm auch nicht geben, denn er würde es offenbar vollbringen, sich die eigene Hand abzuhacken, wenn er es nur schief anschaut.


Wenn du Fragen hast, oder irgendwelche Anmerkungen unklar sind, dann melde dich.

MfG
Azareon


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Nemo me impune lacessit.

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azareon35
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Beitrag28.11.2019 00:37

von azareon35
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Und was mir gerade noch eingefalllen ist, sofern du kein Problem damit hast, den Prolog etwas lustiger zu gestalten:

Arbeite deutlicher heraus, wie Bjarni alleine und völlig abgehetzt (vielleicht auch etwas verletzt und mit zerissener Kleidung) zu den Wikingern an der Küste zurückkehrt. Vor Aufregung bringt er erst kein Wort heraus und Hrolf zieht die völlig falschen Schlüsse, mobilisiert die ganze Mannschaft, als Bjarni keuchend die Worte "Erik der Rote" hervorbringt, will Hrolf den Hof stürmen. Bjarni kann ihn im letzen Moment noch aufhalten.
Für den Leser wäre das eine deutliche Überraschung.


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Ronsen
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Beitrag30.11.2019 06:11

von Ronsen
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Hi azareon,

Großen Dank an dich für die Kommentare. Du scheinst dich echt gut mit der Materie auszukennen. Ich würde mich freuen, mit dir auch in Zukunft darüber zu diskutieren.

Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, erst den Text zu überarbeiten, bevor ich mich hier wieder melde, aber da mir dafür momentan etwas die Zeit fehlt, will ich zumindest auf die Kommentare eingehen. Vielleicht ergeben sich daraus ja noch mehr Dinge, die ich berücksichtigen kann.

Zitat:
Um die Zeit, welche du angegeben hast, gab es unter anderem den julianischen Kalender in den skandinavischen Landen, also ist das schon richtig, doch würde Hrolf wahrscheinlich eher vom Morgen eines zweiten Sommers oder vom Heumond sprechen. Außer natürlich, er beherrscht Latein ...

Puh, dann nehme ich lieber den simplen Sommermorgen. Für den ersten Satz ist es glaube ich besser, nicht direkt mit einem eher unbekannten Begriff einzusteigen. Diese alten Monatsnamen kannte ich tatsächlich noch nicht, sehr interessant.

Zitat:
Klar, er ist ein Wikinger, weil er auf Viking ist, auf Kriegsfahrt zur See, nur empfinde ich das als unglücklichen Kunstgriff. Hrolf würde von sich wahrscheinlich eher als Däne/Norweger/Finne/Schwede/unpassendes bitte streichen denken

Hmm, auch schwierig, da ich eigentlich schon direkt klar machen wollte, dass es sich hier um eine Wikingergeschichte handelt. Allerdings geht es ja nicht direkt auf die Viking, sondern eher auf Erkundung. Vielleicht wandele ich es in Nordmann um.

Zitat:
Er hat seit Tagen nur Luft im Magen?

Wie kommst du darauf? Nein, er hatte doch Frühstück, allerdings nur ein Kleines. Mein Magen knurrt auch schnell, wenn ich mal eine Mahlzeit ausfallen lasse.

Zitat:
Guter Vergleich, ich würde vielleicht noch einen Nebencharakter namentlich erwähnen. Die Insel glich dem kahlen Schädel des alternden Kriegers Gorm, der seit zwei Vikings vergeblich versuchte, nach Walhalla zu gelangen.

Das habe ich angepasst, aber nicht mit einem Nebencharakter, da ich für den Prolog an Namen nicht zu viel aufspannen will.

"am besten" wird tatsächlich klein geschrieben.

Zitat:
Aber so einer darf das Schiff lenken? Haben die allesamt zu viel Fliegenpilze eingeworfen?

Ich habe gelesen, dass der Steuermann bei den Wikingern nicht zwingend das Schiff steuert, sondern in erster Linie der Besitzer des Schiffes ist.
Allerdings wollte ich Bjarni jetzt nicht so unfähig darstellen, daher wird er wohl trotzdem ein gutes Händchen für die Seefahrt haben. Ich werde das so auch noch an einer späteren Stelle ausführen. Er ist wohl im modernen Sprachgebrauch ein Fachidiot, der sich nur für bestimmte Dinge interessiert und Seefahrt soll dazugehören.

Zitat:
Ist ja schön, dass du uns den Charakter näherbringen willst, aber für einen Prolog ist das viel zu viel Infodump. Das kannst du entweder später in einer ruhigen Szene in einen Dialog einbauen, oder über den kompletten Text verteilen.

Ja, bei dieser Stelle finde ich die Kritik sehr gerechtfertigt. Mir kam es beim Schreiben auch so vor, als wäre da zu viel Erklärung drin (und das hier war schon die gekürzte Version). Mir war wichtig, dass hier klar wird, warum der jüngere Bruder das Kommando hat, aber die Erklärung ist natürlich sehr umständlich. Ich versuche es umzuschreiben.

Zitat:
Kurze Anmerkung: blonde Menschen waren den Nordmännern sehr suspekt, da sie ihnen Eigenschaften von Loki zuschrieben...

Das war mir auch nicht bekannt und ich weiß nicht, ob ich das berücksichtigen werde, denn von den Wikingern waren doch rein genetisch bestimmt eine Menge Leute blond.

Zitat:
Moment, wer von den Beiden ist der Anführer?

Bjarni

Zitat:
Das soll ein Wikinger sein?

Auch von Hrolfs Vorgeschichte wissen wir an dieser Stelle noch nicht viel und er ist tatsächlich eher ein vorsichtiger Typ.
 
Zitat:
Über den Satz stolpere ich, weil die Suppe einfriert. Kommt das in Island häufiger vor?

Eine Redewendung, die meiner eigenen Fantasie entspringt

Zitat:
Arbeite deutlicher heraus, wie Bjarni alleine und völlig abgehetzt (vielleicht auch etwas verletzt und mit zerissener Kleidung) zu den Wikingern an der Küste zurückkehrt. Vor Aufregung bringt er erst kein Wort heraus und Hrolf zieht die völlig falschen Schlüsse, mobilisiert die ganze Mannschaft, als Bjarni keuchend die Worte "Erik der Rote" hervorbringt, will Hrolf den Hof stürmen. Bjarni kann ihn im letzen Moment noch aufhalten.
Für den Leser wäre das eine deutliche Überraschung.

Auch eine sehr schöne Idee. Das werde ich gerne in dieser oder ähnlicher Form umsetzen.

Mich würde natürlich interessieren, woher du dein Wissen über die Wikinger beziehst. Da gibt es sicher noch eine Menge Quellen, die mir helfen würden, mich besser in die Welt einzufühlen und es authentischer zu schreiben. Falls du ein paar gute Bücher kennst, lass es mich gern wissen. Weihnachten ist nah und ich habe noch Platz auf dem Wunschzettel wink
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azareon35
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Beitrag30.11.2019 15:43

von azareon35
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Zitat:

Großen Dank an dich für die Kommentare. Du scheinst dich echt gut mit der Materie auszukennen. Ich würde mich freuen, mit dir auch in Zukunft darüber zu diskutieren.

Ich hab einen Hintergrund in der Historik, auch wenn ich mich kaum als Experte bezeichnen würde.


Zitat:
Mich würde natürlich interessieren, woher du dein Wissen über die Wikinger beziehst. Da gibt es sicher noch eine Menge Quellen, die mir helfen würden, mich besser in die Welt einzufühlen und es authentischer zu schreiben. Falls du ein paar gute Bücher kennst, lass es mich gern wissen. Weihnachten ist nah und ich habe noch Platz auf dem Wunschzettel

Die drei Sachen kann ich dir für den Anfang empfehlen:


- Rudolf Simek: Die Schiffe der Wikinger.
- Johannes Brondsted: The Vikings
- Jacqueline Simpson: Everyday Life in the Viking Age

Zitat:
mm, auch schwierig, da ich eigentlich schon direkt klar machen wollte, dass es sich hier um eine Wikingergeschichte handelt. Allerdings geht es ja nicht direkt auf die Viking, sondern eher auf Erkundung. Vielleicht wandele ich es in Nordmann um.

Heh. Über die Herkunft des Wortes 'Wikinger' an sich gibt es mehrere Theorien. Grob vereinfacht sagt eine Theorie, das Wort müsse skandinavischen Ursprungs sein, da die anderen Völker, mit denen die Wikinger in Kontakt kamen, sie unterschiedlich bezeichneten. Im Skandinavischen könne es also sein, dass das Wort von 'vig' d.h. Schlacht, oder von 'vik' d.h. Bucht abgeleitet wird. Ein Wikinger wäre also ein Krieger oder ein Buchtbewohner.
Eine andere Theorie sagt, das Wort leite sich vom angelsächsischen 'wic' ab, was vom lateinischen 'vicus' kommt. Damit bezeichneten die alten Römer kleine Dörfer und Handelsposten, das angelsächsische Wort bezeichnete aber speziell Ortschaften, die vom Wasser aus erreichbar waren. Das findet man heute noch in den Ortsnamen Ipswich, Norwich und dem alten Namen für York: Eoforwic. In dem Fall geht man davon aus, dass 'Wikinger' soviel wie Händler bedeutet.
Die alten Franken nannten die Wikinger Normannen, daher kommt die heutige Normandie; bei den Germanen hießen sie Ascormanni, zu Deutsch 'Eschenmänner', was sich offenbar von den Eschenstämmen herleitete, welche die Wikinger als Schiffsmasten verwendeten. Bei den Angelsachsen waren es die Dänen, denn die meisten Wikinger, welche sich in England herumtrieben, kamen aus dem Gebiet des heutigen Dänemark; die Iren nannten die Wikinger 'Gall' d.h. Fremde, oder 'Lochlannach', d.h. Nordmänner, wobei dies noch in weiß und schwarz unterteilt wurde, respektive für Norweger und Dänen, was sich offenbar auf deren Schildfarben bezog. Oder auf deren Verhalten.
Die Menschen von Byzanz, sowie die arabischen Völker nannten die Wikinger 'Rus', was sie offenbar von den Finnen übernommen haben, denn das finnische Wort für Schweden war 'Ruotsi', was anscheinend 'Land der Rudermänner' heißt.

Zitat:
Wie kommst du darauf? Nein, er hatte doch Frühstück, allerdings nur ein Kleines. Mein Magen knurrt auch schnell, wenn ich mal eine Mahlzeit ausfallen lasse.

Weil Magenknurren an sich nichts mit Hunger zu tun hat. Das ist nur eine Reaktion eines nüchternen Verdauungstraktes.


Zitat:

Das war mir auch nicht bekannt und ich weiß nicht, ob ich das berücksichtigen werde, denn von den Wikingern waren doch rein genetisch bestimmt eine Menge Leute blond.

Ja, und? Klar, es gab eine Menge blonder Menschen und die mussten sich trotzdem hier und da den Vorwurf gefallen lassen, dass sie Eigenschaften von Loki in sich trugen. Die Idee, dass die Wikinger größtenteils blonde Haare hatten, ist ein ziemlich dummes Klischee. (was durch das MCU nicht unbedingt verbessert wurde). Da gab es alle Haarfarben, Rot, Blond, Brünett, usw. Rothaarige Menschen waren sehr beliebt, oder galten zumindest als vertrauenswürdig, da man ihnen Eigenschaften von Thor zuschrieb. Dunkle Haare galten als hässlich.
Du darfst auch nicht vergessen, dass die alten Skandinavier sehr viel Handel trieben, darunter auch Sklavenhandel. Das hat für große Durchmischung gesorgt, auf die eine oder andere Weise.

Zitat:
Auch von Hrolfs Vorgeschichte wissen wir an dieser Stelle noch nicht viel und er ist tatsächlich eher ein vorsichtiger Typ.

Das ist dennoch eine zu moderne Haltung für einen solchen Charakter. Die Wikinger waren ziemlich fatalistisch, ihr Leben war schon von den Göttern vorbestimmt. Sie konnten nur die Details ändern, aber der Weg war vorgezeichnet. (wie der im Endeffekt aussah, das wussten nur die Götter)
Für die meisten Wikinger war es wichtig, entweder friedlich im Bett zu sterben und dann in Ruhe in Niflheim zu, hm, chillen, oder mutig im Kampf mit der Waffe in der Hand zu sterben, um nach Walhalla zu gelangen. Oder Folkvangr, wenn es sich um Anhänger der Wanen handelte. Was kein Wikinger erleben wollte: als Feigling oder als Eidbrüchiger zu sterben, denn dann ging es in die Tiefen von Helheim.

Zitat:
Ich habe gelesen, dass der Steuermann bei den Wikingern nicht zwingend das Schiff steuert, sondern in erster Linie der Besitzer des Schiffes ist.
Allerdings wollte ich Bjarni jetzt nicht so unfähig darstellen, daher wird er wohl trotzdem ein gutes Händchen für die Seefahrt haben. Ich werde das so auch noch an einer späteren Stelle ausführen. Er ist wohl im modernen Sprachgebrauch ein Fachidiot, der sich nur für bestimmte Dinge interessiert und Seefahrt soll dazugehören.

Warum? Ich meine, was ist der Sinn hinter dieser Charakterisierung?


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Ronsen
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Beitrag30.11.2019 18:37

von Ronsen
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azareon35 hat Folgendes geschrieben:

Ich hab einen Hintergrund in der Historik, auch wenn ich mich kaum als Experte bezeichnen würde.

Hach, beneidenswert. Für so eine Thematik ist das echt praktisch. Wenn ich nach meinem Hintergrund ginge, müsste ich ein Buch über Atmosphärenphysik schreiben, aber dem Thema versuche ich in der Freizeit lieber etwas zu entkommen lol2

Zitat:
Die drei Sachen kann ich dir für den Anfang empfehlen:
- Rudolf Simek: Die Schiffe der Wikinger.
- Johannes Brondsted: The Vikings
- Jacqueline Simpson: Everyday Life in the Viking Age


Vielen Dank!

Zitat:
Heh. Über die Herkunft des Wortes 'Wikinger' an sich gibt es mehrere Theorien. Grob vereinfacht sagt eine Theorie, das Wort müsse skandinavischen Ursprungs sein, da die anderen Völker, mit denen die Wikinger in Kontakt kamen, sie unterschiedlich bezeichneten. Im Skandinavischen könne es also sein, dass das Wort von 'vig' d.h. Schlacht, oder von 'vik' d.h. Bucht abgeleitet wird. Ein Wikinger wäre also ein Krieger oder ein Buchtbewohner.
Eine andere Theorie sagt, das Wort leite sich vom angelsächsischen 'wic' ab, was vom lateinischen 'vicus' kommt. Damit bezeichneten die alten Römer kleine Dörfer und Handelsposten, das angelsächsische Wort bezeichnete aber speziell Ortschaften, die vom Wasser aus erreichbar waren. Das findet man heute noch in den Ortsnamen Ipswich, Norwich und dem alten Namen für York: Eoforwic. In dem Fall geht man davon aus, dass 'Wikinger' soviel wie Händler bedeutet.
Die alten Franken nannten die Wikinger Normannen, daher kommt die heutige Normandie; bei den Germanen hießen sie Ascormanni, zu Deutsch 'Eschenmänner', was sich offenbar von den Eschenstämmen herleitete, welche die Wikinger als Schiffsmasten verwendeten. Bei den Angelsachsen waren es die Dänen, denn die meisten Wikinger, welche sich in England herumtrieben, kamen aus dem Gebiet des heutigen Dänemark; die Iren nannten die Wikinger 'Gall' d.h. Fremde, oder 'Lochlannach', d.h. Nordmänner, wobei dies noch in weiß und schwarz unterteilt wurde, respektive für Norweger und Dänen, was sich offenbar auf deren Schildfarben bezog. Oder auf deren Verhalten.
Die Menschen von Byzanz, sowie die arabischen Völker nannten die Wikinger 'Rus', was sie offenbar von den Finnen übernommen haben, denn das finnische Wort für Schweden war 'Ruotsi', was anscheinend 'Land der Rudermänner' heißt.

Und ich kenne noch die Theorie, dass es von einer Stadt namens Vik kommt. Tja, aber Handelsfahrt passt ja eigentlich ganz gut. Dann wird er sich wohl als Wikinger sehen, aber wenn es in dem Satz unpassend ist, lässt es sich ja abändern.

Zitat:
Weil Magenknurren an sich nichts mit Hunger zu tun hat. Das ist nur eine Reaktion eines nüchternen Verdauungstraktes.

Interessant. Dann handelt es sich um eine Art nicht kausale Korrelation. Egal, ich glaube, ich belasse es trotzdem so.

Zitat:
Ja, und? Klar, es gab eine Menge blonder Menschen und die mussten sich trotzdem hier und da den Vorwurf gefallen lassen, dass sie Eigenschaften von Loki in sich trugen. Die Idee, dass die Wikinger größtenteils blonde Haare hatten, ist ein ziemlich dummes Klischee. (was durch das MCU nicht unbedingt verbessert wurde). Da gab es alle Haarfarben, Rot, Blond, Brünett, usw. Rothaarige Menschen waren sehr beliebt, oder galten zumindest als vertrauenswürdig, da man ihnen Eigenschaften von Thor zuschrieb. Dunkle Haare galten als hässlich.
Du darfst auch nicht vergessen, dass die alten Skandinavier sehr viel Handel trieben, darunter auch Sklavenhandel. Das hat für große Durchmischung gesorgt, auf die eine oder andere Weise.

Okay, dass sie durch Sklavenhandel durchmischt waren, ist mir bewusst und vielleicht werde ich den Bezug zu Loki auch mal herstellen. Das liefert gutes Konfliktpotential. Ich werde es im Hinterkopf behalten.

Zitat:

Das ist dennoch eine zu moderne Haltung für einen solchen Charakter. Die Wikinger waren ziemlich fatalistisch, ihr Leben war schon von den Göttern vorbestimmt. Sie konnten nur die Details ändern, aber der Weg war vorgezeichnet. (wie der im Endeffekt aussah, das wussten nur die Götter)
Für die meisten Wikinger war es wichtig, entweder friedlich im Bett zu sterben und dann in Ruhe in Niflheim zu, hm, chillen, oder mutig im Kampf mit der Waffe in der Hand zu sterben, um nach Walhalla zu gelangen. Oder Folkvangr, wenn es sich um Anhänger der Wanen handelte. Was kein Wikinger erleben wollte: als Feigling oder als Eidbrüchiger zu sterben, denn dann ging es in die Tiefen von Helheim.

Und ich habe erst heute gelesen, dass Helheim der Ort sei, an den diejenigen kommen, die nicht in Walhalla landen, aber dass es an diesem Ort nicht so schrecklich sei, wie man sich etwa eine Hölle vorstellt. Von Niflheim habe ich wiederum noch nichts gehört, da werde ich mich nochmal belesen.
Und was Hrolfs Charakter angeht, stimme ich dir einerseits zu, dass es vielleicht ein eher moderner, untypischer Zug ist, andererseits will ich davon dennoch nicht komplett abrücken, weil es Teil seiner Persönlichkeit und seines inneren Konfliktes sein wird, mit dem er hadert. Ich werde es versuchen etwas anzupassen und vielleicht kommen wir ja zu gegebener Zeit nochmal auf das Thema zu sprechen, wenn etwas mehr von der Story steht wink

Zitat:

Warum? Ich meine, was ist der Sinn hinter dieser Charakterisierung?

Also für mich ist es wichtig, in einer Story einprägsame Charaktere zu erschaffen und dazu gehören für mich auch leicht überspitzte Wesenszüge, sowie Stärken und Schwächen. Von Bjarni Herjulfsson habe ich recherchiert, dass er als Erster die Küsten Amerikas entdeckt hat, aber nicht an Land ging, weil er nach Grönland wollte und das nicht den Beschreibungen von Grönland entsprach. Dafür wurde er nachträglich noch verspottet. Dieses Muster, die Engstirnigkeit, soll sich in seinem alltäglichen Verhalten widerspiegeln. Er macht sich einen Plan und verfolgt ihn strikt, ist aber wenig offen für andere Dinge, die nicht direkt mit seinen Zielen zu tun haben. Dazu gehören zum Beispiel auch Reiten oder Handwerk, nicht aber das Segeln, weil es für ihn als Händler und Anführer wichtig ist. Und Hrolf soll als Gegenpol zu ihm den eher grobschlächtigen, geschickten Bruder darstellen, der ihm viel Arbeit abgenommen hat, zwar nicht so gebildet ist, aber auch immer etwas über den Tellerrand schaut. Der sich als Nicht-Erbe Gedanken machen muss, wo er einmal unterkommen kann.

Letztlich wird es wohl auch so kommen, dass Hrolf Christ wird, weil er sich selbst wenig Hoffnung darauf macht, nach Walhalla zu kommen und darin eine hoffnungsvolle Alternative sieht. Für diese Handlung, die erst weit in der Zukunft stattfinden wird, ebne ich schon jetzt ein bisschen den Weg.

Danke erneut für die hilfreichen Kommentare.
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azareon35
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Beitrag02.12.2019 14:32

von azareon35
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Zitat:
Hach, beneidenswert. Für so eine Thematik ist das echt praktisch. Wenn ich nach meinem Hintergrund ginge, müsste ich ein Buch über Atmosphärenphysik schreiben, aber dem Thema versuche ich in der Freizeit lieber etwas zu entkommen

Das ist bestimmt nützlich für SF-Romane, oder wenn man z.B. die Flugbahn eines Trebuchets berechnen will.

Zitat:
Und ich habe erst heute gelesen, dass Helheim der Ort sei, an den diejenigen kommen, die nicht in Walhalla landen, aber dass es an diesem Ort nicht so schrecklich sei, wie man sich etwa eine Hölle vorstellt. Von Niflheim habe ich wiederum noch nichts gehört, da werde ich mich nochmal belesen.

Ein großer Teil dessen, was wir über die nordische Mythologie wissen, stammt aus der Feder von Snorri Sturluson und das ist stark durch dessen christlichen Hintergrund eingefärbt.
Du hast natürlich recht, Helheim ist nicht die Hölle, wie eine christliche Erziehung sie kennt. Gleichzeitig hat Walhalla auch nichts mit der christlichen Vorstellung des Himmels zu tun.
Für die alten Skandinavier war es wichtig, aufrecht und ehrlich zu sterben, um es grob zu vereinfachen. Das galt auch für alte Leute, die in ihren Betten starben. Wichtig war, dass man nicht als, auch wieder grob gesagt, eidbrüchig galt.

Zitat:
Von Bjarni Herjulfsson habe ich recherchiert, dass er als Erster die Küsten Amerikas entdeckt hat, aber nicht an Land ging, weil er nach Grönland wollte und das nicht den Beschreibungen von Grönland entsprach. Dafür wurde er nachträglich noch verspottet. Dieses Muster, die Engstirnigkeit, soll sich in seinem alltäglichen Verhalten widerspiegeln.

Bedenke bitte, wie abergläubisch die Menschen in dieser Zeit waren. Hinter jedem großen Gewittersturm verbarg sich das Ende der Welt, hinter jeder Katastrophe lauerte eine Strafe Gottes/der Götter. Wenn Bjarni nicht an Land gehen will, weil die Umgebung nicht der Beschreibung von Grönland entspricht, ist das eher umsichtig zu nennen, denn nach allem, was die Wikinger wussten, waren sie gerade an der Küste von Jotunheim gelandet. Und kein vernünftiger Wikinger würde freiwillig ins Land der Riesen gehen.


Zitat:


Letztlich wird es wohl auch so kommen, dass Hrolf Christ wird, weil er sich selbst wenig Hoffnung darauf macht, nach Walhalla zu kommen und darin eine hoffnungsvolle Alternative sieht.

Und genau da sehe ich ein Problem. Das ist viel zu viel Introspektion für eine Zeit, in der dies nicht existierte bzw. in der dieses Hadern mit sich selbst sich als tödlich erweisen konnte.
Es ist kein Problem, wenn Hrolf konvertiert, aber das sollte aufgrund einschneidender Ereignisse von außen geschehen, nicht, weil er sich denkt: "Ach, nach Walhalla komm ich eh nicht mehr, ich werd Christ!"

Zitat:
den eher grobschlächtigen, geschickten Bruder

Fällt dir da ein logischer Fehler auf?


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Beitrag04.12.2019 22:05

von Ronsen
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Danke erneut für deine Rückmeldung.
Ich habe mir heute zwei weitere Bücher zu Recherchezwecken bestellt.

Zitat:

Bedenke bitte, wie abergläubisch die Menschen in dieser Zeit waren. Hinter jedem großen Gewittersturm verbarg sich das Ende der Welt, hinter jeder Katastrophe lauerte eine Strafe Gottes/der Götter. Wenn Bjarni nicht an Land gehen will, weil die Umgebung nicht der Beschreibung von Grönland entspricht, ist das eher umsichtig zu nennen, denn nach allem, was die Wikinger wussten, waren sie gerade an der Küste von Jotunheim gelandet. Und kein vernünftiger Wikinger würde freiwillig ins Land der Riesen gehen.

Okay. Das werde ich im weiteren Verlauf berücksichtigen.


Zitat:

Und genau da sehe ich ein Problem. Das ist viel zu viel Introspektion für eine Zeit, in der dies nicht existierte bzw. in der dieses Hadern mit sich selbst sich als tödlich erweisen konnte.
Es ist kein Problem, wenn Hrolf konvertiert, aber das sollte aufgrund einschneidender Ereignisse von außen geschehen, nicht, weil er sich denkt: "Ach, nach Walhalla komm ich eh nicht mehr, ich werd Christ!"

Gut, ich werde seine Vorgeschichte noch einmal überdenken.

Zitat:
Fällt dir da ein logischer Fehler auf?

In erster Linie fällt mir auf, dass ich nicht mehr antworten sollte, ohne das, was ich geschrieben habe, nochmal zu kontrollieren...
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Beitrag06.12.2019 00:36

von Ronsen
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Die aktualisierte Fassung.

***

Hätte Hrolf Ingvasson an diesem milden Sommermorgen bereits geahnt, dass er zur Mittagsstunde in eine fremde Welt aufbrechen würde, die noch kein Nordmann vor ihm, ja vielleicht noch keine Menschenseele auf dieser Erde, je zu Gesicht bekommen hatte, dann wäre sein Frühstück gewiss üppiger ausgefallen.
Die letzten Tage verbrachte er auf hoher See, auf einer Knorr, von Haithabu aus gen Island. Die Verpflegung auf dem Handelsschiff war vergleichsweise gut gewesen, denn die Götter hatten der Crew einen frischen Ostwind beschert, der sie unter vollen Segeln auf die Insel von Feuer und Eis brachte. Bei so gutem Wind mussten sie nicht allzu sehr rationieren. Dennoch hatte sich Hrolf bei ihrer Ankunft in den frühen Morgenstunden nur eine kleine Portion vom trocknen Brot und Hartkäse genommen, denn er wollte sich den Hunger für das Festmahl aufheben, das ihn zuhause erwartete. Ein köstlicher Hammelbraten kam eigentlich immer auf den Tisch, wenn er von einer langen Reise zurückkehrte. Am besten in einem großen Eintopf mit roten Rüben und Kohl und dazu krügeweise Met. Schon bei dem Gedanken daran lief dem Seemann das Wasser im Mund zusammen und er klopfte sich beruhigend auf seinen großen, knurrenden Bauch.
Mit einem kräftigen „Hauruck“ auf den Lippen, hievte er ein prallgefülltes Weinfass von Bord und reichte es einem der Männer an Land, die sämtliche Waren an der Küste stapeln sollten, bevor die Ebbe zurückkehrte und ihr Schiff auf dem Trockenen lag. Bei den Dänen von Haithabu hatten sie dieses Jahr großartige Geschäfte gemacht. Die Wolle ihrer Schafe und die zahlreichen Tiertrophäen, die man nur in den Gewässern um Island fangen konnte, waren bei den Händlern im Süden äußerst beliebt. Sie selbst kauften vor allem Holz, denn die einst üppig begrünte Insel glich neuerdings dem kahlen Schädel eines alternden Kriegers, der schon auf halbem Wege nach Walhalla war. Hrolf hätte sich nie zu träumen gewagt, dass ausgerechnet etwas so Alltägliches wie Holz einmal knapp werden konnte. Aber der Preis war niedrig und so konnten sich die gewitzten Händler noch andere Spezialitäten wie Wein und Gewürze kaufen, die im rauen Klima des Nordens nicht zu finden waren. Und für einen guten Schluck Rotwein war Hrolf immer zu haben.
„Wo bleibt Bjarni denn mit den Karren?“, rief Hrolf in die Runde, „Mein Bauch heult schon lauter als ein Wolf. Nicht, dass ihm die Schafe wieder ausgebüxt sind!“
Von seinen Kameraden erntete Hrolf zustimmendes Gelächter. Ihr Steuermann Bjarni Herjulfson galt zwar als die schärfste Zunge, wenn es ums Geschäftemachen ging, doch in alltäglichen Dingen stellte er sich zuweilen ungeschickt an. Hrolf wusste das am besten, denn er war bei Bjarnis Familie aufgewachsen. Seine eigene Mutter war verschieden, da war er gerade einmal vier Jahre alt. Kurz darauf gab ihn sein Vater bei seinem besten Freund Herjulf und seiner Familie ab, da er sich allein nicht um ein Kind zu kümmern wusste. Bjarni war zu diesem Zeitpunkt gerade ein Säugling und Hrolf ihm immer wie ein großer Bruder. Von seinem eigenen Vater wusste Hrolf nur, dass er auf Beutefahrt gegangen war, um sich eine neue Frau aus dem Süden zu angeln. In den letzten zwanzig Wintern hatte er ihn nicht mehr zu Gesicht bekommen.
Sein neuer Ziehvater Herjulf war ihm ein strenger Vater gewesen, der ihn zugunsten seines eigenen Sohnes die meisten Arbeiten auf dem Hof verrichten ließ. Daher kam es auch, dass Bjarni zwar lesen und rechnen konnte, jedoch eine Sense nicht von einer Egge zu unterscheiden wusste.
„Ich glaube, ich kann ihn sehen“, rief einer der Männer und riss Hrolf damit aus seinen Gedanken. Der Seebär ließ seinen Blick über die weiten Hügel und Ebenen schweifen und folgte dabei den Spuren eines Trampelpfades, der ins Landesinnere führte. An dessen Ende erkannte er einen dunklen Schatten, der schnell größer wurde und näherkam. Es war ein einzelner Reiter, der sein Ross kaum zu zügeln wusste.
„Das ist er“, murmelte Hrolf in seinen vollen, blonden Bart, „So steif sitzt nur Bjarni Herjulfson im Sattel.“
Die gut dreißigköpfige Besatzung erwartete gespannt die Rückkehr ihres Anführers, der kurz nach der Ankunft direkt losgezogen war, um den elterlichen Hof aufzusuchen, während die anderen den Kahn schon mal entladen sollten. Eigentlich wollte er ein Dutzend Knechte, Karren und Lastenvieh mitbringen, um die Güter direkt zum Hof zu bringen, doch er kehrte allein zurück. Hrolf besänftigte den Gaul seines Bruders und ergriff als erster das Wort. Er ahnte bereits, dass etwas im Argen lag.
„Hat es einen Überfall gegeben? Steht der Hof noch?“
„Nein… ich meine Ja. Nein und Ja. Der Hof steht noch.“
Bjarnis Blick wirkte verklärt, als wäre er in Gedanken bereits in eine ferne Welt abgedriftet.
„Geht es Vater und Mutter gut? Hast du sie gesehen?“
Bjarni antwortete nicht. Stattdessen strich er sich mehrfach mit der Hand durch den Spitzbart, stieg vom Pferd am und lief vor seiner Mannschaft auf und ab. Hrolf konnte diese Ungewissheit nicht ertragen. Er packte seinen kleinen Bruder an der Schulter und zwang ihn zurück ins Hier und Jetzt.
„Sie sind fort“, kam schließlich die knappe Antwort des Handelsmannes, der noch für einen Moment nach den richtigen Worten suchte und sich dabei nervös an der Schläfe tippte. Hrolf kannte diese Geste. In Bjarnis Kopf kochten die Gedanken gerade über, wie in einer heißen Quelle.
„Erik der Rote“, rief er schließlich, „Er ist aus der Verbannung zurückgekehrt.“
Ein leises Raunen ging durch die Menge, denn diese Botschaft wirkte wie ein Gewitterblitz an einem heißen Sommertag. Erik der Rote war hierzulande ein bekannter Mörder. Seinen Beinamen hatte er nicht nur seinem roten Bart zu verdanken, sondern auch dem Blut, das an seinen Händen klebte. Vor drei Jahren hatten die Goden, die einflussreichsten Bauern der Insel, ihn und seine Männer wegen Mordes an einem hochrangigen Freimann von der Insel verbannt. Hrolf konnte sich nur einen einzigen Grund für die Rückkehr des Roten vorstellen - Rache. War Erik war mit einer großen Flotte zurückgekehrt, um das Land in den Sommermonaten zu plündern, während die Krieger auf dem Festland auf Beutezug waren? Hrolf schien nicht der einzige zu sein, der so dachte, denn das Gemurmel unter den Männern wurde immer lauter.
„Habt ihr das gehört, Männer?“, rief er in die Runde und griff dabei nach seiner Axt, „Es hört sich so an, als müssten wir unser Land und unsere Familien verteidigen. Erik der Rote mag stärker sein, als jeder Einzelne von uns, aber mit unserer Rückkehr hat nicht gerechnet. Wenn wir jetzt losziehen, können wir ihn überrumpeln. Die Skalden werden Lieder von den tapferen Isländern singen, die ihr Heimatland bis aufs Blut verteidigten. Wer ist dabei?“
Die Bande reagierte mit lauten Schlachtrufen und emporgestreckten Waffen. Sie waren vielleicht der Seefahrt müde, doch für einen Kampf in bester Stimmung, wenngleich dem Feind ein übler Ruf vorauseilte. Doch das ermutigte sie nur umso mehr. Hoffnungsvoll blickte Hrolf zu Bjarni, der nur den Befehl zum Angriff geben musste und sich damit verewigen konnte. Doch er blieb aus.
„Nein!“, rief Bjarni mit erhobener Hand, „Beruhigt euch, Erik kam in friedlicher Absicht. Und er ist auch gar nicht mehr da.“
Der Anblick der Mannschaft erinnerte an einen Igel, der seine Stacheln plötzlich wieder einfuhr. Ein enttäuschter Igel.
„Ich habe mit einem der Goden gesprochen, die bei Eriks Ankunft zugegen war. Er berichtete davon, während seiner Zeit in der Verbannung ein Land im Westen entdeckt zu haben, das so herrlich weit und fruchtbar ist, dass sich gar hunderte Bauernfamilien dort ansiedeln könnten. Er gab ihm den Namen für grünes Land - Grönland. Und er ist nur nach Island zurückgekehrt, um seine Familie und Freunde zu holen und alle Zweitgeborenen, die auf unserem Eiland keinen Platz mehr haben, um einen eigenen Hof zu erwirtschaften.“
Bei diesem Satz wurde Hrolf hellhörig. Ein fruchtbares Land, das noch jungfräulich war und Siedlungsplatz bot? Das klang ganz nach seinem Geschmack. Als Ziehsohn besaß Hrolf in der Familie kein Erbrecht. Wenn Vater Herjulf starb, würde Bjarni den Hof erben. Vorausgesetzt es gab dann noch etwas zu erben gab, versteht sich.
„Und was ist mit Mutter und Vater? Sind sie etwa mit ihm gesegelt?“
„So ist es“, antwortete Bjarni stolz, „Mein Vater ist eben auch ein gerissener Handelsmann. Er hat unseren Hof Eyrarbakki teuer an den Meistbietenden verkauft und ist mit Freund und Vieh nach Grönland übergesetzt. Und wir werden ihnen folgen. Thors Blitz soll mich treffen, wenn ich das Julfest nicht bei meinen Eltern verbringen kann.“
„Soll das etwa heißen…“, begann Hrolf.
„Ganz recht. Wir werden heute noch die Segel gen Westen setzen, solange der Wind günstig steht und der Himmel klar ist.“

Hrolf war ein vorsichtiger Wikinger. Ein Charakterzug, der ihm meist erst dann einen großen Respekt verschaffte, wenn er eine verzwickte Situation durch Nachdenken, statt durch bloße Muskelkraft löste, denn er neigte dazu, Situationen aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. In der Mannschaft galt er als Bjarnis Ratgeber und rechte Hand, denn im Eifer des Gefechts war er der Ruhepol, den er zuweilen sture Bjarni manchmal brauchte.
So gern er seinem kleinen Bruder auch blind ins Abenteuer folgen wollte, so war ihm auch daran gelegen, die Mannschaft nicht in ihren nassen oder eisigen Tod zu führen. Daher wartete er einen günstigen Moment ab, bis die Männer sich zerstreut hatten, um die Waren wieder an Bord zu laden oder Frischwasser zu holen. Ohne bei Bjarni um Erlaubnis zu fragen, köpfte Hrolf eines der Weinfässer und goss sich und seinem Bruder zwei Füllhörner ab. Mit dem Wein in den Händen und einem breiten Grinsen auf den Lippen wandte er sich an Bjarni.
„Skál, mein Bruderherz! Ich dachte mir, so eine große Neuigkeit lässt sich am besten mit einem Schluck vom Roten verdauen.“
Bjarni nahm dankend einen großen Schluck und Hrolf tat es ihm gleich. Doch während sein Bruder ob des säuerlichen Geschmacks nur die Nase rümpfte, schienen sich Hrolfs Barthaare zu kräuseln.
„Erlesen“, sagte Bjarni, aber die Bedeutung dieses Wortes war Hrolf fremd.
„Mir wäre ein heißer Met jetzt wesentlich lieber. Oder ein schöner Fleischeintopf.“
„Mutter würde dir mit ihrem Löffel auf die Finger hauen, bei dem Hunger, den du immer mitbringst“, lachte Bjarni, „Und Vater hätte erst einmal den Göttern für das gute Essen gedankt und uns erzählt, was für ein besonders fettes Schaf das war, das er da wieder geschlachtet hat.“
„Er hätte so lange geschwatzt, bis die Suppe einfriert“, spottete Hrolf und beide lachten.
Erst nach einem Augenblick der Stille sagte Bjarni: „Ich hoffe, es geht ihnen gut.“
„Da würde ich mir keine Sorgen machen“, beruhigte Hrolf seinen kleinen Bruder, „Vater ist doch ein harter Hund. Wenn jemand in einem fremden Land überleben kann, dann er.“
Bjarni nickte. Jetzt spürte Hrolf, war der richtige Moment, auf die Reise zu sprechen zu kommen.
„Aber wir sind nicht die Einzigen, die eine Familie haben, zu der sie zurückkehren wollen.“
„Worauf willst du hinaus?“
Hrolf drehte sich um und blickte in Richtung der Knorr. Die Männer waren verunsichert. Einige wirkten in sich gekehrt, andere diskutierten aufgeregt miteinander oder gedachten der Götter. Ein Aufbruch in fremde Gewässer war mit großen Gefahren verbunden, aber der Ruhm, der sie erwartete, weckte ihren Mut.
„Wir haben eine lange Reise hinter uns. Vielleicht solltest du den Männern eine Pause gönnen. Einige von ihnen wollen vielleicht nicht mitkommen, weil ihre Familien noch hier sind.“
„Es steht jedem frei, mit mir zu kommen oder nicht“, erwiderte Bjarni, „Doch der Wind steht jetzt günstig und der Sommer ist bald vorbei. Und wir beide haben keinen Hof mehr. Jeden Tag, den wir jetzt hier verschwenden, fressen wir uns wertvollen Proviant weg, den wir auf der Reise brauchen können.“
Eine gut durchdachte Antwort, musste sich Hrolf eingestehen.
„Hast du den Proviant geprüft? Soweit uns überliefert wurde, liegt Island am Rand der Welt. Jenseits des Meeres liegt nur noch Jotumhel, das Land der Riesen und des ewigen Eises. Ich möchte nur ungern mit leerem Magen gegen die Riesen in die Schlacht ziehen.“
Bjarni schüttelte den Kopf und ließ den Blick aufs Meer hinausschweifen.
„Die Alken fliegen im Sommer weit ins unbekannte Meer hinaus. Wenn sie dort nisten, muss es dort auch fruchtbares Land geben. Und wenn mein alter Herr eine Reise ins Unbekannte antritt, dann werde ich das auch können.“
„Er folgte Erik dem Roten! Doch welcher Route folgen wir?“
„Ich habe mit dem Goden gesprochen, der unseren Hof gekauft hat. Er hat Eriks Botschaft weitergetragen. Segelt geradewegs gen Westen, haltet den Kurs mit der Sonne. Wenn die Sonne jeden Tag auf gleiche Höhe steigt, dann sind wir richtig. Grönland ist eine endlose Weite, kaum Bäume, aber fruchtbar grün. An diese Beschreibung können wir uns halten.“
Hrolf nickte bedächtig und nahm einen weiteren Schluck. Sein Magen knurrte noch immer und der Trunk war stark. Bjarni hatte sich wirklich viele Gedanken gemacht. Er schien sich diese Reise fest in den Kopf gesetzt und bereits ausreichend durchgeplant zu haben. Und das ließ auch Hrolfs Sorgen allmählich verblassen.
„Ich hoffe nur, der Gode ist keine Schlangenzunge“, sagte Hrolf.
Jetzt war es Bjarni, der den Augenkontakt seines Bruders suchte. In den Seinen glänzte die Abenteuerlust.
„Ich habe ein gutes Gespür dafür, ob ein Mensch lügt oder nicht. Das lernt man als erfahrener Handelsmann. Und ich merke auch, wenn jemand Angst hat. Wenn du mir nicht vertraust, Bruder, dann kannst du gern hier bleiben und dich mit dem Goden um den Hof prügeln.“
Dann leerte Bjarni sein Füllhorn und stapfte entschlossener als zuvor zum Schiff zurück.
„Jetzt, da das Fass offen ist, sollten alle davon trinken. Das motiviert sie für die Fahrt!“
Hrolf atmete noch einmal tief durch und eilte seinem Bruder hinterher.
„Dann genehmige ich mir aber auch noch einen Schluck. Und eine zweite Ration vom Frühstück. Ich werde dir in die neue Welt folgen, Bruder, aber nicht mit leerem Magen!“
Und damit war es entschieden.

***
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SannyB
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Beitrag06.12.2019 10:01

von SannyB
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Hallo Ronsen,

gefällt mir sehr gut, ich würde weiterlesen!
Dein Text ließt sich flüssig, die Dialog wirken natürlich. Und man kann jetzt schon ahnen, dass einige Abenteuer und Konflikte folgen werden.

Viele Grüße,
Sanny
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Ronsen
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Beitrag06.12.2019 13:49

von Ronsen
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Vielen Dank Sanny, das freut mich smile
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xYami
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Beitrag07.12.2019 14:22

von xYami
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Moin Ronsen,

ich habe mir deinen Romananfang bei einem Kaffee zu Gemüte geführt und muss sagen, dass ich beeindruckt bin.

Dein Schreibstil wirkt sehr flüssig und jeder Satz durchdacht. Das gefällt mir. Auch die metaphorischen Umschreibungen sind erfrischend und eröffnen dem Leser einen großen Interpretationsspielraum.

Der Einstieg ist vielleicht etwas abgedroschen, aber auch gut umgesetzt.

--
Historisch kann ich leider nichts beitragen.

Ich wünsche Dir, dass Zeit und Lust dich nicht an der Fertigstellung deines Romans hindern mögen. Das wäre schade.

LG,
Yami
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Ronsen
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Beitrag07.12.2019 22:41

von Ronsen
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xYami hat Folgendes geschrieben:
Moin Ronsen,

ich habe mir deinen Romananfang bei einem Kaffee zu Gemüte geführt und muss sagen, dass ich beeindruckt bin.

Dein Schreibstil wirkt sehr flüssig und jeder Satz durchdacht. Das gefällt mir. Auch die metaphorischen Umschreibungen sind erfrischend und eröffnen dem Leser einen großen Interpretationsspielraum.


Vielen Dank für Feedback und Lob, das ist echt motivierend smile
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azareon35
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Beitrag13.12.2019 04:43

von azareon35
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Ronsen hat Folgendes geschrieben:


Hätte Hrolf Ingvasson an diesem milden Sommermorgen bereits geahnt, dass er zur Mittagsstunde in eine fremde Welt aufbrechen würde, die noch kein Nordmann vor ihm, ja vielleicht noch keine Menschenseele auf dieser Erde, je zu Gesicht bekommen hatte, dann wäre sein Frühstück gewiss üppiger ausgefallen.
Die letzten Tage verbrachte er auf hoher See, auf einer Knorr, von Haithabu aus gen Island. Die Verpflegung auf dem Handelsschiff war vergleichsweise gut gewesen, denn die Götter Das wäre dann Njord, der Gott der Seefahrt. Es gibt noch die Meeresgötter Aegir und Ran, letztere wurde von den alten Skandinaviern gefürchtet, denn in ihrem Netz landeten die Seelen jener, die auf hoher See ertranken. hatten der Crew einen frischen Ostwind beschert, der sie unter vollen Segeln auf die Insel von Feuer und Eis brachte. Bei so gutem Wind mussten sie nicht allzu sehr rationieren. Da denkt der Autor zu weit voraus. Lass das weg. Die würden selbst bei gutem Wind ihre Rationen einhalten. Dennoch hatte sich Hrolf bei ihrer Ankunft in den frühen Morgenstunden nur eine kleine Portion vom trocknen Brot und Hartkäse genommen, denn er wollte sich den Hunger für das Festmahl aufheben, das ihn zuhause erwartete. Ein köstlicher Hammelbraten kam eigentlich immer auf den Tisch, wenn er von einer langen Reise zurückkehrte. Am besten in einem großen Eintopf mit roten Rüben und Kohl und dazu krügeweise Met. Schon bei dem Gedanken daran lief dem Seemann das Wasser im Mund zusammen und er klopfte sich beruhigend auf seinen großen, knurrenden Bauch.
Mit einem kräftigen „Hauruck“ auf den Lippen, hievte er ein prallgefülltes Weinfass von Bord und reichte es einem der Männer an Land, die sämtliche Waren an der Küste stapeln sollten, bevor die Ebbe zurückkehrte und ihr Schiff auf dem Trockenen lag. Bei den Dänen von Haithabu hatten sie dieses Jahr großartige Geschäfte gemacht. Die Wolle ihrer Schafe und die zahlreichen Tiertrophäen, die man nur in den Gewässern um Island fangen konnte, waren bei den Händlern im Süden äußerst beliebt. Sie selbst kauften vor allem Holz, denn die einst üppig begrünte Insel glich neuerdings dem kahlen Schädel eines alternden Kriegers, der schon auf halbem Wege nach Walhalla war. Hrolf hätte sich nie zu träumen gewagt, dass ausgerechnet etwas so Alltägliches wie Holz einmal knapp werden konnte. Aber der Preis war niedrig und so konnten sich die gewitzten Händler noch andere Spezialitäten wie Wein und Gewürze kaufen, die im rauen Klima des Nordens nicht zu finden waren. Das kannst du rauslassen. Und für einen guten Schluck Rotwein war Hrolf immer zu haben. Rotwein enthält weniger Alkohol als Met. Schmeckt natürlich ganz anders als Met, daher gilt es als Delikatesse und Handelsware, aber wer trinkt Alkohol schon wegen dem Geschmack?
„Wo bleibt Bjarni denn mit den Karren?“, rief Hrolf in die Runde, „Mein Bauch heult schon lauter als ein Wolf. Nicht, dass ihm die Schafe wieder ausgebüxt sind!“
Von seinen Kameraden erntete Hrolf zustimmendes Gelächter. Ihr Steuermann Bjarni Herjulfson galt zwar als die schärfste Zunge, wenn es ums Geschäftemachen ging, doch in alltäglichen Dingen stellte er sich zuweilen ungeschickt an. Hrolf wusste das am besten, denn er war bei Bjarnis Familie aufgewachsen. Seine eigene Mutter war verschieden, da war er gerade einmal vier Jahre alt. Kurz darauf gab ihn sein Vater bei seinem besten Freund Herjulf und seiner Familie ab, da er sich allein nicht um ein Kind zu kümmern wusste. Bjarni war zu diesem Zeitpunkt gerade ein Säugling und Hrolf ihm immer wie ein großer Bruder. Von seinem eigenen Vater wusste Hrolf nur, dass er auf Beutefahrt gegangen war, um sich eine neue Frau aus dem Süden zu angeln. In den letzten zwanzig Wintern hatte er ihn nicht mehr zu Gesicht bekommen.
Sein neuer Ziehvater Herjulf war ihm ein strenger Vater gewesen, der ihn zugunsten seines eigenen Sohnes die meisten Arbeiten auf dem Hof verrichten ließ. Daher kam es auch, dass Bjarni zwar lesen und rechnen konnte, jedoch eine Sense nicht von einer Egge zu unterscheiden wusste. Die Aussage musst du überarbeiten, er wirkt immer noch zu inkompetent.
„Ich glaube, ich kann ihn sehen“, rief einer der Männer und riss Hrolf damit aus seinen Gedanken. Der Seebär ließ seinen Blick über die weiten Hügel und Ebenen schweifen und folgte dabei den Spuren eines Trampelpfades, der ins Landesinnere führte. An dessen Ende erkannte er einen dunklen Schatten, der schnell größer wurde und näherkam. Es war ein einzelner Reiter, der sein Ross kaum zu zügeln wusste.
„Das ist er“, murmelte Hrolf in seinen vollen, blonden Bart, „So steif sitzt nur Bjarni Herjulfson im Sattel.“
Die gut dreißigköpfige Besatzung erwartete gespannt die Rückkehr ihres Anführers, der kurz nach der Ankunft direkt losgezogen war, um den elterlichen Hof aufzusuchen, während die anderen den Kahn schon mal entladen sollten. Eigentlich wollte er ein Dutzend Knechte, Karren und Lastenvieh mitbringen, um die Güter direkt zum Hof zu bringen, doch er kehrte allein zurück. Hrolf besänftigte den Gaul seines Bruders und ergriff als erster das Wort. Er ahnte bereits, dass etwas im Argen lag.
„Hat es einen Überfall gegeben? Steht der Hof noch?“
„Nein… ich meine Ja. Nein und Ja. Der Hof steht noch.“
Bjarnis Blick wirkte verklärt, als wäre er in Gedanken bereits in eine ferne Welt abgedriftet.
„Geht es Vater und Mutter gut? Hast du sie gesehen?“
Bjarni antwortete nicht. Stattdessen strich er sich mehrfach mit der Hand durch den Spitzbart, stieg vom Pferd am und lief vor seiner Mannschaft auf und ab. Hrolf konnte diese Ungewissheit nicht ertragen. Er packte seinen kleinen Bruder an der Schulter und zwang ihn zurück ins Hier und Jetzt.
„Sie sind fort“, kam schließlich die knappe Antwort des Handelsmannes, der noch für einen Moment nach den richtigen Worten suchte und sich dabei nervös an der Schläfe tippte. Hrolf kannte diese Geste. In Bjarnis Kopf kochten die Gedanken gerade über, wie in einer heißen Quelle.
„Erik der Rote“, rief er schließlich, „Er ist aus der Verbannung zurückgekehrt.“
Ein leises Raunen ging durch die Menge, denn diese Botschaft wirkte wie ein Gewitterblitz an einem heißen Sommertag. Erik der Rote war hierzulande ein bekannter Mörder. Seinen Beinamen hatte er nicht nur seinem roten Bart zu verdanken, sondern auch dem Blut, das an seinen Händen klebte. Vor drei Jahren hatten die Goden, die einflussreichsten Bauern der Insel, ihn und seine Männer wegen Mordes an einem hochrangigen Freimann von der Insel verbannt. Hrolf konnte sich nur einen einzigen Grund für die Rückkehr des Roten vorstellen - Rache. War Erik war mit einer großen Flotte zurückgekehrt, um das Land in den Sommermonaten zu plündern, während die Krieger auf dem Festland auf Beutezug waren? Hrolf schien nicht der einzige zu sein, der so dachte, denn das Gemurmel unter den Männern wurde immer lauter. Überflüssig.
„Habt ihr das gehört, Männer?“, rief er in die Runde und griff dabei nach seiner Axt, „Es hört sich so an, als müssten wir unser Land und unsere Familien verteidigen. Erik der Rote mag stärker sein, als jeder Einzelne von uns, aber mit unserer Rückkehr hat nicht gerechnet. Wenn wir jetzt losziehen, können wir ihn überrumpeln. Die Skalden werden Lieder von den tapferen Isländern singen, die ihr Heimatland bis aufs Blut verteidigten. Wer ist dabei?“ Was? Sorry, aber das ist keine motivierende Ansprache. Versuch mal sowas:
"Hergehört, Männer!", rief Hrolf in die Runde und zog dabei seine Axt. "Erik der Rote ist über unser Land hergefallen! Seit Jahren bereise ich an eurer Seite die See und ich könnte mir niemand besseren an meiner Seite wünschen, mit dem ich zusammen diesem Feind gegenübertreten werde. Wir alle haben die dunklen Lieder über die dunklen Taten dieses Mannes gehört. Es mag eine Winterzeit kommen, es mag eine Wolfszeit kommen, eine Zeit der zersplitterten Schilde, und wenn diese Zeit nun gekommen ist, dann mag es so sein. Lasst die Walküren hören, dass hier tapfere Krieger bereit stehen, denen es eine Ehre wäre, in der letzten Schlacht an der Seite des Allvaters zu kämpfen!"
Die Mannschaft brüllte geschlossen: "Walhalla!" Waffen wurden emporgereckt.
Sie waren vielleicht der Seefahrt müde, doch für einen Kampf in bester Stimmung, besonders wenn dem Feind ein übler Ruf vorauseilte. Viel Feind, viel Ehr'. Doch das ermutigte sie nur umso mehr. Hoffnungsvoll blickte Hrolf zu Bjarni, der nur den Befehl zum Angriff geben musste und sich damit verewigen konnte. Doch er blieb aus. Überflüssig. Es ist besser, wenn Bjarni gleich mit der Erklärung weitermacht.
„Nein!“, rief Bjarni mit erhobener Hand, „Beruhigt euch, Erik kam in friedlicher Absicht. Und er ist auch gar nicht mehr da.“
Der Anblick der Mannschaft erinnerte an einen Igel, der seine Stacheln plötzlich wieder einfuhr. Ein enttäuschter Igel. Diese Tiermetapher passt überhaupt nicht. Viel zu übertrieben. Da reicht auch ein simples: Verwirrt hielt die Mannschaft inne und blickte Bjarni an.
„Ich habe mit einem der Goden gesprochen, die bei Eriks Ankunft zugegen war. Er berichtete davon, während seiner Zeit in der Verbannung ein Land im Westen entdeckt zu haben, das so herrlich weit und fruchtbar ist, dass sich gar hunderte Bauernfamilien dort ansiedeln könnten. Er gab ihm den Namen für grünes Land - Grönland. Und er ist nur nach Island zurückgekehrt, um seine Familie und Freunde zu holen und alle Zweitgeborenen, die auf unserem Eiland keinen Platz mehr haben, um einen eigenen Hof zu erwirtschaften.“
Bei diesem Satz wurde Hrolf hellhörig. Ein fruchtbares Land, das noch jungfräulich war und Siedlungsplatz bot? Das klang ganz nach seinem Geschmack. Als Ziehsohn besaß Hrolf in der Familie kein Erbrecht. Wenn Vater Herjulf starb, würde Bjarni den Hof erben. Vorausgesetzt es gab dann noch etwas zu erben gab, versteht sich.Immer noch zu infodumpy und erklärend. Lass das weg. Sag einfach, dass Hrolfs Interesse geweckt ist. Die Erklärung kannst du in späteren Kapiteln liefern.
„Und was ist mit Mutter und Vater? Sind sie etwa mit ihm gesegelt?“
„So ist es“, antwortete Bjarni stolz, „Mein Vater ist eben auch ein gerissener Handelsmann. Er hat unseren Hof Eyrarbakki teuer an den Meistbietenden verkauft und ist mit Freund und Vieh nach Grönland übergesetzt. Und wir werden ihnen folgen. Mjolnir soll mich treffen, wenn ich das Julfest nicht bei meinen Eltern verbringen kann.“
„Soll das etwa heißen…“, begann Hrolf.
„Ganz recht. Wir werden heute noch die Segel gen Westen setzen, solange der Wind günstig steht und der Himmel klar ist.“

Hrolf war ein vorsichtiger Wikinger. Ein Charakterzug, der ihm meist erst dann einen großen Respekt verschaffte, wenn er eine verzwickte Situation durch Nachdenken, statt durch bloße Muskelkraft löste, denn er neigte dazu, Situationen aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. In der Mannschaft galt er als Bjarnis Ratgeber und rechte Hand, denn im Eifer des Gefechts war er der Ruhepol, den er zuweilen sture Bjarni manchmal brauchte. Und hier habe ich ein Riesenproblem. Das passt nicht. Es steht in komplettem Widerspruch zu dem ersten Abschnitt. Der erste Eindruck, den ein Leser von Hrolf hat, ist der eines ungestühmen Haudraufs, der gut körperliche Arbeit leisten kann, aber ansonsten nur ans nächste Fressen, Saufen und Rammeln denkt. Wenn du jetzt also sagst, Hrolf sei eigentlich vorsichtig und denke lieber zweimal nach, anstelle einfach draufzuhauen ... dann glaubt der Leser das nicht. Dann sieht das so aus, als wüsstest du nicht, wie du ihn charakterisieren sollst. Oder du willst deinen Kuchen gleichermaßen essen und ihn behalten. Ein ungestühmer Haudraufwikinger, der gleichzeitig auch noch ein kühler Taktiker ist. Nee, das geht nicht. Außerdem wird dir jeder den Ausdruck 'vorsichtiger Wikinger' als Oxymoron anstreichen.
So gern er seinem kleinen Bruder auch blind ins Abenteuer folgen wollte, so war ihm auch daran gelegen, die Mannschaft nicht in ihren nassen oder eisigen Tod zu führen. Daher wartete er einen günstigen Moment ab, bis die Männer sich zerstreut hatten, um die Waren wieder an Bord zu laden oder Frischwasser zu holen. Ohne bei Bjarni um Erlaubnis zu fragen, köpfte Hrolf eines der Weinfässer Flaschen werden geköpft. Fässer zapft man an oder bricht sie auf. und goss sich und seinem Bruder zwei Füllhörner ab. Mit dem Wein in den Händen und einem breiten Grinsen auf den Lippen wandte er sich an Bjarni.
„Skál, mein Bruderherz! Ich dachte mir, so eine große Neuigkeit lässt sich am besten mit einem Schluck vom Roten verdauen.“
Bjarni nahm dankend einen großen Schluck und Hrolf tat es ihm gleich. Doch während sein Bruder ob des säuerlichen Geschmacks nur die Nase rümpfte, schienen sich Hrolfs Barthaare zu kräuseln.
„Erlesen“, sagte Bjarni, aber die Bedeutung dieses Wortes war Hrolf fremd.
„Mir wäre ein heißer Met jetzt wesentlich lieber.
Und auch das passt wieder nicht. Erst sagst du, Hrolf wäre immer für Rotwein zu haben, aber dann bevorzugt er wieder Met. Oder ein schöner Fleischeintopf.“
„Mutter würde dir mit ihrem Löffel auf die Finger hauen, bei dem Hunger, den du immer mitbringst“, lachte Bjarni, „Und Vater hätte erst einmal den Göttern für das gute Essen gedankt und uns erzählt, was für ein besonders fettes Schaf das war, das er da wieder geschlachtet hat.“
„Er hätte so lange geschwatzt, bis die Suppe einfriert“, spottete Hrolf und beide lachten.
Erst nach einem Augenblick der Stille sagte Bjarni: „Ich hoffe, es geht ihnen gut.“
„Da würde ich mir keine Sorgen machen“, beruhigte Hrolf seinen kleinen Bruder, „Vater ist doch ein harter Hund. Wenn jemand in einem fremden Land überleben kann, dann er.“
Bjarni nickte. Jetzt spürte Hrolf, war der richtige Moment, auf die Reise zu sprechen zu kommen.
„Aber wir sind nicht die Einzigen, die eine Familie haben, zu der sie zurückkehren wollen.“
Das ist zwiespältig. Auf der einen Seite zeigt es einen passenden Charakterzug eines guten Anführers, der sich um die Männer unter ihm sorgt ... auf der anderen Seite wirkt es ein wenig überfürsorglich, was mir wieder als Charakterisierungsfehler erscheint.
„Worauf willst du hinaus?“
Hrolf drehte sich um und blickte in Richtung der Knorr. Die Männer waren verunsichert. Einige wirkten in sich gekehrt, andere diskutierten aufgeregt miteinander oder gedachten der Götter. Ein Aufbruch in fremde Gewässer war mit großen Gefahren verbunden, aber der Ruhm, der sie erwartete, weckte ihren Mut.
„Wir haben eine lange Reise hinter uns. Vielleicht solltest du den Männern eine Pause gönnen. Einige von ihnen wollen vielleicht nicht mitkommen, weil ihre Familien noch hier sind.“
„Es steht jedem frei, mit mir zu kommen oder nicht“, erwiderte Bjarni, „Doch der Wind steht jetzt günstig und der Sommer ist bald vorbei. Und wir beide haben keinen Hof mehr. Jeden Tag, den wir jetzt hier verschwenden, fressen wir uns wertvollen Proviant weg, den wir auf der Reise brauchen können.“
Eine gut durchdachte Antwort, musste sich Hrolf eingestehen.
„Hast du den Proviant geprüft? Soweit uns überliefert wurde, liegt Island am Rand der Welt. Jenseits des Meeres liegt nur noch Jotumhel, das Land der Riesen und des ewigen Eises. Ich möchte nur ungern mit leerem Magen gegen die Riesen in die Schlacht ziehen.“
Bjarni schüttelte den Kopf und ließ den Blick aufs Meer hinausschweifen.
„Die Alken fliegen im Sommer weit ins unbekannte Meer hinaus. Wenn sie dort nisten, muss es dort auch fruchtbares Land geben. Und wenn mein alter Herr eine Reise ins Unbekannte antritt, dann werde ich das auch können.“
„Er folgte Erik dem Roten! Doch welcher Route folgen wir?“
„Ich habe mit dem Goden gesprochen, der unseren Hof gekauft hat. Er hat Eriks Botschaft weitergetragen. Segelt geradewegs gen Westen, haltet den Kurs mit der Sonne. Wenn die Sonne jeden Tag auf gleiche Höhe steigt, dann sind wir richtig. Grönland ist eine endlose Weite, kaum Bäume, aber fruchtbar grün. An diese Beschreibung können wir uns halten.“
Hrolf nickte bedächtig und nahm einen weiteren Schluck. Sein Magen knurrte noch immer und der Trunk war stark. Bjarni hatte sich wirklich viele Gedanken gemacht. Er schien sich diese Reise fest in den Kopf gesetzt und bereits ausreichend durchgeplant zu haben. Und das ließ auch Hrolfs Sorgen allmählich verblassen.
„Ich hoffe nur, der Gode ist keine Schlangenzunge“, sagte Hrolf.
Jetzt war es Bjarni, der den Augenkontakt seines Bruders suchte. In den Seinen glänzte die Abenteuerlust.
„Ich habe ein gutes Gespür dafür, ob ein Mensch lügt oder nicht. Das lernt man als erfahrener Handelsmann. Und ich merke auch, wenn jemand Angst hat. Wenn du mir nicht vertraust, Bruder, dann kannst du gern hier bleiben und dich mit dem Goden um den Hof prügeln.“
Dann leerte Bjarni sein Füllhorn und stapfte entschlossener als zuvor zum Schiff zurück.
„Jetzt, da das Fass offen ist, sollten alle davon trinken. Das motiviert sie für die Fahrt!“
Hrolf atmete noch einmal tief durch und eilte seinem Bruder hinterher.
„Dann genehmige ich mir aber auch noch einen Schluck. Und eine zweite Ration vom Frühstück. Ich werde dir in die neue Welt folgen, Bruder, aber nicht mit leerem Magen!“
Und damit war es entschieden.

***


Schon eine Verbesserung, aber da ist nach oben noch viel Raum.

Mein größtes Problem ist diese widersprüchliche Darstellung von Hrolf, der erst den ungestühmen Haudrauf gibt, dann plötzlich eine 180° Wende vollzieht und sich unpassend Sorgen um die Zukunft macht. Das passt einfach nicht zusammen, vor allem, da du es einfach sagst, anstelle es zu zeigen. Bedenke, wenn ein Autor einfach verlangt, dass der Leser ihm eine Aussage wörtlich abkauft, wird der Leser misstrauisch und achtet umso mehr auf Inkongruenzen.
Ich würde an deiner Stelle den zweiten Abschnitt dahingehend abändern, dass Hrolf einfach ein Fass öffnet und mit seinem Ziehbruder weinselig über Grönland fantasiert. Am Ende könnten sie darauf zu sprechen kommen, wer von der Mannschaft sie begleiten könnte, das kannst du dann im Folgekapitel zeigen, oder kurz anreißen, dass sich die komplette Mannschaft geschlossen dazu entschieden hat, die Reise mit ihnen anzutreten.


MfG
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Beitrag13.12.2019 11:42

von Ronsen
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Na schön, hier nur ein kurzer Kommentar während meiner Pause. Auf den Rest gehe ich ein andermal ein.

Mir gefällt nicht, in welche Richtung sich Hrolfs Charakter bewegt. Ich hatte die Ansprache eingebaut, weil du mir die Idee dazu gegeben hast und mir diese Reaktion der Mannschaft gefiel. Aber eigentlich sehe ich in ihm gar nicht so einen großen Kämpfer. Im weiteren Verlauf der Geschichte soll es noch viele weitere Charaktere geben, die die Rollen der furchtlosen Wikinger viel besser einnehmen als er.

Ich würde also eher noch jemand anderen aus der Mannschaft diese Ansprache halten lassen, als den letzten Abschnitt komplett umzuschreiben. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob der Prolog wirklich noch einen dritten namhaften Charakter braucht. Ich überleg mir das nochmal.

Abschließend muss ich auch noch erwähnen, dass mich deine Kritik in letzter Zeit eher demotiviert. Ich weiß die Hilfe ja wirklich zu schätzen, aber trotzdem ist mir gerade eher nach Zettel zusammenknüllen und wegschmeißen :/
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Beitrag13.12.2019 15:11

von azareon35
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Ronsen hat Folgendes geschrieben:

Mir gefällt nicht, in welche Richtung sich Hrolfs Charakter bewegt. Ich hatte die Ansprache eingebaut, weil du mir die Idee dazu gegeben hast und mir diese Reaktion der Mannschaft gefiel. Aber eigentlich sehe ich in ihm gar nicht so einen großen Kämpfer. Im weiteren Verlauf der Geschichte soll es noch viele weitere Charaktere geben, die die Rollen der furchtlosen Wikinger viel besser einnehmen als er.

Ich würde also eher noch jemand anderen aus der Mannschaft diese Ansprache halten lassen, als den letzten Abschnitt komplett umzuschreiben. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob der Prolog wirklich noch einen dritten namhaften Charakter braucht. Ich überleg mir das nochmal.



Dann musst du dich nochmal hinsetzen und Hrolf durchgehend ausarbeiten, insbesondere im Hinblick auf die Frage, welchen ersten Eindruck der Leser von Hrolf haben soll. Typischer Haudrauf-Wikinger oder doch etwas zerebralerer Charakter?
Deine Aussage über den vorsichtigen Wikinger verstößt auch massiv gegen das "Show, don't tell!"-Prinzip. Du kannst nicht einfach Dinge sagen und dann erwarten, dass das einfach so hingenommen wird. Zeig uns, dass Hrolf vorsichtig ist, zeig uns, wie er überlegt an die Dinge herangeht.
Vorschlag, beginn den Prolog doch damit, wie er das Löschen der Ladung überwacht, anstelle ans Essen zu denken. Da kannst du einen Satz einflechten, dass er in Abwesenheit seines Bruders das Kommando hat.


Der Text verträgt noch ein paar Namen mehr. Du musst nicht jeden einzelnen aus der Mannschaft im Prolog namentlich erwähnen (wir sind hier nicht bei Akira Kurosawa Wink ), aber du kannst ruhig Hrolf mal kurz den Blick über den Strand schweifen lassen und zeigst so, wie Ingvar sich mit einem Fass abmühte, wie der alte Gorm sich um die Waffen kümmerte und wie Gunnar und Sven mal wieder um irgendwas in Streit gerieten.




Ronsen hat Folgendes geschrieben:


Abschließend muss ich auch noch erwähnen, dass mich deine Kritik in letzter Zeit eher demotiviert. Ich weiß die Hilfe ja wirklich zu schätzen, aber trotzdem ist mir gerade eher nach Zettel zusammenknüllen und wegschmeißen :/

Ja, das kann ich nachvollziehen. Es ist nie schön, wenn der eigene Text auseinandergenommen wird. Aber glaubst du, das wäre bei einer Agentur oder einem Verlagslektor anders? Wenn es dich schon demotiviert, wie hier mit deinem Text umgegangen wird, dann wirst du dich nicht über
schriftliche Absagen von Agenturen oder Verlagen freuen.

Und glaub mir, da habe ich hier schon deutlich üblere Sachen gesehen. Dein Text ist ja gut, nur die Logikfehler stören halt noch. Der Rest ist eine Stilfrage, das kommt mit der Zeit.

Ich schicke dir mal eine PM, wie ich mit einem der übleren Beispiele umgegangen bin.


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Ronsen
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Beitrag13.12.2019 16:30

von Ronsen
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azareon35 hat Folgendes geschrieben:

Ja, das kann ich nachvollziehen. Es ist nie schön, wenn der eigene Text auseinandergenommen wird. Aber glaubst du, das wäre bei einer Agentur oder einem Verlagslektor anders? Wenn es dich schon demotiviert, wie hier mit deinem Text umgegangen wird, dann wirst du dich nicht über
schriftliche Absagen von Agenturen oder Verlagen freuen.

Und glaub mir, da habe ich hier schon deutlich üblere Sachen gesehen. Dein Text ist ja gut, nur die Logikfehler stören halt noch. Der Rest ist eine Stilfrage, das kommt mit der Zeit.

Ich schicke dir mal eine PM, wie ich mit einem der übleren Beispiele umgegangen bin.


Das kann man so oder so sehen.
Wenn die Agentur ihn auseinandernimmt, ist er zumindest schon mal fertig. Wenn die Motivation bereits im Keim erstickt, dann ist es schade drum, wenn eine gute Idee direkt verworfen wird.

Aber ich bleibe dran und denke auch, es ist besser, groben Unfug direkt zu Beginn zu entfernen, bevor man ein ganzes Werk umschreiben muss. Ich muss nur mit dieser - gefühlt - harschen Kritik erst umzugehen lernen. So detailliert haben bislang wenige meine Texte analysiert.

Was mich aber brennend interessiert: Wie hat der Verfasser des Textes, den du mir geschickt hast, denn reagiert? Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand mit so einem vernichtenden Urteil noch Freude an seinem Geschriebenen hat oder Lust, daran weiterzuschreiben. Und das sollte meiner Meinung ja nun auch nicht der Zweck einer Kritik sein.
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Beitrag13.12.2019 19:02

von Willebroer
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Nur die Ruhe! Smile
Wie du oben siehst, gibt es auch durchaus positive Kritiken. Entscheiden mußt du selber, was zu deinen eigenen Intentionen paßt.

Je schematischer die Kritik daherkommt ("zu viele Adjektive", "show don't tell", "keine Rückblende", "kein Prolog" usw. usf.), desto vorsichtiger sollte man damit umgehen. Im besten Fall kann Kritik einen sensibilisieren für bestimmte Punkte, an die man von selbst nicht gedacht hätte (oder die man immer wieder vergißt) und die man auch auf andere Beispiele übertragen kann, nicht nur auf den aktuellen Text.

Deshalb ist es auch so wichtig, mehrere Meinungen hören. Da kann man sich dann das Passende aussuchen - natürlich nicht nur das, was einem gefällt, die Versuchung ist groß! wink  

Ronsen hat Folgendes geschrieben:

Das kann man so oder so sehen.
Wenn die Agentur ihn auseinandernimmt, ist er zumindest schon mal fertig. Wenn die Motivation bereits im Keim erstickt, dann ist es schade drum, wenn eine gute Idee direkt verworfen wird.


Wenn die Agentur sich so viel Arbeit macht, gehört man schon zu den Privilegierten. In der Regel wird man gar keine Antwort oder nur eine kommentarlose/vorformulierte Absage bekommen. Wenn man dann noch keine anderen Rückmeldungen bekommen hat, steht man wie der Ochs vor dem Berg.

Natürlich kann es die Motivation lähmen, wenn der Gegenwind zu heftig ausfällt. Dann macht man eine schöpferische Pause. Aber keine Angst - sie kommt wieder (in den meisten Fällen jedenfalls). Unkraut vergeht nicht!
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azareon35
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 292
Wohnort: Hessen


Beitrag13.12.2019 19:27

von azareon35
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Willebroer hat Folgendes geschrieben:
Nur die Ruhe! Smile
Wie du oben siehst, gibt es auch durchaus positive Kritiken. Entscheiden mußt du selber, was zu deinen eigenen Intentionen paßt.

What he said.
Und ich wiederhole es gerne nochmal: dein Text gefällt mir, Ronsen. Deswegen nehme ich ihn so detailliert auseinander. Wie Willebroer es sagt:
Willebroer hat Folgendes geschrieben:
Im besten Fall kann Kritik einen sensibilisieren für bestimmte Punkte, an die man von selbst nicht gedacht hätte (oder die man immer wieder vergißt) und die man auch auf andere Beispiele übertragen kann, nicht nur auf den aktuellen Text.


Willebroer hat Folgendes geschrieben:

Wenn die Agentur sich so viel Arbeit macht, gehört man schon zu den Privilegierten. In der Regel wird man gar keine Antwort oder nur eine kommentarlose/vorformulierte Absage bekommen. Wenn man dann noch keine anderen Rückmeldungen bekommen hat, steht man wie der Ochs vor dem Berg.

Ja. Genau das.

Ronsen hat Folgendes geschrieben:
Was mich aber brennend interessiert: Wie hat der Verfasser des Textes, den du mir geschickt hast, denn reagiert? Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand mit so einem vernichtenden Urteil noch Freude an seinem Geschriebenen hat oder Lust, daran weiterzuschreiben. Und das sollte meiner Meinung ja nun auch nicht der Zweck einer Kritik sein.

Das wusste ich jetzt auch nicht. Auf die Kritik selber hat er damals gar nicht reagiert. Weder im Thread noch als PN.
Also habe ich mal nachgesehen. Er ist weiterhin aktiv, allem Anschein nach unbeirrbar und kaum belehrbar ... *schulterzuck*


_________________
Nemo me impune lacessit.

"If you don't read my bleedin' text, you don't get to talk down about my bleedin' text!"
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